Ok, los geht's mit Deans Leben NACH dem Deal
* * *
Seine Arme lagen wie Schraubstöcke um ihren schmalen Körper, unfähig, sie loszulassen, unfähig, auch nur locker zu lassen. Er hatte sich nach ihr gesehnt, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Es hatte Momente gegeben, in denen er sich nach anderen umgedreht hatte – aber keine war wie sie. Die einzige Versuchung, der er beinahe erlegen war, hatte darin bestanden, sofort zu ihr zu fahren. Sie hatten nur einige wenige Male kurz telefoniert, unverbindlich, unverfänglich, ängstlich darauf bedacht, eventuellen Lauschern keine Hinweise zu liefern, dass zwischen ihnen mehr bestand als Freundschaft oder darauf, dass sie es war, Blair, seine Gefährtin, die ihm das Leben gerettet hatte.
So glücklich er über diese Tatsache war, so froh, am Leben zu sein, so wenig machte es ihm Freude, jeden Tag ohne sie zu verbringen. Sie war die andere Hälfte seines Lebensinhaltes – neben Sam.
Seine Hände glitten über ihren Körper, sein Gesicht hatte er in ihrem ungewohnt lockigen Haar verborgen, das noch immer die satte rote Farbe von Herbstlaub im Indian Summer hatte und so sehr er sich danach sehnte, sie ins Bett zu schleifen und die nächsten drei Tage nicht mehr raus zu lassen, so wenig konnte er sich überwinden, sie jetzt im Moment auch nur für eine Sekunde aus seinen Armen zu lassen.
Blairs Kopf fühlte sich an wie leergefegt. Sie konnte nur diesen Mann fühlen, riechen, atmen, und ihr Herz klopfte so schnell, dass sie Angst hatte, es würde aus ihrer Brust springen. Sie hatte ihn vermisst, so sehr vermisst. Seine Wärme, seinen Witz, seinen Sarkasmus, seine Liebe und Hingabe zu seinem Bruder, seinen Mut und seine intuitive Intelligenz… nicht zu vergessen, diesen Körper! Okay, DAS hatte ihr besonders gefehlt – sich zu verlieren in seiner Umarmung und Hitze, sein Begehren zu spüren, das nur ihr galt und seinen Blick voller Liebe und Sehnsucht auf sich zu fühlen. Sie wollte nicht zweifeln, aber sie wusste, wie leicht es ihm die Frauen machten und wie sehr er auch sie mochte, wie sehr er es liebte, sie zum Lachen und zum Stöhnen zu bringen und wie leidenschaftlich er war. Sie suchte seinen Blick, als könne sie erkennen, ob sie ihm ebenso gefehlt hatte wie er ihr, ob er ebenso schlecht – und vor allem, allein - geschlafen hatte…
Er sah sie ernst an und mit ungewohnter Hellsichtigkeit erkannte er, was sie nicht fragen konnte, weil sie nicht forderte, sondern nur hoffte.
"Blair, ich liebe dich – und nur dich. Glaubst du mir das?" Er vergrub seine Finger in dem Wust roter Locken und sah sie beschwörend an.
Ihr Herz schien zu stocken und schlug dann einen wilden Trommelwirbel. Er hatte sie vermisst und er hatte keine andere gewollt. Er hatte auf ihr Wiedersehen gewartet, ebenso wie sie.
Ihr Puls raste und sie schloss überwältigt einen Augenblick die Augen.
"Ich glaube dir – aber es ist unwichtig. Du bist hier – jetzt – und nur das zählt! Und jetzt bring mich endlich ins Bett, Winchester!" Sie quiekte überrascht, als er sie lachend auf die Arme hob und sie die Treppe hinauf trug, wo er das Schlafzimmer vermutete.
"Hey, das Schlafzimmer ist unten", kicherte sie und als er sich auf der Hacke umdrehte, um die Treppe wieder runter zu stiefeln, platzte sie fast vor Lachen. "Entschuldige, ich wollte dich nur verladen. Nicht runter…"
"Haha! Sehr komisch", knurrte er und stolperte ins nächst gelegene Zimmer – das Richtige, wie das Bett bestätigte.
