AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]
Okay, ich geb' zu - dieser Cliffi war fies
* * *
Er wusste nicht, warum er keine Wahl zu haben schien, ihm fehlte auch die Zeit, sich darüber jetzt Gedanken zu machen. Er holte im Eiltempo den Army-Rucksack aus dem Doppelzimmer nebenan, rannte zum Impala, wo Blair bereits wartete und öffnete den Kofferraum, dem er die abgesägte Salz-Flinte, ein altes, in abgegriffenes schwarzes Leder gebundenes Buch und einen Kanister entnahm. Er warf alles Blair in den Schoß, als sie eingestiegen waren und wies sie an, eine kleine silberne Flasche mit dem Weihwasser zu füllen und einzustecken. Mit quietschenden Reifen bog er auf die Hauptstraße ein und raste in Richtung Auktionshaus.
Dabei erzählte er hastig, was passiert war.
Sam und Sarah waren spazieren gegangen –
typisch für Sam, dachte Dean. Er hatte sie nach Hause begleitet und war dann –
untypisch für Sam – der Versuchung erlegen und mit ihr nach oben in ihre Wohnung gegangen. Während er es sich auf ihrer Couch bequem machte, ging sie in ihre kleine moderne Küche, um Bier aus dem Kühlschrank zu holen – und kam wieder mit einem Fleischermesser und lackschwarzen, bösartig glänzenden Augen! Sam hatte reagiert, wie er es gelernt hatte – er hatte sie schlicht umgehauen und anschließend an den Stuhl gefesselt. Er brauchte Dean, weil er befürchtete, den notwendigen Exorzismus an Sarah nicht konsequent durchziehen zu können. Und Dean wusste, dass es so war. Sam war zu sehr mit dem Herzen beteiligt, um hart zu bleiben - wenn der Dämon in Sarah bettelte, fluchte und drohte, würde Sam einknicken, so wie er selber, wenn es sich um Blair handeln würde!
Der Impala stoppte mit qualmenden Bremsen vor dem Auktionshaus, bevor Dean Blair näher erklären konnte, was sie dort erwarten würde, bevor er sie vorwarnen konnte, dass Sarah nicht die Sarah war, die sie vorhin kennen gelernt hatte, sondern ein Dämon sich ihres Körpers bemächtigt hatte. Sie sprangen gleichzeitig aus dem Wagen, und Dean stürmte voran zur Seitentür, die, wie er von Sam gerade erfahren hatte, zu Sarahs Appartement führte und offen war.
"Sam!" brüllte er und nahm immer zwei Stufen der modernen offenen Stahltreppe auf einmal.
"Hier!" Mit verzweifeltem, blassem Gesicht wartete Sam oben und legte entgeistert die Stirn in Falten, als er Blair direkt hinter Dean auftauchen sah. "Meinst du wirklich …", setzte er an, als Blair ihn unterbrach.
"Sam, er kann nichts dafür, ich hab' ihn nicht fahren lassen…" sie schielte an Sams breiten Schultern vorbei in den großen, offenen Wohnraum, in dem auf einem scheinbar antiken Stuhl Sarah saß, die Fußgelenke an den Stuhlbeinen, die Hände an den Lehnen gefesselt… die Augen schwarz funkelnd wie Onyx und mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck. Auf das gepflegte Parkett rund um den altersdunklen Stuhl hatte Sam ein Heptagramm gezeichnet.
"Na, haben wir ja die ganze Winchester-Bagage! Ihr seid schon tot – ihr wisst es nur nicht!" Die Stimme war dumpf, tonlos, nicht weich und voll wie Sarahs und schon setzte der Dämon noch eins drauf. "Hey, und da ist ja auch mein Lieblings-Winchester… Deeeeean", schrillte die Stimme durch das Loft, während Sarah den Kopf schräg legte und Dean von unten her fixierte.
"Sam, hier, leg schon los!" Dean drückte seinem Bruder den lateinischen Exorzismus in die Hand, in der ein Bändchen den Teil markierte, der am häufigsten und am schnellsten zum Erfolg führte, sprich, den Dämon aus dem Wirtskörper vertrieb. Die Sache war eindeutig und lange Vorreden Zeitverschwendung.
Sie konnten nur hoffen, dass Sarah vor ihrer Besessenheit körperlich kein Leid geschehen war.
