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Moonlight

Josef

Es war nicht, dass Josef etwas dagegen gehabt hätte mit der jungen Frau die meiste seiner Zeit im Bett zu verbringen. Gab es in seinem Leben schon viele weibliche Bekanntschaften, die sich nur auf dieser Ebene bewegt hatten. Doch mit Sandrine war es anders. Es interessierte ihn nicht nur ihr gutaussehender Körper, ihre sanfte Haut und ihr verführerisches Blut, nein, er wollte das Komplettpaket und das bekam er nur wenn sie miteinander redeten, sich kennen lernten, einander langsam näher kamen.
Die fast magische Anziehung zwischen den beiden hatte ihn viel zu überstürzt handeln lassen. Er hatte alle Regeln, alle Grenzen, alle Ansichten über Bord geworfen, an eine Zukunft, gemeinsames Verreisen gedacht, ohne das Mädchen überhaupt richtig zu kennen. Ein völlig untypisches Verhalten. Josef musste einen Gang langsamer treten, bevor ihn seine unreflektierten Taten und Worte in den Ruin trieben.

Josef war sich nicht sicher, ob Sandrine das genauso sah. Es schien ihm, als würde sie gerade jeden Strohhalm greifen, den er ihr anbot, nur um der Situation der letzten Tage zu entgehen und überhaupt bei ihm zu sein. Doch vielleicht irrte er sich da auch gewaltig.
Er würde ihr schon klar machen, wie er sich die nächste Zeit zwischen ihnen vorstellte und er war sich sicher, dass dies auch der jungen Frau gut tun würde. Auch wenn es für ihn in jedem Moment eine Überwindung sein würde Sandrine nicht näher zu kommen.

Als sie den Stationsflur verließen, war Josef erleichtert aus dieser unbequemen Atmosphäre heraus zu kommen. Man merkte förmlich, wie auch Sandrine langsam entspannte und auch der Vampir konnte etwas von der Anspannung gehen lassen.
Josef bezahlte die beiden Kaffee und folgte Sandrine an einen Tisch in einer Ecke der Cafeteria. Es war nicht das gemütlichste, doch für der beiden Vorhaben ausreichend. Der Vampir nahm einen Schluck Kaffee und versuchte nicht das Gesicht zu verziehen. Eigentlich schmeckte es nach nichts, aber genau das war es, was er gerade nicht gebrauchen konnte. Immerhin hatte er vor dem Besuch im Krankenhaus ordentlich gespeist, so verspürte er keinen Hunger und konnte sich ganz auf Sandrine konzentrieren.

Die Frage der jungen Frau überraschte ihn kaum und auch wenn er wusste, dass diese Unterhaltung wohl anders verlaufen würde als die meisten, die bei einem "ersten Treffen" von statten gingen, glaubte er doch, dass es ein gutes Thema war. Er erinnerte sich, dass er Sandrines Frage nach seiner Herkunft schon einmal ausgewichen war und entschloss sich von seinen normalen Floskeln Abschied zu nehmen. Diese wären hier nur Kontraproduktiv.
"Ich erzähle den Leuten gerne, dass ich kaum noch Erinnerungen an mein menschliches Leben habe." erklärte er lächelnd. "Wer könnte mir es auch verübeln, immerhin sind mehrere Jahrhunderte vergangen. Doch in Wirklichkeit erinnere ich mich noch sehr gut. Von allen Menschen nahe oder fern, die ich in der Zeit verloren habe, wird mir meine Familie wohl immer am besten in Erinnerung bleiben."

Er sprach ruhig und würde man ihn nicht sehen, könnte man meinen ein Großvater säße dort und erzählte seine Lebensgeschichte. Stattdessen saß Josef da, im Aussehen keinen Tag älter als 29. Der Vampir war froh, dass sich hier niemand für die Unterhaltung zwischen den beiden interessierte.
"Geboren und Aufgewachsen bin ich in London. Eine wundrschöne Stadt, schon damals, auch wenn es mit der heutigen Metropole nicht mehr zu vergleichen ist." fuhr er dann mit einem Lächeln fort. "Kaum zu glauben, aber ich wuchs in recht ärmlichen Verhältnissen auf dies und noch viele andere Gründe führte dazu, dass meine Eltern sich entschieden als Siedler hier nach Amerika zu kommen. Sagen wir einmal so, seit dem verbrachte ich meine Jugend selten mehr als ein halbes Jahr am selben Ort."

Er trank noch einen Schluck Kaffee, weniger weil es ihn danach gelüstete, als mehr um eine Pause in seinen Vortrag zu bringen. Auch wollte er die ernsthaftigkeit der Unterhaltung ein wenig auflockern, denn es war nicht seine Absicht nun Monologe über seine Vergangenheit zu führen.
"Aber ich hoffe dies hier wird jetzt kein Job-Interview oder gar ein Verhör." scherzte er deshalb und schaute Sandrine herausfordernt an. "Du kommst auch aus eher dörflichen Verhältnissen, oder? Man könnte sagen wir haben da etwas gemeinsam. Wir sind beide aufgewachsen, an einem Ort, der so vollkommen anders ist als das moderne LA."
Er blickte sich einen Moment um, schon die Krankenhauscafeteria hatte den flair der hektischen Großstadt. "Gibt es eigentlich etwas, dass du hier gerne magst?" fregte er dann neugierig. "Ich erinnere mich, du hast dich über den Lärm und die Hektik in LA beschwert."
 
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Sandrine


Sie war froh, dass nicht so viel Trubel in der Cafeteria war, das man sich nicht unterhalten konnte, aber dennoch genug um nicht wieder diese Spannung zwischen ihnen aufzubauen. Sandrine gab sich alle Mühe sich auf ihr gemeinsames Vorhaben und das zu konzentrieren, was Josef ihr erzählte. War es auch nicht das, was sie sich insgeheim gewünscht hatte? Sicherlich waren da auf der einen Seite diese starke Anziehungskraft und das Verlangen ihm nah zu sein, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Aber es war eben auch die Neugierde. Sie wollte mehr von ihm kennenlernen, wollte wissen, wie er lebte und gelebt hatte. Wann hatte sie schon mal die Chance einen so tiefen Einblick in das Leben in das 16.Jahrhundert zu bekommen.

Sie hörte ihm aufmerksam zu und war froh, dass er ehrlich zu ihr war. Eigentlich hatte sie das auch erwartet, aber sie stellte sich vor wie schwer es sein konnte über sein menschliches Leben zu reden, sich zu erinnern, wenn es schon so lange Zeit hinter einem lag. Doch wie es schien konnte Josef sich sehr gut daran erinnern, auch wenn er es nicht jedem offen sagte.
Sie beobachtete ihn während er von seiner Familie sprach und was er sagte, konnte sie gut verstehen. Sicherlich war sie in einer anderen Situation, denn ihre Eltern lebten noch und es war keine Jahrhunderte her, aber man erinnerte sich immer an die Familie.

Sie entschied sich erst mal dagegen, ihm zwischendurch keine Fragen zu stellen. Ihr war klar, dass sie wahrscheinlich mehr hörte als so manch anderer.
Es überraschte sie tatsächlich, dass er in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war. Sie hatte eher gedacht, dass seine Familie schon damals zu den wohlhaberenden Menschen gehört und er dies über die Jahrhunderte weiter geführt hatte. Es war spannend etwas über eine Zeit zu hören, die ihr lediglich aus Büchern bekannt war. Wenn man ihm so zuhörte könnte man tatsächlich glauben vor ihr säße ein alter Mann, der aus seinem Leben berichtete. Er war viel herum gekommen und hatte viel gesehen. Nicht nur, dass er wahrscheinlich viele verschiedene Länder und Städte kennengelernt hatte, er hatte auch die Veränderungen zwischen den verschiedenen Zeitepochen erlebt.

„ Wo hat es dir am besten gefallen? “, fragte sie ihn schließlich. Immerhin war er viel rumgekommen und sie fragte sich, ob es überhaupt einen Ort gab, der ihm besonders am Herzen lag.
„ Ich meine, du hast wahnsinnig viel gesehen und miterlebt… Gibt es eine Stadt oder eine Zeit, in der du dich besonders wohl gefühlt hast und die du manchmal vielleicht sogar vermisst? “
Wenn sie sich vorstellte, dass sie die Möglichkeit hätte in die Vergangenheit zu reisen würde sie diese Chance sicherlich wahrnehmen. Natürlich war sie sich bewusst, dass das Leben damals nicht unbedingt leichter war, aber es war sicherlich spannend mal einen Blick zu riskieren.


Ihr Gespräch kam leichter in Gang als sie gedacht hatte und es war merkwürdig vertraut hier mit Josef zu sitzen und Kaffee zu trinken. Gerade als sie einen Schluck dieser furchtbaren Krankehaus Brühe.
Als er dann meinte, dass dies ja wohl kein Verhör werden würde musste sie unwillkürlich grinsen, „ Tja, dann leg dich mal ins Zeug... “

Er sprach von Gemeinsamkeiten, die sie hatten. Sie erinnerte sich an ein Gespräch, das sie auf dem Dach geführt hatten. Sie beide vermissten die Ruhe, die man hier kaum finden konnte. Das war wohl auch der Grund, weshalb er sie nun fragte, ob und was sie hier an L.A. mochte. Das war gar nicht so einfach zu beantworten, da sie tatsächlich vieles hier nicht verstand und leiden konnte.

