:: Isa hatte erschrocken die Augen aufgerissen, als Jared plötzlich mitten in der Eingangshalle stand. Ihre letzte Begegnung mit dem Vampir war zwar schon länger her, aber trotzdem hatte sie nicht vergessen, wie manipulativ und unheimlich er manchmal sein konnte. Zudem musste sie unweigerlich an Michelles Strafaktion denken, als Isa damals mit Jared geflirtet hatte. Sie musste sich zusammenreißen, um mit ihrer Hand nicht an ihren Hals zu greifen, an die Stelle, an der der Vampir sie damals gebissen hatte. Auch wenn die Wunde mittlerweile so verheilt war, dass man nur noch 2 weiße Punkte sah, wenn man genau hinschaute, so blieb die Erinnerung daran doch lebhaft in ihrem Gedächtnis hängen.
Während das Gespräch seinen Lauf nahm, verwirrte es Isa immer mehr. Schon allein die doch leicht hochgestochene Sprache von Jared machte deutlich, wer der Überlegenere in dieser Diskussion war. Und dennoch drehte sich das Gespräch immer und immer mehr im Kreis. Innerlich seufzte Isa auf, als Jared schließlich verschwunden. Auch die Anspannung in ihrem Körper, von der sie während den letzten Minuten nichts gemerkt hatte, verschwand.
Bei Cecilias Erklärung, dass sie versucht hatte, auf Andrej einzugehen, um Informationen zu beschaffen und Nathans doch etwas irritierte Reaktion darauf, presste Isa die Lippen zusammen, um nicht loszulachen. Ihr Chef stand Gott sei Dank mit dem Rücken zu ihr, so dass er das nicht sehen konnte.
Aber diese Erklärung war einfach zu absurd. Nathan schien von der Möglichkeit, als Frau mit einem Mann ein wenig zu flirten, um das aus ihm herauszukitzeln, was man wissen wollte, noch nicht so viel gehört zu haben. Wahrscheinlich merkten es die meisten Männer eh nicht, wenn man sie ausquetschte wie eine Zitrone, solange man einen tiefen Ausschnitt und einen unschuldigen Blick draufhatte, vermutete Isabelle.
Aber die Tatsache, dass man diese Methode bei einem Vampir anwendete, der ohne größere Probleme die Gedanken seines Gegenübers lesen konnte, war doch irgendwie grotesk, selbst wenn ein Vampir versuchte, so an Informationen heranzukommen.
Als ihr Chef schließlich verkündete, dass er nicht wünschte, dass sie so Informationen beschafften, blickte Isa empört auf. Doch als sie Nathans Blick sah, presste sie schmollend wieder die Lippen zusammen. Vielleicht konnte man diese Methode ja immer noch bei normalen Menschen anwenden. Was der Chef nicht wusste, konnte er einem schließlich auch nicht zum Vorwurf machen. Seine Aufforderung, einen Bericht über diesen Abend zu schreiben, gefiel ihr jedoch gar nicht. „Aber...“, setzte sie an, klappte den Mund dann jedoch wieder zu. Isa hasste Berichte schreiben. Das war der Teil ihrer Arbeit, der ihr überhaupt nicht gefiel und um den sie sich so gut es ging immer drückte. „Gute Nacht!“, antwortete sie stattdessen.
Als Nathan schließlich gegangen war, verschränkte sie die Arme vor der Brust, fast wie ein trotziges Kind. „Bericht schreiben... Dem geht’s wohl echt zu gut. Ich will keinen Bericht schreiben. Immerhin will er keinen ausführlichen Bericht.“ Als Isa feststellte, dass Nathan nichts in diese Richtung gesagt hatte, glitzerten ihre Augen schon wieder. „Als reicht es, wenn ich einfach reinschreib: Wir wollten in die Disko, unterwegs haben wir den Vampir getroffen, der eine Frau gebissen hatte. Ich hab die Frau ins Taxi geschleppt und bin hergefahren und hab sie in der Krankenstation abgeladen. Später habe ich mich mit Cecilia unterhalten, Jared kam auf eine Runde Nonsense vorbei und dann bin ich ins Bett.
Egal, wie gut der Kerl auch aussehen mag, aber dafür hass ich ihn jetzt.“, verkündete Isa, auch wenn sie das wirklich nicht so meinte. Nach einer kurzen Pause, schaute sie Cecilia an.
„Also, was machen wir jetzt? Es ist 3 Uhr durch, bis wir wieder in der Innenstadt sind, geht da nicht mehr viel.“
Nach einiger Zeit beschlossen die beiden dann, doch ins Bett zu gehen.