„Kluger Gedanke, aber er hat einen kleinen Schönheitsfehler.“
„Den Ihr mir sicher gleich erklären werdet.“
„Balthasar. Er weiss von unseren Verbindungen zum C.I.A und dem F.B.I.“
„Ich denke nicht, dass Balthasar Verdacht schöpfen wird.“
„Unterschätze niemals die Intelligenz jener, die um dich sind.“
„Eigentlich habe ich einen Mentorspruch wie ‚Kenne deinen Feind’ erwartet,“ entgegnete Ligar spöttisch.
„Man muss flexibel sein.“
„Das seid Ihr immer, wenn es um Balthasar geht. Würdet Ihr ihn überhaupt vernichten, selbst wenn es um Euer Leben geht?“
„Ja.“
„Und wenn es um das Leben der Quelle geht?“
„Ich antworte niemals auf Fragen, die gegen mich verwendet werden können.“
„Wart Ihr in eurem früheren Leben Anwalt?“
„Warum glaubt Ihr, dass es diese damals bereits gab?“ Reyno stellte diese Frage ruhig und ernst.
Die Stille wurde durchbrochen, als plötzlich Sykes zu Reynos Rechten auftauchte, welcher ihn keines Blickes würdigte.
Ligar jedoch war sehr höflich: „Sykes, was für eine Überraschung! Wie gefällt es dir in der Bruderschaft?“
„Nun, es würde mir besser gefallen, wenn ich hier nicht um mein Leben fürchten müsste.“
Wornak, welcher sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, verlor die Geduld und es kostete ihn alle Willensstärke seinen Gegenüber nicht erneut anzugreifen. In seinen Augen loderte es. Voller Verachtung begann er zu sprechen, „Halte die Klappe, du verdammter Arschkriecher! Teufel, du weißt gar nicht, wie sehr ich mir wünsche, dass du Balthasar begegnest. Er würde dir zeigen, dass es mehr braucht, als nur seine Art des Tötens zu kopieren...........“
Doch Reyno hob die Hand und sah Wornak durchdringend an. Dieser gehorchte dem unausgesprochenen Befehl.
‚Kümmere Dich um die Bruderschaft, während ich mich um unsere Freunde kümmere.’
Der stellvertretende Anführer der Bruderschaft nickte und verliess wortlos den Raum.
Ligar sah Reyno kalt an: „Was habt ihr Typen von der Bruderschaft eigentlich nur mit diesem Balthasar? Ich meine, der ist nicht mehr wert als Sykes und ausserdem ist er ein Verräter!“
Eigentlich hatte der mächtige Dämon erwartet, dass Coles Mentor ausrasten würde, aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil: Der Angesprochene lachte leise und sah seinem Gegenüber offen ins Gesicht.
„Hat Balthasar je für Euch gearbeitet?“
„Nein,“ antwortete er, halb fragend.
„Hat Sykes je für Euch gearbeitet?“
„Ja, und er war aussergewöhnlich gut!“
„Schön für Euch. Nun, Ligar, es stimmt, Balthasar ist ein Verräter und die Bruderschaft jagt ihn, aber habt Ihr Euch nie gefragt, weswegen man ihn nicht gefunden hat? Nur ein Dämon höchsten Grades kann das schaffen.“
Ligar runzelte die Stirn: „Das mag sein, aber was hat das mit Sykes zu tun?“
„Das einzige, was er je gemacht hat, das einzige, was er ist, ist Balthasars Trittbrettfahrer zu sein und das ist nicht die Art eines Kämpfers.“
Erneut war es Reyno, der diese Unterhaltung abbrach.
„Sykes,“ mit diesen Worten stand er auf, „Finde Darryl Morris, um den Rest werde ich mich kümmern.“
„Wer........,“ wollte der Angesprochene ansetzen, aber Reyno fuhr ihm mit Hand über das Gesicht und jegliches Fragen wurden beantwortet.
Ohne ein Wort verschwand Sykes.
„Ligar, Euer Vorschlag ist gut. Es ist ein Versuch wert, aber kommt ja nicht auf die Idee, Ihr würdet diese Sache leiten. Es würde euch teuer zu stehen kommen.“
Mit diesen leisen Worten verneigte sich Reyno förmlich und schloss die Tür hinter sich.
Ligar liess die Drohung für eine Sekunde auf sich einwirken und teleportierte dann auf magische Art und Weise weg.
