Melinda war in letzter Zeit sehr nervös. Sie fühlte deutlich, dass Thomas etwas vor ihr verheimlichte. Vergeblich versuchte sie sich, mit der Erforschung von Raffaels Erben und der zauberhaften Vier abzulenken. Phoebe wollte ihre Tochter gerade darauf ansprechen, als es an der Tür klopfte. „Wer in Gottes Namen klopft denn um diese Zeit?“ fragte Melinda und öffnete die Tür.
Phoebe lüftete gerade Melindas Zimmer, als sie plötzlich einen markerschütternden Schrei vernahm. Sofort stürzte sie zur Tür und sah ihre Tochter, die Thomas stützte. „Warte Melinda! Ich helfe dir!“ Und gemeinsam legten sie Thomas auf das Sofa. Aus seinem Bauch ragte ein Messer heraus und er blutete sehr stark. „Bleib ganz ruhig liegen Thomas! Ich hole Onkel Leo er wird dir helfen!“ Während Phoebe bei Thomas bliebt stürzte Melinda in Pipers und Leos Schlafzimmer und weckte die beiden. „Ich komme!“ sagte Leo, als er von Thomas hörte. Thomas lag unterdessen schweißgebadet auf dem Sofa und hatte hohes Fieber. „Wo bleibt ihr, es geht ziemlich schlecht!“ rief Phoebe. „Wir sind schon da. Das sieht übel aus. Wie ist das passiert?“ fragte Leo. „Ich wollte nur einen Nachtspaziergang machen und da überfiel mich plötzlich ein Dä.. dämlicher Idiot, der mir das Messer in den Bauch gerammt hat!“ stöhnte Thomas. „Gleich geht’s dir besser!“ sagte Leo. „Melinda! Du ziehst jetzt das Messer heraus, wenn ich es sage! Jetzt!“ Melinda zog mit einem Ruck das Messer aus der Wunde und Leo hielt schnell seine Hand darüber. Doch die Wunde wollte sich einfach nicht schließen. „Irina!“ brüllte Melinda und gleich darauf erschien ihre Cousine im Schlafmantel. „Bist du verrückt? Was schreist du denn so? Es ist schon nach Mitternacht!“ herrschte Irina ihre Cousine an, nahm aber alles zurück, als sie den blutenden Thomas sah. „Das werden wir gleich haben!“ Gemeinsam legten Leo und seine Tochter je eine Hand über die Wunde von Thomas, die sich sofort schloss und der Blutstrom stoppte auch. „Gott sei Dank! Es hat funktioniert! Danke!“ Glücklich schloss Melinda ihren Thomas in die Arme. „Sie haben was bei mir gut!“ bedankte sich Thomas, als er das Haus verlassen wollte. „Wer weiß, ob dich nicht noch jemand überfällt! Du bleibst heute hier und schläfst bei mir!“ meinte Melinda und ging mit Thomas in ihr Zimmer.
„Die zwei sind ein hübsches Paar!“ sagte Alex, der ebenfalls aufgewacht war und diese Szene beobachtet hatte. „Jetzt möchte ich aber wissen, warum sich seine Wunde erst unter meiner Mithilfe geschlossen hat!“ Irina blickte ihren Vater nachdenklich an. „Ich fürchte, dass Thomas...!“ Leo kam nicht zu Ende mit seinem Gedanken, denn Irina erwiderte schockiert: „Nein! Nicht Thomas! Das würde Melinda das Herz brechen!“. „Ich dachte schon, ich hätte genug leiden müssen. Jetzt wird Melinda das Gleiche durchmachen!“ seufzte Phoebe. „Wir können ihr es nicht ersparen. Aber ich denke, dass Thomas ihr nicht tun wird! Ich spüre es!“ meinte Alex. „Auf jeden Fall sollten wir jetzt alle zusammenhalten, denn Melinda wird uns alle in der nächsten Zeit sehr brauchen!“ sagte Irina und ging mit Alex wieder ins Bett.
