So, an dieser Stellt als erstes noch einmal vielen, vielen Dank für das Feedback von euch allen! Hier kommt die neue Episode:
Epsiode 12 - Ghosts of elementary
Lustlos rührte Piper in dem großen Topf, der auf der Herdplatte stand. Heute war der Tag, an dem Bens Beerdigung stattfinden würde und Paige hatte sich schon den ganzen Tag über nicht blicken lassen. Piper wusste nur zu gut, wie ihre kleine Schwester sich jetzt fühlte und ließ sie alleine. Aber die ganze Zeit über musste auch sie an Ben denken. Er hatte sich mit allen aus der Familie wunderbar verstanden und er hatte Paige so glücklich gemacht, wie Piper sie noch nie gesehen hatte. Und dann hatte er sich geopfert. Er hatte damit wahrscheinlich die ganze Welt gerettet, wie es in der Prophezeiung geschrieben stand, aber dafür hatte Paige ihn verloren. Sie konnte es immer noch nicht verstehen, warum er das getan hatte, aber sie erkannte auch genau, dass es keine andere Möglichkeit gegeben hatte, Twilight zu besiegen. Seufzend schob sie den Topf von der Platte und sah hinein. Ihre Beschäftigungstherapie sah genau so aus, wie sie sich fühlte: grau und trüb. Sie schüttete den missglückten Inhalt den Topfes in die Spüle und wusch den Topf aus. Als sie ihn aufgeräumt hatte, ging sie ins Wohnzimmer, wo Melinda in ihrem Laufstall mit einige Spielsachen spielte. Lächelnd blickte Piper auf ihre kleine Tochter und hob sie aus dem Bettchen auf ihren Arm. „Komm mein Schatz, wir müssen uns noch umziehen!“ erklärte sie ihr und strich ihr die braunen Haare aus dem Gesicht. Wie wunderschön sie doch war, dachte Piper. In diesem Moment spürte sie plötzlich die Anwesenheit eines Dämons und drehte sich um. Tatsächlich, ihr Instinkt hatte sie nicht getäuscht: ein Dämon hatte sich gerade eben ins Manor geschimmert. Schon wollte Piper ihre Hände heben, um den Dämon explodieren zu lassen, als Melinda das für sie erledigte. Der Dämon zersprang und eine schleimige Flüssigkeit klatschte in einem Umkreis von zwei Metern an die Wände. Piper sah zuerst fassungslos auf die unappetitliche „Verschönerung“ ihres Wohnzimmers und dann zu ihrer Tochter, die soeben ihren ersten Dämon gesprengt hatte. Melinda war anscheinend begeistert von dem, was gerade geschehen war, denn sie lachte und klatschte in ihre kleinen Hände. Lächelnd sah Piper zu ihr und gab ihr einen kleinen Kuss. „Das hast du toll gemacht, meine Süße! Mummy, ist stolz auf dich!“ erklärte sie ihr. Melinda lächelte immer noch und streichelte schließlich über Pipers Wange. „Mummy!“ brabbelte sie sichtlich stolz. Piper lächelte noch mehr und drückte Melinda an sich. Ihre Tochter hatte soeben ihr erstes Wort gesagt. „Was ist denn hier passiert?“ fragte Phoebe verwundert, die gerade mit Leo die Treppen herunter kam. „Ach nichts! Melinda hat sich nur einen Dämon zum Spielen ausgesucht!“ erklärte Piper grinsend.