„ Im Gegensatz zu dem Dorf, aus dem ich komme gibt es hier eine gewisse Vielfalt an allen möglichen Sachen, die ich zu schätzen weiß. Das ist vielleicht für jemanden, der aus der dörflichen Gegen kommt eher attraktiv als für manche andere. Die Menschen und das Leben hier ist zwar meist sehr hektisch, aber dafür werden einem auch viele unterschiedliche Begegnungen geboten. Ich mag die Museen und das Meer. Und nicht zu vergessen den Ausblick von einigen Bauten hier. Es sind nicht die Natur Szenen, die man hier vor die Linse bekommt, aber es hat durchaus etwas für sich. “, sagte sie und lächelte.

„ Ich weiß auch nicht, ich denke einfach, dass es manchmal Tage gibt, an denen ich am liebsten irgendwo hinfliehen würde, an einen Ort, an dem man seine Ruhe hat und sich nur mit sich beschäftigen muss. Auf der anderen Seite kann gerade dieser Trubel hier manchmal ganz angenehm sein. “, sagte sie und musste über ihre eigene Antwort lachen, die ihr selbst komisch vorkam, „ Das klingt irgendwie komisch, aber was ich damit sagen will … So furchtbar finde ich es hier nicht. Sonst wäre ich nicht schon so lange hier, denke ich. Wobei das zum großen Teil wohl auch mit Chloe zusammen hängt. “, sagte sie und dachte an ihre Freundin, die nur wenige Meter von ihnen entfernt noch immer in ihrem Krankenhauszimmer lag. Vielleicht war es auch für sie gar nicht so schlecht mal hier raus zu kommen. Nicht immer hatte LA und das Model Business positive Seiten, von den übernatürlichen Dingen ganz zu schweigen.


„ Wie lange bist du schon hier in LA? “, fragte sie, während sie -eher aus Gewohnheit- noch einen Schluck von ihrem Kaffee nahm.
 
Josef

Der Vampir erzählte nicht sonderlich gerne über sich selbst. Noch weniger über seine Vergangenheit. Er war immer froh gewesen der zu sein, der er durch die Jahre geworden ist und er sah seine meisten Erfolge als Konsequenz harter Arbeit, Beziehungen und später Macht. Seine Vergangenheit hatte damit wenig zu tun, er lebte in der Gegenwart, etwas das ihn und Mick immer voneinander unterscheiden würde.
Er würde mit Sandrine auch sicherlich keine Geschichtsstunde abhalten und ihr die letzen 400 Jahre Amerika in allen Einzelheiten schildern, auch wenn er nicht wusste wie groß ihr geschichtliches Interesse lag, war dies sicherlich nicht der Zweck der ganzen Aktion hier. Doch er merkte, dass es Sandrine glücklich machte, dass er etwas von sich preis gab und dies wiederum war ein großer Lohn für ihn.

"Ich war an so vielen Orten," versuchte er ihre Frage zu beantworten. "Zwischenzeitlich auch wieder in Europa, Aisen für eine Weile. Alles hat seine Reize. Aber ich mag LA und ich mag wer und was ich momentan bin. Ich habe mir selten eine vergange Zeit wieder herbei gesehnt, ich bin eher froh, dass das ein oder andere Zeitalter endlich vorbei ist."
Josef lachte leicht auf und hoffte Sandrine verstünde ihn. Er glaubte, dass sie ein ganz anderes Wesen hatte. So wie er sie kennen gelernt hatte war das vergangene für die wichtig, auch wenn er noch nicht all zu viel über Sandrines Vergangenheit wusste.
"Das hört sich wohl recht kulturlos an." meinte er nachdenklich.

Josef drehte den Kaffeebecher in seinen Fingern hin und her, als er Sandrine zuhört, die ihm ihr ganz eigenes LA beschrieb. Für ihn als Buissnesmann, waren es weniger die Museen und die Menschen die ihn an der Stadt fastzinierten, aber auch er schätzte das Schöne und die Ruhe.
Gleich dachte er wieder an ihre erste gemeinsame Nacht und das Gespräch auf seinem Dach und schon fiel es ihm schwerer sich auf den eigentlichen Plan zu konzentrieren. Würde Sandrine das Angebot annehmen mit ihm nach Hause zu kommen? Josef schüttelte fast unmerklich den Kopf. Nein, keine Zweisamkeit wie verlockend auch immer.

"Ich habe einige deiner Fotographien gesehen." meinte er lächelnd. "Ich bewundere sein scharfes Auge für die wesentlichen Dinge. Was fotographierst du am liebsten? Menschen? Natur?"
Josef verstand nichts von Fotographie. Natürlich hatte auch er Hobbies in den vielen Jahren angesammelt, doch Kunst gehörte zu einem dieser Kulturgüter, die er sich gerne betrachtete, aber wohl nie selbst herstellen würde, egal in welcher Form. "Gebe mir eine Kamera und ich überlege wie ich sie am schnellsten zu Geld machen kann." meinte er dann lachend "und das ist sicherlich nicht mit meinen Fotos."

Sandrine erklärte ihm, dass sie die Hektik und den Trubel in LA an manchen Tagen hasste und an anderen sehr wert schätzte. Als sie über den paradoxen Sachverhalt zu lachen begann, schenkte ihr Josef ein freundliches Lächeln. "Ich finde es nicht komisch. Ist es nicht mit vielem im Leben so. Es gibt momente da ist man froh um etwas, in anderen verflucht man die gleiche Sache?"
Es war genau wie mit ihnen, dachte er bei sich. Es gab Momente da war er der glücklichste Mann, Sandrine in seinen Armen zu halten und andere, da hasste er sich selbst dafür sie überhaupt so nahe an sich heran gelassen zu haben.

Das Gespräch lenkte sich auf Chloe und der Vampir merkte, dass dieses Sandrine auf das Gemüt drückte. Er fasste langsam mit der Hand über den Tisch und strich über íhre Finger am Kaffeebecher. Dann ließ er die Hand dort liegen und lächelte ihr aufmunternt zu.
"Chloe kann sich glücklich schätzen eine Freundin wie dich zu haben. Und ich denke das ganze gilt umgekehrt auch. Sie wird das schon schaffen, sie ist ein harter Brocken."
 
Sandrine

Das was Josef sagte hatte sie sich bereits gedacht. Er war einfach nicht der Typ, der vergangen Zeiten hinterher weinte. Sicherlich hatten einige Zeiten etwas Gutes an sich gehabt, doch war er froh im hier und heute zu leben. Und er war stolz darauf wer er war. Eine der Dinge an ihm, die Sandrine gefiel. Er wusste wer er war und was er sich aufgebaut hatte. Und darauf konnte er auch durchaus stolz sein.

Sie nickte grinsend, als er sagte, dass er bei bestimmten Zeiten froh war, dass sie der Vergangenheit angehörten, „ Das hört sich alles andere als kulturlos an. Ich denke alles hat seine Zeit und wenn die vorüber ist, ist man manchmal erleichtert und manchmal traurig. Aber im Endeffekt hat doch alles schon seinen Grund. “, sagte sie und dachte an ihre Vergangenheit. Es fiel ihr schwer sie loszulassen und das hatte sie noch nicht geschafft. Aber inzwischen konnte sie zurückblicken und sagen, dass es schon irgendeinen Grund gehabt haben musste. Dass Chloe und sie überleben, es hierher schaffen und sich ihr ein neues Leben aufbauten. Wobei sie ihre Familie natürlich nur sehr ungern zurückließ und es ihr schwerfiel in dieser Hinsicht einfach weiter zu machen.

Während sie über LA erzählte merkte sie erst wieder, welche schönen Seiten diese Stadt hatte. Es gab Zeiten, in denen sie wirklich großes Heimweh hatte und irgendwie war sie in letzter Zeit kaum in der Lage gewesen die schönen Seiten dieser Stadt zu sehen. Ein weiterer Grund wieso sie sich dazu entschieden hatte neben dem Job bei Buzzwire wieder ihre eigenen Fotos zu entwickeln.

Als hätte er ihre Gedanken gelesen kam Josef auf ihre Fotos zu sprechen und sie musste unwillkürlich lächeln, „ Ach, so schwer ist das gar nicht. Für einen kurzen Augenblick hatte ich mal mit dem Gedanken gespielt zu malen, aber das ist viel schwieriger und naja … die Ergebnisse sahen eher wie Kindergartenzeichnungen aus. “, musste sie lachend feststellen. Gut, sie wusste, dass schon etwas mehr dazu gehörte als lediglich auf den Auslöser der Kamera zu drücken, aber für sie war es einfach das wundervollste auf der Welt und wenn sie sich mit ihren Bilder befassen konnte, verlor sie jegliches Gefühl für Zeit und Raum.

Über seine Frage, was sie lieber fotografierte musste sie einen Augenblick nachdenken. Sie kniff die Augen zusammen und fuhr mit ihrem Finger über den Rand ihres Kaffeebechers.
„ Ich glaube es kommt darauf an wie ich mich gerade fühle. Manchmal liebe ich es, mich einfach an den Strand zu setzen und Fotografien von Wildfremden zu machen. “, sagte sie und musste lachen, „ Ich bin kein Stalker, keine Angst … Aber ich liebe es Emotionen, die nicht gestellt oder manipuliert sind, mit meiner Kamera einzufangen. Und das geht bei den meisten Menschen nun mal nur, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. “ Sie zuckte hilflos lächelnd mit den Schultern, „ Auf der anderen Seite sind da natürlich das Wunder der Natur, immer etwas Besonderes … Ich glaube die Mischung macht´s. “, stellte sie letztlich fest und nickte.

Bei seinem Kommentar über das zu Geld machen von Kameras warf sie einen kurzen Blick auf ihre Kameratasche. Dann sah sie ihn mit zusammengekniffenen Augen an, „ Ich muss jetzt aber keine Angst haben, oder? “, fragte sie grinsend, „ Vielleicht kann ich dir ja mal ein paar Tricks zeigen. Vielleicht würdest du diese wundervollen Stücke dann nicht einfach so verscherbeln. “, grinst sie ihn herausfordernd an.