"Regna terrae, cantate Deo,
psallite Domino
qui fertis super caelum"
begann Sam mit unsicherer Stimme zu rezitieren. Sarah sah unter dunklen Pony-Strähnen zu ihm hoch und kicherte spöttisch.
"Du würdest jetzt lieber was anderes mit Sarah machen, gibt’s zu, Sammy!"
Sam sah nicht auf.
"caeli ad Orientem
Ecce dabit voci Suae
vocem virtutis,
tribuite virtutem Deo."
Je fester Sams Stimme wurde, umso unruhiger wurde Sarah und rutschte nervös auf der Sitzfläche des hölzernen Stuhls umher, sie starrte auf den siebenzackigen Stern auf dem Boden und stöhnte… zunächst leise, dann lauter.
"Ihr Bastarde! Ich zieh euch bei lebendigem Leib die Haut ab!" kreischte sie.
"Exorcizamus te, omnis immundus spiritus
omnis satanica potestas, omnis incursio…"
Sarahs Fingernägel kratzten dicke Späne aus dem Holz der Stuhllehnen, die sich unter ihre Fingernägel bohrten und Blut tropfte dunkel und schwer auf den hellen Fußboden. Sam unterbrach bei diesem Anblick besorgt die Verlesung der rituellen Worte, schluckte, sah Dean hilfesuchend an, der nur auffordernd den Kopf hob und seine Lippen hart zusammen presste.
"…infernalis adversarii, omnis legio,
omnis congregatio et secta diabolica.
Ergo draco maledicte
et omnis legio diabolica adjuramus te…"
Ihre Füße stampften eine unregelmäßige, dröhnende Tarantella und ihr Kopf ruckte von einer Seite zu anderen, wie der eines dieser eigenartigen Stelzvögel, versuchte, einen Ausweg, eine Schwachstelle zu finden.
Ihr Blick blieb an Blair hängen, die reglos wie gebannt an der Wand lehnte und zu erfassen versuchte, worüber sie bisher nur gelesen hatte – Besessenheit. In ihrem Studium hätte sie hierfür eine rationale, medizinische Erklärung gefunden – aber das hier war die Realität, eine gesunde, junge Frau, die in ihrem eigenen Körper zusammen mit einer fremden, bösen Wesenheit gefangen war.
"…cessa decipere humanas creaturas,
eisque aeternae Perditionis venenum propinare.
Vade, Satana, inventor et magister…"
"Winchester-Hure – du wirst brennen – wie jede Frau, die sich mit ihnen gepaart hat! Dean nimmt dich, wie er jede nehmen würde, die noch nicht alt oder krank genug für den Rollstuhl ist", zischte der Sarah-Dämon und ihr Blick glühte in einem boshaften Feuer, während sie kleine Laute des Schmerzes ausstieß.
"Halts Maul, Höllenbrut - mach einfach den Abgang!" fauchte Dean und starrte kalt in den finsteren Abgrund dieser furchtbaren Augen.
"Sam, ich hätte dir einen Gefallen getan – was bist du schon ohne deine Familie – totes Fleisch!" geiferte Sarah Sam an, der nur kurz stockte und dann umso lauter mit der Rezitation fortfuhr.
" …omnis fallaciae, hostis humanae salutis.
Humiliare sub potenti manu dei,
contremisce et effuge, invocato a …"
Sarah stöhnte, die Tränen flossen in grauen Mascara-Schlieren ihre Wangen hinab und ihre Stimme klang ganz klein und bemitleidenswert.
"Sam – bitte, Sam, du tust mir weh! Sam? Ich liebe dich doch…" Er schloss die Augen, um nicht auf die Charade herein zu fallen und las unbeirrt weiter.
"… nobis sancto et terribili nomine,
quem inferi tremunt."
Ein schriller, unmenschlicher Schrei hallte von den Wänden des Lofts wieder und Sarah zuckte in wüsten Konvulsionen. Der entsetzliche Schrei schien endlos, dann brach er abrupt ab und die schwarzen Augen starrten Dean in das angewiderte Gesicht.
Hohl brüllte der Dämon
"wir sehen uns in der Hölle!"
Sarah riss den Kopf in den Nacken und aus ihrem Mund schoss in einem lang gezogenen, schmerzgepeinigten Brüllen schwarzer, körperloser Nebel, zum Schneiden dicht, und sammelte sich in einer wabernden höllischen Wolke unter der Decke des Raumes, bevor er durch die feste Materie hindurch verschwand.