Sie lag in seinem Arm, wie er es sich schon seit Wochen erträumt hatte. Ihre Glieder waren miteinander verflochten und er genoss die Wärme ihrer Haut an seiner.
"Blair?"
"Hm…", brummte sie schläfrig und gesättigt.
"Geht es dir wirklich gut? Du… du fühlst dich irgendwie anders an… dünn…."
Wie zum Beweis zeichnete er mit dem Zeigefinger ihr hervorspringendes Schlüsselbein nach, ließ sie weiter über deutlich fühlbaren Rippen hinunter auf ihren Bauch gleiten.
Sie wich seinem Blick aus. "Hm, ich hatte nicht so viel Appetit."
"Rotschopf?" Er sah sie besorgt an. Sie WAR dünner, wenn sich ihr Bauch auch unter seiner liebkosenden Hand sanft wölbte und…
Er setzte sich mit einem Ruck auf und starrte sie an und ihr war klar, dass der Moment der Wahrheit gekommen war.
"Ja", war ihre leise Antwort auf seine unausgesprochene Frage.
Dean, der immer schlagfertige Dean, dem kein Spruch zu dumm war, um ihn nicht zu benutzen, war sprachlos, wie vor den Kopf geschlagen. Sein Blick wanderte von ihren herzförmigen Lippen zu ihren Brüsten, die ihm voller vorkamen und weiter zu ihrem Bauch, der sich kaum merklich gerundet hatte. Sie wies alle Merkmale auf, von denen er bisher jemals gehört oder gelesen hatte.
"Wie… wann…", stotterte er und streckte erneut die Hand aus, um sie auf ihren Bauch zu legen.
Diese Geste war so impulsiv, dass Blair wusste, es ihm zu verschweigen wäre grundfalsch gewesen – auch wenn sie darüber nachgedacht hatte, zumindest während der Wochen, in denen sie sich seiner alles andere als sicher gewesen war.
"Ich denke, der Nachmittag im Schuppen war's… und wie? Winchester, das muss ich dir sicher nicht erklären, oder?" Sie setzte sich auf und legte ihre Hand auf seine.
"Aber wieso… ich dachte, du hättest…" er konnte seine Gedanken noch nicht richtig sortieren, sie purzelten wild durcheinander. Ein Kind! Er würde – sie würden – ein Kind haben! Sein erster Impuls war Sorge, um sie und um das ungeborene Leben, die das Ziel für Angriffe von Dämonen und anderen Mistkerlen sein würden.
Blair fühlte sich in der Defensive, deutete seinen sorgenvollen Blick falsch.
"Ich habe dich nicht reingelegt, wenn du das annehmen solltest." Sie sah ihn gereizt an.
"Ich hab kurze Zeit vor Ablauf deines Deals nicht mehr verhütet, weil ich etwas anderes von dir behalten wollte als nur Erinnerungen. Ich wollte, dass ein Teil von dir auf dieser Welt bleibt, etwas, das ich lieben könnte, wenn du nicht mehr da wärst", brach es aus ihr heraus und die Tränen liefen ihr über die schmalen Wangen.
Er schloss sie in die Arme und presste sie an sich, unfähig, in Worte zu fassen, was ihm durch den Kopf schoss. Das erste und dümmste, was ihm über die Zunge schlüpfte, war:
"…und du bist sicher, dass es meins ist?" Er hatte kaum ausgesprochen, als er sich vor Schmerzen krümmte. Sie hatte ihn mit voller Kraft auf die ungeschützten Rippen geboxt und funkelte ihn wütend an.
"Winchester, du wirst es nie lernen, lieber den Mund zu halten, als so einen Mist zu verzapfen!",
brüllte sie ihn an.
