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[Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Ja, Nana ist echt eine Uroma zum gernhaben, und Dean kommt in seiner Rolle als Freund der Enkelin auch gut zurecht, hätt ich nicht erwartet ;)
 
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AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Doch, ich denke, Dean hätte zu gern selbst mehr Familie gehabt und wenn man betrachtet, wieviel Respekt er gegenüber Bobby oder Ellen beweist, denke ich, sein Verhalten ist durchaus einleuchtend. ;)



* * *


Melissa strich sich mit der schmalen, altersfleckigen Hand eine schlohweiße Haarsträhne hinter das Ohr und rührte nachdenklich ihren schwach nach Minze duftenden Tee um. Sie lauschte dem Klingeln des Löffels am feinen Porzellan der Teeschale und begann dann zu sprechen.
"Als Cassandra mir erzählte, dass du einen Mann liebst, der einen Pakt mit dem Crossroad-Demon geschlossen hat, um seinen Bruder zurück zu holen, habe ich sofort alle meine Quellen angezapft – und es sind viele geworden im Laufe der Jahre und Jahrzehnte." Sie sammelte sich einen Moment und fuhr dann fort.
"Es ist Abalam. Es muss Abalam sein. Er ist ein Händler und Sammler und es geht schon lange das Gerücht, dass er den Handel mit den Deals an sich gebracht hat."

Dean und Blair schauten sich alarmiert an. Wenn das wahr wäre, wenn Melissa tatsächlich den richtigen Namen in Erfahrung gebracht hätte? Damit wüssten sie zwar noch nicht, wie man ihn bezwingen konnte, aber sie hätten einen Ansatzpunkt!

"Abalam gefällt sich darin, sich nur durch besonders widerliche Rituale beschwören zu lassen, also Ekelgeschichten mit Eingeweiden, Blut, Knochen und sonstigem Unrat", meinte Melissa ungnädig. "Ich werde mit euch zurück fahren, um mit Cassandra gemeinsam daran zu arbeiten." Ihre Stimme ließ keinen Raum für Widerspruch. Sie nahm noch einen Schluck Tee aus der zierlichen Tasse und schaute Beifall heischend von einem zum anderen.

Dean zuckte die Schultern und nickte, Widerworte waren hier sinnlos, obwohl ihm nicht ganz wohl war bei der Vorstellung der alten Dame in seinem alten Panzer. Blair dagegen fand die Idee genial.
"Mum wird sich so freuen. Wie lange schon habt ihr euch nicht gesehen, Nana?"

"Viel zu lange – wenn man bedenkt, dass jeder Tag mein letzter sein könnte", grummelte die weiße Hexe.

Blair druckste ein wenig rum und fragte dann: "Nana, hast du eigentlich von Großmutter etwas gehört? Mum spricht nicht über sie – aber ich kann mir nicht helfen, ich bin neugierig, immerhin ist sie meine Großmutter."

Die wässrigen alten Augen blickten voller Mitgefühl auf die junge Frau. "Kleines, das letzte, was ich von meiner Tochter gehört habe, war, dass sie Cassandra und deren Lebenswandel verflucht hat und sich seitdem die Knie wundbetet. Du hast nichts verpasst, indem du sie nie kennen gelernt hast, mein Schatz."

Blairs Finger spielten fahrig miteinander in ihrem Schoß, bis Dean seine große Hand darauf legte. "Blair, du hast eine tolle Mutter und eine liebe Urgroßmutter. Wozu einer Großmutter nachweinen, die dich nicht zu schätzen weiß?" Blair atmete bei Deans Worten einmal heftig durch und lächelte ihn traurig an.
"Es tut mir leid, ich hatte vergessen… " Sie wollte noch sagen, "dass du nichts von alledem hast", aber Deans Mobiltelefon schrammelte sein hartes 'Smoke On The Water' dazwischen und sie war ganz froh, dass sie es nicht aussprechen musste.

"Hi Sammy! Was gibt es? Ist irgendwas passiert? Sorry, ich hab jetzt tatsächlich gedacht, du hättest Ruby gesagt… Wie?… Ihr habt sie tatsächlich rein gelassen? Wie konnte Cass… klar, und du fällst wieder auf sie rein? Sie sagt 'spring' und du fragst nur 'wie hoch'! Sie hat was? Sam, das ist nichts Neues… Nein, Tatsache, das wussten wir schon von Melissa, Blairs Urgroßmutter… Okay, du kannst ja ruhig nach ihrer Pfeife tanzen, aber nur bis wir zurück sind, dann schmeiße ich sie raus!"
Dean schnaubte böse, als er das Handy zuklappte.
"Was ist mit Ruby?" Blair hielt sich nicht mit langen Vorreden auf.

Dean schüttelte frustriert den Kopf. "Kaum bin ich nicht da, lässt sich dieser Idiot von Ruby erneut weismachen, dass sie daran interessiert ist, uns zu helfen und einen Weg wüsste!"

"Und was, wenn es wirklich so wäre", gab Melissa zu bedenken.
"Ich halte das für nicht unwahrscheinlich. Ich hab dem Gespräch entnommen, dass sie auch den Namen Abalam ins Gespräch gebracht hat. Möglicherweise ist sie in ihren Nachforschungen bereits weiter gekommen als ich, auch wenn ich es nicht gern zugebe." Melissa lachte unfroh.

"Was bedeutet, ich überlege mir besser noch mal, ob ich sie rausschmeiße, ja?" Dean zog mit einem schiefen Grinsen eine Braue hoch. Vielleicht konnte er sich erst retten lassen und sie DANN rausschmeißen?

"Das wäre schlau, junger Winchester", kicherte Melissa amüsiert. Der Junge gefiel ihr, hatte Herz, Mut und Witz, die Art Mann, die ihr selbst in ihrem Leben einige Male den früher sehr hübschen Kopf verdreht hatte und genau das, was sie sich für Blair als Partner vorstellte.
"Abalam ist mächtig, er befehligt hunderte von Dämonen und wenn diese Dämonin einen Weg kennt, ihn zu überlisten oder zu töten, sollten wir sie zumindest anhören. Ich denke, ich packe meine Tasche und dann fahren wir." Sie stand auf ging zur Spüle, um die Tasse hinein zu stellen. "Blair, mein Schatz, würdest du kurz hier ein wenig für Ordnung sorgen? Dean, kommst du bitte mit mir, die Glühbirne wartet."

"Ja, Ma'am." Er hätte beinahe respektvoll gedienert.

"Junge, sag Nana zu mir", hörte Blair noch ihre Urgroßmutter sagen, bevor sie mit Dean im Schlepptau den Raum verließ.

"Nana, darf ich Sie etwas fragen?" Dean wirkte fast schüchtern.

Die kleine alte Frau hatte Dean bei der schweren Aufgabe beaufsichtigt, eine neue Glühlampe in die Flurbeleuchtung einzuschrauben und ihn dann gebeten, ihr beim Packen behilflich zu sein, indem er die alte verstaubte Reisetasche vom Schrank herunter bugsierte.

"Sicher, Junge. Frag nur." Sie fuhr fort, die Kleidung, die sie mitzunehmen gedachte, fein säuberlich in die Tasche zu stapeln.
"Gibt es sowas wie Seelenverwandtschaft?" Er sprach es schnell aus, bevor er es sich anders überlegen konnte. Es war ihm ein bisschen peinlich, aber er wusste niemand Besseren, den er hätte fragen können und diese Frage brannte ihm seit ein paar Tagen ein Loch in die eh' schon angefressene Seele.
Nana drehte sich zu ihm um, ließ sich auf das Bett fallen und bedeutete ihm mit einem Wink, sich neben sie zu setzen.

"Dean, sicher gibt es die. Hast du das nicht selbst erlebt?" Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, wirkte ein wenig verwundert. "Du und Blair – hast du gedacht, sowas passiert alle Tage?"

"Wollen Sie damit sagen, dass sie und ich tatsächlich solche Seelenverwandte sein könnten?" Dean war regelrecht erschüttert. Das war immer eine der Sachen gewesen, die er als Ammenmärchen und Chick-Flick-Quatsch abgetan hatte.

"Nein. Das will ich nicht. Ihr könntet nicht – ihr seid eindeutig Seelenverwandte. Ich habe es gefühlt, als ich euch beide berührte bei der Begrüßung. Ihr seid Jin und Jang, zwei Hälften."
Sie ergriff seine Hände und schaute ihn beinahe liebevoll an. "Mein Junge, du musst keine Angst haben. Ich glaube nicht, dass du sterben wirst. Normalerweise fühle ich, wenn ich jemanden berühre, ob er oder sie dem Tod nahe ist. Bei dir fühle ich es nicht, im Gegenteil, ich fühle große Lebenskraft und Energie. Ich denke, das bedeutet, dass wir der Lösung nahe sind…"

Er hätte sie umarmen mögen, sie hatte seiner Hoffnung Nahrung gegeben und ihm schien der Tag plötzlich freundlicher und die Sonne heller. Ach, was sollte es. Er legte spontan die Arme um die alte Dame und drückte sie sanft an sich.

Melissa lächelte versonnen. Wie sie diese Umarmung vor 70 oder 80 Jahren genossen hätte!
"Nun lass uns fahren und schauen, was diese Ruby-Hexe uns anzubieten hat."


Er ging schon vor zum Wagen, schaute sich um, wo Blair geblieben war, da er sie im Haus nicht gesehen hatte. Er hörte ihre Stimme und folgte ihr, bis er sie im Holzschuppen fand, wo sich die schwarze Katze, die er vorhin vor dem Fenster gesehen hatte, auf den Rücken geworfen hatte, um sich von der jungen Frau den Bauch kraulen zu lassen.

"Sie schnurrt fast so laut wie du", grinste Dean.

Blair schaute ihn an, stand auf und kam auf ihn zu. Direkt vor ihm blieb sie stehen und musterte sein Gesicht, sah in die klaren grünen Augen.
"Sie hat es dir gesagt, oder?" Sie legte die Hand auf seine Brust, fühlte Hoffnung, neue Zuversicht und den starken Winchester-Willen. Sie fühlte ein neues warmes Glimmen in ihm, das die Worte ihrer Nana ausgelöst hatten.

"Wie viel weiß Nana? Irrt sie sich oft?" Er hatte beinahe Angst vor der Antwort, Angst, dass sie seine Hoffnung nicht teilen würde.

"Sie hat bisher, soweit ich weiß, nie geirrt. Ich bin nicht sicher, was genau sie weiß, aber sie scheint über dein Schicksal bestens informiert zu sein und irgendwas hält sie diesbezüglich noch zurück, da bin ich mir sicher. Ich zumindest glaube an sie."

Deans Blick schweifte nachdenklich über den wildwachsenden Garten, der eingesäumt wurde von säuberlich gejäteten Kräuter-Hochbeeten und verlor sich im grünen Dickicht des Waldsaumes, während er auf der Lippe kaute, wie immer, wenn er grübelte.
"Okay. Dann wirst du mich möglicherweise doch nicht so schnell los, wie du dachtest", sagte er mit weicher Stimme, als er sich durchgerungen hatte, die Hoffnung zuzulassen, und schloss Blair in die Arme. "Habe ich schon erwähnt, dass ich Hexen liebe?"

Blair lehnte sich ein wenig in seinen Armen zurück und grinste ihn frech an. "Wie – auch Ruby?"

"Freches Weib", brummte er und verschloss ihr den lachenden Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss. Sie schlang die Arme um seinen Hals, harkte mit den Fingern durch die kurzen Haare an seinem Hinterkopf und presste ihren ganzen Körper an ihn, eine Einladung, der er kaum widerstehen konnte – und wollte. Er vertiefte den Kuss, knabberte verspielt an ihrer Unterlippe und genoss ihren süßen Geschmack, während seine Hände auf ihren Po wanderten und sie noch fester an sich drückte, sie seine Erregung spüren ließ und stöhnte leise an ihrem Mund. War es wirklich erst zwei Tage her? Es schienen Wochen zu sein und sein Körper war ausgehungert nach ihrem, nach ihrer Hitze und ihrer Zärtlichkeit.
Sie verschmolzen förmlich zu einer Person, eine Silhouette im Schatten des Schuppens…

"Kinder, ich störe nur ungern, aber wir sollten fahren…" erklang die amüsierte Stimme der alten Dame.

