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[Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Hach, Dean und Essen, Dean und Frauen, Dean und Sam... Du bringst die Charaktere echt gut rüber, das gefällt mir^^
Und noch toller fand ich es, dass du tatsächlich heute gleich nen neuen Teil gepostet hast, da konnte ich ja gleich weiterlesen :)
Allerdings warte ich jetzt noch sehnsüchtiger auf den nächsten Teil, schließlich will ich ja wissen, wie es weiter geht bei Dean und Blair. Die zwei sind echt süß zusammen *g*
 
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AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Danke für das Lob, Elenia *rotwerd*
Es geht auch gleich weiter...


* * *


Sie verließen den Diner und überquerten den Parkplatz in Richtung ihrer Zimmer, als die kleinen Wandleuchten zwischen den Motel-Zimmern unruhig flackerten und eine starke Windböe die Blätter zwischen den geparkten Autos zu einem kleinen Tornado aufwirbelte. Sam und Dean sahen sich alarmiert an und nahmen wie selbstverständlich Blair beschützend in die Mitte, während sie sich sichernd umsahen. Sie mussten nicht lange suchen – es war Ruby, die sie wieder mal in Alarmbereitschaft versetzte. Die kleine Blondine stand breitbeinig mit in die Taille gestemmten Fäusten vor dem Impala und erwartete die Brüder – und deren Begleitung.

"Hi Sam. Wie ich sehe, habt ihr euch eine eigene kleine Hexe zugelegt!?" Ihr Ton war arrogant wie immer.

"Ruby. Was willst du?" Sam war nicht nach Small Talk mit der Dämonin. Selbst ihm wurden ihre Manipulationsversuche mittlerweile zu viel.

"Hey, ich will nur nett hallo sagen. Ich hab schließlich Kinderstube." Sie legte den Kopf schräg und schaute Blair aus schmalen Augen taxierend an.
"Sieh an, sieh an – ein Kräuterweiblein. Und – braut deine Mutter noch immer billige Liebestränke für ignorante Nachbarn?" versetzte sie höhnisch grinsend.

Blair wollte antworten, aber Dean schob sie hinter seinen breiten Rücken und funkelte Ruby böse an. "Hast du wieder eine Jungfrau gefunden, die wir opfern sollen – natürlich nur, um dem Guten zum Sieg zu verhelfen?"

Sein Ton war beißend. Erst vor wenigen Wochen hatte Ruby ihnen weismachen wollen, das der Zweck die Mittel heilige, dass man Opfer bringen müsse, um den Krieg gegen das Böse zu gewinnen – möglichst unschuldige Opfer. Aber DAS war nicht der Weg, den Dean zu gehen gewillt war. F*** nein! Sie würde ihn nicht dazu bringen, alles, woran er glaubte, alles, wofür er sein Leben lang kämpfte, aufzugeben für ein Ziel, das nur ihr bekannt war! Da würde er lieber untergehen!

So leicht ließ sich Ruby nicht irritieren. "Du weißt genau, dass ich Recht hatte! Du hast es selber gesehen! Ihr habt gesehen, wie mächtig Lilith ist und ihr habt euch die Gelegenheit entgehen lassen, die Möglichkeit, die ich euch bot, sie zu schlagen, und das obwohl ich dabei selber dabei höchstwahrscheinlich drauf gegangen wäre!"

"Genau DAS macht mich stutzig, Ruby! Warum solltest du aus lauter Gutmütigkeit und Menschenfreundlichkeit dafür sorgen, dass wir gewinnen – dass Sam gewinnt? Du belügst uns beide, wenn es dir in den Kram passt und meinst, wir würden dir vertrauen? Vergiss es!" Die letzten beiden Worte spuckte Dean ihr quasi vor die Füße. Er war es leid, sich benutzen zu lassen. Ruby empfahl nicht oder gab Ratschläge – nein, sie befahl und erwartete, dass sie ihr folgten. Schluss damit!

"Ich wollte euch helfen, aber wer nicht will, der hat schon. Ich habe meine Zeit mit euch offensichtlich verschwendet. Wenn ihr glaubt, die da könnte euch irgendwie helfen, irrt ihr euch. Schon ihre Mutter hat ihre Kraft mächtig überschätzt und das Blut dieser Rothaarigen ist so verdünnt, dass sie nichts kann, außer euch das Orakel zu geben. Ich wünsche euch viel Spaß mit ihr!" Sie stolzierte davon und verschmolz mit den Schatten.

Dean ließ Blair los, die seit Rubys Auftauchen mit ihm gekämpft und versucht hatte, an ihm vorbei zu kommen und dem Dämon entgegen zu treten.
"Verdammt, warum lasst ihr mich dieser Schlampe nicht zeigen, wer hier ein Kräuterweiblein ist? Ich kenne sie, die kocht auch nur mit Wasser!" Blair stampfte wütend mit dem Fuß auf. "Wolltest du den Helden geben, um mir zu imponieren, oder was, Winchester?"

"Und? Ich war gut, oder?" Das klang nicht wie Dean nach einer Begegnung mit Ruby. Sam riskierte einen Blick über die Schulter und zu seiner Verblüffung schien Dean sich bereits wieder beruhigt zu haben und versuchte, Blair den Wind aus den Segeln zu nehmen.

"Shit, diese Hexe hat meine Mutter beleidigt und versucht, mich lächerlich zu machen!" Blair war sauer, aber sie hatte das Gefühl, gegen eine Gummiwand zu laufen.

"Blair, sie WAR eine Hexe - jetzt ist sie ein Dämon und du tust gut daran, dich vorerst nicht mit ihr anzulegen. Wir werden ihr einfach aus dem Weg gehen, okay?"
Dean versuchte, ihr den Arm um die Taille zu legen, aber sie schlug ihn weg und fauchte ihn an "verdammt, Winchester, wann habe ich dir erlaubt, für mich irgendwelche Entscheidungen zu treffen?"

"Wow… reg dich ab, Rotschopf. Hast du vergessen, warum du bei uns bist? Ist es so wichtig, was eine wichtigtuerische Dämonin von dir oder deiner Mutter denkt?" Deans Stimme hatte einen beschwörenden Unterton.

Sam hatte eindeutig kein Interesse, zwischen die Fronten zu geraten, rief ein leises "Gute Nacht, schlaf gut" in ihre Richtung und wartete nicht auf Antwort, sondern verschwand in Richtung Zimmer.

Blair blitzte den vor ihr stehenden Mann wütend an, aber ihr Zorn begann sich bei seinen ehrlichen Worten in Rauch aufzulösen und sie atmete ein paar Mal tief durch.
"Du hast Recht – mit welchem Recht verlange ich von dir, das Jagen mal einige Zeit zu vergessen, wenn ich selber sofort mit dem Messer zwischen den Zähnen losstürme…" meinte Blair ein bisschen kleinlaut.

Dean biss sich auf die Unterlippe bei ihren Worten und küsste sie flüchtig auf den blassen Mund. "Hey, schlaf drüber, und morgen erzählst du uns, woher Ruby so gut über deine Familie informiert ist." Er drehte sich um und folgte seinem Bruder, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Blair starrte ihm sprachlos hinterher. Diesen Abend – und diese Nacht - hatte sie sich vollkommen anders vorgestellt und Deans abrupter Abgang verwirrte sie vollends.
Sein Kuss war vollkommen kühl gewesen und keinerlei Gefühle schienen von ihm auszugehen… oder war er bereits so perfekt darin, sich hinter einer Mauer zu verschanzen, sie zu blocken?

Als Dean sein und Sams Motel-Zimmer betrat, warf sein Bruder soeben das silberne Sichelmesser in den Rucksack und streckte Dean die Pistole mit der Silbermunition hin.

“Bist du sicher, Sam? Ich kann das auch allein durchziehen.” Dean schaute Sam skeptisch an.
Der war zwar ein bisschen blass um die Nase, aber nichtsdestotrotz nicht bereit, Dean allein die Kartoffeln aus dem Feuer holen zu lassen.
Er hatte während ihres Mittags-Breaks recherchiert, um was für ein Wesen es sich bei den Vorfällen in South Bend handeln könnte und war zu dem Schluss gekommen, dass es entweder ein Werwolf sein musste oder möglicherweise ein Katzenmensch, eine seltene genetische Mutation, die ihnen beiden bisher noch nicht vorgekommen war, die aber vermutlich ähnlich entsetzliche Verletzungen verursachen würde.
Ein Werwolf – das war so kurz nach ihrem Erlebnis mit Madison alles andere als der „normale“ Freak der Woche, aber er konnte einfach nicht hier wegfahren, ohne wenigstens versucht zu haben, die Bluttaten zu beenden. Also hatte er Dean vorgeschlagen, sich in der Gegend umzusehen, in der es zu den Todesfällen gekommen war. Auch wenn Dean Blair nicht vor den Kopf stoßen wollte, die ihn aufgefordert hatte, erstmal kürzer zu treten, kam es für ihn nicht in Frage, Sam diesen Fall allein zu überlassen. Er war Jäger mit Leib und Seele und sah es als Verpflichtung an, sein Möglichstes zu tun, um die Menschen hier in der Gegend wieder ruhig schlafen zu lassen. Aber sein schlechtes Gewissen hatte ihn eben zu einem schnellen geordneten Rückzug veranlasst.

„Okay, gehen wir’s an.“ Dean warf sich den Rucksack über die Schulter und grinste seinen Bruder unternehmungslustig an.

* * *

Heftiges Klopfen an der Tür weckte Blair aus tiefstem Schlaf – und süßen Träumen. Schlaftrunken schaltete sie das Nachtlicht an und schaute auf den kleinen Digitalwecker.
Halb vier morgens! Sie würde jeden umbringen, der ohne einen verdammt guten Grund um diese Zeit an ihre Tür klopfte!
"Wer ist da?“

"Sam und Dean! Mach auf, schnell“, Sams Stimme ließ keinen Zweifel an der Dringlichkeit und sie riss die Tür auf. Der große junge Mann trug seinen Bruder mehr als er ihn stützte an ihr vorbei ins Zimmer und ließ Dean vorsichtig auf ihr Bett gleiten.

"Was ist passiert?“ fragte Blair angesichts der zerfetzten, blutgetränkten Kleidung des Älteren, der kaum noch bei Bewusstsein zu sein schien. „Warte, du kannst es mir gleich erzählen, ich muss erst meine Tasche aus dem Auto holen!“ und schon war sie zur Tür raus.

"Sam? Sag ihr nicht, was passiert ist“, flüsterte Dean.
"Vergiss es, Dean, wie soll ich ihr deine Verletzungen erklären – du hast dich an der Nagelfeile verletzt, oder was?"

Der Ältere grinste trotz der aufkommenden Übelkeit. "Verdammt, das brennt wie die Hölle.“

„Warts nur ab, das wird noch schlimmer brennen, wenn ich mit dir fertig bin, Winchester. Sam, zieh ihn aus!“ Blair stellte die große Arzttasche auf dem kleinen Tischchen vor dem Fenster ab und entnahm ihr Peroxyd, Tupfer und Verbandmaterial.

„Kein Schamgefühl, die Frau“, murmelte Dean, während Sam ihn aus der Kleidung pellte und stieß zischend die Luft aus, als sein Bruder ihm das blutverklebte Shirt vorsichtig von den tiefen Kratzern pulte, die sich über Deans linke Seite und Schulter zogen.

Blair versuchte nicht daran zu denken, wie sie entstanden sein mochten und in welcher Gefahr sich die beiden befunden hatten. Professionell untersuchte sie die Wunden und reinigte sie mit Peroxyd so vorsichtig, wie sie nur konnte. Dean zuckte zusammen, wenn sie die gezackten Wundränder abtupfte, gab aber keinen Laut von sich.
„Dean, zwei der Kratzer sind so tief, dass ich sie unbedingt nähen muss. Ich hab aber kein Schmerzmittel mehr!“ Blair sah fragend zu Sam, der mit Dean getauscht hätte, wenn es möglich gewesen wäre – alles besser, als zuzusehen…

"Mach voran, ich halt's aus", zischte Dean und presste die Kiefer aufeinander.

"Okay, aber du musst still halten, sonst gibt’s böse Narben. Sam?" Sie bedeutete Sam, seinen Bruder festzuhalten, der leise "sehe ich aus, als hätte ich vor, an einer Schönheitskonkurrenz teilzunehmen?" murmelte.

Dieser verrückte Kerl wird auch im Angesicht des Todesengels noch Sprüche klopfen, dachte die junge Frau und fädelte den sterilen Faden in die Nadel ein.
So behutsam wie möglich zog sie die Wundränder zusammen und bei jedem schmerzlichen Zucken der malträtierten Muskeln hielt sie kurz den Atem an. Es fiel ihr ungewöhnlich schwer, die Professionalität zu bewahren und in Dean nur einen Patienten zu sehen. Er atmete abgehackt, versuchte, sich zu entspannen, aber auf seiner Stirn sammelten sich dicke Schweißperlen und seine Kiefer malten.
Als Blair nach endlosen Minuten endlich den letzten Stich tat, war Deans Gesicht zur Grimasse verzerrt und kalkweiß und seine Haut war eiskalt vom Schock.

"Dean, leg dich vorsichtig hin, ruh dich erstmal aus."

Dean wollte widersprechen, aber sein Körper ließ ihn im Stich und er ließ sich kraftlos auf den Rücken sinken. Er sträubte sich nicht, als Blair seine Jeans öffnete, ihn leicht auf die Seite drehte, den Bund ein Stückchen herunter zog und ihm ein beruhigendes Medikament in die Hüfte injizierte, das einzige, was ihre Tasche noch hergab. Sie zog die Decke über ihn und wartete, bis er in einen leichten Schlaf fiel.


"Sam, was ist passiert? Wer oder was hat ihn so zugerichtet?"

Sie saßen an dem kleinen Tisch am Fenster und Blair packte ihr Verbandmaterial und ihre Instrumente wieder ordentlich in das schwarze Köfferchen. Sam ließ den Kopf hängen.
"Es ist meine Schuld. Dean wollte diese Sache in South Bend gar nicht untersuchen", erklärte er mit einem kurzen Blick in Blairs angespanntes Gesicht.
"… und dann haben wir ihn gestellt… vielmehr eine Sie. Eine Werwölfin… und ich… ich zögerte, verdammt, ich hatte sie direkt vor mir und ich konnte nicht abdrücken!" Sam erging sich in Selbstvorwürfen.
"Sie griff mich an – Dean sprang ihr in den Weg, und sie fegte ihn mit einem gewaltigen Prankenhieb an die Seite, wo er wie tot liegen blieb!" Sams Stimme klirrte wie zersplitterndes Glas bei der Erinnerung, Dean wie eine zerbrochene Puppe dort liegen zu sehen.
"Ich schoss ihr eine Silberkugel ins Herz." Tonlos beendete er seine Schilderung der Ereignisse.
Blair öffnete sich ein wenig und fühlte sein Entsetzen und seine Gewissensbisse darüber, zu schwach gewesen zu sein und damit Dean in Gefahr gebracht zu haben. Als er mit den Tränen kämpfte, griff sie nach seinen Händen und versuchte, ihm ein wenig Ruhe zu vermitteln.
Beide hingen einen Moment ihren Gedanken nach.
"Ich habe Dean überredet, doch nach South Bend zu fahren, obwohl du ihn gebeten hattest…"

Blair winkte ab. "Dein Bruder hat mir nichts versprochen und ich habe kein Recht, irgendwas von ihm zu fordern. Aber eins ist klar – in den nächsten Tagen wird er keine Werwölfe jagen oder was auch immer. Bis diese Wunden geheilt sind, haltet ihr besser die Füße still, sonst hat Dean möglicherweise keine zwei Monate mehr. Aber er ist alt genug, er wusste, worauf er sich einließ und auch, dass die Jagd auf einen Werwolf dich im Moment möglicherweise überfordern und zur Gefahr werden könnte."