"Hmpfh", stöhnte Dean und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Das durfte doch nicht wahr sein! "Ich… ich hab es nicht so gemeint. Ich meinte nur, ich kann's noch nicht glauben", presste er mit blassem Gesicht hervor und sah mitleidheischend zu ihr auf.
Sie saß vor ihm, splitternackt, mit vor den Brüsten verschränkten Armen und einem Blick wie eine Rachegöttin – und er prustete los, weil er das so komisch fand. Blairs Mundwinkel zuckten und sie konnte seinem Lachen einfach nicht widerstehen. Sie kicherte leise vor sich hin und ihre Augen wurden dunkel vor Liebe zu ihm. Dieser Trottel! Sich vernünftig auszudrücken war nicht wirklich sein Ding!
Als er sich beruhigt hatte, rutschte er näher an sie heran und nahm ihr Gesicht in seine Hände, um sie liebevoll zu küssen.
"Blair, ich würde niemals glauben… Ich meine, ich weiß, dass du mich liebst. Wie auch nicht, immerhin bin ich ein toller Kerl", er zwinkerte, als sie ihn spöttisch angrinste.
"Ich hätte niemals geglaubt, dass ich eines Tages ein Dad sein könnte. Keine Ahnung, diese Idee ist mir nie gekommen", er zuckte mit den Schultern und küsste sie erneut sanft auf die weichen Lippen.
"Bist du sicher, dass es okay war… ich meine, vorhin. Nicht, dass ich dem Baby weh getan habe." Seine Stimme klang unsicher, immerhin war es das erste Mal, dass er mit einer schwangeren Frau Sex gehabt hatte. Woher sollte er wissen, ob das vielleicht schädlich war?
"Es ist alles in Ordnung. Das schadet dem Baby nicht, mein Großer", beruhigte ihn Blair. "Und hey – ich bin nicht zerbrechlich."
"Aber warum bist du so dünn? Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?" Die Sorge fraß noch immer in ihm.
"Ich hatte Heimweh, meine Mom fehlt mir und du hast mir gefehlt. Ich hab mich einsam gefühlt und außerdem hab ich in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft ziemlich unter Übelkeit gelitten. Wenn vor dem Mittagessen nichts drin bleibt, sind schnell ein paar Pfund runter." Blair versuchte, es beiläufig klingen zu lassen, weil er allzu besorgt klang. Sie wollte nicht ins Detail gehen. Er sollte nicht wissen, dass sie nicht essen konnte und nicht schlafen, als sie ihn verlassen musste, dass sie Angst hatte, er würde nicht wiederkommen, würde sie vergessen, jetzt, wo sein Leben weitergehen konnte, wie vor dem Deal. Und sie hatte Angst, DASS er wiederkommen, aber wegen des Babys sauer sein würde.
Sein große Hand lag warm auf ihrem noch kaum sichtbaren Bauch, als er fragte "…und wann kommt das Baby? Wie weit bist du?"
"Hm… warte", sie schloss die Augen und rechnete nach. "… ich glaube, ich bin in der achtzehnten Woche. Es dauert nicht mehr lange und ich sehe aus wie ein gestrandeter Wal."
Dean kicherte leise bei der Vorstellung - dieses zierliche Persönchen wie ein Riesenmeeressäuger gestrandet am Strand…
"Wann weißt du – ich meine, können wir schon vorher wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?" Gott, er hatte tausende Fragen, das alles war so aufregend und in dieser Sekunde durchschoss in ein Gedanke. Sam! Er musste es unbedingt wissen, jetzt sofort!
Er beugte sich aus dem Bett und zerrte an seiner Jeans, um das Handy aus der Gesäßtasche zu puhlen, als Blair ihn sanft zurück zog.
"Dean – morgen ist auch noch früh genug, denkst du nicht?"
Er verharrte einen Moment und ließ sich dann wieder in die Kissen zurückfallen, wobei er Blair auf sich zog. "Wenn ich dich lieben möchte – ist das okay?" Seine Hände glitten über ihren Rücken und er presste sie fester an den Beweis seines Begehrens.
