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[Charmed] - Eine verhängnisvolle Frage

  • Ersteller Ersteller magic_power
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magic_power

Guest
Meine erste Geschichte. Bitte sagt mir, wie sie sie findet, es wäre mir sehr wichtig!

Prolog



Er sog scharf die Luft ein. Sie war muffig mit einem Beigeschmack des Bösen. In seinen Krallen bildete sich ein Feuerball. Mit den einem Auge darauf gerichtet ließ er das andere durch die Wände hindurchschauen. Diese neue Fähigkeit machte sich mehr und mehr bezahlt, auch wenn es ein ganzes Stück Arbeit gekostet hatte, sie #####r abzujagen. Jetzt war er auch nicht erstaunt, als sein Diener Androk leise eintrat. „Meister“, flüsterte der Warlock, „ich habe gute Neuigkeiten für Euch. “Es scheint, als stünde dem Plan nichts mehr im Weg. Mit flüsternder Stimme, die eher einer Schlange ähnlich war, als einen so mächtigen Dämons, befahl er: „Dann lass uns anfangen!“ Und die unheimliche Stille wurde durch das zischen des Feuerballs unterbrochen, der auf den überraschten Androk zuraste. Nach dem Todesschrei blieb nur ein Häufchen Asche übrig. Sein Lachen mischte sich mit der verbrannt riechenden Luft. Er ging zu seinem Thron und setzte sich darauf, die Fratze auf die rechte Hand gestützt. Jetzt konnte er endlich seinen Plan ausführen. Wie lange hatte er doch darauf gewartet und dann, würde er unsterblich werden und unermässliche Macht besitzen. Sie wissen noch nichts davon, noch sind sie arglos. Und er, er wird nicht die Fehler seiner Vorgänger machen. Sie ahnen noch gar nicht, was ihnen bevorsteht, es wird ihre ärgsten Befürchtungen übertrumpfen und sie habe keine Ahnung, dass sein Plan schon längst angefangen hat. Er brauchte nur noch den Rest erledigen. Nein, nicht mehr lange, dann ist er der mächtigste Dämon unter allen, nur noch ein kleines bisschen Geduld!
 
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Chapter 1

Chapter 1



Hell erleuchtete Kerzen schmückten den wundervoll gedeckten Tisch. Der Vollmond schien und die Nachtigall sang ihr Lied. Wie lange hatte sich Paige schon nicht mehr so glücklich gefühlt!? Nicht irgendjemand hatte ihr das gemacht, nein, es war Noel. Noel war überhaupt ihr große Liebe. Sie kannten sich nun etliche Monate und es war bisher Paige glücklichste Zeit gewesen. So überkam sie auch heute ein zärtliches Gefühl, als sie Noel ansah. Er hatte dieses Candle-Light-Dinner hergerichtet. Eigentlich hatte Paige damit gerechnet, in ein Restaurant zu gehen, denn Noel erwähnte am Telefon, dass sie sich besonders schick machen solle. Aber als er sie schließlich abgeholt hatte fuhr er mit ihr zu seinem Haus. Unter dem Vorwand, zuvor noch eine Kleinigkeit zu trinken, folgte sie ihm und entdeckte den wunderbar gedeckten Tisch. Jetzt saß sie auf einem Stuhl und im Hintergrund lief romantische Musik. Wenn sie doch nur diesen Moment festhalten könnte. „An was denkst du, mein Schatz?“, fragte Noel zärtlich und blickte ihr fragend in die Augen. Paige schenkte ihm ihr schönstes Lächeln und schüttelte den Kopf: „Es ist alles so überwältigend.“ Zärtlich drückte ihr Noel kurz die Hand. Dann stand er auf und öffnete de Champagner. Er ging zur Bar und füllte die zwei Gläser. Als er wieder an den Tisch kam, hatte er ein geheimnisvolles lächeln auf den Lippen. „Mein Leben war so leer ohne dich, dass weiß ich erst jetzt. Ich möchte dich nie wieder verlieren“, fing er an. Paige durchlief ein zärtliches Gefühl. Sie wollte gerade etwas erwidern, aber Noel gab ihr das Zeichen zu schweigen. Er kniete sich auf den Boden und nahm eine kleine Schachtel. Paiges‘ Augen weiteten sich, als Noel den Deckel öffnete und ein wunderschöner Ring zum Vorschein kam. „Paige, willst du mich heiraten?“
 
„Lalala . . .“, trällerte Piper mit dem im Radio laufenden Lied mit. Fröhlich summend rührte sie den Kochtopf um. Ein Glücksgefühl durchströmte sie und zauberte ein lächeln auf ihre Lippen. Sie war einfach zufrieden mit ihrem Leben. Leo hatte wieder mehr Zeit für sie und das Baby. Und ja das Baby, es war ihr ein und alles. Sie zuckte erschrocken zusammen, als sie Leo im Türrahmen lehnen sah. „Na, gar nichts los heute?“, fragte sie und gab ihm einen Kuss. Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr Piper fort: „Das Essen ist gleich fertig. Könntest du vielleicht den Tisch decken?“ Sie drückte ihrem Ehemann die Teller in die Hand. Als das piepsen der Küchenuhr zu hören war, stellte sie den Herd ab und stellte die Töpfe auf den Tisch. In letzter Zeit war das Leben der Zauberhaften sehr ruhig verlaufen, fast schon zu ruhig ... Mit einem ärgerlichen Kopfschütteln verdrängte Piper die aufkeimenden Gedanken. Nein, so würde es sicher noch eine Weile bleiben. Sie war nach dem Tod ihrer geliebten Schwester Prue die älteste der drei Halliwells. Mit ihren Fähigkeiten die Zeit anzuhalten oder etwas zu sprengen hatte Piper schon viele Dämonen in den Tod befördert. Phoebes Fähigkeiten waren da nicht so ausgeprägt. Sie konnte in die Zukunft sehen, das jedoch auch eine bemerkenswerte Gabe ist, und schweben. Und die jüngste und eigentlich Halbschwester von ihnen, Paige, konnte orben. Diese Fähigkeit verdankte sie vor allem ihren Vater, einem Wächter des Lichts. Zusammen haben die drei Zauberhaften schon eine Menge Dämonen, Hexer und Warlocks das fürchten gelernt. Aber all das spielte für Piper im Moment keine Rolle. Sie war einfach nur glücklich mit ihrem baby, Wyatt, und ihrem Ehemann Leo. Und heute hat sie ein Abendessen vorbereitet, nur für sie. Wyatt schlief in seiner Wiege, gut geschützt durch seine eigenen Fähigkeiten der Selbstheilung und seines Schutzschildes. Um ihn musste sie sich also keine Sorgen machen. Und sollte er zum quengeln anfangen, würde Piper es durch das Babyphon hören. Aber jetzt wollte sie einfach nur den Abend genießen.
 
Einen ähnlichen Gedanken hatte Phöbe wohl auch gehabt, denn sie machte endlich einmal pünktlich Schluss in ihrer Arbeit, um nach Hause zu fahren. Sie stockt, als sie das Cafe sah. Nach kurzen Zögern entschloss sie sich jedoch nicht hineinzugehen. Piper hatte schon in der Früh gesagt, dass sie kochen würde und das konnte sich Phöbe nicht entgehen lassen. Mit Bedauern stellte sie fest, dass Paige verabredet war. Sie hätte gerne wieder einmal einen richtigen Familienabend gemacht, aber das würde wohl nichts werden. Seufzend blinkte Phöbe und bog die nächste Straße ab. Ein Blitz durchschnitt die trügerische Stille und gleich darauf begann es gleichmäßig zu regnen. Die Menschen auf den Straßen beeilten sich Schutz in ihren Häusern zu finden. Phöbe hingegen begrüßte den sanften Regen. Sie hatte es schon als kleines Kind geliebt nach draußen zu gehen, wenn es schüttete. Lächelnd dachte sie an ihre Grandma, die dafür nicht viel übrig hatte. Gurgelnd kam das Auto zum Stillstand. Geschwind stieg Phöbe aus und lief auf die Haustür zu. Heute wollte sie nicht unbedingt nass werden, denn das Kleid, das sie trug, hatte sie erst vor kurzen für ein kleines Vermögen gekauft. Die Tür ging leise auf, um danach mit einem krachen ins Schloss zu fallen. „Hoppla!“, schrie sie entschuldigend, als sie Piper und Leos erschrockene Gesichter sah. „Hey, da bist du gerade noch rechtzeitig gekommen. Wir haben eben erst mit dem Essen angefangen. Warte kurz, ich hole dir noch ein Gedeck“, sagte Piper und eilte in die Küche. „Ja, ich habe mir gedacht, es könnte nicht schaden einmal früher aufzuhören“, meinte Phöbe grinsend und schüttelte ihre Haare. „Und wie geht es meinem kleinen Neffen?“ „Der schläft tief und fest“, entgegnete Leo und zeigte als Bestätigung auf das ruhige Babyphon. Ein lächeln spielte sich auf Phoebes Lippen. „Ich nehme mal an, Paige ist noch nicht zurück oder?“ Piper, gerade wieder kommend, schüttelte den Kopf: „Aber ich bin froh, dass sie endlich wieder jemand hat. Die Beiden sehen so glücklich miteinander aus!“ „Genauso wie du und Leo, man könnte doch glatt neidisch werden!“, sagte Phöbe. „Dämonen haben zum Glück auch schon lange nicht mehr angegriffen“, fügte Piper hinzu und klopfte dreimal auf den Tisch, als Zeichen dafür, es nicht zu verschreien. Zu oft hatte sich die trügerische Ruhe als vollkommen falsch herausgestellt. Phöbe sah auf einmal ziemlich bedrückt aus und rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. Leo nahm es stirnrunzelnd zur Kenntnis. Ihm blieb jedoch keine Zeit nachzuhacken, den Wyatt fing an zu schreien. „Ich gehe zu ihm, Schatz“, sagte er und verließ orbend das Zimmer. Aber auch Piper war Phoebes Reaktion nicht versteckt geblieben. Sie hob fragend eine Augenbraue. Mit verschränkten Händen und zurückgelehnt wartete sie auf eine Erklärung. „Naja, da war etwas, was ich euch nicht gesagt habe: Aber es ist nicht so wichtig und war sicher nur eine Verwechslung...“ „Wenn es nicht so wichtig ist, kannst du es ja ruhig sagen. Komm schon, raus damit!“ „Ich habe Noel einmal vom Dachboden runterkommen gesehen, alleine“, ließ Phöbe die Bombe platzen. „Das hat doch überhaupt nichts zu bedeuten“, beschwichtigte Piper, doch ganz überzeugt sah sie selbst nicht aus. „hast du oben nachgesehen, oder hat er etwas gesagt, oder ...“ „Nein, ich war zu sehr in Eile, mir blieb keine Zeit, ich musste zu einem dringenden Meeting. Aber wie du gesagt hast, wird sicher nichts gewesen sein. Wahrscheinlich hat er nur Paige gesucht.“ „Und wenn nicht, wenn er nun ein ...“ „das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, du musst dich irren.“ „denk doch nur einmal an Jeremy oder Cole.“ Beim Namen Cole wurden schlechte Erinnerungen in Phöbe wach. Cole, ihre große Liebe, ihr Ex-Mann, ein Dämon und die ehemalige Quelle. Der Inbegriff des Bösen. Das sollte Paige nicht auch noch durchmachen, das wollte sie allen anderen lieber ersparen. „Und was machen wir jetzt“, unterbrach Piper Phoebes Gedanken, „ich meine, wir müssen doch etwas unternehmen. Sicher, wir haben keine Beweise, dass er ein Dämon oder so ist, aber wir können Paige doch nicht im Glauben lassen, alles sei in bester Ordnung. Das wäre ihr gegenüber nicht fair!“ „Klar und wie willst du es ihr sagen; Paige, ähm, weil ich dich gerade sehe, du es könnte sein, dass Noel, dein jetziger Freund, uns vernichten möchte. Tut mir leid! Oder wie“, entgegnete Phöbe schnaubend und erntete nur ein Schulterzucken. Sie nahm einen Schluck aus ihrem Weinglas. So schnell konnte also ein ganzer schöner Abend ruiniert sein, aber Piper hatte recht, man muss Paige einfach einweihen, nur zu ihrem Schutz. Und wenn sich, wie es sicher sein wird, alles als Unsinn herausstellen wird, dann hätte sie sich nur umsonst Sorgen gemacht. Phöbe rieb sich die Schläfen und betrachtete Piper, der ähnliche Gedanken durch den Kopf wirbelten. „Okay“, durchbrach Piper das Schweigen, „ich werde es ihr sagen, wen sie heimkommt.“ Phöbe war erleichtert, dass ihre ältere Schwester diese schwierige Angelegenheit regeln wollte.

