Auch in „Legend of the Seeker“ geht es um den großen Kampf, Gut gegen Böse. In diesem Fall wird das Böse personifiziert durch Darken Rahl, der die gesamten Midlands unter seine Herrschaft bringen möchte. Dabei kämpft er auch gegen die Prophezeiung an, nach der der „Sucher“, der Besitzer des Schwertes der Wahrheit seine Herrschaft beenden würde.
Und mit Richard Cypher hat das besagte Schwert einen heldenhaften Besitzer gefunden, der jederzeit bereit ist, den Bewohnern der Midlands zu helfen. Unterstützt wird Richard durch die Konfessor Kahlan Amnell, die durch eine einzige Berührung andere Menschen „wandeln“ kann, sodass sie ihr ein Leben lang völlig zu Diensten sind. Auch kann niemand die Konfessorin anlügen.
Der Dritte im Bunde der Widerstandskämpfer ist der Zauberer der ersten Ordnung Zeddicus „Zedd“ Zu’l Zorander, der sich zudem auch als Großvater von Richard herausstellt.
Gemeinsam versuchen sie, Darken Rahl zu stürzen.
Eine Weile lang ruhte Kahlan Amnells Blick ohne irgendeine Emotion auf Richard Cypher, der erkennbar gereizt und mit fliegender Hast die letzten Gegenstände in seinem Reisegepäck unterbrachte, die er bei ihrer Rast benötigt hatte.
Dann schüttelte auch sie unwillig ihren Kopf, nahm ihren Teil des Gepäcks auf und ging Zedd hinterher, der den Streit der beiden nicht mehr ausgehalten und bereits vorgegangen war. Sie wusste nicht einmal mehr, was den Streit ausgelöst hatte und warum er sich solange hinzog, aber seit gestern Abend waren sie und Richard wie Katz’ und Maus. Kein Wunder, dass Zedd es nicht mehr aushielt.
„Kahlan, wenn wir diesen Trupp D’Aharaner finden und ihnen das Kästchen der Ordnung abnehmen wollen, dann müssen wir uns aufteilen. Sie könnten überall sein, nachdem wir ihre Spur verloren haben und wenn sie mit dem Kästchen zu Darken Rahl kommen, dann müssen wir es ihm wieder abnehmen. Und du weißt genau, dass es im Palast des Volkes wesentlich schwieriger sein wird, noch an das Kästchen zu kommen, als wenn wir die D’Aharaner jetzt noch einholen.“, erklärte Zedd nachdenklich, den Blick zum Horizont gerichtet, an dem die Sonne langsam zu versinken begann.
Seine Worte ernteten einen etwas entsetzten Blick von Kahlan, die genau wusste, worauf er hinaus wollte. Er würde sich wieder einmal von ihr und Richard trennen und sie und der Sucher sollten gemeinsam weiter Ausschau nach den D’Aharanern halten. Ausgerechnet jetzt, wo sie ihn am liebsten gar nicht sehen wollte... Mit einem Seufzen resignierte die Konfessor. Zedd hatte Recht, das wusste sie und vielleicht war es sogar besser, wenn sie sich nicht so gut mit Richard verstand. Es wäre vielleicht sogar einfacher, als die konstante Anziehungskraft, die sonst zwischen ihnen herrschte.
„Zedd ist nach Westen gegangen. Er ist der Meinung, dass wir beide nach Norden gehen sollten. Es gibt nur diese zwei Wege zum Palast des Volkes, einen davon werden sie genommen haben.“, erklärte Kahlan Richard, als dieser nach einer geraumen Weile erst an der Weggabelung ankam, an der sie sich von Zedd getrennt und auf den Sucher gewartet hatte.
Es war klar, dass er wie ein kleines Kind geschmollt hatte und ganz entgegen seinem Tempo beim Packen so langsam wie möglich hinter ihr und dem Zauberer hergegangen war, sodass er sich möglichst nicht mit ihr unterhalten musste. Manchmal konnte er sich wirklich aufführen wie ein kleines Kind und nicht die Hoffnung der gesamten Midlands.
„Na wunderbar. Zedd macht mal wieder, was er will und wir sollen einfach tun, was er sagt. Für was bin ich eigentlich der Sucher, wenn ich nicht einmal in einer Drei-Mann-Gruppe des Widerstands das Sagen habe, es ist doch zum....“, Richards Stimme wurde immer leiser, während er an Kahlan vorbei ging, ohne sie großartig anzusehen, während er vor sich hinschimpfte; die Worte mehr für ihn selbst, als für jemand anderen bestimmt.