"Kann ich heute Nacht hier bleiben? Ich kann Dean nicht allein lassen." Bittend sah Sam von seinem Bruder, der blass und schmal unter der Decke lag zu der jungen Frau, die müde gähnte und sehnsüchtig auf das freie Stückchen Bett linste.
"Bitte, Blair - ich schlafe im Sessel. Das geht schon, ist nicht das erste Mal."

Zweifelnd sah Blair von Sams langer Gestalt auf den kleinen abgenutzten Sessel – aber ihre Sehnsucht nach dem weichen Bett überwog und sie legte sich vorsichtig, um Dean nicht zu wecken, neben ihren Patienten. Er atmete unregelmäßig und in diesem Moment fiel ihr siedend heiß ein, dass seine Verletzungen ihn möglicherweise verwandeln würden! Hektisch setzte sie sich auf und fragte leise mit zittriger Stimme in Richtung Sessel, in dem Sam noch nach einer halbwegs bequemen Schlafstellung suchte: "Sam, wird Dean zum Werwolf werden? Ich hatte noch nie mit ihnen zu tun, wie wird man ein Werwolf?"

"Mach dir keine Sorgen, zum Werwolf wird man nur, wenn man gebissen wird. Deans Verletzungen rühren von den Krallen her, er wurde nicht gebissen."

"Bist du sicher?"

"Ganz sicher, Blair. Versprochen."

Halbwegs beruhigt ließ sich Blair in Kissen zurück sinken und fiel innerhalb von Sekunden in einen unruhigen, von heulenden Werwölfen durchzogenen Schlaf.

...
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Ah, da is das Übernatürliche ja doch noch^^ Wenn auch nur in Erzählungen, aber es reicht auch so schon, dass ich froh bin, dass der Werwolf tot ist, schließlich sollte er nicht ungestraft Dean "entstellen" dürfen :D
Hab mich mal wieder über den neuen Teil gefreut und warte gespannt auf den nächsten^^
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Keine Sorge, Elenia, du kriegst auch noch Übersinnliches ;)
Und hey - nichts kann Dean entstellen *sabber* :rofl:


* * *


Blair erwachte vom Geräusch der leise zufallenden Zimmertür. Sie überlegte einen kurzen Augenblick, was in der Nacht geschehen war und fand die Erklärung für die Enge in ihrem Kingsize-Bett. Sie drehte den Kopf und sah direkt in tiefgrüne Augen, die schönsten, die sie je gesehen hatte, trotz der dunklen Augenränder. Deans Haare waren schweißverklebt und er war blass – aber er war wach und er schien in halbwegs gutem Zustand zu sein.
Dean räusperte sich und sagte mit rauer Stimme: "Guten Morgen, Doc."

Blair setzte sich auf und legte die Hand prüfend auf seine Stirn. "Du scheinst kein Fieber zu haben, Winchester, und ich sehe auch keine Krallen oder scharfen Zähne. Wie fühlst du dich?"

Er bewegte sich vorsichtig und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
"Als hätte mich ein LKW überrollt. Eine Nacht in deinem Bett hab ich mir anders vorgestellt."

Sie schmunzelte. "Selber schuld. Du hattest letzte Nacht die Wahl zwischen Frau und Freak und hast die falsche Entscheidung getroffen."
"Du bist eine harte Frau, Rotschopf. Reibe auch noch Salz in meine Wunden." Seine Lebensgeister schienen zurück zu kehren und er setzte sich mühsam auf.

Sie saßen voreinander, die Decke im Schoß und sahen sich an. Blair dachte, dass sie sich den Morgen nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht anders vorgestellt hatte und sie beugte sich ein wenig vor, um sanft Deans trockene Lippen zu küssen. Sie fühlten sich rau wie Sandpapier an und erinnerten sie daran, dass er alles andere als fit war, zumindest nicht in der Form für das, was ihr eben durch den Kopf geschossen war. Sie streichelte sanft seine stoppelige Wange, als er seine Hand über ihre legte und sie festhielt.
"Du hast mich zusammengeflickt. Ich danke dir."

Er küsste Blairs Handfläche und beugte sich dann etwas vor, um sie auf die Stirn zu küssen.
Das war nicht DER Dean, der große Junge Dean, das war ein Erwachsener, der wusste, wie knapp er dem Teufel von der Schippe gesprungen war.

Sie sah sich im Zimmer um. "Wo ist Sam hin?"

"Er ist losgezogen, um uns Kaffee zu holen. Er meinte, sein Rücken bringe ihn um. Dieses Weichei… ich werde halb zerfleischt und er jammert über seinen Rücken."
Da war er wieder – der sorglose deanige Dean.

"Hm, Winchester, geh du zuerst ins Bad."
Er öffnete den Mund und das freche Funkeln seiner grünen Augen war eindeutig.
"Frag erst garnicht – ich werde nicht mitkommen." Blair lachte leise. Seine Genesung machte wirklich erstaunliche Fortschritte…

Sie hatten ihm nachts noch die Jeans ausgezogen und als er die Boxer-Shorts herunterzog, konnte er im Spiegel rund um die frischen Verbände die Prellungen sehen, die er sich zugezogen hatte, als das Ungeheuer ihn weg geschleudert hatte. Sie waren blauschwarz angelaufen und zogen sich über seine ganze linke Seite von der Hüfte hinauf bis zur Schulter. Kein Wunder, dass er sich am liebsten ein Taxi vom Bett zum Klo genommen hätte!
Er versuchte, in die Jeans zu steigen, konnte sich aber nicht vorbeugen, also versuchte er es zunächst mit Waschen, aber das Waschbecken war so klein, dass er eine heillose Überschwemmung angerichtet hätte. Niedergeschlagen ließ er den Kopf auf die Brust fallen und seufzte. Er öffnete die Tür einen Spalt, um Blair um Hilfe zu bitten.

Sie wandte ihm den schmalen Rücken zu und zog sich eben ein enges schwarzes Shirt über ihren Kopf. Er lächelte, als er den knallroten BH sah und stellte sich vor, wie er ihn öffnen würde… bald. Wenn ihm nur nicht alles so weh täte, er würde so gern…
"Blair, würdest du…"

Es fühlte sich auf seltsame Weise intimer an als Sex, als ihn Blair wusch. Sie hatte ein kleines Handtuch in heißem Wasser befeuchtet und wusch vorsichtig seine glatte, dunkel verfärbte Haut rund um den Verband und seinen Rücken. Sie konnte nicht widerstehen, tupfte weiter, die Schultern hinauf und die Brust wieder hinunter, während Dean ihren Blick nicht losließ, ihre Berührungen einfach genoss.
Das Handtuch fühlte sich mittlerweile klamm an und auf Deans kühler, feuchter Haut bildete sich eine Gänsehaut.

"Ich hole ein Shirt und deine Jeans, lauf nicht weg", wisperte sie und reichte ihm ein trockenes Handtuch.
Sie stand draußen vor der Badezimmertür und versuchte krampfhaft, nicht zu weinen. Er sah so verletzlich aus mit den Wunden, die ihm dieses Monster geschlagen hatte, mit diesen furchtbaren Blutergüssen und dem großen weißen Verband. Er hätte tot sein können … ihr Mann… und er hätte niemals erfahren, dass er es war! Sie schluckte die heißen Tränen hinunter, die in ihrer Kehle brannten und raffte Deans Kleidung zusammen, um ihm beim Anziehen zu helfen.

"Wo bleibt ihr, der Kaffee wird kalt." Sam bewegte sich, als ob er ein Lineal verschluckt hätte. Verdammt, war dieser Sessel winzig!
Aber mehr Sorgen als sein Rücken machte ihm Dean. Sein Bruder hielt sich die bandagierten Rippen und war furchtbar blass. Er musste gleich nach dem Frühstück Bobby anrufen, um sich zu vergewissern, dass das, was er Blair versichert hatte, nicht der pure Blödsinn war. Ansonsten hätten sie spätestens beim nächsten Vollmond ein Problem!
Er war sich so sicher gewesen - naja, zu 90% sicher. Hoffentlich lag er richtig.

"Sam, du hast dich schon besser bewegt. Sag mal, Blair, hast du in deinem Zauberköfferchen auch Rheuma-Salbe?" lästerte Dean.
"Lach du nur - du hast gemütlich mit einer schönen Frau im Bett gelegen, während ich mir die Knochen im Sessel verrenkt habe", brummte Sam.
"Aber ich habe mich benommen wie ein Gentleman, oder?" grinste Dean die junge Frau an.
"Kunststück, das Beruhigungsmittel, das ich dir gespritzt habe, hätte für einen Elefanten ausgereicht", versetzte Blair.

"Können wir weiterfahren oder braucht Dean eine Pause, Doc?" Sam ignorierte den Patienten geflissentlich, weil er dessen Antwort bereits kannte.
Sie saßen beim Frühstück im Diner und Deans Schmerzen schienen seinen Appetit nicht zu beinträchtigen. Er verputzte einen Berg Pfannkuchen mit Ahornsirup und der starke schwarze Kaffee hatte seine Lebensgeister angeregt, sodass sein Gesicht langsam die kränkliche Blässe verlor.

"Ich bin okay, wir können fahren", kaum es kaum verständlich zwischen zwei riesigen Bissen Pfannkuchen aus seinem Mund.

"Du bist mir ein Rätsel, Winchester! Ich kann kaum glauben, dass ich vor kaum sechs Stunden diese hässlichen Wunden mit fast 30 Stichen genäht habe." Blair hatte schon viel gesehen, aber er schoss den Vogel ab. Statt hinfällig und blass, wie noch vor einer Stunde, wirkte Dean putzmunter und unternehmungslustig, als wäre nichts geschehen!

"Ich glaube, das ist der Gewöhnungseffekt. Ich bin nicht zufrieden, wenn ich nicht einmal im Jahr beinahe den Kopf verliere." Natürlich hatte Dean Schmerzen, die Wunden brannten und die Prellungen auf den Rippen nahmen ihm die Luft, aber er würde den Teufel tun und das eingestehen. Er hatte sich von ihr zusammen flicken und waschen und beim Anziehen helfen lassen müssen. Das war demütigend genug…



"Ähem… ich muss telefonieren, bin gleich zurück." Sam trank seinen Kaffee aus und verdrückte sich eilig nach draußen.
Dean zog erstaunt die Augenbrauen zusammen, als Sam beinahe fluchtartig das Diner verließ, enthielt sich aber eines Kommentars und rief die Bedienung.
Die mollige Mittvierzigerin lächelte ihn mütterlich besorgt an.
"Schätzchen, kann ich dir Nachschub bringen? Wir haben noch frische Pfannkuchen?"
"Danke Ma'am, nur Kaffee bitte. Die Pfannkuchen waren grandios."
Blair biss sich bei soviel Artigkeit auf die Lippen, um sich das Grinsen zu verbeißen. Dieser Mann war doch immer für eine Überraschung gut!

"Rotschopf, du wolltest mir erzählen, woher du Ruby kennst", erwähnte Dean beiläufig, während er sich satt Zucker in seinen Kaffee schaufelte, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit, den Kaffee mannhaft kohlrabenschwarz und ungesüßt zu trinken. Sein Verhalten bewies Blair, dass er nicht zum ersten Mal einen hohen Blutverlust auszugleichen hatte.

"Ruby ist die Hexe, die am Tod meiner Ahnin im Jahr 1693 schuld war in einem der letzten Hexenprozesse in der Umgebung von Salems Lot. Sie beschuldigte meine Vorfahrin, Anne Abbott, eine engagierte Hebamme und Heilerin, der Hexerei und blieb bei ihren Beschuldigungen, bis Anne im Sommer '93 gehängt wurde. Ruby hieß damals noch Rubinia Baxter und entging durch diesen schlauen Schachzug der eigenen Beschuldigung. Sie soll auf Annes Mann Joe scharf gewesen sein." Blair berichtete in Kurzform die Historie, wie sie in ihrer Familie überliefert war.

"Und woher kennt sie deine Mutter? Oder hat sie gestern Nacht im Trüben gefischt?" bohrte Dean weiter.

"Sie ist vor etwa einem Dreivierteljahr bei meiner Mutter aufgetaucht, keine Ahnung, was sie wollte. Sie machte sich darüber lustig, dass meine Mutter keinen Zirkel hat, keine Rituale und Beschwörungen durchführt und statt Macht und Erfolg anzustreben, Frieden und Liebe sucht und gibt. Dann verschwand sie wieder. Ich wusste bis gestern nicht, dass ihr beide sie kennt." Blair ließ ihren Ärger auf Ruby heute nicht die Oberhand gewinnen. Dean hatte Recht gehabt. Es gab Wichtigeres - zum Beispiel sein Leben…

"Vor zehn Monaten haben Sam und ich das Tor zur Hölle aufgestoßen", Dean malte nachdenklich mit der Gabel Kreise im restlichen Ahornsirup auf seinem Teller.

"Kommt hin, ungefähr zu dieser Zeit erschien sie bei uns."

Die Glocke des Diners läutete und Sam warf sich auf die Bank am Tisch, wobei er übers ganze dreieckige Katzengesicht strahlte. "Ich hatte Recht. Gottseidank hatte ich Recht!"

Blair runzelte irritiert die Stirn.
"Womit hattest du Recht?"

"Genau – womit hattest du Recht", echote Dean.

"Du hast mich gefragt, ob Dean durch die Kratzer mit Lykanthropie infiziert worden sein kann." Sam machte eine Kunstpause und sah von Blair zu seinem älteren Bruder. "Laut Bobby wird man tatsächlich nur durch Bisse zum Werwolf, nicht durch Kratzer, weil dabei keine Körperflüssigkeit übertragen wird."

"Sam!" Blairs Stimme klang drohend.
"Du hast also einfach irgendwas gesagt, um mich zu beruhigen, ohne zu wissen, ob es die Wahrheit ist?! Was denkst du, mit wem du sprichst? Mit einem Doofchen oder einem Kind, das die Wahrheit nicht erträgt?"

Dean legte voller Mitleid für seinen Bruder die Stirn in Falten. Er sollte vielleicht seinen Spitznamen für ihre feurige Begleiterin ändern – Hitzkopf schien passender als Rotschopf. Armer Sam!
"Übrigens – ich freue mich auch, dass ihr mich nun nicht erschießen müsst…" versuchte er die Stimmung aufzulockern und schloss resigniert die Augen, als ihm in derselben Sekunde aufging, was er da von sich gegeben hatte.

"Dean!" und "Dean!" erscholl es gleichzeitig aus zwei Kehlen und in Sams Stimme klang Entsetzen und Trauer mit. Dean konnte es nicht fassen, dass er wieder mal so ein taktloses Zeug geredet hatte. Da konnte auch ein verlegenes, um Verzeihung bettelndes Lächeln nichts mehr retten.

* * *
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Schöner neuer Teil^^ Schafft einiges an Stimmung... aber leider viel zu kurz ;)
Find's sehr gelungen, grad wie du die Szene zwischen Dean und Blair im Bad beschreibst, da merkt man schon so ein bisschen die Gefühle dahinter, aber wie gesagt, für mich viel zu schnell wieder zu Ende^^
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Botschaft ist angekommen - schön, aber zu kurz. Das werde ich ändern ;)


* * *


Eine Stunde später sah Dean Blair fragend an. "Fährst du?" und warf ihr die Autoschlüssel zu.
Sie vereinbarte mit Sam, sich am Steuer der beiden Wagen abzuwechseln, ziemlich erstaunt darüber, dass Dean keine Zeit damit verschwendete, über seine Fahrtauglichkeit zu diskutieren, sondern akzeptierte, dass er sich heute besser Ruhe genehmigte.