Blair bewegte provozierend ihr Becken gegen seins, schürte die Hitze zwischen ihnen und hauchte kleine Küsse auf die glatte Haut um sein Tattoo herum.
"Wenn du es nicht wolltest, hättest du ein Problem, Winchester", tuschelte sie und für' s Erste vergaß er seine Fragen…
*
*
*
"Es wird ein Mädchen", murmelte Blair, schon im Halbschlaf, kuschelte sich an Deans Schulter und nur wenig später verrieten ihm ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie eingeschlafen war. Ein kleines Mädchen… die nächste Generation Winchester – okay, auch die nächste Generation Sinclair!
Er war zwar körperlich müde, aber es war so viel geschehen heute, dass sein Verstand sich im Kreis drehte. Er hatte geglaubt, Sam würde immer seine einzige Familie bleiben – bis er Blair traf. Durch sie hatte er mit Cass auch wieder jemanden in seinem Leben, der einer Mutter sehr nahe kam und er liebte die alte Dame, Blairs Uroma, heiß und innig. Es war schwierig; solange er mit Sam allein gewesen war, hatte er Angehörige nicht vermisst, aber jetzt, da er einige Zeit in Gesellschaft von Blairs Familie verbracht hatte, fehlte sie ihm. Nicht, dass er sesshaft werden wollte – aber es war schon schade, dass er und Sam, um die Sinclair-Frauen nicht zu gefährden, sie nicht offen besuchen durften.
Er hatte seine 'Überlebensparty', wie er es nannte, allein mit seinem Bruder gefeiert, am Abend nachdem sie Blair in Sicherheit und Ruby unter die Erde gebracht hatten. Sam hatte ihn in dieser Nacht ins Bett geschleift, weil er selber nicht mal mehr das Zimmer gefunden hätte. Es hätte die pure Freude am Leben sein sollen, aber es war eher Frust über die Opfer, die die Auflösung seines Deals gefordert hatte und noch forderte, als er sich zuschüttete. Er wünschte, Blair wäre da, könnte Teil seines 'neuen' Lebens sein und ihm das Gefühl der Einsamkeit nehmen, das ihn selbst in Sams Gegenwart nicht verließ und in den nächsten Wochen war er mehrfach versucht, sich Gesellschaft für seine einsamen Nächte zu suchen. Dabei stellte er fest, dass er keine Frau attraktiv oder interessant genug fand, um sie auch nur länger als fünf Sekunden anzuschauen.
Blair, seine feurige, rothaarige, freche Blair – sie hatte ihm ganz schön die Tour vermasselt.
Er grinste in Erinnerung an seine vergeblichen Versuche, an das frühere lockere Leben anzuknüpfen und daran, wie Sam ihn zwei Tage mit Verachtung gestraft hatte, als er ihn bei einem seiner seltsam stümperhaften und uninspirierten Flirtversuchen ertappt hatte. Er hatte unterstellt, sein Bruder sei abgeblitzt, als er unverrichteter Dinge zusammen mit ihm zum Zimmer schlurfte und erst am nächsten Tag, nach stundenlanger Autofahrt in dumpfem, langweiligem Schweigen hatte Dean seinen Bruder aufgeklärt, dass er zu seiner eigenen Verwunderung tatsächlich keinerlei Interesse mehr daran hatte, in irgendwelchen Bars irgendwelche fremden Frauen aufzureißen.
Eine Tochter… wie sich John gefreut hätte. Oder nicht? Wie groß war die Gefahr, dass Blair endete wie Mary und Jessica vor ihr? Konnten Sam und er die Sicherheit von Mutter und Kind gewährleisten?
Die Sorge kroch mit Eisfingern sein Rückgrat hinauf, das Atmen wurde ihm schwer und sein Magen krampfte sich zusammen.
