:: Prue hatte sich auf die Couch im Wohnzimmer gelegt, aber nicht wirklich mit der Absicht zu schlafen, wie sie es ihren Schwestern weisgemacht hatte, sondern um nachzudenken. Sie bemerkte auch, wie Paige hinunterkam und sich wieder entfernte. Ich gehöre nicht hier hin. Sie überlegte, wie es war, tot zu sein, aber sie konnte sich nicht daran erinnern. Es war, als hätte sie eine Leere an dieser Stelle ihres Gedächtnisses. Zwischen den Augenblicken, als sie starb und als sie plötzlich wieder auf dem Dachboden erschien, gerufen von ihren Schwestern, war... nichts. Sie hatte zwar das Gefühl, dass dazwischen Zeit verstrichen war, aber das war auch alles. Und in einem Jahr würde sie wieder gehen.
Sie setzte sich aufrecht hin und legte fest, dass es einfach keinen Sinn hatte, sich darüber Gedanken zu machen. Fakt war, dass sie trotz allem nicht hier sein wollte. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, sie jetzt wieder wegzuschicken. Feige Selbstmord begehen zog sie gar nicht in Betracht, aber willentlich töten lassen wollte sie sich auch nicht. Vielleicht konnte sie einfach wieder so verschwinden, wie sie hergekommen war.
Doch... war das nicht ein Schlag ins Gesicht ihrer Schwestern? Umsonst hatten sie sie garantiert nicht gerufen. Geschlussfolgert heißt das, sie brauchten ihre Hilfe. Ein Jahr lang.
Ihr schwirrte der Kopf, und sie legte sich wieder hin. Kurze Zeit später schlief sie ein, träumte jedoch äußerst unruhig. ::
:: In seiner Wohnung stiefelte Jeffrey hin und her, die Hände zu Fäusten geballt. Er stand kurz vor einem Herzinfarkt, klinisch gesehen, aber das wusste er natürlich nicht, und wenn, dann hätte es ihn nicht interessiert, da er eh nicht daran sterben würde. Er konnte sich gerade so im Zaum halten, nicht die komplette Inneneinrichtung zu zerstören. Der Auslöser dieser Aufregung war nicht vorwiegend Wut oder Hass, wie sonst bei solch einem Verhalten, sondern abgrundtiefe Verzweiflung, in die er sich unnötigerweise immer mehr hineinsteigerte.
Er konnte immer noch nicht fassen, was er eben vernommen hatte. So übertrieben erwartungsvoll, wie er gewesen war, als er mitbekam, dass der Zauberer den Fluch von ihm nehmen konnte, so völlig aussichtslos war er jetzt, als ihm gesagt wurde, dass diese Möglichkeit nun unwiederbringlich verloren war. Er wusste nur allzu genau, was das jetzt hieß. Er musste in jeder einzelnen der mächtigen vier Hexen so tiefen Hass auf ihn selbst schüren, dass sie ihn für immer aus dieser Welt schafften. Das eigentliche Problem an dieser Sache war, wie jeder weiß, dass er eine der Hexen liebte. Ansonsten, so glaubte er, wäre das leichtes Spiel für ihn gewesen. In seiner Verzweiflung vergaß er völlig, dass eine Option zur Bewältigung seines Problems noch ausstand. Die Unsterblichkeit für Paige. Er hatte die kleine Muschel immer noch nicht abgeholt, was wahrscheinlich auch der Grund für das Vergessen dieser Sache war.
Er ging an sein Medizinschränkchen im Bad. Er brauchte jetzt unbedingt Beruhigungsmittel, starke Beruhigungsmittel, am besten das ganze Fläschchen Beruhigungsmittel. Er zitterte so sehr mit der Hand, dass er die Hälfte des Inhaltes auf dem Badezimmerboden verteilte, aber die andere Hälfte schob er sich in den Mund und hängte sich dann unters Waschbecken, um die Menge besser hinunterschlucken zu können. Daraufhin setzte er sich auf sein Bett und wartete auf die Wirkung. ::