• Willkommen auf Traumfeuer.com!
    Registriere Dich kostenlos und mach mit bei Fanart, Fanfiction, RPGs, Rollenspielen und Diskussionen zu Serien/Filmen/Kino

Moonlight

AW: Moonlight

Sandrine

Josefs Worte überraschten Sandrine nicht. Natürlich würde er niemals zugeben, wenn es ihm selbst nicht gut ging. Woher kannte sie das nur…? Innerlich musste sie schmunzeln. Sie waren beide so damit beschäftigt die Haltung an Anwesenheit des anderen zu wahren, dass sie gar nicht merkten, wie schlecht es ihnen damit eigentlich ging.
„ Ah, so gut wie es mir geht, hm? “, sagte sie und bedachte ihn mit einem vielsagendem Blick. Sie beide wussten es besser. Ihnen beiden ging es körperlich nicht sonderlich gut, aber Josef konnte seinem Problem leicht Abhilfe schaffen. Gut, sie wahrscheinlich auch indem sie einfach eine Kleinigkeit aß, sich frisch machte und ausruhte, aber deswegen war sie ja auch mitgekommen. Auch wenn sie sich in ihrer Wohnung wahrscheinlich wohler gefühlt hätte. Sie wusste sein Angebot zu schätzen und wollte auch nicht weiter darüber sprechen. Sie waren nun hier und damit würden sie sich schon irgendwie arrangieren.

Die Dusche tat ihr richtig gut und sie hatte gleich das Gefühl etwas wacher und fitter zu sein. Insgeheim war sie doch froh auf Josef gehört zu haben. Sie hoffte nur, dass nichts Schlimmeres geschehen würde, während sie weg war und dass sie, wenn etwas passieren sollte, schnell zurück ins Krankenhaus fahren könnten. Aber darum wollte sie sich keine Gedanken machen. Chloe würde es gut gehen und gleich morgen Früh würde Sandrine wieder dort auf der Matte stehen. Und wenn ihre Freundin erst mal wieder bei Kräften war, würde sie einen ordentlichen Tritt in den Hintern bekommen.

Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel kehrte die junge Frau zurück ins Wohnzimmer und sah Josef vor dem Fenster stehen.
Im Vorbeigehen fiel ihr Blick auf leere Glas, in dem sich Reste von einer roten Flüssigkeit befanden. Hatte er also doch endlich etwas getrunken. Nur zu gern hätte sie ihm vorhin etwas angeboten, aber ihr war schon klar, dass das in ihrer momentanen Situation nicht sonderlich gut gewesen wäre. Zum einen weil sie schon ein Mal fast aus den Latschen gekippt war und zum anderen weil diese unausgesprochene Sachen zwischen den beiden lag. Und dennoch war sie irgendwie erleichtert das Glas dort stehen zu sehen, denn das bedeutete, dass er keinen Freshie zu sich bestellt hatte. Also bedeutete sie ihm vielleicht doch etwas?

Sie wusste den Vampir einfach nicht einzuschätzen. Sie glaubte schon, dass sie ihm nicht völlig egal war, aber dann reagierte er manchmal so komisch, dass sie sich nicht sicher war. Ganz abgesehen davon war sie sich ihrer eigenen Gefühle nicht sicher. Er war und blieb ein Vampir und ihrer Vergangenheit hatte sie mit dieser Spezies keine guten Erfahrungen gemacht. Aber Josef war anders, das wusste sie.

Etwas unsicher trat sie zu ihm ans Fenster. Was würde nun folgen? Würde sie ein Gästezimmer kriegen und dort schlafen? An schlafen war im Moment gar nicht zu denken, aber sie hatte sich vorgenommen es einfach auf sich zukommen zu lassen. Was blieb ihr auch anderes übrig?
Seine Worte rissen sie aus ihren Gedanken. Sie sah zu ihm rüber und in seine Augen und merkte, wie all ihre Vorsätze mal wieder dahin schwammen.
„Ich möchte, dass du weißt, dass du nicht hier bist weil ich mich verpflichtet fühle.“ hörte sie ihn sagen und konnte das Gefühl, das in ihr aufkeimte, nicht unterdrücken. Es war also nicht reines Pflichtgefühl? Meinte er es dieses Mal ernst oder würde im nächsten Augenblick irgendetwas anderes kommen, dass dieses Gefühl wegspülte.

´Sondern?` war die Frage, die ihr auf der Zunge lag. Stattdessen nickte sie und lächelte kurz und wollte gerade etwas erwidern, als sich die Tür öffnete. Ein junger Mann trat herein, stellte einen Karton auf den Tisch und verschwand ebenso schnell wieder. Es schien so als hätten die beiden immer ein gutes Timing, wenn es darum ging offen, insofern das möglich war, miteinander zu sprechen. Irgendjemand kam immer dazwischen.
Doch anscheinend schien Josef das ganz gelegen zu kommen, denn er ging sofort darauf ein und meinte, dass er Chinesisch für sie bestellt hatte. In seiner Gegenwart zu essen war noch immer komisch für sie. Sie wusste zwar, dass Vampire kein Verlangen danach hatten, aber es war irgendwie trotzdem ein seltsames Gefühl.

Auf der anderen Seite war Sandrine selbst auch ganz froh darüber erst mal etwas zu tun zu haben, denn so konnte sie sich auf das Essen konzentrieren. So, wie sie jetzt hier mit ihm stand und sie sich ansahen, konnte sie ihre Vorsätze nicht lange aufrecht erhalten. Wobei ihr im Grunde schon klar war, dass sie die bei Betreten des Lofts über Bord geworfen hatte.
„ Chinesisch klingt gut. “, nickte sie und ging zum Sofa, auf dem sie sich nieder ließ, „ Nach dem Tag bräuchte ich eigentlich was Starkes, aber für den Anfang wäre Wasser nicht schlecht. “, sagte sie und grinste leicht.

Der Duft des Essens stieg ihr in die Nase und erst jetzt merkte sie, dass sie eigentlich schon Hunger hatte. Sie öffnete den Karton, schloss die Augen und sog den Geruch des chinesischen Essens ein, „ Hmm, du hast voll und ganz meinen Geschmack getroffen. “, sagte sie und war mal wieder verwundert darüber, dass Josef anscheinend genau wusste, was sie mochte. Er schien neulich in der Wohnung genau aufgepasst zu haben.
Nein Sandrine, du fängst schon wieder an, da viel mehr rein zu interpretieren. “, ermahnte sie sich innerlich selbst. Es war einfach eine nette Geste. Und wer mochte nicht gern Chop Suey?
Also griff sie zu den Stäbchen, die dabei lagen und begann zu essen. Vergessen war das Unbehagen in seiner Gegenwart. Der Geruch des Essens hatte Lust auf mehr gemacht und da sie seit einer Weile nichts mehr zu sich genommen hatte, ging sie dieser Lust nun nach.
„ Es ist zwar meistens so, dass man das Essen seiner Heimat am liebsten mag, aber ich muss sagen, bei chinesischem Essen vergesse ich die französische Küche gern mal. “, bemerkte sie leicht grinsend, nachdem sie probiert hatte. Es schmeckte wirklich köstlich. Ob es daran lag, dass sie chinesisches Essen liebte oder daran, dass sie so gut wie ausgehungert war, blieb dahin gestellt.
 
Werbung:
AW: Moonlight

Josef

Er hatte das Gefühl einen klareren Kopf zu bekommen, solange Sandrine nicht im Raum war. Was machte er mit ihr hier? Er konnte es sich nicht erklären und doch fühlte er, dass es das richtige war. Er hätte sie nicht alleine gelassen. Noch nicht einmal, wenn sie es verlangt hatte. Sie hätte ihn vielleicht nicht gesehen, aber er hätte sie nicht außer Sichtweite gelassen.
Natürlich sorgte er sich auch um Chloe. Die junge Frau war ihm sehr wichtig, sie war anders als die anderen Freshies, mit denen er sich oft Umgab. Chloe hatte er gerne um sich, wenn ihm der Sinn nach mehr als nur Unterwürfigkeit und vor allem Oberflächlichkeit stand. Mit Chloe konnte er sich unterhalten. Sie hatte Träume und wünsche und sie ließ Josef daran teilhaben und vor allem scheute sie sich nicht ihm auch einmal die Meinung zu sagen.

Josef mochte die junge Frau, sie war etwas besonderes und genau deshalb war es nicht fair, dass sie nun im Krankenhaus lag. Er hätte mit ihr sprechen müssen, er hätte ihr diese Droge verbieten sollen. Doch hätte es etwas genutzt? Nun war es egal über das „Was wäre wenn“ nachzudenken. Es war zu spät.
Alles war ihm daran gelegen, dass Sandrine nicht auch noch irgendetwas zustieße. Er wusste dass auch sie etwas besonderes war. In ihrer Nähe fühlte er sich anders. Seltsam angezogen von ihrer Schönheit und Eleganz. Er mochte ihre Stimme, ihren Geruch und der Geschmack von ihrem Blut – Josef durfte nicht darüber nachdenken, wie groß sein Verlangen darauf gerade war. Dieses Beutelblut war nichts dagegen.

Als die junge Frau nun neben ihm stand musste er sich noch mehr zusammen reißen. Die Dusche hatte ihren Duft intensiver gemacht und ihr Herz schlug nun wieder etwas kräftiger. Er würde sie niemals nach ihrem Blut fragen, auch nicht wenn es ihr gut ginge, doch kostete es ihn einige Überwindung, das Tier in sich im Zaum zu halten.
Nachdem er ihr versicherte, dass er sich nicht nur aus Pflichtbewusstsein kümmerte, meinte er in ihren Augen eine gewisse Skepsis zu erkennen. Sie glaubte ihm nicht. Wieso sollte sie auch? War es nicht sogar besser sie würde ihm nicht glauben? Das mit Sicherheit. Doch an diesem Abend konnte er nicht mehr auf Abstand gehen. Dafür war es nun eh zu spät. Er wollte ihre Gegenwart genießen und mehr über sie erfahren. Sie war schon nun eine Gefahr für ihn, ob er sich von ihr fern hielt oder nicht, es gab keinen Unterschied.