In der Halle, in der auch schon die kleine Messe für Prue abgehalten worden war, saßen diesmal nur Piper mit Leo und Melinda, Phoebe mit Cole und Grace und Paige. Trotzdem waren wunderschöne Blumen – Bouquets aufgestellt worden und viele weiße Kerzen brannten. Auf einem Podest stand ein stilvoller dunkelbrauner Sarg. Bens Sarg. Paige saß völlig aufgelöst zwischen Piper und Phoebe. Obwohl sie in den letzten Tagen schon viel geweint hatte, hatte sie ihren Schmerz noch immer nicht überwinden können und schluchzte hemmungslos. Obwohl Piper sie beruhigend im Arm hielt und Phoebe ihr ein Taschentuch gegeben hatte, vermochte nichts ihre Trauer zu dämpfen. Auch Piper und Phoebe waren in gedrückter Stimmung. Auf der einen Seite natürlich wegen Ben, auf der anderen, weil sie hier alles an Prues Beerdigung erinnerte. Ben würde wie sie in der Gruft der Halliwells beigesetzt werden. Schließlich war er von der universellen Macht erschaffen worden und hatte somit keine Familie. Er hatte nur sie gehabt und durch seine Verlobung mit Paige gehörte er auch offiziell endgültig zu den Halliwells. Aus den Lautsprechern drang leise „Bittersweet symphony“ von „The Verve“, einer von Phoebes Lieblingsbands. Sie hatte dieses Lied ausgesucht, wie sie auch sonst fast die gesamte Beerdigung organisiert hatte. Paige war dazu einfach nicht in der Lage gewesen. „... Er wird immer in unseren Herzen bleiben und eines Tages werden wir ihn wiedersehen! Bis dahin, Ben, wünschen wir dir viel Glück! Lebe wohl!“ beendete die Priesterin ihre Ansprache und ließ, symbolisch für Bens Tod ein Seil in einen Kelch gleiten. Dann beugte sie sich zu den drei Kerzen, die auf dem Altar standen und blies eine nach der anderen aus. Für Paige lief alles wie in Zeitlupe ab. Als schließlich auch die letzte Kerze verlöschte, konnte sie ihre Tränen überhaupt nicht mehr zurückhalten und heiß strömten sie über ihre Wangen. Piper drückte sie an sich. Auch ihr liefen Tränen über die Wangen. Sie und Phoebe trauerten in diesem Moment nicht nur um Ben, sondern auch um Prue.
„Paige, möchtest du reden?“ fragte Piper ihre jüngere Schwester vorsichtig, als sie nach der Beerdigung alle zusammen wieder das Manor betraten. Paige sah sie mit geröteten Augen an. „Nein danke, Piper! Ich möchte jetzt einfach nur alleine sein! Bitte seid mir nicht böse!“ erklärte sie ihren Schwestern und lief nach oben. Man hörte, wie die Tür ins Schloss fiel und Paige den Schlüssel umdrehte. Phoebe seufzte. „Lassen wir ihr noch etwas Zeit, aber irgendwann muss sie einfach mit uns reden!“ erklärte sie und legte Piper beruhigend eine Hand auf die Schulter. Ihre große Schwester sah sie dankbar an. „Piper, es tut mir leid, aber ich werde gerufen!“ erklärte Leo, gab seiner Frau und seiner Tochter noch einen Kuss und beamte sich dann nach oben. Phoebe drückte Piper noch einmal kurz an sich und ging dann mit Cole und Grace nach oben. Piper seufzte und stellte ihre Tasche auf die Kommode. Dann setzte sie sich auf die Couch des Vorzimmers. Nachdenklich strich sie die Falten ihres schwarzen Kleides, das ihre Figur wunderbar betonte, glatt. Dann blickte sie aus dem Fenster. „Weißt du, meine Kleine, es wäre Zeit, sich einmal wieder um den Kräutergarten zu kümmern, sonst gehen uns die Zutaten für die Zaubertränke noch aus!“ erklärte Piper Melinda und ging mit ihr nach oben, um sich umzuziehen.