Erst, als die Sonne bereits seit Stunden untergegangen war, machten Kahlan und Richard wieder Halt. Den gesamten Weg über hatten sie nur das Nötigste miteinander gesprochen und auch jetzt schien es nicht so, als hätte einer von ihnen größeres Interesse an einer Unterhaltung.
Schweigend packten sie nebeneinander die nötigen Dinge für eine Übernachtung aus, bevor Richard begann, den unterwegs erlegten Hasen für das Essen vorzubereiten und Kahlan sich um das Feuer kümmerte. Es waren Handgriffe, die sich in der Zeit, seit sie unterwegs waren, in Fleisch und Blut übernommen hatten und die inzwischen wie von selbst abliefen.
Inzwischen waren sie bereits Monate unterwegs und dabei ihrem Ziel – dem Tod von Darken Rahl – kaum näher gekommen. Erst, als dieser die Kästchen der Ordnung ins Spiel gebracht hatte, schien es, als würde sich ein Vorteil entwickeln; für die eine Seite, oder für die andere.
Denn wer immer die drei Kästchen der Ordnung zuerst vereinen würde, hätte das Spiel gewissermaßen gewonnen.
Wenn es doch nur ein Spiel gewesen wäre und nicht bitterer Ernst...
„Richard, du schneidest viel zu viel von dem Hasen weg. Er ist doch jetzt schon viel zu dünn, um uns beide satt zu machen, also konzentrier dich doch wenigstens auf deine Arbeit – Bitte.“, meinte Kahlan leise, da sie den Streit mit dem Sucher eigentlich endlich aus dem Weg räumen und ihn nicht noch weiter aufregen wollte.
Aber natürlich hatte ihre vorsichtige Aussage genau die gegenteilige Wirkung, wie eigentlich immer, wenn sie versuchte, in so einer Situation vernünftig mit ihm zu reden. Dann schien sie jedes Mal genau das richtige zu sagen, um ihn noch mehr aufzuregen. Und auch diesmal sah er sie über das Feuer hinweg böse an und stand schließlich auf, um ihr den Hasen vor die Füße zu werfen, was Kahlan erschrocken aufspringen ließ.
„Dann mach es doch selbst!“, erwiderte er mit gepresster Stimme, während er ihren Blick mit einem wütenden Funkeln in den Augen entgegnete und dann seine rechte Hand um ihre Hüfte schlang, um die Konfessor zu sich zu ziehen und zu küssen.
Während seine Lippen endlich die ihren fanden und der Kuss immer leidenschaftlicher wurde, wanderte seine Linke über Kahlans Wange in ihren Nacken, um dort seine Hand in ihren sanften, dunkelbraunen Wellen zu vergraben und sie noch näher an sich zu ziehen. Sein Körper und der Ihre schienen einfach perfekt ineinander zu passen und füreinander geschafften zu sein, doch nach einer Weile kam Kahlan wieder zu sich und schob Richard sanft aber bestimmt von sich.
„Du weißt doch, dass wir das nicht tun können, ich würde dich wandeln und du wärst nicht mehr der Sucher, sondern nur noch eine Marionette, die auf meine Befehle hört!“, flüsterte sie leise, aber eindringlich, ihre Lippen noch immer pulsierend von dem Kuss und ihre Gedanken in weiter Ferne, in der sie und Richard einfach zusammen sein konnte. Ohne die Belastung, der Sucher oder die Konfessor des Suchers zu sein. Aber auch das war leider nicht die Realität.
„Kahlan, ich weiß nur, dass du mir nie etwas antun würdest und dass ich dir vertraue.“, erwiderte Richard nach einer kurzen Pause, in der er erst einmal durchatmen und seinen Herzschlag beruhigen musste, der in eine wahrscheinlich ungesunde Höhe geklettert war.
Er wusste, dass es gefährlich war, was er und Kahlan füreinander empfanden, aber er hatte auch gesehen, wie gut sie ihre Kräfte kontrollieren konnte. Er war sich sicher, dass sie ihn nicht wandeln würde, wenn sie es nicht wollte. Er vertraute ihr völlig und – er wollte sie. Nicht in zwanzig Jahren, wenn er Darken Rahl vielleicht einmal besiegt hatte und nicht mehr der Sucher zu sein brauchte. Auch nicht in fünf Jahren, wenn sie es womöglich doch nicht mehr aushielten, sich ständig nahe, aber doch nie nah genug zu sein. Er wollte sie jetzt.