Josef zog Sandrine den Stuhl zurecht und wartete bis sie sich gesetzt hatte. Dann ging er wieder zu seiner Minibar. Er füllte ein Glas mit Wasser und holte ein weiteres welches er ein fingerbreit mit Cognac füllte. Mit beiden Gläsern kam er zurück an den Tisch und stellte zuerst das Wasser und dann den Cognac mit einem Grinsen vor ihr ab. „Falls das Verlangen nach etwas Starkem doch zu groß wird.“ meinte er mit einem verschwörerischen Grinsen und setzte sich Sandrine gegenüber.

Er beobachtete sie aufmerksam, als sie die Stäbchen nahm und sie Essen begann. Vor allem ihre Augen zogen ihn in ihren Bann. Es hätte ihm wohl genügt den ganzen Abend nur dort zu sitzen und Sandrine zu beobachten. Doch dann hätte sie ihn sicherlich als komplett verückt abgestempelt.
Josef war froh, dass Sandrine begann das Schweigen zu brechen, denn ihm wollte kein Gesprächsthema einfallen.
„Es freut mir, dass es dir schmeckt.“ meinte er mit einem Lächeln. Es freute ihn, dass es der jungen Frau wieder besser ging. Er musste sich nicht mehr so viele Sorgen machen, sie schien wieder etwas zu Kräften gekommen zu sein und das sie über etwas anderes Sprach als ihre Sorge für Chloe erleichterte die Atmosphäre. Josef wusste, dass sie sich immer noch sorgte, doch würde es ihr gut tun, ihre Gedanken auf etwas anderes zu lenken.

Sandrine begann von ihrer Heimat zu erzählen und Josef hörte aufmerksam zu. „Erzähl mir von Frankreich.“ sagte er schließlich und blickte Sandrine fordernd in die Augen. „Wie hat du dort gelebt? Was vermisst du am meisten?“ Er wollte so viel über sie erfahren und dies war ein guter Anfang.
 
AW: Moonlight

Sandrine

Sie ließ sich auf den Stuhl sinken, den Josef ihr zurecht geschoben hatte. Ja, er war ein Gentleman, das musste sie ihm lassen. Aber auch das war mit ein Grund, weshalb sie ihn so schlecht einschätzen konnte. Sie wusste nie genau, was er machte, weil er Gentleman war und was, weil er sie vielleicht mochte. Hundertprozentig konnte sie es sowieso nie sagen, es sei denn sie würde ihn fragen. Aber sie bezweifelte, dass sie eine Antwort bekam. Und wenn, bekam sie sicherlich eine, die ihr nicht gefallen würde. Daher war es vielleicht besser nicht zu fragen.

Als er ihr schließlich zwei Gläser brachte, musste sie grinsen, „ Sehr aufmerksam. Das könnte später durchaus der Fall sein. “, sagte sie und hoffte aber, dass es, wenn es soweit war, bei dem einem Glas blieb. Sie wusste, dass sie nicht allzu viel Alkohol vertrug und sie wollte nichts sagen oder machen, was irgendwie peinlich für sie werden und was sie später bereuen würde.
Sie widmete sich ihrem Essen und Josef schien es zu freuen, dass er ihren Geschmack getroffen hatte.

Als er sie nach einigen Bissen nach Frankreich fragte, musste sie lächeln. Er schien ehrliches Interesse daran zu zeigen und deswegen hatte sie kein Problem damit. Sie erinnerte sich eigentlich gerne an Frankreich, wenngleich auch immer etwas Wehmut und Heimweh damit verbunden war. Den Grund, der sie dazu gebracht hatte, Frankreich zu verlassen, verdrängte sie dabei gerne. Denn alles in allem hatte sie wunderbare Jahre dort verbracht. Es ist und blieb ihre Heimat und eines Tages würde sie dahin zurückkehren.

Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. Sie schob den Karton mit dem Essen bei Seite, den sie inzwischen fast geleert hatte, zog ihre Beine auf dem Stuhl an ihren Körper und lehnte sich auf dem Stuhl etwas zurück.
„ Ich bin in einem ländlichen Teil groß geworden und hab zusammen mit meinen Eltern und meinen Großeltern in einem Haus gelebt. Wir hatten Tiere und ich weiß noch, wie sehr ich es geliebt habe mich zusammen mit meinem Vater darum zu kümmern. Er war der Meinung, dass man nie früh genug damit anfangen konnte, den Kindern zu zeigen, was es hieß für sein Leben zu arbeiten und darüber bin ich sehr froh. Es war nicht so, dass er mich zur Arbeit gedrängt hat, aber mir war immer klar, dass jeder seine Aufgabe hatte und ich habe die Zeit zusammen mit meinem Vater genossen. “, erzählte sie und spürte den Stich in ihrem Herzen. Sie hatte ihre Eltern eine lange Zeit nicht mehr gesehen und sie wusste, dass ihre Großeltern inzwischen verstorben waren. Aber die Angst, dass irgendjemand sie ausfindig machen konnte, war zu groß und sie hatte keinen Kontakt zu ihren Eltern aufgenommen.

„ Wenn ich an meine Kindheit denke, kann ich nur lächeln. Es war einfach die perfekte Mischung aus Landleben, das einem die nötige Ruhe brachte und dem Stadtleben, das ich durch die Schule nur allzu gut mitbekam, das einem den Anschluss gab. Es hatte überhaupt nichts von Abgeschoben sein, wie man es sich manchmal vorstellt. In Frankreich gibt es viele ruhigere Gegenden, die viele Menschen einfach gar nicht zu schätzen wissen. Vielleicht ist es auch das, was ich vermisse. Manchmal habe ich das Gefühl, dass man hier vor lauter Menschen, Geräuschen, Gebäuden und und und erdrückt wird. Und manchmal sind so viele Leute da, aber man fühlt sich trotzdem irgendwie einsam. “, sagte sie und merkte gar nicht mehr richtig, was und wie viel sie eigentlich erzählte. Sie gab viel von sich Preis und sie hatte Angst, dass irgendwann die Sprache auf das bestimmte Ereignis kommen würde. Nicht, dass sie Josef nicht vertraute, denn das tat sie komischerweise. Aber Chloe und sie hatten sich verschworen darüber nie mehr ein Wort zu verlieren, zumindest zu anderen.

Aber Josefs Blick hatte so etwas an sich. Sie fühlte sich sicher und hatte nicht das Gefühl etwas Schlimmes damit zu tun, indem sie ihm etwas mehr über sich erzählte. Im Gegenteil. Dass er mehr wissen wollte, hieß ja vielleicht sogar, dass sie ihm wirklich nicht ganz egal war.
„ Frankreich ist einfach mein zu Hause. Es ist anders und das ist auch gut so. Ich habe mich hier zurecht gefunden, aber manchmal wünschte ich, ich könnte einfach zurück … nach Hause. Ich vermisse meine Familie und das Land und das Gefühl sich damit verbunden zu fühlen. Versteh mich nicht falsch, L.A. hat auch seine attraktiven Seiten, aber … naja. Es ist nicht Frankreich. “, sagte sie lächelnd und zuckte mit den Schultern.
Dabei fiel ihr Blick auf das Glas Cognac, das ihr vorhin hingestellt hatte und zu dem sie nun griff, „ Ich schätze jetzt ist es soweit. “, grinste sie, prostete ihm kurz zu und trank den Inhalt des Glases in einem Zug leer.
 
AW: Moonlight

Josef

Der Vampir fragte sich was in der jungen Frau vorging. Sie schien sich recht viele Gedanken zu machen und es war nicht das erste mal, dass er sich wünschte in ihrem Kopf stecken zu können, um genau zu wissen was darin vorging. Dass es ihr eventuell auch so gehen könnte kam ihm nicht in den Sinn. Vor allem wahrscheinlich weil er kein bisschen dazu bereit war nur irgendetwas von sich preis zu geben. Ein Vampir in seiner Position konnte sich dies sowieso nicht leisten und so verschwendete er nur wenige Gedanken daran, dass Sandrine eventuell auch interessiert darin wäre, was er gerade dachte.

Als sich ihre Unterhaltung schließlich um Frankreich drehte, veränderte sich die Atmosphäre spürbar. Sandrine wurde lockerer und auch Josef fühlte ein wenig Anspannung abfallen. Das erste einigermaßen gewöhnliche Thema an einem doch sehr außergewöhnlichen Abend.
Josef gefiel das Glitzern in Sandrines Augen, wenn sie von ihrer Heimat sprach. Sie hatte eine glückliche Zeit dort, dass konnte Josef erkennen er spürte die Sehnsucht in ihren Worten, als sie von ihren Eltern sprach.
„Du hast deine Eltern lange nicht gesehen.“ stellte er fest und schaute Sandrine tief in die Augen. Er genoss es dort zu sitzen und der jungen Frau zuzuhören. Ihrer Stimme zu lauschen, während er mehr über sie erfuhr. Vielleicht konnte er sie so irgendwann besser einschätzen. „Hast du viel Kontakt mit ihnen?“

Sandrine berichtete weiter, von ihren Eindrücken von LA und dass sie sich oft einsam fühlte, trotz der vielen Geräusche und Leute in der großen Stadt. Josef nickte leicht. Er hatte diese Stadt wachsen sehen und viele ihrer Epochen mitbekommen und obwohl sie immer geschäftiger wurde, kannte er auch die Einsamkeit, welche sich in immer mehr Menschen breit machte. Eine Abgeschiedenheit, welche viele zu dummen Entscheidungen führte.
Er selbst hatte nie viel über solche Dinge nachgedacht. Er führte ein gutes Leben, er hatte alles was er brauchte und dies im Überfluss und er genoss sein Leben. Doch je länger mit der jungen Frau ihm gegenüber verbrachte, desto mehr fühlte er, dass noch irgendetwas fehlte. Eine Sehnsucht tief in ihm, welche er schon lange nicht mehr gespürt hatte, drang langsam aber stetig immer weiter an die Oberfläche.