„Es gibt Momente da ist man froh um etwas, in anderen verflucht man die gleiche Sache“ Sie nickte bestätigend. Wie Recht er hatte. Ein Paradebeispiel für ihre Situation. Obwohl sie sich inzwischen etwas wohler fühlte. Natürlich waren da die Sehnsüchte und Erinnerungen, aber Josefs Vorschlag war eine sehr gute Idee gewesen. Normalerweise war die junge Frau auch nicht der Typ, der sofort mit einem Kerl ins Bett stieg. Doch zwischen ihnen gab es etwas, dem Sandrine nur schwer widerstehen konnte.
Aber hier mit ihm zu setzen und ungezwungen reden zu können genoss sie momentan mehr als alles andere.

Ihr Gespräch kam zu Chloe und sie spürte seine Hand auf ihrer liegen. Sein aufmunterndes Lächeln ließ sie das Gleiche tun, „ Ja, ich weiß. Wenn ich eines in den ganzen Jahren mit ihr gelernt habe, dann dass sie ein Dickkopf ist und sich so schnell nicht unterkriegen lässt. Wir kriegen das schon hin. “, sagte und nickte. Sie sprach sich wahrscheinlich eher selber Mut zu als dass sie sich mit Josef unterhielt. Sie stieß einen kurzen Seufzer aus. Das Thema Chloe würde mit Sicherheit noch nicht vom Tisch sein. Vor allem, da Sandrine wusste, dass Josef alles dafür gab diese Schweine zu finden, die ihr diese Drogen besorgt hatten. Doch ihre Freundin war in guten Händen und es ging ihr besser. Sandrine wollte nicht weiter in die Vergangenheit abtauchen, zumindest nicht in die, bei der es um Chloe und sie in Frankreich ging.

Also schaute sie wieder auf sah ihn an, „ Okay, wir haben über meine große Leidenschaft der Fotografie gesprochen und dass ich dir vielleicht ein, zwei Tricks zeigen kann. Was hat ein Josef Kostan für Hobbies? “, fragte sie ihn grinsend.
 
Josef

„Ja du hast recht,“ meinte Josef etwas erleichtert, als er merkte, dass Sandrine verstanden hatte was er sagen wollte. „ich habe eigentlich immer gerne gelebt, jede Epoche hatte seine guten und schlechten Zeiten. Aber ich liebe den Fortschritt und schaue nicht gerne zurück.“ Er lächelte und leerte seinen Kaffebecher. „Was bringt es einem schon, was vergangen ist kann man nicht mehr ändern. Es geht darum aus der Vergangenheit zu lernen, um es in der Gegenwart besser zu machen.“
Ja, dies war Josefs Devise. Alles andere hatte eh keinen Sinn. Er sah genügend Menschen sterben, genügend schlimme Dinge geschehen. So war das Leben nun einmal und er war schon immer froh gewesen zumindest der Sterblichkeit entkommen zu sein. Nun ja, sterben konnte er wohl immer noch, aber da müsste man sich schon kräftig ins Zeug legen und dies würde sich so schnell niemand trauen.

Der Vampir merkte, dass er mit den Gedanken ein wenig abschweifte. Er wollte nicht unbedingt mit Sandrine über sein unsterbliches Leben sprechen. Es gab so viele Dinge, die sie nicht wusste, aber bei vielem war es auch besser so.
Auch dies gehörte zu seiner Vergangenheit. Er war wohl nie ein Monster gewesen und es gab auch wenige Taten auf die er nicht stolz war, oder gar bereuen würde. Jedoch war er sich fast sicher, dass Sandrine vieles nicht einfach so wegstecken würde. Was brachte es also lange auf dem Thema herumzureiten?

Die Fotographie der jungen Dame war da ein weitaus interessanteres Thema. Josef lachte, als sie von ihren Versuchen in der Malerei berichtete. „Auch ich habe mich einmal an Pinsel und Leinwand versucht.“, meinte er mitfühlend. „Damals konnte man Frauen damit recht gut beeindrucken, aber leider nur wenn man Talent hatte…“ dass er offensichtlich keineswegs Talent hatte, wollte er nicht auch noch aussprechen.
Als Sandrine ihm erklärte, dass es in alles einen gewissen Reiz hatte zu fotografieren, nickte er einsehend. Sie hatte wohl recht und er konnte sich sehr gut vorstellen, wie Sandrine am Strand saß und wildfremde Menschen fotografierte. „Ich hoffe du bekommst keinen Ärger, wenn du Fremde Menschen auf deinen Fotos festhältst.“ meinte er nachdenklich und lächelte leicht.
Er kannte sich mir Recht ganz gut aus, obwohl ihn Urheberrechte und Persönlichkeitsschutz weniger interessierte, konnte er sich vorstellen, dass man gerade in dem Fotografen Beruf sehr vorsichtig sein musste. „Nicht, dass dich noch jemand verklagt.“ fügte er halb scherzend hinzu.

Als Sandrine ihre Kamera mit einem schützenden Blick begutachtet musste er lachen. „Nein, an deiner Kamera würde ich mich nie vergreifen. So nötig habe ich das Geld dann auch wieder nicht.“
Er wollte ja nur ausdrücken, dass es für ihn wohl besser war eine Kamera zu verkaufen, als selbst Fotos zu schießen, aber er war sich ziemlich sicher, dass Sandrine ihn recht gut verstanden hatte. Ihr Angebot ihm ein paar Tricks beim Fotografieren zu zeigen winkte er nur ab. „Tut mir leid, aber glaube mir, da ist bei mir Hopfen und Malz verloren. Ich schaue mir lieber deine Kunstwerke an, glaube mir.“

Josef ergriff Sandrines Hand wie automatisch, da er merkte, wie nahe ihr die Sache mit Chloe immer noch ging. Als er es merkte, wollte er seine Hand gleich wieder zurück ziehen, doch entschloss sich dagegen. Es war ein schönes Gefühl Sandrines Nähe auf diese Weise zu spüren und immerhin hatten sie gesagt, sie starten bei Null und nicht, dass sie sich nie wieder berühren wollten.
Als die junge Frau Chloes Dickkopf erwähnte, nickte er wohlwissend. „Auch ich habe ihr stures Wesen schon öfter kennen gelernt.“ gestand er grinsend und erinnerte sich gleich an einige Situationen. Aber es war genau dies, was Josef an Chloe interessant fand und was sie schon immer zu einer seinen Lieblingen machte. Josef war sich ziemlich sicher, dass die junge Frau auch ihm den Kopf waschen würde, wüsste sie von dem was zwischen ihm und ihrer besten Freundin vor sich ging.

Der Vampir hätte lieber noch weiter über Sandrine und ihre Interessen gesprochen, doch er musste merkten, dass auch die junge Frau über ihn mehr erfahren wollte. Als sie ihn auf seine Hobbies ansprach runzelte er kurz die Stirn.
„Nun ja,“ zögerte er leicht. „Ich bin ein typischer Junggeselle, meine Hobbies sind Frauen und schnelle Autos.“ Er grinste auch wenn dies noch nicht einmal gelogen war. Doch war es sicherlich nicht Sandrines Wunsch von seinen Frauengeschichten zu erfahren, deshalb lenkte er schnell auf ein anderes Thema.
„Ganz ehrlich, sind Autos schon immer eine Leidenschaft von mir gewesen. Je schneller desto besser und mit möglichst vielen coolen Funktionen. Ich besaß schon fast jedes Auto und ich bin eigentlich immer auf dem neusten Stand. Ansonsten habe ich schon den ein oder anderen Sport ausprobiert. Beim Golfen bin ich hängen geblieben, alles andere schaue ich mir lieber über den Bildschirm an, dies aber mit Leidenschaft. Du hättest bei der letzten Super Bowl Party dabei sein sollen.“
Der Vampir grinste und beobachtete Sandrine einen Moment. „Willst du noch einen Kaffee oder sollen wir irgendwo anders hingehen?“
 
Sandrine

Während er davon sprach aus der Vergangenheit zu lernen, um es dann besser machen zu können musste sie unwillkürlich an ihre Vergangenheit denken. Ja, sie konnte nichts mehr ändern und sicherlich hatte sie auch einiges daraus gelernt. Auch wenn es vielleicht für Josef und Außenstehende nicht so wirkte, so war sie sich der Gefahr, in die sie sich begab durchaus bewusst. Natürlich maßte sie sich nicht an beurteilen zu können wie ein Leben als Vampir aussah oder sich generell ein Urteil darüber zu bilden. Denn dafür kannte sie Josefs Leben auch viel zu wenig. Wobei sein Leben, so konnte sie sich vorstellen, durchaus eine Ausnahme war. Nicht jeder Vampir war so mächtig und einflussreich.

Schließlich nickte sie zustimmend, „ Ja, du hast Recht. Zumal es sicherlich viel gesünder ist, im hier und jetzt zu leben. “, sagte sie, wobei sie sich fragte, ob sie das selbst so beherzigte. Lebte sie tatsächlich im hier und jetzt? Manchmal hatte sie das Gefühl, dass ihre Vergangenheit sie einholte und sie dann kaum einen klaren Gedanken an die Gegenwart, geschweige denn die Zukunft verschwenden konnte. Doch um nicht wieder dorthin abzudriften, schob sie den Gedanken bei Seite.