* * *

"Ruby, das kannst du nicht ernst meinen! Das macht Dean niemals mit!" Sam schrie die Blondine entnervt an, die pikiert die schmalen Augenbrauen hoch zog.

"Und? Wer hat gesagt, dass er davon wissen muss? Er darf sowieso keinen Finger rühren, um gegen Abalam vorzugehen, hast du das vergessen?" Ihre Stimme klang gelangweilt. Dieses ständige Bruder-Gehabe der beiden Winchesters ging ihr mittlerweile ziemlich auf die Nerven.
"Also, wir wissen, wer den Kontrakt hält, wir wissen, was für seine Beschwörung notwendig ist. Zudem brauchen wir drei starke Hexen für das Ritual. Ich bin bereit, selber mitzumachen. Cassandra, bist du dabei?" Sie sah herausfordernd und ein wenig herablassend zu Cass, so als ob sie erwarte, dass die aus Angst nicht mitmachen würde.

"…worauf du wetten kannst, Blondie", knurrte Blairs Mutter gereizt in einem Ton, der John McLane Ehre gemacht hätte. Yippiehey-ho Schweinebacke!

"Ich hoffe, du bist besser, als es den Anschein hat", lästerte Ruby und zog dann grübelnd die Stirn kraus. "Mir fällt keine weitere Hexe ein, die wir dazu 'bitten' könnten…"

Sam wurde nervös. Würde es daran scheitern, dass sie keinen Zirkel zusammen bekamen?

Aber Cass hatte dazu etwas zu sagen. "Ich kenne eine starke Hexe, besser als du und ich zusammen, eine alte und mächtige Weiße Hexe…"

"Von wem sprichst … ohhh… du meinst die Alte, Melissa Sinclair, richtig? Okay, sie ist früher stark gewesen – aber jetzt ist sie alt und schwach…" Ruby war nicht überzeugt.

"Schwach? Selbst mit über 100 Jahren ist sie stärker, als du es je gewesen bist." Stolz klang aus Cassandras Stimme, als sie über ihre Urgroßmutter sprach.

"Also, wir haben die Macht von Dreien. Sam, du besorgst uns die notwendigen Relikte und Zutaten für die Beschwörung?" wandte sich Ruby an Sam.

Er zögerte. Dean würde niemals einverstanden sein – aber hatte er eine Wahl, wenn er seinen Bruder retten wollte?
"Geht klar. Ich hoffe nur, ihr müsst mich nicht aus dem Knast befreien kommen." Kein schöner Gedanke, aber nicht unwahrscheinlich. "Und wann steigt die Party?" Er hätte das ganze lieber heute als morgen durchgezogen, schon, weil Dean jetzt nicht da war.

"Ich befürchte, die Beschwörung muss innerhalb der letzten Stunde vor Deans Rendezvous mit den Höllenhunden durchgeführt werden, aber ich bin noch nicht sicher. Jedenfalls dürft ihr euch schon mal den Kopf zerbrechen, wie ihr ihn vom Ort des Rituals fernhalten wollt. Er kann alles machen – aber er darf sich nicht einmischen, sonst ist er tot und möglicherweise auch Sam." Ruby sah beschwörend zum jüngeren der Brüder.

Er starrte sie an. "Warum tust du das alles? Was hast du davon?"

Sie starrte schweigend zurück, stand auf und verließ steifbeinig den Raum und das Haus, verschwand im Dunkel der einbrechenden Dämmerung.

Zwei Stunden später rollte der Impala die Einfahrt hinauf und das Bullern des Motors erstarb. Einen Moment war es stockfinster, dann ging das Licht an und Cass betrat die Veranda. Ein freudiges Lächeln erhellte ihr Gesicht, als Dean die Fahrertür öffnete und die Innenbeleuchtung ihr die Großmutter zeigte. Hinter ihr klappte die Tür und Sam kam aus dem Haus und ging mit langen Schritten seinem Bruder entgegen.
"Hey, Alter, schön, dass ihr zurück seid. Alles okay?" Er ließ die flache Hand grüßend auf die Schulter des Älteren fallen und schaute ihn forschend an, fragte auf typische Winchester-Art wortlos, ob zwischen Blair und ihm wieder alles in Ordnung war. Die Antwort folgte derselben Routine, Dean nickte und grinste den Jüngeren schief an.

"Hallo, Sam."
Blair kam um den Wagen herum und half ihrer Urgroßmutter beim Aussteigen. Die kleine, alte Dame kniff die kurzsichtigen Augen zusammen, um im Halbdunkel der Verandabeleuchtung Sams Gesicht weit über sich auszumachen.
"Junger Mann, könntest du dich mal ein bisschen kleiner machen? Ich kann dich da oben nicht erkennen." Ihre Stimme war eine Mischung aus Bitte und Befehl und Sam kam garnicht auf die Idee, ihrer Aufforderung nicht nachzukommen. Er machte sich klein und lächelte die Weiße Hexe fast schüchtern an.

"Soso… du bist also Sam. Ich hoffe, du bist den ganzen Ärger wert, den dein Bruder deinetwegen hat."

"Ähm… ja… ich…" Sam fühlte sich getadelt… zu Unrecht, immerhin hatte er Dean nicht darum gebeten, für ihn seine Seele zu verkaufen und er sah verwirrt zu seinem 'großen' Bruder. Der zog die Schultern hoch und die Stirn kraus – er hatte keine Ahnung, was Nana meinte, aber innerlich freute er sich diebisch. Sie mochte ihn. Hier lief es anders ab, als vor einiger Zeit bei Missouri, die immer ihn auf dem Kieker hatte und deren Liebling eindeutig Sam war. Er verkniff sich versöhnlich eine dumme Bemerkung und half Melissa hinauf zur Veranda, wo sie von ihrer Enkelin umarmt und dann ins Haus begleitet wurde. Nach einem neugierigen Blick zurück zu Blair und Dean folgte Sam ihnen, ließ ihnen noch ein paar Minuten für sich allein, ohne Zuschauer… wie er glaubte.

Auf der anderen Straßenseite, unsichtbar im Dunkel der Nacht in ihrer schwarzen Lederkleidung stand eine schmale Blondine und hatte die Ankunft der alten Hexe beobachtet. Sie schaute mit unbewegtem Gesicht auf das Paar, das in enger Umarmung am Wagen lehnte und alles um sich herum vergessen hatte, starrte auf den breiten Rücken des Mannes, den sie vor den Fängen der Höllenhunde zu retten versuchte.
Sie konnte niemandem erzählen, warum sie das alles tat. Es würde ihr niemand glauben…


"Wo ist Sarah?" Dean sah sich suchend um, als er und Blair wenig später das Haus betraten.

"Sie hat heute Mittag angerufen, dass sie es nicht schafft. Vielleicht in ein paar Tagen." Sam war sichtlich enttäuscht, das war nicht zu überhören und während Blair und Dean sich zu ihrer Mutter und der alten Lady gesellten, blieb er lieber für sich, suchte wieder im Internet nach dem Stein der Weisen.


"Dean, Blair, kommt mal her und schaut euch das an." Eine Stunde später rief Sam aufgeregt aus der Küche nach den Beiden.
Als sein Bruder und die junge Frau hinter ihm standen und ihm über die Schulter sahen, zoomte er die Seite größer, auf der er sich gerade befand und machte eine zum Lesen auffordernde Handbewegung.

Zu sehen waren zwei Bilder, vor Jahrhunderten übliche Zeichnungen von einer Gerichtsverhandlung, ein Gerichtssaal, Ankläger, Angeklagte, Zuschauer. Die Zeichnungen waren detailliert und fein ausgearbeitet. Der Zeichner hatte großartige Arbeit geleistet und so hatte seine Arbeit ihren Weg in die örtliche Zeitung gefunden. Die Angeklagte… sie sah aus … Himmel! Sie sah aus wie Blair, allerdings mit langem, zu einem Zopf geflochtenen Haar und vor der Zeit gealtertem Gesicht!
Hinter der Bank der Verteidigung die Familie, ein junger Mann mit einem klaren, gut geschnittenen Gesicht und langem Haar, wie es Männer damals trugen, und mit einem vielleicht zweijährigen Kind auf dem Arm.
Dean traute seinen Augen kaum. Dieser Mann hätte er sein können – nach fünf Jahren ohne Haarschnitt!
Sein Blick traf Sams, der ebenso verblüfft war und er hörte, wie Blair scharf die Luft einzog.
Die Unterschrift unter diesem Bild lautete

"Die Angeklagte Anne Abbott. Hinter ihr der Ehemann Joseph mit der Tochter Abigail."

"Wie…?" Ihm fehlten die Worte. Sam zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Ahnung, was das bedeuten mochte.
Das zweite Bild zeigte die Zuschauer und den drei jungen Leuten fiel auf Anhieb eine Frau schräg hinter Joseph Abbott auf, deren Blick ihm Löcher in die Haut hätte brennen müssen. Der Zeichner hatte einen wie Kohlen glühenden, sehnsüchtigen Blick aufs Papier gebracht, vermutlich ohne sich dabei viel zu denken.
Das Gesicht der jungen Frau war ihnen bekannt. Blondes, hochgestecktes Haar, dunkle Augen, zierliche Figur und ein etwas überheblicher Gesichtsausdruck – Ruby, vielmehr Rubinia. Die Bildunterschrift lautete
"Die Anklägerin Rubinia Baxter."

Sie schwiegen, versuchten jeder auf seine eigene Weise zu verarbeiten, was sie sahen.
"Rubinia wollte Joseph. Aber er wollte sie nicht, liebte seine Frau Anne. Also schaffte sie die Rivalin aus dem Weg, indem sie diese als Hexe denunzierte, in der Hoffnung, Joseph würde sich nach Annes Tod ihr zuwenden." Blair dachte laut nach und sah die Brüder um Zustimmung heischend an.

"Hat aber anscheinend keinen Erfolg gehabt mit ihrer Intrige." Sam las einen Satz aus dem beigestellten Text vor, der ihm besonders ins Auge fiel.

"Der junge Witwer Joseph Abbott ließ seine kleine Tochter in der Obhut der gebrochenen Schwiegereltern zurück und verließ Salem's Lot. Er wurde einige Jahre später weiter im Westen, in Colorado, gesehen, wo er seinen Lebensunterhalt als Jäger bestritt."

Er schüttelte sich, als ihm ein Schauer das Rückgrat hinauf kroch. "Das ist gruselig, Dean, als hättest du eine Zeitreise gemacht!"

Sein Bruder war noch immer fassungs- und sprachlos. Blairs Ahnin und sein Klon waren vor über 400 Jahren ein Paar gewesen, hatten zusammen ein Kind gehabt. Und was war Rubys Rolle in dieser Geschichte? Vielleicht war sie drauf aus, ihnen zu helfen, weil sie ihr Gewissen entdeckt und etwas an Blairs Familie gut machen wollte? Oder die Ähnlichkeit hatte einen Nerv bei ihr getroffen und sie zu diesem Dämonen-untypischen Verhalten veranlasst?
Er zuckte die Schultern, sein breites Grinsen erreichte nicht die Augen. "Hätte nicht gedacht, dass die Schlampe so einen guten Geschmack hat."

Für Blair war das zweite Bild eine Offenbarung und es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Jener Abend vor ein paar Wochen, der Disput zwischen Ruby und Dean, der Blick der blonden Dämonin – und der Blick von Rubinia auf dem Scan des alten vergilbten Bildes aus der Zeit der Hexenverbrennungen – sie waren gleich! Sie hatte Joe zugrunde gerichtet, indem sie dafür sorgte, dass seine Frau gehängt wurde – aus besessener Liebe. Und sie fühlte heute für sein Ebenbild das Gleiche! Das war es gewesen, was sie bei diesem Treffen so gereizt hatte an Ruby, dieser Blick war ihr unbewusst aufgefallen und hatte ihre total überzogene Abwehr ausgelöst.
Blair sah Dean an, dass er von diesem Umstand keine Ahnung hatte, desgleichen Sam. Vielleicht war es besser, dass diese Beiden in Bezug auf Gefühle ein wenig kurzsichtig waren.
Sie war nicht sicher, dass Joseph Abbott tatsächlich ein Vorfahr von Dean war. Es war durchaus möglich, aber es konnte ebenso gut eine Laune der Natur sein. Aber wenn es so war, hatte sie damit eine gute Erklärung für Deans Hass auf Hexen im Allgemeinen und auf Ruby im Besonderen.