„Wieso gehst du nicht einfach wieder zurück“ Josef lehnte sich auf seinem Stuhl ein wenig nach vorne und seine Augen blickten Sandrine fragend an. Er hatte das Gefühl als wäre ihr Herz mehr in Frankreich, als in LA und das Glitzern in ihren Augen, wenn sie von ihrer Heimat sprach, verriet das selbe. Er wollte es nur verstehen. Was zog eine junge hübsche Frau wie Sandrine nach LA? Was konnte ihr diese Stadt geben, dass sie ihre Heimat verließ, in welcher sie sich anscheinend so wohl fühlte.

Als Sandrine nach dem Cognac griff und diesen leer trank, huschte ein zufriedenes Grinsen über Josefs Gesicht. Es schien ihr wieder gut zu gehen und das freute Josef sehr. „Zum Wohl.“ meinte er immer noch grinsend und nahm das Glas in seine Hand.
„Möchtest du noch eins?“ fragte er und war schon fast dabei aufzustehen. „Bist du satt? Ich kann dir noch etwas zu Essen kommen lassen wenn du möchtest.“ Er schaute sie fragend an. So sehr er ihr ihre Wünsche von den Augen ablesen wollte, war er darauf angewiesen, dass sie ihm sagte, was sie wollte. „Oder vielleicht ein Dessert?“
Josef stand nun auf und schob seinen Stuhl an den Tisch. „Wir können es uns auch auf dem Sofa ein wenig gemütlicher machen, oder ich zeige dir das Gästezimmer. Möchtest du schlafen?“
 
AW: Moonlight

Vince

Er hatte keine Ahnung, wie lange er neben Chloe am Bett sass und einfach nur ihre Hand hielt. Zeit hatte nur eine beschränkte Bedeutung für ihn, und auch wenn er jetzt hoffte, dass Chloe schnell wieder zu sich kommen würde, so war die Zeit auch jetzt nebensächlich für ihn. Das einzige, was die Zeit noch beeinflusste, war sein Durst, der nun stetig wachsen würde. Doch solange es Chloe nicht besser ging, würde er sich nicht von der Stelle rühren. Und so hatte er keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als die junge Frau langsam ihre Augen öffnete. Sie schien am Anfang noch etwas orientierungslos zu sein, doch nach und nach fokussierte sich ihr Blick auf ihn.

Er lächelte ihr leicht zu und drückte sanft ihre Hand, während er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Hey… Schön, dass du wieder da bist…“, meinte er lächelnd zu ihr und warf einen kurzen Blick über seine Schulter, um zu sehen, ob bereits jemand bemerkt hatte, dass Chloe aufgewacht war. Doch da die Tür geschlossen blieb, würde er vielleicht genügend Zeit haben, um in Ruhe mit Chloe zu sprechen.

„Du hast dir eine Überdosis verpasst und bist im Club zusammen gebrochen“, begann er ihr leise zu erklären, was in der letzten Zeit vorgefallen war. „Wenn du das nächste Mal versuchst, dich umzubringen, kannst du gerne auch mich fragen. Dann hab ich auch etwas davon“, fügte er dann mit einem leicht grimmigen Unterton hinzu. „Du hast mir einen riesigen Schrecken eingejagt, Chloe“, seufzte er dann und senkte leicht seinen Blick, nur um kurz darauf wieder in die Augen der jungen Frau zu blicken.

„Sandrine und Josef sind ebenfalls sehr besorgt. Ich glaube, Josef hat Sandrine nach Hause gefahren, damit sie sich etwas ausruht. Ich werde die beiden nachher anrufen, damit sie herkommen. Wahrscheinlich hättest du jetzt so oder so lieber Sandrine hier als mich…“
 
AW: Moonlight

Sandrine

Die Frage nach ihren Eltern warf Sandrine etwas aus der Bahn. Natürlich konnte man den Eindruck bekommen, dass sie einen guten Kontakt mit ihren Eltern hatte. Sie liebte sie und andersrum, sie hatte eine schöne Kindheit gehabt, was sprach dagegen? Nur leider wusste Josef nicht alles über Sandrine und sie und Chloe hatten sich versprochen, dass es dabei bleiben würde.
„ Nein, ich habe sie schon länger nicht mehr gesehen. “, sagte sie dann und konnte die Traurigkeit darüber kaum verstecken, „ Es sind einige Sachen geschehen, die das alles etwas kompliziert machen. “

Sie hatte kein gutes Gefühl dabei Josef anzulügen. Wobei sie im Grunde nicht wirklich log, denn es waren ja einige Sachen vorgefallen, die kompliziert waren. Dass Josef dabei aber auf eine völlig andere Spur gelenkt wurde, war ihr klar.
Eigentlich hatte sie ihm wahrscheinlich schon viel zu viel erzählt. Aber sie Alternative wäre gewesen ihm zu sagen, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Zum einen hätte ihn das vermutlich verletzt, so hoffte sie zumindest insgeheim, und zum anderen liebte sie ihre Heimat. Endlich mal wieder relativ offen darüber sprechen zu können, war doch irgendwie befreiend.

Sie nahm den letzten Bissen ihres Essens und lehnte sich auf dem Stuhl zurück, ehe sie einen Schluck Wasser nahm.
Josef fragte sie, warum sie nicht einfach wieder zurück ging. Auch sie hatte schon öfter darüber nachgedacht. Aber das wusste nicht einmal Chloe. Wie oft hatte die junge Frau schon überlegt ihre sieben Sachen zu packen und zurückzukehren. Aber was würde Chloe dann tun? Sie hatte so viel für sie getan, sie konnte sie nicht einfach zurücklassen. Ganz abgesehen davon, dass es gefährlich für sie und ihre Familie werden könnte. Sie hatte alle Brücken hinter sich abbrechen müssen und vermutlich würde das noch eine ganze Weile so bleiben.
Sie lächelte traurig und schüttelte den Kopf, „ Das ist leider nicht ganz so einfach. Es ist so viel Zeit vergangen … Aber vielleicht kehre ich eines Tages ja wirklich zurück. Bis dahin werde ich mich mit dieser Stadt arrangieren. “, sagte sie und nickte lächelnd. Sie dachte an Chloe. Ja, und sie würde ihrer Freundin in den Hintern treten und von nun an besser auf sie aufpassen.

Der Cognac bereitete ihr ein warmes Gefühl und für einen kurzen Moment überlegte sie wirklich, ob sie sich vielleicht noch ein Glas genehmigen sollte.
Josef schien den gleichen Gedanken zu haben und ihr gleichzeitig noch mehr Nahrhaftes geben zu wollen. Dann schüttelte sie den Kopf, „ Nein, nein. Alles gut. Ich bin satt und mir ist warm. Wenn du mir noch mehr von diesem Teufelszeug geben würdest, würde es dir hinterher leidtun. “, sagte sie und grinste. Sie wusste, dass sie nicht besonders viel Alkohol vertrug und wer wusste schon, was sie im betrunkenen Zustand sagen oder tun würde.

Auch Sandrine stand nun auf und schob den Stuhl an den Tisch. Sie warf einen kurzen Blick zur Uhr. Bisher hatte sich noch niemand aus dem Krankenhaus gemeldet und sie war sich nicht sicher, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. An schlafen war nicht zu denken. Es würde sie wundern, wenn sie, neben der Sorge um Chloe, in diesem Haus, von dem sie wusste, dass sie so nah bei Josef war, überhaupt schlafen konnte.
Was sollte sie also tun?
„ Ich bin dir für deine Gastfreundschaft sehr dankbar, aber du musst mir nicht die ganze Zeit Gesellschaft leisten. Ich habe zwar eingewilligt, das Krankenhaus zu verlassen und mich auszuruhen, aber Schlaf ist gerade das Letzte, an das ich denken kann. “, sagte sie und sah zu dem Vampir, „ Das bedeutet aber nicht, dass du nicht den Dingen nachgehen kannst, denen du nachgehen musst. “
Sie wollte ihm keine Umstände bereiten und auch, wenn sie froh über die Zeit war, die sie mit ihm verbringen konnte, war es kein Problem für sie, auf ihr Zimmer zu gehen oder hier im Wohnzimmer, ohne ihn, zu bleiben.
 
AW: Moonlight

Josef

Als die Sprache auf Sandrines Eltern fiel, merkte Josef schnell, dass sich ihre Stimmung änderte. Der Vampir wusste wann es Zeit war sich zurück zu halten und beschloss zu diesem Thema keine weiteren Fragen zu stellen. Statt dessen schenkte er ihr ein verständnisvolles Lächeln. „Ich glaube nicht, dass irgendetwas so schlimm sein kann, dass du deinen Eltern völlig egal bist.“ meinte er aufmunternd und unterdrückte den Impuls über den Tisch nach ihrer Hand zu greifen. Die junge Frau schien traurig über die Situation zu sein und so sehr es Josef auch brannte zu erfahren, was sie so bewegte, er würde ihr den Freiraum lassen den sie brauchte. „Ich bin mir sicher, irgendwann wird es wieder werden.“

Auch bei dem nächsten Thema schwang Sehnsucht und Traurigkeit in Sandrines Stimme mit. Josef spürte, dass die junge Frau sehr mit ihrer Heimat verbunden war und sie doch irgendetwas davon zurück hielt wieder dorthin zurück zu kehren. Ich bin froh, dass du hier und nicht in Frankreich bist, schoss es Josef durch den Kopf, doch er behielt diesen Gedanken für sich.
„Es gibt sicherlich auch einige positive Dinge hier in LA, oder?“ meinte er stattdessen „Ich meine es muss ja auch einen Grund geben, wieso du hier bist.“ er grinste leicht.
Es würde nun sicherlich tausende Spürche geben, die er hinzufügen könnte, doch auch hier ließ er es bleiben. Für subtile Flirtereien war nun nicht der richtige Zeitpunkt.

