Egeas
Egeas fuhr mit seinem Finger Nerice Gesichtszüge nach, ließ ihn über ihren Nasenrücken wandern, ihre schönen Lippen nachzeichnen und über ihre Wangen streicheln, doch Egeas sah nicht Nerice. Rhea saß vor ihm, lächelte ihn erwartungsvoll an und blickte ihm tief in die Augen. Das schlimme daran war, dass Egeas sich dessen voll bewußt war. Er wußte, dass er Nerice vor sich hatte und doch wünschte er sich, dass es Rhea war, deren Gesicht er so zärtlich berühren durfte. Er war nicht ehrlich zu Nerice, er nutzte sie einfach nur aus und das war ihr gegenüber einfach nicht fair.
Er liebte Rhea, ihr gehörte sein Herz und obwohl er Nerice sehr attraktiv fand und sie wirklcih gerne mochte, so empfand er zumindest in diesem Moment nicht das gleiche für sie, wie für die Amazone, der er heute seine Liebe gestanden hatte. Egeas Lächeln war verschwunden, doch seine Berührungen gingen weiter, wanderten ihren Hals hinab und suchten sich ihren Weg bis zu ihrem Bauch und bishin zu ihren Hüften, wo seine Hand ruhig liegen blieb.
Egeas beobachtete Nerice einen Moment lang, er kämpfte mit sich, sie einfach zu küssen und das zu tun, weshalb er hier her gekommen war und mit dem Drang aufzustehen und Nerice zu erklären, dass es nicht richtig von ihm war, sie so zu benutzen. Doch bevor Egeas eine Entscheidung treffen konnte, beugte sich Nerice zu ihm und war gewillt ihn zu küssen. Im ersten Moment lehnte sich Egeas etwas zurück um das zu verhindern, doch dann hatte Nerice seine Lippen mit den ihren Umschlossen und obwohl sich Egeas zuerst noch unsicher war, so erwiderte er dennoch nach anfänglichem Zögern den Kuss.
Egeas schloß die Augen, lehnte sich nach vor zu Nerice und zog sie an ihren Hüften näher an sich heran um ihren Körper dicht an seinem zu spüren. Es war das was er gewollt hatte, als er hier her gekommen war. Sie gab ihm Halt, ließ ihn für einen Moment Rhea vergessen. Doch dieser eine Moment verflog so schnell wie ein kleiner Vogel den man zurück in die Freiheit ließ. Egeas hatte versucht den Moment noch etwas festzuhalten, was sich dadurch äusserte, dass der Griff um Nerice Hüften fester und seine Küsse schneller und intensiver wurden, aber es nützte nichts. Wieder war es Rhea, die Egeas nun in seinen Händen hielt und plötzlich hatte er auch das Gefühl nicht Nerice, sondern Rheas Lippen zu küssen. Weshalb er schließlich die Augen öffnete und Nerice betrachtete, während er sie weiterhin küsste.
Es ging nicht. Er konnte das hier und jetzt einfach nicht tun. Er hatte gedacht es tun zu können, sich einfach einer anderen Frau hinzugeben, doch er schaffte es einfach nicht. Nicht in diesem Augenblick, wo er vor wenigen Minuten noch Rhea seine Liebe gestanden hatte und sie ihn abblitzen ließ. "Nerice..." flüsterte er ihren Namen, zwischen zwei Küssen und langsam gleiteten seine Hände ihren Körper wieder anch oben, um ihr hübsches Gesicht in beide Hände zu nehmen und sich langsam von ihr zu lösen.
Egeas hatte immer noch ihr Gesicht in seinen Händen, während seine Lippen nicht weit von den ihren waren. Er hätte sich nicht einmal einen Zentimeter nach vor beugen müssen, um sie erneut zu küssen, doch stattdessen schloß er die Augen und ließ seinen Kopf leicht sinken. "Ich.... kann nicht... es tut mir leid,... aber..." flüsterte er mit gebrochener und reuevoller Stimme. "Das hier ist nicht richtig. Was ich hier tue, ist dir gegenüber nicht fair. Es... tut mir leid..." sprach er weiter und zog sich langsam nun doch weiter zurück. Er hatte für einen Moment überlegt, ob er seine Bedenken nicht doch einfach ignorieren sollte, doch er konnte es nicht. Er konnte es sich und schon gar nicht Nerice antun. Was immer sie hier hatten, ob nun eine weitergehende Freundschaft, eine simple Affäre oder eine sich langsam anbahnende Liebesbeziehung, er wollte dieses Verhältnis nicht mit seiner heutigen Aktion zerstören.
Langsam ließ Egeas die Hände sinken und griff nach seinem Wasserglas um seinen trockenen Hals zu befeuchten, dann schwieg er erst einmal ein paar Minuten, bevor er wieder zu Nerice aufblickte und sie entschuldigend ansah. "Es liegt nicht an dir." sagte er, um ihr die Ungewissheit zu nehmen, in die er sie so eben gebracht hatte. "Es hängt einzig und alleine mit mir zusammen. Mit mir und..." Egeas wollte dazu ansetzen, Nerice von seinen Gefühlen zu erklären, doch er wollte sie nicht verletzen und wenn er weitersprach, so würde es wohl unweigerlich dazu führen, denn egal was er sagte, es würden nicht die richtigen Worte sein, die sein Handeln in ein besseres Licht setzte.
"Ich war nicht ehrlich zu dir, Nerice. Ich hätte es sein sollen, aber ich war nicht ehrlich." begann er und sah sie schuldbewußt an. "Ich habe dich wirklich sehr gern und genieße die Zeit, die ich mit dir verbringen darf. Du bist eine wunderschöne Frau und dein Augenaufschlag hat mich schon öfters um den Verstand gebracht, sowie deine zärtlichen Berührungen, doch genau hier liegt mein Problem." versuchte er zu erklären. "Du bringst mich um den Verstand, lässt mich nicht mehr nachdenken und meine Gefühle.... für jemand anderen vergessen." rückte er nun mit der Sprache heraus und ließ ihn beschämt den Kopf senken.
"Sie erwidert meine Gefühle nicht, sie hat sich für jemand anderen entschieden." fügte er noch seine Sicht der Lage hinzu, dann stand er auf und blickte reumütig zu Nerice. "Ich kann verstehen wenn du mich nun nicht mehr sehen willst, wenn du dich nun betrogen fühlst, aber ich mußte es dir einfach sagen, ich wollte dich nicht verletzen, denn ich habe dich wirklich sehr gern Nerice. Du bist eine wundervolle Frau und hast es nicht verdient, so behandelt zu werden...." Egeas wußte nicht, was er sagen sollte, er wollte, dass sie wußte, dass er es wirklcih genossen hatte, sich mit ihr zu treffen, dass er die Gespräche mit ihr schätzte, aber er wußte einfach nicht, wie er ihr das sagen sollte. So kam er zu dem Entschluß, dass es vielleicht das beste war, nun gar nichts mehr zu sagen und nachdem er Nerice noch einmal betrachtet hatte, wandte er sich um.
"Ich sollte jetzt wohl besser gehen. Nerice, es tut mir wirklich, wirklich sehr leid" sagte er erneut und stand noch einen Moment unentschlossen, da bevor er schließlich auf die Tür zuging.