"Kinder, jetzt wisst ihr, was damals wirklich geschehen ist. Ich wusste bereits, dass unsere Blair Anne wie aus dem Gesicht geschnitten ist, nach einem kleinen Porträt in unserer alten Familienbibel." Melissa stand, schwer auf ihren Stock gestützt, neben ihrer Enkelin in der Tür und sah auf die kleine Gruppe junger Leute, die dort versuchten, Licht in die Vergangenheit zu bringen. Sie seufzte erschöpft. Es war bereits fast zwei Uhr morgens und ihre Knochen vermeldeten Schlafbedarf, aber sie ging zu ihnen und legte Dean die zerbrechliche, blau geäderte Hand auf den Arm.
"Mein Junge", ihre Stimme war voller Wärme, " da hast du deine Antwort auf die Frage, die du mir heute Nachmittag gestellt hast." Sie ging nicht ins Detail, weil sie wusste, dass ihm schon die Frage früher am Tag peinlich gewesen war und er möglicherweise weder mit seinem Bruder noch mit Blair darüber sprechen wollte.
Er ignorierte Blairs fragenden Blick und lächelte kaum merklich. Seelenverwandtschaft – er konnte es noch nicht so recht glauben, aber alles sprach dafür.

Sam ging nicht weiter auf die kurze Kommunikation zwischen Melissa und Dean ein. "Ich werde morgen… ach nein, nachher", unterbrach er sich nach einem Blick auf die Uhr. "… ich werde genauer nachforschen, ob Joseph Abbott im Stammbaum der Familie Winchester auftaucht."

"Und was soll das bringen? Hilft uns das irgendwie gegen Abalam?" zweifelte sein älterer Bruder mit kritisch hochgezogenen Brauen.

"Vielleicht nicht, Winchester, aber es kann nicht schaden, die Vergangenheit genau unter die Lupe zu nehmen, nicht, dass die Winchesters Leichen im Keller haben, von denen wir nichts wissen und die als Waffen von den Dämonen benutzt werden können", unterstützte Blair Sams Vorhaben.

"Kinder, wollen wir morgen genauer besprechen, wie wir weiter vorgehen wollen? Wir müssen nach Möglichkeiten suchen, Abalam auszutricksen und überlegen, ob wir Ruby und ihrem Plan trauen können. Aber ich bin müde", die Stimme der alten Lady klang brüchig vor Erschöpfung und ihr Körper hatte kaum noch Spannung.
Cass' Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an, als ihre Großmutter schwankte, aber Dean war bereits an deren Seite und nach einem bestätigenden Blick von Cass lud er sich die alte Dame vorsichtig auf die Arme und trug sie die steile Treppe hinauf. Blairs Mutter dirigierte ihn mit seiner leichten Last in eines der Zimmer, die sonst von den werdenden Mütter genutzt wurden und als er Melissa dort auf dem hübschen Plaid absetzte, strich sie ihm dankbar über die stoppelige Wange. Er wusste vor Verlegenheit kaum wohin. Das war Familie, fremd für ihn und ungewohnt, und er verdrückte sich zügig wieder nach unten und überließ Melissa der Fürsorge ihrer Enkelin.

* * *
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Ich mag Nana :D Die Frau wird mir von Mal zu Mal immer sympathischer (gut, sie kam nur in zwei Teilen bisher vor, aber trotzdem *g*). Und es hat schon was, Dean mal mit so 'ner richtigen Familie zu sehen, das könnt man ihm total.
Würde es allerdings mit Sicherheit auch Sam gönnen, aber der kommt ja im Moment ein bisschen kurz, da der Fokus ja doch hauptsächlich auf Dean liegt... aber das ist großteils auch gut so ;)
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Ja Nana ist echt unglaublich, ich muss aber leider sagen, dass ich das Ende ein wenig unrealistisch finde, auch für Winchester-Verhältnisse, aber ich lass das mal auf mich zukommen...
:)
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Geht's hier denn gar nicht mehr weiter?
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Sorry, Leute, ich hatte wochenlang eine 'Internet-Allergie' ;)
Aber es geht jetzt weiter!


* * *


Am nächsten Tag hielt die um die Winchester-Brüder erweiterte Familie 'Kriegsrat'.
Sam war sichtlich unruhig, er wusste, es würde nicht einfach werden, Dean von Rubys Idee zu überzeugen und er beobachtete aus halb geschlossenen Augen seinen Bruder, der wie immer vorgab, sich für das Alles nicht so recht zu interessieren und zum hundertsten Mal seine Lieblingswaffe inspizierte. Das fast unmerkliche Beben der Finger und das leise Zucken seiner Kinnmuskulatur verrieten dem Bruder aber, dass Dean alles andere als gleichgültig war.

"Ich werde keine Babyleichen ausgraben! Ich bin doch kein Kinderschänder! Was denkt diese Schlampe, wer wir sind?" Dean platzte beinahe vor Wut. Er konnte es nicht fassen. Hatte er nicht klar und deutlich gesagt, dass er nicht um jeden Preis auf Rubys undurchsichtige Vorschläge zu seiner Rettung eingehen würde? Wie konnte Sam ernsthaft glauben, dass er, um diesen Adama oder Wie-auch-immer zu beschwören, die Gebeine eines bei der Geburt verstorbenen Säuglings rauben und zermahlen würde!!!

"Dean, es ist kein Menschenopfer! Wir können uns in Ruhe ein altes Grab aussuchen, wir müssen nur sicher sein, dass die Aufzeichnungen korrekt sind und das Kind wirklich in der Minute seiner Geburt gestorben ist."

"Und denkst du auch mal an die Eltern, Sam?" bellte Dean. "Und wie kannst du Ruby vertrauen?"
Seine Stimme war heiser vor Wut, aber auch vor Frustration, weil er genau wusste, dass jetzt, eine gute Woche vor Ablauf seiner Lebenszeit, jeder Strohhalm zählte.

"Ich hab dir schon mal gesagt, ich vertraue ihr nicht – aber wir können sie benutzen. Sie weiß viel mehr, als wir jemals in Erfahrung bringen könnten." Sam nervte diese Diskussion. Sie lief in der x-ten Wiederholung nach Schema F und endete immer gleich.
Beide waren sauer und Dean akzeptierte mangels durchführbarer Alternativen zähneknirschend, dass Sam der Dämonin Zugeständnisse machte, obwohl er mittlerweile ruhig hätte zugeben können, dass sie schon einige Male mehr als nützlich gewesen war und ihnen auch bereits das Leben gerettet hatte. Dean war nicht mit Rubys Aussage zufrieden, sie Beide im Krieg gegen die Dämonen siegen sehen zu wollen, er zweifelte an ihren Motiven, die sie offenzulegen nicht bereit war.

"Sam", der Ältere versuchte es jetzt mit Logik. "… woher weißt du, dass SIE nicht UNS benutzt, um noch viel Schlimmeres anzuzetteln, als den jetzt bereits ablaufenden Krieg?"

"Das weiß ich nicht, Dean. Aber bitte sag mir, welche Wahl haben wir denn noch?" Verzweiflung schwang in Sams Stimme. Er war nicht zum Zanken aufgelegt. Es war keine Zeit zum Streiten, sie brauchten all ihre Energie zur Erreichung nur eines Zieles – Deans Rettung.

Melissa beendete die Diskussion mit einer herrischen Handbewegung und ließ keinen Zweifel daran, wer hier das Sagen hatte.
"Hört auf. Ich glaube nicht, dass wir viele Alternativen haben. Cass und ich werden die Ingredienzien für die Beschwörung genau durcharbeiten, nach Wirkungsweise und Nebeneffekten. Ich will wissen, woran wir sind, wenn diese Ruby wieder auftaucht." Ihre energische Stimme machte allen klar, dass sie keinen Spaß verstand in dieser Sache und dass sie und ihre Enkelin nicht blauäugig in ihr Verderben rennen würden. Immerhin sollte mit diesem Ritual einer der ganz Mächtigen beschworen werden und da waren negative Überraschungen nicht gefragt.

Cassandra rührte in ihrer Kaffeetasse, ohne die sie dieser Tage nie anzutreffen war, sie war ein echter Coffein-Junkie und teilte gern mit Dean, für den Kaffee ein Grundnahrungsmittel zu sein schien.
"Ich habe gesehen, dass wir eine lebende Alraune brauchen, Menschenwurz, geerntet bei Vollmond. Blair, kannst du dich drum kümmern?" Sie lächelte ihrer Tochter ermutigend zu, die immer blasser wurde, weil ihnen die Zeit wegzulaufen schien.

Sam zog die Brauen hoch. "Lebende Alraune? Was ist das?" Menschenwurz klang ziemlich unheimlich in seinen Ohren und er sah Dean ebenso verständnislos zu Blair schauen.

Die erklärte: "Man nennt die Alraune auch Menschkraut, Halbmenschenpflanze oder, das wird euch gefallen", sie grinste Dean an "… Hoden des Dämon. Die Alraune ist ein Zauberkraut, ein Nachtschattengewächs, das mächtig übel riecht und es hat eine Wurzel, die eine menschenähnliche Gestalt hat. Diese Wurzel ist hochgiftig und wenn man sie bei Vollmond erntet und bespricht, soll sie als Liebeszauber wirksam sein."

Sam zog bei soviel Fachwissen anerkennend die Mundwinkel kraus und nickte Blair zu. Diese Frau wusste, was sie tat – und das auch ohne Computer!
"Und wieso lebende Alraune?" Dieser kleine Zusatz ließ ihm keine Ruhe.

"Man kann einer frischen Alraune für eine gewisse Zeit mit einem Zauber Leben einhauchen, sie bewegt sich dann, wie ein lebendiger Mensch und manche Hexen sollen sie auch schreien lassen können."

Bei dieser Vorstellung lief Sam ein Schauer über den Rücken. Gruselig!

In diesem Moment klopfte es an der Vordertür und Cass ging, um zu öffnen. Eine halbe Minute später wirbelte eine große, schlanke Frau mit fast schwarzem, langem Haar zur Tür herein, orientierte sich mit einem kurzen Blick und fiel dann Sam um den Hals, der bei ihrem Auftritt vom Stuhl aufgesprungen war.
"Sarah!" Sam schlang die langen Arme um den schmalen Körper und drückte ihn an sich, atmete mit geschlossenen Augen den Duft ihres glänzenden Haares ein und vergaß für einen kurzen Moment alles um sich herum.
Dean schluckte. DAS hatte Sam verdient und nichts Anderes. Glücklich zu sein, zu lieben…
Sein Blick blieb an Blair hängen, die ähnliche Gedanken zu haben schien, wie die Tränen in ihrem Augenwinkel ihm verrieten. Er streckte die Hand aus und liebkoste ihren schmalen Nacken, die elegante Linie, die er unglaublich sexy fand, die sie aber auch so verletzlich wirken ließ.

"Dean, ich nehme mir gleich die örtlichen Geburts- und Sterberegister vor und dann sehen wir weiter, okay?" kam Sam wieder zur Sache, ohne jedoch den Blick von Sarah zu lassen, die brav das Amulett im Blusenausschnitt trug, das sie gegen Dämonen schützen sollte.

Sein Bruder schnaufte tief durch. "Wie war das? Das Leben ist kein Wunschkonzert. Also hab ich keine Wahl, oder?" Er gab widerwillig nach. Es ging ihm extrem gegen den Strich, aber er hatte nicht mehr viele Möglichkeiten.

* * *

"Dean – wir werden es schaffen." Blair saß in dem weich gepolsterten kleinen Sessel neben dem Bett und betrachtete Dean, der am Kopfteil des Bettes lehnte und durch das TV-Programm zappte, das Gesicht geisterhaft erleuchtet vom Flimmern des Bildschirms.
Er reagierte zunächst nicht, schaute abwesend auf die tausendste Wiederholung des A-Teams, bevor er langsam den Kopf drehte und sie mit einem verlorenen Gesichtsausdruck ansah.

"Es sind genau 327 Blumen", sagte er mit spröder Stimme.