Zwischen den Blättern der Wohnungspflanze blitzte ein Augenpaar auf. Hämisch grinsend verschwand es auch sogleich wieder. Alles entwickelte sich nach Plan. Die zauberhaften ahnen noch nicht, was ihnen bevorsteht und wie weit dieser geschickte Schachzug seines Meisters ihr Leben beeinflusst hat. Bald würden sie am Ziel sein, bald würden die Hexen auf den grausamen Plan aufmerksam werden, aber wenn es soweit ist, kann ihnen nichts und niemand mehr helfen. Der Meister wird zufrieden mit ihm sein!

Im nächsten Moment öffnete sich die Eingangstüre schwungvoll und eine strahlende Paige kam nach Hause. Atemlos schlüpfte sie aus ihren durchnässten Mantel und eilte in die Küche. „Ihr werdet nicht erraten, was mir heute passiert ist!“, platzte sie heraus.
 
Chapter 2

Chapter 2



„Hi, Paige! Hab‘ ich etwas verpasst, ihr schaut alle so komisch aus der Wäsche?“, rief Leo fröhlich, von der Treppe herunterkommend. Er stockte als er Pipers und Phoebes bestürzte Gesichter sah. Paige dagegen, zog einen perfekten Schmollmund und sah ihn trotzig an. Mit den verschränkten Armen fehlten nur noch zwei Zöpfe und sie hätte als kleines Mädchen durchgehen können. Verzweifelt warf Piper ihre Hände in die Höhe und verdrehte die Augen. Phöbe saß bloß resigniert da und starrte auf die weiße Tischdecke. „Könnte mir bitte jemand erklären, was mir offenbar entgangen ist?“, fragte Leo sichtlich genervt. Er wollte eigentlich nur mit seiner Frau einen ruhigen Abend genießen. Er widerstand der Versuchung, sie zu nehmen und mit ihr wegzuorben, an einen fernen Ort, wo niemand sie finden könnte. „Frag‘ doch Paige“, erwiderte Piper mit hochgezogener Augenbraue gereizt. „Ich dachte eigentlich, ihr würdet euch für mich freuen“, rief Paige gekränkt aus. „Aber das tun wir doch Schätzchen“, entgegnete Phöbe und sah suchend zu ihrer älteren Schwester, doch von dieser war keine Hilfe zu erwarten. Sie räumte jediglich den Tisch auf, froh, etwas sinnvolles machen zu dürfen, sollte Phöbe sich mal um diese Angelegenheit kümmern. Leo blickte verständnislos von einem zum anderen und wurde sichtlich zunehmend gereizter. „Also, was ist hier los!?“, sagte er. Phöbe blickte erstaunt auf. Diese Ungeduld kam bei ihrem Schwager nicht oft vor, sogar in lebensgefährlichen Situationen war er kaum aus der Ruhe zu bringen. „Noel hat gefragt, ob ich ihn heiraten möchte“, ließ Paige schließlich die Bombe platzen und ihr trotziger Blick verstärkte sich, „Und eigentlich hätte ich mir gedacht, irgendjemand würde sich für mich freuen!“ Zum Glück nahm Leo die Nachricht nicht so geschockt auf, oder wenn, ließ er sich nichts anmerken. „Und, was hast du ihm geantwortet?“, fragte er sachlich und sah sie durchdringend an. Paige rückte den Stuhl zurecht und setzte sich hin. Sie ließ sich Zeit, bevor sie ihm antwortete: „Ich habe Noel gesagt, ich müsse noch überlegen.“ Sie schielte zu ihrer Familie und wartete auf eine Reaktion. Ihre Familie! Ja, sie hatte eine. Zwei wundervolle Halbschwestern, einen liebevollen Schwager und den süßesten Neffen auf dieser Welt. Und vielleicht sogar bald einen perfekten Ehemann? „Wie hat er darauf reagiert?“, durchbrach Phöbe die Stille und blickte ihre kleinere Schwester forschend an. „Er hat gesagt, ich könne mir ruhig Zeit lassen und ...“. „Nein, das habe ich nicht gemeint und du weißt es auch. Was sagt er dazu, dass du eine Hexe bist, oder hast du es ihm etwa verschwiegen?“. „ähm, naja ...“, schuldbewusst senkte Paige die langen Wimpern, „es hat sich einfach noch nicht so ergeben“, fuhr sie fort und sie beeilte sich zum sagen, „aber er wird es verstehen, er ist einfach perfekt für mich, der perfekte Mann!“ „Und wenn nicht. Was, wenn er damit einfach nicht zurecht kommt“, warf Piper ein. Es war für sie nicht leicht, Paige darauf aufmerksam zu machen. „Ich werde ihn nicht aufgeben, dass könnt ihr von mir nicht verlangen“, rief Paige aufgebracht. Ihr Kampfgeist war entfacht. „halt, so weit sind wir noch nicht. Das hat keiner von dir verlangt“, beschwichtigte Leo, „aber es ist ein wichtiger Punkt und wenn du ihn heiraten willst, dann muss er es auch wissen!“ Nervös kaute Paige auf ihrer Unterlippe. Ach verdammt, das hat sie sich doch schon als Kind abgewöhnt. „Wie willst du Noel erklären, dass du immer wieder kurz weg musst, um Dämonen oder Hexer oder Warlocks zu töten?“, fragte Piper. Sie meinte es nicht böse und nichts lag ihr ferner, als das Glück ihrer Halbschwester zu trüben, aber das Thema war von zu großer Wichtigkeit, als das man einfach schweigen konnte und es verdrängen. „Oder wie machst du ihm klar, dass euer Baby ein paar kleine magischen Fähigkeiten hat?“, fügte Phöbe hinzu. Sie versuchte zu lächeln. Es gelang ihr nicht. „Es war einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür“, erklärte Paige und sie selbst wusste, wie lahm ihre Ausrede klang. Ja, warum hatte sie dieses Thema noch nicht angeschnitten? Was konnte schon passieren. Darryl, der gute Freund der Halliwells und Polizist, akzeptierte ihre magischen Kräfte, also warum würde es nicht auch bei ihrem Freund Noel der Fall sein! Ein Fünkchen Hoffnung machte sich in Paige breit. Was konnte schon viel passieren. Im schlechtesten fall wird Noel von einem Unterwelt Wesen geröstet, dachte sie voll Ironie. Okay, Piper und Phöbe mochten schon recht haben, Noel musste einfach die Wahrheit wissen, doch warum schon jetzt? Innerlich schüttelte Paige den Kopf. Nein, es hätte viel früher geschehen müssen. „Ich bin müde“, meinte sie und stand auf, „Gute Nacht!“ Dann ging Paige hoch erhobene Hauptes die Treppen hinauf in ihr Zimmer. Wie schön dieser Abend angefangen hatte und wie schlecht er geendet hat. „Na dann mal angenehme Träume“, stieß sie sarkastisch aus und drehte die Lampe ab. Es dauerte lange, ehe sie in einen unruhigen Schlaf fiel.
 
Die Sonne strahlte vom Himmel. Kein Wölkchen war zu sehen, es versprach ein wunderschöner Sonntag zu werden. Aber weder Piper noch Phöbe nahmen dieses Wetter wahr, sie plagten ganz andere Sorgen. Es ging um den Streit gestern mit Paige. Obwohl die beiden Schwestern den Tag davor noch gezögert hatten, stand heute fest, sie mussten Paige sagen, dass Noel vom Dachboden herunterkam und somit ein potentieller Dämon, Hexer oder Warlock ist. Seufzend drehte Phöbe die heiße Kaffeetasse zwischen ihren Fingern. Sie sah alles andere als ausgeruht aus. Das Haar ist wirr und man könnte meinen, dass es noch keine Bürste gesehen hat. Auch Piper machte keinen besseren Eindruck. Tiefe Ringe lagen unter ihren Augen. Sie war es, die die Stille durchbrach: „Vielleicht ist die ganze Aufregung nur umsonst? Ich meine, na und, dann ist er halt vom Dachboden heruntergekommen!“ Schockiert blickte Phöbe auf und sagte ungehalten: „Na klar, dann hat er halt das Buch der Schatten gesehen, ist doch gar kein Problem!?“ Sie wusste selbst nicht, warum sie derart gereizt auf dieses Thema reagierte, normalerweise war Piper diejenige, die leicht wegen so etwas aus der Ruhe zu bringen war, aber doch nicht sie. Hatte Cole etwas damit zu tun? Vielleicht war sie wegen ihm und dem damit verbundenen Schlamassel einfach nur vorsichtiger geworden? Wer konnte es ihr schon verdenken, nach allem geschehenen! „Ich versteh dich ja, Phöbe, aber denk nur mal an Paige! Noel will sie nun mal heiraten und ich glaube, sie liebt ihn sehr. Ja, ich kann mir sogar vorstellen, dass sie ja sagt zu ihm“, meinte Piper. „Das ist schon klar. Und ich wünsch mir auch, dass sie glücklich wird, dass musst du mir glauben.“ „Ich weiß, ich weiß ...“, fügte Piper stirnrunzelnd hinzu und verstummte sofort, als Paige die Küche betrat. „Morgen“, sagte diese missmutig und schlurfte zur Kaffekanne. Sie schenkte sich großzügig von der dampfenden Flüssigkeit in die Tasse und lehnte sich an den Tisch. Es könnte ein typischer Sonntag sein. Drei Schwestern in Pyjamas, Kaffe trinkend in einem Raum. Was fehlt war nur das lustige Geplänkel und zuviel war die schlechte Stimmung. Piper räusperte sich und starrte angestrengt auf die Tür, als könnte sie damit erreichen, dass Leo kommt. „Ich werde uns einmal Frühstück machen“, meinte sie, ohne den Blick abzuwenden. Paige winkte ab: „Für mich brauchst du nichts machen“, meinte sie kühl und verließ die Küche. Phöbe warf Piper einen Wir-müssen-es-ich-sagen – Blick zu und trottete ins Wohnzimmer, um etwas fernzusehen. Das hatte sie schon lange nicht mehr gemacht. Hauptsächlich Schuld daran war auch ihr Job. Sie schrieb gern die Kolumne, aber in letzter Zeit hatte sie sogar am Samstag arbeiten müssen. Vielleicht sollte sie einmal ein ernstes Wort mit Elise reden, man muss doch etwas dagegen tun können ...