Er drückte die Frau in seinem Arm etwas fester an sich und konzentrierte sich auf ihren Duft, ihren leisen, gleichmäßigen Atem und ihre warme Haut an seiner. Er konnte wieder freier atmen und er verschob die Sorgen auf morgen…
*
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Seine Arme lagen wie Schraubstöcke um ihren schmalen Körper, unfähig, sie loszulassen, unfähig, auch nur locker zu lassen. Er hatte sich nach ihr gesehnt, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Es hatte Momente gegeben, in denen er sich nach anderen umgedreht hatte – aber keine war wie sie. Die einzige Versuchung, der er beinahe erlegen war, hatte darin bestanden, sofort zu ihr zu fahren. Sie hatten nur einige wenige Male kurz telefoniert, unverbindlich, unverfänglich, ängstlich darauf bedacht, eventuellen Lauschern keine Hinweise zu liefern, dass zwischen ihnen mehr bestand als Freundschaft oder darauf, dass sie es war, Blair, seine Gefährtin, die ihm das Leben gerettet hatte.
So glücklich er über diese Tatsache war, so froh, am Leben zu sein, so wenig machte es ihm Freude, jeden Tag ohne sie zu verbringen. Sie war die andere Hälfte seines Lebensinhaltes – neben Sam.
Seine Hände glitten über ihren Körper, sein Gesicht hatte er in ihrem ungewohnt lockigen Haar verborgen, das noch immer die satte rote Farbe von Herbstlaub im Indian Summer hatte und so sehr er sich danach sehnte, sie ins Bett zu schleifen und die nächsten drei Tage nicht mehr raus zu lassen, so wenig konnte er sich überwinden, sie jetzt im Moment auch nur für eine Sekunde aus seinen Armen zu lassen.
Blairs Kopf fühlte sich an wie leergefegt. Sie konnte nur diesen Mann fühlen, riechen, atmen, und ihr Herz klopfte so schnell, dass sie Angst hatte, es würde aus ihrer Brust springen. Sie hatte ihn vermisst, so sehr vermisst. Seine Wärme, seinen Witz, seinen Sarkasmus, seine Liebe und Hingabe zu seinem Bruder, seinen Mut und seine intuitive Intelligenz… nicht zu vergessen, diesen Körper! Okay, DAS hatte ihr besonders gefehlt – sich zu verlieren in seiner Umarmung und Hitze, sein Begehren zu spüren, das nur ihr galt und seinen Blick voller Liebe und Sehnsucht auf sich zu fühlen. Sie wollte nicht zweifeln, aber sie wusste, wie leicht es ihm die Frauen machten und wie sehr er auch sie mochte, wie sehr er es liebte, sie zum Lachen und zum Stöhnen zu bringen und wie leidenschaftlich er war. Sie suchte seinen Blick, als könne sie erkennen, ob sie ihm ebenso gefehlt hatte wie er ihr, ob er ebenso schlecht – und vor allem, allein - geschlafen hatte…
Er sah sie ernst an und mit ungewohnter Hellsichtigkeit erkannte er, was sie nicht fragen konnte, weil sie nicht forderte, sondern nur hoffte.
"Blair, ich liebe dich – und nur dich. Glaubst du mir das?" Er vergrub seine Finger in dem Wust roter Locken und sah sie beschwörend an.
Ihr Herz schien zu stocken und schlug dann einen wilden Trommelwirbel. Er hatte sie vermisst und er hatte keine andere gewollt. Er hatte auf ihr Wiedersehen gewartet, ebenso wie sie.
Ihr Puls raste und sie schloss überwältigt einen Augenblick die Augen.
"Ich glaube dir – aber es ist unwichtig. Du bist hier – jetzt – und nur das zählt! Und jetzt bring mich endlich ins Bett, Winchester!" Sie quiekte überrascht, als er sie lachend auf die Arme hob und sie die Treppe hinauf trug, wo er das Schlafzimmer vermutete.
"Hey, das Schlafzimmer ist unten", kicherte sie und als er sich auf der Hacke umdrehte, um die Treppe wieder runter zu stiefeln, platzte sie fast vor Lachen. "Entschuldige, ich wollte dich nur verladen. Nicht runter…"
"Haha! Sehr komisch", knurrte er und stolperte ins nächst gelegene Zimmer – das Richtige, wie das Bett bestätigte.