Am nächsten Tag erwachte Melinda als erste, als die Sonnenstrahlen freundlich durchs Zimmer leuchteten. In Erinnerung an den vergangenen Abend dreht sie sich nach Thomas um und küsste ihn liebevoll auf die Wange. „Guten Morgen mein Lieber! Ich hoffe, du hast dich vom Schrecken der vergangenen Nacht gut erholt,“ meinte sie. „Die Verletzung ist verheilt doch der Schreck sitzt mir immer noch in den Knochen!“ sagte Thomas. „Wir müssen nur fest zusammenhalten. Dann kann uns niemand etwas anhaben. Nicht einmal die Dämonen,“ meinte Melinda, worauf Thomas sie glücklich in seine Arme nahm und sanft an sich drückte.
Nach dem Frühstück bedankte sich Thomas bei den anderen und zog wieder davon. „Wir sehen uns heute Abend, mein Liebes!“ Melinda lächelte glücklich, als sie Thomas zum Abschied hinterher winkte.
Thomas begab sich auf dem schnellsten Weg nachhause. Cole ging gerade völlig verstört im Wohnzimmer umher, als sein Sohn eintraf. „Thomas? Wo warst du? Ich habe heute Nacht kaum geschlafen!“ „Tut mir leid Vater! Aber ich wurde auf meinem Nachtspaziergang von Kopfgeldjägern überfallen und schwer verwundet. Ich konnte mich gerade noch zu Melinda und den anderen retten. Leo und seine Tochter Irina haben mich geheilt. Weil es schon nach Mitternacht war, bin ich gleich bei ihnen geblieben. Und heute bist du der erst, den ich besuche, um dir die Angst zu nehmen!“ „Gott sei Dank, dass es dir gut geht. Aber die Kopfgeldjäger machen mir Sorgen. Seit wir uns weigern, dem Reich des Bösen zu dienen, sind sie wieder hinter uns her. Ich habe deiner Mutter auf dem Sterbebett versprochen, mich um dich zu kümmern. Ich möchte nicht, dass du die Liebe zu dieser Hexe mit dem Leben bezahlst, mein Sohn!“ „Diese Hexe? Pass auf, was du sagst, du sprichst von Melinda!“ sagte Thomas hart. „Schon gut! Ahnt sie oder die anderen Halliwells etwas?“ „Ich weiß es nicht, aber ich glaube Leo schon!“ „Logisch als Wächter des Lichts kann jeden Dämon an seiner Aura erkennen!“ sagte Cole. „Wie dem auch sei Vater. Wir müssen in der nächsten Zeit höllisch aufpassen, um uns und unsere Freunde nicht zu gefährden!“ fügte Thomas hinzu. Aber die Gefährdung sollte schon bald kommen.
Am nächsten Tag waren Cole und sein Sohn gerade auf einem gemütlichen Sonntagnachmittagspaziergang, als schon wieder Kopfgeldjäger auftauchten und sie hetzten. Zur gleichen Zeit war eine andere Bande im Haus der Halliwells und schlugen ihnen einen Deal vor: „Waffenstillstand! Wenn ihr uns helft, Balthasar und Raffael zu vernichten!“ Sogleich waren alle einverstanden und sie zogen unter Führung von Ilron, dem Anführer der Kopfgeldjäger los, obwohl Melinda schwere Bedenken gegen dieses Vorhaben hatte, nicht zuletzt deswegen, weil sie die noch wallende Liebe zu diesem dunklen Krieger im Herzen ihrer Mutter spürte.
Am Kristallsee angekommen, trennten sich die Kopfgeldjäger und die Halliwells in 2 Gruppen auf, um nach den beiden Dämonen zu suchen. Plötzlich trat Thomas auf die Gruppe zu. Melinda freute sich, aber Thomas blickte sie besorgt an und warnte sie: „Ihr sollet nicht hier sein. Macht, dass ihr wieder heimkommt!“ Dieser ernste, harte Ton in seiner Stimme verwunderte Melinda sichtlich und sie fragte nach dem Grund. „Diese Kopfgeldjäger haben schon meinen Vater schwer verletzt und haben es auch auf mich abgesehen!“ sagte Thomas. In Melinda keimte eine furchtbarer Verdacht: „Sag jetzt nicht, du bist...“ Doch sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, da schon die Kopfgeldjäger herstürzten.