Derweilen plagten Paige ganz andere Sorgen. Sie stand unter der Dusche und versuchte sich mit Hilfe des warmen Wassers zu entspannen und einfach nur abzuschalten. Leider gelang es ihr nicht so gut, wie sie es gern hätte. Natürlich hatte sie vorhin in der Küche bemerkt, wie Piper und Phoebe aufhörten zu reden, als sie den Raum betrat. Warum konnten sie sich nicht einfach nur für sie freuen? Ja, okay, sie kannte Noel noch nicht so lange, wie Piper Leo vor ihrer Hochzeit gekannt hatte, aber es gab doch die Möglichkeit, dass sie schon jetzt wusste: Noel ist der Richtige, oder!? Ihr Herz sagte dies zumindest und dem sollte man vertrauen! Es heißt ja auch: Höre auf dein Herz! Sie würde es tun. Erfreut dachte sie an ihre heutige Verabredung mit Noel. Dann konnte sie ihm ihre Antwort mitteilen. Zufrieden stellte Paige die Dusche ab und wrang sich ihr Haar aus. Piper und Phöbe können nicht bestimmen, wen ich einmal heirate, dachte sie trotzig und zeigte ihrem Spiegelbild die Zunge.



Währendessen berichtete der unsichtbare Dämon, genannt Nouninz, ihm, was sich im Hause der Halliwellschen Schwestern zugetragen hatte. Sein dröhnendes Lachen erfüllte die Höhle, in der er hauste. „Gut gemacht, Nouninz“, brüllte er, „ich wusste doch, auf dich ist immer verlass. Dann lass uns das Spiel beginnen!“
 
„Hallo, mein Schatz, du bist schon auf?“, sagte Leo betont fröhlich, als er den missmutigen Gesichtsausdruck seiner Frau sah. Piper hob nur spöttisch die Augenbraue, bevor sie ihm einen kurzen Kuss gab. „Tja. Wenn es ein paar klitzekleine Probleme gibt, muss man sich darum kümmern“, meinte sie sarkastisch und ihr Mund verzog sich zu einem spöttischen grinsen. „Phöbe ist der Ansicht, Paige sollte das über Noel wissen, aber ich finde es nicht wichtig. Ich meine, wahrscheinlich hat er nur Paige gesucht, sonst hätte er doch Fragen gestellt!“ Nein, fügte sie in Gedanken hinzu, wenn er uns töten will, dann nicht. Er hätte nur die Bestätigung, dass wir wirklich die zauberhaften sind. Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. Piper wollte nicht Paige solche Schwierigkeiten machen, wie sie es mit ihrer Hochzeit hatte. Und Noel war ein netter und anständiger Kerl, davon war sie überzeugt. „Schaut einfach nur, dass ihr zu einer Lösung kommt“, riet Leo und nahm Piper in die Arme, „Zerstrittene Hexen sind ein leichtes Opfer für Dämonen.“ „Ich weiß. Wir werden das schon regeln!“ Sie schmiegte sich in seine Arme und wünschte, sie hätten den ganzen Sonntag nur für sich. Aber wie es der Zufall wollte, hob Leo den Kopf und lauschte angestrengt Richtung Decke. „Nein, nicht jetzt“, seufzte Piper und erntete nur einen bedauernden Blick. Leo gab ihr einen Kuss und verschwand in einem Meer aus kleinen blauen Punkten. Resigniert strich sie sich mit der hand durch die Haare. Sie liebte ihren Mann über alles. Aber manchmal war es nicht gerade leicht mit einem Engel, im wahrsten Sinn des Wortes, verheiratet zu sein. Leo, ein Wächter des Lichts, konnte immer von seinen Schützlingen gerufen werden, aber auch vom hohen Rat und dann musste er bedingungslos folgen. Sie konnte noch nicht ahnen, was ihm zustoßen würde, aber bald wird sie die grausame Realität erkennen.



Noel war alleine in seinem Haus. Es war sehr groß und bot einen traumhaften Ausblick. Heute würde er Paiges Antwort bekommen, so hoffte er zumindest. Er drehte das Champagnerglas zwischen den Fingern, während er in den Himmel blickte. Ja, ein wahrhaft traumhafter Tag und das sollte so bleiben!



Leo glaubte, er hätte sich bei seinem Schützling materialisiert. Er konnte die Hexe sogar sehen. Gerade als er auf sie zugehen wollte, erfasste ihn ein Sturm. Wie ein Tornado raste er auf ihn zu und wirbelte Leo durch die Luft. Verzweifelt versuchte er sich dagegen zu wehren, doch er scheiterte. Er schrie doch das brausen übertönte seine Rufe. Im nächsten Moment verlor er die Besinnung. Fassungslos musste die junge Hexe mit ansehen, wie ihr Wächter des Lichts im Tornado unterging. Er löste sich in einen blauen Funkenregen auf um mit dem wütenden Sturm zu verschwinden.



Pipers Herz setzte aus und der Topf, den sie eben abgetrocknet hatte, viel mit lautem plumpsen auf den Boden. Scheppernd kam er zu liegen, während Piper sich an den Brustkorb griff. „Leo“, sagte sie Tonlos. Es kam nur wie ein flüstern über ihre Lippen. Kraftlos stützte sie sich auf den Tisch und atmete ein paar mal tief ein und aus. Der Schwindelanfall verlog so schnell, wie er gekommen war. Angst um Leo machte sich in ihrer Brust breit. Das war doch unmöglich, Leo ging es bestimmt gut, er war doch nur zu einem Schützling georbt oder zu den Ältesten. Verwirrt strich sich Piper eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Plötzlich hörte sie einen Schrei. Ihr Kopf wirbelte herum, so, als würde hinter ihr jemand stehen. Doch nur das Babyphon war zu sehen und aus dem drang das Geschrei des Babys. Piper musste lächeln angesichts ihrer eigenen Ängstlichkeit. „Ja, mein Süßer Wyatt, ich komm‘ schon“, murmelte sie und machte sich auf den Weg ins Kinderzimmer. Die Sorge um Leo war vergessen.
 
Mühsam öffnete Leo die Augen. Was war geschehen? Eben noch rief in sein Schützling und dann war er plötzlich hier? Er rieb sich die schmerzenden Schläfen und versuchte angestrengt einen Zusammenhang zu finden. Ein Sturm, ja, es gab einen Sturm. Er war völlig unvorbereitet darauf gewesen. Er hatte sich nicht daraus befreien können. Dieser Tornado hatte ich hierher gebracht. „Wo bin ich?“, flüsterte er mühsam. Erst jetzt bemerkte er den kalten Boden unter seinem Körper. Vergeblich bemühte er sich aufzustehen, seine Beine gaben nach und er ließ sich stöhnend auf die Erde sinken. Erde? Ja, wirklich Erde, kein Boden im Sinn von Steinen oder anderem Material. Irgendetwas bewegte sich. Es erregte Leos Aufmerksamkeit. Angestrengt drehte er den Kopf in die Richtung, in der er jemand vermutete. Ein Schatten löste sich von einer Wand. Die Statur des Dämons war durchschnittlich, eher schmächtig. Sein Gesicht war von einer Kapuze verdeckt. Nur zwei Augen blitzten rotleuchtend hervor Leo musste ein schaudern unterdrücken. Zudem wurde er sich bewusst, dass er eingesperrt war in einem Käfig. „Hähä, du wirst dein blaues Wunder noch erleben“, schnarrte die Kreatur. Sie kam weiter auf ihn zu. „Keine Angst, er wird dir nichts tun, noch nicht“, krächzte der Dämon und baute sich vor den Gitterstäben auf, „du bist nur ein Mittel zum Zweck!“ Seine Augen glühten boshaft und er war schon versucht seine Krallen nach dem Wächter des Lichts auszustrecken, als er plötzlich zusammenfuhr wie ein kleines Kind, das bei etwas verbotenen entdeckt wurde. Er zog sich vom Käfig zurück und senkte ehrfürchtig den Kopf. Im stickigen Raum machte sich eine Aura des durch und durch Bösen breit. „Dann hol einmal Zolkinx, Nouninz!“, donnerte eine Stimme, die zweifellos ihm gehörte. Leo versuchte einen Blick auf den Dämon zu werfen, der gerade den Raum betreten hatte, aber er kam nicht mehr dazu.



„Ihr habt kein Recht dazu, weder du noch Piper. Es ist ganz allein meine Angelegenheit, ist das nicht klar, nur meine“, schrie Paige Phöbe an. Diese war soeben ins Bad gekommen, um etwas zu holen und auf ihre Halbschwester Paige gestoßen. Leider kamen sie wieder auf das Thema: Paige und Noel zu reden und diesmal schien die Unterhaltung in einen Streit auszuarten. Irgendwie verstand sich Paige selbst nicht mehr. Wie konnte sie nur ihre Schwester so anschreien? Aber sie wurde so wütend, wenn sie an die Mienen ihrer Schwestern dachte, als sie ihnen sagte, dass Noel um ihre Hand angehalten hatte. Okay, sie wusste damals auch, dass Cole böse war und Phöbe hatte sich beharrlich dagegen geweigert und wollte es nicht wahr haben. Doch die Geschichte mit Noel ist etwas ganz anderes, oder? Natürlich ist sie das, ärgerte sich Paige wie sie fand zurecht und versuchte vergeblich ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. „Es tut mir leid, Paige, ich wollte nicht, dass wir uns fetzen. Ich weiß nicht, warum ich mich dazu hinreißen hab lassen“, murmelte Phöbe zerknirscht. Auch ihr war das alles ziemlich unangenehm, doch die Sorge um ihre Schwester trieb so fast in den Wahnsinn. Wie konnte Piper nur so gelassen reagieren. Phöbe verließ das Bad und hoffte, ihr Gefühl würde sie täuschen.