Sie lag in seinem Arm, wie er es sich schon seit Wochen erträumt hatte. Ihre Glieder waren miteinander verflochten und er genoss die Wärme ihrer Haut an seiner.
"Blair?"
"Hm…", brummte sie schläfrig und gesättigt.
"Geht es dir wirklich gut? Du… du fühlst dich irgendwie anders an… dünn…."
Wie zum Beweis zeichnete er mit dem Zeigefinger ihr hervorspringendes Schlüsselbein nach, ließ sie weiter über deutlich fühlbaren Rippen hinunter auf ihren Bauch gleiten.
Sie wich seinem Blick aus. "Hm, ich hatte nicht so viel Appetit."
"Rotschopf?" Er sah sie besorgt an. Sie WAR dünner, wenn sich ihr Bauch auch unter seiner liebkosenden Hand sanft wölbte und…
Er setzte sich mit einem Ruck auf und starrte sie an und ihr war klar, dass der Moment der Wahrheit gekommen war.
"Ja", war ihre leise Antwort auf seine unausgesprochene Frage.
Dean, der immer schlagfertige Dean, dem kein Spruch zu dumm war, um ihn nicht zu benutzen, war sprachlos, wie vor den Kopf geschlagen. Sein Blick wanderte von ihren herzförmigen Lippen zu ihren Brüsten, die ihm voller vorkamen und weiter zu ihrem Bauch, der sich kaum merklich gerundet hatte. Sie wies alle Merkmale auf, von denen er bisher jemals gehört oder gelesen hatte.
"Wie… wann…", stotterte er und streckte erneut die Hand aus, um sie auf ihren Bauch zu legen.
Diese Geste war so impulsiv, dass Blair wusste, es ihm zu verschweigen wäre grundfalsch gewesen – auch wenn sie darüber nachgedacht hatte, zumindest während der Wochen, in denen sie sich seiner alles andere als sicher gewesen war.
"Ich denke, der Nachmittag im Schuppen war's… und wie? Winchester, das muss ich dir sicher nicht erklären, oder?" Sie setzte sich auf und legte ihre Hand auf seine.
"Aber wieso… ich dachte, du hättest…" er konnte seine Gedanken noch nicht richtig sortieren, sie purzelten wild durcheinander. Ein Kind! Er würde – sie würden – ein Kind haben! Sein erster Impuls war Sorge, um sie und um das ungeborene Leben, die das Ziel für Angriffe von Dämonen und anderen Mistkerlen sein würden.
Blair fühlte sich in der Defensive, deutete seinen sorgenvollen Blick falsch.
"Ich habe dich nicht reingelegt, wenn du das annehmen solltest." Sie sah ihn gereizt an.
"Ich hab kurze Zeit vor Ablauf deines Deals nicht mehr verhütet, weil ich etwas anderes von dir behalten wollte als nur Erinnerungen. Ich wollte, dass ein Teil von dir auf dieser Welt bleibt, etwas, das ich lieben könnte, wenn du nicht mehr da wärst", brach es aus ihr heraus und die Tränen liefen ihr über die schmalen Wangen.
Er schloss sie in die Arme und presste sie an sich, unfähig, in Worte zu fassen, was ihm durch den Kopf schoss. Das erste und dümmste, was ihm über die Zunge schlüpfte, war:
"…und du bist sicher, dass es meins ist?" Er hatte kaum ausgesprochen, als er sich vor Schmerzen krümmte. Sie hatte ihn mit voller Kraft auf die ungeschützten Rippen geboxt und funkelte ihn wütend an.
"Winchester, du wirst es nie lernen, lieber den Mund zu halten, als so einen Mist zu verzapfen!",
brüllte sie ihn an.
"Hmpfh", stöhnte Dean und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Das durfte doch nicht wahr sein! "Ich… ich hab es nicht so gemeint. Ich meinte nur, ich kann's noch nicht glauben", presste er mit blassem Gesicht hervor und sah mitleidheischend zu ihr auf.