Sanft nahm Richard Kahlans Hände in seine und zog sie sanft in seine Richtung.
„Sag mir, dass es dir nicht genauso geht wie mir, dass du an nichts anderes mehr denken kannst, dass du jeden kleinen Anlass nutzt, um mir aus dem Weg zu gehen, um eben nicht daran denken zu müssen... Sag mir, dass du mich nicht willst und ich lasse dich sofort los.“
Wieder nur sehr leise drang seine Stimme an Kahlans Ohr und löste eine Gänsehaut auf dem gesamten Körper der Konfessor aus, wobei sie jedoch immer noch schwieg.
Sie durften einfach nicht.
„Kahlan, ich liebe dich und ich will dich.“, sprach er noch einmal eindringlich zu ihr und suchte ihren Blick, der seinem immer wieder ausweichen wollte. Denn darin konnte er nur zu gut die gleichen Gefühle erkennen, die auch in seinem Inneren tobten und seinen Puls erneut in die Höhe jagten.
Und nachdem die Konfessor einfach weiter schwieg und ihm nicht sagte, dass sie nicht so empfand, ließ ihn eine verrückte Hoffnung ihre Hände loslassen und dafür auf ihre Hüften legen.
Langsam, sanft und ganz zart wanderten seine Hände von dort aus nach oben, über den Ansatz ihrer Brüste, die sich deutlich schneller hoben und senkten, als er es sonst von ihr kannte, hin zu den filigranen Schlüsselbeinen, die er unter ihrer weichen Haut nur zu gut fühlen konnte. Auf ihrem Weg wurden seine Berührungen definitiver, kräftiger und von den Schlüsselbeinen ließ er seine Hände wieder nach unten gleiten.
Seine Augen ließen die von Kahlan nicht mehr los, bis er ihre erste Bewegung wahrnahm, seit sie sich zuvor aus dem Kuss gelöst hatte. Er folgte ihren Händen, die den seinen zu folgen schien und dann begannen, die Schnürung am Ausschnitt ihres Kleides zu öffnen – auch ihre Bewegungen langsam und nicht, ohne den Blick von Richard zu lösen.
Dieser sah ihr für eine Weile zu, bevor er ihre Hände entschieden zur Seite drückte und ihre Arbeit selbst fortsetzte. Mit jeder Öse, aus der die Kordel glitt, schienen seine Bewegungen hastiger, aber auch entschlossener zu werden, während seine Atmung sich beschleunigte und Kahlans Hände – nun ihrer Aufgabe beraubt – stattdessen zum Saum seines Oberteils wanderten, das Richard sich nur zu gerne ausziehen ließ.
Die Finger der Konfessor glitten nun über seine nackte Haut, schienen jeden einzelnen Muskel zu erkunden, jede Narbe besonders zu liebkosen und hielten nur inne, um ihn ihr Kleid über ihre Schultern zu Boden streifen zu lassen, sodass sie sich in Unterkleid und Hose gegenüberstanden.
Erwartung auf das so lange Verwehrte war in beiden Gesichtern zu erkennen, als sie sich schließlich in einem Kuss wiederfanden und Richard Kahlan bestimmt und fordernd gegen einen nahen Baumstamm drückte, während es ihm schien, als würde sein Körper zu glühen beginnen.
Fast schon zitterte der Sucher, so heftig schien seine Atmung zu sein, als er Kahlans Körper wieder etwas sanfter fasste und sie langsam und vorsichtig von seinen Hüften absetzte. Ihre Augen waren noch immer geschlossen, während er lächelnd ihr wunderschönes Gesicht betrachtete, dessen Wangen sanft glühten. Er hatte gewusst, dass sie ihre Kräfte beherrschen konnte und nicht umgekehrt von ihnen beherrscht wurde.
Kahlan blinzelte leicht und er konnte erkennen, dass ihre Augen noch dunkel vor Leidenschaft waren. Zu dunkel – als ihre Hand bereits nach vorne schnellte, sich um seine Kehle legte und das tiefe Schwarz in ihren Augen auch die seinen zu verdunkeln begann.