Es goss in Strömen und die beiden Wagen hielten Sichtkontakt. Das Wasser lief in dicken Schlieren die Scheiben der Fahrzeuge hinunter und die Scheibenwischer konnten kaum freie Sicht schaffen. Als sie kurz nach Mittag durch eine kleine Ortschaft fuhren und dort ein kleines Restaurant sahen, hielten sie an, um etwas zu essen und sich von der angestrengten Konzentration auszuruhen.

"Ich glaube, ich nehme mein Steak ab heute blutig." Deans skurriler Humor war wieder mal nicht zu bremsen. Er sah Blair unschuldig an. "…oder sollte ich lieber einen Napf Hundefutter bestellen?"
Er hatte sich als lustiger Begleiter erwiesen, der sie unterhalten und ihre Laune aufgehellt hatte und sie war nicht glücklich mit der Aussicht, am Nachmittag allein im Stingray die ausgedehnte Regenfront zu durchschippern.
Sam schüttelte grinsend den Kopf. Dieser Galgenhumor war bezeichnend für seinen Bruder. Wenn er etwas nicht ändern konnte, machte er Witze drüber und alles war für ihn gut. Er war nicht der große Grübler und Sam beneidete ihn manchmal um die Fähigkeit, die Realität teil- und zeitweise ausblenden zu können.

"Wie viele Meilen noch bis New Paltz, Dude", fragte Dean zwischen zwei Bissen seines Steaks – das er dann doch medium vorgezogen hatte.

"Etwa 600, denke ich."

"Ich hätte gern ein nettes Motel ohne Wolfsgeheul heute Abend, wenn möglich", flötete Blair in Deans Richtung, der ihr daraufhin eine Grimasse schnitt. "Okay, ich kratze dann an deiner Tür, oder vielleicht haben die ja so eine Hundetür…"

Sie würden jedenfalls nicht bis zum Einbruch der Dunkelheit fahren, da Dean ganz sicher keine acht Stunden im Auto aushalten würde und sie wollte auch die Verbände kontrollieren.
Er hielt sich gut, besser als jeder Mensch mit auch nur annähernd ähnlichen Verletzungen, den sie je gesehen hatte während ihrer Assistenz-Zeit im Krankenhaus. Aber es war kaum zu übersehen, dass er Schmerzen hatte durch die nicht unbedingt entspannte Haltung im Auto, was angeblich nicht an ihrer Fahrweise lag, wie Dean todernst erklärte.

Sie kramte ein paar Schmerztabletten aus dem Rucksack, die sie unterwegs vorbeugend zusammen mit etwas härteren Drogen gekauft hatte. "Nimm zwei davon – es sei denn, du möchtest lieber eine Spritze?" Dean schüttelte sich und spülte zwei Tabletten mit einem großen Schluck Kaffee runter.

"Wollen wir weiter?" Sam schien der Gedanke an ein Wiedersehen Sarah immer besser zu gefallen, je näher sie der dunkelhaarigen Schönheit kamen. Hoffentlich wurde es kein bitteres Wiedersehen, sondern ein fröhliches. Er hatte es verdient.

Blair fühlte, dass seine Verzweiflung über Deans Schicksal im Moment nicht so gewaltig zu sein schien. Dass sie da war, die Sorge um seinen Bruder mit ihm teilte, und dass Dean endlich gewillt war, zu kämpfen, beruhigte ihn und nahm ein wenig von dem Druck, den er sich selbst auferlegt hatte. In jeder freien Minute durchwühlte er bekannte und unbekannte Seiten im Internet nach Möglichkeiten, suchte nach allem, was er über Pakte mit dem Teufel und Dämonen finden konnte, studierte obskure Insider-Berichte und stöberte in literarischen Kunstwerken von Parapsychologen und selbsternannten Experten für Dämonologie. Aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er erst am Ziel der Reise die wichtigsten Informationen erhalten würde – von Blairs Mutter.

Die Schmerztabletten erfüllten ihren Zweck und als Nebenwirkung verschlief Dean fast den gesamten Nachmittag. Er erwachte erst, als die tiefstehende Sonne am frühen Abend die dicken Wolken vertrieben hatte und die nasse Straße in ein blendendes Spiegelinferno verwandelte.

"Huhh… verdammt, ist das hell." Er kniff die Augen zu und tastete in der Mittelkonsole nach seiner Sonnenbrille. Sam war schneller und drückte sie ihm in die Hand. "Danke." Er schob die dunklen Gläser auf die Nase, rekelte sich und suchte nach einer bequemen neuen Sitzposition. Die Schmerztabletten wirkten noch nach, auch wenn ihm das Atmen etwas schwer fiel.
"Wo sind wir?" Vor der Motorhaube des Impala sah Dean das Heck des roten Stingray, das eine feine, dichte Sprayfahne wie eine Schleppe hinter sich herzog.

"Wir sind kurz vor Youngstown, fast in Pennsylvania. Ich schätze, noch eine halbe Stunde, dann kommst du an die Futterkrippe."

*
*
*

"Sam? Ich gehe zu Blair rüber und lasse sie die Verbände wechseln. Bin gleich zurück."

Sam verschanzte sich hinter dem Laptop und winkte Dean nur flüchtig zustimmend beim Hinausgehen zu. Als er die Tür hinter seinem Bruder zufallen hörte, stahl sich ein Lächeln um seine Mundwinkel. "Das glaube ich kaum, Bro", flüsterte er und vertiefte sich wieder in die Erzählungen, Berichte und Legenden.

Blair hatte die Stunden nach dem Abendessen genossen, die sie für sich hatte und genutzt, typischen Weiberkram zu erledigen. Lästigen, aber notwendigen Kram wie das Rasieren der Beine. Und für wen das Alles?
Sie hatte das Gefühl, nicht mehr zu Dean durchzudringen, nach dem ersten starken Kontakt, dem Erkennen, schien er es irgendwie in Windeseile geschafft zu haben, einen emotionalen Schutzwall aufzurichten, etwas, dass 'kalten' Menschen, wie sie sie nannte, Non-Psychics, normalerweise erst nach langem, intensivem Training gelang. Soviel also dazu, dass Sam der Einzige in der Familie war mit übernatürlichen Fähigkeiten… Keine Ahnung, ob Dean sich darüber besonders freuen würde.
Sie räumte ihre Kosmetikartikel schnell an die Seite, die sollten nicht unbedingt zu dummen Kommentaren Anlass geben, wenn Dean gleich zum Verbandwechsel rüber käme. Er hatte es vorgezogen, sich unter vier Augen verarzten zu lassen.
In diesem Moment kratzte es an der Zimmertür. Sie zog den Vorhang ein wenig zur Seite und sah Dean – klar, hatte er ja angekündigt.

Grinsend öffnete sie ihm die Tür. "Uhh… der große böse Wolf…"

"…und du liebst das Risiko, oder?" Dean sah besser aus, nachdem er den halben Tag geschlafen hatte und Blair wies ihn an, sich auf das Bett zu setzen.
"Hey, wieder ein großes?" Ein wissendes Lächeln machte sich auf Deans Gesicht breit.

"Man weiß nie, was euch Winchesters heute wieder einfällt." Blair merkte im selben Moment, als der Satz raus war, wie zweideutig er war. "Verdammt, bin ich rot geworden?" Dean grinste und nickte amüsiert. Gut, wenigstens einer hier hatte seinen Spaß.

"Zieh dich aus, Winchester, schauen wir uns mal an, wie du dich machst."

Zweideutig oder nicht – dieses Mal verkniff er sich eine Bemerkung und zog das Jeanshemd aus, ließ es auf den Boden fallen und mühte sich dann mit dem Shirt.
"Warte." Blair schob das Shirt über seinen Brustkorb hoch und zog es über seinen Kopf. Sich vor ihn hinhockend sah sie sich die Blutergüsse an, die seine Rippen zierten, wobei ihr Blick auch auf das fast handtellergroße Tattoo fiel, das er eine Handbreit über dem Herzen trug, ein Pentagramm in einer stilisierte Sonne, ein Schutzsymbol aus der Weißen Magie.

"Das Atmen fällt mir etwas schwer, können die Prellungen die Ursache sein?" Dean ließ sie nicht aus den Augen. Gott, war sie sexy mit diesem professionellen Blick! Okay, das Top und die löcherige Jeans waren auch nicht zu verachten, aber ihre Intelligenz und ihre Autorität als Medizinerin hatten etwas unbestreitbar Erotisches für ihn.
Yepp… ich wusste ja schon immer, dass ich pervers bin.'

"Das hättest du mir eher sagen sollen. Ich muss mich auf meine Hände verlassen, da ich dich nicht röntgen konnte. Lass uns die Verbände lösen." Sie zog vorsichtig die Pflasterstreifen ab, ziepend lösten sie sich von Haut und feinen Härchen und er winselte leise "auauau…"

"Sei nicht so ein Weichei, Dean!" lästerte Blair und dachte dabei an die letzte Nacht, als er ohne mit der Wimper zu zucken ertragen hatte, dass sie ihn mit Nadel und Faden zusammen flickte.
Der Verbandsmull war auf den offenen, nicht genähten Wunden mit Blut verklebt und sie löste ihn mit einer feuchten Kompresse, bevor sie ihn abzog.
"Du hast gutes Heilfleisch, das sieht prima aus." Die Wundränder waren sauber, nicht entzündet und der Heilungsprozess war in vollem Gange. Sie tastete mit kühlen Fingern seine Rippen ab, suchte nach Kanten und Brüchen, die seine Lungen beschädigen konnten, fand aber nichts dergleichen. Ihre Konzentration flaute ab und sie ließ ihre Hand in Höhe seines Herzens ruhen.
Ihre Blicke trafen sich und in seinem sah sie nur Hitze, heißes, ungezügeltes Begehren.

Sie zog die Hand zurück, bevor sie der Versuchung erlag, ihn zu lesen, in diesem Moment, in dem er sich nicht voll unter Kontrolle hatte und begann, ihm neue Verbände anzulegen. Sie zog sie nicht zu fest, um ihm das Atmen unter den Prellungen nicht noch zu erschweren und fixierte sie auf seinem Rücken mit Klebeband. Als sie einen Schritt von ihm zurücktreten wollte, um ihr Werk zu betrachten, hielt er ihre Hände fest und zog sie neben sich auf das Bett.
"Blair… kannst du meine Gedanken lesen?" Die Frage brannte ihm auf der Seele und er wusste nicht mehr, ob er es sich wünschte oder es fürchtete.

"Nein, ich kann Gefühle empfangen, Emotionen, manchmal Gedankenfetzen und dann Zusammenhänge herstellen, wobei ich nicht in der Gegend rumlaufe und meine Mitmenschen belausche… aber nein, deine Gedanken kann ich nicht lesen – und selbst deine Gefühle bleiben mir zum Großteil verborgen."

Dean war verblüfft. "Aber du hast doch am ersten Abend…"

"Richtig – aber danach hast du einen Schutzwall errichtet, der nur wenige Lücken aufweist. Ich selber habe Monate gebraucht, bis ich gelernt hatte, mich abzuschotten, um nicht 24 Stunden am Tag von den Emotionen der halben Stadt überschwemmt zu werden, und das unter der Anleitung meiner Mutter. Ich hab keine Ahnung, wie du das machst – aber du tust es." Blair hob die Schultern, um ihre Ratlosigkeit anzuzeigen.

Dean nahm zögernd ihre Hand und legte sie auf seine Brust. "Jetzt will ich, dass du liest, was du siehst. Kannst du das?" Sein Blick war bittend, unsicher.

Seine Mauern fielen und sie hatte das Gefühl, in ein Herz aus Glas zu sehen. Sie empfand Angst und Trauer, Hoffnung und Vertrauen und über allem – Liebe und den Wunsch, geliebt zu werden. Sie schloss die Augen vor seinem Gefühlssturm, der sich mit ihren eigenen Emotionen vermischte, sich potenzierte.

Dean leckte sich über die trockenen Lippen, bevor er sprach.
"Ich bin ein Freak. Ich suche und töte Wesen, die anders sind und bin ihnen im Laufe der Jahre selber immer ähnlicher geworden. Und ich habe im schlimmsten Fall nur noch zwei Monate zu leben, bis ich meinen Job in der Hölle antrete. Ich bereue nicht, diesen Deal gemacht zu haben, Sam ist jedes Opfer wert – aber die Sache ist… ich will nicht sterben, nicht jetzt, wo ich dich kennen gelernt habe. Es gibt nicht mehr viele Menschen, denen etwas an mir liegt und ich versuche, niemanden zu nah an mich heran zu lassen, weil ich niemanden verletzen will. Ich will dich nicht verletzen…"
Er schluckte hart. "Ich bin verrückt nach dir, aber ich will dir nicht wehtun. Deshalb gehe ich jetzt besser."

Ihr Herz klopfte wie ein Schmiedehammer und sie streckte die Hand nach ihm aus. "Dean – ich hab doch gar keine Wahl. Du warst schon mein Schicksal in dem Moment, in dem wir uns trafen."


Dean warf seine Zweifel über Bord und zog Blair an sich. Seine Lippen schlossen sich über ihren und nach nur kurzem Zögern schlüpften seine Hände unter ihr T-Shirt, streichelten samtige Haut, erkundeten jeden Millimeter, bevor sie ihr das Shirt über den Kopf zogen. Er gluckste leise und erfreut an ihrem Mund, als er den roten BH sah und machte sich daran, ihn gekonnt aufzuhaken. Er streifte ihn von ihren Schultern und zog sich etwas zurück, um sie anzuschauen. Bewunderung flackerte in seinen sich verdunkelnden Augen und seine Lippen machten sich schmetterlingsleicht auf die Wanderschaft von ihrer Kehle über das Schlüsselbein zu ihren Brüsten. Seine sanften großen Hände schlossen sich um die straffen Hügel, während Blair ihre Hände in seinen kurzen Haaren vergrub.
Sie warf den Kopf in den Nacken, als er ihre Brustwarzen zwischen die Zähne nahm und zart daran saugte, sie mit Liebesbissen quälte. Hitze sammelte sich in Wellen in ihrem Unterkörper und ließ ihre Beine schwach werden.

"Dean?"
Ihre heisere Stimme ließ ihn kurz innehalten und er sah in ihr erhitztes Gesicht, sah die heiße Erregung in ihren Augen, das Beben der herzförmigen Lippen.
Er bedeutete ihr, aufzustehen und befreite sie von den engsitzenden Jeans. Darunter trug sie eins dieser niedlichen Panties, die er so sexy fand und er ließ sich Zeit damit, sie restlos zu entkleiden, streichelte sich von ihren Rippen hinunter zu ihren Schenkeln, ließ seinen Händen Lippen und Zunge folgen und zog feurige Pfade über ihren zitternden Körper, nahm sich dabei immer wieder Zeit, sie bewundernd anzusehen.
Mit fliegenden Fingern öffnete Blair seine Jeans und streifte sie ihm von den schmalen Hüften und aneinander geklammert sanken sie auf das Bett.