Doch als Sandrine anmerkte, dass Josef es bereuen würde, ihr einen weiteren Drink zu geben, konnte er sich eine Antwort nicht verkneifen. „Nun ja,“ meinte er mit einem breiten Grinsen „vielleicht wäre es auch ganz interessant für mich.“
Josef stellte das Cognacglas beiseite und räumte den Essenskarton weg. Dann holte er eine Wasserflasche und füllte Sandrines Wasserglas auf. Er beobachtete die junge Frau immer noch besorgt, doch nach der Dusche und dem Essen sah sie viel besser aus. Er glaubte ihren Worten, dass es ihr gut ging nun immer mehr, denn endlich entsprach ihr Äußeres auch ihren Worten.

Sandrines weitere Worte versetzten Josef einen leichten Stich. Er wusste nicht genau was er davon halten sollte, schon ein drittes Mal an diesem Abend sagte sie ihm, dass er gehen solle und schon zwei Mal hatte er ihr gesagt, dass er nur geht, wenn sie es ausdrücklich verlangt. Dachte Sandrine immer noch, dass er nur bei ihr war, weil er sich verpflichtet fühlte? Oder wollte sie ihn wirklich nicht hier haben? Es gab nur eine Möglichkeit dies herauszufinden.
Josef ging um den Tisch, bis er nur wenige Schritte von Sandrine entfernt stand. Ihre Geruch betörte ihn für einen Moment, doch schließlich fand er einen Halt in ihren Augen. Er stand so nahe, dass es nur eine Handbewegung brauchte, um ihre Wange zu berühren, doch er blieb bewegungslos stehen. „Sandrine, möchtest du, dass ich dich alleine lasse?“
 
AW: Moonlight

Sandrine

Die junge Frau war froh, als er das Thema Eltern ruhen ließ. Er schien zu merken, dass es ihr schwer fiel darüber zu sprechen und sie war mehr als erleichtert, dass er sie damit nicht mehr löcherte. Es waren für sie selbst einfach noch zu viele offene Fragen vorhanden, als dass sie ihm eine Antwort darauf hätte geben können. Aber seine aufmunternden Worte taten ihr gut. Auch wenn sie selbst nicht wirklich daran glaubte, war es schön, es sich zumindest vorzustellen.

Das ganze Gerede über Frankreich hatte Sandrine, ohne es zu wollen, traurig gemacht und wie so oft spürte sie die Sehnsucht, die immer aufkam, wenn sie an ihr Zuhause dachte.
Josefs Worte rissen sie allerdings aus ihren Gedanken.
„ Sicher, ich hab mir hier irgendwie was aufgebaut. “, sagte sie schließlich, „ Auch wenn der Job bei Buzzwire nicht das ist, was ich mein Leben lang machen will, kann ich im Großen und Ganzen doch meiner Leidenschaft nachgehen. “, meinte sie Schulterzuckend. Sie konnte fotografieren und momentan zählte nur das. Natürlich wollte sie nicht ewig dort bleiben und irgendwann würde sich schon das Passende finden, aber bis dahin konnte sie ihre Rechnungen bezahlen und das war gut so.

Aber der Job war eigentlich nicht das größte Problem. Denn das war die Sehnsucht nach ihrer Familie, ihrer Heimat und ihren alten Freunden. Sie war froh, Chloe zu haben, doch manchmal war es einfach einsam. Auch die beiden Freundinnen konnten nicht ständig zusammen sein und das war auch vollkommen in Ordnung. Aber gerade in solchen Situationen, wenn sie allein war und sich unwohl in ihrem Job fühlte, wäre es ganz schön, wenn man etwas um sich hätte, bei dem man sich zu Hause fühlt.
„ Und Chloe ist hier. Ohne sie wäre ich vermutlich nicht mehr hier. “, sagte sie schließlich und nickte lächelnd, „ Also wird L.A. mich vermutlich noch eine Weile bei sich behalten müssen. “

Als Josef meinte, dass ein weiteres Glas für Sandrine für ihn interessant werden konnte, musterte sie ihn kurz.
„ Ach ja, glaubst du … “, sagte sie und grinste zurück. Dass er auf diese Bemerkung eingehen würde hatte sie nicht wirklich erwartet. Gerade weil er vorher die ganze Zeit ziemlich distanziert und darauf bedacht war, solche Situationen zu vermeiden. Und eigentlich war Sandrine das ganz recht. Also ging sie lieber nicht weiter darauf ein und half Josef ein bisschen dabei die Sachen zusammen zu packen.

Sie beobachtete ihn argwöhnisch, als er um den Tisch herumkam und vor ihr stehen blieb. Bei diesem Mann wusste sie nie, mit was sie als nächstes rechnen musste. Sie wollte ihm nicht zur Last fallen und auch, wenn er bereits gesagt hatte, dass dem nicht so war, konnte sie nicht anders. Er war ein mächtiger Mann/Vampir und sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er nichts Besseres oder Amüsanteres zu tun hatte, als ihr Gesellschaft zu leisten, wo sie ihm nicht mal etwas von ihrem Blut anbieten konnte.

Der Blick, mit dem er sie bedachte ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. Was hatte er denn bloß an sich, dass er sie so fühlen ließ? Und wieso blieb er einfach? Sie konnte es sich nicht anders beschreiben, als Pflichtgefühl.
„ Nein, ich … “, begann sie und seufzte, „ Ich weiß, dass du schon mehrmals gesagt hast, dass du nicht gehst und ich will nicht, dass du mich falsch verstehst. Ich kann mir einfach nur nicht vorstellen, dass du nichts Besseres zu tun hast, als hier … mit mir rumzusitzen. Ich will dich von nichts abhalten, sei es geschäftlich oder privat … “
Sie entschied sich einfach für die Wahrheit, das war vielleicht auch das Beste, „ Aber will ich, dass du gehst? Nein. “, sagte sie schließlich und hätte sich am liebsten geohrfeigt, weil es genau diese Momente waren, die sie eigentlich vermeiden wollte. Aber gesagt war nun mal gesagt und sie konnte nur hoffen, dass die Konsequenzen nicht allzu schlimm oder peinlich für sie werden würden.
 
AW: Moonlight

Josef

Josef hörte aufmerksam zu, als Sandrine von ihrem Leben in LA sprach. Sie war nicht furchtbar unglücklich hier, das war sicher, aber er fühlte, dass sie nicht das Leben hat, welches sie sich immer gewünscht hatte. Er kannte das Leben mittlerweile sehr gut und er wusste, dass es selten so lief, wie man sich es wünschte und doch hoffte er für die junge Frau, dass sie sich irgendwann ihre Träume erfüllen konnte, vielleicht konnte er sogar ein wenig helfen.

Als sie von Buzzwire sprach verzog er kurz das Gesicht. Er hasste diesen Laden. Wie viel Ärger hatte er ihnen schon gemacht, wie oft musste er sich darum kümmern, dass bestimmte Dinge aus deren Archiven verschwand. Zu vielen zu neugierige Journalisten. Und allem Übelvoran Beth Turner, die seinem Freund Mick zu lange Zeit den Kopf verdreht hatte. „Es spricht für dich, dass dein Job bei Buzzwire nicht der deiner Träume entspricht.“ warf Josef mit einem charmanten Lächeln ein. Er schätzte es sehr, dass Sandrine nicht die Neugierde und Respektlosigkeit vieler anderen Buzzwire-Mitarbeiter teilte, obwohl sie mit ihrer Hartnäckigkeit zumindest eine Eigenschaft mit diesen gemeinsam hatte.

Josef nickte als Sandrine auf Chloe zu sprechen kam. Die beiden hatten einen besonderen Bund, dies war ihm schon an dem Abend aufgefallen, als Josef Sandrine kennen lernte. Nur aus dem Grund, dass Sandrine Chloe so viel bedeutete, hatte Josef sich überreden lassen und die Regeln für die beiden Frauen gebeugt. Dass er sich selbst damit auch einen großen Gefallen getan hat, würde er sich selbst nie eingestehen.
Als Sandrine beteuerte, dass LA sie wohl noch einige Zeit behalten müsse, huschte ein sanftes Lächeln über Josefs Lippen. „Und das ist auch gut so.“ meinte er sehr leise und eher zu sich selbst als zu Sandrine. Schon als er es ausgesprochen hatte bereute er die Worte und hoffte, die junge Frau hatte sie überhört. Er wollte ihr keinen Hoffnungen machen. Sie beide würde nie funktionieren, Sie beide durfte nicht funktionieren. Und doch konnte er sich an diesem Abend nicht von ihr zurück ziehen.

Wie einfach wäre es für ihn gewesen, Sandrine zu sagen, dass er noch Arbeit hatte. Sie hatte ihm angeboten zu gehen, er hätte es annehmen sollen. Doch er konnte nicht. Nicht solange er sich nicht sicher war, dass sie in Ordnung war, wenn er ging. Sie machte sich Sorgen, sie sagte selbst, sie kann nicht schlafen und er konnte nicht zulassen, dass es ihr schlecht ging. Wenn er ihre Sorgen nicht vertreiben konnte, so wollte er wenigstens bei ihr sein und ihr Trost spenden. Viele dieser Gefühle hatte er schon lange nicht mehr verspürt. Er wusste wie nah er die junge Frau schon an sich heran gelassen hat, wusste wie verwundbar er in ihrer Nähe war, Doch an diesem abend konnte er sich kaum mehr dagegen wehren.

