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[NCIS] Confessions of a dangerous Mind

*PiperHalliwell

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18 November 2004
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Ort
The wonderful world of DiNozzo!
Hallo ihr Lieben!

Diesmal hab ich mich mal an ein anderes Pairing gewagt.
Die Story geht mit einem Wiedersehen los, das es noch in sich haben wird.

Also, dann wünsch ich euch einfach viel Spaß beim Lesen und würde mich freuen, wenn ihr ab und an ein wenig FB hinterlaßt.

LG Claudia


• Autor: *PiperHalliwell
• Titel: “Confessions of a dangerous Mind“
• Disclaimer: Alle Charaktere der Serie NCIS sind geistiges Eigentum ihrer Erfinder Donald P. Bellisario und Don McGill und unterliegen dem Copyright von Bellisario Productions, Paramount Pictures und CBS.
Diese Story dient lediglich zur Unterhaltung, und ich beabsichtige nicht, Geld damit zu verdienen.
Die Hintergrundgeschichten der Charaktere - sofern sie nicht der Wahrheit entsprechen - sind frei erfunden.
Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden und toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
• Genre: Drama & Thriller
• Rating: definitiv FSK 16
• Hauptcharaktere: Anthony „Tony“ DiNozzo, Jeanne Benoit und Ziva David
• Nebencharaktere: Leroy Jethro Gibbs, Timothy „Tim“ McGee, Abigail „Abby“ Sciuto und Dr. Donald „Ducky“ Mallard
• Pairing: Tony/Jeanne und ein wenig Tony/Ziva
• Zeitliche Einordnung: kurz vor dem Ende von 5.19 „Judgment Day“ - „Schlimme Tage“
• Inhalt: Jeanne Benoit und Ziva David - zwei Frauen, zwei Geheimagentinnen, die ihm näher waren, als irgendjemand sonst.
Doch konnte er ihnen wirklich vertrauen? Waren sie wirklich die Menschen, die sie vorgaben zu sein?




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Confessions of a dangerous Mind



Confessio est regina probationum. - Das Geständnis ist die Königin der Beweismittel.

Geständnisse, durch sie kann sich alles verändern, das ganze Leben.
Ob zum guten oder zum schlechten hängt von jedem selbst ab.
Genau wie von den Geheimnissen, die die Menschen mit sich herumtragen.
Werden diese dann endlich offenbart, besteht vielleicht noch eine letzte Möglichkeit, dass alles ein gutes Ende nimmt.
Doch wenn die Ehrlichkeit nicht aus freiem Willen entsteht, ist diese Chance meist vertan...


Samstag, 02. Mai 2009
Mill Creek Huttonsville,
West Virginia


Der eisige Herbstwind heult um das kleine Häuschen, rüttelt unaufhörlich an den Fensterläden, deren morsches Holz unter diesem Druck wieder und wieder laut klappernd an das Mauerwerk schlägt. In diese unregelmäßigen Geräusche mischt sich das monotone Prasseln der dicken Regentropfen an die Fensterscheiben, bevor das Wasser in lang gezogenen Bahnen nach unten rinnt und in der Unendlichkeit des dicken grauen Nebelschleiers zu verschwinden scheint. Bedrohliche Blitze zucken über den in graue Finsternis gehüllten Himmel, an dem sich gewaltige Wolkenberge in schwindelerregende Höhen auftürmen und erhellen für den Bruchteil einer Sekunde meine trostlose Umgebung, lassen ein fahles Licht auf mich fallen, das für diesen Moment noch unheimlicher wirkt.
Ich sitze auf dem staubigen Fußboden, an das heruntergekommene Sofa gelehnt und verfolge regungslos das Schauspiel, lausche den Klängen des tobenden Unwetters, das dem in meinem Inneren in nichts nachsteht. Auch in mir warten die aufgestauten Gefühle darauf, sich endlich in einer riesigen Explosion entladen zu können, doch mein Körper ist vollkommen erstarrt, nicht in der Lage, die kleinste Bewegung auszuführen. Seit Stunden verharre ich an diesem Ort, lasse die Zeit an mir vorbei rinnen, ohne dass ich mir darüber im Klaren bin, wieviel davon bereits vergangen ist. Mein Blick ist wie in Trance aus dem Fenster gerichtet, während ich mittlerweile kaum noch etwas wahrnehme, denn meine Umwelt verschwimmt mehr und mehr vor meinen Augen, bis nichts mehr davon übrig ist als eintöniges grau.
Das Innere dieses Raumes ist in beinahe unheimliche Ruhe gehüllt, nicht einmal das Rascheln der Mäuse, die sich in den Wänden eingenistet haben, dringt zu mir durch. Lediglich mein Kopf ist nicht in der Lage, für eine Sekunde still zu stehen, jagt doch ununterbrochen ein wirrer Gedanke den nächsten, ohne sich von meinem Verstand fassen und in geordnete Bahnen lenken zu lassen. Obwohl ich seit Stunden krampfhaft versuche, endlich abzuschalten und meine anstrengenden Überlegungen zu verdrängen, will mir dies einfach nicht gelingen. Doch die Kraft, mich mit ihnen auseinander zu setzen, habe ich schon lange nicht mehr, so dass ich nur noch vergessen will, vergessen um jeden Preis. Leider ist es nicht so einfach, wie ich es gern hätte, denn egal wohin ich gehe, egal wie weit ich vor den Geschehnissen der letzten Monate fliehe, kann ich ihnen dennoch nicht entkommen.

