Oh danke, solch ein Lob hätte ich mir nicht erwartet
Habe heute eine neue Geschichte angefangen, sie wird diesmal hoffentlich mal länger, hier habe ich erstmal Kapitel 1.1:
Antarktika
1.1 Matthew und Cathlynne
Ihr Atem fühlte sich auf seiner Haut sehr kalt an, nicht wie sonst. Ihre eisblauen Augen musterten ihn zum hundertsten Mal und auf ihrer fast weißen Haut bildete sich eine Gänsehaut. Es war ihr anzusehen, dass sie Angst vor etwas hatte, doch er wusste nicht, was sie beunruhigte.
Mit zitternden Fingern strich er ihr durch das seidene Haar, welches golden in der Sonne, die durch die Fensterscheibe schien, glänzte. Zauberhaft war das Wort, welches Cathlynne, so hieß sie, am besten beschrieb. Sie war so schön, dass sie ihm manchmal wie eine Vision vorkam.
Matthew verzog das Gesicht – er wurde schnulzig. Seine dichten, braunen Augenbrauen zogen sich zusammen und seine schwarzen Locken wippten hin- und her als er den Kopf schüttelte, um diese ganz und gar unmännlichen Gedanken zu vertreiben. Es war gar nicht seine Art, so etwas zu denken, doch bei Cathlynne konnte er es nicht vermeiden, sie war einfach die Frau für ihn. Obwohl er sich natürlich jetzt noch nicht auf ein Mädchen festlegen wollte, dachte er manchmal darüber nach, wie es wohl wäre, wenn Cathy einmal seine Frau werden würde. Seinen Freunden erzählte er selbstverständlich nichts von diesen Träumen, sie würden ihn nur auslachen.
Um cool zu wirken, strich er sich durch das Haar und setzte dabei einen gewissen Schlafzimmer-Blick auf, welcher andere Mädchen sofort ohnmächtig hätte werden lassen, doch dieses wunderbare Wesen, welches dicht an ihm stand, bemerkte ihn gar nicht. Er schubste grinsend.
„Was ist denn?“, fragte Cathlynne ein wenig verärgert. Welcher Gentleman schubste schon eine Lady? Aber Matt war ja kein Gentleman, das hatte sie ganz vergessen. Eigentlich war einer von denen, die sie hasste: Ein eingebildeter Macho, der nur sich selbst liebte und die Frauen als Spielzeug betrachtete. Und doch hatte sie sich auf ein Date mit ihm eingelassen.
Es war ein wirklich schöner Abend gewesen, er hatte sie in ein schickes Restaurant ausgeführt und der Champagner war nie ausgegangen, aber das war ja nicht die Hauptsache. Was sie überrascht hatte war, wie charmant Matthew gewesen war. Das war so ganz und gar nicht seine Art, er wollte sie also wahrscheinlich nur um den Finger wickeln, damit er sie schneller ins Bett bekam. Solche Typen kannte sie leider zu gut.
„Nichts nichts….“, murmelte Matthew enttäuscht. Wieso ignorierte sie seine Versuche nur? Schließlich ging man nicht mit jemand aus, um ihn dann nicht zu beachten, das war unhöflich. Aber Matthew hatte gut Reden, er konnte sich nur zu gut an all die Mädchen erinnern, mit denen er aus Langeweile ausgegangen war und denen er dann nicht einmal zugehört hatte, wenn sie was erzählten. Nur bei ihm war es etwas Anderes, er war ein Mann. Und er konnte sich so etwas leisten, er würde ja schließlich jedes Mädchen kriegen, ohne überhaupt mit ihm geredet zu haben.
„Dann ist ja gut, ich dachte schon du hättest irgendwelche Probleme mit mir!“, erwiderte Cathlynne mit einem genervten Unterton.
Sie warf ihre goldig glänzenden Haare nach hinten und strich ihre brandneue Jeans glatt. Langsam fing Matthew an, sie zu langweilen. Er wollte fummeln, aber reden konnte er nicht – typisch Mann. Genervt verdrehte die junge Frau ihre Augen und betrachtete scheinbar interessiert ihre frisch manikürten Fingernägel. Er ödete sie an.