„Haben wir euch endlich!“ „Ilron!“ sagte Thomas schneidend und verwandelte sich vor aller Augen in Raffael. Melinda hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen, als sie ihren Thomas in Gestalt dieses gefährlichen Dämons sah. Noch bevor die Kopfgeldjäger oder die Halliwells etwas tun konnten, packte Thomas Melinda, hielt ihr ein Messer an die Kehle und verschwand mit ihr.
Melinda und Raffael landeten auf dem Friedhof, auf dem Jahre zuvor auch Phoebe und Cole gelandet waren. „Lass mich bitte los! Mir ist furchtbar schlecht!“ klagte Melinda. „Ich will nur diese Bande loswerden!“ sagte Raffael und ließ Melinda los, die erschöpft ins Gras sank und erstmal tief Luft. „Warum hast du mir das angetan? Warum hast du das solange vor mir verheimlicht?“ Raffael hatte sich inzwischen wieder in Thomas zurückverwandelt und sagte traurig: „Ich wollte dich und die anderen doch nur beschützen. Glaubst allen Ernstes, ich hätte gewollt, dass du und deine Familie damit reingezogen werdet?“ Melinda war furchtbar zornig: „Du hast mein Vertrauen missbraucht Thomas. Ich habe dir vertraut. Ich habe dir erzählt, dass ich eine Nachfahrin von Melinda Warren bin. Du hättest mir deine zweite Identität genauso beichten können!“ Tränen traten in ihre Augen und sie sagte: „Halte dich in Zukunft von mir fern Thomas. Ich will dich nicht mehr sehen!“ In diesem Augenblick entrang sich Thomas einen Klagelaut und er verschwand. Sogleich bereute Melinda ihren Wutausbruch und sie sank weinend ins Gras.
Derweil am See, war es Cole gelungen, seinen Sohn einzuholen. Aber als er ans Ufer kam, musste er feststellen, dass Thomas verschwunden war. Im gleichen Augenblick sah er die Gruppe, die verzweifelt in alle Richtungen blickte. Erst als Cole näher kam, erblickte ihn die Gruppe. „Wo ist mein Sohn? Wo ist?“ Mehr brachte er nicht heraus, da ich seine Schulterverletzung dermaßen schmerzte und schwächte, dass er bewusstlos zu Boden sank. Eine Weile stand die Gruppe unschlüssig da, dann erbarmten sich Leo seiner und wollte ihm helfe, als ihm einfiel, dass er ja die Hilfe eines zweiten Wächter des Lichts benötigte. Irina und Leon weigerten sich energisch. „Der, der uns versucht, umzubringen? Kommt nicht in Frage!“ Leo wusste, wie wahr diese Worte waren, doch er konnte und wollte Cole nicht sterben lassen. Er spürte deutlich, dass Cole sich sehr verändert hatte und erinnerte sich an die alten Zeiten, wo Cole sein bester Freund und Schwager gewesen war. „Katie! Bitte hilf du mir!“ „Was ich? Aber ich kann das doch gar nicht!“ entgegnete Katie. Da platzte es aus ihrem Vater heraus: „Doch du kannst das. Paige, deine Mutter, ist zur Hälfte eine Wächterin des Lichts. Du hast neben dem Hexenblut auch diese Kräfte von ihr geerbt!“ „Daryll!!!“ schrie Paige. „Muss sein Liebes! Vielleicht hängt Melindas Leben davon ab!“ erwiderte Daryll ruhig.
Katie ging darauf zu Cole hielt, zusammen mit ihrem Onkel eine Hand über Coles Wunde, die sich sofort schloss und Cole wieder zu Bewusstsein brachte.
Was werden Phoebe und die anderen von Cole erfahren? Wie wird Melinda damit leben können? Liebt sie Thomas noch und kann sie ihm verzeihen? Ihr erfahrt es in der nächsten Folge. Also dranbleiben!!!