Es gab einen guten Grund, warum ich die Abgeschiedenheit dieses trostlosen Ortes suchte, an dem mich niemand kannte und gewiss auch niemand finden würde. Ich verspürte das dringende Bedürfnis, für unbestimmte Zeit allein zu sein, nicht ständig von Menschen umgeben, die mir helfen wollten, die es zweifellos gut meinten, aber die auch nicht dazu fähig waren, mein Seelenheil wieder herzustellen. Keiner von ihnen konnte wirklich verstehen, was in meinem Inneren vor sich ging, denn wie schon so oft hatte ich ihnen die Wahrheit verschwiegen. Dass sie dennoch uneingeschränkt für mich da waren, machte es mir nur noch schwerer, ließ die Schuldgefühle noch weiter anwachsen, so dass ich nicht anders konnte, als dies alles hinter mir zu lassen. Auch wenn ich weiß, dass ich nicht ewig davonlaufen kann, würde ich so lange wie irgend möglich verschwunden bleiben, sehe ich doch keinen anderen Ausweg mehr.
Aber genau diese Zeit brauche ich, um mir endlich darüber klar zu werden, wie es von nun an weiter gehen soll, denn ich habe das Gefühl, mich in einer Sachgasse zu befinden, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. Doch um diesen zu finden, werde ich erst erkennen müssen, wie ich dorthin gelangen konnte, was mich dazu brachte, diesen Pfad einzuschlagen. Noch immer gelingt es mir nicht, die Dinge, die in den letzten Wochen und Monaten geschehen waren, verstehen, geschweige denn, sie irgendwie verarbeiten zu können. Ich zweifle immer stärker an mir, meinen Fähigkeiten und meinem Leben als Bundesagent, wenn ich nicht einmal verhindern konnte, dass genau diese Dinge passierten. Vielleicht sind da auch Schuldgefühle, die mich, nicht zum ersten Mal in meinem Leben, heimsuchen, doch mittlerweile kann ich es nicht mehr auseinander halten, welche Emotionen im Moment in meinem Inneren wüten.
Vermutlich habe ich mir zu viel vorgenommen, doch ich muss diese Erinnerungen, meine Selbstzweifel und die übrigen Empfindungen, die noch unter dem Trümmerberg der vergangenen zwei Jahre vergraben sind, endlich abschütteln, bevor sie mich zu Grunde richten. Schon jetzt habe ich immer öfter das Gefühl, von ihnen erdrückt zu werden, keine Luft mehr zum Atmen zu haben, gar nicht zu reden von einer einzigen Minute Schlaf oder auch nur ein wenig Ruhe. Ich habe alle, die mir helfen wollten, zurück in mein altes Leben zu finden, abgewiesen, denn diesen Weg muss ich allein gehen, muss es allein schaffen, wenn es überhaupt möglich ist, in dieses Leben zurückzukehren. Zu viel zerbrach in den letzten Wochen und Monaten, nicht nur um mich herum, sondern vor allem in mir drin, als dass ich einfach zu meinem Ausgangspunkt zurückfinden kann, so sehr ich mir genau dies auch wünsche.