„Ach was, mit dir? Du bist doch wunderhübsch, wie könnt ich mit dir Probleme haben?“, versuchte Matthew sein Date zu beruhigen und ihr gleichzeitig ein Kompliment zu machen. In seinen Augen war das geglückt, doch er konnte ja nicht wissen, was in seinem Gegenüber gerade vorging.
Cathy legte die Hand auf seinen Schenkeln und sah ihm tief in die Augen. Sie war sauer, weil er sie dem Anschein nach nur nach ihrem Aussehen bewertete, doch ein wenig spielen würde ja nicht schaden.
„Komm, hier gibt es ein Hinterzimmer“, hauchte sie ihm ins Ohr. Sie konnte fühlen, wie er den Atem anhielt.
Matt schauderte und blickte in Cathlynne’s Augen. Vor einigen Minuten waren diese noch angsterfüllt gewesen, warum auch immer, doch jetzt war es anders, ihr Blick war undefinierbar und doch eindeutig. Er war an seinem Ziel angekommen – oder? Der plötzliche Sinneswandel seines Dates war ihm nicht geheuer, irgendwas hatte sie doch vor. Doch vorerst würde er mitspielen, im Notfall konnte er immer aussteigen. Langsam stand er auf.
„Ich lasse mich von dir führen“, murmelte er und blickte sie auffordernd an.
Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte ihre Lippen. Er ließ sich also voll und ganz auf dieses kleine Spielchen ein, doch wie lange würde er es mitspielen? Gespannt auf das, was als nächstes passieren würde, stand sie ebenfalls auf und nahm in an der Hand.
Auf dem Weg an das hintere Ende des großen, mit vielen Leuten gefüllten Raumes drehte sie sich kein einziges Mal um und blieb ganz ruhig, nicht wie Matt, der vor Aufregung zitterte und dem tausende Fragen durch den Kopf schossen:
Was hat sie mit mir vor? Spielt sie wirklich nur ein Spiel? Was wird passieren? Ist es wirklich richtig?
Er würde es erst erfahren, wenn sie diese kleine Tür ganz hinten erreicht hatten und den winzigen Raum, der dahinter verborgen war, betreten hatten. Und das war gerade geschehen.
Nun drehte sich Cathy zu ihm um und zog ihn am Kragen eng an sich. Ihre Augen waren halb geschlossen und sie hatte sich nach hinten an die Wand gelehnt. Matthew schauderte erneut, aber diesmal wegen der Temperatur. Es war kalt, zu kalt für ihn. Wieso gab es hier keine Heizung, wie in dem großen Raum?
Seine Finger begannen zu zittern und es kam ihm vor, als wäre Cathlynne’s Haut noch ein wenig blasser geworden, wobei das schon fast nicht mehr möglich war. Ihre Augen musterten ihn und ihre Hände strichen sanft über seine Wange, doch sie wärmten nicht, sie waren auch kalt. Vor wenigen Sekunden hatte er diese Hände noch auf seinem Schenkel gefühlt und da waren sie eindeutig warm gewesen. Was war hier los?
Cathlynne beugte sich nach vorne, um Matthew einen langen Kuss zu geben. Bald war es soweit.
„Was ist denn los, Baby?“, fragte sie scheinbar besorgt, innerlich allerdings triumphierend.
Matthew wich einen Schritt zurück, das war ihm ein wenig unheimlich. Er griff mit der linken Hand nach der Türklinke hinter ihm.
„Ich…ich muss jetzt gehen…“, stotterte er noch einen Satz zusammen und drückte dann die Klinke nach unten, um dann fast panisch wieder in den großen Raum, der von Musik erfüllt war, zu stürmen.
Doch auch hier verweilte er nicht lange. Er schnappte sich seine schwarze Lederjacke, warf ein wenig Trinkgeld auf den Tisch und verließ dann überstürzt die Party.
Die kalte Nachtluft wirkte warm im Vergleich zu den Temperaturen vorher im Zimmer.