Blair schüttelte verständnislos den Kopf und lehnte sich vor, um ihm ins Gesicht zu sehen. "Blumen?"

"Die Tapete - ich hab diese Blumen auf der Tapete gezählt – in der Nacht, wenn ich nicht schlafen konnte." Seine Stimme war so leer wie seine Augen. Alle Emotionen schienen daraus verschwunden, er hatte sich hinter einem Wall aus Gleichgültigkeit verschanzt, tat schon seit ein paar Tagen so, als hätte er sich ein für alle Mal mit seinem drohenden Schicksal abgefunden, unterbrochen von Momenten, in denen er ganz manisch seiner Umgebung den Clown zu geben schien. Kleine künstlich lustige Kommentare, über die außer ihm selber niemand lachen konnte um Henkersmahlzeiten und wärmendes Höllenfeuer und andere kranke Witzchen wechselten sich ab mit Phasen, in denen er sich in eine Ecke zurück zog und am liebsten niemanden sehen wollte.

Heute Nachmittag hatte er Blair im Flur regelrecht aufgelauert.
"Süße, tu einem sterbenden Mann etwas Gutes", flüsterte er und schob seine Hand ohne viele Umstände zwischen ihre Schenkel.
Blair erstarrte zu Eis, bevor ihre Hand klatschend in seinem Gesicht landete und er zurückzuckte. Seine Augen glommen in einem unheilvollen Feuer. Ein spöttisches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel und pure Selbstverachtung zeichnete sich auf seinem schönen Gesicht ab. "Seit wann so spröde, Rotschopf?" Gott, was tat er sich da an?
"Mach' s dir selber, Winchester! Für was hältst du mich? Spar dir deine blöden Sprüche! Das zieht bei mir nicht, oder glaubst du, ich fühle mich besser als du? Du benimmst dich wie ein egoistischer Scheißkerl!"
Sie hätte am liebsten kräftig zugetreten, aber sie drehte sich nur auf der Hacke um und marschierte aus dem Haus. Dean lehnte noch mit zornig aufeinander gepressten Lippen und geballten Fäusten an der Flurwand, als er von draußen ein dumpfes Grollen vernahm, das dann schnell leiser wurde.
Hm, das war nicht der Impala gewesen und auch nicht der Stingray. Er sah aus dem Flurfenster und sah die etwas windschiefe Tür des Gartenschuppens offen stehen, der Raum dahinter leer bis auf die dort deponierten Gartengeräte. Dort hätte normalerweise Blairs Motorrad gestanden, eine schwarzgoldene Yamaha V-Max.
Voller Selbstverachtung biss er sich auf die Unterlippe und versuchte sich zu beruhigen. Flucht – Flucht vor ihm - nichts anderes war ihr Ausbruch und er, blöd und stur wie immer, ließ zu, dass sie sich so wütend auf die schnelle Maschine setzte und durch die Straßen raste!
Die Sorge um Blair trieb ihn in den Garten, wo er sich auf einen Findling direkt vor dem Schuppen setzte und Grashalme zupfte. Er fühlte sich wie in tausend kleine Splitter zerplatzt. Er wusste nicht mehr, ob er leben wollte und bis zur letzten Sekunde alles versuchen oder ob er diesem Schrecken ein Ende machen sollte. Dieses Sterben auf Raten, jede Minute seit einem Jahr ein bisschen mehr, beenden, indem er die Pistole aus dem Rucksack holte und den Lauf in den Mund steckte…
Er wollte seine Panik nicht zeigen, nicht den anderen ihre Zuversicht rauben, wollte an Melissa und ihre Vorahnungen glauben – aber Tag für Tag verging, seine letzten Stunden nahten und er wusste kaum mehr, als zu dem Zeitpunkt, als er Blair kennen gelernt hatte.
Sie war sein größtes Problem. Er versuchte, wieder seine Maske, die Fassade aus Frechheit, Arroganz und Gleichgültigkeit zu tragen. Vielleicht würde sie ihn dann nicht lieben, würde ihn nicht so vermissen, würde ihn dann leichter vergessen, wenn er nicht mehr da war. Sein Verhalten bescherte ihm zickige Kommentare von Sam, verständnislose Blicke von Cass und mitfühlende von Melissa, die ihn durchschaute wie Klarglas, während sie alle die Zutaten für das Ritual zusammen trugen und für Stunden im 'Geheimzimmer' verschwanden. Er dagegen – er saß unnütz rum, musste sich raushalten, durfte keinen Finger rühren, um Sam nicht zu gefährden.
So logisch das klang, so furchtbar und frustrierend war es, außen vor zu bleiben, nur Beobachter sein zu dürfen…

Er hörte das schwere Brummen eines Motorrades die Straße hinauf kommen und kurz darauf schnurrte auch schon Blair in die Einfahrt, schwang sich von der großen schwarz-goldenen Yamaha und schob die Maschine in Richtung Gartenschuppen, den ebenfalls schwarz-goldenen Helm noch auf dem Kopf. Sie beachtete den Mann vor dem Schuppen nicht, schob das schwere Teil ins schattige Innere, setzte den Integralhelm ab und legte ihn auf den ledernen Sattel. Als sie sich umdrehte, um den kleinen Raum zu verlassen, stand Dean direkt vor ihr, die Daumen in den Bund der Jeans gehakt und mit einem schmalen Lächeln, das seine Augen nicht erreichte.

"Ausgetobt?"

Die Fahrt hatte sie nicht beruhigt, das Vibrieren des starken Motors zwischen ihren Schenkeln und der Rausch der Geschwindigkeit hatten ihren Adrenalinspiegel hoch getrieben und sie brauchte… sie brauchte… IHN?!
Sie griff um ihn herum, zog die Tür hinter ihm zu und hängte den Bügel ein, der sie sicherte. Dann drängte sie Dean zurück, bis er an der Wand stand, griff in das kurze Haar, zog ihn zu sich hinunter und küsste ihn hart und drängend, ihre Zunge forderte stürmisch Einlass und ihre Nägel kratzten über seine Kopfhaut. Sein Puls beschleunigte sich zum Stakkato und ihre Hitze schwappte zu ihm über, als er die Hände auf ihren Po legte, um sie fest an sich zu pressen, sie fühlen zu lassen, wie sehr er sie wollte.
Ohne von seinen Lippen abzulassen, zerrte sie an seinem Shirt, riss es ihm über den Kopf und zog die Nägel wie Krallen eines Feuervogels über seine glatte Haut, feurig brennende Male hinterlassend, während sein Atem schwerer ging und er ungeduldig die Lederjacke von ihren Schultern riss und fallen ließ, um seine Hände unter ihr Shirt zu schieben. Die langen Finger, die ihre Brüste kneteten und sein heißer Mund, der ihr Schauer das Rückgrat hinunter jagte, ließen Blair vollkommen vergessen, wieso sie überhaupt vorhin so überstürzt losgerast war.
Ihre Jeans verschwand ebenso schnell wie seine, und seine Bauchmuskeln zuckten, als sie sich mit feuchten Lippen hinunter arbeitete, über die straffe Haut leckte und der feinen Haarlinie weiter nach unten folgte, um sich gründlich zu vergewissern, dass er sie jetzt und gleich wollte…
Sein Atem ging schnell und heftig, und sein Körper drängte ihr entgegen und es machte ihn rasend, sie so zu sehen. Er glaubte, sofort zu explodieren und zog sie hoch auf seine Hüfte, drehte sich mit ihr herum, sodass ihr Rücken an der rauen Holztür lag und ihre Schenkel ihn umklammerten, seine Länge drängend an ihrer feuchten Mitte. Mit einem triumphierenden Laut fuhr er heiß mit einem Stoß in ihre heiße Enge hinein, ihre Hände krallten sich haltsuchend in seine Schultern und sie warf den Kopf in den Nacken, bäumte sich gegen ihn, verschränkte die Füße hinter seinem pumpenden Unterleib, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen. Das Holz an ihrer nackten Haut war uneben, rau, fast schmerzhaft wie dieser ganze Akt und Blair dachte nicht mehr, sie war nur noch Gefühl, Hitze und Schmerz, und alles, was sie wollte, war dieser Mann, der sie grob und voller Zorn und Wut auf das Leben und den Tod nahm und ihr den Verstand rausv***…
Als er sich mit einem letzten mächtigen Stoß in sie ergoss, stöhnte er rau und sie fühlte seine Zähne, die sich nicht sehr sanft in die schweißbedeckte Haut an ihrer Kehle gruben in derselben Sekunde, in der ihre Welt in einem Schwarm von glitzernden Sternen explodierte und sie in der Hitze zu verdampfen glaubte…

Dean ließ sie auf den Ledersitz der Honda gleiten, seine Finger liebkosend auf den sicherlich brennenden Abdrücken seiner Zähne, die er an ihrem Hals hinterlassen hatte, mit einer unausgesprochenen Bitte um Absolution im noch von Leidenschaft verhangenen Blick. Wortlos ließ sie ihre Finger über die roten Striemen gleiten, die sie ihm verpasst hatte und lächelte, als sie ihr Gesicht an seine nackte, schweißfeuchte Brust legte. Während sie seinem Herzschlag lauschte, der sich langsam normalisierte, fühlte sie seinen Körper zittern und sah auf in sein Gesicht. Mit zusammen gepressten Lippen und geschlossenen Augen versuchte er, seine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Sie richtete sich auf, schlang die Arme um ihn und presste sich mit dem ganzen Körper an ihn.
"Dean?"
Sie fühlte seinen warmen Atem in ihrem Haar.

"Hm… alles okay", flüsterte er mit halb erstickter Stimme an ihrem Ohr und hielt sie fest an sich gedrückt, wollte fühlen, dass sie beide lebten…

"Blair? Bist du da drin? Ich glaube, Dean hat dich vorhin gesucht", erklang Cassandras Stimme direkt vor der nur locker ineinander verhakten Tür der kleinen Hütte.

"Er hat mich gefunden, Mom", rief Blair lachend und zwinkerte Dean an, der grinsend nach seiner Hose angelte.

* * *
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Das ist ja toll, dass es doch noch weitergeht. Die "Internetallergie" ist zwar schwer zu verzeihen, aber mit dem Teil hast du immerhin schon mal 'nen kleinen Schritt gemacht, das wieder gut zu machen ;)
Wie immer gut geschrieben, die Gefühle der Figuren kommen echt gut rüber und man wartet drauf, dass Dean verdammt noch mal endlich gerettet wird :)
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Merci für deinen Kommi, Elenia.
Jetzt kommt das vorletzte Kapitel...


* * *


"Morgen allerseits…", verdächtig breit grinsend und mit verwuschelten Haaren, die aussahen, wie ein geplatztes Federkissen, schlenderte Sam in die Küche und bediente sich mit Kaffee. Der letzte Tropfen des braunen Muntermachers rann aus der Kanne in seine Tasse und er kramte rasch Filter und Kaffeepulver zusammen, füllte Wasser in die Kaffeemaschine und stellte sie an. Dean runzelte die Stirn. Sam, der Hausmann – das Leben war voller Überraschungen!
"Sarah will bestimmt auch Kaffee", verteidigte sich Sam gegen den ungläubigen Blick seines Bruders, der daraufhin zufrieden schmunzelte. Wie schön – hatte sich das Brüderlein einen Ruck gegeben! Das wurde auch Zeit! So viel Enthaltsamkeit konnte nicht gesund sein.

"Dude, ich habe gestern Abend noch die Amtlichen Register gecheckt und es gibt einige Möglichkeiten, mit denen wir keinem weh tun", Sam nahm einen Schluck von seinem Kaffee und verzog das Gesicht. Kein Zucker, igitt. Er schaufelte Zucker in die Tasse und rührte um, während er Dean weiter Bericht erstattete und dabei einen ordentlich zusammen gefalteten Zettel zu Hilfe nahm, den er aus der hinteren Hosentasche hervor kramte.
"Die beste ist – ich zitiere – 'das weibliche Baby Barker, geboren am 20.04.1960 um 0:31 a.m., gestorben ebenfalls am 20.04.1960 um 0:31 a.m. an Sauerstoffmangel'. Die Nabelschnur war um den Hals des kleinen Mädchens gewickelt. Die Mutter starb 3 Tage später im Kindbett, der Vater folgte ihr 4 Jahre später, Todesursache Krebs. Keiner da, den dieses Grab noch interessieren würde." Er sah seinen Bruder gespannt an.