Diese heruntergekommene Hütte ist mein Zufluchtsort, war es bereits in meiner Kindheit gewesen, als ich mich einmal mehr vor den Launen meines betrunkenen Vater versteckt hatte. Nur durch Zufall hatte ich dieses kleine Holzhaus entdeckt, das, verborgen unter den unzähligen Wipfeln der umgebenden Bäume, meiner Fantasie eines abgelegenen Königreichs freien Lauf gelassen hatte. Stets hatte ich gewusst, dass mich an diesem Ort niemand hatte finden können, nicht einmal meine Eltern, die sich permanent darüber informiert geglaubt hatten, wo sich ihr Sprössling in jedem Moment aufgehalten hatte. Genau diese Abgeschiedenheit mache ich mir jetzt zu Nutze, denn was meinem Erzeuger nicht gelungen war, wird auch meinen Kollegen verborgen bleiben, obwohl ich mir sicher bin, dass diese Tatsache nicht für meinen Boss gilt. Aber ich habe ganz andere Probleme, Geschehnisse in der Vergangenheit mit denen ich mich auseinandersetzen muss, bevor ich nach Washington und damit zum NCIS zurückkehren kann.
Doch um diesen Abschnitt meines Lebens, den Abschnitt, von dem ich mir wünsche, ich könnte ihn für immer vergessen, endlich hinter mir lassen, ist mehr nötig als Ruhe und Einsamkeit, weit entfernt von D.C. und meiner Heimat. Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, muss ich weiter gehen, viel weiter, bis an die Grenze meiner Willenskraft und muss tiefer in meine Seele vordringen, bis zu jenem Punkt, als all dies seinen Anfang nahm. Denn so sehr ich die Tatsache auch versuche zu verdrängen, bin ich schon lange nicht mehr der Mann, der ich einmal war, der ich sehr gern war, damals, bevor sie in mein Leben trat. Sie, die Frau, die ich an mich heran gelassen hatte, die mir so nah gekommen war, wie kaum ein Menschen zuvor, die mich gelehrt hatte, dass ich nicht dieser Mensch sein musste, dass ich sein konnte, wer ich wollte, ohne mich hinter irgendetwas zu verstecken.
Ich glaubte, dass wir, nach allem, was wir miteinander überstanden hatten, eine wirkliche Chance hatten, dass es nichts mehr gab, das uns auseinander bringen konnte. Wir hatten einander unsere Fehler, die wir begangen, die Lügen, die wir erzählt hatten, verziehen, doch wenn ich jetzt im Nachhinein darauf zurückblicke, gab es diese Chance wohl niemals, redete ich es mir lediglich ein. Ich wollte endlich wieder glücklich sein, so glücklich wie damals, als ich sie zum ersten Mal traf, und ich wollte einem Menschen in meinem Leben wirklich vertrauen können. Aber genau dieser Wunsch war ein großer Fehler, ein Fehler, der nicht nur mich beinahe genau dieses Leben gekostet hätte...
 
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AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Hallo Ihr Lieben!

Heute gibt es den ersten Teil, mit dem ihr erfahrt, wie alles begonnen hat.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen.

LG CLaudia


Freitag, 02. Mai 2008
J. Hoover National Cemetery,
Washington D.C.


Wie so viele dramatische Geschichten begann auch diese mit einer Tragödie, oder eher mit mehreren, die mich dazu brachten, mein Leben, meine Prioritäten zu überdenken. Vielleicht musste dies alles nur aus dem Grund auf diese Weise enden, weil es seinen Anfang nahm, als ich verwundbar und angreifbar, aber gleichzeitig auch empfänglich für die Aussicht auf einen festen Halt in meinem Leben war. Um verstehen zu können, was mich an den Punkt gebracht hatte, an dem ich mich jetzt befinde, muss ich zurückgehen, zurück zu jenem Tag, der alles für mich veränderte. Die ersten Auswirkungen dieser Veränderung sollte ich sehr schnell spüren, doch dies waren nur die ersten sanften Böen eines herannahenden Orkans, der alles zu verschlingen drohte. Aber wie so oft dachte ich nicht an die Zukunft, blickte nicht in die Ferne, in der sich genau jener Sturm bereits zusammenbraute, sah lediglich, was ich bereit war zu sehen.