Sie hatte gewusst, dass es so sein würde, dass er sie fliegen lassen würde… seine Finger vollführten einen schwerelosen trägen Tanz auf ihrem Körper, erforschten sanft und geduldig jede Rundung und Höhlung. Seine Zunge malte filigrane Muster auf ihre Brüste, zog kleine und größere feucht-heiße Kreise um ihren Bauchnabel, glitt ihre Oberschenkel hinunter und an den Innenseiten wieder hinauf. Als er das Zentrum ihrer Lust erreichte, wölbte sie sich seinen heißen Lippen entgegen, fühlte, wie er aus der Wärme einen Feuerball formte, der sie in einer flirrenden Flamme zum Höhepunkt führte.
Er hielt ihren glühenden Körper, bis er es nicht mehr aushalten zu können glaubte und als er dann an ihr hinauf glitt, fühlte sie seine Erregung, seine Muskeln spannten sich unter ihren Händen und ein Schrei der Erlösung entfuhr ihr, als er sie endlich ganz ausfüllte, sich stark und bedächtig in ihr bewegte und in ihre entblößte Kehle biss. Ihre Hände verkrallten sich in seinem Rücken, immer noch bemüht, nicht seine Verletzungen zu verschlimmern. Ihre Körper schienen für einander gemacht, ihre Bewegungen spiegelten die seinen wie ein Echo. Als er seinen Rhythmus veränderte, das Tempo steigerte, kam sie ihm entgegen, umklammerte ihn mit kräftigen Schenkeln, um ihn noch tiefer in sich zu spüren.
Kurz bevor er kam, verharrte er ganz still, heiß und eng von ihr umschlossen, suchte ihren Blick und flüsterte "sieh mich an… sieh mich an!" Er wollte in ihre Augen sehen, wie sie sich in Leidenschaft verdunkelten, wenn er sie mit seinen letzten heftigen Stößen mit sich nahm…


Eng an seinen festen Körper geschmiegt fühlte sich Blair wie im Himmel. Seine Arme hielten sie, als wollten sie sie nie wieder loslassen und zwischen kleinen liebevollen Küssen, die er wahllos in ihrem Gesicht verteilte, murmelte er Kosenamen und Liebesschwüre, die ihn als hemmungslosen Romantiker entlarvten.

"Dean?"

"Süße?"

"Geht es dir gut? Ich meine… deine Rippen?"

"Denen ging es nie besser, Doc." Er knabberte sanft an ihrer Unterlippe. Sie passte so perfekt in seine Arme, er passte so perfekt in sie, dass er fast an Zauberei glauben wollte. Aber warum kam sie erst jetzt zu ihm? Warum so viele verschwendete Jahre?
Er fühlte Angst in sich aufsteigen, Angst, dass er tatsächlich jetzt, da er seine Traumfrau gefunden hatte, abtreten und sie nach kurzer Zeit allein lassen würde, Angst, die nur sie beschwichtigen konnte.
Hungrig küsste er sie, plünderte ihren weichen Mund, als blieben ihm nur noch Minuten oder Stunden, um sein Leben zu leben, und glitt erneut hart und seidig in sie ein. Blair fühlte seinen Konflikt, seine Ängste und seine sehnsüchtige Liebe, die lange aufgestaute Leidenschaft, ihre Hände und Lippen glitten liebkosend über glatte, straffe Haut über hart angespannten Muskeln, ihr Körper antwortete jeder seiner Bewegungen, fing seinen Rhythmus auf und noch im Nachbeben ihres ersten Höhepunkte ließen sie sich über die nächste Klippe treiben.

"Du wirst mich nicht allein lassen, Winchester. Ich lasse dich nicht gehen", wisperte sie kaum hörbar…

Er lag auf dem Rücken, die langen gebogenen Wimpern beschatteten seine Jochbögen und sein Mund war im Schlaf leicht geöffnet, sein Gesicht weich und entspannt. Er sah so jung aus, so verletzbar, so schön. Sie hatte höchstens zwei Stunden geschlafen und schaute ihm nun schon ebenso lange beim Schlafen zu. Er WAR alles - alles, was sie an einem Mann lieben konnte. Eine Träne erkämpfte sich den Weg ihre Wange hinunter, als sie ihm einen leisen Kuss auf die Stirn hauchte.
Oh Mum, du hattest so recht – ich habe ihn erkannt – aber warum so spät? Warum hat uns das Schicksal nicht schon viel eher zusammen geführt?
Ich bete, dass du einen Weg weißt, der uns glücklich werden lässt.


...
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Damit wäre dann das Rating geklärt ;) Aber schön, dass der Teil wieder länger ist, war natürlich genau richtig für mich^^
Ich fand's auch ziemlich gut geschrieben, da erneut die Figuren ziemlich gut rüberkommen und du auch die Szene zwischen Blair und Dean schön und dabei aber trotzdem nicht zu direkt beschreibst.
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Danke schön, Elenia. Ich liebe es, wenn es zwischen den Protagonisten kribbelt und heiß her geht, aber ich mag es nicht besonders, wenn kein Raum für die eigene Fantasie mehr bleibt. Mal sehen, ob ich auch weiterhin deinen Geschmack treffe...


* * *


Ein vorwitziger Sonnenstrahl kitzelte sie an der Nase und sie nieste.
"Guten Morgen, Sunshine." Dean lag auf der Seite und sah sie aus tiefgrünen Augen an, wie am gestrigen Tag – aber diesmal nicht müde, krank und blass, sondern strahlend, glücklich, liebevoll und sie fühlte sich in einen warmen Kokon aus Liebe eingehüllt.
Er schloss sie in die Arme und rollte sich mit ihr auf den Rücken, sodass sie auf seiner breiten Brust lag und ihn von oben herab ansah. Der Schein der sich zwischen den Vorhängen hereinstehlenden Morgensonne entzündete ein helles Licht in seinen Augen und ein spitzbübisches Lächeln erhellte sein sommersprossiges Gesicht, während sie an ihrem Bauch fühlte, woher seine gute Laune rührte.
Sie bewegten sich sanft miteinander, begegneten sich erwachend, bis beide in einem sanft glühenden Höhepunkt ineinander versanken.

"Süße, Sam kommt gleich mit Kaffee, vielleicht solltest du…."
Als sie erschrocken zappelte und strampelte, um sich von ihm zu lösen, wurde sein Grinsen immer breiter. "Hey, ist nur' n Scherz!"
"Du immer mit deinen blöden Witzen!" zickte Blair.
"Au…au!" Sorgsam darauf bedacht, seinen Verletzungen aus dem Weg zu gehen, hatte sich Blair auf seinen flachen Bauch gehockt und kitzelte, was das Zeug hielt, kam aber mächtig ins Wanken, als Dean ihr mit spitzen Fingern in die Seite und den Bauch piekte und sie dann leise glucksend unter sich begrub.
"Winchester, du bist gemein! Du bist viel stärker als ich…"

"Das – will – ich – auch – hoffen – Rotschopf…" Seine Worte wurden unterbrochen durch kleine Küsse, die er wahllos in ihrem Gesicht verstreute, bevor er sich auf ihren Mund konzentrierte.
Warum konnte der Tag nicht immer so beginnen? Er erwachte niemals neben seinen 'chicks', sondern machte sich grundsätzlich in den frühen Morgenstunden davon. Sein Tag begann bestenfalls mit einem Kaffee, wenn Sam vor ihm wach und schon unterwegs gewesen war.

Das hier war etwas ganz anderes. Blair … war Blair, die wunderschöne, intelligente Frau, die ihn innerhalb weniger Stunden erkannt hatte, wie kein Mensch sonst, außer Sam, und die ihn trotzdem wollte. Plötzlich hatte er das Gefühl, die Liebe könnte doch Realität für ihn werden, keine Legende bleiben wie der Osterhase oder der Weihnachtsmann.
Er zog seine langen Finger wie einen großen Kamm durch die roten Haare, die wild in alle Richtungen zeigten.
"Du ruinierst mir meine Frisur, Winchester", lächelte Blair, noch immer atemlos und auf Wolke Sieben.
"Huhh… Frisur nennt man das heute?"
Dean rollte sich von ihr herunter, um einem erneuten Angriff auf seine neuralgischen Kitzelpunkte zu entkommen und setzte sich auf die Bettkante. Testweise reckte und streckte er sich und kam zu dem Schluss, dass seine Rippen sich sehr viel besser anfühlten, als noch am Vortag.
"Frau Doktor, die Therapie war erfolgreich, muss aber bei passender Gelegenheit unbedingt fortgesetzt werden", gab er Blair über die Schulter kund. "… aber ich muss jetzt rüber zu Sam, er wird sich schon wundern, wo ich letzte Nacht geblieben bin."
Er war sich nicht sicher, wie Sam reagieren würde. Wahrscheinlich würde er ihn für verrückt erklären, dass er jetzt, erst jetzt, wo sein Leben limitiert zu sein schien, tatsächlich versuchen wollte, eine Beziehung aufzubauen und dann noch mit einer Frau, die normalerweise eher in Sams Liga zu passen schien, von der er nicht mal wusste, ob sie für ihn möglicherweise dasselbe empfinden könnte. Aber er wusste auch, dass Sam ihm jedes Glück gönnen würde – es sei denn, er wäre in dieselbe Frau verliebt.
Sam hätte gegen ihn im Kampf um eine Frau eh' keine Chance! Er schüttelte den Kopf, schimpfte sich selbst einen Blödmann, als er merkte, in welche Richtung seine Gedanken da wieder gingen.
Er schlüpfte in die Boxershorts und stieg in die abgetragene Jeans, zog das Shirt über den Kopf und rieb sich mit der flachen Hand über die strubbeligen kurzen Haare. Sein Blick fand dabei immer wieder zu der jungen Frau hinüber, die sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Sie lag mit unter dem Kopf verschränkten Armen da, mit bloßem Oberkörper, wie er sie zurück gelassen hatte, und ließ ihn nicht aus den Augen. Er setzte sich noch einmal zu ihr, zog ihr die Decke über die Brüste und grinste. "Das ist unfair – ich muss gehen."

Sie setzte sich auf, die Decke seltsam schamhaft vor die Brust haltend. "Dean, diese Nacht –
ich bin mir nicht sicher, wie…" Verdammt, sie wusste einfach nicht, wie sie heraus finden sollte, ob das einfach sein Modus Operandi war, ob er jede Frau wie eine Königin im Bett behandelte oder ob es auch für ihn etwas Besonderes gewesen war! Seine Emotionen zu lesen, hätte ihr ein Gefühl der Sicherheit geben sollen, aber sie wusste genau, dass er in dieser Phase seines Lebens und vielleicht auch aus einem Gefühl der Dankbarkeit für ihre Hilfe möglicherweise emotionaler als sonst reagierte. Das musste nicht unbedingt Liebe sein, nicht die Art Liebe, die sie sich von ihm wünschte. Aber das Risiko war sie bereit einzugehen.
"Ich kann's nicht glauben, aber… liebe dich, Dean."

In seinem Gesicht arbeitete es, er schloss einen Moment die Augen, presste die Lippen aufeinander und riss sie dann stürmisch in seine Arme. Er sprach nicht, er drückte sie nur an sich, sein Gesicht in ihren Haaren geborgen und sie fühlte, wie sich sein Brustkorb heftig hob und senkte.


"Hey, Sammy, sorry, ist ein bisschen später geworden." Dean stellte einen der beiden Kaffee-Becher als Friedensangebot auf den Nachttisch im Zimmer nebenan. Im einzigen benutzten Bett schauten nur ein paar dunkle Haarsträhnen unter der Decke hervor und eine dumpfe Stimme erklang.
"Yeah…. ETWAS später… könnte man so sagen." Die Decke flog hoch und Sam setzte sich, den Schlaf aus den Augen reibend, auf. "Was sagt Blair – macht deine Heilung Fortschritte?" Er nahm einen Schluck von dem heißen Gebräu und grinste breit und noch ein wenig verschlafen.

"Yepp, ich denke, sie ist zufrieden", murmelte Dean mit betont ausdruckslosem Gesicht zwischen zwei Schlucken Kaffee und schlenderte in Richtung Bad.
"Dean?"
"Hmm?"
"Es ist okay… besser als okay." Sams Stimme sagte viel mehr, als seine Worte. Das war ein typischer Winchester-Moment – gefühlsschwanger, aber ohne Worte…
Ein kleines warmes Lächeln zuckte um Deans Lippen. Gott, er liebte diesen Typen!


"Hi Mum! Ich bin's – deine Lieblingstochter." Da es noch früh war, hatte sich Blair ins Bett eingekuschelt und steckte die Nase in die Falten der Bettdecke, der noch Deans Geruch anhaftete.

"Hallo, mein Schatz. Bist du aus dem Bett gefallen? Gibt es etwas Wichtiges, dass du morgens um Sieben schon anrufst?" Cassandra klang erfreut, hellwach, aber auch ein wenig besorgt. Das war eigentlich nicht Blairs Zeit.

"Mum, es ist alles okay. Ich wollte nur die Ruhe nutzen, ich werde wieder den ganzen Tag im Wagen sitzen. Wie geht es Merlin und was macht dein Rücken?"

Merlin war der Name des großen schwarzen Maine Coone-Katers der Sinclair-Frauen, der Blairs Urgroßmutter vor Jahren zugelaufen und seitdem Teil der Familie war.
"Er sieht Gespenster, wie immer… und mein Rücken bringt mich um – auch wie immer. Sonst ist alles okay. Wieso bist du den ganzen Tag unterwegs?"

"Oh, ich bin unterwegs zu dir, in Begleitung von zwei interessanten jungen Männern, die ich dir vorstellen muss. Ich hoffe, du bist nicht böse, wenn wir in einigen Tagen bei dir reinplatzen?"

"Was für Männer? Seit wann machst du Männerbekanntschaften", fragte Cassie beunruhigt.

"Die Beiden haben ein … hm… ich würde sagen… ein Dämonen-Problem und ich bin durch meine Träume auf sie gestoßen." Mist, das klang nicht gerade vertrauenerweckend.

Diese Auskunft war tatsächlich nicht besonders geeignet, ihre Mutter zu beruhigen.
"Ein Dämonen-Problem, sagst du? Welcher Art? Ich hoffe, du bist nicht in Gefahr!"

"Der ältere der beiden hat einen Pakt mit einem Crossroad Demon geschlossen, um seinen toten Bruder zurück zu holen."

"Ach du lieber Himmel – der muss ja dümmer sein, als die Polizei erlaubt. Was tot ist, sollte tot bleiben, das weiß doch jeder, der halbwegs bei Verstand ist!" Cassandra konnte es nicht fassen.

"Mum, urteile nicht vorschnell. Dean wusste das. Er und Sam sind Hunter und GERADE er wusste es. Aber sein Bruder ist seine ganze Familie und deshalb entschied er, dass er sein Leben ohne ihn nicht weiterleben wollte. Die Dämonin hat das natürlich gerochen und ihm einen ziemlich bescheidenen Handel unterbreitet. Die muss sich dabei diebisch gefreut haben – sie hat ihm nur ein einziges Jahr gelassen, wohl, weil er und sein Bruder ihren Kumpels in der Hölle schon mächtig eingeheizt haben", erläuterte Blair ihrer Mutter, bemüht, Deans Verhalten zu erklären.

"Hunter? Wie kommst du an Hunter? Ist nicht unbedingt dein normaler Umgang, oder?"
"Naja, wie ich schon sagte – meine Träume brachten mich zu ihnen, genauer gesagt, zu Ellen Harvelle. Ich soll dich übrigens lieb von ihr grüßen."

"Oh, Ellen! Das ist schön. Du könntest mir ihre Telefonnummer geben, damit ich sie anrufen kann. Wie geht es ihr?" Cassie hatte mit Ellen zusammen studiert, zwar nur drei Semester, aber Ellen war damals eine der wenigen, die mit den verrückten 'Hexen' keine Probleme gehabt hatten.

"Es geht ihr nicht so gut, glaube ich. Du weißt ja, dass sie ihren Mann bei einer Jagd verloren hat. Jetzt hat sich ihre Tochter entschlossen, in seine Fußstapfen zu treten und treibt sich sonstwo rum. Außerdem hat eine irrer Dämon – oder mehrere – ihr Roadhouse in Asche verwandelt, inklusive einiger guter Hunter und einem guten Freund darin. Nein, ich denke, es geht ihr nicht so gut, auch, wenn sie das nie zugeben würde. Ich denke, sie könnte ein paar aufbauende Worte von einer alten Freundin gebrauchen."