Als er ihr gegenüber stand und sie kaum mehr als eine Armlänge von ihm entfernt war, spannte sich jeder Muskel in seinem Körper an. Er wartete auf ihre Antwort und fluchte innerlich über ihre Worte. Sie wollte ihm nicht zur Last fallen, merkte sie denn immer noch nicht, dass sie dies nicht tat?
Doch letztendlich versicherte sie ihm, dass sie nicht will das er geht. Josef schaute Sandrine in die Augen. Sein Blick war fordernd und erlaubte ihr nicht irgendwo anders hinzuschauen. „Dann werde ich nicht gehen.“ sagte er sanft, aber ohne die geringste Veränderung in seiner Mimik. So standen sie für einen Moment, noch immer fühlte Josef die Anspannung in seinem ganzen Körper.

„Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen“ sagte er schließlich und nahm vorsichtig ihre Hand. Ohne sich zu vergewissern, ob sie ihm auch wirklich folgte, führte er sie aus dem Wohnzimmer in Richtung seines Treppenhauses. Es waren nicht mehr viele Stufen, bis dorthin wo er sie hinführen wollte. Sie liefen etwa 40 Stufen im ziemlich dunklen Treppenhaus nach oben, Josef schwieg.
Erst als sie die oberste Tür erreichten, brach Josef sein Schweigen. „Du hast gesagt, LA ist für dich zu geschäftig, ich zeige dir eine andere Seite von meiner Stadt.“ Josef wählte diese Worte bewusst, in gewisser weise war es seine Stadt und das was er Sandrine nun zeigen würde, war etwas, dass nicht viele andere zu Gesicht bekamen. Sein persönlicher Ausblick auf Los Angelas.

Josef öffnete die Tür und die beiden traten auf das Dach des Hochhauses. Es war nicht wirklich hergerichtet, keine Dachterasse oder Grünanlage, wie auf anderen Hochhäusern der Stadt. Doch der Ausblick war ebenso atemberaubend und das war alles, was in diesem Moment zählte. Josefs Appartement lag in einem der höchsten Gebäude LA's.
Der Blick reichte fast über die ganze Stadt und auf einer Seite leuchtete der Hollywood-Schriftzug in einiger Entfernung. Die Straßen und der Verkehr waren nur noch als tanzende Lichter zu erkennen und der Lärm der Stadt verlor sich in der Höhe, sodass man eine angenehme Ruhe genießen konnte.

Josef führte Sandrine auf das Dach und lies schließlich ihre Hand los. „Lärm und Hektik suchst du hier oben vergeblich.“ meinte er leise und ließ der jungen Frau zeit den Ausblick auf sich wirken zu lassen.
 
AW: Moonlight

Sandrine

Das Gespräch über Buzzwire machte ihr wieder bewusst, dass dieser Job eigentlich gar nicht das war, was sie wollte. Und gerade das mit Chloe machte ihr klar, dass das Leben viel zu kurz war, um sich mit solchen Jobs abzugeben. Vielleicht war dieses Gespräch mit Josef der Anstoß, den sie brauchte, um die Jobsuche in Angriff zu nehmen. Aber erst mal würde sie sich um Chloe kümmern, alles andere konnte und musste warten.
Und somit würde sie auch L.A. noch eine Weile erhalten bleiben. Josefs Worte darüber blieben ihrerseits unbemerkt. Dafür war sie viel zu sehr in Gedanken bei Buzzwire, Chloe und Frankreich. Doch es war Zeit, diese Gedanken für diesen Augenblick bei Seite zu schieben. Denn als sie so nah beieinander standen, konnte sie sowieso keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Es waren wohl nur ein paar Sekunden, in denen sie sich so nah gegenüber standen, aber diese paar Sekunden kamen Sandrine vor, wie Stunden. Der Blick, mit dem Josef sie bedachte war so fesselnd, dass sie es nicht wagte, wegzuschauen. Sie hatte Angst vor dem gehabt, was er sagen würde, denn immerhin hatte sie keine Ahnung, was in ihm vorging. Ständig sendete er ihr andere Signale und auch, wenn er noch immer bei ihr war, war sie sich nicht sicher, dass es nicht doch nur reines Sichergehen war, dass sie in seiner Obhut nicht schlapp machte. Er kümmerte sich um die Leute, die ihm was bedeutete und sie er schätzte, so viel wusste sie inzwischen. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie zu diesen Leuten gehörte oder es Chloe war, die dazu gehörte und Sandrine somit auch ein Teil davon war.

Die Luft war zum Zerreißen gespannt und sie merkte, wie sich ihr ganzer Körper anspannte. Sie konnte seinen Blick nicht deuten und das machte sie nervös. Doch als er meinte, dass er nicht gehen würde, konnte sie nur leicht nicken. Er verzog dabei keine Miene, aber Sandrine glaubte eine gewisse Sanftheit raus gehört zu haben, was allerdings auch darauf zurückzuführen sein könnte, dass er sie nicht beunruhigen wollte. Immerhin hatte er ihr schon mehrmals versichert, dass er nicht gehen würde, wenn sie es nicht wollte. In gewisser Weise bereute sie, ihm das gesagt zu haben, doch nun war es zu spät und die Worte waren gefallen. In seiner Gegenwart fragte sie sich immer, was sie sagen konnte und durfte und kam sich jedes Mal wie ein kleines naives Mädchen vor. Sie wollte nicht, dass er ging. Klar, so musste sie vor ihm ja wie eine verängstigte, schutzsuchende Frau aussehen, obwohl es eigentlich genau das war, was sie nicht wollte.
Doch in diesem Augenblick konnte sie eigentlich an nichts anderes denken, als seine Augen, bei denen sie das Gefühl hatte, sie würden jeden dummen Satz aus ihr hervorlocken, weil sie ihn so irritierten, dass sie nicht mehr klar denken konnte.

Daher war sie dann irgendwie froh, als er die Stille durchbrach, ihre Hand nahm und meinte, er müsse ihr etwas zeigen. Kurzzeitig verwirrt schaute sie ihm, runzelte die Stirn, aber folgte ihm, wobei ihr die Wärme, die sich ihrer Hand durch ihren ganzen Körper zog nicht entging. Was hatte er jetzt vor?
Sie gingen in ein Treppenhaus, in dem sie einige Stufen nach oben machten. Er wollte ihr irgendwas zeigen und die junge Frau wusste nicht, ob ihr das gefallen würde. Nicht, dass sie ihm nicht vertraute, aber wenn sie mit Josef zusammen war, konnte sie sich nie sicher sein, wie die Sache für sie ausging. Mal machte sie sich Vorsätze, die sie im nächsten Augenblick wieder über Board warf oder sie kam ihm so nahe, nur um sich hinterher wieder bescheuert dabei vorzukommen, sich überhaupt darauf eingelassen zu haben.

Nun standen sie vor einer schweren, großen Tür und Sandrine sah Josef fragend an, als dieser meinte, dass er ihr nun gerne seine Stadt zeigen würde. Gerade, als sie antworten wollte, öffnete er die Tür und gemeinsam traten sie auf das Dach des Hauses. Es war an sich nichts Besonderes, doch als Sandrine den Ausblick sah, wurden ihre Augen größer und sie brauchte einen Moment ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte.

Er ließ ihre Hand los und sie trat an die Mauer, die die Dachterrasse umriss. Sie legte die Hände auf die kühlen Steine und schaute in die Ferne.
Eben noch hatte sie davon gesprochen wie laut und voll ihr L.A. vorkam und jetzt, hier auf dem Dach, hatte sie die komplette Stadt im Blick und alles wirkte so leise und beruhigend.
Die Gebäude wirkten immer noch gewaltig, doch hatte dies eine ganz andere Wirkung auf sie. Vielleicht war es die Wirkung, die die Nacht auf die Stadt hatte, doch hier oben konnte Sandrine sich wirklich frei fühlen. Es war schwer zu beschreiben, doch anscheinend hatte Josef wirklich verstanden, was sie ihm versucht hatte zu erklären. Und das war nicht selbstverständlich, das war ihr klar.
Ihr Blick fiel auf den erleuchteten Hollywood- Schriftzug und sie musste schmunzeln. So viele Menschen, die den Traum hatten hierher zu kommen und Karriere zu machen. Und sie war hier und fühlte sich die meiste Zeit unwohl. Doch dieser Blick von hier oben zeigte ihr ein anderes Gesicht der Stadt, den sie Josef zu verdanken hatte.

Erst nach einer Weile konnte sie sich von dem Anblick lösen und schaute zu Josef, „ Das ist atemberaubend. “, sagte sie und sah nochmal raus in die Ferne, „ Mit diesem Ausblick kann ich sogar verstehen, wie man so lange hier leben kann. Du hast Glück diese Seite der Stadt tagtäglich erleben zu dürfen. “, sagte sie und drehte sich zu ihm um, „ Danke, dass du mich daran teilhaben lässt. Ich muss gestehen, ich hätte nicht damit gerechnet, dass man so viel Ruhe in einer Stadt wie dieser erleben kann, gerade nachts. “
Sie wusste nicht, aus welchem Grund genau Josef ihr diese Seite der Stadt gezeigt hatte, doch sie war froh darüber. Genau das war es, was sie hier manchmal vermisste und was die Sehnsucht nach Zuhause manchmal so groß machte.
 