Leo hatte wieder die Dunkelheit umfangen. Irgendjemand musste ihm einen Trank eingeflößt haben, anders konnte er es sich nicht erklären. Er wurde erst munter, als der Käfig geöffnet wurde. Obwohl Leo noch immer sehr benommen war, merkte er, dass die Autorität von zuvor nicht mehr anwesend war. Er war gegangen. Stattdessen nahm er undeutlich die Konturen eines weiteren Dämons wahr. Nein, er würde ihn nicht wirklich einen Dämon nennen, vielleicht ein ... Aber was hätte das für einen Sinn, fragte er sich, während sein Kopf dröhnte, als würde ein Schwarm Bienen darin leben. Inzwischen war die Tür geöffnet worden und der Formwandler, Zolkinx genannt, an den Wächter des Lichts herangetreten und nahm dessen Hand. Er konzentrierte sich. Die Augen geschlossen fing er an einen uralten Zauberspruch zu rezitieren. Blaue Lichtkugeln wurden von Leos Körper freigesetzt und hingen einige Zeit lang in der Luft. Sie wirbelten herum, ehe sie an ihren neuen Besitzer übergingen, dem Formwandler. Dieser öffnete mit einem hämischen grinsen die Augen und stieß Leos Körper von sich. Dieser wirkte ziemlich verstört und geschwächt. Er ahnte, was vor sich gegangen war. Jetzt blickte er in sein eigenes Gesicht. Zolkinx hatte seine eigene Gestalt angenommen und seine Kräfte absorbiert, nun war er machtlos und wahrscheinlich auch nutzlos für sie. Würden sie ihn töten? Oh mein Gott, was würde aus Piper werden, aus Wyatt, was aus der Macht der Drei? Er sah, wie der Formwandler in seiner Gestalt wegorbte. Direkt zu den Zauberhaften?



Piper und Paige sahen ziemlich gestresst aus. Sie saßen bei Kaffe und Kuchen im Wohnzimmer. Man könnte es für einen gemütlichen Kaffeeklatsch halten, aber das war nicht der Fall, wie schon die angespannten Mienen verrieten. Sie führten eine angeregte Diskussion wegen Paige und Noel. Zu einem Entschluss waren sie jedoch noch immer nicht gelangt. „Du kennt meinen Standpunkt“, hob Piper abwehrend die Hände. „Ja schon, aber ...“, entgegnete Phöbe sofort. Sie wurde jedoch unterbrochen. Weißes Licht machte sich im Wohnzimmer breit. Darin materialisierte sich ein alter Mann mit weißer Kleidung. Er sah sehr weise aus. Phöbe erstarrte mit dem Keks in der Hand und Piper hatte ihren Blick ebenfalls auf ihn gerichtet. Wer um Himmels Willen war das, schoss in ihrem Kopf herum? Sein lächeln erfüllte den ganzen Raum. „Ich nehme an, ihr seid Piper und Phöbe?“, fragte er mit tiefer Stimme. „Wer will das wissen?“, schoss Phöbe schlagkräftig zurück. „Ich bin ein Engel“, meinte der Mann, „und ich habe eine Botschaft an euch zwei, vorrausgesetzt ihr seid Piper und Phöbe.“ „Ja, die sind wir“, entgegnete Piper, sie war aus ihrer vorübergehenden Starre erwacht und sah ihn interessiert an. „Ihr habt viel für das gute getan in all den Jahren. Nun wollen wir uns revanchieren und bieten euch eine einmalige Möglichkeit an.“



Summend stellte Paige den Radio lauter, während sie sich die Nägel durchsichtig lackierte. Zufrieden schloss sie die Flasche und blickte in ihr Spiegelbild. Ihre Lippen waren tiefrot geschminkt und ihre Augen umgab heller Lidschatten. Die Haare hatte sie in weichen Locken über die Schultern fallen lassen. Paige verwarf den Gedanken, sie kunstvoll hochzustecken. Das schwarze Kleid betonte vorteilhaft ihre Figur. Missmutig überlegte sie, ob nicht ein paar Kilo um die Hüften herum weniger sein könnten. Aber alles in allem war Paige sehr zufrieden. Mit ihrer Aufmachung. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass Noel wohl bald kommen würde. Jetzt war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie seinen Heiratsantrag mit ja beantworten sollte. Heute in der Früh hätte sie es sicher getan, aber allmählich beschlichen auch sie kleine Zweifel. Ärgerlich versuchte Paige diese aus ihren Gedanken zu verdrängen, jedoch ohne großen Erfolg. Dann wurde sie auf die Stimmen im Wohnzimmer aufmerksam. Sie konnte Piper und Phöbe hören und noch jemand. Bloß wem gehört diese Stimme? Normalerweise wäre Paige viel zu neugierig und würde mit Sicherheit sofort hinuntergehen, aber heute hatte sie keine Lust dazu. Stattdessen beschloss sie doch die dunkelrote Tasche zu nehmen anstatt der beigen.
 
Im Wohnzimmer saß in der Zwischenzeit ein alter Mann, den Piper und Phöbe gespannt anstarrten. Er hatte noch immer nicht gesagt, was er eigentlich von ihnen wollte. Schweigend rührte Piper ihren kalten Kaffe um. Fragend sah sie sich nach Phöbe um. „Okay“, unterbrach diese die Stille im Raum, „was genau wollten Sie uns sagen?“ „Wir wollen uns revanchieren für all die guten Taten, die ihr vollbracht habt. Die letzten fünf Jahre habt ihr dauernd euer Leben riskiert und das soll endlich belohnt werden.“ „Aber“, warf Piper ein, „warum darf eigentlich Paige nicht dabei sein.“ „Genau um sie geht es“, erklärte der Weise und schaute andächtig von Hexe zu Hexe. Die beiden zauberhaften verstanden gar nichts mehr und wieder hatte es den Anschein, als wollte der Mann nicht weiterreden. Phöbe versuchte es anders: „Aber nach vier Jahren ist uns der Engel des Schicksals begegnet und hat uns angeboten für all das Gute, das wir getan haben, unsere Zauberkräfte aufgeben zu können. Wir hätten uns für ein ganz normales Leben entscheiden dürfen, was jedoch nicht geschah, wie man sieht.“ Der Alte sah für einen kurzen Moment verblüfft aus, fand jedenfalls Phöbe, doch dann hatte er sich schon wieder gefangen und meinte: „Kurz gesagt, ihr habt die Chance eure geliebte Schwester, Prue, wiederzubekommen.“
 
Chapter 3

Chapter3



Als erstes bemerkte er den muffigen Geruch und wieder die Erde unter seinem schmerzenden Körper. Verwirrt blinzelte Leo. Erst langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Der Formwandler hatte ihn angefasst und jetzt seine Kräfte. Zudem war Zolkinx jetzt er. Also, der Dämon hatte Leos Form angenommen, aber warum? Blöde Frage, schallte sich der Wächter des Lichts selbst, natürlich um die zauberhaften zu töten. Ich muss sie unbedingt warnen, fuhr er aufgeregt fort, nur war es unmöglich. Ohne seine Kräfte konnte er hier nicht heraus aus diesem Käfig. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal mehr lange zu leben, schließlich war Leo nun für das Oberhaupt dieses ganzen Planes nutzlos. Würde er Piper und Wyatt nie wieder sehen, konnte sein ganzes Glück vorbei sein mit einem Schlag? Nein, dass würde er nicht zulassen, so leicht gab sich Leo nicht geschlagen. Der Plan konnte doch gar nicht funktionieren. Ein Formwandler als Pipers Ehemann und Vater. Kein Dämon kann an die zauberhaften so nah heran. Okay, er musste zugeben, Cole war es gelungen, aber er war auch nur ein Halbdämon, da sah die Sache wieder ganz anders auf. Den drei Schwestern konnte das alles gar nicht entgehen, es sei denn, nein, dass konnte doch nicht sein, oder etwa doch? Das Böse hätte eine Chance, vorrausgesetzt, sie würden die Zauberhaften ablenken, aber wie konnten sie es machen. Die Grübelei war Leo noch zu anstrengend, stattdessen versuchte er einen möglichen Fluchtweg auszumachen. Dieser kleine Dämon stand die ganze Zeit in der Ecke, auch jetzt. Die roten Augen funkelten Leo mordlustig an. Nein, der hätte bestimmt keinen Skrupel, ihn bei Gelegenheit umzubringen. Ein Gedanke blitzte auf und ein Blick zeigte ihm, dass er durchaus richtig lag. Sollte er, oder lieber noch warten, bis er mehr bei Kräften war? Ja, und dass sie dich dann noch umbringen?, dachte er spöttisch und beschloss es gleich zu versuchen. Leo hatte keine andere Wahl, dies war die einzige Möglichkeit für ihn.



„Prue ins Leben zurückholen?“, wiederholte Phöbe mit brüchiger Stimme. Sie musste sich ein hysterisches Lachen verkneifen. „Das ist unmöglich“, fügte Piper tonlos hinzu und ihre Gedanken schienen für kurze Zeit in die Vergangenheit zu wandern. „Habt ihr nicht gelernt in all den Jahren, dass nichts unmöglich ist?“, fragte der Alte und blickte die Schwestern erwartungsvoll an. Ja, dass hatten sie wirklich gelernt. Aber eine Tote, und das seit über zwei Jahren, wieder erwachen zu lassen, dass konnte nur ein böser Scherz sein, oder? „ihr zögert, ich kann euch verstehen. Prue war noch jung, als es geschah und sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Es war tragisch, ist es noch immer und ihr habt die einmalige Möglichkeit alles rückgängig zu machen!“ „Wie rückgängig?“, hackte Piper nach, „werden zwei Jahre ungeschehen gemacht?“ „Bei Gott, nein, natürlich nicht. Ihr müsst einfach nur sagen, gebt uns Prue zurück und sie wird vor euch stehen“, erwiderte der Alte, aber etwas in der Art und Weise, wie er es sagte, ließ Phöbe hellhörig werden. „Wo ist der hacken?“, meinte sie sachlich. „Naja“, druckste der Alte herum, „für die macht der Drei sind nur drei hexen nötig. Wenn Prue wieder lebe würde, wäre eine zuviel. In diesem Fall Paige!“ „Paige würde sterben?“, fragte Piper ungläubig und ein kalter Schauer lief ihren Rücken herab. „Um Himmels Willen, nein“, beeilte er sich zu sagen, „aber sie würde ihre Zauberkräfte verlieren!“ „Das können wir nicht verantworten, Piper“, sagte Phöbe erregt und für sie schien die Sache erledigt. Überhaupt kam ihr alles sehr sonderbar vor, es war sicher nur ein Scherz. Tote wieder zum Leben erwecken, unmöglich. Andererseits, wie oft hatte sie sich das gewünscht, all die vergangen zwei Jahre lang? „Natürlich könnte sich eure Halbschwester an nichts mehr erinnern. Sie hat euch nie kennen gelernt und ihr sie ebenfalls nicht. Alles wäre so, wie es war, bevor sie eine Hexe geworden ist. Der Unterschied ist., ihr hättet Prue wieder zurück“, erklärte der Alte. Doch die beiden Schwestern schienen ziemlich verwirrt und noch immer nicht recht überzeugt. „Denkt ihr nicht, Paige wäre es lieber, Noel heiraten zu können und so wie die Dinge im Moment stehen, ist es nun mal so gut wie unmöglich. Ich gebe euch eine Woche Zeit, um euch eine Antwort zu überlegen. Dann werde ich wiederkommen und euch fragen. Bis dahin“, sagte der alte Mann und weißes Licht umstrahlte ihn. Er verschwand genauso schnell, wie er gekommen war und hinterließ zwei völlig verstörte Schwestern.