Sie saß vor ihm, splitternackt, mit vor den Brüsten verschränkten Armen und einem Blick wie eine Rachegöttin – und er prustete los, weil er das so komisch fand. Blairs Mundwinkel zuckten und sie konnte seinem Lachen einfach nicht widerstehen. Sie kicherte leise vor sich hin und ihre Augen wurden dunkel vor Liebe zu ihm. Dieser Trottel! Sich vernünftig auszudrücken war nicht wirklich sein Ding!
Als er sich beruhigt hatte, rutschte er näher an sie heran und nahm ihr Gesicht in seine Hände, um sie liebevoll zu küssen.
"Blair, ich würde niemals glauben… Ich meine, ich weiß, dass du mich liebst. Wie auch nicht, immerhin bin ich ein toller Kerl", er zwinkerte, als sie ihn spöttisch angrinste.
"Ich hätte niemals geglaubt, dass ich eines Tages ein Dad sein könnte. Keine Ahnung, diese Idee ist mir nie gekommen", er zuckte mit den Schultern und küsste sie erneut sanft auf die weichen Lippen.
"Bist du sicher, dass es okay war… ich meine, vorhin. Nicht, dass ich dem Baby weh getan habe." Seine Stimme klang unsicher, immerhin war es das erste Mal, dass er mit einer schwangeren Frau Sex gehabt hatte. Woher sollte er wissen, ob das vielleicht schädlich war?
"Es ist alles in Ordnung. Das schadet dem Baby nicht, mein Großer", beruhigte ihn Blair. "Und hey – ich bin nicht zerbrechlich."
"Aber warum bist du so dünn? Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?" Die Sorge fraß noch immer in ihm.
"Ich hatte Heimweh, meine Mom fehlt mir und du hast mir gefehlt. Ich hab mich einsam gefühlt und außerdem hab ich in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft ziemlich unter Übelkeit gelitten. Wenn vor dem Mittagessen nichts drin bleibt, sind schnell ein paar Pfund runter." Blair versuchte, es beiläufig klingen zu lassen, weil er allzu besorgt klang. Sie wollte nicht ins Detail gehen. Er sollte nicht wissen, dass sie nicht essen konnte und nicht schlafen, als sie ihn verlassen musste, dass sie Angst hatte, er würde nicht wiederkommen, würde sie vergessen, jetzt, wo sein Leben weitergehen konnte, wie vor dem Deal. Und sie hatte Angst, DASS er wiederkommen, aber wegen des Babys sauer sein würde.
Sein große Hand lag warm auf ihrem noch kaum sichtbaren Bauch, als er fragte "…und wann kommt das Baby? Wie weit bist du?"
"Hm… warte", sie schloss die Augen und rechnete nach. "… ich glaube, ich bin in der achtzehnten Woche. Es dauert nicht mehr lange und ich sehe aus wie ein gestrandeter Wal."
Dean kicherte leise bei der Vorstellung - dieses zierliche Persönchen wie ein Riesenmeeressäuger gestrandet am Strand…
"Wann weißt du – ich meine, können wir schon vorher wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?" Gott, er hatte tausende Fragen, das alles war so aufregend und in dieser Sekunde durchschoss in ein Gedanke. Sam! Er musste es unbedingt wissen, jetzt sofort!
Er beugte sich aus dem Bett und zerrte an seiner Jeans, um das Handy aus der Gesäßtasche zu puhlen, als Blair ihn sanft zurück zog.
"Dean – morgen ist auch noch früh genug, denkst du nicht?"
Er verharrte einen Moment und ließ sich dann wieder in die Kissen zurückfallen, wobei er Blair auf sich zog. "Wenn ich dich lieben möchte – ist das okay?" Seine Hände glitten über ihren Rücken und er presste sie fester an den Beweis seines Begehrens.