Sie zog eine Augenbraue hoch, als er meinte, dass auch er sich mal als Maler versucht hatte. „ Oh, okay. Das klingt … interessant. Ich vermute mal, dass du diese Werke nicht aufgehoben und irgendwo in den Tiefen deines Kellers versteckt hältst? “, fragte sie grinsend, wobei sie sich seine Antwort schon denken konnte.

Ihr Vorhaben sich besser kennenzulernen lief besser als sie gedacht hatte. Es war eine gute Idee von Josef gewesen hierher zu gehen. Zwar war es nicht so, als würde sie nicht mehr daran denken, ihm nah zu sein, aber diese Situation fühlte sich normaler an. Und das half ihr letztlich dabei sich zu entspannen.

Ihn schien ihre Fotografie tatsächlich zu interessieren und sie musste zugeben, dass die das erfreute. War es nicht das, was man wollte? Dass jemand, der einem wichtig war sich für das interessierte was man machte? Auch wenn er selbst keine Ahnung davon hatte.
Bei seiner Anmerkung nach den rechtlichen Konsequenzen winkte sie ab, „ Rein theoretisch schon. Allerdings werden die Bilder nicht veröffentlicht, also von daher stellt das kein Problem dar. Ich erinnere mich an ein Shooting das ich für ein Magazin gemacht habe, bei dem die besten Models engagiert waren. Aber auf den Fotos kam einfach keinerlei Gefühl rüber und sie waren doch Profis, also sollte sie das doch drauf haben, oder? Naja, ich hab kurzerhand einfach ein paar Leute fotografiert, die ebenfalls am Set waren, da wir mitten in einem Park waren. “, erzählte sie musste bei der Erinnerung daran lächeln, „ Dabei wurden natürlich die Genehmigungen eingeholt. Also ich um deinen Einwand zu beantworten … Ich hoffe nicht, dass ich verklagt werde. Ich will nicht ins Gefängnis … “, sagte sie und verzog das Gesicht, „ Aber falls es doch dazu kommen sollte … Dann beauftrage ich dich hiermit mich da rauszuholen, bitte. “, grinste sie ihn breit an.

Das Thema Chloe belastete sie beide, das wusste sie. Wenn auch Josef anders als sie. Chloe war ihre beste Freundin und sie hatten schon so viel miteinander durchgestanden.
Über die Tatsache, dass seine Hand auf ihrer lag war sie sich allzu deutlich bewusst. Und es war ein schönes Gefühl. Es hatte etwas Vertrautes. Er wollte sie aufheitern, ihr Mut machen. Und das wusste sie sehr zu schätzen. Sie lächelte als er von Chloes sturem Wesen sprach. Ja, das war ihre Freundin. Aber sie konnte sich immer auf sie verlassen und sie war die beste Freundin, die sie je hätte haben können.

Sie war froh, dass sich das Thema wechselte, da sie schon wieder kurz davor war in die Vergangenheit abzudriften. So kam es ihr ganz gelegen, dass Josef begann von seinen Hobbies zu berichten. Bildete sie sich das ein oder versuchte er abzulenken? Wahrscheinlich interpretierte sie da eher zu viel hinein, aber selbst wenn nicht… Sie war auch nicht sonderlich scharf darauf von irgendwelchen Frauengeschichten zu hören. Von daher ließ sie sich darauf ein und grinste, als er meinte, dass er schon immer ein Auto Fan war.
„ Oh, dann musst du Herrn Benz besonders dankbar sein für seine Erfindung. Oder warst du ihm dabei sogar behilflich? “, fragte sie und versuchte sich Josef in früheren Zeiten vorzustellen, war ihr zum Teil nur schwer gelang. Was sie sich allerdings vorstellen konnte, dass Josef bereits beinahe jedes Auto besessen hatte oder gefahren war.

Sie trank den letzten Schluck ihres Kaffees während er weitersprach.
„ Super Bowl … “, murmelte Sandrine dann und schaute nachdenklich, „ Das war dieser Sport mit diesem komisch geformten Ball, richtig? “
Dann lachte sie und sah ihn an, „ Keine Angst, so schlimm ist es nicht. Ich weiß schon Bescheid. Höchstwahrscheinlich nicht so gut wie mancher Hardcore Fan oder Amerikaner, aber hey, ich komme aus Frankreich… “, sagte sie grinsend und zuckte mit den Schultern. Ganz allmählich konnte sie ein besseres Bild von dem Mann bekommen, der ihr gegenüber saß. Natürlich war das nur ein klitzekleiner Bruchteil von dem, was es noch alles zu erzählen und zu entdecken gab, aber es war ein Anfang.

Für einen kurzen Augenblick, es war nur ein paar Millisekunden saßen sie so da und schauten sich an. Seine Frage riss sie dann aus den Gedanken.
„ Naja, also Kaffee kann man das hier nicht nennen. “, grinste sie und schaute auf ihren inzwischen leeren Becher. Sollten sie woanders hingehen? Sandrine verkniff sich das Aussprechen ihren ersten Gedanken auf die Frage zu verkneifen. Sie hatten einen Plan, ein Vorhaben. Und in Umsetzen von Plänen war die junge Frau eigentlich immer ganz gut.
„ Okay, wir haben eben schon darüber gesprochen… Was hältst du vom Strand? Da wollte ich heute sowieso noch hin um ein paar neue Stalker-Bilder für meine Sammlung zu schießen. “, grinste sie, „ Vielleicht hast du sogar Glück und wirst darin aufgenommen. “

Die beiden machten sich gemeinsam auf den Weg zum Strand. Da Sandrine mit der U-Bahn hergekommen war, bot es sich an bei Josef mitzufahren. Auch heute hatte er wieder ein anderes Auto dabei, was sie grinsend feststellte. Da machte sich doch der Auto Freak bemerkbar.
Während der Fahrt unterhielten sie sich noch ein wenig, wobei es eher ruhig verlief. Josef hatte das Radio angestellt, sodass es nicht komplett ruhig und angespannt im Auto war. Obwohl Sandrine bemerken musste, dass sie zumindest noch vor ca. einer Stunde viel angespannter gewesen war.

Josef parkte das Auto und sie machten sich gemeinsam -Sandrine samt ihrer Kameratasche- auf den Weg zum Strand. Dort angekommen zog sie zuerst ihre Schuhe aus und krempelte ihre Hose etwas hoch. Sie musste den Sand zwischen ihren Zehen spüren, denn sie liebte den Strand, das Meer, diesen Geruch. Für einen Moment blieb sie stehen, schloss die Augen und atmete tief ein.
„ Wenn ich kein Dach habe auf das ich steigen kann, komme ich abends an den Strand. Das ist beinahe genauso gut. Anders vielleicht, aber hat einen ähnlichen Effekt. “, sagte sie lächelnd und drehte sich zu Josef, „ Wenn du die Wahl hast, entscheidest du dich für die Berge oder das Meer? “
 
Josef

Der Vampir merkte schnell, dass sich die Spannung zwischen ihm und Sandrine erheblich lockerte, als die beiden in Gesellschaft anderer Leute waren. Klar, hier konnte er sie nicht an sich reißen und auch nicht über sie her fallen und deshalb dachte er auch nicht die ganze Zeit darüber nach. Er konnte sich auf die Konversation konzentrieren welche ihm vor allem dann gefiel, wenn es um Sandrine ging. Er wollte sie näher kennen lernen. Bei Chloe hatte dies auch geklappt und was ganz ohne sexuelle Anziehung. Würde er es schaffen Sandrine irgendwann auf gleiche Weise zu sehen. Es wäre auf jeden Fall sicherer für sie, wenn sie nicht seine "Geliebte" oder sonst irgendetwas war, sonder eine Bekannte.

Als Sandrine vorschlug zum Strand zu gehen zögerte Josef. Strand? Dort konnte man wieder einmal sehr gut alleine sein. Er erinnerte sich an das ein oder andere junge Mädchen, dass Josef im laufe der Zeit am Strand vernascht hatte und dies nicht nur im übertragenen Sinne. Doch es war noch nicht all zu spät und es würden noch genügend Passanten anwesend sein. Und so nickte er bei dem Vorschlag, vor allem auch weil der bewölkte Himmel ihm die Ausrede nahm, die Sonne würde ihm zu viel werden.

So stiegen die beiden in sein Auto und Josef erklärte Sandrine, wieso die Wagen der heutigen Zeit so viel besser waren, als die ersten Autos und wieso er es genießt genau dann auf dem Highway zu fahren, wenn sonst kaum jemand unterwegs war. Seine Verbindungsmänner von der Verkehrspolizei konnten da nur zum Vorteil sein.
Josef drehte die Musik etwas lauter, denn der dämliche Smalltalk wollte ihm irgendwie nicht gefallen. So freute er sich, nicht all zu sichtlich, hoffte er, als sie am Strand angekommen waren. Die Parkplatzsuche erwies sich als nicht all zu schwierig, was bedeutete, dass viele Touristen schon nicht mehr hier waren und so brauchten sie nicht viele Gehminuten, bis sie ihre Füße im Sand vergraben konnten.

Josef beobachtete Sandrine und lächelte wohlwollend. Ja, er konnte sich genau vorstellen, wie die junge Frau ihre Zeit am Meer verbrachte, vor allem dann, wenn sie ihren Kopf frei bekommen wollte. Josef hätte nur zu gerne mehr über ihre Gedanken erfahren. Er hätte so gerne gewusst, was die Fotografin bewegte, wenn sie hier am Meer spazieren ging und ob es oft traurige Anlässe waren. Sofort meldete sich sein Beschützerinstinkt. Hoffentlich kam sie nicht nur hier her wenn sie Kummer plagte.
Doch bevor er ihr irgendeine Frage stellen konnte, der ihn näher in ihre Gefühlswelt brachte, ergriff Sandrine die Initiative und stellte eine Frage. Verwirrt schaute er sie an und ließ dann den Blick über das Meer streifen, um über die Frage nachzudenken.