Die Tür läutete. Ehe Piper oder Phöbe reagieren konnten, war Paige schon da. Sie murmelte ein „Tschüss“, ehe sie Noel einen Kuss gab. Eingehackt bei ihm, gingen sie zum Auto und fuhren mit quietschenden Reifen davon. Er sieht heute wieder einmal verdammt gut aus, dacht Paige, während sie ihn unauffällig musterte. Die pechschwarzen Haaren fielen ihm immer wieder ins Gesicht, so dass Noel gezwungen war, sie wegzustreifen. Die durchdringenden blauen Augen strahlten, wie es schien, besonders ausdruckstark. Der Smoking war perfekt geschnitten. Einfach zum Anbeißen, träumte Paige. „Hey, hab ich einen Fleck aufm Anzug?“, fragte Noel mit schiefen grinsen. Peinlich, dachte Paige, jetzt hat er mich erwischt, wie ich ihn angestarrt habe. „Äh ... nein, alles bestens“, erwiderte sie und starrte von nun an aus dem Fenster in die Dunkelheit der Nacht. „Ich wollte nicht, dass sich das so verändert“, fuhr Noel mit einem kurzen Seitenblick auf sie fort. Als sie ihn verständnislos ansah meinte er: „Na, dass mit dem Heiratsantrag. Ich wollte nicht, dass er unsere Beziehung verändert. Nein, das war falsch ausgedrückt. Er sollte es natürlich schon, aber auf positive Weise, nicht so.“ „Noel, es ist alles nicht so einfach. Vielleicht kennen wir uns zu wenig, du weißt so vieles noch nicht von mir. Und irgendwann merkst du, dass ich einfach nicht die Richtige für dich bin!?“, seufzte Paige. Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen, aber das war in dieser Situation unmöglich. „Und wenn wir nicht heiraten, uns vielleicht sogar trennen und ich merke nach Jahren: Paige war es, Paige war meine große Liebe! Und ich habe sie gehen gelassen. Paige, es gibt in der Liebe für nichts eine Garantierung, dass solltest du wissen. Sie ist oft sehr schmerzhaft, aber genauso gut mit Abstand das schönste auf dieser Welt. Und zu deinem anderen Einwand, wir würden uns zu wenig kennen: Erzähl etwas von dir, wir haben den ganzen Abend Zeit. Du brauchst mir heute noch keine Antwort geben, lass uns den Antrag für die nächsten Stunden einfach vergessen“, sagte Noel und Paige konnte nur zustimmen. Jetzt, jetzt musst du es ihm sagen, drängte sie sich, der Zeitpunkt dafür ist perfekt, er wird es verstehen, er muss einfach. Und dann nimmt mich Noel sicher in die Arme und sagt mir, dass er akzeptiert, dass ich eine Hexe bin und er wird mich auch in Zukunft als mein Ehemann unterstützen, wo es ihm möglich ist. Paige straffte kaum merklich die Schultern. „Noel“, fing sie an, „ich muss dir etwas wichtiges sagen!“
 
Phöbe fand als erste die Worte wieder: „Piper, hast du den alten Mann eben auch gesehen, oder war alles nur ein Traum?“ „Ich befürchte, es war die Realität“, meinte diese und zog die Beine an. „Warum befürchte?“, fragte Phöbe etwas aufgebracht, „wir können Prue wieder ins Leben zurückholen!“ „Und das glaubst du wirklich. Wer garantiert uns das. Es könnte sich alles nur um einen Scherz handeln ...“, erwiderte Piper. Sie wollte gerade mit ihrer Litanei anfangen, als ihr Handy klingelte. Ächzend stand sie vom Sofa auf und hob ab. „Piper Halliwell am Apparat ... ach du bist es ... nein, das darf so auf keinen Fall gemacht werden ... wartet noch ein paar Minuten ... okay, ich komme ... bis gleich! Phöbe, ich muss ins P3, es gibt Probleme mit einer Band, die heute am Abend spielen soll. Tut mir leid, lass uns das Gespräch später weiterführen.“ Und schon hatte sie die Schuhe angezogen und eilte zum Wagen. Phöbe blieb alleine auf dem Sofa zurück. Lustlos zappte sie sich durch das Fernsehprogramm, aber es spielte einfach nichts sehenswertes. Vielleicht sollte ich mit der Kolumne anfangen, überlegte sie, verschob aber den Gedanke, dafür habe ich morgen noch immer Zeit. „Hi, Phöbe“, kam es vom Türrahmen. Überrascht drehte sie den Kopf in die Richtung und sah ihren lächelnden Schwager. „Hi, Leo. Hast du gerade nichts zu tun?“, fragte sie. „Nein, ich wollte eigentlich zu Piper. Wo ist sie denn?“ „Tut mir leid, du hast sie eben verpasst. Sie musste ins P3. Es gibt irgendwelche Probleme mit der Band, die heute spielen soll. Hoffentlich keine all zu großen, schließlich geht es in nicht einmal einer Stunde los. Die Leute werden auch bald kommen.“ „Schläft Wyatt?“, fragte Leo. „Ich nehme mal an. Er hat schon einige Zeit lang nichts mehr von sich hören lassen. Ich werde mal nach ihm sehen“, antwortete Phöbe und machte Anstalten, das Sofa zu verlassen, „komm mit.“ „Eh, nein, als mal“, erwiderte Leo hastig, „ich meine, bleib ruhig sitzen. Ich kümmere mich schon alleine um ihn.“ Schulterzuckend blickte Phöbe wieder auf den Fernseher. Es waren gerade Nachrichten. Besser als nichts, dachte sie und stellte den Ton lauter. Leo eilte inzwischen die Treppen hinauf. Das war knapp gewesen, wenn diese kleine Hexe mitgekommen wäre, dann hätte sie ihn entdeckt. In welchem Zimmer der kleine wohl war. Er öffnete die erste Tür. Es war ein Schlafzimmer, um genau zu sein Phoebes. Aber schon im nächsten Raum hatte er das gesuchte gefunden. Eine Babywiege stand darin und in dieser lag das mächtigste Baby der Welt. „Na kleiner Wyatt. Daddy ist hier“, flüsterte er mit gefährlicher Stimme. Erschrocken riss das Baby die Augen auf und im nächsten Moment bildete sich sein blauer Schutzwall. „Verdammt“, entfuhr es dem Formwandler, er hatte es befürchtet, aber nicht wirklich geglaubt. Dieses Baby fiel also nicht auf seinen Trick herein. Und was jetzt? Ich gehe lieber wieder, bevor es zum schreien anfängt und damit diese kleine Hexe im Wohnzimmer aufscheucht. Und mit einem Plopp war er auch schon verschwunden.



Schon von draußen hörte Piper laute Stimmen, die sich verstärkten, als sie ihren Club, das P3, betrat. Sie hatte schon von anderen gehört das die Band, genannt Possible, gerne Schwierigkeiten machte. Aber bis jetzt war alles Reibungslos verlaufen. Na dann mal los, sagte sich Piper und trat entschlossen zu dem Sänger hin. „Gibt es irgendwelche Probleme?“, fragte sie ihn kühl. „Das kann man wohl sagen. Wir brauchen mehr Platz in unseren Garderoben, so wie diese hier sind, ist es einfach nur unzumutbar“, machte der blonde Sänger seinen Ärger Luft. „Tut mir leid, aber das ist nicht möglich. Und bis jetzt hat sich noch keine Band beklagt, also wird es auch für euch reichen, da bin ich mir sicher“, erwiderte Piper honigsüß, „und wenn nicht, dann müsst ihr wohl gehen und Geld seht ihr auch keines, möchte ich nur klar stellen.“ Das wirkte meistens, keine Band wollte sich das Gehalt wegnehmen lassen und bekanntermaßen zahlte das P3 ganz gut. „Aber dann hätten sie keine Live – Band für heute Abend“, fuhr der Sänger ungerührt und siegesgewiss fort. „Ach, da findet sich immer jemand“, meinte Piper leichthin. Sie hoffte, keiner würde diese Notlüge durchschauen, denn der Sänger hatte leider recht. Jetzt noch eine Band aufzutreiben war schlichtweg unmöglich. Aber im Notfall wurden eben Platten aufgelegt und jeder Gast bekam einen Gratisdrink, dann wäre der Zwischenfall auch wieder vergessen. Es schien jedoch, als hätte sich die Band doch entschlossen, mit ihrer Garderobe zufrieden zu sein. Murrend entschuldigte sich der Sänger, ehe er die anderen Mitglieder beschwichtigte. Zufrieden wandte sich Piper an die Bar. Sie hatte diesen kleinen Streit sichtlich genossen. Er hat ihr gut getan, nach den ganzen Problemen daheim. „Bei euch ist alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich beim Barkeeper. „Alles klar, Chefin“, grinste dieser. „Gut, dann lass ich euch wieder allein. Ich werde am Abend kommen. Richte Elena bitte aus, dass sie nicht zusperren muss!“ Dann verließ Piper das Lokal, um auf dem direkten Weg nach Hause zu fahren. Sie würde sich erst etwas anderes anziehen, ehe sie ins P3 kam. Und etwas Zeit blieb ihr noch. Die ersten Gäste drängten sich in schon in den angesagtesten Club der Stadt.



„Und das war wirklich dein ernst Paige. Ich meine, was du vorhin im Auto gesagt hast?“, fragte Noel nach. Und Paige nickte zustimmen: „Ja, Piper und Phöbe sind wirklich „nur“ meine Halbschwestern. Wir haben uns ... eh ... zufällig kennen gelernt und da haben wir festgestellt, dass wir verwandt sind!“ Noel hatte wirklich ein hübsches kleines, aber exquisites Lokal für diesen Abend ausgesucht. Paige mochte gar nicht an die Rechnung denken, die Noel später zahlen musste. Es war sicher nicht gerade wenig. Gedankenverloren drehte sie eine Haarsträhne in ihren Fingern. Ja, sie war wieder einmal zu feige gewesen. Noel hätte eigentlich im Auto erfahren sollen, dass sie eine Hexe ist. Sie hatte sogar schon angefangen, aber als Noel sie mit seinen blauen Augen ansah, da brachte sie es nicht übers Herz. Wie sollte sie es jemals schaffen, es ihm zu erklären. Sie hatte solche Angst ihn zu verlieren. Daran sind nur Piper und Phöbe schuld, dachte sie mit einem Anflug von Zorn, die haben mir in den Kopf gesetzt, dass aus mir und Noel nichts werden kann. Aber das ist nicht wahr, wir sind das perfekte Paar, in jeder Hinsicht. Zumindest fast, korrigierte sie sich, wenn ich nur ganz normal wäre. Hoppla, was hatte sie eben gedacht, sie möchte keine hexe mehr sein, war das möglich. Piper war einmal dieser Ansicht und Paige hatte geglaubt sie spinne, als sie es erfuhr. Hexe sein war das beste, was ihr passieren konnte, oder nicht!? Natürlich! So etwas durfte sie gar nicht mehr denken, wieder ein ganz normaler Mensch sein, puh, das wäre doch nicht das Wahre. Sie war froh, als Noel sie wieder in Anspruch nahm. „Du siehst heute etwas durcheinander aus“, meinte er und nahm zärtlich ihre Hand. Paige lächelte. Er konnte ja nicht ahnen, was sie dachte, aber wenn er sie so ansieht wie jetzt, dann hatte es für Paige manchmal den Anschein, er könne in ihr Herz sehen.
 
