So, hier kommt endlich der neue Teil! Tut mir leid, das er so spät kommt!
„Keine. Vielleicht sollten wir uns auf unser Gefühl verlassen-“ „Was anderes bleibt uns wohl auch nicht übrig!“, warf Phoebe dazwischen.
„Nein, Phoebe! Ich meine es ernst. Denkst du nicht das Piper und Leo alles tun würden, um ihren Sohn zu retten? Ich glaube schon. Außerdem lieben Piper und Leo sich noch immer. Wenn sie nicht bis Mitternacht miteinander schlafen, dann müssen wir wohl etwas nachhelfen.“ Paige sah ihre Schwester auffordernd an. Einen Augenblick herrschte Stille in der Küche und nur das zufriedene Blabbern von Wyatt war aus dem Wintergarten zu hören.
„Du hast ja Recht.“, fing Phoebe an und ging ein paar Schritte auf und ab. „Na gut! Dann lass es uns gleich machen! Wer weiß was Wyatt mit unserem Neffen vorhat. Lass uns hoffen, dass Piper nicht die weißen Männer für uns bestellen will!“
Piper hatte sich inzwischen zu Wyatt auf die Decke gesetzt und spielte mit ihm, doch als sie Paige und Phoebe kommen und ihre ernsten Gesichter sah, stand sie auf und ging zu ihnen.
Sie fragte sich, was die beiden so wichtiges zu besprechen gehabt hatten. Ihr Misstrauen und ihre Abneigung gegenüber Chris waren zwar noch immer da, doch das merkwürdige Gefühl als sie die Pfeilspitze heraus geholt hatten, hatte eine mildernde Wirkung gehabt. Auch die Entführung ihres Wächter des Lichts und der hilflose Anblick schraubten ihre negative Einstellung entscheidend runter. Ein neues Gefühl hatte sich in ihr breit gemacht. Ein Gefühl, das sie erst seit heute hatte. Hätte sie dem Gefühl einen Namen geben müssen, hätte sie Verantwortung gewählt. Schon als sie heute morgen erwacht war, hatte sie etwas gespürt. Mit jeder Minute des Tages, die verstrich, wurde es intensiver. Die Ereignisse hatten ihr übriges getan. Aber ein gewisser Stolz hielt sie davon ab selbst ihren Schwestern von der plötzlichen Veränderung zu erzählen. Immer hatte sie fest behauptet, dass Chris nur Lügen spinnen würde und man ihm nicht vertrauen könne, und jetzt sollte sie zugeben, dass sie sich eventuell geirrt haben könnte aufgrund eines unbekannten Gefühls? Nein, noch konnte sie es nicht!
„Was ist los? Habt ihr grad die Macht der Zwei gegründet oder was war so wichtig, dass ihr mich nicht in eure Gespräche mit einbezogen habt? Immerhin geht es doch um Chris und den Dämon, nicht?“, fragte sie und versuchte ihre Unsicherheit was das Gefühl anging zu verstecken. Der Kommentar mit Chris hatte sie nicht sagen wollen, doch er war ihr so ausgerutscht.
„Vielleicht solltest du dich besser setzen, Piper!“, meinte Phoebe mit einem nervösen Grinsen. Sie war sich noch immer nicht sicher ob sie das richtige taten. Chris hatte die ganze Zeit hartnäckig versucht sein Geheimnis zu wahren. Er hatte ein Netz aus Lügen gesponnen, das seine ganze Familie gegen ihn aufgebracht hatte. Seine eigene Familie! Nur damit das Gleichgewicht des Universums stabil blieb und er gleichzeitig durch eine eigentlich verbotene Zeitreise seinen Bruder retten konnte. Mehr oder weniger durch Zufall wussten Phoebe und Paige von seiner wahren Identität. Man hatte ihm ansehen können, dass er sich Gedanken über die Folgen gemacht hatte. Unwillkürlich musste Phoebe grinsen. Wenn man genau hinsah, konnte man die Ähnlichkeiten was den Charakter anging von Chris, Piper und Leo erkennen. Die Hartnäckigkeit, das Kommandieren, das Temperament und das Einsetzen für andere natürlich von Piper. Aber auch was den Ehrgeiz, das Durchhaltevermögen, die Disziplin und das Zusprechen von Hoffnung angeht, konnte man deutliche Parallelen zwischen Chris und Leo sehen.
„Warum grinst du Phoebe?“, fragte Piper verwirrt.
Sie würden alles mit einem Handschlag zerstören. Sie würden alles wie dünnen Rauch mit einem Luftzug wegwehen. Unwiderruflich!
Phoebe seufzte und sah Piper an. Dann wandte sie sich an Paige: „Ich lasse dir den Vortritt!“
„Also, es geht um Chris. Aber das hast du dir wahrscheinlich schon gedacht, oder? Also ich mein... Wie soll ich anfangen?“ Auch Paige lächelte nervös. Wie sagte man seiner Schwester, das ihr Sohn aus der Zukunft den anderen noch nicht mal gezeugten Sohn aus der Zukunft wieder mitgenommen hatte und wahrscheinlich umbringen würde? Und das der zweite Sohn bis spätestens Mitternacht gezeugt werden müsste?
Als Paige sich hilfesuchend zu Phoebe umdrehte, ergriff diese entschlossen das Wort. Ihrer Schwester fest in die Augen blickend und auf so gut wie alles bereit, sagte sie: „Chris ist dein zweiter Sohn!“