"Okay, ich rufe sie heute noch an und dann werde ich mir die beiden Männer mal ansehen, wenn du meinst, sie sind der Mühe wert? Schatz, was möchtest du mir noch sagen? Raus damit!" Manchmal, wenn ihre Mutter sie las, mühelos fühlte, dass etwas im Busch war, konnte Blair verstehen, warum andere Menschen sich in ihrer Gegenwart unwohl fühlten. Es war schlicht unheimlich – als Kind allerdings eher unpraktisch. Keine Geheimnisse vor der Mutter bewahren zu können, war schlicht gemein.

"Mum, du hast mir immer gesagt, eines Tages würde ich DEM Mann begegnen, ihm, der mein Schicksal wäre, und ich würde ihn erkennen, wenn es soweit wäre. Nun, es ist soweit…" Blair schloss die Augen, Deans Gesicht glasklar vor sich, diese grün funkelnden Augen, beschattet von wundervoll geschwungenen Wimpern und die in einem frechen Lächeln verzogenen vollen Lippen…

Sie hörte ihre Mutter tief atmen, wie um sich zu beruhigen und dann die Frage: "Ist es einer deiner beiden Begleiter?"

"Ja, Mum… es ist Dean, der ältere der Brüder. Ich wusste es im ersten Moment, bei der ersten kurzen Berührung unserer Hände – er ist es. Ich wollte es nicht, ich dachte, er sei arrogant und überheblich und vor allem – viel zu schön. Du weißt, dass ich um solche Männer immer einen großen Bogen gemacht habe… Aber in seiner Seele, in seinem Herzen ist Böses, nichts, außer dem grenzenlosen Wunsch, das Böse zu bekämpfen und seinen Bruder zu schützen. Das ist sein Lebensinhalt. Er hat seine Mutter schon ganz früh verloren in einem Feuer, das im Kinderzimmer ausbrach und von einem Dämonen verursacht wurde und sein Vater ist erst kürzlich gestorben, hat sein Leben für Dean gegeben. Sein Bruder ist alles, was er jetzt noch hat… Sein bisheriges Schicksal ist bisher bestimmt worden von der Willkür von Dämonen und jetzt soll er in zwei Monaten sein Leben verlieren! Ich muss ihn retten, Mum, WIR müssen ihn retten!" Zaghafter, als es sonst ihre Art war, setzte sie hinzu. "Wir müssen... er ist der Mann meines Lebens..."

Cassandra dachte darüber nach, zumindest war es still am anderen Ende der Leitung.
"Okay, Blair, ihr kommt her und wir sehen, was wir tun können. Ich werde schon mal versuchen, so viel wie möglich über Kontrakte mit der Hölle in Erfahrung zu bringen. Und Schatz – hoffentlich hast du ihn noch rechtzeitig gefunden!"

...
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Schöner Teil, auch - darf ich's überhaupt sagen? - wenn der mir schon wieder fast zu kurz ist ;) Ich les einfach wahnsinnig gern, wenn's so schön geschrieben ist und auch die Gefühle zw. den Charakteren so gut rüberkommen... Ich weiß, ich weiß, ich sollte nicht meckern, immerhin kommen die Teile ja doch immer recht schnell. Aber egal *g*
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Hey, kein Problem! Ich nehm's als Kompliment! *hugs*


* * *


"Okay, wie fahren wir heute?" fragte Dean mit einem begehrlichen Blick auf den Stingray, den er gestern wieder mal nur von hinten gesehen hatte und ließ den Schlüssel des Impala aufreizend zwischen den Fingern klimpern.

Sam zog die Schultern hoch, zum Zeichen, dass es ihm ziemlich egal war. "Vielleicht lässt Blair dich ihren Süßen mal fahren, wenn du lieb Bitte sagst? Sie kann ja mit mir im Impala fahren, wenn sie deinem Fahrstil nicht traut." Er grinste schief, wohl wissend, dass er den Tag wohl allein im Auto verbringen würde. Aber so konnte er auch mal etwas anderes als Metallica hören.

Blair hörte nur noch den letzten Satz und schlenderte auf Dean zu.
"Bitte-Bitte?" fragte sie leise in aufreizendem Ton und zwinkerte ihm zu und etwas lauter zu Sam "du glaubst doch nicht, dass ich ihm mein Baby ausliefere?" Sie drückte Dean die Schlüssel in die Hand. "Okay, Winchester, jetzt darfst du endlich mal ein RICHTIGES Auto fahren!"

"Traumtänzerin", zischte Dean ihr leise kopfschüttelnd zu.
Sie warfen ihre Taschen in die Wagen und Sam schloss gerade die Autotür, als Dean ihn winkend stoppte.
"Warte, Sam, ich muss nochmal an den Kofferraum. Ich hab was vergessen!"
Er öffnete die Klappe und die Abdeckung der Waffenkammer unter dem regulären Kofferraum und wühlte in einem kleinen grauen Beutel. "Okay, Sam, du kannst."

"Ich möchte, dass du das hier trägst, Rotschopf." Er zog Blair ein Amulett an einem weichen Lederband über den Kopf, das ein Pentagramm darstellte, umrahmt von einer flammenden Sonne, ähnlich den Tattoos, die er und Sam trugen.
"Du bist mit den Winchesters unterwegs, das ist nicht ungefährlich und macht dich möglicherweise zum Ziel für Dämonen. Dieses Amulett sollte verhindern, dass sie von dir Besitz ergreifen können." Seine Finger streiften fast unmerklich streichelnd ihren Hals und in seinem Blick erkannte sie die Sorge, ihr könnte seinetwegen etwas geschehen.

"Findest du nicht, dass du übertreibst, Winchester?" Blair zupfte an dem nicht gerade unauffälligen Schmuckstück herum und zog missbilligend eine Braue hoch.
"Sicher nicht. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Vor einigen Monaten hat ein Dämon, der mit uns noch ein Hühnchen zu rupfen hatte, Besitz von Sam ergriffen und ihn benutzt, um einen Hunter namens Steve Wandell zu töten", erzählte Dean mit ausdrucksloser Stimme. Da war anscheinend noch mehr gewesen – aber er war, zumindest im Moment – wohl nicht in der Stimmung, darüber zu sprechen.

"Okay. Ich trage das Ding… solange du nicht von mir verlangst, mir so ein fettes Tattoo auf den Busen stechen zu lassen…" Blair schob den Anhänger unter ihr knallgrünes Shirt und zog die Beifahrertür hinter sich zu.

Mit einem schätzenden Blick auf ihre nicht allzu große Oberweite grinste Dean unverschämt. "Vielleicht besser auf den Po – auf dem Busen ist zu wenig Platz… aua! Ich meinte nur, das Tattoo ist zu groß… und er ist genau… ich wollte ja nicht… ach, vergiss es…" Er brach ab – er war dabei, sich wieder mal um Kopf und Kragen zu reden – und rieb sich den Oberarm, in den ihn Blair gekniffen hatte.

Es war mittlerweile fast vier Uhr nachmittags und Dean wurde es langsam eng in der Jeans. Blair machte ihn verrückt. Sie rekelte sich auf der Suche nach der perfekten Position auf dem Beifahrersitz, leckte sich im Halbschlaf ganz unschuldig die weichen Lippen, erzählte ein bisschen von ihrem Leben an der Uni, aß eine Banane – meine Güte, wie unanständig ist denn eine Banane! – legte ihm angelegentlich die kleine Hand auf den Oberschenkel und … jaaaa…. sie liebte dieselbe Musik wie er, was er ganz besonders sexy fand.
Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte – aber er musste etwas tun, weil er so nicht fahren konnte und er lenkte den Stingray den nächsten Waldweg hinauf, wo er nach 50m unter einer großen Kiefer den satt blubbernden Motor ausschaltete.
Er drehte sich zu Blair herum, die ihn fragend anschaute, und schob seine warme Hand unter ihr Shirt, fuhr die Konturen ihrer Rippen nach und zupfte verspielt am Verschluss ihres BH.

"Aber sonst geht es dir gut, ja", fragte Blair erstaunt, aber durchaus gewillt, sich an seinem Spiel zu beteiligen. Sie zog ihn zu sich und machte sich über diesen unglaublichen Mund her, ließ eine Hand seinen Nacken liebkosen, die andere glitt in seinem Rücken hinunter und in den Bund der verschlissenen Jeans, dem Verlauf der langen Rückenmuskeln folgend. Dean hatte Schmusereien im Auto niemals viel abgewinnen können – sein Aktionsradius und seine Bewegungsfreiheit waren einfach zu eingeschränkt, aber heute fühlte er sich wie ein Teenager, der den Wagen von seinem Dad geliehen und die Freundin zum ersten Date ausgeführt hat…ungeduldig, ungeschickt, heiß und vollkommen hirnlos. Er brummte leise an Blairs Mund und drängte sie weiter in den Sitz, bis sie flink den Hebel zum Absenken der Rückenlehne fand und betätigte. Mit reichlich Schwung landeten sie halbwegs in der Waagerechten, Dean allerdings strategisch äußerst ungünstig mit den Familienjuwelen auf dem Schaltknüppel und einen Moment sah er nichts als Sterne… einen ganzen Schwarm von Sternschnuppen, um genau zu sein.
In diesem Moment setzte der Bass von Smoke On The Water in der Mittelkonsole ein – Sam calling.
Dean ließ sich knurrend auf den Fahrersitz zurückfallen und sein Gesichtsausdruck wechselte kurz von schmerzverzerrt über frustriert zu amüsiert, als er sich der albernen Situation bewusst wurde.
"Was?" bellte er Sam an, der überhaupt nicht wusste, wie ihm geschah.

"Ist was nicht in Ordnung? Ihr seid plötzlich verschwunden."

"Kleine Pause. Wir sind gleich bei dir", versicherte er Sam genervt und klappte das Mobil-Telefon zu.

Blair biss sich auf die Unterlippe, doch ihr Versuch ernst zu bleiben, war sinnlos und wenn sie sich auch selbst unsanft in die Realität zurück verfrachtet fühlte, musste sie doch lachen.
Sie beugte sich vor und küsste Dean sanft auf die schmollenden Lippen.
"Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Geduld, Winchester." Sie ließ ihre Hand vielversprechend seinen Oberschenkel und höher gleiten, und quittierte seine unübersehbare Vorfreude mit einem leisen, sinnlichen Lachen.



Sie standen vor dem Auktionshaus Blake und warteten… warteten, dass Sam seinen Laptop wegpackte, im Kofferraum rumkramte, seine Nase putzte – was auch immer er noch zu tun fand, um das Wiedersehen hinauszuzögern. Als es sich nicht mehr aufschieben ließ, und Dean bereits ungeduldig demonstrativ auf den Zehen wippte und die Augen verdrehte, seufzte er und ging voran in das große Gebäude, das vollgestopft war mit Gemälden, Möbeln und Nippes aus Nachlässen und Vermögensauflösungen, die auf die nächste Auktion warteten.
Nach wenigen Schritten kam ihnen eine junge Frau entgegen, dunkeläugig und dunkelhaarig wie eine Südländerin, im Gesicht den Ausdruck größten Erstaunens, aber auch großer Freude. Sie umarmte Sam wie einen lange vermissten Freund – küsste ihn, wie einen Lover. Blair und Dean grinsten einander an. Da waren Sams Bedenken wohl vollkommen unnötig gewesen. Sie erinnerte sich ganz offensichtlich zumindest vage an Sam, es sei denn, sie begrüßte jeden Besucher in dieser Weise!
Dean räusperte sich vernehmbar und Sarah blinzelte ihn an Sams breiter Schulter vorbei an.
"Deeean! Schön, dich zu sehen, wie geht es dir?" Sie umarmte ihn kurz, aber herzlich und reichte Blair die Hand. "Ich bin Sarah, aber vermutlich können Sie sich das denken?" Sie lächelte fast liebevoll zu Sam hinauf und hängte sich bei ihm ein.
"Blair Sinclair. Ich bin eine Freundin von Dean und Sam. Schön, Sie kennen zu lernen, Sarah."

Sie gingen zusammen in das kleine italienische Restaurant O Sole Mio essen, nur wenige Straßen entfernt. Es war offensichtlich, dass Sarah Sam nicht vergessen hatte und sie war schier verzweifelt, als die Handy-Nummer, die Sam ihr gegeben hatte, wenige Wochen nach der Abreise der beiden nicht mehr geschaltet war. Sie hatte nachfragen wollen, ob und wann er möglicherweise in der Nähe wäre und ob dann….
Sie erzählte von dem Freudenfeuer, das sie damals beim Verbrennen des Gemäldes der Familie Merchant entfacht hatte. Seitdem hatte sie eine Abneigung gegen Familienporträts…
Der Kellner brachte die Karten und die Vier studierten die Auflistung der Speisen, die der kleine Familienbetrieb bot. Sam, Sarah und Blair kannten sich in der italienischen Küche recht gut aus und nannten dem kleinen schwarzhaarigen Kellner sicher ihre Wünsche, während Dean sich normalerweise eher im Burger-Tempel zurecht fand, sich aber keine Blöße geben wollte. Also bestellte er mit einem breiten, selbstsicheren Lächeln das erste, das er aussprechen konnte, ohne sich die Zunge zu verknoten und hoffte, dass es sich als essbar erweisen würde.
Als der Kellner die Weinkarte reichen wollte, grinsten sich Sarah und Sam vielsagend an und kommentierten fast in Stereo "Bier für uns, bitte."
Zwanzig Minuten später kam das Essen. Sarah hatte Carpaccio gewählt und gemischten Salat, Sam freute sich über einen riesigen Teller Tagliatelle mit Sahnesoße und Blair starrte auf eine wagenradgroße Pizza Cipolla, die selbst für ihren gesunden Appetit reichlich zu sein schien. Der einzige, der nicht so recht wusste, was er von seinem Essen halten sollte, war Dean. Er hielt mit entgeistertem Gesicht einen kleinen vielarmigen Tintenfisch hoch. Verdammt! Was hatte er sich denn da eingebrockt? Möglicherweise hätte er doch besser Blair um Hilfe gebeten, aber das wäre echt zu peinlich gewesen! Schließlich war er kein dummer Hinterwäldler! Aber er haderte doch ein wenig mit seiner Macho-Attitüde in diesem Moment…
Blair kaute auf dem ersten Bissen ihrer Pizza, die wirklich großartig schmeckte, als sie bemerkte, dass Dean wenig enthusiastisch in seinem Teller herum stocherte.
"Sag mal, schmeckt es dir nicht?" flüsterte sie ihm zu.
Er tuschelte zurück "ich muss das wohl mit irgend etwas verwechselt haben, was ich als Kind mal ganz gern mochte", und sah recht verzweifelt auf die Frutti di Mare auf seinem Teller.
"Wow… Dean, deine Meeresfrüchte sehen unheimlich lecker aus, lässt du mich mal kosten", fragte Blair laut und schaute verlangend auf Deans noch unberührten Teller.
"Klar, wenn du so nett bittest." Dean füllte die Gabel und fütterte Blair mit einer undefinierbaren Masse… Fleischsorte… was auch immer, und sie schloss genießerisch die Augen.
"Hm… ist das gut. Sag mal, würdest du mit mir tauschen? Ich lass dich auch morgen wieder den 'Ray fahren…" sie blinkerte ihm verschwörerisch zu und Dean grinste schief zu ihrem Rettungseinsatz. Was hatte er da für eine tolle Frau an Land gezogen…

Sam versuchte, sich das Lachen zu verkneifen, immerhin kannte er seinen Bruder und dessen Experimente mit unbekanntem Essen hatten bei ihnen beiden schon zu manchem Heiterkeitsausbruch geführt, aber normalerweise waren sie dann unter sich. In diesem speziellen Fall wäre es Dean peinlich gewesen, bei seiner Unwissenheit ertappt zu werden und es war süß, wie Blair ihm zu Hilfe eilte.