"Es ist beides nicht wirklich meine erste Entscheidung." gab Josef nachdenklich nach. "Viele Vorzüge beider Orte habe ich schon lange nicht mehr genossen." erklärte er weiter. "Doch gan aus der Sicht eines Vampirs ist das Meer bei Nacht imposanter als die Berge."
Josef schaute sich kurz um, es waren einige Menschen unterwegs, aber keinen schien ihre Unterhaltung nur im geringsten zu interessieren. Schließlich blickte er wieder zu Sandrine, die mit ihrer Fotoausrüstung ihm gegenüber stand. "So, nun zeig mal, wie du so arbeitest," forderte er sie auf. "aber such dir besser interessantere Motive aus. Mich will auf deinen Fotos niemand sehen." ein verspieltes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er es sich auf einer Düne gemütlich machte und sie auffordert anschaute.
 
Sandrine

Während der Autofahrt gab Sandrine sich Mühe, ihm zuzuhören. Er erzählte irgendetwas von den heutigen Wagen und dass diese viel besser waren als die ersten. Sie gab sich Mühe ihm zu folgen, nickte und lächelte zwischendurch.
Dabei verließ sie allerdings der Mut. Sie hatte vorgeschlagen zum Strand zu fahren. Zum Strand?! Was hatte sie sich denn dabei gedacht? War es nicht der Plan gewesen sich besser kennenzulernen und das, wenn sie unter Leuten waren? Bei diesem Wetter zum Strand zu fahren war wohl nicht wirklich das, was damit gemeint war. Aber sie konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen.
Wir schon schief gehen. “, dachte sie und war dankbar, dass Josef die Musik etwas lauter drehte.

Diese Sache mit dem Smalltalk schien wohl irgendwie nur bis zu einem gewissen Grad zu funktionieren. Wann war das so schwer geworden? Das war ja nicht ihr erstes Date, wenn man das hier überhaupt so nennen konnte. Aber sie wollte, dass das hier funktionierte. Zumindest war es den Versuch wert. Denn so sehr sie sich in den letzten Tagen versucht hatte einzureden, dass ihr die Arbeit über die letzten Wochen hinweg helfen würde… dem war nicht so. Also war es diesen Versuch wert.

Sie schloss lächelnd die Augen, als die den Sand zwischen ihren Zehen spürte. Sie mochte das Meer. Die Stille half ihr beim Nachdenken und ganz abgesehen davon, hatte sie hier einige ihrer besten Fotos gemacht. Sie hörte ihm zu, während er von dem Meer und den Bergen sprach. Und seine Antwort wunderte sie nicht. Das Meer hatte tatsächlich etwas Imposantes an sich. Vor allem bei Nacht.
Gerade als sie wieder etwas sagen sollte, deutete Josef auf ihre Ausrüstung und forderte sie auf sich an die Arbeit zu machen, wobei er sich natürlich nicht verkneifen konnte zu erwähnen, dass Bilder von ihm dabei tabu waren.

Sie kniff die Augen zusammen, „ Auf keinem? Sehr schade. Dabei machen Sie einen sehr fotogenen Eindruck auf mich, Mr. Kostan. Das wären sicherlich tolle Bilder. “, sagte sie grinsend in seine Richtung, wobei sie darauf bedacht war ihm nicht zu lange in die Augen zu schauen. Nur allzu sehr waren ihr die Erinnerungen der letzten Tage noch präsent. Er wollte wissen, wie sie arbeitete? Dann sollte er nun zu sehen bekommen. Die Frage was er tun würde, wenn sie es doch tat, verkniff sie sich.
Reiß dich zusammen, Sandrine. “, ermahnte sie sich selbst und beschloss seinem Drängen nachzukommen.

Sie holte ihre Kamera aus der Tasche und setzte das passende Objektiv auf, während Josef sich auf einer Düne niederließ. Sie sah sich um. Trotz des Wetters waren doch mehr Menschen unterwegs, als sie dachte. Es schien die Menschen nicht abzuschrecken, was umso besser für sie war. Sie entdeckte ein älteres Ehepaar, das mit dem Rücken zu ihnen, Hand in Hand in Richtung des Wassers lief und Sandrine begann zu fotografieren. Schon nach den ersten paar Fotos war die junge Frau völlig in ihrem Element. Sie machte Fotos, wechselte zwischendurch immer wieder das Objektiv. Er erwischte einzelne Spaziergänger, eine kleine Familie, die mit ihrem Jungen fangen spielte und lachte, ebenso wie von Möwen und der See. Sie ging näher zu Wasser, in die Hocke oder legte sich sogar ein Mal in den Sand, ohne dabei auf ihre Kleider zu achten. Ihr war es wichtig verschiedene Perspektiven einzufangen.

Während dieser ganzen Zeit war ihr Josefs Nähe nur allzu bewusst. Sie spürte seine Blicke auf ihr, was ihren Puls beschleunigen ließ. Dennoch brachte sie es nicht aus der Ruhe und es gelang ihr, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
Der Wind hatte inzwischen zugenommen und Sandrine hatte sich ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Mit der Kamera in der Hand drehte sie sich um und sah Josef an. Wie gern hätte sie einfach drauf los fotografiert. Zum einen um ein Foto von ihm zu haben. Etwas, dass sie sich anschauen konnte, wann sie wollte. Und zum anderen, weil sie glaubte, dass ein solches Bild ihre Mappe perfekt ergänzen würde. Er hatte einfach etwas an sich, das man sich genauer anschauen musste und einen fesselte. Egal ob auf einem Bild oder wenn er direkt vor einem stand.
„ Und, was sagst du? Hab ich dich überzeugt? “, fragte sie ihn und grinste.
 
Josef

Der Vampir konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal einfach nur am Strand saß. Das ganze widersprach auch irgendwie komplett seinem Lifestyle. Josef Kostan, einer der höchsten Tiere in LA, mit ausgestreckten Beinen nichtstuend am Stand. Es gab doch so viel zu tun. Eigentlich musste er am Telefon hängen, Menschen anschreien, Befehle geben oder sonst irgendetwas arbeiten. Aber er saß hier, am Strand und beobachtete eine Frau; eine menschliche Frau, die nicht zu seinen Freshies gehörte. Alles stand in sehr großem Widerspruch zu seinem Weltbild, welches er noch vor wenigen Monaten über alles stellte.
Doch langsam bröckelte dieses Bild. Es bekam große Risse und begann in Scherben zu fallen. Dies alles nur wegen dieser Frau, dieser Fotografin, die völlig unbeschwert vor ihm über den Sand lief und wild fremde Menschen fotografierte.

Josef schüttelte diese Gedanken ab und beobachtete Sandrine interessiert. Sie schien wie in einer anderen Welt, in dem Moment in dem sie die Kamera vor den Augen hatte. Sie vergaß alles um sich herum, außer die interessanten Motive und legte sich für ihre Bilder sogar in den Sand. Er musste schmunzeln, als er ein paar junge Frauen beobachtete, die sich fragten, wieso Sandrine mit einem solchen Outfit mitten im Sand lag.
Den Vampir interessierte es nicht, er sah die Leidenschaft in Sandrines Blick, die Freude über jedes neue Motiv und die Zufriedenheit, als sie die geschossenen Bilder nochmals überprüfte.

Plötzlich stand sie vor ihm und grinste breit. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen und schaute sie einen moment leicht verwirrt an. Erst nach einem Moment konnte er ihre Worte richtig zuordnen und nickte wohlwollend. "Nun ja, es scheint mit als nehmen sie ihre Arbeit sehr ernst, ich denke wir können über eine zukünftige Zusammenarbeit genauer verhandeln."
Er bemühte sich ernst zu bleiben und stieß sich mit Leichtigkeit vom Sand ab, um sich neben sie zu stellen. "Entwickelst du deine Fotos selbst?"
Gleich ärgerte er sich über diese Frage. Nein, er würde sicherlich nicht mit ihre Fotos entwickeln gehen. Egal, ob sie diese selbst entwickelte. Es war eine Dunkelkammer, keiner war dort nur sie und er. Schon bei dem Gedanken stellten sich die Haare an seinen Armen und das alt bekannte Verlangen stieg in ihm auf.

Innerlich fluchend drehte er sich von der jungen Frau weg, sein Blick schweifte über das Meer. In der Ferne sah man ein paar Segelboote und durch die Wolken die strahlen der untergehenden Sonne. Es war kein besonders schöner Anblick, er hätte es sicherlich nicht auf eine Postkarte geschafft, aber er spiegelte so sehr sein Inneres wieder. Dunkele Wolken durchdrungen von ein paar kleinen Lichtblicken.
"Ich bin keine einfache Persönlichkeit." meinte er schließlich völlig zusammenhangslos. "Wieso tust du dir das an Sandrine?"
Sie wollten nicht mehr darüber reden. Aber es ließ ihn nicht los. Er musste sie doch irgendwie davon überzeugen können, dass ihr Leben ohne ihn besser war.
 