Dessen Zähne bohrten sich in die Unterlippe, während er überlegte. "Okay, damit kann ich leben. Welcher Friedhof?" Sein Magen rumorte zwar bei der Vorstellung, sich an Baby-Knochen zu vergreifen, aber was hatte er für eine Wahl?

"St. Vincents Cemetery, am anderen Ende der Stadt. Ich dachte, so weit wie möglich entfernt von diesem Haus wäre gut." Sam hatte seine Hausaufgaben gemacht.

"Alles klar, dann geht es heute Nacht los."

* * *

"Hm… du bist sicher, dass wir hier richtig sind? Was steht überhaupt auf so einem Kindergrab, wenn das Baby noch keinen Namen hatte?"
Dean stapfte neben seinem längeren Bruder über den vom abendlichen Regenguss aufgeweichten Friedhofsboden, der unter den Füßen nachgab und bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch verursachte. Er trug den großen Army-Rucksack, während Sam zwei Schaufeln unter den Arm geklemmt hatte und beide leuchteten die Grabsteine ab, die wie wachende Soldaten im Dunkel der Nacht im Scheinwerferlicht auftauchten und wieder verschwanden.

"Ich vermute, 'Baby Barker' könnte die Aufschrift lauten." Sam versuchte, sich einzureden, dass dies eine Aktion wie alle anderen war, die er mit seinem Bruder in den letzten Jahren durchgezogen hatte, mitten in der Nacht, immer Gefahr laufend, von der Polizei wegen Grabschändung festgenommen zu werden. Friedhöfe waren mittlerweile sein zweites Zuhause und Knochen zu salzen und zu verbrennen war für ihn so normal, wie für andere Menschen ein Steak zu würzen.

"Wir müssen nach älteren Gräbern suchen, die hier sind viel zu frisch." Dean beleuchtete einen Stein, der noch keinerlei Witterungsanzeichen zeigt, glatt und sauber glänzte er feucht vom Regen und daneben steckte ein kleines US-Fähnchen in der Erde.

SSG USA
Elliott Jasper
Jul 2 1974
Dec 30 2005

BELOVED FATHER AND HUSBAND

OPERATION
IRAQI FREEDOM

Er sah den Stein nachdenklich an. "Er hat ebenso gegen das Böse zu kämpfen geglaubt, wie wir das tun. Er ist nur 31 Jahre alt geworden…" Deans Stimme erstarb in dem Bewusstsein, dass die Wahrscheinlichkeit groß war, dass er selber dieses Alter nicht erreichen würde und ließ den Stein wieder Eins mit den Schatten werden, während er hinter Sam hereilte, der schon einige Grabreihen voraus war.

"Ich glaube, wir kommen der Sache näher. Hier sind Gräber aus den 60er Jahren", rief der Jüngere mit gedämpfter Stimme und der Schein seiner Taschenlampe enthüllte behauene und rohe Steine, die zum Teil penibel gepflegte, aber auch im Unkraut und Sträuchern fast erstickende Gräber schmückten. Entsprechend sahen auch die Steine selber aus, einige waren sauber und gut lesbar, frei von Moos und Flechten, andere waren vollständig zugewachsen. Nachdem keiner der lesbaren Steine der des gesuchten Kindes war, begannen die Brüder damit, mit den Schaufeln die zugewucherten Steine soweit vom Unkraut und Gesträuch zu befreien, um Namen und Daten entziffern zu können.
"Hier ist es."
Dean stand reglos vor einem Stein, in den kleine Rosenranken gehauen waren und auf dem eine Inschrift verkündete, dass es sich um das Baby der Barkers handelte, das am 20. April 1960 geboren und gestorben war. Auf dem Stein erhob sich ein vom Moos grün verfärbter kleiner Engel mit pausbäckigem Gesicht und ausgebreiteten Flügelchen.
Sam verzog das Gesicht.
"Kitsch as Kitsch can", brummte er, schwieg aber, als er Deans strafendem Blick begegnete.
Dean war nicht nach dummen Sprüchen zumute. Die Gebeine eines Babys zu stehlen, um sie zu Pulver zu zermahlen, fand er schlichtweg grausig. Ein Vampir, der hinter einer Gruft hervor sprang, wäre weitaus mehr nach seinem Geschmack gewesen…

Sie begannen zu graben, zunächst gemeinsam, dann einzeln, da die Gräber hier zu nah zusammen lagen und sie nicht Knochen aus dem Nachbargrab erwischen wollten.
Dean warf routiniert eine Schaufel voll feuchter, schwerer Erde nach der anderen aus dem mittlerweile über einen Meter tiefen Grab und fühlte seine Arme immer schwerer werden.
Er stützte sich auf die Schaufel und sah zu Sam auf, der am Rande der frisch ausgehobenen Grube die Lampe hielt. "Sam?"

"Hm?" Sam leuchtete seinem Bruder ins Gesicht.

Der Ältere schloss geblendet die Augen und drehte den Kopf weg. "Verdammt, lass den Quatsch."

"Seit wann bist du so zimperlich?" Sam zog amüsiert die rechte Braue hoch.

"Seitdem mein Leben von den Knochen eines Kindes und einer Dämonin abhängt, Blödmann!" Dean stemmte sich aus der Grube und warf die Schaufel auf den Hügel, der sich mittlerweile rundherum angehäuft hatte. Er schnaufte leise und wandte sich seinem Bruder zu. "Sam, ich wollte nur sagen – du achtest auf den Impala, ja?"

Der Jüngere schluckte. Wollte Dean jetzt etwa seine Habseligkeiten verteilen, sein 'Vermächtnis' regeln? "Wie – achten?"

"Ich meine, wenn ich… falls ich… du weißt schon, in der Hölle bin. Verkauf ihn nicht und wehe, du lässt ihn von Bobby verschrotten! Dann komme ich höchstpersönlich aus der Hölle und reiße dir den Arsch auf!" Dean sah seinen Bruder nicht an bei seinen Worten.

"Ich gebe ihn nicht Bobby, versprochen", erwiderte Sam heiser mit unsicherer Stimme und sprang in die Grube, um dort weiter zu machen, wo Dean eben aufgehört hatte.

Nur wenige Minuten später fühlte er Widerstand und morsches Holz knirschte und brach, als er die Schaufel noch einmal kräftig in den Boden stieß. Er warf die Schaufel Dean zu, schob mit den Händen die Erde von den Überresten der kleinen Kiste, die einmal ein Kindersarg gewesen war und hob sie dann Dean entgegen, der sie am Rand der Grube im saftigen Gras absetzte und öffnete.
Er schluckte hart beim Anblick des gräulich verfärbten winzigen Skeletts und sah Sam hilfesuchend an. Gemeinsam verstauten sie die kleinen Knochen im Rucksack, vorsichtig, wie um diesem Baby nicht wehzutun, als der Lichtkegel einer starken Lampe sie erfasste und eine laute Stimme sie aufschreckte.
"Wer sind Sie? Was tun Sie denn da?"
Die Stimme klang eher ängstlich als bedrohlich, aber das war kein Grund, hier rumzubummeln. Sie schoben schleunigst die letzten Überreste von Baby Barker in den Rucksack, griffen sich die Schaufeln und rannten, was die Beine hergaben. Verdammt, nicht mal zuschaufeln hatten sie das Grab können! Das würde wieder mal Schlagzeilen geben!

Dean war als erster am Wagen, stützte die Hände schwer atmend auf die Knie und schaute Sam entgegen, der trotz der ellenlangen Beine mit einem Dean im Flucht-Modus nicht mithalten konnte. "Haben wir ihn abgehängt?" ächzte er.

"Keine Ahnung, willst du auf ihn warten, ums rauszufinden?" Sekunden später wurde der schwarze Wagen von der Dunkelheit verschluckt.

* * *

Dean hatte die Debatte über eine mögliche Anwesenheit während des Rituals endgültig verloren.
"Dean, Junge, es geht nicht. Du liebst deinen Bruder und ich glaube, wenn es haarig wird, wirst du dich nicht beherrschen können und möglicherweise etwas unsagbar Dummes tun", Melissa lächelte ihn verständnisvoll an.
"Ich verstehe dich doch, ich würde genauso handeln. Aber um Sams Leben nicht zu gefährden – und dein eigenes – musst du draußen bleiben. Cass und ich brauchen ihn drinnen, und wir werden gut auf ihn aufpassen."
Er hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, eine der beiden Personen, die ihm im Leben am wichtigsten waren, ohne ihn an dem gefährlichen Ritual teilnehmen zu lassen – und musste jetzt aufgeben. Nana Melissa hatte Recht. Sein Temperament würde mit ihm durchgehen und er würde sich einmischen, was Sams Tod bedeuten würde. Blöd – aber wahr.

Sarah war dabei, sich zu verabschieden, um fürs Erste zu ihrem Vater zurückzukehren, und auch, um ihnen nicht im Weg rumzustehen, wie sie sagte. Ihr war klar, dass es für Dean um Alles ging und dass es auch für Sam gefährlich werden würde, aber sie respektierte ohne Wenn und Aber Sams Entscheidung und hatte bereits das wenige Gepäck in ihrem Wagen verstaut.
"Dean, draußen an der Straße steht schon seit einiger Zeit eine junge Frau und beobachtet das Haus. Nach euren Beschreibungen würde ich sagen, es ist Ruby."
Dean sah alarmiert zu Cass, die ihm zunickte. Sie würden sich um Ruby kümmern, während Sam sich von Sarah verabschiedete.

Einige Minuten später war Sarah auf dem Heimweg und Sam betrat den Wohnraum, in dem die Atmosphäre auf dem Gefrierpunkt lag. Dean und Cass hatten sich weitest möglich von Ruby entfernt platziert und die beiden Parteien schienen einander zu belauern. Sam konnte die Spannung zwischen ihnen fast körperlich spüren.
Ruby entspannte sich merklich, als Sam eintrat und ließ sich in einen der bequemen Sessel fallen, schlug die schwarz bestiefelten Beine übereinander und schaute Dean herausfordernd an. "Na, Winchester, Koffer schon gepackt?"

Er zischte nur mit schmalen Lippen "bitch…"

Als sie Cass ansprach: "Cassandra, ich hoffe, ihr habt alles zusammen, was wir brauchen, um diesen Trottel VIELLEICHT vor der Hölle zu retten?" betrat Melissa mit ihrer Enkelin an der Seite den Raum und taxierte mit festem Blick die blonde Dämonin.

"Du bist Rubinia?"
Die Stimme der alten Sinclair-Hexe war stark und machtvoll und zum ersten Mal, seit Dean und Sam sie getroffen hatten, schien Ruby ihre Selbstsicherheit zu verlieren. Sie spürte, dass sie Melissa nur eines voraus hatte: ihre Zeit in der Hölle und die Erfahrungen, die sie dort gemacht hatte.
"Ich bin Ruby, ja." Sie versuchte, sich nicht einschüchtern zu lassen. "…aber wenn du drauf bestehst, kannst du mich ruhig auch Rubinia nennen, alte Frau."

"Du magst stark sein, du magst ein Dämon sein, aber du wirst mir mit Respekt begegnen, Rubinia." Melissas Stimme war leise, schien aber zu schwingen wie die Saite einer Harfe und Dean ertappte sich dabei, sie anzustarren wie ein Kaninchen die Schlange und Ruby – sie schien kleiner zu werden in ihrem Sessel und alle Arroganz fiel von ihr ab.
"Okay, Melissa. Waffenstillstand?" Offen schaute sie nun die alte Frau an, die zufrieden nickte.
"Gut. Lass uns an die Arbeit gehen."

* * *

Während der nächsten Stunden besprachen die drei Frauen, die den Zirkel bilden würden, ihr Vorgehen, den genauen Ablauf der Beschwörung. Es gab Bestandteile, die sie erst direkt vorher hinzufügen konnten, Bestandteile, die sie offen niemals aussprechen würden und die auf ewig Geheimnis der Hexenzunft bleiben würden, aber ansonsten wirkte es wie ein vertrautes Kaffeekränzchen zwischen Frauen mit gleichen Interessen. Sam und Blair konnten nicht viel beitragen, blieben aber die meiste Zeit im Raum, weil sie das Gefühl hatten, vielleicht etwas Wichtiges zu verpassen.
Dean hatte keine Ruhe. Er tigerte auf und ab, kam und ging und irgendwann verließ er das Haus, weil er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, wenn er noch länger in einem Raum mit Ruby sein musste. Er musste der Nachfahre von Joseph Abbott sein – wie sonst wäre seine unglaubliche Abneigung gegen Ruby zu erklären?