Krachend fing der Sessel Feuer, Grams alter Sessel. Nicht schon wieder ein Erbstück!, dachte Phöbe erbost und brachte sich mit Hilfe ihrer Schwebekraft für einem weiteren Energieball in Sicherheit. Dieser hinterließ ein großes Loch in der Mauer. Wie von nicht war sie plötzlich von einem Ungetüm angegriffen worden. Es sah aus wie ein Zwerg, das Problem war, viel größer. Der Dämon musste seinen Kopf einziehen, um nicht an die Decke zu stoßen. Mit einem Fluch auf den Lippen kam Phöbe wieder auf die Erde auf. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das Ungetüm erledigen sollte. Sie hatte nun mal keine Kräfte dafür und ihre Karatetricks halfen ihr auch nicht weiter. „Leo! Leo!“, brüllte sie und richtete den Blick zur Decke. Verdammt, wo steckte er bloß, sie brauchte seine Hilfe. Mit einem Überschlag entging sie nur knapp einer weiteren tödlichen Kugel. Phöbe rollte sich blitzschnell durch die Beine des Dämons durch und stand hinter ihm wieder auf. Zu ihrem Glück war dieser aufgrund seiner beachtlichen Größe alles andere als schnell und der hellste schien er auch nicht zu sein. Sie begab sich wieder in die Luft und versetzte dem Ungetüm einen gezielten Tritt in den Rücken. Etwas Zeit brachte ihr dieser Angriff. Wäre Wyatt nicht im Haus, so hätte Phöbe dieses sicher schon verlassen und wäre geflohen. Es war zwar nicht gerade ehrenhaft für so eine mächtige Hexe wie sie, aber Phöbe hatte nun mal keine Chance gegen ihren Gegner. Aber das Baby veränderte natürlich alles. Der Riesen – Zwerg hob seine mächtige Hand und in einem Moment von Unachtsamkeit beförderte er damit die Hexe, zum Glück nur, auf das Sofa. Dort blieb sie einen Augenblick regungslos liegen, Zeit für den Dämon zum tödlichen Schlag auszuholen.



Alles verlief bestens. Sein Plan versprach aufzugehen. Auch wenn er unerwartete Hilfe bekommen hatte. Die Zauberhaften waren ohne jegliche Chance. Er würde sie dem Erdboden gleichmachen. Und mit ihren Kräften war es sicher auch ein leichtes, die Fähigkeiten des kleinen Babys in seine Gewalt zu bekommen. Dann war er der unbestrittene Herrscher über die Welt, sowohl über das Böse, als auch über das Gute. Ach so, das Gute würde er dann sowieso ausgelöscht haben. Immer näher rückte der Ende der drei Hexen, ohne dass sie auch nur eine leiseste Ahnung davon hatten. Was jetzt noch unsichtbar für sie war, wird bald tödlich werden. Zufrieden mit sich selbst trank er einen Schluck aus dem Glas. Das Blut rann seinen Hals hinunter. Wie wohl das der Zauberhaften schmecken wird?



Der Dämon starrte Leo mit seinen roten Augen mordlustig an. Seine scharfen Krallen schossen nach vor und der Wächter des Lichts konnte nur mit viel Mühe ihm ausweichen. Es würde doch schwerer werden, als angenommen. „Kommst du dir nicht blöd vor. Du bist nur ein kleiner Wächter und musst deinem Herrn bedingungslos gehorchen. Wer ist er überhaupt?“, fragte Leo herablassend und versuchte eine unbekümmerte Miene aufzusetzen. Der Dämon schnarrte: „Keiner darf den Namen meines Herrn wissen. Das wäre das Todesurteil für denjenigen. Und ich bin kein einfacher Wächter. Du hast sicher schon von mir gehört. Mein Name ist Arnom.“ Seine Brust schwellte an. Leo schüttelte den Kopf. Diesen Namen hatte er wirklich noch nie gehört. „Lüg nicht!“, rief Arnom aufgebracht und trat noch nähe an ihn heran. Seine Augen glitzerten und seine Krallen waren zu einer Faust geballt. Leo musste unwillkürlich die Luft anhalten. Der faulige Geruch des Dämons verschlug ihm den Atem. Jetzt oder nie, sagte er sich und seine beiden Hände schnellten vor. Eigentlich hasste der Wächter des Lichts jegliche Art von Gewalt, aber dies war seine einzige Möglichkeit zu entkommen. Die Hände legten sich um den Hals des Dämons und drückten mit aller Macht zu. Röchelnd versuchte Arnom um Hilfe zu rufen, aber es misslang. Die Augen merkwürdig verdreht wurde er schlaff und Leo nützte es aus. Er riss den Schlüssel aus dem Hosenbund des Dämons und stieß diesen so weit es ging von ihm weg. Nervös suchte er den passenden Schlüssel. Es dauerte eine Weile, ehe er fündig geworden war. Eilige steckte er diesen in das Schloss und siehe da, es ging tatsächlich auf. Also kein magisches Schloss, wo eine Beschwörungsformel nötig war. Leo dankte dem Himmel und verließ eilig sein Gefängnis.



Piper hatte die Situation mit einem Blick erfasst. Sie war gerade ins Wohnzimmer gekommen, als sie einen Dämon über Phöbe gebeugt sah. Diese dürfte kurz das Bewusstsein verloren haben, denn sie regte sich nur langsam und öffnete die Augen blinzelnd. „Hey, du großer Zwerg!“, rief Piper, „lass gefälligst meine Schwester in Ruhe. „Ich werde euch besiegen!“; brüllte der Dämon und kam drohend auf die älteste der Halliwell Schwestern zu. „Ja ja, das kennen wir schon“, meinte diese leichthin und hob ihre Hände. Mit kurzen wacheln erreichte sie es, dass er erstarrte und er zersprang nach einer kleinen Handbewegung in seine Einzelteile. Zurück blieb nur ein schwarzer Fleck am Boden. „Phöbe, alles in Ordnung mit dir?“, fragte Piper besorgt und beugte sich über ihre kleine Schwester. „Geht schon“, krächzte sie mühsam und richtete sich auf, „aber es war ganz schön knapp.“ Mit einem schiefen Grinsen sah sie auf den verbrannten Fleck: „Das die immer eine solche Schweinerei hinterlassen müssen. Der hat mich plötzlich angegriffen und ich war ohne Chance.“ „Jetzt wüsste ich aber gerne, wer es war“, meinte Piper, „ich glaube, wir sollten dem Buch der Schatten mal einen Besuch abstatten!“ „Geh vor, ich komme gleich nach“, sagte Phöbe und rieb sich die schmerzende Stelle an der Stirn. Eines musste man dem Dämon lassen, Kraft hatte er. Sie musste froh sein, wenn keine Beule zu sehen war. Dann stapfte sie Piper hinterher auf den Dachboden.



„Danke für den wunderschönen Abend!“, sagte Paige und blickte tief in Noels Augen. Also die hatten wirklich das gewisse etwas. „Gern geschehen“, erwiderte dieser und gab ihr einen langen Kuss, „ich rufe dich morgen an.“ „Ich freue mich drauf“, antwortete sie und öffnete die Haustür. Bevor sie sie hinter sich schloss blickte sie noch einmal auf Noel. Und vielleicht kann ich dir schon bei unserem nächsten Treffen meine Antwort geben, dachte sie. Paige schenkte ihm ein lächeln, ehe sie im Haus verschwand. Sie konnte nicht mehr sehen, wie Noel siegessicher zu seinem Auto ging.

Stattdessen nahm Paige sofort den schwarzen Fleck im Wohnzimmer wahr, ebenso wie der kaputte Stuhl und das Loch in der Wand. Erschrocken und in Angst um ihre Schwestern hechtete sie die Treppe zum Dachboden hinauf. „Piper, Phöbe, ist jemand da!“, rief sie und sie konnte nicht verhindern, dass sich ihre Stimme überschlug. „Ja Paige, beim Buch der Schatten!“ Paiges Herz klopfte wieder im normalen Rhythmus. Es hatte etwas beruhigendes ihre über alle geliebten Schwestern neben dem Familienbuch stehen zu sehen. Phöbe runzelte angestrengt die Stirn. Sie hatte ihre Lesebrille aufgesetzt, während sie den alten Schmöckerer durchsah. Piper lief indessen unruhig auf und ab. „Leo! Leo! Verdammt, wo bist du?“, rief sie und starrte aufgebracht hinauf, als ob sie ihn so herbeschwören könnte. „Was war hier los?“, fragte Paige. „Wir hatten Besuch“, murrte Phöbe, „ein Riesen – Zwerg, oder was auch immer. Piper hat ihn gerade noch erledigt. Fast hätte es mich erwischt.“ „Aber wenn er schon tot ist, was sucht ihr im Buch der Schatten?“, meinte Paige etwas verstört. „Vielleicht war er nur ein Art Vorbote und es kommen noch mehr. Man sollte immer über den Gegner bescheid wissen, auch wenn er schon in der Hölle schmort“, fuhr Phöbe ungerührt fort, „Grandma! Heute könnten wir deine Hilfe gebrauchen!“ Phöbe blickte auf das Buch der Schatten und hoffte sie bekämen wie so oft magische Hilfe. Manchmal schlug das Buch wie von selbst die gesuchte Seite auf, aber heute war es nicht der Fall. „Ich kann Leo nicht erreichen“, rief Piper unruhig, „er reagiert nicht auf meine Rufe.“ „da fällt mir ein, bei mir war es genauso“, fiel Phöbe dazwischen, „ich rief ihn, während der Dämon auf mich los ging. Leo sollte mir helfen, aber er kam nicht!“ Eine Welle der Panik überkam Piper. „Leute, er ist sicher nur in einer Besprechung oder so“, versuchte Paige die Gemüter zu beruhigen, „wahrscheinlich taucht er jeden Moment auf und hilft uns weiter.“ Piper schien nicht überzeugt, gab sich aber damit vorerst zufrieden. „Ha!“, rief Phöbe triumphierend, während sie mit dem Finger auf eine Seite klopfte, „ich habe ihn gefunden!“
 