Sandrine

Sie legte ihren Kopf schief und kniff die Augen zusammen, „ Tatsächlich? Hmm, an dieser Zusammenarbeit wäre ich durchaus interessiert. Und ich bin davon überzeugt, dass darauf wirklich gute Fotos entstehen könnten. “, sagte sie und grinste dabei leicht. Okay, sie musste damit aufhören. Wenn sie ihn zu sehr bedrängte, würde daraus sicherlich nichts werden.
Sie beobachtete interessiert, wie er aufstand und auf sie zukam, um sich letztlich neben sie zu stellen. Seine Blicke auf ihr zu spüren war eine Sache, aber direkt neben ihm zu stehen eine andere. Sie bemühte sich wirklich so normal wie möglich mit ihm umzugehen, aber dafür war zwischen ihnen einfach zu viel passiert, um von jetzt auf gleich sofort umschalten zu können. Sie versuchte ihre Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen. Er hatte sie etwas gefragt. Das war gut. Das lenkte sie ab.

„ Äh ja, entweder entwickel ich sie bei uns im Apartment, das ist allerdings die spartanische Variante. Das habe ich früher häufiger gemacht. Inzwischen nehme ich sie mit zu Buzzwire und entwickel sie dort. “, erklärte sie während sie versuchte ihn anzusehen. Irgendwas in seinem Blick schien sie zu irritieren. Wieder einmal würde sie alles geben, um seine Gedanken lesen zu können.

Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, wurde sie in seine Gedanken eingeweiht. Sie beobachtete ihn wie er sich von ihr entfernte und aufs Meer schaute. Sie folgte ihm nicht, blieb stehen aber drehte sich in seine Richtung. Er stand mit dem Rücken zu ihr.
Ich bin keine einfache Persönlichkeit. “, hörte sie ihn sagen, „ Wieso tust du dir das an Sandrine?
So viel dann also zu dem Thema „bei null starten“ und sich kennenlernen. Leise stieß sie einen Seufzer aus und schloss die Augen. Wie oft hatte sie sich diese Frage gestellt. Gerade in den letzten Tagen. Wenn sie eine Antwort darauf hätte wäre es sicherlich einfacher.

„ Ich weiß es nicht. “, gab sie dann schließlich leise zu, „ Ich habe in den letzten Tagen viel darüber nachgedacht und ich wünschte ich hätte eine Antwort darauf. Oder dass es mir egal wäre, wo du gerade bist, was du gerade machst, ob du an mich denkst. Das würde vieles einfacher machen, nicht wahr? “
Sie zog die Schutzkappe aus ihrer Jackentasche und befestigte sie auf dem Objektiv, ehe sie die Kamera in die Tasche packte. Wollten sie diese Unterhaltung jetzt wirklich führen? Anscheinend kamen sie nicht drum herum, denn jedes Mal kehrten sie wieder zu diesem Punkt zurück. Josef verstand einfach nicht, dass sie wusste, worauf sie sich einließ. Oder zumindest wusste sie mehr, als er dachte. Doch davon konnte sie ihm nichts sagen.

Langsam trat sie neben ihn, darauf bedacht etwas Abstand zu halten. Auch ihr Blick fiel auf das Meer. Doch irgendwie schien seine beruhigende Wirkung heute nicht bei ihr anzukommen.
„ Es ist egal was ich sage, oder? “, fragte sie leise, „ Wir kommen immer wieder an diesen Punkt. Du denkst du müsstest mich beschützen. Glaubst es sei gefährlicher für mich wenn ich in deiner Nähe bin. Nur ist mir durchaus bewusst, dass wir in keiner heilen Welt leben. Das habe ich schon mehr als ein Mal am eigenen Leib erfahren dürfen. “
Sie war erstaunt über sich selbst, wie ruhig ihre Stimme klang. Auch wenn es in ihrem Inneren ganz anders aussah und das dem Vampir wahrscheinlich auch nicht verborgen blieb.
„ Ich verstehe dich sogar. Du willst mich nicht in irgendwas reinziehen und du machst dir Sorgen. Das ist auch okay und ich weiß das zu schätzen. Ich habe keine Ahnung, wieso ich mich immer wieder darauf einlasse und ich immer wieder dabei ertappe, wie ich dich regelrecht dazu überrede, in deiner Nähe zu sein. Wir haben keine Ahnung wohin das hier führt, geschweigedenn ob es überhaupt eine Zukunft hat, aber ... aus irgendeinem verdammten Grund stehen wir immer wieder hier. Du hast mich verzaubert. “, sagte sie hinzu und ein bitteres Lächeln tritt auf ihr Gesicht.

„ Ich weiß, dass es gefährlich ist. Vielleicht bin ich ja auch Masochistin, keine Ahnung. “, sagte sie leicht grinsend und zuckte mit den Schultern, „ Aber bist du wirklich nur besorgt darum, dass meine Nähe zu dir für mich gefährlich ist? Oder ist es nicht vielmehr auch die Sorge um dich, den großen Vampir Josef Kostan, für den es gefährlich wird, wenn ich dir so nahe bin und du Gefühle zulässt, die du eigentlich nicht haben solltest. “

Das alles zu sagen kostete sie viel Mut und vielleicht würde es das letzte Mal sein, dass sie ihn sah. Sie hatte keine Ahnung. Aber all diese Gedanken mussten aus ihrem Kopf. Sie musste einfach wieder in der Lage sein, ein einigermaßen normales Leben zu führen. So wie es jetzt war, konnte es nicht weitergehen. Und auch wenn sie sich wünschte, dass es mit Josef weiterging, war sie sich momentan nichts mehr sicher.
 
Josef

"Sie verstehen mich falsch" scherzte Josef mit ernster Miene weiter. "Von mir werden sie sicherlich keine Fotos schießen, ich dachte eher an gewisse Aufträge, welche Sie erfüllen können." Die letzten Worte umspielte ein Lächeln, doch irgendwie war auch Wahrheit hinter den Worten.
Josef wollte auf diesen Fotos nicht zu sehen sein, es zeiget seine schwache Seite, seine Menschlichkeit, welche er um jeden Preis zu verbergen versuchte. Weiterhin sehnte er sich nach einer solchen Zusammenarbeit mit Sandrine. Wieso konnte es nicht so sein? Kühl, distanziert, auf ihre Arbeit konzentriert. Es würden sich so viele Probleme vermeiden lassen.

Josef nickte nur, als sie ihm erklärte wo sie die Fotos entwickelte. Klar, Buzzwire, die hatten sicherlich mehr Equipment, als die junge Fotografin zu Hause. Gerne hätte er sie weiter nach ihrer Arbeit gefragt, doch die Worte die aus seinem Mund kamen waren andere. Hätte er sie nicht selbst gehört, hätte er nicht geglaubt, dass er sie wirklich aussprach.

Josef sah Sandrine nicht an, doch er hörte ihr zu. Jedes Wort verwunderte ihn. Er bewunderte ihre Ehrlichkeit und noch mehr bewunderte er die Präzision mit welcher sie die Situation auf den Kopf traf. Er wollte ihr schon widersprechen, ihr sagen, dass es nicht nur darum ginge sie zu beschützen, doch er ließ sie weiter sprechen, fand den Mut für seine Worte nicht.
"Es war nie meine Absicht dich zu verzaubern, es ist eher ein Fluch. Du solltest von mir davon laufen, stattdessen fühlst du dich zu mir hingezogen. Das ist falsch."

Er sprach nur die Hälfte von dem was er dachte. Als Sandrine weiter sprach zwang er sich in ihre Augen zu sehen. Sie traf, wie schon so oft den Nagel auf den Kopf, doch Josef wollte es nicht hören. Doch er war es Sandrine schuldig einmal ehrlich zu sein.
"Eigentlich ist es sehr einfach, oder?" er sprach energisch, fast verärgert. "Du bist nicht gut für mich und ich bin nicht gut für dich." Nun konnte er dem Blick der jungen Frau nicht mehr stand halten. "Hör zu Sandrine, ich bin einer der mächtigsten Vampire, ich habe einen Ruf, man fürchtet mich und fast keiner kennt meine Schwächen. Du bist für mich eine sehr große Schwäche und ich hätte dich nie dazu werden lassen dürfen."

Josef kickte einen Stein weg und lief ein paar Schritte, bevor er sich wieder Sandrine zuwandte. "Und genau das bringt auch dich in Gefahr. Nicht nur ich kann dich töten, auch alle meine Feinde, und glaube mir, es sind nicht wenige, werden es auf dich abgesehen haben, sobald sie etwas über meine Verbindung zu dir erfahren."
Er schluckte "Wärst du doch nur ein einfacher Freshie, ich müsste mir über dich keine Gedanken machen." Die Worte kamen harsch und unüberlegt, aber vielleicht musste es Sandrine einfach mal hören. Ja, er war von ihr angezogen, jede seiner Zellen verzehrte sich nach ihr, aber es gab auch diese anderen Stimmen und diese sollte sie auch erfahren.
 
Sandrine

„ Es war nie meine Absicht dich zu verzaubern. “ Sie schloss die Augen und wünschte sich, sie wären wieder in ihrem Apartment in ihrem Bett. Wie konnte sich das alles so schlagartig ändern? Wobei … hatte es das? Es war doch von Anfang völlig verzwickt gewesen.
„ War das jetzt die höfliche Art mir zu sagen, dass ich verrückt bin? “, fragte sie und grinste, wobei sie traurig den Kopf schüttelte, „ Ich weiß, dass das nicht normal ist, Josef. Und glaub mir, ich wünschte mein Leben wäre einfach. Aber das ist es nun mal nicht.“ Sie wünschte diese Umgebung hätte auch heute die gleiche Wirkung auf sie, wie sonst. Was sollte sie nur tun? Hatten sie nicht eben noch beschlossen sich besser kennenzulernen? Wie naiv war sie gewesen, dass das wirklich funktionieren könnte.