Blair war konzentriert auf Ruby, sie sah, wie die blonde Dämonin Dean nicht aus den Augen ließ, selbst wenn sie scheinbar mit Cassandra und Melissa sprach, wie ihm ihre Blicke folgten, wenn er den Raum verließ und wie ihr Gesicht für Sekundenbruchteile weich wurde, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. Sie sah ihre Vermutung bestätigt – Ruby hatte Joseph gewollt und sie wollte Dean! Sie wusste mit Sicherheit, dass sie keine Chance hatte, an Dean heran zu kommen, so wie die Dinge standen, aber sie besaß tatsächlich die Vermessenheit….
… aber war es nicht egal, aus welchem Grund sie helfen wollte? Wenn sie es aus Liebe tat, war ihre Seele vielleicht nicht so verdorben, wie die der meisten Dämonen. Möglicherweise lag die Erklärung, warum sie ihre Menschlichkeit nicht gänzlich verloren hatte, in der fernen Vergangenheit? Ihr Verhalten gegenüber Anne war tödlich gewesen, konnte aber eventuell das Ergebnis eines Liebeswahns sein, einer zeitweisen Unzurechnungsfähigkeit und vielleicht, nur vielleicht wollte sie etwas von ihrer Schuld gegenüber Anne und Joe abtragen?


"Okay, ihr habt jetzt lange genug eure Geheimnisse gehütet. Wann gedenkt ihr, mich darüber aufzuklären, was ihr genau vorhabt?" Dean hatte sich breitbeinig vor dem Hexen-Kränzchen aufgebaut und das unruhige Flackern seiner Augen zeigt überdeutlich, dass er mit seiner Geduld am Ende war. Der Tisch zwischen den drei Frauen bog sich unter alten Folianten, Hexenbibeln und Magischen Leitfäden, dazwischen standen leere und halbleere Kaffee- und Teetassen und über allem hing der Duft von ihm unbekannten Kräutern, die sie in einem kleinen Pendelgefäß zur Abwehr von neugierigen Dämonen verbrannten.

Melissa kicherte humorlos. "Erstaunlich, wie lange du dich beherrscht hast, mein Junge. Ich habe dich schon viel eher erwartet. Holst du einer alten Frau noch einen Tee? Und dann setz dich zu uns, hol aber bitte noch Blair und Sam, damit wir nicht alles noch einmal erklären müssen." Sie reichte ihm ihre leere Tasse und er gehorchte automatisch. Melissa ließ nicht viel Raum zum Widerspruch und außerdem mochte er die alte Lady.

"Also, es wird folgendermaßen ablaufen. Wir, das heißt, Ruby, Cass und ich werden Abalam beschwören und ihn in einer Teufelsfalle bannen. Wir hoffen mit ihm verhandeln zu können – aber wenn nicht, muss Sam schnell sein. Er muss ihn töten."
Sie sah ernst von Dean zu Sam, der nickte. Er hatte verstanden. "Wir sind nicht 100%ig sicher, ob das den Deal unwirksam macht, aber Ruby hat uns versichert, dass ein Deal mit der Hölle nur solange gilt, wie der Kontraktverwalter lebt. Die Chancen sind also gut."

Dean rutschte unruhig auf seinem Stuhl nach vorn auf die Kante und fragte skeptisch: "Ich frage mich vor allem – womit töten wir Abalam? Der Colt ist außer Reichweite und ich kenne keine andere Waffe, mit der man Dämonen… " er stutzte und sah Ruby fragend an.
"Dein Messer?"

Ruby nickte. "Aber WIR töten ihn nicht. Du wirst schön vor der Tür warten, bis alles gelaufen ist, das muss dir klar sein."

"Ich weiß, du hältst mich für bescheuert, aber doch, ja, ich hab's begriffen", versetzte Dean und wechselte einen verständnissinnigen Blick mit seinem Bruder.

"… und mehr wirst du nicht von uns erfahren, Dean. Du wirst draußen bleiben, egal, was du hörst, egal, was passiert. Keine von uns weiß genau, was geschehen wird, weil Dämonen unberechenbar sind. Nichts für ungut, Ruby." Cassandra schlug das 'Book Of Secrets' zu, in dem sie nach neuen Erkenntnissen gesucht hatten, während sie den älteren Winchester nochmals ermahnte.
"Blair, du bleibst bei ihm. Keine Widerworte", erstickte sie den Einspruch ihrer Tochter im Keim, die sich um das Leben ihrer Mutter und Urgroßmutter sorgte.
"Du würdest uns mangels einer Ausbildung deiner Hexenkräfte mehr behindern als nützen und höchstens Abalam als Ziel dienen, wenn er irgendwie dem Bann entschlüpfen kann."
Was sie nicht aussprach, war Blair auch ohne Worte klar. Sie musste bei Dean sein, falls es ihnen nicht gelingen sollte, den Kontrakt zu brechen. Wenn er sterben sollte, durfte er nicht allein sein, nicht einsam und von allen verlassen von dieser Welt gehen…

* * *
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Das vorletzte Kapitel schon? Wow... irgendwie schade, irgendwie aber auch schön, dann endlich zu wissen, wie's ausgeht :) Von daher bin ich jetzt natürlich umso gespannt auf die Fortsetzung. Nebenbei natürlich wie immer gut geschrieben. Diesmal waren auch zwei Sätze dabei, die mir besonders gut gefallen haben:

Dean war als erster am Wagen, stützte die Hände schwer atmend auf die Knie und schaute Sam entgegen, der trotz der ellenlangen Beine mit einem Dean im Flucht-Modus nicht mithalten konnte.

Da musste ich lachen, die Vorstellung ist witzig und es passt einfach :)

Was sie nicht aussprach, war Blair auch ohne Worte klar. Sie musste bei Dean sein, falls es ihnen nicht gelingen sollte, den Kontrakt zu brechen. Wenn er sterben sollte, durfte er nicht allein sein, nicht einsam und von allen verlassen von dieser Welt gehen…

Und der Abschluss war einfach nur... ergreifend, irgendwie. Man will Dean sofort helfen und ihn ja nicht sterben lassen... wobei ein tragisches Ende auch immer was für sich hat... aber halt nicht bei Dean ;)
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Toll, dass es dir gefallen hat! *hugs*


* * *


Die letzten 48 Stunden vor Ablauf des Deals liefen in einer seltsamen Stimmung ab. Alle schienen auf Zehenspitzen durchs Leben zu gehen, alles schien verschwommen wie durch einen Weichzeichner, die Geräusche gedämpft wie unter Wasser.
Sam verbrachte Stunden damit, einfach neben seinem Bruder zu stehen, der den Motor des Impala anscheinend für ihn auf Hochglanz polierte und schien die möglicherweise letzten Stunden mit seinem Bruder aufzusaugen wie ein Schwamm. Dabei vermied er, darüber zu sprechen, was danach geschehen sollte, vermied, darüber nachzudenken, ob sein Leben so aussehen würde, wie er es nach Deans hundertfachem Tod durchexerziert hatte, den der Trickster ihm vortäuschte. Und dabei hatte er das Gefühl, Dean zu betrügen, ihm sagen zu müssen, was er empfand, dass er sich das Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte, dass er Angst hatte, allein weitermachen zu müssen, ohne den Älteren, der es verstand, bei allem, was er tat, so oft wie möglich einfach Spaß zu haben, im Gegensatz zu ihm selber, der dazu neigte, das Leben bierernst zu nehmen und ohne seinen lebensfrohen Bruder jegliche Lebensfreude zu verlieren.

Blair suchte genau wie Sam Deans Nähe. Wenn Sam an seiner rechten Seite stand, war sie an seiner linken. Gemeinsam schienen sie wie ein Schild, der Dean gegen das Leben abschirmte und ihn innerlich wärmen und ihm Mut machen sollte.
Wenn Liebe ihn retten konnte – Blair hatte genug davon und ließ ihn das fühlen. Seine Empfindungen waren wie ein Echo. Er hatte außer seinem Dad und Sam niemanden im Leben wirklich geliebt und wenn ihn auch der Gedanke an die Hölle über alle Maßen entsetzte und er schlicht und ergreifend stinksauer war, dass er sie erst jetzt gefunden hatte, war er andererseits glücklich, diese Gefühle wenigstens einmal kennen gelernt zu haben und den wenn auch kurzen Traum vom Glück und einem normalen Leben geträumt zu haben.


Die Nacht bracht herein. Ruby stand vor dem Haus und verlangte Einlass, um mit den beiden älteren Sinclair-Frauen die letzten Vorbereitungen für das Ritual zu treffen.

Der erstaunlich große Raum, der sich hinter der immer gut verschlossenen dicken Tür verbarg, Cass' Geheimzimmer genannt, war komplett ausgeräumt und mit riesigen, schwarzen Tüchern verhängt, damit ja nichts die Energien spiegeln konnte, die im Laufe der Beschwörung hier in nicht vorhersehbarem Maße entstehen würden.
Auf den Holzfußboden waren mit roter, magischer Kreide mehrere magische Symbole, sowie ein besonders machtvolles Heptagramm gezeichnet worden, entnommen aus Sams Buch 'Key Of Solomon', da diese Teufelsfalls das wirksamste Banninstrument bei der Beschwörung von Dämonen dieses Kalibers darzustellen schien. Sam hatte das uralte Sammelwerk zur Bekämpfung des Bösen vor einiger Zeit von Bobby bekommen.
Sie hatten die Bestandteile für die Beschwörung zusammen getragen und vorbereitet, die notwendig waren, und auch die alten, schon porösen Knochen des Barker-Babys waren bereits pulverisiert.

Es war exakt 23:00 Uhr, als Dean tatenlos zusehen musste, wie die drei Frauen sich bereit machten, mit der äußerst schwierigen Beschwörung zu beginnen. Fast klischeehaft gekleidet in dunkle Kutten mit Kapuzen, die jetzt noch auf den Schultern lagen, betraten sie konzentriert Cassandras Geheimzimmer, jetzt wirklich ein Allerheiligstes, in dem sich Deans Schicksal erfüllen sollte. Es war eine Abschiedsprozession, die an dem älteren Winchester vorüber zog. In Rubys Blick lag zum ersten Mal, seit sie mit ihm im Hexenfall gesprochen hatte, keinerlei Falsch oder Arroganz, sondern Bedauern… und etwas, das er nicht definieren konnte – oder wollte.

Melissa folgte ihr und sie lächelte ihn warmherzig an, strich über seine blasse Wange. "Junge, nun werden wir dich mal da rausholen", ihre Worte klangen zuversichtlich und sie schien keinerlei Zweifel am Erfolg ihrer Mission zu haben.

Cass hatte sich von der optimistischen Stimmung ihrer Großmutter anstecken lassen, umarmte Dean und flüsterte ihm zu "… bis nachher…"

Sam wollte und musste sich ihnen anschließen, blieb aber vor seinem Bruder stehen. Seine Lippen zitterten und Tränen rannen seine schmalen Wangen hinunter, seine Zuversicht hielt sich offensichtlich in Grenzen und er fürchtete, seinen Bruder nicht mehr lebend anzutreffen, wenn sie den Raum wieder verlassen würden… FALLS sie den Raum selber lebend verlassen würden…
In diesem Moment war kein Raum mehr für Macho-Gehabe und verdrängte Gefühle. Dean umarmte seinen Bruder tränenblind, Angst im Herzen und in den Knochen und er sprach aus, was sonst immer zwischen ihnen ungesagt geblieben war.
"Ich liebe dich, kleiner Bruder! Pass gut auf dich auf – und auf Blair! Vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe…" er drückte sein tränenfeuchtes Gesicht an die Schulter des Größeren und schob ihn dann entschlossen von sich. "…und nun hol meinen Arsch aus der Hölle! Mach schon!"