Die aufgehende Frühlingssonne sandte ihre warmen Strahlen auf die Stadt, die in dieser frühen Morgenstunde erst dabei war, zu ihrer gewohnten Hektik zurück zu finden. Doch an den Ort, an dem unser Team in Kürze erwartet wurde, schienen diese Geräusche nicht vordringen zu können, schienen von der hohen efeuberankten Felsenmauer ausgesperrt zu werden, um die friedliche Ruhe nicht zu stören. Als ich meine Augen schloss, um für einen Moment der Realität zu entfliehen, vernahm ich das leise Rauschen der sattgrünen Blätter an den hohen Bäumen, die das weitläufige Gelände säumten und in dem sanften Wind leicht hin und her wehten. Es war ein wunderschöner Tag Anfang Mai und gehörte doch zu den schlimmsten Tagen, die ich bis dahin hatte erleben müssen, denn leider war dies nicht das erste Mal in meinem Dasein als Bundesagent, dass ich einen solch schweren Gang vor mir hatte.
Die Tatsache, einen Kollegen aus den eigenen Reihen zu Grabe tragen zu müssen, weil er im Dienst für sein Vaterland sein Leben verloren hatte, war immer wieder aufs Neue schmerzhaft, doch wenn dieser dir selbst noch dazu nahe gestanden oder gar zu deinem Team, deiner Familie gehört hatte, war dies beinahe unerträglich. An diesem Tag widerfuhren mir diese Qualen bereits zum dritten Mal, seit ich Agent des Naval Criminal Investigative Service geworden war. Nur ungern dachte ich an jenen Moment zurück, als ich meine Partnerin Caitlin Todd verlor, deren Tod eine große Lücke, nicht nur in unserem Team sondern auch in meinem Inneren, hinterlassen hatte. Nicht einmal zwei Jahre später hatte ich erneut am Grab einer engen Kollegin gestanden, und wie damals bei Kate hatte auch Paulas Tod mein Leben vollkommen aus der Bahn geworfen. In meinem Job wurde ich leider viel zu oft mit dem Tod konfrontiert, aber dies stellte eine vollkommen andere Situation dar, die mir meine eigene Hilflosigkeit erbarmungslos verdeutlichte.
Jedes Mal aufs Neue hatte ich mich hilflos und schuldig gefühlt, doch die Beerdigung unserer Direktorin, die zu beschützen meine Aufgabe gewesen wäre, führte mir an diesem Tag mein Versagen unverfälscht vor Augen. Dieses Wissen hatte sich in meinem Inneren eingenistet und ließ sich weder durch die gut gemeinten Worte meiner Kollegen oder meines Bosses noch durch den ausgiebigen Genuss von Duckys Hochprozentigem wieder vertreiben. So sehr ich es auch versucht hatte, meine Gefühle mit dem Alkohol zu betäuben, hatte es mir lediglich gelingen wollen, als mich die Müdigkeit schließlich überwältigt hatte. Doch dies hatte nur wenige Stunden angehalten, bis ich mit brummendem Schädel wieder erwacht war und mich stöhnend von der Couch gequält hatte. An jedem Morgen hatten die Zweifel erneut an mir genagt, hatten sich beständig tiefer in meine Seele gefressen, hatten heiß in den frischen Wunden gebrannt, die dadurch nur noch größer zu werden schienen. Mit jedem dieser Verluste hatte ich wohl ein Stück mehr den sicheren Halt unter meinen Füßen verloren, waren sie doch alle irgendwie Teil meiner Familie gewesen.