Es war gegen 10 p.m., als sich die beiden Paare trennten, um den Rest des Abends zu verbringen und Blair und Dean gingen zurück zum Motel. Dean tastete nach Blairs Hand, konnte es nicht erwarten, ihre warme Haut zu spüren. Seit heute Nachmittag kreisten seine Gedanken fast ständig um ihren schlanken Körper, ihre warme samtige Haut, ihre zärtlichen Hände, seinen Wunsch, ihr so nahe wie möglich zu sein und er versuchte ganz bewusst, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, sie zu ihr strömen zu lassen. Er schaute sie von der Seite an, verwundert, dass sie nicht reagierte, nicht mal in seine Richtung schaute, sondern nur mit energischem Schritt das Motel ansteuerte.

"Komm rein", befahl sie rau, nachdem sie ihre Zimmertür aufgeschlossen hatte, zog ihn hinein und schob die Tür mit dem Fuß hinter sich ins Schloss. Sie hatte alles empfangen, seine Hitze, sein Begehren, seine Vorstellungen, was er mit ihr anstellen wollte, wenn sie erst allein waren und sie wusste nur – ja, all das wollte sie – jetzt!

*
*
*

Sie zog ihn an sich, verschmolz mit seinem großen, schlanken Körper, ihre Hände legten sich besitzergreifend auf seinen knackigen Hintern und pressten ihn an sich. Sie rieb sich provozierend an seiner Erregung und stöhnte leise auf, als er sich stürmisch ihrer Lippen bemächtigte. Er hob sie etwas an, um von dort aus eine heiße Spur ihren Hals entlang zu ziehen, biss sie neckend in die zarte Haut, ließ seine Zungenspitze ihre Ohrmuschel erkunden. Gott, sie fühlte sich so gut an, ihre Haut war weich wie Seide und sie schmeckte ein wenig nach Orangen und Honig. Er nagte vorsichtig an ihrem Ohrläppchen und fühlte in ihrem Nacken die Gänsehaut, die er damit auslöste.
Sie schlang ihre Beine um seine Hüften, ließ den Kopf in den Nacken fallen, um seinen Mund an ihrem Hals zu spüren und fühlte die harten Muskeln unter ihren Fingern, als sie sich an seine Schultern klammerte und er sie gegen die Wand presste und erneut leidenschaftlich küsste. Gleich darauf war ihm das nicht genug, er trug sie zum Bett und legte sie auf die schäbige Tagesdecke. Seine geschickten Hände befreiten sie in Windeseile von Jacke, Shirt und Jeans und als sie, nur noch mit BH und Slip bekleidet vor ihm auf dem Bett lag, landeten seine Kleidungsstücke auf einem wilden Haufen vor dem Nachttisch. Als sie die Arme nach ihm ausstreckte, ergriff er ihre Handgelenke und hielt sie mit seiner großen Hand über ihrem Kopf fest, ließ sie sich ihm ausgeliefert fühlen, in einer liebevollen Falle gefangen. Ihr Blick wurde dunkel vor Verlangen und ihr Körper wölbte sich ihm entgegen, als er hinter ihrem Rücken geschickt die Häkchen des BHs öffnete, seine Hand über ihren Rücken gleiten ließ und ihren Slip ihren runden Po hinunter schob. Sie fühlte seinen harten, schlanken Körper, der sich erregt an sie schmiegte und seine Lippen pressten sich heiß auf ihre, sich mit der Zungenspitze einen Weg in ihren süßen Mund bahnend. Sie kam ihm entgegen, fuhr mit der Zunge über die glatten Kanten seiner gleichmäßigen Zähne und ließ sie einen erregenden Tango mit seiner tanzen. Ein leiser protestierender Laut entschlüpfte ihr, als er ihren Mund verließ, aber ihre Enttäuschung wich neuer Verzückung, als er ihr Schlüsselbein mit kleinen feuchten Küssen überschüttete, begann, zart an ihren Brüsten zu knabbern und eine heiße Spur über ihren gesamten Oberkörper zu ziehen… abwärts und in sich verengenden Kreisen über die weiche Haut ihres Bauchs, weiter abwärts… abwärts…

Als seine Hand ihre frei ließ, grub sie ihre Finger in seine kurzen Haare, schloss die Augen vor Lust und kam ihm entgegen, als er ihr Inneres in Lava verwandelte. Sie war pure Hingabe und er konnte sich nicht sattsehen, als sie kam, obwohl er sich kaum noch beherrschen konnte und als sie ihn aus glimmenden Augen wieder ansah, bedeckte er ihren Körper mit seinem, glitt in sie mit aller Leidenschaft, die in ihm brannte und ließ sie erneut fliegen…

Er fühlte sich wie ein Teenager, der gerade seine Unschuld verloren hatte – es schien irgendwie das allererste Mal gewesen zu sein. Die unzähligen One-Night-Stands der letzten Monate hatten niemals sein Herz erreicht, nur seinen Körper befriedigt. Er lag halb auf der Seite, noch nicht bereit, sich aus ihr zurückzuziehen, mit ihr verbunden, als wären sie eine Person. Ihre schweißfeuchte Haut klebte an seiner, ihre festen Brüste pressten sich an seine noch wunden Rippen, sein Kinn lag auf ihrem Kopf.
"Bist du eigentlich eine Hexe oder war nur deine Oma eine?" murmelte er in ihr Haar.
"Rate", flüsterte Blair und drückte ihre Lippen auf das Tattoo über seinem Herzen.

Dean war eingeschlafen und Blair lag an seine Brust gekuschelt und lauschte seinem starken, gleichmäßigen Herzschlag, als zum zweiten Mal an diesem Tag Deans Mobil-Telefon den Sam-Sound von Smoke On The Water hämmerte - wieder zum vollkommen unpassenden Zeitpunkt. Der Mann hatte echt Talent zur Nervensäge!
Dean zuckte hoch, schien in Abwesenheit seines Bruders im Stand-by-Modus gewesen zu sein und war innerhalb von Sekunden voll da. Sie schüttelte den Kopf, als er fluchend nach dem Telefon suchte, langte blind in den Kleiderhaufen, der neben ihrem Nachttisch lag, und hielt triumphierend das quäkende Handy hoch, während sie die kleine Lampe auf dem Tischchen anmachte.

"Sammy, was ist los?" Klar genug, dass Sam nicht ohne wichtigen Grund mitten in der Nacht störte. Dean lauschte konzentriert und sein Gesicht nahm einen angespannten Ausdruck an, bevor er nur "bin sofort da", bellte und das Handy schloss.
"Muss sofort zu Sam, sorry", war alles, was er in Blairs Richtung von sich gab, schlüpfte im Rekordtempo in Boxers und Jeans, zog das Shirt über den Kopf und schien ohne Erklärung verschwinden zu wollen.

"STOP!" Etwas in ihrer Stimme ließ ihn auf dem Weg zur Tür wie angenagelt stehen bleiben und er drehte sich zu Blair herum, die bereits selbst in ihre Jeans stieg und nach dem Shirt angelte, das irgendwie Meilen hinter dem Bett gelandet war.
"Ich geh' mit", ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu.

...
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Das ist ja mal echt 'ne gemeine Stelle, um einfach aufzuhören? Warum ruft Sam zu so einer Zeit an und was ist so wichtig, dass Dean unbedingt sofort los muss? Außerdem: Was ist bei Sam und Sarah passiert?
Also, du siehst eh schon, ich muss möglichst bald wissen, wann's weiter geht :) Wo bleibt der nächste Teil? *g*
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Okay, ich geb' zu - dieser Cliffi war fies ;)


* * *


Er wusste nicht, warum er keine Wahl zu haben schien, ihm fehlte auch die Zeit, sich darüber jetzt Gedanken zu machen. Er holte im Eiltempo den Army-Rucksack aus dem Doppelzimmer nebenan, rannte zum Impala, wo Blair bereits wartete und öffnete den Kofferraum, dem er die abgesägte Salz-Flinte, ein altes, in abgegriffenes schwarzes Leder gebundenes Buch und einen Kanister entnahm. Er warf alles Blair in den Schoß, als sie eingestiegen waren und wies sie an, eine kleine silberne Flasche mit dem Weihwasser zu füllen und einzustecken. Mit quietschenden Reifen bog er auf die Hauptstraße ein und raste in Richtung Auktionshaus.
Dabei erzählte er hastig, was passiert war.

Sam und Sarah waren spazieren gegangen – typisch für Sam, dachte Dean. Er hatte sie nach Hause begleitet und war dann – untypisch für Sam – der Versuchung erlegen und mit ihr nach oben in ihre Wohnung gegangen. Während er es sich auf ihrer Couch bequem machte, ging sie in ihre kleine moderne Küche, um Bier aus dem Kühlschrank zu holen – und kam wieder mit einem Fleischermesser und lackschwarzen, bösartig glänzenden Augen! Sam hatte reagiert, wie er es gelernt hatte – er hatte sie schlicht umgehauen und anschließend an den Stuhl gefesselt. Er brauchte Dean, weil er befürchtete, den notwendigen Exorzismus an Sarah nicht konsequent durchziehen zu können. Und Dean wusste, dass es so war. Sam war zu sehr mit dem Herzen beteiligt, um hart zu bleiben - wenn der Dämon in Sarah bettelte, fluchte und drohte, würde Sam einknicken, so wie er selber, wenn es sich um Blair handeln würde!


Der Impala stoppte mit qualmenden Bremsen vor dem Auktionshaus, bevor Dean Blair näher erklären konnte, was sie dort erwarten würde, bevor er sie vorwarnen konnte, dass Sarah nicht die Sarah war, die sie vorhin kennen gelernt hatte, sondern ein Dämon sich ihres Körpers bemächtigt hatte. Sie sprangen gleichzeitig aus dem Wagen, und Dean stürmte voran zur Seitentür, die, wie er von Sam gerade erfahren hatte, zu Sarahs Appartement führte und offen war.

"Sam!" brüllte er und nahm immer zwei Stufen der modernen offenen Stahltreppe auf einmal.

"Hier!" Mit verzweifeltem, blassem Gesicht wartete Sam oben und legte entgeistert die Stirn in Falten, als er Blair direkt hinter Dean auftauchen sah. "Meinst du wirklich …", setzte er an, als Blair ihn unterbrach.

"Sam, er kann nichts dafür, ich hab' ihn nicht fahren lassen…" sie schielte an Sams breiten Schultern vorbei in den großen, offenen Wohnraum, in dem auf einem scheinbar antiken Stuhl Sarah saß, die Fußgelenke an den Stuhlbeinen, die Hände an den Lehnen gefesselt… die Augen schwarz funkelnd wie Onyx und mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck. Auf das gepflegte Parkett rund um den altersdunklen Stuhl hatte Sam ein Heptagramm gezeichnet.

"Na, haben wir ja die ganze Winchester-Bagage! Ihr seid schon tot – ihr wisst es nur nicht!" Die Stimme war dumpf, tonlos, nicht weich und voll wie Sarahs und schon setzte der Dämon noch eins drauf. "Hey, und da ist ja auch mein Lieblings-Winchester… Deeeeean", schrillte die Stimme durch das Loft, während Sarah den Kopf schräg legte und Dean von unten her fixierte.

"Sam, hier, leg schon los!" Dean drückte seinem Bruder den lateinischen Exorzismus in die Hand, in der ein Bändchen den Teil markierte, der am häufigsten und am schnellsten zum Erfolg führte, sprich, den Dämon aus dem Wirtskörper vertrieb. Die Sache war eindeutig und lange Vorreden Zeitverschwendung.
Sie konnten nur hoffen, dass Sarah vor ihrer Besessenheit körperlich kein Leid geschehen war.

"Regna terrae, cantate Deo,
psallite Domino
qui fertis super caelum"

begann Sam mit unsicherer Stimme zu rezitieren. Sarah sah unter dunklen Pony-Strähnen zu ihm hoch und kicherte spöttisch.
"Du würdest jetzt lieber was anderes mit Sarah machen, gibt’s zu, Sammy!"
Sam sah nicht auf.

"caeli ad Orientem
Ecce dabit voci Suae
vocem virtutis,
tribuite virtutem Deo."

Je fester Sams Stimme wurde, umso unruhiger wurde Sarah und rutschte nervös auf der Sitzfläche des hölzernen Stuhls umher, sie starrte auf den siebenzackigen Stern auf dem Boden und stöhnte… zunächst leise, dann lauter.
"Ihr Bastarde! Ich zieh euch bei lebendigem Leib die Haut ab!" kreischte sie.

"Exorcizamus te, omnis immundus spiritus
omnis satanica potestas, omnis incursio…"

Sarahs Fingernägel kratzten dicke Späne aus dem Holz der Stuhllehnen, die sich unter ihre Fingernägel bohrten und Blut tropfte dunkel und schwer auf den hellen Fußboden. Sam unterbrach bei diesem Anblick besorgt die Verlesung der rituellen Worte, schluckte, sah Dean hilfesuchend an, der nur auffordernd den Kopf hob und seine Lippen hart zusammen presste.

"…infernalis adversarii, omnis legio,
omnis congregatio et secta diabolica.
Ergo draco maledicte
et omnis legio diabolica adjuramus te…"​

Ihre Füße stampften eine unregelmäßige, dröhnende Tarantella und ihr Kopf ruckte von einer Seite zu anderen, wie der eines dieser eigenartigen Stelzvögel, versuchte, einen Ausweg, eine Schwachstelle zu finden.
Ihr Blick blieb an Blair hängen, die reglos wie gebannt an der Wand lehnte und zu erfassen versuchte, worüber sie bisher nur gelesen hatte – Besessenheit. In ihrem Studium hätte sie hierfür eine rationale, medizinische Erklärung gefunden – aber das hier war die Realität, eine gesunde, junge Frau, die in ihrem eigenen Körper zusammen mit einer fremden, bösen Wesenheit gefangen war.

"…cessa decipere humanas creaturas,
eisque aeternae Perditionis venenum propinare.
Vade, Satana, inventor et magister…"

"Winchester-Hure – du wirst brennen – wie jede Frau, die sich mit ihnen gepaart hat! Dean nimmt dich, wie er jede nehmen würde, die noch nicht alt oder krank genug für den Rollstuhl ist", zischte der Sarah-Dämon und ihr Blick glühte in einem boshaften Feuer, während sie kleine Laute des Schmerzes ausstieß.

"Halts Maul, Höllenbrut - mach einfach den Abgang!" fauchte Dean und starrte kalt in den finsteren Abgrund dieser furchtbaren Augen.

"Sam, ich hätte dir einen Gefallen getan – was bist du schon ohne deine Familie – totes Fleisch!" geiferte Sarah Sam an, der nur kurz stockte und dann umso lauter mit der Rezitation fortfuhr.

" …omnis fallaciae, hostis humanae salutis.
Humiliare sub potenti manu dei,
contremisce et effuge, invocato a …"

Sarah stöhnte, die Tränen flossen in grauen Mascara-Schlieren ihre Wangen hinab und ihre Stimme klang ganz klein und bemitleidenswert.
"Sam – bitte, Sam, du tust mir weh! Sam? Ich liebe dich doch…" Er schloss die Augen, um nicht auf die Charade herein zu fallen und las unbeirrt weiter.

"… nobis sancto et terribili nomine,
quem inferi tremunt."​

Ein schriller, unmenschlicher Schrei hallte von den Wänden des Lofts wieder und Sarah zuckte in wüsten Konvulsionen. Der entsetzliche Schrei schien endlos, dann brach er abrupt ab und die schwarzen Augen starrten Dean in das angewiderte Gesicht.
Hohl brüllte der Dämon "wir sehen uns in der Hölle!"