Er wandte sich ab und verließ das Zimmer, ohne darauf zu warten, dass Sam den Hexen folgte, weil er den Zusammenbruch nahen fühlte. Seine Nerven schwangen wie Cello-Saiten und seine Knie zitterten, als er sich vor dem Haus auf die Verandatreppe setzte und das Gesicht in den Händen verbarg. Noch eine Stunde… nur noch eine Stunde…
Blair hatte den Abschied der Brüder von der Tür aus verfolgt und sich abwenden müssen, zu groß war die Spannung, war der Abschiedsschmerz, die Furcht, einander in diesem Leben nicht mehr zu begegnen, oder schlimmer noch – einander zu begegnen und sich als Feinde gegenüber zu stehen, Dean als Abgesandter der Hölle und Sam als Hunter, der geschworen hatte, dem Bösen ein Ende zu machen…

Als die Tür sich hinter dem Hexenzirkel und dem jüngeren Winchester schloss, folgte sie ihrem Geliebten nach draußen und setzte sich neben ihn, legte die Hand auf seinen Rücken, um ihn ihre Nähe fühlen zu lassen, ihm zu zeigen, dass er nicht allein war. Sein ebenmäßiges Gesicht wirkte zerstört, als er zu ihr aufsah, zerrissen von Angst, Zorn und Trauer. Er hatte so lange versucht, den Kopf in den Sand zu stecken, ein dreiviertel Jahr hatte er so getan, als hinge er nicht am Leben, als wäre es egal, ob es einen Dean Winchester auf der Welt gäbe, und hatte sich eingeredet, einfach das Beste aus der verbleibenden Zeit machen und dann mit einem lässigen Game-Face in die Hölle gehen und den Finsterlingen eine Nase drehen zu können.
Nichts dergleichen schwebte ihm zur Zeit vor – er wollte leben und das mit aller Inbrunst und mit jeder Faser seines Körpers.
Genau ein Jahr war es her, dass er lieber gestorben wäre, als ohne seinen Bruder zu leben.
Es war ein Jahr, das verflogen war wie ein Augenblick und umso schneller, nachdem er die Frau seines Lebens gefunden hatte.
Und jetzt blieb ihm nichts, als zu warten - auf das Ende, oder auf die Rettung...

* * *

Die Stimmen der Hexen schwollen an und wieder ab im Singsang der Beschwörungsformeln, die Luft schien zum Schneiden dick, der Geruch nach den verbrannten Ingredienzien erschwerte das Atmen.
Sam war bisher nur unbeteiligter Zuschauer, hielt sich außerhalb des äußeren Kreises auf, im Inneren durften sich nur initiierte Hexen aufhalten, damit nichts den Fluss der Energien in diesem Ritual störte. Nach mehreren Minuten der 3-stimmigen Rezitation uralter Formeln schien sich die Luft elektrisch aufzuladen, das Atmen wurde noch schwieriger, Sam fühlte, wie sich ihm sprichwörtlich die Haare sträubten, als Blitze aus dem Nichts zuckten und in der Mitte des Zirkels die Atmosphäre zu wabern begann, fast greifbar zu sein schien.
Ein dunkler Fleck entstand, der wuchs und wuchs, bis er an die Decke des Raums stieß, Substanz gewann und sich in die Breite ausdehnte. Aus der Schwärze schälte sich eine Kreatur, undeutlich, ohne konkrete Umrisse, das Gesicht erst ein heller, konturloser Fleck, in dem die Augen rot in einem bösartigen Feuer glommen, dann gewann es an Schärfe. Eine Frau mit schwarzem Haar, auf denen ein Krönchen aus unschätzbar wertvollen Diamanten glitzerte – oder war es ein Mann, der dort hämisch grinste! Nicht wirklich erkennbar, weil die Gesichtsform und –züge ständig wechselten, eine verzerrte Fratze, die sich ständig zu verändern schien, sich aus hunderten Gesichtern zusammensetzte - Gefangene der Hölle, die ihren Kontrakt mit dem Höllenprinzen zu erfüllen schienen.

„Lästiges Hexen-Gesindel! Ihr wagt es mich zu rufen – MICH!!! Ich werde euch lebendig die Haut abziehen…“
Die Stimme des Wesens, des Dämons klang schrill, schmerzte in den Ohren, war überall, nicht im Raum, sondern in den Köpfen.
"Ihr verf*** Hexen-Schlampen glaubt wirklich, dass ihr könntet mich ungestraft hierher zitieren?"

Melissa sah ihn furchtlos an. "Genau, das glauben wir." Ihre Stimme donnerte durch den Raum. "Lass Dean Winchester frei, oder du wirst es bereuen!"

Ein widerliches, tonloses Kichern erfüllte die Luft und brachte sie zum Schwingen, heizte sie auf, sodass den Frauen und Sam der Schweiß ausbrach.

" Ihr wagt es, mir zu drohen?! Ihr seid so dumm, Menschenpack! Seine lächerliche Seele gehört mir als Preis für das Leben von dem da…" ein obszön kaltes Kindergesicht drehte sich zu Sam, verspottete ihn " ihr Menschen seid so primitiv, so durchschaubar, für einen Funken Hoffnung würdet ihr alles geben… und jetzt ist es soweit. Ich werde ihn mitnehmen, wenn ich schon mal hier bin!"

„Gib ihn frei!“

„NEIN! Seine Zeit ist längst abgelaufen…“

Der Dämon bewegte sich blitzschnell in Richtung Tür – wurde aber schlagartig gestoppt, als seine formlose Gestalt den Rand der Teufelsfalle berührte. Die roten Augen in dem jetzt weichen, unschuldig jungenhaften Gesicht funkelten, Flammen schlugen den Frauen aus ihnen entgegen, verpufften aber an der mächtigen Barriere, die sie zu ihrem Schutz und als sein Gefängnis errichtet hatten.

"Ruby!" donnerte die so furchtbar missklingende Stimme durch den Raum und wandte sich der blonden Hexe zu, die herausfordernd den Kopf hob und ihn aus dunklen, ausdruckslosen Augen anstarrte.
"Du Missgeburt einer Hexe! Du hast mich verraten! Ich hätte dich vernichten sollen an dem Tag, an dem du in die Hölle kamst! Ich hätte dich auf kleiner Flamme rösten sollen, du verdammtes Miststück!"
Ungeheure Wut schwang in diesen Worten und er begann zu toben, versuchte, die Barriere des Heptagramms von innen zu zermürben, indem er wie ein Pingpongball hin und her schwang, seine Masse mit Urgewalt gegen die unsichtbaren Mauern donnern ließ. Er wütete mit ungeheurer Kraft – aber die Falle hielt und Sam nahm sich vor, Bobby nochmal zu danken für das großartige magische Sammelwerk, das er ihm überlassen hatte.
Aber plötzlich verharrte der Dämon, die rot glühenden Augen in dem sich ständig verändernden Gesicht checkten den Raum, glitten nach einer Schwachstelle suchend umher und dann konzentrierte er sich auf einen Punkt und bombardierte ihn mit Flammen. Donnernd fuhren sie in die Barriere, die langsam aber sicher zu flackern begann und zu zerfallen drohte.
Die Hände, eher Klauen, formten einen kleinen Kreis, in dem sich zuerst eine kleine Flamme bildete, die aber rasch größer wurde, eine superheiße Fackel, weißbrennend wie ein Kugelblitz. Sie wuchs unter ohrenbetäubendem Lärm, wurde größer und größer und ihr helles pulsierendes Licht erhellte die erschrockenen, blassen Gesichter der Mitglieder des Zirkels.

In diesem Augenblick wurde die Tür eingetreten und in der schwach erleuchteten Türöffnung waren zwei Schatten zu erkennen, einer groß, schlank und eindeutig männlich, direkt dahinter eine weibliche, zierliche Gestalt, und beide blieben bei dem unglaublichen Anblick, der sich ihnen bot, auf der Schwelle stehen.
Der Feuerball in den Händen des Dämons dehnte sich im Rhythmus eines donnernden Pulsschlages aus und beleuchtete gespenstisch das blasse, sich ständig verändernde Gesicht mit den boshaft rot glühenden Augen darin. Die Atmosphäre schien zu wabern, dick genug, um sie zu trinken, statt sie einzuatmen und in dieser Sekunde überstürzten sich die Dinge.


Dean sah, wie Sam mit Rubys für Dämonen tödlichem Messer mit der grob gezahnten, rasiermesserscharfen Klinge in der Hand auf Abalam zusprang, mitten in der Bewegung in der Luft einzufrieren schien und dann mit Urgewalt an die Wand geschmettert wurde, wobei das Messer klirrend zu Boden fiel und quer durch den Raum rutschte.
"Saaaaaaaaam!!!" brüllte Dean beim Anblick von Sams regloser Gestalt und machte damit den Höllenknecht auf sich aufmerksam, der ein teuflisch amüsiertes, hämisches Kichern von sich gab.
"Dean, der lang und sehnsüchtig erwartete Anwärter auf einen Vorzugsplatz in der Hölle! Du kommst gerade zur rechten Zeit!"
Die Stimme war nicht recht zu identifizieren, sie variierte zwischen weiblich schrill und seltsam hohl und dumpf und als Dean durchstartete, um zu Sam zu kommen, schoss der Höllenprinz die weißglühende Feuerkugel mit ungeheurem Effet auf ihn zu.
Bevor sie ihn erreichte, warf sich eine Gestalt vor den älteren Winchester und riss ihn mit sich zu Boden, während wie aus dem Nichts Rubys Messer durch die Luft flog und den Abgesandten der Hölle mitten in die konturlose Stirn traf! Mit einem unmenschlichen, schrillen Kreischen begann die Gestallt zu flimmern und die Form verschwamm immer stärker, bis die Kreatur mit einem donnernden Laut in sich zusammen fiel und urplötzlich jeder Laut erstarb.

Die unvermittelte Stille wurde nur von einem schrecklichen, gurgelnden Geräusch unterbrochen und der Geruch verbrannten Fleisches erfüllte den Raum. Dean schob den leichten Frauenkörper vorsichtig von sich herunter und sah voller Entsetzen auf die klaffende, noch schwelende Wunde, die der Feuerball in den schmalen Brustkorb geschlagen hatte, der sich unter schwachen, rasselnden Atemzügen nur widerstrebend hob und senkte.
Er hielt die sterbende Frau im Arm und ihm war klar, dass hier jede Hilfe zu spät kommen würde und als sich die blassen Lippen bewegten, beugte er sich hinunter, um die geflüsterten Worte verstehen zu können.
"Dean… ich liebe…" mit einem zischenden Laut erstarb das Wispern und die blauen Augen wurden starr, als alles Leben aus ihnen wich…

*
*
*

"…und heute nun tragen wir sie zu Grabe – unsere Tochter, unsere Enkelin, unsere Freundin und Geliebte – Blair Sinclair. Asche zu Asche – Staub zu Staub."

Die Stimme des Geistlichen klang routiniert, aber teilnahmsvoll, als er in die Runde der wenigen Trauergäste schaute. Die Mutter des Opfers, deren leuchtend rote Haare, zu einem dicken Knoten zusammen gesteckt, eine fast fünf Zentimeter breite schneeweiße Strähne an der linken Schläfe aufwiesen, stützte ihre gebrechlich wirkende Großmutter. Begleitet wurden die beiden Frauen von einem jungen dunkelblonden Mann mit militärisch kurzem Haar und vor Trauer versteinerten Zügen, sowie einem sehr großen dunkelhaarigen Mann, der wie erstarrt auf den schlichten Sarg starrte.
Der Sarg wurde in die Grube hinab gelassen und nach einem Moment der stillen Andacht verließen die trauernden Angehörigen den Friedhof.