AW: Moonlight

Josef

Die Atmosphäre, die zwischen ihm und Sandrine stand, war unerträglich. Was hatte diese Frau an sich, dass ihn so unberechenbar machte? Er vergaß alle seine guten Vorsätze, er riskierte so viel, doch konnte er in diesem Moment nicht anders, er musste ihr nahe sein, er musste sicher gehen, dass es ihr gut ging.
Josef, war froh, dass sie nicht wollte das er ging. Er wusste nicht wieso. Vielleicht wollte sie nicht alleine sein, vielleicht lenkte die Gesellschaft sie ab. Er wusste, dass die junge Frau sich zu ihm hingezogen fühlte, er spürte Stunden zuvor bei ihrem Kuss, doch hatte er sie seitdem verletzt und auf Abstand gehalten. Es war das beste so, ja, aber er konnte nicht mehr. Er war zu erschöpft, um seine Fassade aufrecht zu halten.

Sandrines Hand in seiner fühlte sich an wie Samt. Er schaute sie nicht an, während der sie auf das Dach des Hochhauses führte. Es reichte schon die kleine Berührung, um ihn aus der Fassung zu bringen. Wäre er ein Mensch, würde sein Herz nun sicher schnell und laut schlagen. Er war ganz froh, dass dem nicht so war. So konnte er immerhin so tun, als wäre dies alles kein großer Deal für ihn.
Josef wusste, dass er nach dieser Nacht wieder Abstand zu der jungen Frau finden musste, er musste einen Weg finden ihr aus dem Weg zu gehen, seine Gefühle unter Konrtolle zu bringen und dort weiter zu machen wo er vor diesem Abend aufgehört hatte. Auch wenn er sich heute nicht aus ihrer Gegenwart entfernen konnte, würde dies ein Ende haben. Es galt diese Nacht zu genießen und den Morgen danach zu verdrängen.

Der Trip auf das Dach, hatte die gewünschte Wirkung. Sandrine war sprachlos und begeistert von dem Ausblick auf die Stadt. Josef verschlug es ab und zu hier hoch, wenn er einen freien Kopf brauchte, wenn ein Geschäft in die Hose ging, oder einer seiner Kunden ihm den letzten Nerv raubte. Hier durfte niemand hoch, keiner wusste, dass er sich hier aufhielt. Es war sein Platz und er wusste, dass Sandrine dies nun brauchte.
Er hielt sich im Hintergrund, bis die junge Frau den Ausblick in sich aufgesogen hatte und sich zu ihm drehte. Erst dann machte er einige Schritte auf sich zu und stellte sich neben sie. Stützte seine Hände auf die Mauer und blickte auf die Stadt.

„Es gibt nur wenige Orte hier, an denen man den Lärm und Trubel der Stadt vergessen kann.“ sagte er nachdenklich, „Ich dachte du solltest einen davon kennen lernen.“
Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte er sich um und lehnte sich mit dem Rücken gegen die kleine Mauer, während er seinen Blick auf Sandrine wand.
„Es tut mir leid, dass ich dir keine so einfache Möglichkeit geben kann, die Einsamkeit loszuwerden.“ meinte er schließlich. Er hatte Sandrines Satz noch immer in den Ohren. Zu viele Leute, zu viel Lärm und doch einsam. Dies war, wie sie sich fühlte und Josef machte dies wütend. Wie konnte eine so atemberaubende Frau sich einsam fühlen. Sie sollte umringt sein von guten Freunden und Leuten die ihr etwas bedeuten, denen sie etwas bedeutet. Der Vampir wusste, dass er nicht derjenige war, der ihre Einsamkeit vertreiben konnte, so sehr er es auch wollte.

Er blickte der jungen Frau in die Augen und er fühlte den Drang nach ihrer Hand zu greifen. Seine Fingerspitzen näherten sich ihren und berührten sie sachte. Auch er kam ihr langsam näher und mit seiner freien Hand strich er ihr eine offene Strähne aus dem Gesicht.
Doch in diesem Moment realisierte er erneut was er gerade im Stande war zu tun. Er würde sie verletzen wieder und wieder. Er würde es schwerer machen für beide von ihnen und er hasste sich dafür.

Kopfschüttelnd drehte er sich von der jungen Frau weg und starrte ins Leere. „Sandrine, es geht nicht. Das hier ist nicht richtig. Es ist nicht gut für dich.“
 
AW: Moonlight

Sandrine

Es war eine große Geste, die er ihr bereitet hatte. Er hatte sie mit an diesen Ort genommen, der ihm wichtig zu sein schien. Zumindest glaubte sie diesen Eindruck zu haben. Denn er schien die gleiche Faszination zu spüren wie sie, wenn er davon redete. Sie sah noch immer in die Ferne, doch sie musste ihn nicht sehen, um zu wissen, dass er näher gekommen war und schließlich neben ihr stand. Sie konnte das Gefühl nicht genau beschreiben, doch es war wie ein Kribbeln, das sich durch ihren ganzen Körper zog. Ihr war seine Nähe nur allzu bewusst und doch versuchte sie, es irgendwie zu verdrängen.

Seine Worte brachten sie zum Lächeln. Orte wie diesen brauchte sie, erinnerten sie an zu Hause und ließen sie ihre Sorgen und die Einsamkeit vergessen, „ Ich bin froh, dass du ihn mir gezeigt hast. “, sagte sie schließlich ehe sie sich ebenfalls umdrehte, um sich an die Mauer zu lehnen. Ein leichter Windhauch wehte durch ihr bereits getrocknetes Haar und sie war froh, dass man ihr eine Strickjacke hingelegt hatte, denn jetzt um diese Uhrzeit war es doch etwas frisch. Doch um zu frieren war sie viel zu nervös und Josef ihr viel zu nah.
„Es tut mir leid, dass ich dir keine so einfache Möglichkeit geben kann, die Einsamkeit loszuwerden.“ hörte sie ihn dann sagen und dahin war es mit dem Versuch, seine Gegenwart und das Kribbeln zu verdrängen. Sie sah ihn von der Seite an und lächelte, „ Das hier ist schon ganz gut. Ich bin froh, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast, das hier zu sehen. “

Sie sah ihn an und spürte, wie sie sich innerlich anspannte. Das war wieder einer dieser Momente, die sie manchmal herbei sehnte und dann wieder verfluchte. Sie spürte seine Hand, die ihre berührte und musste sich zusammenreißen unter dieser Berührung nicht zusammen zu zucken. Josef würde diese Reaktion sicherlich falsch verstehen und auch, wenn es für sie vielleicht besser wäre, wollte sie diesen Moment auf keinen Fall zerstören.
Er strich ihr eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie ihn weiterhin ansah und langsam ihre Hand auf seine legte.
Sie wusste nicht, ob es ihre Reaktion war oder irgendetwas anderes, doch sie sah in seinem Blick, dass sich etwas veränderte. Und kurz darauf wich er zurück und sie stand wieder da und fühlte sich furchtbar.

Sie glaubte ihr Herz würde jeden Augenblick explodieren. Konnte das gesund sein? So oft wenn sie in seiner Nähe war, begann ihr Herz schneller zu schlagen, je näher er ihr kam. Das konnte nicht gesund sein. Vor allem, wenn er sich danach sofort von ihr entfernte.
Sie beobachtete, wie er sich wieder vor ihr zurückzog. Sie schloss die Augen und seufzte. Wieso hielt sie sich nicht einfach an ihre Vorsätze? Wieso hatte sie ihm nicht einfach gesagt, dass sie schlafen gehen wollte?! Dann hätte sie auf ihr Zimmer gehen und dort Trübsal blasen können, aber das wäre immerhin besser gewesen als das hier, oder? Sie kam sich wie eine Idiotin vor, schon wieder. Das zweite Mal an diesem Abend. Wobei es, wenn sie an das erste Mal dachte, das hier vielleicht doch nicht so schlimm war. Der Kuss … Sie durfte gar nicht daran denken, was für ein Gefühl es gewesen war, ihm so nah zu sein, seine Lippen auf ihren zu spüren.

„ Nicht gut für mich … “, murmelte sie und schüttelte den Kopf, „ Richtig, du hast es erfasst. Vorhin im Krankenhaus meintest du, du wirst nicht aus mir schlau? Du wirst nicht schlau aus mir?! Ich bitte dich … “, schnaubte sie verächtlich. Was hatte er denn bloß für ein Problem? Wenn er so sehr der Meinung war, dass das zwischen ihnen nicht gut sei, wieso ließ er sie dann nicht einfach in Ruhe?
„ Gibt es dir etwa einen Kick, dieses ganze auf und ab? Reichen dir die Freshies nicht mehr? Brauchtest du mal eine Abwechslung und dachtest dir ´Ja, wieso nicht. Mit Sandrine kann man es ja machen. Wollen wir mal sehen, was daraus wird und wie sie reagiert.´ “
Im Grunde wusste sie, dass sie ihm Unrecht tat, aber diese ständige Achterbahn war kaum zum Aushalten. Dazu kam, dass sie nervlich sowieso angeschlagen war und nicht wusste, wie es Chloe ging. Was also wollte er von ihr?
Sie stand noch immer an der Mauer gelehnt und sah zu ihm rüber. Inzwischen war sie irgendwie wütend und wie immer, wenn sie wütend war, begann sie zu zittern. Wenn auch nur leicht. Aber sie verfluchte sich dafür. Es war ein Zeichen von Schwäche und die wollte sie, gerade in diesem Momente, nicht zeigen.
„ Du fragst mich die ganze Zeit, was ich will. Ob ich will, dass du gehst. Was ist mit dir? Was willst du?! “
 
AW: Moonlight

Josef

Er war schon lange nicht mehr hier oben gewesen und so genoss auch er den Ausblick für einige Momente. Die kühle Luft und der Blick in die Ferne, ließ ihn für nur einen kleinen Augenblick alles vergessen. Es reichte kaum, um einen klaren Kopf zu fassen, doch für diese wenigen Momente konnte er in der Stille versinken.
Wieder kreiste die eine Frage in seinem Kopf herum. Was zum Teufel, machte er hier überhaupt? Es schien alles so unüberlegt, es brachte ihm keinen Nutzen, nein es brachte ihn eher in Gefahr. Doch als er sich zu Sandrine drehte, die junge Frau für einen Moment beobachtete, sagte diese Stimme tief in ihm, dass es genau das richtige war. Es war nicht, was in diesem Moment nützlich für ihn war. Es war das was er wollte und dagegen konnte er sich gerade kaum stellen.