Blair bewegte provozierend ihr Becken gegen seins, schürte die Hitze zwischen ihnen und hauchte kleine Küsse auf die glatte Haut um sein Tattoo herum.
"Wenn du es nicht wolltest, hättest du ein Problem, Winchester", tuschelte sie und für' s Erste vergaß er seine Fragen…
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"Es wird ein Mädchen", murmelte Blair, schon im Halbschlaf, kuschelte sich an Deans Schulter und nur wenig später verrieten ihm ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie eingeschlafen war. Ein kleines Mädchen… die nächste Generation Winchester – okay, auch die nächste Generation Sinclair!
Er war zwar körperlich müde, aber es war so viel geschehen heute, dass sein Verstand sich im Kreis drehte. Er hatte geglaubt, Sam würde immer seine einzige Familie bleiben – bis er Blair traf. Durch sie hatte er mit Cass auch wieder jemanden in seinem Leben, der einer Mutter sehr nahe kam und er liebte die alte Dame, Blairs Uroma, heiß und innig. Es war schwierig; solange er mit Sam allein gewesen war, hatte er Angehörige nicht vermisst, aber jetzt, da er einige Zeit in Gesellschaft von Blairs Familie verbracht hatte, fehlte sie ihm. Nicht, dass er sesshaft werden wollte – aber es war schon schade, dass er und Sam, um die Sinclair-Frauen nicht zu gefährden, sie nicht offen besuchen durften.
Er hatte seine 'Überlebensparty', wie er es nannte, allein mit seinem Bruder gefeiert, am Abend nachdem sie Blair in Sicherheit und Ruby unter die Erde gebracht hatten. Sam hatte ihn in dieser Nacht ins Bett geschleift, weil er selber nicht mal mehr das Zimmer gefunden hätte. Es hätte die pure Freude am Leben sein sollen, aber es war eher Frust über die Opfer, die die Auflösung seines Deals gefordert hatte und noch forderte, als er sich zuschüttete. Er wünschte, Blair wäre da, könnte Teil seines 'neuen' Lebens sein und ihm das Gefühl der Einsamkeit nehmen, das ihn selbst in Sams Gegenwart nicht verließ und in den nächsten Wochen war er mehrfach versucht, sich Gesellschaft für seine einsamen Nächte zu suchen. Dabei stellte er fest, dass er keine Frau attraktiv oder interessant genug fand, um sie auch nur länger als fünf Sekunden anzuschauen.
Blair, seine feurige, rothaarige, freche Blair – sie hatte ihm ganz schön die Tour vermasselt.
Er grinste in Erinnerung an seine vergeblichen Versuche, an das frühere lockere Leben anzuknüpfen und daran, wie Sam ihn zwei Tage mit Verachtung gestraft hatte, als er ihn bei einem seiner seltsam stümperhaften und uninspirierten Flirtversuchen ertappt hatte. Er hatte unterstellt, sein Bruder sei abgeblitzt, als er unverrichteter Dinge zusammen mit ihm zum Zimmer schlurfte und erst am nächsten Tag, nach stundenlanger Autofahrt in dumpfem, langweiligem Schweigen hatte Dean seinen Bruder aufgeklärt, dass er zu seiner eigenen Verwunderung tatsächlich keinerlei Interesse mehr daran hatte, in irgendwelchen Bars irgendwelche fremden Frauen aufzureißen.
Eine Tochter… wie sich John gefreut hätte. Oder nicht? Wie groß war die Gefahr, dass Blair endete wie Mary und Jessica vor ihr? Konnten Sam und er die Sicherheit von Mutter und Kind gewährleisten?
Die Sorge kroch mit Eisfingern sein Rückgrat hinauf, das Atmen wurde ihm schwer und sein Magen krampfte sich zusammen.
Er drückte die Frau in seinem Arm etwas fester an sich und konzentrierte sich auf ihren Duft, ihren leisen, gleichmäßigen Atem und ihre warme Haut an seiner. Er konnte wieder freier atmen und er verschob die Sorgen auf morgen…
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