*
*
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AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Zu erschrocken über das Ende?
Ok, hier kommt noch ein kleiner Nachschlag ;)


* * *


Epilog

Einige Monate später…

Glenna Baird schloss die Haustür hinter sich und lehnte sich für einen Moment von innen gegen die Tür, genoss es, heimzukommen in die Wärme und Ruhe, die ihr Häuschen ihr nach einem langen Arbeitstag in der kleinen Klinik der Stadt bot. Draußen fiel noch immer Schnee, ließ bereits ihre Fußspuren von der Einfahrt zur Haustür unter einer weißen Decke verschwinden und sie entledigte sich erst mal der dicken Winterverpackung. Sie stellte ihre feuchten Stiefel zum Trocknen auf das kleine Schuhregal neben der Tür und warf den Mantel achtlos über das Treppengeländer.
Sie war noch nicht komplett eingerichtet, aber die sparsam verteilten Möbel vermittelten Behaglichkeit. Zwischen großen Bücherregalen, gefüllt mit Büchern und Zeitschriften über Okkultismus und Psychologie, sowie medizinischer Fachliteratur standen noch ein paar Kartons, die noch darauf warteten, ausgepackt zu werden.
Auf ihrem Weg mit den Einkäufen in die Küche eilte ihr mit einem leisen Maunzen ein schwarzer, mächtiger Kater entgegen, drückte seinen breiten Kopf an ihr Bein und schaute um Futter und Aufmerksamkeit bettelnd zu ihr auf.
"Hey, Katze, tu nicht so, als stündest du kurz vor dem Verhungern." Sie bückte sich und nahm das schwarze Pelztier auf den Arm, um es gehörig zu knuddeln und holte dann eine Dose mit Katzenfutter aus einem der Küchenschränke.
"Benimm dich, Merlin, sonst schmeiße ich dich runter", sie setzte die Katze auf der Arbeitsfläche ab und holte einen Dosenöffner aus der Schublade, um den Napf zu füllen.

Der schwarze Kater starrte irritiert über ihre Schulter hinweg, schien etwas zu sehen, das interessant genug war, um ihn sogar von seinem Futter abzulenken, und seine zu schmalen Schlitzen zusammen gezogenen gelben Augen veranlassten Glenna, gleich noch einmal in die Schublade und nach einem breiten Kochmesser mit einer breiten, scharfen Klinge zu greifen.
Sie blieb reglos stehen und lauschte – kein Geräusch war zu hören.
Sie drehte sich blitzschnell um und… eine kräftige Hand ergriff und entwand ihr das Messer, und schob es behutsam wieder in die Schublade. Grüne Augen blitzten sie an und warme Lippen legten sich auf ihren Mund, während ihr Überraschungsgast sie fest in die Arme schloss.

"Vorsicht mit dem Messer, Süße", murmelte Dean an ihrem Mund.

"Hm, Angst vor deiner Frau, Dude?" Sams lange Gestalt lehnte am Türrahmen und schaute amüsiert der Wiedersehensszene zu.

"Spanner", warf Dean ihm über die Schulter zu, bevor er die junge Frau fester in den Arm schloss und sich mit ihr einmal im Kreis drehte und das Gesicht in ihrem lockigen Haar verbarg.
"Ich weiß, wie gefährlich diese Frau mit dem Messer ist."
Er würde niemals vergessen, dass sie es war, die Abalam mit einem ungeheuer gezielten Wurf mit Rubys Dolch getötet hatte, ebenso wenig, wie er je vergessen konnte, dass in derselben Sekunde eben diese Ruby ihm ebenfalls das Leben rettete – und dafür mit ihrem eigenen bezahlte.
Er lebte – und das hatte er diesen beiden Frauen zu verdanken… nein, er durfte Cass und Melissa nicht vergessen und schon garnicht seinen hartnäckigen Bruder, der ihn niemals aufgegeben hatte.
Sie hatten Ruby beerdigt als Blair Sinclair, um Blairs Spuren zu verwischen, es den Kreaturen der Finsternis schwerer zu machen, sie als Druckmittel gegen ihn und Sam zu benutzen oder sie zu töten und gleichzeitig hatte es die Möglichkeit ergeben, Ruby in Anbetracht ihrer Wiedergutmachung christlich in geweihtem Boden beizusetzen und ihr ihren Frieden zu geben.
Aus Blair wurde Glenna und sie wohnte nicht weit entfernt von Bobby, was gelegentliche Abstecher der Winchester-Brüder in diese Gegend mehr als logisch erscheinen ließ.

"Hm… deine Haare sind ganz schön lang geworden, Rotschopf", Dean wickelte eine fast kinnlange Strähne um seinen Zeigefinger.
"Du hast dir auch ganz schön viel Zeit gelassen, hier aufzutauchen, Winchester", flüsterte Blair, mit zittriger Stimme. Sie hatten sich seit ihrem 'Tod' nicht gesehen, nur einige Male telefoniert, und sie war nicht sicher gewesen, wie er jetzt, nach Bereinigung des Deals für sie empfinden würde. Vielleicht hatte er nur so stark auf sie reagiert, weil er unter diesem ungeheuren psychischen Druck stand? Würde er wieder in die alten Muster zurückfallen, jede Bindung scheuen und stattdessen Spaß suchen, wo er ihn antraf? Sie verbot sich, ihn mental abzuchecken, ängstlich abwartend, ob und wie er reagierte. Diese lange Zeit ohne ihn hatte ihr den Schneid abgekauft und in mancher Nacht den Schlaf gekostet und seine überschwängliche Begrüßung bedeutete nichts, außer, dass er sich freute, sie zu sehen.
Sie sah an seiner Schulter vorbei zu Sam, der offensichtlich bereits im Aufbruch begriffen war, um sie beide allein zu lassen, und löste sich von Dean, um sich in Sams Arme zu werfen, der sie herzlich an sich drückte und hochhob, damit er sie ansehen konnte.
"Sam, es ist schön, dich zu sehen! Hey, du brauchst dringend einen Haarschnitt!" Sie grinste ihn an und wuschelte durch die langen, dunkelbraunen Haare, die ihm fast die Sicht nahmen.
"Yepp, du siehst auch klasse aus mit den längeren Haaren, kleine Schwester. Ich soll dich von Nana Melissa grüßen – sie hat sich schlussendlich dazu durchgerungen, mich doch zu mögen", er gluckste leise und setzte sie sachte ab, aber nicht ohne ihr ein Gefühl der Zufriedenheit und der Ruhe zu übermitteln, um sie zu beruhigen. Ihre Ängste waren ihr deutlich anzumerken, zumindest für ihn offensichtlich und er lächelte ihr beruhigend zu. Dean und sie hatten zu reden – viel zu reden.
"Leute, ich verdrück mich dann. Wenn ihr mich sucht – ich bin bei Bobby, okay?" Er drückte Blair noch einen Kuss auf die Wange und knuffte seinen Bruder mahnend auf den Oberarm. Dann fiel die Tür hinter ihm zu und Blair und Dean blieben allein zurück.

Sie standen sich gegenüber, seltsam befangen, und während Dean Blairs Blick suchte, wich sie seinem aus, aus Angst, was sie entdecken würde. Meine Güte, wann war aus ihr so ein Angsthase geworden? Er hatte sie geliebt, aber vielleicht nur, weil er glaubte, am Ende seines Lebens zu stehen?

"Blair?" Seine Stimme klang unsicher.
Was war nur los? Er hatte erwartet, sie außer sich vor Freude anzutreffen, hatte geglaubt, alles würde so sein wie vor einem knappen halben Jahr und jetzt standen sie einander gegenüber wie Fremde. Hatte er sie falsch verstanden? Hatte sie in den letzten Monaten festgestellt, dass ihr das Alles zu viel war und dass es eher Mitgefühl gewesen war, was sie für ihn empfand?
Verdammt! Sie sah ihn nicht mal an! Ob sie jemanden anderen…
"Wenn ich gehen soll, sag es mir gleich." Die Worte kamen schroffer als beabsichtigt, aber sie bewirkten, dass Blair ihn endlich ansah.
Sein Blick, sein Gesichtsausdruck – er wirkte so verletzt und unsicher, wie sie sich selber fühlte.
Sie schalt sich selbst einen Feigling. Was war nur in sie gefahren, dass sie ihrem eigenen Gefühl nicht mehr traute? Ohne länger zu zögern, ging sie auf ihn zu, blieb direkt vor ihm stehen und legte die Hand an seine stoppelige, schmale Wange.

"Ich liebe dich, Dean. Bitte bleib."
Nun war er am Zuge. Sie hatte keine Angst mehr. Ihre Gefühle waren klar und würden sich auch niemals ändern und sie ließ sie fließen, ließ es ihn spüren. Er schloss erleichtert für eine Sekunde die Augen, ein ganzes Gebirge fiel ihm von der Seele und pure Freude durchfloss ihn. Seine Arme schlossen sich um ihren schlanken Körper und er konnte kaum glauben, wie er es so lange ohne sie ausgehalten hatte.
"Blair, ich liebe dich und du hast mir wahnsinnig gefehlt."

What a chick-flick-moment…



ENDE
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Nein, nein, natürlich nicht zu geschockt, sondern nur zu wenig Zeit zum in Ruhe lesen und ein gutes Feedback schreiben, aber ich hoffe, dass ich das damit mache.

Also zuerst Mal: Ein super Abschluss für eine geniale Story, die mir persönlich sehr gut gefallen hat und die Dean wirklich klasse beschreibt und ihn - finde ich - auch wirklich passend trifft. Auch, wenn Sam ein bisschen in den Hintergrund tritt, auch er wird gut dargestellt und ist sympathisch. Und die neu eingeführten Charaktere kommen wirklich alle authentisch und realistisch rüber und passen in das ganze Setting.

So, das nochmal allgemein. Und dann zum letzten Teil und dem Epilog im Speziellen. Ich hatte mal wieder zwei Lieblingssätze. Einer kommt gleich, einer etwas später.

Und jetzt blieb ihm nichts, als zu warten - auf das Ende, oder auf die Rettung...

Das triffts wirklich sehr schön und beschreibt Deans Anspannung perfekt... Wobei eigentlich schon klar war, dass er nicht einfach nur warten würde können.
So, jetzt kommt aber mal ein kleiner Kritikpunkt - zumindest halt aus meiner persönlichen Ansicht, die sicher nicht mit allen anderen übereinstimmt.
Ich finde nämlich, dass der Höhepunkt der Story quasi, also der "Kampf" gegen Abalam, zu schnell beginnt und zu schnell wieder aufhört. Der Spannungsbogen macht da also meiner Meinung nach nen ganz schönen Peak. Es wirkt alles ein bisschen zu einfach. Und insgesamt ist es für meinen Geschmack ein bisschen unübersichtlich geworden. Ich musste mehrmals drüberlesen, bis ich mitgekommen bin.

Ja, und dann kommt der Schocker, eine tote junge Frau. Tja, man überlegt natürlich. Steht da Frau, um zu verschleiern, dass es nicht Ruby ist, oder steht da Frau, grad weil es Ruby ist?
Und dann kommt auch schon die Beerdigung, zack, ist sie vorbei. Man erwartet irgendwie mehr von Dean, mehr Atmosphäre, aber im Nachhinein, klar fehlt die, wenn man "nur" um Ruby trauert.

Der Epilog, tja, was soll man da noch sagen? Perfekt! Und hier mein zweiter Lieblingssatz, der passt, wie die Faust auf's Auge:

What a chick-flick-moment…


Also, wie gesagt, insgesamt geniale Story, nur der Action-Teil ist ein bisscheen wenig ausgebaut. Man merkt einfach, dass du lieber die gefühlsbetonten Momente betont hast und das ist dir definitiv gelungen, ohne die Supernatural-Atmosphäre zu "zerstören".
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Wow, was für ein tolles Feedback! Vielen, vielen Dank, Elenia! :rofl:

Yup, was die Action angeht - guilty!
Ich bin nicht so der begnadete Action-Autor, aber Situationen, Stimmungen, Gefühle - da bin ich richtig.
Allerdings war das auch meine erste SN-Story, meine erste Story, in der ich Action schrieb.
Ab der zweiten Story hatte ich eine sehr aktive Beta und ich glaube, ich habe mich von Story zu Story gesteigert. Klar, der Wortschatz wächst, die Übung im Umgang mit Worten auch und vor 'One life' hatte ich zwei Jahre lang nicht geschrieben.

Falls du also Lust hast, weiterzulesen - 'Second Life' schließt direkt an...
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Oh... eigentlich wollte ich hier ja auch nochmal posten... Wo ist denn das bitte untergegangen? Tut mir leid ;)

Wie gesagt, das mit den Stimmungen hast du dafür aber auch sehr schön rübergebracht, das gleich alles andere mehr als aus :)

Und klar, ich hab definitiv Lust, weiterzulesen^^ Unbedingt!
 
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