Sadrine bedankte sich ein weiteres Mal bei ihm und versicherte ihm, dass der Ausblick auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung war, auch wenn er bedauerte, ihre Einsamkeit nicht vertreiben zu können.
Er war ihr mittlerweile schon näher gekommen und sog ihren Duft ein. Er schmeckte förmlich ihr Blut auf seinen Lippen und es machte ihn wahnsinnig. War es nur sein inneres Tier, dass so von ihr angezogen wurde? Gerne würde er es sich einreden, doch er wusste es war mehr. Er wusste nicht woher es kam, warum es genau dieses Mädchen sein musste, er wusste nicht wie dies alles weiter gehen sollte, doch er wusste was er fühlte und auch wenn er es so gerne verdrängen würde, hier oben, mitten in der Nacht auf dem Hochhausdach, war es ihm fast unmöglich.

Josef merkte Sandrines Anspannung, als seine Fingerspitzen sanft ihre berührten. Er lächelte leicht und näherte sich ihr noch ein kleines Stück. Der Kuss von dem Abend zuvor schwebte in seiner Erinnerung und das unglaubliche Verlangen es zu wiederholen war kaum auszuhalten.
Als seine Hand ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich und er merkte wie Sandrine ihm nun auch näher kam spürte er den drängenden Wunsch sich einfach fallen zu lassen, den Kopf auszuschalten und diesen Augenblick einfach zu genießen.

Doch als Sandrine ihre Hand auf seine legte und ihm noch ein Stückchen näher kam übertönte die Stimme in seinem Kopf alles andere. Er würde nicht nur sich gefährden, er würde auch sie in große Gefahr bringen. Nicht nur durch andere, auch er war eine Gefahr für sie und vor sich selbst konnte er sie nicht beschützen. Er selbst wusste noch nicht einmal was er hier genau machte, er wollte dne Moment genießen, doch was war mit dem nächsten? Er konnte ihr nichts versprechen und er würde sie verletzen. Er musste Herr über seine Gefühle werden und dies beenden. Das hier ist nicht richtig. Es ist nicht gut für dich. hörte er sich selbst sagen und starrte ins Dunkel hinaus. Er konnte Sandrine nicht ansehen, er traute sich selbst nicht über den Weg. Er wusste nur, dass dies das Richtige war, er durfte sich nicht so gehen lassen.

Als Sandrine das Wort erhob hörte er die Wut aus ihrer Stimme. Wut war gut, besser als Schmerz. Er blickte sie immer noch nicht an, doch er lauschte ihren Worten aufmerksam. Die junge Frau warf ihm vor, dass er mit ihr nur spielte, dass es für ihn ein Kick wäre, etwas anderes als seine Freshies und es traf ihn wie ein Fausthieb in die Magengegend. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er sich auf der kleinen Mauer vor ihm abstützte. Nein es stimmt nicht, hör auf. Es ist ganz anders. schoss es durch seinen Kopf. Doch war es nicht besser, dass sie das dachte? Sollte er sie nicht doch einfach in diesem Gedanken lassen?

Doch die letzte Frage der jungen Frau warf ihn völlig aus der Bahn. Was er wollte? Das spielte hier keine Rolle. Es ging nicht darum was er wollte. Es ging darum was gut war. Es ging darum es nicht noch schlimmer zu machen.
Sein Blick wandte sich wieder zu Sandrine und er sah, wie sie da stand, leicht zitternd, mit einem fordernden Blick. Es brach sein Herz sie so stehen zu sehen und er konnte förmlich spüren wie der ganze Rationalismus aus seinem Kopf wieder verschwand. Er konnte sie so nicht stehen lassen. Er musste es ihr erklären. Sie musste es verstehen.

„Verdammt Sandrine,“ sagte er schließlich auch seine Stimme klang wütend, wütend auf sich selbst. Mit einer Faust schlug er auf die Mauer ein und drehte sich schließlich zu ihr. „Du fragst mich was ich will?“ mit diesen Worten kam er ihr wieder näher. Er blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen. „Ich will dich.“ ihre Augen machten ihn wahnsinnig, ihr Duft war unerträglich, doch blieb er noch einen Moment so stehen. „Jede Zelle in meinem Körper verzehrt sich nach dir.“ Er wurde lauter, doch schrie er nicht.

Nun drehte er sich wieder von der jungen Frau weg. Er entfernte sich einige Schritte und blickte in die Nacht hinaus. „Aber es geht nicht. Es ist nicht so einfach. Ich kann dir nicht geben was du willst. Ich kann dir nichts versprechen. Du bist hier nicht sicher.“
Langsam drehte er sich wieder zu ihr und suchte ihren Blick.
„Ich will dich jetzt und hier, aber was ist morgen? Was ist in einer Woche? Sandrine, ich bin nicht das was du brauchst, ich bin ein Vampir und es hat einen Grund wieso sich Menschen nicht mit Vampiren einlassen sollte. Schau dir Chloe an. Ich will nicht, dass du so endest.“
 
AW: Moonlight

Sandrine

Sie hasste sich dafür, dass sie sich nicht besser im Griff hatte. Sie wollte keine Schwäche zeigen und vor allem nicht jetzt. Vor allem, weil Josef es als Aufforderung ansah, sie beschützen zu wollen und so schmeichelhaft das vielleicht auch war, war es nicht nötig. Sie war 28 Jahre lang sehr gut ohne seine Hilfe ausgekommen, trotz dem Kontakt zu Vampiren und sie würde das auch weiterhin schaffen.
Doch der ganze Stolz, den sie sich so mühsam selbst zugesprochen hatte, wurde mit seinen nächsten Worten davon geschwemmt.
Er kam auf sie zu und sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Sie sagte nichts, sah ihn einfach nur an und versuchte, nicht an einem Herzinfarkt zu sterben. Sie hatte ihn ja fragen müssen, was er wollte. Aber war es nicht verdammt nochmal endlich Zeit, dass er sagte, was er wollte?!

Auch er schien wütend zu sein und sie konnte ein kurzes, kaum bemerkbares Zusammenzucken nicht verhindern, als er die Mauer einschlug. War es nun Wut auf sie, Wut auf sich selbst oder Verzweiflung, die ihn so reagieren ließ?
„Du fragst mich was ich will?“ hörte sie ihn fragen und sie setzte an, um zu antworten, doch kam nicht dazu, weil er ihr plötzlich so nah kam und sie mit einem solch festen Blick anschaute, dass sie kein Wort herausbrachte.
Und bei seinen nächsten Worten war es um sie geschehen. Sie konnte nicht genau sagen, wieso, aber sie wusste, dass er ihr in diesem Moment nichts vormachte. Die ganze Zeit hatte sie immer wieder überlegt, was für ein Spiel er mit ihr spielte. Doch hier und jetzt, in diesem Moment wusste sie, dass er das, was er sagte so meinte. Sie wusste nicht wohin mit ihren Gedanken, geschweige denn, was sie darauf sagen sollte, doch da drehte er sich auch schon wieder von ihr weg und ging ein paar Schritte.

Das klingt extrem nach einem aber …. “, dachte sie und lächelte schwach. Sie versuchte sich irgendwie in den Griff zu kriegen, doch ihr gingen seine Worte nicht aus dem Kopf. Er wollte sie? War es also doch nicht reines Wunschdenken gewesen? Hatte sie ihm Unrecht getan, als sie gesagt hatte, dass er lediglich etwas Neues brauchte, dass ihm die Freshies zu langweilig wurden. Doch das aber folgte, auch wenn sie gehofft hatte, dass es vielleicht nicht so war.

Er sagte all diese Worte, die sich bereits hatte denken können. Es war kompliziert und gefährlich. Er war kompliziert und konnte ihr nicht das geben, was sie wollte. Aber woher wollte er denn wissen, was sie wollte. Und woher wollte er wissen, dass sie sich vielleicht durchaus bewusst darüber war, dass es kompliziert war. Aber was war denn die Alternative? Das hier? Dieses ewige hin und her würde sie früher oder später in den Wahnsinn treiben. Auch sie wandte ihren Blick von ihm ab und sah zu dem Hollywood-Schriftzug. Wo war dieses Gefühl von eben gewesen, das sie mit einer gewissen Wärme erfüllt hatte? Es war noch immer da, aber da war dieses andere Gefühl, das alles andere überschattete.

„ Woher willst du wissen, was ich will? Und woher willst du wissen, dass anderswo vielleicht eine genauso große Gefahr herrscht, von der du ausgehst. “, warf sie ein, doch war bereits darauf gefasst, dass er auch darauf eine Antwort haben würde.
Ich fühle noch nirgends so sich wie hier. “, schoss es ihr durch den Kopf und sie dachte an Frankreich. Daran, wie Chloe und sie haarscharf dem Tod entkommen waren. Die ständige Angst, in der sie lebte, dass die drei Vampire, die ihr Dorf damals überfallen hatten, ihnen doch nachreisen und sie finden würden. Obwohl sie wusste, dass das ziemlich unwahrscheinlich war, blieb die Angst. Vielleicht war sie deshalb bisher nicht nach zu Hause zurück gekehrt. Was, wenn sie noch immer dort waren und ein Auge und ihre Familie hatten? Sie konnte nicht einschätzen, wie wahrscheinlich es war, doch wenn es nur die kleinste Möglichkeit gab, würde sie auf Nummer sicher gehen.