Sarah riss den Kopf in den Nacken und aus ihrem Mund schoss in einem lang gezogenen, schmerzgepeinigten Brüllen schwarzer, körperloser Nebel, zum Schneiden dicht, und sammelte sich in einer wabernden höllischen Wolke unter der Decke des Raumes, bevor er durch die feste Materie hindurch verschwand.
Als hätte man die Fäden einer Marionette durchschnitten, erschlaffte Sarahs Körper, ihr Kopf fiel auf die Brust und sie atmete in leise rasselnden Zügen.

Blair hatte vor Spannung die Luft angehalten, während der Dämon der Körper der jungen Frau verlassen hatte und stürzte jetzt zu ihr, um ihre Vitalfunktionen zu checken.
"Ihr Puls ist schwach, aber regelmäßig. Bindet sie los, schnell."
Dean entfernte die Fesseln von Hand- und Fußgelenken und Sam hob Sarah vorsichtig auf seine Arme, trug sie zur überdimensionalen Couch vor den riesigen Fenstern, vor denen Finsternis herrschte. Blair holte ein Glas Wasser und flößte der Dunkelhaarigen Schluck für Schluck ein.

Nur wenige Minuten später schlug sie die Augen auf und schaute sich verwirrt um.
"Sam", ihre Stimme klang rau, die Kehle wund von dem ätzenden, schwarzen Dämon-Nebel, und sie klammerte sich an Sams Schultern, schien ihn nie wieder loslassen zu wollen und ihre blutigen Fingerkuppen hinterließen rote Schlieren auf seinem Shirt.

Dean stupste Blair sachte an.
"Schau mal, was denkst du, womit hat Sam die Teufelsfalle gemalt?" Er hatte mit dem Zeigefinger über eine der roten Linien gewischt und schaute mit gerunzelter Stirn auf die cremige Substanz auf seiner Haut.

Blair rieb mit kurz darüber, roch daran und begann leise zu lachen. "Das ist Lippenstift! Cleverer Bursche, dein kleiner Bruder."

"Ich bleibe heute nach bei Sarah, Dean", flüsterte Sam, um die junge Frau nicht zu wecken, die körperlich und geistig vollkommen erschöpft in seinem Arm eingeschlafen war.

"Wir haben unseren Job nicht wirklich gut gemacht, Sam. Wir hätten das verhindern müssen." Dean klang frustriert und sah nicht wirklich glücklich aus, obwohl der Exorzismus Sarah von ihrem Mitbewohner befreit hatte und Sam sah ihn forschend an.
"Sie haben es auf uns abgesehen, Dean, wir sind Freiwild. Immerhin ist das nicht der erste Versuch, uns auszuschalten."

"DICH auszuschalten, Bro - mich führen sie bereits unter dem Vermerk 'erledigt'…"
Dean beugte sich über Sarah, deren angespanntes, blasses Gesicht die Zeichen der vorigen Stunden zeigte und wühlte in der Tasche seiner Jacke, bis er noch ein Amulett zutage förderte, wie er es bereits Blair umgehängt hatte. Er zog es der jungen Frau vorsichtig über den Kopf und strich ihr ungewohnt sanft über das dunkle, zerzauste Haar.
"Pass gut auf sie auf, Sammy."

*
*
*

Der Gang ist schmal, niedrig, erfüllt von schwach leuchtendem, waberndem Dunst, der auf der Haut zu kleben scheint und nach Schwefel riecht.
Sie tastet sich an seltsam weichen Wänden entlang, die eine hautähnliche Konsistenz haben und hat das Gefühl, taub zu werden, weil es in ihrem Kopf dröhnt, wie eine schwere, riesige Glocke. 'Hells Bells' assoziiert sie und als der Nebel sich sekundenlang lichtet, sieht sie vor sich den Rücken eines Mannes, größer als sie, schmalhüftig mit breiten Schultern und streichholzkurzem Haar – Dean?
Er tastet sich vor, ebenso wie sie und plötzlich stehen sie in einem Raum. Nein, kein Raum – eine grenzenlose düstere Grotte, erhellt von tausenden gelb, rot und grün glühenden, unterschiedlich geformten, in bösem Licht glimmenden, Augenpaaren.
Nur wenige Schritte entfernt von ihnen eingehüllt in ein flackerndes grünes Licht – Sam. Er hält einem Kind, das vor ihm kniet, eine abgesägte Flinte an die Stirn und starrt die beiden Neuankömmlinge aus schwarzen, toten Augen an.
"SAM!!!" Deans Schrei gellt durch das riesige Gewölbe, zig-fach von unsichtbaren Wänden wieder hallend. Er zieht einen Colt aus der Jackentasche, eine antike Waffe, 1-läufig und mit Ornamenten verziert, und richtet sie auf seinen Bruder, oder das, was sein Bruder gewesen zu sein scheint.
Blair ist gelähmt, paralysiert, zum Zuschauen verdammt, sieht, wie Deans Hand immer stärker zu zittern beginnt, sieht, wie dicke Schweißtropfen sich auf seiner Stirn bilden und sein Gesicht wie versteinert wirkt. Die Waffe scheint Tonnen zu wiegen, er kämpft, um sie weiter auf den höhnisch grinsenden Sam zu richten. Im selben Augenblick, in dem das Gewicht des Revolvers zu schwer zu werden scheint, spannt Sam den Hahn der Flinte und schießt…

…und geht in derselben Sekunde in einem Feuerball auf.



"Nein!" Blairs Stimme war heiser und fassungslos, und sie saß mit panisch klopfendem Herzen und tränenüberströmtem Gesicht im Bett, fühlte noch die Druckwelle des Feuerballs, das bodenlose Entsetzen in Dean.
Dean – er lag neben ihr mit flachem Atem und schweißnassen Haaren, starrte mit blicklosen Augen in das diffuse Licht der Morgendämmerung, die ihre blassen Finger durch die Vorhänge ins Zimmer reckte.

"Dean?" Blair fühlte seinen rasenden Puls an seiner Kehle, ließ die Hand hinunter auf sein Herz gleiten und dort ruhen.
"Dean. Ich bin hier. Komm zu mir."
Leise und eindringlich sprach sie auf ihn ein.

Er erwachte nur zögernd aus seinem Schockzustand, seine Brust hob und senkte sich in einem tiefen, rasselnden Atemzug, sein Blick erhielt wieder Substanz, zeigte Erkennen und tödliche Trauer und eine Träne löste sich zwischen langen Wimpern, rann die stoppelige, schmale Wange hinunter.
Dieser Traum hatte ihn fast alles an Energie gekostet, was er aufzuwenden in der Lage war, hatte ihn körperlich und seelisch an seine Grenzen geführt und er wusste nicht, wie viele dieser oder ähnlicher Träume er in den letzten Monaten gehabt hatte. Er glaubte, keinen einzigen weiteren ertragen zu können, ohne den Verstand zu verlieren…

"Dean, ich habe es auch gesehen, ich war mit dir dort."

Dean leckte sich über die trockenen Lippen. "Ich weiß. Ich wollte es nicht, aber plötzlich warst du da." Seine Hand legte sich auf ihre, hielt sie an sich gedrückt, fühlte, wie ihre Energie ihn durchfloss.
"Blair, ich habe bisher gedacht, die größte Gefahr für Sam sei möglicherweise Sam selbst. Unser Dad hat mir kurz vor seinem Tod gesagt, dass ich auf Sam aufpassen, ihn retten müsse – und wenn ich dazu nicht in der Lage sei, müsse ich ihn töten. Ich kann nicht – ich kann meinen Bruder nicht töten! Eher sterbe ich selber!"
Seine letzten Worte formten sich zu einem gequälten Aufschrei. Als sei diese Vorstellung nicht furchtbar genug, schienen sich die Pforten der Hölle ein weiteres Mal für die Winchesters zu öffnen und dieses Mal kamen die düsteren Horden mit dem Auftrag, Sam zu töten.
Sein Schicksal, seine Aufgabe, sein Lebenszweck – Sam zu beschützen – wurde ihm beinahe unmöglich gemacht und er stand kurz davor, daran zu zerbrechen. Es sah so aus, als würde er ihn verlieren, egal, was er tat oder ließ. Da schien es tatsächlich fast verlockend, vorher selber zu gehen!
Blair bewahrte nur mit Mühe ihre Fassung. Von diesem Menetekel und von dieser unglaublichen Forderung eines sterbenden Vaters gegenüber seinem Sohn, möglicherweise das Schlimmste zu tun, was er sich vorstellen konnte, den letzten Menschen zu töten, der von seiner Familie übrig war, hatte sie nichts gewusst.
Sie ließ ihre Hand auf seinem Herzen schwer werden, beschwor ihn "Dean, ich brauche dich. Du darfst mich nicht im Stich lassen! Zusammen werden wir einen Weg finden, dich UND Sam zu retten. Versprochen!" Unbewusst hatte sie die Floskel übernommen, die Dean seinem Bruder gegenüber seit 25 Jahren anwandte, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. Das entlockte ihm ein winziges Lächeln, das ihr Mut machte.
Tief nach verborgenen Kräften grabend, ließ sie ihre Hand kühl auf seiner Stirn ruhen und konzentrierte sich auf ihr kleines Geheimnis. Seine Panik verging und die Dunkelheit, die nach seiner Seele gegriffen hatte, löste sich in einer diffusen Wolke auf und verschwand.

Er schlief.
Ruhig.
Traumlos.

*
*
*

Sie erwachte, als sich eine vorwitzige Hand unter ihr Shirt stahl und mutig Kurs auf ihren Busen nahm. Sie rekelte sich ein wenig, drängte sich dabei eng an den schlanken, harten Körper hinter ihr, fühlte seinen warmen Atem an ihrem Nacken, warme, sanfte Küsse an ihrem Hals und die Gänsehaut, die seine Finger auf ihrer Haut auslösten.
"Du fühlst dich so gut an", flüsterte er an ihrem Ohr.
Sie hauchte, "du auch, Winchester", und setzte seufzend nach "… aber ich glaube, wir sollen trotzdem aufstehen und nach Sam und Sarah sehen…"

Das Grauen der letzten Nacht hatte ihn erschöpft, er fühlte sich ausgepumpt und ausgedörrt und seine heilenden Wunden juckten. Er wollte eigentlich nur eins – im Bett liegen bleiben, am liebsten an diese Frau gekuschelt, ihre warme Haut an seiner spüren, die Welt vor dem Fenster aussperren, so tun, als ob alles, inklusive des Deals nur ein böser Traum war, aber er wusste ja, dass sie Recht hatte und liebte sie dafür, dass sie zuerst an seinen Bruder dachte.

Er setzte sich auf und kratzte gedankenverloren unbewusst an seinen Rippen, bis Blair ihm auf die Finger schlug und ihre Hand flach auf die durch den Verband geschützte Wunde legte. "Winchester, verdammt, du reißt dir die Fäden raus! Ich hab keine Lust, nochmal von vorne anzufangen!"
Ihre Stimme wurde sanfter. "Es wird sich entzünden, wenn du kratzt…"

"Ich liebe dich, Blair", fiel er ihr ins Wort. Seine Stimme war leise und sein Blick fest, und er hatte in seinem Leben nie etwas ernster gemeint. Sie sah ihn einen Moment überrascht an, legte beide Hände um seine Wangen und küsste ihn kurz, aber heftig. "...und ich dich", wisperte sie an seinem Mund.

Ich liebe dich - Worte, die er oft gesagt hatte im Dunkel der Nacht, zu Frauen, von denen er genau gewusst hatte, dass er sie bei Tageslicht möglicherweise nicht mal wiedererkennen würde, Worte, die Mittel zum Zweck waren, ausgesprochen beim Sex – nicht, weil sein Herz danach verlangte, sondern ein tiefer angesiedelter Körperteil.
Jetzt hatten diese Worte eine Bedeutung. Er hatte seine Mutter geliebt und seinen Vater und er liebte seinen Bruder mehr, als jeden anderen Menschen auf der Welt. Und sie, so sehr sie…
Sie sorgte sich um ihn, er hatte das Gefühl, sich vor ihr nicht verstecken zu müssen, er selbst sein zu können. Es hatte so lange Zeit niemanden außer Sam gekümmert, wie es ihm ging.
Bis sie in sein Leben trat. Jetzt war alles anders. Jetzt schien alles einen Sinn zu bekommen.
Auch für ihn gab es ein Leben. Ein Leben, das nicht nur aus Blut, Tod und Höllenfeuer bestand, aus Dämonen-Jagd und Todesangst, sondern auch Liebe und Wärme bot, Freude und Vertrauen. Er wusste nicht, wieso mit ihr alles anders war, wieso er zum ersten Mal im Leben keine Angst vor diesem Gefühl hatte. Es war einfach da.
Er drückte Blair ungestüm an sich und riss sich dann los. Er brauchte eine Dusche, einen Muntermacher… und neue Verbände… und dann mussten sie zu Sam. Er hatte das Gefühl, vor Energie zu platzen.
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Gut, einen Dämon zu exorzieren gehört für die Winchesters inzwischen wohl schon zum täglich Brot, aber wenn dieser Dämon in Sarah steckt... Jedenfalls hast du die Szene gut beschrieben und auch für den Rest dieses Teils könnte ich mich nur wiederholen :)
Einziger kleiner Kritikpunkt: Ich verlier langsam ein bisschen den roten Faden aus den Augen. Immer mal wieder muss ich mich fragen, was sie eigentlich grad machen. Ah, sie sind ja unterwegs zu Blairs Mutter... Wie gesagt, das ist nichts tragisches, oder was, was mich großartig stören würde, aber es fällt mir auf^^
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Naja, der rote Faden äußert sich eher nicht darin, dass sie ihn erwähnen *gg*.
Letztendlich geht es darum, eine Möglichkeit zu finden, Deans Deal zu brechen und auf dem Weg geschehen - wie im wirklichen Leben - nunmal auch Unwägbarkeiten ;)


* * *


Es war merkwürdig, den Tag wie ein ganz normaler Mann zu beginnen, nicht wie ein Freak, dachte er, als er im Bad stand und sich vor dem beschlagenen Spiegel rasierte. Seine Versuche, den Spiegel zu trocknen waren vergeblich, solange Blair unter der Dusche stand und sich anscheinend wie ein Krebs dampfgaren ließ. Ihre Silhouette war in der verkalkten Duschkabine nur undeutlich erkennbar, aber immerhin gut genug, um seine Fantasie anzuregen und er musste sich in Acht nehmen, sich wegen des Dauergrinsens nicht in den Mundwinkel zu schneiden.
"Dean? Kannst du mir das Handtuch geben?" Das Rauschen des Wassers war verstummt und Blair hatte die Tür einen Spalt geöffnet, um den Dampf abziehen zu lassen. Neckisch hielt er ihr das Handtuch erst hin, um es ihr in letzter Sekunde wieder wegzuziehen, aber zumindest hatte er jetzt eine großartige Sicht auf das Objekt seiner Begierde, weil sie sich aus der Kabine raus locken lassen hatte. Das Wasser rann ihr in großen Tropfen aus dem roten Haar den Hals und das Dekolleté hinunter und sammelte sich in einem kleinen Bächlein zwischen ihren festen Brüsten, die auf seinen Blick unwillkürlich reagierten.

"Raus jetzt, Winchester, eine Frau braucht ihre Intimsphäre." Sie versuchte, gespielt schamhaft, sich mit dem spärlichen Handtuch zu bedecken, entblößte dabei aber nur ihre appetitliche Kehrseite.