Als hätte man die Fäden einer Marionette durchschnitten, erschlaffte Sarahs Körper, ihr Kopf fiel auf die Brust und sie atmete in leise rasselnden Zügen.
Blair hatte vor Spannung die Luft angehalten, während der Dämon der Körper der jungen Frau verlassen hatte und stürzte jetzt zu ihr, um ihre Vitalfunktionen zu checken.
"Ihr Puls ist schwach, aber regelmäßig. Bindet sie los, schnell."
Dean entfernte die Fesseln von Hand- und Fußgelenken und Sam hob Sarah vorsichtig auf seine Arme, trug sie zur überdimensionalen Couch vor den riesigen Fenstern, vor denen Finsternis herrschte. Blair holte ein Glas Wasser und flößte der Dunkelhaarigen Schluck für Schluck ein.
Nur wenige Minuten später schlug sie die Augen auf und schaute sich verwirrt um.
"Sam", ihre Stimme klang rau, die Kehle wund von dem ätzenden, schwarzen Dämon-Nebel, und sie klammerte sich an Sams Schultern, schien ihn nie wieder loslassen zu wollen und ihre blutigen Fingerkuppen hinterließen rote Schlieren auf seinem Shirt.
Dean stupste Blair sachte an.
"Schau mal, was denkst du, womit hat Sam die Teufelsfalle gemalt?" Er hatte mit dem Zeigefinger über eine der roten Linien gewischt und schaute mit gerunzelter Stirn auf die cremige Substanz auf seiner Haut.
Blair rieb mit kurz darüber, roch daran und begann leise zu lachen. "Das ist Lippenstift! Cleverer Bursche, dein kleiner Bruder."
"Ich bleibe heute nach bei Sarah, Dean", flüsterte Sam, um die junge Frau nicht zu wecken, die körperlich und geistig vollkommen erschöpft in seinem Arm eingeschlafen war.
"Wir haben unseren Job nicht wirklich gut gemacht, Sam. Wir hätten das verhindern müssen." Dean klang frustriert und sah nicht wirklich glücklich aus, obwohl der Exorzismus Sarah von ihrem Mitbewohner befreit hatte und Sam sah ihn forschend an.
"Sie haben es auf uns abgesehen, Dean, wir sind Freiwild. Immerhin ist das nicht der erste Versuch, uns auszuschalten."
"DICH auszuschalten, Bro - mich führen sie bereits unter dem Vermerk 'erledigt'…"
Dean beugte sich über Sarah, deren angespanntes, blasses Gesicht die Zeichen der vorigen Stunden zeigte und wühlte in der Tasche seiner Jacke, bis er noch ein Amulett zutage förderte, wie er es bereits Blair umgehängt hatte. Er zog es der jungen Frau vorsichtig über den Kopf und strich ihr ungewohnt sanft über das dunkle, zerzauste Haar.
"Pass gut auf sie auf, Sammy."
*
*
*
Der Gang ist schmal, niedrig, erfüllt von schwach leuchtendem, waberndem Dunst, der auf der Haut zu kleben scheint und nach Schwefel riecht.
Sie tastet sich an seltsam weichen Wänden entlang, die eine hautähnliche Konsistenz haben und hat das Gefühl, taub zu werden, weil es in ihrem Kopf dröhnt, wie eine schwere, riesige Glocke. 'Hells Bells' assoziiert sie und als der Nebel sich sekundenlang lichtet, sieht sie vor sich den Rücken eines Mannes, größer als sie, schmalhüftig mit breiten Schultern und streichholzkurzem Haar – Dean?
Er tastet sich vor, ebenso wie sie und plötzlich stehen sie in einem Raum. Nein, kein Raum – eine grenzenlose düstere Grotte, erhellt von tausenden gelb, rot und grün glühenden, unterschiedlich geformten, in bösem Licht glimmenden, Augenpaaren.
Nur wenige Schritte entfernt von ihnen eingehüllt in ein flackerndes grünes Licht – Sam. Er hält einem Kind, das vor ihm kniet, eine abgesägte Flinte an die Stirn und starrt die beiden Neuankömmlinge aus schwarzen, toten Augen an.