Die eigentliche Zeremonie nahm ich kaum wahr, erlebte sie lediglich wie durch einen dicken Nebelschleier, während die Worte des Geistlichen kaum vermochten, zu mir durchzudringen. Was konnte er auch schon über Jenny Shepard und den Verlust, den ihr Tod für uns alle, besonders aber für mich, bedeutete? Die Schuldgefühle wurden von Sekunde zu Sekunde stärker, wurde mir doch in diesem Moment, an diesem Ort immer klarer, dass mein Versagen sie das Leben gekostet hatte, dabei war es für mich unerheblich, dass ihr Hirntumor dieses ohnehin in naher Zukunft beendet hätte. In den vergangenen beiden Jahren waren wir uns näher gekommen, war sie zu mehr als der Direktorin des NCIS für mich geworden, sie war eine Vertraute, fast so etwas wie eine Freundin gewesen. Natürlich hatte uns das Geheimnis um meinem Under-Cover-Auftrag enger zusammen gebracht, doch mittlerweile bereute ich sehr, sie für das abrupte Ende meiner Beziehung zu Jeanne verantwortlich gemacht zu haben. Ich war ihr lange aus dem Weg gegangen, hatte nur noch dienstlich mit ihr gesprochen, aber inzwischen war mir klar, dass ich die wenige Zeit, die wir alle nur hatten, besser hätte nutzen sollen. Doch nun war es zu spät, ich konnte meine Fehler nicht mehr rückgängig machen, konnte ihr nicht sagen, wie wichtig sie für mich gewesen war.
Als der Geistliche mit seiner Ansprache geendet hatte und alle Lobeshymnen auf sie verstummt waren, reihte ich mich in die Schlange meiner Kollegen ein, die sich vor dem gähnenden Loch aufstellten und dabei zusahen, wie der mit unzähligen Blumen geschmückte Sarg langsam hinab gelassen wurde. Das beklemmende Gefühl in meinem Inneren schien, von Sekunde zu Sekunde stärker zu werden, bis mein Herz beinahe zu zerspringen drohte, als die hölzerne Kiste mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufsetzte. Noch immer konnte ich nicht glauben, dass sie niemals zurückkehren würde, dass sie nie wieder auf der Galerie stehen und unser Team mit einem prüfenden Blick bedenken würde, dass sie sich nie wieder ihre amüsanten Wortgefechte mit Gibbs liefern würde. Von Anfang an hatte ich gewusst, dass es den Beiden im Grunde Spaß bereitet hatte, sich über die Ermittlungsmethoden unseres Vorgesetzten zu streiten, war doch das Feuer, das dabei zwischen ihnen entbrannt war, nicht zu übersehen gewesen.
Wie in Trance tat ich langsam einen Schritt nach dem anderen, von denen mich jeder einzelne immer näher an das Grab der Direktorin brachte, während meine Augen starr in die Ferne gerichtet waren, an den Baumwipfeln hängen blieben, die sich sanft im Wind wogen. Aber ich konnte der Wahrheit nicht ewig entfliehen, so gern ich es auch wollte, so dass ich meinen Blick schließlich senkte, um in die Grube im Erdboden hinab zu sehen. Ich schluckte schwer und krampfte meine Finger um die weißen Lilien, die ich in meinen Händen hielt und die, wie ich wusste, zu ihren Lieblingsblumen gezählt hatten. Es gab so viel, was ich noch sagen wollte, doch nun sah ich keinen Sinn mehr darin, so dass kein Wort über meine Lippen kam und ich lediglich regungslos vor diesem gähnenden Loch stand. Irgendwann konnte ich dieses Bild nicht länger ertragen, ließ die zarten Pflanzen hinabfallen und wandte mich dann abrupt ab, kehrte diesem unwirklich erscheinenden Schauspiel endgültig den Rücken.

Bis heute hat sich an der Tatsache, dass ich dazu neige, vor meinem Schmerz, vor meinen Schuldgefühlen davon zu laufen, nichts geändert. Vielleicht bin ich in der Zwischenzeit erwachsener geworden, als an jenem Tag, als Gibbs mich zum NCIS holte, aber es gibt Dinge im Leben, die sich vermutlich niemals ändern werden. Noch immer gehe ich gern den einfachsten Weg und flüchte mich in den Alkohol, der in schweren Zeiten schon viel zu oft zu meinem besten Freund wurde. Der Gedanke, dass mich diese Schwäche meinem Vater immer ähnlicher werden lässt, macht mir Angst, wollte ich doch niemals enden wie dieser Bastard, aber dennoch kann ich nichts gegen mein Verlangen, endlich zu vergessen, tun. Vielleicht bin ich zu schwach, bin meinem Job nicht länger gewachsen, verlor ich doch in den vergangenen Jahren zu viele Menschen, die mir nahe standen. Auch diese Selbstzweifel, die heute erneut an mir nagen, werde ich vermutlich wieder mit dem ein oder anderen Glas Hochprozentigen vertreiben, ist es doch so viel einfacher, als mich mit meinen Gefühlen auseinander zu setzen.