Bei seinen energischen Worten zuckte sie zusammen, „ Ja, im Grunde scheint es sehr einfach zu sein. “, sagte sie, während sie merkte, dass auch sie sich ärgerte, „ Nur dann frage ich mich, wieso zum Teufel wir hier immer wieder stehen! “
Er sprach davon ein mächtiger Vampir zu sein und dass sie eine Schwäche für ihn war. Im ersten Augenblick war sie verletzt. Aber dann glaubte sie seine Worte zu verstehen. Josef war niemand, der offen über seine Gefühle sprach. Vielleicht lag es am Schlafmangel der letzten Tage, aber sie glaubte daraus zu hören, dass er etwas für sie empfand … oder sie ihm zumindest wichtig war.

Da war irgendetwas zwischen ihnen, auch wenn sie nicht sagen konnte, was es war. Sie wollte ihn nicht in Gefahr bringen und sich selbst ebenso wenig. War sie wirklich so egoistisch gewesen? Verstand sie wirklich nicht, welche Ausmaße das alles annehmen könnte?
Er sprach immer wieder davon, welche Gefahren es für sie darstellte. Sie wünschte sich er könnte sich mehr darauf einlassen, einfach das aussprechen, was er fühlte. Doch was verlangte sie? Er war ein Vampir, über 400 Jahre alt.

„ Es ist völlig egal, was ich sage, oder? “, fragte sie leise, „ Es ist egal, wie oft ich dir sage, dass ich erwachsen und durchaus in der Lage bin eigene Entscheidungen zu treffen. Dass ich dir sage, dass ich einfach weiß, dass du mich nicht töten wirst. “
Endlich schaffte sie es ihn wieder anzusehen, „ Und weißt du was das Schlimmste ist? Ich wünschte ich könnte dir das übel nehmen. Stocksauer auf dich sein und dich vergessen. Aber stattdessen bewirkt das genau das Gegenteil. Ich weiß deine Sorge sogar zu schätzen. Und es tut mir leid, dass ich deine Welt so durcheinander bringe. Ich will niemanden in Gefahr bringen. “, sagte sie und dachte zum ersten Mal daran, wie es sein würde, wenn Josefs Feinde es wirklich auf sie abgesehen hätten. Dabei dachte sie weniger an die Gefahren für sich, sondern eher an die für Josef … und Chloe.

Seine letzten Worte schmerzten sie und gleichzeitig musste sie unwillkürlich lächeln. Wäre sie ihm egal, würden sie nicht immer wieder die Unterhaltung führen. Wieso wurde ihr das erst jetzt bewusst? Nichtsdestotrotz änderte es rein gar nichts an der schwierigen Situation in der sie sich befanden.
Langsam ging sie ein paar Schritte auf ihn zu, hielt aber dennoch Abstand und sah ihn an, „ Ich weiß nicht, was ich tun soll, Josef. Du hast mich gefragt, warum ich mir das antue. Ich habe keine Ahnung. “, gab sie ehrlich zu, „ Ich habe keine Ahnung, wieso ich uns das beiden antue. “
Sie zog ihre Jacke enger um sich und genoss für einen kurzen Augenblick die Stille. Wieder sehnte sie sich in ihre Wohnung vor einigen Tagen zurück oder auf das Dach in Josefs Arme. Doch egal wie sehr sie versuchte diese Probleme zu verdrängen, war ihr nur allzu sehr bewusst, dass diese nicht verschwinden würden. Wenn ihr ihre Vergangenheit eines gezeigt hatte, dann das.

„ Wärst du doch nur der gefühlskalte, stinkreiche und arrogante Vampir, den du den meisten Leuten gegenüber raushängen lässt. “, konterte sie, aber hob sofort die Hände, „ Und bevor du es jetzt mit dieser Masche versuchst … lass es bitte. “, sagte sie.
„ Ich weiß, dass du Jahrhunderte lange Erfahrung hast und problemlos umswitchen kannst. Aber dafür waren die letzten Tage wirklich zu anstrengend. “

War es das jetzt? Hatte sie aufgegeben? Sie wusste nicht, was sie ihm noch sagen sollte, denn egal was sie sagte, er hatte auf jedes Argument ein Gegenargument von dem er so überzeugt war, dass Sandrine keine Chance hatte ihn umzustimmen. Musste sie sich jetzt wirklich mit dem Gedanken anfreunden, dass sie Josef nicht mehr sehen würde? Eben noch war sie sauer gewesen, inzwischen war sie einfach nur müde. Sie wollte nicht, dass es vorbei war, wollte ihn vom Gegenteil überzeugen, aber welchen Sinn hatte das.
„ Ich wünschte ich könnte dich davon überzeugen, dass das hier … vielleicht nicht normal, aber deswegen nicht schlecht oder falsch sein muss. “, flüsterte sie, „ Aber diesen Kampf werde ich zwangsläufig immer verlieren, oder? “, fragte sie und lächelte traurig. Sie spürte den Kloß in ihrem Hals.
 
Josef

"Ich sage nicht, dass du verrückt bist." beteuerte Sandrine und unterdrückte den Impuls ihre Hand zu halten und sie zu zwingen in seine Augen zu sehen. "Ich sage nur, dass diese Situation nicht richtig ist. Würde ich sagen du bist verrückt, dann müsste ich auch mich als verrückt erklären."
Der Vampir strich sich seufzend durch die Haare. Er hatte das Gefühl die beiden drehten sich in einer Spirale. Sandrine wollte, oder konnte ihn nicht verstehen und jeder Versuch irgendetwas richtig zu machen endete darin, dass sie wieder um die gleichen Themen diskutierten.
"Beziehe das bitte nicht auf sich, ich bin der komplizierte von uns beiden und ich glaube einfach du hast besseres verdient."

Er hatte Sandrine getroffen, er merkte, dass sie es genauso leid war, wie auch er. Doch irgendwie hielt er es auch für gut, dass sie endlich genervt von ihm schien. Sie merkte die Probleme, die man mit ihm hatte und vielleicht wollte sie jetzt gar nicht mehr mit ihm zusammen sein. Ja, das wäre der beste Weg, wenn Sandrine entscheiden würde, sich von ihm zu verabschieden. Es würde ihn verletzen, aber er käme schon damit klar. Womit er nicht klar käme, wäre Sandrine verletzt zurück zu lassen.
"Ja, vielleicht hast du Recht." meinte er schließlich. "Vielleicht ist es mir egal was du sagst. Du kannst noch so oft beteuern, dass du weißt worauf du dich einlässt. Sandrine glaube mir, du weißt es nicht." Dieses Mal nahm er sie an der Schulter und zog sie so, dass sie ihm unwillkürlich in die Augen schauen musste. "Es geht nicht darum, dass vielleicht ich dich töte." der Vampir ließ Sandrine wieder los, doch sah sie immer noch durchdringend an. "Jeder der etwas gegen mich hat, wird versuchen dich zu töten. Vielleicht nicht nur töten, vielleicht auch entführen, foltern, oder sonst irgendetwas nur um es mir heimzuzahlen." Josef schloss die Augen und wandte sich von der jungen Frau ab. Schon der Gedanke daran, machte ihn wütend.

Als Sandrine ihm sagte, dass sie nicht sauer auf ihn sein konnte seufzte er ein weiteres Mal. Genau das hatte er befürchtet. Ich weiß nicht wieso ich uns das beiden antue, dröhnte in seinen Ohren und langsam wurde er wütend. War das wirklich Sandrine Bild von der Situation? Dass sie Schuld an allem war?
"Sandrine hör auf damit." Josefs Stimme klang ernst, aber er bemühte sich nicht ausfallend zu werden. "Kannst du bitte damit aufhören dir die Schuld für alles zu geben? Die Situation ist furchtbar und keiner von uns beiden weiß, wieso wir immer wieder an diesen Punkt kommen, aber bitte lass das Selbstmitleid, ich kann es nicht mehr hören. Ich habe zwar gefragt, wieso du dir das antust, aber auch ich tue es mir an. Ich könnte dich vergessen, ich habe genügend andere Optionen offen und ich habe noch keine Frau gebraucht. Du bist nicht daran Schuld, dass ich deine Nähe suche und du bist nicht daran Schuld, dass ich alles tun möchte, um dich glücklich zu sehen. Ich könnte mich anders entscheiden, aber ich mache es nicht. Also bitte, kannst du nicht einfach zugeben, dass ich genauso wie du dieses ewige hin und her verschuldet haben?"

Es würde ihm leichter fallen, wenn Sandrine ihn beschuldigte, wenn sie ihm Vorwürfe machen würde, doch wusste er sicherlich auch, dass dies egoistisch war und er mit seinem Vortrag Sandrine auch unrecht tat und auch wenn Sandrine ihn bat, dass er den gefühlskalten Vampir nun nicht raushängen lassen soll, konnte er nicht anders und die Worte sprachen sich fast von selbst.
Zweifelnd sah er die junge wunderschöne Frau an und schüttelte den Kopf. "Dies hier ist nicht nur nicht normal, es ist gefährlich, auf so viele Arten." Josef setzte sich in den Sand, er hatte keine Lust mehr diese Diskussion weiter zu führen. "Früher oder später werde ich dich verletzen, oder du wegen mir verletzt werden. Ist es nicht besser jetzt den Schlussstrich zu ziehen, wo die Verletzungen noch nicht so groß sind?"
 
Mick

Der Kellner kam mit dem Glas Rotwein und dem dem alkoholfreien Cocktail an ihren Tisch und stellte die Getränke vor ihnen ab. Als er die Pizzaschachtel sah, erkundigte er sich, ob Sam einen Teller benötigte, doch als diese verneinte, zog er mit einem höflichen Lächeln wieder ab. Mick hatte in der Zwischenzeit die alte Dame mit den argwöhnischen Blicken beobachtet und verfolgte sie nun auch mit den Augen, wie sie die Lobby verließ. Das hier war eindeutig die gehobenere Klasse und während Josef sich hier vermutlich sehr wohl fühlen würde, hatte er für den ganzen Schnickschnack und Luxus nicht viel übrig.