"SAM!!!" Deans Schrei gellt durch das riesige Gewölbe, zig-fach von unsichtbaren Wänden wieder hallend. Er zieht einen Colt aus der Jackentasche, eine antike Waffe, 1-läufig und mit Ornamenten verziert, und richtet sie auf seinen Bruder, oder das, was sein Bruder gewesen zu sein scheint.
Blair ist gelähmt, paralysiert, zum Zuschauen verdammt, sieht, wie Deans Hand immer stärker zu zittern beginnt, sieht, wie dicke Schweißtropfen sich auf seiner Stirn bilden und sein Gesicht wie versteinert wirkt. Die Waffe scheint Tonnen zu wiegen, er kämpft, um sie weiter auf den höhnisch grinsenden Sam zu richten. Im selben Augenblick, in dem das Gewicht des Revolvers zu schwer zu werden scheint, spannt Sam den Hahn der Flinte und schießt…
…und geht in derselben Sekunde in einem Feuerball auf.
"Nein!" Blairs Stimme war heiser und fassungslos, und sie saß mit panisch klopfendem Herzen und tränenüberströmtem Gesicht im Bett, fühlte noch die Druckwelle des Feuerballs, das bodenlose Entsetzen in Dean.
Dean – er lag neben ihr mit flachem Atem und schweißnassen Haaren, starrte mit blicklosen Augen in das diffuse Licht der Morgendämmerung, die ihre blassen Finger durch die Vorhänge ins Zimmer reckte.
"Dean?" Blair fühlte seinen rasenden Puls an seiner Kehle, ließ die Hand hinunter auf sein Herz gleiten und dort ruhen.
"Dean. Ich bin hier. Komm zu mir."
Leise und eindringlich sprach sie auf ihn ein.
Er erwachte nur zögernd aus seinem Schockzustand, seine Brust hob und senkte sich in einem tiefen, rasselnden Atemzug, sein Blick erhielt wieder Substanz, zeigte Erkennen und tödliche Trauer und eine Träne löste sich zwischen langen Wimpern, rann die stoppelige, schmale Wange hinunter.
Dieser Traum hatte ihn fast alles an Energie gekostet, was er aufzuwenden in der Lage war, hatte ihn körperlich und seelisch an seine Grenzen geführt und er wusste nicht, wie viele dieser oder ähnlicher Träume er in den letzten Monaten gehabt hatte. Er glaubte, keinen einzigen weiteren ertragen zu können, ohne den Verstand zu verlieren…
"Dean, ich habe es auch gesehen, ich war mit dir dort."
Dean leckte sich über die trockenen Lippen. "Ich weiß. Ich wollte es nicht, aber plötzlich warst du da." Seine Hand legte sich auf ihre, hielt sie an sich gedrückt, fühlte, wie ihre Energie ihn durchfloss.
"Blair, ich habe bisher gedacht, die größte Gefahr für Sam sei möglicherweise Sam selbst. Unser Dad hat mir kurz vor seinem Tod gesagt, dass ich auf Sam aufpassen, ihn retten müsse – und wenn ich dazu nicht in der Lage sei, müsse ich ihn töten. Ich kann nicht – ich kann meinen Bruder nicht töten!
Eher sterbe ich selber!"
Seine letzten Worte formten sich zu einem gequälten Aufschrei. Als sei diese Vorstellung nicht furchtbar genug, schienen sich die Pforten der Hölle ein weiteres Mal für die Winchesters zu öffnen und dieses Mal kamen die düsteren Horden mit dem Auftrag, Sam zu töten.
Sein Schicksal, seine Aufgabe, sein Lebenszweck – Sam zu beschützen – wurde ihm beinahe unmöglich gemacht und er stand kurz davor, daran zu zerbrechen. Es sah so aus, als würde er ihn verlieren, egal, was er tat oder ließ. Da schien es tatsächlich fast verlockend, vorher selber zu gehen!
Blair bewahrte nur mit Mühe ihre Fassung. Von diesem Menetekel und von dieser unglaublichen Forderung eines sterbenden Vaters gegenüber seinem Sohn, möglicherweise das Schlimmste zu tun, was er sich vorstellen konnte, den letzten Menschen zu töten, der von seiner Familie übrig war, hatte sie nichts gewusst.