„Herrin...“, murmelte er leise. „kann ich noch etwas für Euch tun?“
Seine Augen blinzelten.
In ihre Augen traten Tränen.
Es waren mehrere Tage vergangen, in denen Kahlan alles getan hatte, um Richards Wandlung rückgängig zu machen und in denen sie bewusst Zedds Treffpunkt gemieden hatte. Sie musste das erst wieder in Ordnung bringen, sie war die Konfessor des Suchers, sie hatte gewusst, dass sie ihrem Verlangen nicht nachgeben hätte dürfen, da die unkontrollierbare Macht dieser Emotionen nicht einschätzbare Folgen auf ihre Kräfte hatte – wie sie nun auch hatte erfahren müssen.
Aber im Moment war es nicht der Sucher, der sie begleitete, es war ein liebestoller Dackel, der ihr nicht mehr von der Seite wich und alle zehn Minuten fragte, ob er etwas für sie tun konnte.
Die Tatsache, dass er ohnehin Gefühle für sie hatte, schien den Zauber der Wandlung nur verstärkt zu haben und hatte ihn ihr völlig verfallen lassen. Von Richard selbst war kaum noch etwas übrig.
Im Prinzip gab es nur eine Möglichkeit, die den Sucher wieder zurückbringen und die Midlands retten würde: ihren Tod.
„Herrin!“, schrie Richard, der die Gruppe D’Aharaner zuerst entdeckt hatte, die mit gezogenen Waffen einen Angriff starteten. Es war lediglich eine Handvoll, die sich scheinbar von der Hauptgruppe abgesetzt hatte, die nach wie vor dabei war, das Kästchen der Ordnung zu Darken Rahl zu bringen. Doch da sie wussten, dass der Sucher und seine Konfessor auf ihrer Spur waren, hatten sie anscheinend beschlossen, eine kleine Nachhut zu bilden.
Sofort zog auch Kahlan ihre beiden kleineren Schwerter – fast schon Dolche eigentlich – und begann den beidhändigen Angriff gegen die D’Aharaner, jedoch immer mit einem Auge auf Richard, da sie aus Erfahrung mit anderen Wandlungen bereits wusste, dass den entsprechenden Personen mehr daran lag, sie am Leben zu halten, als auf ihr eigenes Leben zu achten.
Das Schwert der Wahrheit verrichtete seine übliche Arbeit und schnell war die Gruppe der Angreifer deutlich reduziert, sodass sich Kahlan dem letzten D’Aharaner gegenüber sah, dessen gezielter Schwerthieb jedoch nicht so einfach abzuwehren sein würde.
Genau in diesem Moment machte sich allerdings der Nachteil der Wandlung bemerkbar, denn Richard bemühte sich einzuschreiten, um seine „Herrin“ zu retten und gegen den Angreifer zu verteidigen, während Kahlan genau wusste, dass sie nicht riskieren durfte, dass er eingriff, denn er war der Sucher. Er war nicht zu ersetzen. Sie war nur eine Konfessor. Sie war austauschbar.
Wenige Sekundenbruchteile erschienen der jungen Frau wie eine Ewigkeit, in der sie die Situation erkannte, Richard ihre linke Hand entgegenstreckte, um ihm das Zeichen zu geben, stehen zu bleiben und ihr nicht zu helfen – was er durch die Wandlung auch befolgte – und den Schlag des D’Aharaners abzuwehren, wobei das gegnerische Schwert mit einem unangenehmen Klirren über ihr eigenes glitt und durch die fehlende Verteidigung des zweiten Schwertes, das sich ja in ihrer ausgestreckten Hand befand, nur zu leicht in ihren Oberkörper drang.
Ein gepresstes Ausatmen erschütterte Kahlans Körper, was Blut über ihre Lippen beförderte und sie in sich zusammensacken ließ.
Richard setzte sich nun endlich über ihren Befehl hinweg und tötete den D’Aharaner nach einem kurzen Schlagabtausch, bevor er sofort zu Kahlan herumwirbelte, während sein Feind noch nicht einmal den letzten Atemzug getan hatte.
Doch im gleichen Augenblick wusste er bereits, dass er nicht mehr versuchen musste, sie anzusprechen, sie wieder zurück zu holen. Er folgte wieder seinem eigenen Willen, was nur durch eine einzige Tatsache möglich war. Kahlan Amnell war tot.