In einer alten Latzhose und einem Pullover ging Piper schließlich in den Garten hinaus. Der Himmel war genau so trüb, wie die Stimmung im Halliwell Manor. Sanft setzte Piper ihre Tochter ins Gras. Während sie im Kräutergarten Unkraut zupfte, konnte sie Melinda ohne Probleme beobachten und so konnte sie etwas umher krabbeln, was sie in der letzten Zeit sehr gerne tat. Manchmal versuchte sie auch, sich an einem Stuhl oder der Anrichte hochzuziehen und selbstständig zu stehen, aber das klappte noch nicht so ganz. Piper hatte gerade die ersten kleinen Unkrautpflänzchen ausgezupft, als Melinda hell auflachte und auf die Bäume zeigte, die im hinteren Teil des Gartens standen. „Schatz, was machst du da? Da ist doch nichts!“ meinte Piper lächelnd und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Melinda krabbelte näher zu den Bäumen und lachte weiter. „Süße, bleib bitte hier, ja?“ ermahnte Piper sie, aber Melinda ließ sich nicht beeindrucken. Immer wieder gluckste sie fröhlich und zeigte schließlich auf die Bäume. Piper blickte nachdenklich hinüber. Konnte Melinda etwas entdeckt haben? Schließlich stand sie auf und ging zu ihrer Tochter. „Was siehst du denn so lustiges, Liebling?“ fragte sie ihre Tochter und hob sie hoch. Neugierig ging zu der Baumgruppe und da sah sie es schließlich auch: mitten zwischen den Bäumen stand eine Frau, deren Kleidung und Haut die Farbe von Baumrinde hatte. Ohne ein Geräusch auf den Blättern, die am Boden lagen, zu verursachen, trat die Frau aus dem Schatten und lächelte Piper an. „Ich habe euch gesucht!“ meinte sie mit einer Stimme, die wie das leise Rascheln von Blättern klang.
„Leo!“ rief Piper, als sie mit Melinda und der seltsamen Frau das Haus betrat. „Ich bin gleich da, ich muss nur noch kurz was erledigen!“ erklang aus dem Nichts die Stimme ihres Ehemannes. Piper seufzte und startete einen neuen Versuch. „Phoebe, Paige, Cole! Kommt ihr bitte?“ rief sie nun, während sie das Esszimmer durchquerte. Sie wies der Frau einen Platz auf der Couch zu und setzte sich mit Melinda in einen der Sessel. Es dauerte nicht lange und Phoebe kam mit Grace die Treppen herunter. „Was ist den los?“ fragte sie neugierig, als sie die Frau auf der Couch erblickte. „Wer ist das?“ „Also das weiß ich auch noch nicht so genau!“ meinte Piper. „Cole ist schon wieder weg!“ grummelte Phoebe und blickte böse um sich. Piper hatte das Gefühl, dass ihre Schwester irgendwann noch das Mobiliar dafür büßen lassen würde, dass ihr Mann so selten zu Hause war. „Phoebe, die Standuhr kann nichts dafür, dass Cole so viel arbeitet!“ meinte sie besänftigend, als ihre Schwester der alten Uhr gerade einen besonders bösen Blick widmete. Phoebe musste kichern. „Ja, du hast ja recht, aber sie zeigt an, dass Cole jetzt schon wieder drei Stunden weg ist! Kann er seine Fälle nicht zu Hause bearbeiten? Ich meine, die Kanzlei gehört doch ihm selbst!“ meinte sie seufzend. Bevor sie noch weiter über Coles neue Arbeit schimpfen konnte, materialisierte Leo sich in dem üblichen blauen Schimmern neben Piper. „Hallo!“ begrüßte er erst einmal alle Anwesenden, ohne im geringsten über die seltsame Frau erstaunt zu sein. Er setzte sich auf die Armlehne von Pipers Sessel und legte einen Arm um sie. „Leo, würdest du bitte beim Ältestenrat nachfragen, wer oder was sie ist?“ „Das weiß ich schon! Darum haben sie mich ja gerufen!“ erklärte Leo. „Ja und?“ fragte Phoebe neugierig nach. „Also sie ist einer der fünf Elementargeister. Jeder von ihnen beherrscht eines der Elemente, Feuer, Wasser, Erde oder Luft. Der fünfte der Geister ist ihr Oberhaupt.