Reyno ging gemessenen Schrittes auf die Computergenies der Bruderschaft zu.
„Mike, John, tretet mit unseren Leuten vom C.I.A in Kontakt. Jonathan, du kontaktierst das F.B.I. Sie haben ein neues Ziel. Das Zauberbuch der Feinde Amerikas. Der bösen Hexen Prue, Piper und Phoebe Halliwell.“ Sein Gesicht verzog sich zu einem erhabenen, spöttischen Grinsen, in dem man nur erahnen konnte, wie wenig ihm die Regierung bedeutete und naiv er sie fand.
Dann klatschte er kurz in die Hände: „Wir werden mit Ligar für die nächste Zeit zusammenarbeiten. Ich wäre sehr mit euch verbunden, wenn ihr euch ihm gegenüber höflich und sittlich benehmt. Ihr könnt weiter machen!“
Christina kam direkt auf Reyno zu.
„Kann ich etwas für dich tun, Kleines,“ fragte der Anführer der Bruderschaft mit sanfter Stimme.
„Ich bin wegen zwei Dingen hier: Zumal soll ich von Zeton ausrichten, dass das Ritual bereit wäre. Und dann habe ich noch eine schlechte Nachricht.“ Etwas zögernd sah sie ihn an. Mit kaltem Blick sah er zurück, keine Emotion war in seinem Gesicht zu sehen.
„Ich höre.“
„Kastor hatte es satt dauernd darauf zu warten, dass etwas passiert und hat mir gesagt, ich soll dir diesen Brief geben,“ Balthasars Mentor runzelte die Stirn, nicht wegen der Nachricht, sondern weil dieses Kind ihn ohne jegliche Förmlichkeit ansprach, doch er nickte, um sie nicht am Sprechen zu hindern, „Hier ist er. Ich habe ihn bereits gelesen, deswegen weiss ich, was drinsteht.“
Das Mitglied des inneren Kreises nahm den Brief: Dort stand, in einer gut lesbaren und schönen Schrift geschrieben:
„Reyno, Anführer der Bruderschaft,
als die höchste aller Mächte mir mitgeteilt hat, dass ich ein Teil der Bruderschaft werden würde, hat es mich mit grossem Stolz erfüllt. Doch nach und nach schwand dieser Stolz und nun entfinde ich es als Beleidigung hier zu sein. Denn alles, was Ihr macht ist reden, aber wo bleiben die Taten? Die berühmten, ja legendären Taten der Bruderschaft? Davon habe ich hier nichts gesehen. Damit diese Angelegenheit bald erledigt ist, werde ich sie nun in meine Hände nehmen und die Mächtigen Drei auf eigene Faust jagen und vernichten.
Hochachtungsvoll,
Kastor“
Sorgsam faltete Reyno das Blatt. Dann wandte er sich der jungen Dämonin zu: „Wann ist er gegangen?“
„Vor etwa einer halben Stunde.“
„Er kann von Glück reden, dass er noch am Leben ist. Ronald,“ der Angesprochene schaltete seinen Computer ab und kam wortlos dazu.
„Finde den Kleinen, bevor er sich mit Balthasar oder den Mächtigen Drei anlegt.“
Das 50-jährige Mitglied verschwand.
Wornak kam zur kleinen Zweiergruppe: „Christina, ich habe eine Aufgabe für dich. Prue Halliwell befindet sich im Moment nur zwei Blocks weiter. Sie ist bei der Arbeit. Beschatte sie, aber greif auf keinen Fall an!“
So verschwand auch die Jüngste.
„Warum habe ich nur das Gefühl, dass du sie loswerden wolltest?“ Selten hörte man Ironie in Reynos Stimme, aber genau das war im Moment der Fall.
„Keine Ahnung,“ gab Wornak gespielt fragend zurück.
Dann wechselte er das Thema: „Was hast du mit Ligar und dem Trittbrettfahrer angestellt?“
„Ligars Vorschlag habe ich angenommen, wobei er zurück in die Unterwelt ist und Sykes habe ich ....................“
Genau in diesem Moment tauchte besagter Dämon auf.
„Darryl Morris befindet sich im Moment am südlichen Teil der Stadt. Dort hat es einen Mord gegeben. Ob nun übernatürlich Ursprungs oder nicht, habe ich nicht untersucht.“
„Gut,“ erwiderte Reyno, „ich kümmere mich darum.“