Sie ließ ihre Hand auf seinem Herzen schwer werden, beschwor ihn "Dean, ich brauche dich. Du darfst mich nicht im Stich lassen! Zusammen werden wir einen Weg finden, dich UND Sam zu retten. Versprochen!" Unbewusst hatte sie die Floskel übernommen, die Dean seinem Bruder gegenüber seit 25 Jahren anwandte, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. Das entlockte ihm ein winziges Lächeln, das ihr Mut machte.
Tief nach verborgenen Kräften grabend, ließ sie ihre Hand kühl auf seiner Stirn ruhen und konzentrierte sich auf ihr kleines Geheimnis. Seine Panik verging und die Dunkelheit, die nach seiner Seele gegriffen hatte, löste sich in einer diffusen Wolke auf und verschwand.
Er schlief.
Ruhig.
Traumlos.
*
*
*
Sie erwachte, als sich eine vorwitzige Hand unter ihr Shirt stahl und mutig Kurs auf ihren Busen nahm. Sie rekelte sich ein wenig, drängte sich dabei eng an den schlanken, harten Körper hinter ihr, fühlte seinen warmen Atem an ihrem Nacken, warme, sanfte Küsse an ihrem Hals und die Gänsehaut, die seine Finger auf ihrer Haut auslösten.
"Du fühlst dich so gut an", flüsterte er an ihrem Ohr.
Sie hauchte, "du auch, Winchester", und setzte seufzend nach "… aber ich glaube, wir sollen trotzdem aufstehen und nach Sam und Sarah sehen…"
Das Grauen der letzten Nacht hatte ihn erschöpft, er fühlte sich ausgepumpt und ausgedörrt und seine heilenden Wunden juckten. Er wollte eigentlich nur eins – im Bett liegen bleiben, am liebsten an diese Frau gekuschelt, ihre warme Haut an seiner spüren, die Welt vor dem Fenster aussperren, so tun, als ob alles, inklusive des Deals nur ein böser Traum war, aber er wusste ja, dass sie Recht hatte und liebte sie dafür, dass sie zuerst an seinen Bruder dachte.
Er setzte sich auf und kratzte gedankenverloren unbewusst an seinen Rippen, bis Blair ihm auf die Finger schlug und ihre Hand flach auf die durch den Verband geschützte Wunde legte. "Winchester, verdammt, du reißt dir die Fäden raus! Ich hab keine Lust, nochmal von vorne anzufangen!"
Ihre Stimme wurde sanfter. "Es wird sich entzünden, wenn du kratzt…"
"Ich liebe dich, Blair", fiel er ihr ins Wort. Seine Stimme war leise und sein Blick fest, und er hatte in seinem Leben nie etwas ernster gemeint. Sie sah ihn einen Moment überrascht an, legte beide Hände um seine Wangen und küsste ihn kurz, aber heftig. "...und ich dich", wisperte sie an seinem Mund.
Ich liebe dich - Worte, die er oft gesagt hatte im Dunkel der Nacht, zu Frauen, von denen er genau gewusst hatte, dass er sie bei Tageslicht möglicherweise nicht mal wiedererkennen würde, Worte, die Mittel zum Zweck waren, ausgesprochen beim Sex – nicht, weil sein Herz danach verlangte, sondern ein tiefer angesiedelter Körperteil.
Jetzt hatten diese Worte eine Bedeutung. Er hatte seine Mutter geliebt und seinen Vater und er liebte seinen Bruder mehr, als jeden anderen Menschen auf der Welt. Und sie, so sehr sie…
Sie sorgte sich um ihn, er hatte das Gefühl, sich vor ihr nicht verstecken zu müssen, er selbst sein zu können. Es hatte so lange Zeit niemanden außer Sam gekümmert, wie es ihm ging.
Bis sie in sein Leben trat. Jetzt war alles anders. Jetzt schien alles einen Sinn zu bekommen.
Auch für ihn gab es ein Leben. Ein Leben, das nicht nur aus Blut, Tod und Höllenfeuer bestand, aus Dämonen-Jagd und Todesangst, sondern auch Liebe und Wärme bot, Freude und Vertrauen. Er wusste nicht, wieso mit ihr alles anders war, wieso er zum ersten Mal im Leben keine Angst vor diesem Gefühl hatte. Es war einfach da.
Er drückte Blair ungestüm an sich und riss sich dann los. Er brauchte eine Dusche, einen Muntermacher… und neue Verbände… und dann mussten sie zu Sam. Er hatte das Gefühl, vor Energie zu platzen.