Sie brauchte einen Moment, ehe sie ihm wieder in die Augen schauen konnte, nachdem er sich wieder zu ihr umgedreht hatte.
“Ich will dich jetzt und hier.“ Wieso konnte er es nicht einfach bei diesen Worten belassen? Er machte es doch kompliziert.
Sie wusste, dass sie selbst ein Mensch war, der einfach so irgendetwas tat, ohne an die Konsequenzen zu denken, doch seit sie Josef kannte, kam ihr immer häufiger der Gedanke, was für ein Quatsch das eigentlich war. Sie steckte in der Zwickmühle. Da war die Sandrine, die immer alles von jeder Seite beleuchtete und jede mögliche Konsequenz versuchte zu bedenken. So war es doch auch mit Frankreich. Wer sagte ihr, dass irgendetwas passierte, wenn sie zurückkehrte?
Und auf der anderen Seite war da die Sandrine, die, seit sie Josef kannte, einfach immer dieses Verlangen hatte in seiner Nähe zu sein, egal wie gefährlich oder kompliziert das war. Vielleicht war es am Anfang zum Teil auch die Sucht nach dem Rausch gewesen, doch inzwischen war sie sich da nicht mehr sicher. Das allein ließ sie nicht so fühlen.

„ Richtig, sollten. Nicht dürfen. Du denkst an morgen oder nächste Woche. Aber was ist denn die Alternative? Das hier? Dass wir immer wieder an dem gleichen Punkt ankommen und letztlich immer wieder hier stehen?! “
Als er dann Chloe erwähnte, schüttelte sie den Kopf, „ Du wirst jetzt nicht Chloe als Ausrede nehmen. Ganz abgesehen davon, dass ich nicht Chloe bin. Sie ist meine beste Freundin und ich liebe sie, aber ich bin nicht Chloe. “, sagte sie und ging auf ihn zu, ohne es selbst wirklich zu merken, bis dieses Mal sie diejenige war, die dicht vor ihm stand „ Das wird nicht passieren. Ich weiß, dass du denkst, dass es gefährlich ist, aber dass ich mich hier, jetzt bei dir, so sicher und fühle, wie schon lange nicht mehr, das zählt nicht? “

Es schien die Nacht der ehrlichen Worte zu sein und auch wenn Sandrine diese eigentlich schon wieder etwas bereute, war sie eigentlich ganz froh, dass sie sie ausgesprochen hatte.
Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihr Herz, auch wenn sie wusste, dass er hören konnte, wie schnell es schlug, „ Das hat nichts mit Angst zu tun. Vielleicht sollten wir einfach im hier und jetzt leben. “, sagte sie und dieses Mal war sie diejenige, die ihn mit ihrem Blick fesselte und nicht zuließ, dass er wegschaute oder wegging. Es verwunderte sie nicht, dass alle Freshies auf Josef standen. Gut, zum größten Teil mochte es auch an seinem Einfluss liegen, aber diese Augen ... Sandrine spürte wieder dieses Kribbeln, das sich durch ihren ganzen Körper zog. Er hatte seine Hand nicht weggezogen oder war weggegangen, aber sie wusste, dass er wahrscheinlich nichts weiter tun würde. Jetzt war es an ihr etwas zu tun. Sie wollte ihm hier und jetzt leben? Dann sollte sie es tun.
Sie überbrückte die letzten Zentimeter die sie trennten und trat an ihn heran. Für eine Sekunde sah sie ihn noch an, dann legte sie ihre Hände auf seine Wangen und zog ihn sanft etwas zu sich herunter ehe sich ihre Lippen endlich auf seinen wiederfanden. Es machte den Anschein, als würde die Sandrine, die nicht mehr länger über Konsequenzen nachdenken wollte, den Kampf, zumindest für den heutigen Abend, gewinnen.
 
Werbung:
AW: Moonlight

Josef

Hatte er völlig den Verstand verloren. Josef stand praktisch neben sich und beobachtete die ganze Szene, ohne eine Idee zu haben, was er da überhaupt machte. Wo waren die ganzen Vorsätze geblieben? Sandrine auf Abstand zu halten, die Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, der Josef zu sein, der er bis jetzt immer gewesen ist? Dachte er wirklich, wenn er ihr sage, dass er sie will, dass sie ihn dann in Ruhe lässt?
Josef bereute jeden einzelnen Schritt der ihn bis hier her geführt hatte. Er hätte sich aus der ganzen Geschichte heraushalten sollen, er hätte nie ihr Blut trinken sollen und vor allem hätte er sie nie zu sich nach Hause bringen sollen. Wie kam er hier wieder heraus?

Die Gedanken in seinem Kopf drehten sich in immer schnelleren Kreisen. Ja, er sagte ihr die Wahrheit, er war noch nie so ehrlich zu jemandem gewesen, er hatte noch nie jemanden so tief in sein Inneres blicken lassen. Und sein Verstand rügte ihn dafür. Er hatte es vermasselt, er würde nie wieder aus dieser Situation heraus kommen, ohne einen größeren Schaden anzurichten, als er sich je gedacht hatte. Seine kläglichen Rechtfertigungsversuche waren hier auch keine große Hilfe.

Josef stand da und blickte Sandrine an. Woher willst du wissen was ich will? hörte er die junge Frau sagen und er konnte nur den Kopf schütteln. „Ich bin es nicht den du willst, glaube mir das“ murmelte er leise.
Sandrine war so aufgebracht, dass er sich nicht sicher war, ob sie seine Worte überhaupt wahr nahm. Sie kam immer näher und Josef wich zurück, bis er mit dem Rücken an der Hauswand stand. Sandrine nahm dies überhaupt nicht wahr und näherte sich ihm weiter, bis sie nicht mehr viel voneinander trennte.

Sein Kopf schrie immer noch alle Konsequenzen und Folgen, alles was schief gelaufen war und wieso dies hier sofort enden musste, doch langsam trat etwas anderes in den Vordergrund.
Er blickte der Frau ihm gegenüber in die Augen, er konnte sich nicht erinnern, ob er schon einmal solche wunderschönen Augen gesehen hatte. Er atmete ihren Duft ein und spürte erneut dieses drängende Verlangen sie einfach nur zu halten.

Auch Chloe konnte Sandrine in diesem Moment nicht auf andere Gedanken bringen. Sie redete weiter auf ihn ein und versicherte ihm, dass sie nicht Chloe war. „Nein du bist nicht Chloe, ganz und gar nicht.“ flüsterte er leise. Er wusste nicht viel von den beiden Frauen, doch er wusste, dass Chloe versuchte ihre Vergangenheit zu vergessen, in dem sie sich dem Rausch hingab, den Vampire und Drogen für sie bereithielten. Sandrine war anders, sie kämpfte darum alleine klar zu kommen, ihre Probleme ohne Hilfe in den Griff zu bekommen. Doch auch das besorgte Josef, in die Welt in die sie gerade begann einzutauchen, würde sie nicht alleine zu recht kommen. Irgendwann würde sie Hilfe brauchen und was, wenn sie dann nicht danach fragte?
Josef schüttelte den Kopf, als sie ihm erklärte, dass sie sich nirgends sicherer fühlte als bei ihm. So durfte sie nicht fühlen , hier war sie nicht sicher. Er selbst war eine der größten Gefahren für sie.

Als die junge Frau seine Hand nahm spürte er ihre Wärme durch seinen Körper fließen. Er blieb ruhig, fast starr stehen, ließ aber Sandrine seine Hand zu ihrem Herzen führen. Es pochte schnell und Josefs Verlangen nach Sandrine steigerte sich mit jedem Schlag. Er wollte ihr nahe sein, noch näher als in diesem Moment.
Sie sprach davon im hier und jetzt zu leben. Das machte Josef normalerweise immer, er lebte wie es ihm gefiel, doch gab es einige Regeln. Er machte die Regeln und jeder hatte sich daran zu halten. Er konnte seinen Blick nicht von Sandrines Augen wenden, er spürte ihren Herzschlag unter seiner Hand und merkte, wie ihre Wärme ihn immer mehr einnahm.

Als ihre sanften Hände sein Gesicht berührten, schloss er für einen kurzen Moment die Augen. „Nein, Sandrine, bitte.“ es war nicht mehr als ein Flüstern und Josef wusste, dass er sie in diesem Moment nicht mehr von ihrem Vorhaben abhalten konnte. Seine Gedanken schrien, doch er konnte und wollte nicht mehr gegen seine Gefühle ankämpfen.
In dem Moment als Sandrines Lippen schließlich auf seinen lagen, verstummte jeder einzelne Gedanke in seinem Kopf. Er löste sich langsam aus seiner Starre und seine Hände legte sich auf ihre Hüften, sodass er sie vorsichtig näher zu sich ziehen konnte. Es fühlte sich so unglaublich gut an und er wusste, dass dies für diesen Moment das Richtige war.

Während seine Lippen mehr von ihren forderten, drehte er sich mit ihr, sodass er Sandrine schließlich sanft gegen die Hauswand drückte, an der er bis eben noch gelehnt hatte. Seine Hände vergruben sich in ihren Haaren.
Für einen kurzen Moment löste er sich von Sandrine und schaute ihr tief in die Augen. Sanft strich er über ihre Wange und ihre Lippen und ließ seine Hand schließlich an ihrem Hals ruhen. „Bist du dir wirklich sicher, dass es das ist, was du willst?“
 
Zurück
Oben