"Ähem… du hast da was auf dem… ich meine, hast du ein Tattoo?" Deans Brauen schnellten hoch und seine Augen wurden groß – er schien sie bisher aus einem sehr einseitigen Blickwinkel angeschaut zu haben, wenn er es recht überdachte.
Blair versuchte, sich aus seinem Blickfeld zu drehen und wurde rot. Etwas verlegen verdrehte sie die Augen. "Jaaa… eine Jugendsünde…"
"Lass sehen… zeig schon… verdammt, dreh dich rum!" Dean kämpfte mit der widerspenstigen Blair, die unbedingt vermeiden wollte, dass er dieses Schandmal bei hellem Tageslicht zu sehen bekam. Sie wand sich wie ein Aal… aber sie hatte auf diesem engen Raum keine Chance gegen Dean, der zudem durch seine Neugier angestachelt wurde. Er hatte sie im Schwitzkasten, als er endlich einen Blick auf das kleine Meisterwerk erhaschte – ein stilisierter Engel mit leuchtend grünen Augen! Er biss sich auf die Lippe, um nicht zu lachen, gab ihr einen klatschenden Klaps auf den Po und ließ sie los.
"Sehr nett… nicht sehr sexy, aber nett. Wer ist das? Dein Schutzengel?" lästerte er und verließ vorsichtshalber fluchtartig das winzige Badezimmer, bevor sie ihn mit dem Handtuch erwürgte.
"Klar, mein Schutzengel… wieso hab ich dem nur grüne Augen tätowieren lassen?" Seufzend zog Blair die Stirn kraus und machte sich an die Morgentoilette.
*
*
*
"Wage es ja nicht, jemandem davon zu erzählen, Winchester!" Blair drohte ihm mit der Pflasterschere, während sie seinen Verband aufschnitt und vorsichtig abzog. Seine Rippen sahen makellos aus – so makellos, wie sie nur sein konnten mit vier langen, tiefen Kratzern, die aber wunderschön verheilten. Er saß vor ihr auf dem Fußende des Bettes und sah sie unverwandt an, mit diesem winzigen, etwas schiefen Lächeln, das sie so unwiderstehlich fand und einem verlangenden Glimmen in den grünen Mandelaugen. Sie hätte in diesen Augen versinken und die Welt vergessen können, sie waren tief, ausdrucksstark, Spiegel seiner Seele und sie sagten ihr alles, was seine Lippen verschwiegen.
Sie hatte noch nie ein derart intensives Kribbeln, so eine tiefe Wärme, in ihrem Körper gefühlt, sich noch niemals so stark gewünscht, jemanden zu berühren, mit ihm zu verschmelzen, körperlich und seelisch, wie bei diesem Mann, den sie erst wenige Tage kannte, und das in jeder Sekunde des Tages.
Ihre Hände glitten über seine Rippen, fühlten warme, samtige Haut, gesunde glatte Knochen unter straffen, schlanken Muskeln, ein Fest für ihre übersensiblen Sinne und ehe sie noch reagieren konnte, hatte Dean seine Arme um sie gelegt und ließ sich mit ihr auf das Bett zurück fallen, um sie hungrig zu küssen. Er wusste, sie mussten einen Grund gehabt haben, aufzustehen und nicht über einander herzufallen, als sie erwacht waren – aber wenn es einen gab, war er ihm total entfallen.

"Sam. Dean, wir wollten zu Sam", flüsterte Blair widerwillig an seinem Mund und biss ihn neckend in die Lippe, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, die sich im Moment auf wichtigere Dinge konzentrierte, wie beispielsweise die Hand in ihre enge Jeans zu zwängen, um an die weichen Rundungen heran zu kommen, die er vorhin nur besichtigt hatte.
Richtig. Sam. Sein Bruder Sam.
"Okay, lass uns fahren, sonst wird das heute nichts mehr", grinste er. "Verband?" Fragend schaute er sie an.
Sie überlegte - es heilte trocken ab, aber die Fäden würden ihn nerven, wenn sie sich im Shirt verhakten, also bedeckte sie seine Rippen mit einem frischen Verband und anschließend packten sie ihre Siebensachen ein, um Sam bei Sarah abzuholen.

"Dieses Tattoo …?" Mit einem listigen kleinen Grinsen bohrte Dean noch einmal nach. Mist, er hatte es selbstverständlich bei aller Schmuserei nicht vergessen.

"Ich war 20, ziemlich betrunken und meine Freundin und ich fanden es unheimlich lustig, uns den nackten Hintern tätowieren zu lassen." Sie seufzte im Andenken an diese Nacht und die bleibende Erinnerung auf ihrem Allerwertesten.

"Ehrlich gesagt – ich bin überrascht, weil ich nicht gedacht hätte, dass das dein Stil ist." Er zog amüsiert die Stirn kraus.

"Was denkst du denn, was mein Stil ist?" Blair zuckte mit den schmalen Schultern. Klar, er wusste nicht halb so viel von ihr, wie sie von ihm. "Ich erzähle dir aus meiner wilden Jugend, wenn wir unterwegs sind, okay? Nehmen wir Sams Sachen gleich mit?"
Dean warf die wenige persönlichen Gegenstände, die Sam gestern im Zimmer verteilt hatte, in die große Tasche, und dann checkten sie aus.

Blair konnte kaum glauben, wie schnell Dean vom verspielten großen Jungen zu Dean, dem großen Bruder im Beschützer-Modus werden konnte. Er hatte ein wenig nachdenklich, ja abwesend gewirkt auf der kurzen Fahrt zu Sarahs Wohnung. Seine Sorgen um Sam waren wieder da, nicht so aufwühlend, wie noch in der Nacht, aber er musste sich dem neuen Problem stellen. Nicht nur, dass er Sam schon seit Monaten im Auge behielt, seine Handlungen insgeheim ständig hinterfragte, weil er befürchtete, er könne möglicherweise doch nach seiner 'Wiederauferstehung' nicht der Sam sein, der er früher war. Nun galt es zudem, immer mit einem Attentat auf sich oder seinen Bruder zu rechnen, da die Heerscharen der entkommenen Dämonen anscheinend keine Zeit mehr verlieren wollten und die meisten wohl nicht auf Sam als ihren designierten Anführer zählten.
"Ihr müsstet in Mutters Haus sicher sein, sie hat es rundherum abgeschirmt, um den Neugeborenen in ihrem Geburtszimmer bestmöglichen Schutz zu gewähren. Sie sind so rein und klar, dass jeder Dämon sich die Finger danach leckt, für eine Lebenszeit einen dieser unschuldigen kleinen Körper zu besitzen."
Blair kaute auf der Innenseite ihrer Wange und grübelte, wie und wo der Schutz der Brüder am besten gewährleistet werden konnte.

Dean legte ihr kurz die Hand auf die Schulter. "Rotschopf, ich weiß nicht, wieso du keine Angst hast – aber ich liebe deinen Mut und deine sachliche Art, die Dinge anzugehen. Keine Panik, kein Gejammer. Bist du überhaupt eine Frau und wo kommst du her – vom Mond?"

"Was soll denn das heißen, Winchester? Ist es möglich, dass du ein leicht verdrehtes Frauenbild hast?" Sie runzelte spöttisch die Stirn. Dieser Macho musste noch so Einiges lernen – sie konnte sich nicht vorstellen, dass Mut oder Intelligenz Kriterien waren, nach denen er bisher Frauenbekanntschaften gesucht hatte.

Sarah war noch ein wenig blass um die Nase und wirkte befangen, speziell Dean gegenüber, weil sie – oder der Dämon in ihr – versucht hatte, seinen Bruder zu töten.

"Schwarze Augen stehen dir nicht, Sarah", versuchte Dean, die etwas angespannte Situation zu entschärfen. "Du solltest das Amulett ständig zu tragen, das ich dir dagelassen habe."

Immerhin schien Sam verdammt viel an Sarah zu liegen. Er stand wie ein Panzer neben ihr, den Arm beschützend um ihre Schultern gelegt, bereit, sie gegen den Rest der Welt zu verteidigen. Er hasste es, sie jetzt allein zu lassen, aber sie konnte ihren Vater nicht einfach mit dem Geschäft allein lassen und würde in ein paar Tagen nach Providence kommen.

*
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Sie entschieden, dass vorerst Sam und Dean zusammen fahren würden, da sie noch einiges zu bereden hatten bezüglich dieser neuen Entwicklung. Blair freute sich bei aller Liebe darauf, ein paar Stunden für sich zu haben, ihre Gedanken ordnen und in Ruhe weiter nach Lösungsansätzen suchen zu können, ohne mit superlauten Bässen beschallt zu werden und ohne Deans genervte Schimpftiraden gegenüber anderen Autofahrern! So gern sie mit ihm fuhr – er war kein wirklich geduldiger Fahrer und konnte aus der Haut fahren, wenn vor ihm jemand mit 30mph seine Fahrbahn blockierte. Dann drohte er mit Silberkugeln und Exorzismus. Das war eine gewisse Zeit lustig, aber sie hatte echt Hochachtung vor Sam, der schon so lange mit Dean unterwegs war und soviel Selbstbeherrschung besaß, dem noch nicht den Hals umgedreht zu haben!

Es begann eben zu dämmern, als sie den Stadtrand von Providence erreichten. Wenn man durch die Straßen hier fuhr, hatte man nicht das Gefühl, sich in einer mittleren Großstadt mit 175.000 Einwohnern zu befinden, es machte mehr den Eindruck eines Kleinstädtchens.
Viele unterschiedliche Baustile, kleine Lädchen, gepflegte Vorgärten und Wäsche, die zwischen den Häusern auf der Leine im Wind wehte, vermittelten ein heimeliges und irgendwie ländliches Bild.

* * *

Dean lenkte den Impala hinter Blairs Stingray an den Straßenrand und betrachtete das Haus, vor dem sie angehalten hatten. Die Veranda der kleinen Villa verschwand beinahe unter den schweren Ranken der Clematis und im sanften Wind erzeugte ein Windspiel aus unterschiedlich dicken Holzröhren gedämpfte, warme Töne. Die Rasenfläche war eher eine wilde Wiese, über der Schwärme von Insekten in der Abendsonne die Sommerblumen umschwirrten.
Dean seufzte. Es schien beinahe zu perfekt, um wahr zu sein, das absolute Kleinstadtidyll. Blair war bereits ausgestiegen und wartete an dem mit Natursteinen belegten Plattenweg auf Sam und ihn. Als sie den Weg zur Hälfte hinter sich gebracht hatten, flog die Tür auf, eine kleine Frau mit leuchtendroter Lockenmähne wirbelte auf sie zu und schloss Blair stürmisch in die Arme.
"Blair, mein Schatz, wie schön, dass du hier bist! Ich habe dich so vermisst." Cassandra wiegte ihre Tochter einen Moment in ihren Armen und trat dann einen Schritt zurück, um deren Begleiter anzusehen. Sam war mit seiner Körperlänge kaum zu übersehen und sie lächelte ihn herzlich an, während sie seine große Hand mit ihren beiden sehr kleinen umschloss. "Du musst Sammy sein. Meine Güte, bist du groß!" Staunend sah sie an ihm hoch und schüttelte ungläubig den Kopf, dass die roten Locken flogen und erwiderte nur zu gern sein offenes, freundliches Lächeln. Sie lachte so entwaffnend, dass er nicht mal an ihrem 'Sammy' etwas zu auszusetzen hatte.
Dann wandte sie sich Dean zu, der sie verblüfft angestarrt hatte. Sie war eine ältere, kleinere und etwas rundlichere Ausgabe von Blair und schon deshalb äußerst sehenswert, wie er fand. Ihre roten Locken waren nur von wenigen silbrigen Haaren durchzogen und ihre Augen waren klar und frisch wie die ihrer Tochter. Wie lautete noch das Sprichwort – 'willst du die Tochter freien, schau dir erst die Mutter an'?

"Dean? Natürlich bist du Dean." Sie reichte ihm zunächst beide Hände, dann stutzte sie und umarmte ihn, sah dann wieder begeistert in seine Augen. "Dean, Honey, du hast die Augen deiner Mutter!" Damit drehte sie sich um und ging vor zum Haus.

Dean blieb stehen wie angewurzelt. Was redete Blairs Mutter da von seiner Mutter? Was wusste sie von Mary? Hatten sie sich gekannt? Und wieso hatte Blair ihm nichts erzählt? Er räusperte sich und ging betont ruhig hinter den anderen her, versuchte cool zu bleiben in diesem Moment, auch wenn er glaubte, vor Neugier gleich zu platzen.

Blair betrat den gemütlichen, zur Küche durch einen Tresen abgeteilten Wohnraum direkt nach ihrer Mum und sah sich suchend nach Merlin um, ihrem Lieblingskater. Er thronte auf dem alten Radio, das auf einer Kommode stand, einem uralten Röhrengerät, an dem ihre Mutter hing. Cassandra versuchte, so wenig moderne Mikrotechnologie wie möglich in ihr Leben zu lassen, so wenig Elektronik, wie unbedingt nötig, weil sie von der verheerenden Wirkung von Elektrosmog auf den menschlichen Organismus, speziell auf den von Babys, überzeugt war.

"Hey, mein Dicker, wie geht es dir?"
Merlin sah sie aus gelben, unergründlichen Augen an, erhob sich gemächlich, streckte sich, buckelte und knallte dann seinen breiten Schädel mit den Luchspüscheln an den kleinen Ohren kraftvoll gegen Blairs hingestreckte Hand. Nach dieser Begrüßung erlaubte er ihr großmütig, ihn auf den Arm zu nehmen und ihn unter dem schwarzen Kinn zu kraulen.
Als Sam und Dean das Zimmer betraten, versteifte sich Merlin auf Blairs Arm, starrte Sam knurrend an, fauchte heftig und verschwand mit einem Riesensatz aus der Umarmung und aus dem Raum.
Sam grinste seinen Bruder mit hochgezogenen Brauen an. "Eigentlich ist der Katzenschreck doch deine Rolle, Dude." Er kratzte sich verwirrt im Nacken.

Die beiden jungen Männer schauten sich neugierig um. Cassandra mochte offensichtlich moderne Möbel, vermischt mit alten Teilen, die ein gewisses Flohmarkt-Flair besaßen. Es gab wenig Kinkerlitzchen, aber viele große und kleine Grünpflanzen und einige ausgesuchte, farbenfrohe, auf Leinwände gezogene Drucke, zumeist mit mystischen Motiven.

"Jungs, setzt euch doch, ich habe das Essen gleich fertig. Ihr mögt bestimmt ein Bier? Blair, kommst du mit und holst den Beiden etwas zu trinken?"

"Bier wäre fein, danke", presste Dean heraus, dem seine Ungeduld plakativ ins Gesicht geschrieben stand. Blair lächelte ihm beruhigend zu und verschwand um die Ecke.

"Schatz, dein Dean - er ist… ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll … er ist eine Mogelpackung, aber im positiven Sinne, äußerlich cool und sich und der Welt den starken Mann vortäuschend, innerlich sanft und liebevoll. Er ist wie seine Mutter. Sie hat sich auch immer tough gegeben und damit versucht, allen um sich herum Stärke und Gelassenheit vorzutäuschen. Dabei war sie der warmherzigste, sensibelste Mensch, den ich kannte." Cassandra umarmte ihre Tochter noch einmal, einfach, weil sie ihre Nähe vermisst hatte.

"Mum, wieso hast du mir nicht gesagt, dass du den Namen Winchester kennst, dass du Mary kanntest? Dann hätte ich die beiden vorwarnen können." Blair schüttelte verwirrt den Kopf und griff sich drei Flaschen Corona aus dem Kühlschrank.

"Weil es Dinge gibt, die man nicht am Telefon regeln kann und weil ich selber mit den Jungs reden muss, ihnen selber Einiges zu erklären habe… Geh, bringe ihnen das Bier und deck schon mal den Tisch, ich bin hier sofort fertig", wies sie ihre Tochter an und öffnete den Backofen, aus dem ein appetitlicher Duft aufstieg.

...
 
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Hm, ja, was soll ich sagen? Weiter! Ansonsten fällt mir jetzt spontan nichts ein, was ich hier nicht schon einmal gesagt hätte ;)
Jedenfalls bin ich jetzt mal gespannt auf Blairs Mum. Die scheint ja doch einiges nicht so ganz erwähnt zu haben...
 
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