Gut Ding will Weile haben
Kapitel 45
Piper stand im Manor gerade in der Küche und machte Pfannkuchen. „Wo hab ich denn nur... wo ist denn?“ murmelte sie vor sich hin, während sie den Kühlschrank nach Eiern durchsuchte. „Wie, das soll alles sein, was wir noch haben?“ meinte sie und blickte auf die Schachtel, in der sich noch vier Eier befanden. „Hm, na ja, wird schon reichen... Paige ist ja nicht nach Hause gekommen.“ Dies war ein Umstand, der sie zwar wunderte, aber sie war diskret genug, um Paige nicht hinterher zu schnüffeln. Sie war schließlich – auch wenn sie hochschwanger war – ein erwachsener Mensch und hatte selbst zu entscheiden, was sie tat. In den vergangenen Monaten war sie oft nachts außer Haus geblieben und Pipers Fragen diesbezüglich war sie – zumindest hatte Piper den Eindruck – ausgewichen. Piper zuckte mit den Schultern. Paige musste schon wissen, was sie tat.
Plötzlich klingelte das Telefon. „Piper Halliwell“, meldete sie sich. „Piper! Ich bin’s, Paige“ , schrie ihr eine Stimme ins Ohr. Piper hielt den Hörer ein Stück weg. „Paige, guten Morgen, warum schreist du denn so? Ist irgendetwas passiert?“ „Passiert?“ schrie Paige weiter. Piper runzelte die Stirn. „Alles okay?“ „Ich bin Mutter!“ rief Paige. „Du bist was?“ „Das Kind... Tara... sie ist da! Ich habe ein Kind!“ Piper musste sich hinsetzen. “Wie, was, wann, warum? Das ist doch viel zu früh.“ „Die Ärzte sagen, es ist okay. Sie ist im Brutkasten, aber es geht ihr gut. Und sie ist wunderschön, hörst du. Wunderschön.“ Piper lachte. „Gott, ich freue mich ja so für dich, Paige. Aber warum hast du uns nicht Bescheid gesagt? Wir hätten dir doch geholfen.“ „Ich hatte kein Telefon am Bett und dann ging alles so schnell... sie wiegt 2800 Gramm, sagen die Ärzte, das ist weniger als normal, aber noch in Ordnung. Sie ist so schön.“ „Paige, in welchem Krankenhaus bist du? Wir kommen natürlich sofort.“ meinte Piper. „San Francisco Memorial Hospital.“ Piper nickte. “Gut, dann bis gleich.“
Phoebe stand zu diesem Zeitpunkt gerade vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und kämmte sich die Haare, als sie ein gleißender Schmerz durchfuhr. Entsetzt schrie sie auf. „Oh Gott, das ist es!“ Da kam Piper aufgeregt ins Zimmer gestürzt. „Phoebe, stell dir vor, Paige, sie hat...“ Da sah sie Phoebes fassungsloses Gesicht. „Piper“ flüsterte sie. „Es geht los.“ Piper sah sie verwirrt an. „Wie, was geht los?“ „Das Kind... es... es kommt. Es ist soweit.“ Piper riss die Augen weit auf. „Was, bist du dir... bist du dir sicher?“ Phoebe nickte. „Ja, Piper...“ Da kam der Schmerz wieder und Phoebe schrie wieder auf. „Was?“ rief Piper, „Ist alles in Ordnung?“ „Hol meine Tasche!“ meinte Phoebe und setzte sich vorsichtig hin. Ihre Tasche lag seit Wochen gepackt im Schrank und wartete auf diesen Augenblick. Piper zögerte keine Sekunde. Sie holte die Tasche, führte Phoebe zum Auto und fuhr sie so schnell sie konnte ins San Francisco Memorial Hospital.
Stunden später lag Phoebe im Kreißsaal und atmete tief ein und aus. „Piper, hilf mir!“ flüsterte sie, während ihr die Schweißperlen von der Stirn liefen. Piper stand mit einem nassen Handtuch neben ihr und tupfte ihr den Schweiß ab. „Du machst das.“ redete Piper ihr Mut zu. „Das klappt alles.“ „Wo... wo ist Cole?“ fragte Phoebe zwischen zwei Wehen. Piper zuckte mit den Schultern. „Ich hab versucht, ihn zu erreichen, aber daheim ist er nicht und auf dem Handy geht er nicht ran.“ „Ruf in seinem Büro an!“ schrie Phoebe. Piper sah sie stirnrunzelnd an. „Ruf in seinem Büro an.“ sagte Phoebe noch mal mit ruhigerer Stimme. „Tut mir leid, aber diese Schmerzen...“ Phoebe verzog das Gesicht. „Das ist die Hölle, sag ich dir. Da fährt ein langes Messer in dich rein und bohrt da rum und...aaaaah!“ Sie wurde von einer neuen Wehe gepackt.
Piper nahm ihre Hand. Phoebe presste sie so fest, dass Piper eine leise Ahnung davon bekam, welche Schmerzen ihre Schwester gerade durchmachte. „Und Paige?“ drückte Phoebe hervor, „wo ist sie?“ Jetzt schrie Piper kurz auf und erntete dafür einen bösen Blick von der Schwester. Siedendheiß fiel ihr wieder alles ein. „Paige!“ sagte sie atemlos, „Oh mein Gott, das wollte ich dir vorhin sagen... sie ist auch hier!“ „Und wo ist sie? Hast du ihr gesagt, dass Michelle kommt? Warum ist sie dann nicht da?“ „Nein, nein, sie ist... hier. Im Krankenhaus. Sie hat ein Kind bekommen.“ Jetzt riss Phoebe die Augen auf. „Wie? Wann?“ „Heute nacht, ganz plötzlich. Eine Frühgeburt, aber dem Kind geht es gut.“ Phoebe starrte sie verblüfft an. „Das glaub ich ja nicht.“ Sie wollte gerade noch etwas hinzufügen, als die Wehen plötzlich wieder stärker und schneller wurden. Für einen kurzen Moment ließ Phoebe den Kopf aufs Kissen fallen. „Ich will nicht mehr.“ stöhnte sie. „Das tut so weh.“ Und schon fuhr sie wieder hoch.