Mick nahm das bauchige Rotweinglas in die Hand und roch an dem blutroten Getränk, während er an den intensiven kraftvollen Geschmack dachte, den er als Vampir nicht mehr in der Form genießen konnte, wie er ihn als Mensch genossen hatte. Er blickte auf, als sie erklärte dass sie nur ungern recht hat. Bei dieser Bemerkung huschte ein Lächeln über seine Lippen, dann nahm er einen Schluck und stellte das Glas wieder hin. "Erwähnt noch nicht, aber es ist offensichtlich, dass Sie daran gewohnt sind, Recht zu behalten" grinste er sie frech an.

Als sie seinen Namen wiederholte und kurz darüber sinnierte, fragte er sich, über was sie wohl nachdachte, doch noch ehe seine Mimik verraten konnte, dass ihm ihre kurze Abwesenheit aufgefallen ist, nannte sie ihm auch schon ihren Namen. Er dachte daran, was ihm ihr Vater geraten hatte, sie niemals Samantha zu nennen, wenn er sie nicht wütend machen wollte. Er war versucht, sie Samantha zu nennen, beließ es dann aber dabei. "Freut mich Sie kennen zu lernen, Sam" erwiderte er stattdessen. Natürlich war ihm aufgefallen, dass sie ihm nicht ihren Nachnamen nannte, aber das war ihm auch nicht so wichtig. Von dem abgesehen, lenkte sie seine Aufmerksamkeit erneut auf den Fernseher, in denen gerade die aktuellen Nachrichten zu sehen waren.

Als er begriff um was es ging, verspannte sich Mick und er setzte sich gerade auf. Das war Vince Club. Seit wann gab es solche Vorfälle in Vince Club? Er hatte von Black Crystal schon gehört, gekümmert hats ihn aber noch nicht und doch war diesmal etwas eigenartiges daran. Lag es daran dass einer aus seinem Bekanntenkreis darin involviert war? Ohne nachzudenken zog er sein Handy aus der Manteltasche und sah entschuldigend zu Sam.

"Bitte entschuldigen Sie mich kurz" sagte er zu ihr während er aufstand und warf erneut einen Blick auf den Fernseher. Auch ihm fiel der Mann im Hintergrund auf, doch viel Beachtung schenkte er ihm nicht. Erst als Sam die Sprache auf ihn brachte, sah er noch einmal hin, doch da war der Mann schon im Dunkeln verschwunden. "Ich bin gleich wieder da." mit diesen Worten ging Mick in den Eingangsbereich und entsperrte sein Handy, als er auf das Display sah spürte er erneut ein Kribbeln in seinem Nacken. Josef hatte ihn mehrmals angerufen und ihm sogar auf die Mailbox geredet.

Wenige Minuten später stand er wieder vor Sam's Tisch. "Es hat mich sehr gefreut, Sie kennen zu lernen, aber ich muß jetzt leider weg" erklärte er ihr und lächelte sie an. Um Sam mußte er sich später kümmern, jetzt brauchte ihn Josef und er hatte ihn schon viel zu lange warten lassen. "Ich hoffe, unsere Wege werden sich wieder kreuzen", Mick schob erneut seine Hand in die Manteltasche und holte eine Visitenkarte heraus. "Rufen Sie mich an, wenn Sie mal einen Privatdetektiv brauchen, der Ihnen ihre Geldtasche wieder finden soll" grinste er sie an und mit diesen Worten und einem guten Gefühl, dass sie zumindest seine Nummer hatte, wenn sie ihn brauchen sollte, verabschiedete er sich und verließ das Gebäude.

Mick nahm sein Telefon erneut in die Hand und wählte Josefs Nummer, während er unter dem Vordach des Hotels wartete bis der Parkservice seinen Mercedes holte, lauschte er dem monotonen Freizeichen und hoffte, Josef oder Vince würden nicht in Schwierigkeiten stecken.


weiß noch jemand, wie Vince Club hieß?
 
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Sandrine

Unwillkürlich trat kurz ein kleines Schmunzeln auf ihr Gesicht, als Josef meinte, dass er von ihnen der komplizierte war. Da war sie sich nicht so sicher. Dass sie immer wieder in dieser Miesere steckten, war nicht nur seine Schuld. Verrückt traf vielleicht auf sie beide zu. Hätte man ihr vor wenigen Monaten gesagt, dass sie so sehr darum kämpfen würde, in der Nähe eines Vampirs sein zu dürfen, hätte sie denjenigen wohl ausgelacht. Sie und Vampire … Niemals hätte sie sich das träumen lassen. Und doch war es geschehen und nun wusste sie einfach nicht, was sie gegen diesen Drang und ihre Gefühle tun sollte. Sie drehten sich im Kreis, immer und immer wieder. Er war davon überzeugt, dass sie Besseres verdient hatte. Sie schätzte seine Sorge um sie und gleichzeitig machte es sie wahnsinnig. Und selbst wenn dem so war und er vielleicht Recht hatte, war sie momentan einfach nicht in der Lage sich dazu einzugestehen. In seiner Nähe fühlte sie wohl, geborgen und lebendig. Sie konnte die Gefahr, die mit all dem einherging, ziemlich gut ausblenden. Und genau da lag wohl das Problem.

Sie hielt den Atem an, als er sie bei den Schultern packte und zwang anzusehen. Genau das hatte sie die ganze Zeit über ziemlich vermieden und sie wusste, dass es Josef genau so ging.
Seine Worte kamen bei ihr an, wahrscheinlich mehr als er glaubte. Sie dachte unwillkürlich an den Überfall auf ihr Dorf, die Schreie der Menschen. Oh, sie wusste wozu Vampire in der Lage waren. Sie selbst hatte zwar großes Glück gehabt, aber sie hörte noch immer die Schreie. Der Gedanke daran, ebenfalls Zielscheibe für Josefs Feinde zu sein, verunsicherte sie.
„ Ich weiß das … “, begann sie leise und gerade als sie weiter sprechen wollte, fuhr er fort. Dabei ließ er aber wieder von ihr ab. Vielleicht war das auch besser so. Mehr als ein Mal hatte sie mit dem Gedanken gespielt in ihre Vergangenheit einzuweihen. Aber ob das wirklich dem gerecht wurde, was ihr als Josefs was … Freundin? blühen könnte, wusste sie nicht. In Wahrheit hatte sie doch keine Ahnung wie ein solches Leben aussah…

Seine Worte rissen sie aus ihren Gedanken. Seine Worte verletzten und verwunderten sie gleichermaßen. Ihr war mehr als klar, dass er tausend andere Optionen hatte und sich keinesfalls mit ihr abgeben musste. Und gleichzeitig sagte er ihr, dass er sich mit abgeben wollte. Umso mehr mussten ihre Worte auf ihn gewirkt haben, als mache sie sich für das alles verantwortlich. Klang das wirklich so für ihn? Dass sie sich für alles die Schuld gab? Nun, vielleicht hatte er damit nicht ganz Unrecht. Immerhin würden sie hier nicht stehen, wenn sie ihn immer wieder damit konfrontieren würde. Vor ein paar Tagen wäre er sicherlich nicht über Nacht geblieben oder den Tag davor auf dem Dach nicht zu einem Kuss gekommen. Es war ihr wichtig, dass er wusste, dass sie damit keine Schuld auf sich nahm, auch wenn das vielleicht so geklungen hatte.
Natürlich gehörten zwei dazu. Sandrine war stur, weil sie nicht einsehen wollte, dass ein Leben mit Josef mehr als gefährlich sein konnte. Und Josef war stur, weil er sich eben darauf nicht einlassen konnte.
„ Ich gebe mir nicht die Schuld, Josef. Und das hat auch nichts mit Selbstmitleid zu tun. Ich meine lediglich, dass es ohne meine … Aktionen wahrscheinlich nicht zu irgendwelchen Küssen, geweigedenn gemeinsamen Nächten gekommen wäre. “, sagte sie während sie zu ihm rüber sah, „ Aber du kannst es auch gerne aus meinem Mund hören: Du bist genau so Schuld an diesem hin und her. “

Sie beobachtete ihn dabei, wie er sich in den Sand setzte und musste den Impuls unterdrücken sich neben ihn fallen zu lassen. Stattdessen trat sie neben ihn, blieb aber stehen und sah auf das Wasser.
"Dies hier ist nicht nur nicht normal, es ist gefährlich, auf so viele Arten." hörte sie ihn sagen. Gefährlich, ja. Sie wusste nicht, ob ihn dabei die psychische oder physische Art der Gefahr ihn dabei mehr sorgte.

Wieso konnte sie nicht einfach gehen? Er hatte ihr so oft die Gelegenheit dazu gegeben und wenn sie ehrlich war, verletzte er sie bereits. Durch seine Worte und Reaktionen. Und auch wenn sie sich selbst nicht so kannte und innerlich deshalb verfluchte, konnte sie nicht einfach weggehen und den Schlussstrich ziehen. Aber das hier konnte sie auch nicht, zumindest nicht mehr lange. Dafür waren die letzten Tage und Wochen einfach zu anstrengend gewesen.
„ Dann tu es doch einfach. “, erwiderte sie schließlich leise, „ Zieh doch einfach deinen Schlussstrich und bring es hinter dich. “
Sie wusste, dass es ihm gegenüber nicht fair war, aber ehe sie groß darüber nachdenken konnte, waren die Worte bereits gesprochen.
 
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