So weit, so gut, dachte Leo und spähte vorsichtig um die Ecke. Wieder keine Wachen. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass derjenige, der dahinter steckt, so unvorsichtig ist. Aber im Prinzip war es nicht Leos Problem. Er musste jediglich schauen, so schnell wie nur irgendwie möglich von hier zu verschwinden. Hätte er nur noch seine Fähigkeiten. Mit dem orben wäre ihm sehr geholfen. Er könnte jetzt problemlos von hier verschwinden und die Zauberhaften warnen. Etwas gefährliches war hier im Gange. Fackeln beleuchteten den schmalen Gang. Leo war der Meinung, es sei eine Art Höhle, vielleicht auch unterhalb der Erde. Stimmen ließen ihn aufschrecken. Blitzartig versteckte er sich in einer Nische. Jetzt half nur beten. Hoffentlich mögen sie ihn nicht entdecken. Schatten warfen sie voraus. Ein Geruch, der sonst bei Tieren zu finden ist, wehte dem Wächter des Lichts entgegen. Die Schatten nahmen gestalt an, je näher die Dämonen kamen. Sie trugen schwarze, weite Umhänge mit einer Kapuze, die sie jedoch nicht aufhatten. Die Kreaturen hatten Wolfsgesichter aus denen jeweils zwei gelbe Augen hervorquillten. „Riechst du das auch?“, fragte der eine den anderen mit heulender Stimme. Der gefragte hielt die Nase in die Luft, um den Geruch wahrzunehmen. Leo versuchte sich noch weiter in die Nische zu drängen. Verdammt, wenn die ihn erwischen, dann ist alles aus. Der Angstschweiß brach aus. Seine Hände zitterten und der Mund war verkniffen. „Ich weiß, was du meinst“, antwortete die zweite Wolfskreatur schließlich mit rauer Stimme., „es riecht nach Menschenfleisch!“ „Nein, für mich riecht das ganz nach einem Wächter des Lichts!“, meinte der erste und witterte. Ich bin verloren, schoss es Leo in den Kopf. Ich kann nur versuchen, mich zu verteidigen. Er hatte keine Chance. Sein Atem ging keuchend und er glaubte, sich damit sowieso bald zu verraten. Vergebens versuchte er die Kontrolle zu bekommen. Konzentrier dich, befahl er sich, lass dir etwas einfallen. „Was meinst du, sollen wir uns ihn mal vornehmen?“, fragte der zweite und die Vorfreude nicht überhörbar. „Warum nicht, mit läuft das Wasser im Maul zusammen“, knurrte der andere. Er machte einen schnellen Schritt auf das Versteck von Leo zu. Er streckte die Pfote aus, direkt vor dem Gesicht des Wächter des Lichts. Im nächsten Moment schossen messerscharfe Krallen hervor, denen Leo nur knapp entging. „Ich glaube, ich weiß, wo er ist“, jaulte er.



„Ließ mal, Phöbe“, drängte Piper ihre Schwester. Sie hatte aufgehört auf und ab zu gehen und gesellte sich jetzt auch zum Buch der Schatten. „Calüp“, begann Phöbe mit der Überschrift. „Er ist ein rangniedriger Dämon, jedoch mit großer Kraft. Gegen ihn spricht seine Ungelenkigkeit und die nicht unbedingt hohe Intelligenz. Trotz allem darf Calüp nicht unterschätzt werden. Als er einen Machtübernahmeversuch gegen die Quelle startete, wurde er aus dieser Welt verbannt. Wohin ist jedoch nicht bekannt.“ „Wie geht’s weiter?“, fragte Paige begierig. Ihre Neugierde war geweckt. „Nichts weiter“; meinte Phöbe achselzuckend, „das war es wohl.“ Paige stellte sich ebenfalls neben das Buch des Schattens. Der Dämon sah eigenartig aus. Wie ein Zwerg, nur viel größer. Seine mächtigen Hände zeigten, wie viel Kraft er hatte. „Aber wie hat er uns dann angreifen können, ich meine, wo er doch verbannt worden ist?“ „Gute Frage“, meinte Piper, „er muss schon einige Zeit lang verbannt sein, den die Quelle ist von uns erfolgreich ausgeschalten worden und das ist ein paar Monate her.“ „Aber dann hätte Calüp doch viel früher angegriffen, wenn er mit dem Tod der Quelle frei geworden wäre“, erwiderte Paige. „Es sei den ...“, entgegnete Phöbe. „jemand hat ihn befreit“, schloss Piper den Satz und sah ihre Schwestern an.
 
Chapter 4

Chapter 4



„Ihr meint, jemand hat uns Calüp auf den Hals gehetzt?“, fragte Paige sichtlich geschockt. Das musste sie erst einmal verdauen. „Wäre doch nicht das erste mal“, entgegnete Piper mit einem Schulterzuckend und erntete den zustimmenden Blick von Phöbe. „dann wäre nur noch die Frage zu klären, wer eigentlich dahintersteckt“, meinte diese. „Das müsst ihr ohne mich machen“, warf Piper ein, „ich muss noch ins P3 und zuvor mich umziehen!“ Schon war sie bei der Tür: „Ach ja, kümmert euch auch etwas um Wyatt!“ Und schon rauschte sie die Treppe hinunter. „Ich kann nicht denken, wenn mir der Magen knurrt und das tut er gerade“, sagte Phöbe und ging voraus in die Küche, gefolgt von Paige. Der Streit zwischen den beiden wegen Noel war vergessen, zumindest vorübergehend. Keiner erwähnte ihn mit einem Wort, der Dämon war im Moment einfach wichtiger. „Okay, was haben wir?“, fragte Paige, während Phöbe eine Packung Kekse hervorholte. Der Kaffe tropfte gleichmäßig, bald würde er zum Trinken fertig sein. Kauend antwortete Phöbe: „Einen großen toten Dämon, der von jemand befreit worden ist um uns zu töten. Immer das gleiche.“ Fügte sie sarkastisch dazu. „Das wär’s auch schon“, überlegte Page laut und griff Nachdenklich zu einem Schokoladekeks. Phöbe richtete zwei Tassen her und goss großzügig Kaffee hinein während sie sprach: „Es muss noch irgendwelche Anhaltspunkte geben. Vielleicht haben wir auch etwas übersehen.“ Die Skepsis von Paige war nicht zu übersehen. „wir können nichts übersehen haben!“ „Klar, wir sind auch die mächtigen Drei und machen nie Fehler“, meinte Phöbe augenzwinkernd. „Weißt du, wer mir abgeht?“, fragte Paige und fuhr ohne eine Antwort fort, „Leo!“ Phöbe runzelte die Stirn: „Du hast recht. Er soll man bei den Ältesten Nachfragen. Die kennen bestimmt Einzelheiten... Leo! Leo!“ „Ja, was gibt’s?“, klang es aus dem Nebenzimmer. Gleich darauf war Leo auch schon in der Küche. „Verdammt, wo hast du gesteckt?“, fragte Paige ärgerlich, „wir haben uns mit Dämonen herumgeschlagen und du kommst erst jetzt?“ „Ähm ... ich konnte nicht früher, ihr wisst schon?“ „Nein, tun wir nicht!“, erwiderte Paige zunehmend gereizter, irgendetwas stinkt hier. Etwas passte ganz und gar nicht. „Lass mal, wahrscheinlich wieder eine Besprechung mit den Ältesten“, beschwichtigte Phöbe. „Ja, darüber darf ich nicht reden“, fügte Leo erleichtert hinzu. „Hi, Schatz!“, rief Piper, die eben dazugestoßen war und gab ihrem Ehemann einen Kuss, „wir haben dich gerufen, wo warst du bloß?“ „Ich konnte nicht weg von oben“, erklärte Leo bedeutungsvoll und hoffte, die Hexen würden es ihm abnehmen. Er begab sich auf gefährliches Terrain und jeder unüberlegte Schritt konnte zur Entdeckung und somit zwangsmäßig zum Scheitern des Plans führen. „dann mal tschau, ich werde erst spät heimkommen“, sagte Piper und war schon aus der Tür heraus.



Das P3 war gesteckt voll. Die laute Musik dröhnte in Pipers Ohren. Sie versuche sich einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Das enge rote Kleid klebte schon jetzt vor Schweiß an ihrem Körper. Toll, dann kann ich wieder duschen gehen, wenn ich heimkomme, dachte sie und stellte sich an die Bar. Bald war sie überzeugt, dass ihre Mannschaft alles im Griff hatte. Eines musste man der Band lassen, von Auftritten verstehen sie was. Die Menschenmenge tobte vor Begeisterung und der Sänger von Possible rief seine Begeisterung ins Mikrofon. Das würde sicher einigen Gewinn geben, am Ende des Tages. Aber noch war es nicht so weit und eine Menge Arbeit stand Piper noch bevor. Seufzend begann sie dies und jenes zu erledigen. Zum Glück kümmerten sich Phöbe und Paige um die Probleme mit dem Dämon.



Leo trat verzweifelt noch weiter zurück, aber er stand im wahrsten Sinn der Worte mit dem Rücken zur Wand. Er versuchte eine Lösung zu finden, doch die Zeit drängte. Gerade wollte er in die offensive gehen, als sich die Wand hinter ihm zu bewegen anfing. Er musste unbeabsichtigt einen Mechanismus ausgelöst haben, denn plötzlich stand er auf der anderen Seite der Wand. Von den zwei Wolfsdämonen fehlte jede Spur. Mit dem Gesicht starrte Leo gegen die Steinmauer als sich seine Nackenhaare aufrichteten. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, er konnte es fühlen. Und dann wusste er die Antwort! Das Böse selbst war hier, hier in diesem Raum. „Du konntest also fliehen“, dröhnte er, „nein, wenn du dich umdrehst, dann schwöre ich dir bist du tot. Lass es lieber bleiben, sollte dein erbärmliches Leben noch für kurze Zeit verlängert werden.. Du bist weiter gekommen, als ich dachte. Auf Armon war auch kein Verlass, ich hätte es besser wissen müssen. Was solls, das Problem hast du schon erledigt. Ich dachte immer Wächter des Lichts sind friedfertige Wesen, anscheinend nicht alle!“ Sein tiefes Lachen durchflutete den Raum. Leo musste ein Schaudern unterdrücken. Was würde er mit ihm machen, ihn sofort töten oder leiden lassen? Er war für seine Zwecke nutzlos geworden, dass wusste Leo, also warum noch länger leben. „alles entwickelt sich prächtig“, fuhr er fort, „und ich habe noch unerwartete Hilfe bekommen. Die Zauberhaften ahnen nicht, dass sich Zolkinx in Form von dir in ihr Leben geschlichen hat und sie wissen nicht, dass sie die ganze Zeit über beobachtet werden. Es ist leichter, als gedacht. So mächtig sind sie nicht, ich werde sie zerquetschen wie Würmer!“ In Leo stieg unbändiger Zorn auf. Er musste etwas unternehmen, durfte nicht nichts tun. Entschlossen und mutig wirbelte herum, gefasst auf eine Fratze und sehr starken Dämon, genauso wie auf den möglichen Todesstoß. Was er zu sehen bekam überraschte ihn!



„Leo, könntest du bitte mal oben nachfragen, was sie von einem Dämon namens Calüp wissen? Wir sind von ihm angegriffen worden und haben ihn auch vernichtet, aber irgendwas ist an der Sache faul!“, erklärte Phöbe und Paige verstärkte: „Oberfaul!“ Kritisch blickte der Formwandler auf die beiden Schwestern und Hexen. Bis jetzt hatte er leichtes Spiel, sie waren nicht bei der Sache, etwas anderes beschäftigte sie. Aber das konnte ihm und seinem Meister nur recht sein. Entschlossen Bericht zu erstatten löste er sich in Funkenregen auf, wie es alle Wächter des Lichts machen. Zufrieden, da sie dachten, er würde wirklich nachfragen, schluckte Phöbe den letzten Bissen hinunter. Sie würde gleich ins Bett gehen, damit sie morgen ausgeruht in die Redaktion fahren konnte und um mit Elise zu sprechen. Sie musste es einfach tun, sie brauchte mehr Freizeit und Elise würde es sicher verstehen! Nein, wird sie nicht, verbesserte sich Phöbe grimmig, aber einen Versuch ist es wert. Auch Paige verschwand mehr oder weniger wortlos in ihrem Zimmer. Es war für alle ein anstrengender Sonntag gewesen. Hoffentlich würde nicht die ganze Woche so bleiben.
 
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„Schnell, den Spruch, Phöbe!“, schreit Prue aus Leibenskräften gegen den Lärm, den der Dämon verursacht, und hält ihre beiden Schwestern in der Hand. Zusammen rezitierten sie den uralten Zauberspruch und gleich darauf löste sich die Kreatur in tausende Teile auf, um auf den direkten Weg in die Hölle zu fahren. Das wäre wieder einmal erledigt. Zufrieden blickt Prue Piper und Phöbe an. Ja, zusammen waren sie einfach unschlagbar. Mit einem Schrei und schweißgebadet wachte Phöbe aus ihrem Traum auf. Nur ein Traum, murmelte sie und versuchte ihr schlagendes Herz zu beruhigen. Sie hatte tatsächlich von Prue geträumt und den Dämon, den sie erledigt hatten, war nicht aus der Vergangenheit. Er war Phöbe unbekannt und so konnte es nur aus der Zukunft stammen. Es musste eine Art von Vision gewesen sein, anders war es unerklärbar. Heißt das, dass wir Prue zurückholen sollen, fragte sich Phöbe. Eine Antwort wusste sie jedoch nicht. Verschlafen trottete sie in die Küche, von der schon der wunderbare Duft von Kaffee zu ihr strömte. Piper hantierte schon fleißig und warf Phöbe nur einen flüchtigen Blick zu. „Guten Morgen, gut geschlafen?, fragte sie. „Guten Morgen ... gähn ... ich bin überhaupt nicht ausgeschlafen“, erwiderte Phöbe, „wie war’s gestern noch im P3?“ „Alles okay. Die Band hat ordentlich Stimmung gemacht und keine Probleme. Der Club war gesteckt voll. Ich bin erst spät heimgekommen und Paige und du wart nicht mehr auf. Habt ihr noch etwas über Calüp herausgefunden?“ „Nein, aber Leo hat sich auf den Weg gemacht, um oben nachzufragen“, sagte Phöbe mit einem wissenden, „er müsste eigentlich schon zurück sein. Ich hatte eine Vision.“ „Was hast du gesehen Phöbe?“, fragte Piper und lehnte sich an den Tisch. „Na ja, keine wirkliche Vision, wenn ich ehrlich bin, es war eher ein Traum. Und er hat von Prue gehandelt. Wir, ich meine du, Prue und ich, haben einen Dämon erledigt.“ „Das haben wir früher oft getan“, meinte Piper unbekümmert, Phöbe unterbrach sie: „Schon, aber diesen Dämon nicht. Deswegen muss der Traum oder die Vision von der Zukunft handeln.“ „Phöbe, ich glaube diesem Engel nicht. Prue ist und bleibt tot. Es war damals nicht leicht für uns alle“, warf Piper ein und meinte damit den Tod ihrer geliebten Schwester, „wir haben alles probiert um sie zurückzuholen und sind schließlich auf Paige gestoßen, unsere Halbschwester, die bei uns wohnt und die wir lieben.“ „Ich habe nie gesagt, ich würde Paige nicht leiben“; meinte Phöbe entrüstet. „Ich weiß“, seufzte Piper resigniert, warum hatte sie bloß das Gefühl, dass dieses Gespräch zu nichts führt? Sie schloss für einen Moment die Augen und sagte: „Angenommen, der Engel hat die Wahrheit gesagt, was sollen wir tun. Wir können uns nicht zwischen unseren Schwestern entscheiden.“ „Nein“, meinte Phöbe tonlos und drehte ihre Haare durch die Finger, „aber überleg doch mal Piper. Prue könnte leben und deswegen muss Paige nicht sterben, aber sie könnte ohne Probleme Noel heiraten und würde ein Leben führen frei von Magie, wäre es nicht das beste für sie!? Prue war noch viel zu jung zum Sterben!“ „dann hast du dich also entschieden?“, fragte Piper. Sie klang müde und ausgelaugt: „Aber ich mich nicht. Verstehst du nicht? Wir würden Paige verlieren, für immer!“ „Und Prue haben wir schon verloren, aber Paige könnte leben.“ „Ohne uns, vergiss das bitte nicht. Sie würde uns nicht mehr kennen, wir hätten eine Schwester verloren, das haben wir so und so!“ „Eine Halbschwester“, korrigierte Phöbe, „ich weiß ja auch nicht, ich meine, ein Leben ohne Paige ist für mich unvorstellbar, aber im Moment, wäre meine Entscheidung für Prue und gegen Paige!“ Dann verließ sie die Küche und ließ eine bedrückte Piper zurück.



Leo starrte ins Leere. Dort, wo eigentlich der Dämon sein sollte, war absolut nichts. Auch die Aura der Autorität, des Bösen, war verschwunden, in Luft aufgelöst. Verständnislos stand Leo da. Komm‘, sagte er sich, steh‘ nicht so herum, nutz die Gunst der Stunde und versuche hier hinauszukommen. Gesagt getan? Nein, sicher nicht, denn kaum hatte sich Leo in Bewegung gesetzt, betraten die beiden Wolfsdämonen den Raum. „Ich habe mich doch nicht geirrt“, schnarrte der eine. Der andere schlich an Leo heran und umrundete ihn. Die Gier in den gelben Augen war nicht zu übersehen. „Wir bringen dich zurück in deinen Käfig“, jaulte der erste und packte Leo grob am Oberarm. Die herausgezogenen Krallen bohrten sich ins Fleisch. Sie führten den Wächter des Lichts zurück und am Boden konnte man die Blutspuren sehen, die er hinterließ.



„Schhh ... Wyatt, alles ist okay. Du brauchst nicht weinen. Mami ist da“, murmelte Piper, während sie das Baby auf dem Arm hielt und sanft hin und her wiegte. Er war trocken und satt. Vielleicht irgendwelche Verdauungsprobleme oder so? In diesen Momenten wünschte sich Piper, eine andere, erfahrene Frau könnte ihr helfen. Jemand wie ihre Mutter oder Gram. Aber so war es nun mal nicht, da musste sie alleine durch. „Schh“, redete Piper weiter auf Wyatt ein. Sie fing an leise ein Lied zu summen und nach und nach entspannte sich das Baby zusehends. Sie legte es in die Wiege, deckte es zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Zögerndes klopfen ließen sie aufhorchen. „Ich bins nur“, sagte Phöbe mit einem lächeln, „ich muss ins Büro. Wir sehen uns wahrscheinlich erst am Abend. Vielleicht findest du und auch Paige noch etwas heraus über den Dämon. Tschüss!“ „Tschüss, Phöbe“, sagte Piper und sah ihrer Schwester nach. „So Wyatt, jetzt lass ich dich auch mal alleine. Aber wenn du schreist, bin ich sofort wieder bei dir“, fügte Piper liebevoll hinzu und schloss sacht die Tür zum Zimmer hinter sich.



Paige eilte die enge Straße hinunter. Man konnte sie keineswegs als Angsthasen bezeichnen, doch diese Gasse war selbst ihr nicht geheuer. Die Häuser links und rechts waren so hoch, dass das Sonnenlicht spärlich einfiel und dass es somit Größtenteils sehr düster war. Paige schüttelte einen Schauer ab. Ach, schallte sie sich, du wirst dich doch nicht fürchten. Der Kauf von den neuen Schuhen war ein großer Erfolg. Ob sie sie gleich beim nächsten Date mit Noel tragen sollte? Warum eigentlich nicht. Phöbe wird Augen machen, dachte Paige an ihre modebewusste Schwester. Schwere Schritte hinter ihr ließen sie aufhorchen. Paige packte die Griffe des Einkaufssackerl fester und wappnete sich für einen Angriff. Mit einem gurgeln sah sie etwas helles hinter sich kommen und bevor der tödliche Strahl sie erreichte, war sie schon weggeorbt um hinter dem Angreifer zum stehen zu kommen. Dieser drehte sich wutschnaubend um. Eigentlich hätte Paige eine hässliche Fratze erwartet, oder was Dämonen immer so hatten, aber diesmal war das nicht der Fall. Im Gegenteil, ein durchaus attraktiver Mann sah ihr entgegen. Nur den grimmigen Gesichtsausdruck zeigten das wahre Ich. Ein Warlock also, schoss es der jungen Hexe in Kopf, na gut, dann mal etwas anderes. „Du hast keine Chance gegen mich“, stieß der Angreifer zwischen den Zähnen aus und kam drohend näher. Plötzlich blitzte ein Messer in seiner Hand auf. „ja klar“, meinte Paige und verdrehte genervt die großen braunen Augen. Konnte man nicht einmal mehr in Ruhe shoppen gehen? Und fuhr fort: „Das denkt ihr doch alle! Und was dabei herauskommt, sieht man. Jeder einzelne in der Hölle!“ „Da komm‘ ich gerade her“, rief der Warlock, er war nur noch ein paar Schritte von seinem Opfer entfernt. „Auch gut, dann gehst du am besten wieder zurück!“, erwiderte Paige betont lässig. Sie streckte die freie Hand aus und rief: „Messer!“ , nur damit es sich im gleichen Augenblick in ihrer Hand materialisierte. Mit einem kräftigen Stoß rammte Paige es dem Warlock in die Brust. Siegessicher lächelte sie, aber das war zu früh. Die eben zugefügte Wunde, verheilte plötzlich, wie es so oft bei Leo zu sehen war, wenn er seinen Schützlingen half. Mit einem bösen Grinsen nahm der Angreifer das Messer in seine eigene Hand und warf es in Richtung Paige. „Verdammt!“, rief diese aus, ehe sie in einem blauen Funkenmeer verschwand um sich kurz darauf im Halliwell Manor zu materialisieren. Sie stürmte in die Küche. Dort war Piper gerade damit beschäftigt, einen Stapel von Rechnungen aufzuarbeiten. Fragend hielt sie inne und sah Paige an. Diese rief: „Ich glaube, wir haben ein Problem!“
 
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