Als ich dem Weg folgte, der mich zurück zu dem schmiedeeisernen Tor führte, das die Hektik der befahrenen Straße dahinter nur erahnen ließ, schweifte mein Blick über die zahllosen Grabsteine, die das Andenken der im Dienst getöteten Agenten, Navy-Offiziere und Marines bewahren sollten. Dieses Bild, gemeinsam mit dem Grund, warum ich mich an diesem Tag hier befand, verdeutlichte mir unwillkürlich die Endlichkeit des Lebens. Obwohl ich mir bisher noch nie viele Gedanken über diese Dinge gemacht hatte, wollten sie mir nun plötzlich nicht mehr aus dem Kopf gehen. Dieser Ort barg nicht nur Geschichte, sondern auch unzählige Tragödien, erzählte von zahllosen Familien, die wichtige Menschen in ihrem Leben verloren hatten, die jedes Mal aufs Neue einen Teil ihrer Seele, ihres Herzens hier zurücklassen mussten. Leider kannte ich dieses Gefühl nur zu gut, hatte es mich doch jedes einzelne Mal erwartet, das ich hierher gekommen war, um Trost zu finden in meiner Trauer um meine Kolleginnen, Partnerinnen und Freundinnen. Es war schon eine paradoxe Ironie, dass es stets die Frauen gewesen waren, die mir in meinem Leben nahe gestanden hatten, nur um viel zu früh herausgerissen zu werden. Auch wenn es mir stets schwer gefallen war, die Wunden in meinem Herzen stets wieder aufgerissen worden waren, hatte ich Kate und Paula dennoch regelmäßig besucht, um ihnen zu zeigen, dass sie mir noch immer wichtig gewesen waren, dass ich weiterhin an sie gedacht hatte.
Ich fragte mich unwillkürlich, wer mich nach meinem Tod vermissen würde, und wer mich für immer in Erinnerung behalten würde. Dies waren seltsame Überlegungen, die mich in diesem Moment überkamen, aber vermutlich war diese Tatsache in einer Situation wie meiner, an einem Ort wie diesem, nicht ungewöhnlich. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass ich darüber nachgedacht hatte, hatten mir doch die letzten Monate nur zu deutlich gemacht, dass wir alle sterblich waren. Doch seit Jeanne von einem Tag auf den anderen aus meinem Leben verschwunden war, gab es außer meinem Team keinen Menschen mehr, der mir wirklich nahe stand und mich aufrichtig liebte, so wie ich diesen liebte. Nachdem ich dieses Gefühl zum ersten Mal kennengelernt und zugelassen hatte, hatte ich es nicht wieder missen wollen, denn diese ungekannte Geborgenheit zu spüren, war eine unbeschreibliche Erfahrung gewesen. Während diese Gedanken durch meinen Kopf schossen, hatte ich in meiner Bewegung inne gehalten und starrte reglos in die Ferne, ohne etwas wahrzunehmen. Niemals hätte ich geglaubt, diese Empfindungen zu haben, doch sie waren da und ließen sich nicht abschütteln, verfolgten mich ununterbrochen und waren an diesem Tag stärker als je zuvor.

Der Kies knirschte gedämpft unter meinen schwerfälligen Schritten, als ich mich schließlich aus meiner Trance befreite und meinen unausweichlichen Weg fortsetzte. Die ungeweinten Tränen brannten heiß ihn meinen Augen, der Kater der vergangenen Tage ließ meinen Kopf schmerzen, was die Alpträume, die mich seit den Geschehnissen Nacht für Nacht quälten nur noch verschlimmerten. Beinahe war es zu meiner Angewohnheit geworden, meinen Schmerz und meine Schuldgefühle in Alkohol zu ertränken, aber ich hatte sie nicht länger ertragen können. Vor allem am vergangenen Abend hatte ich die Gedanken an die heutige Zeremonie nicht verdrängen können, so dass ich mich mit einer Flasche Whiskey in den Schlaf getrunken hatte. Doch mittlerweile war diese Tatsache fast so etwas wie Normalität für mich geworden, so dass ich von Tag zu Tag mehr davon gebraucht hatte, um mich zu betäuben und deshalb an diesem Morgen kaum aus dem Bett gekommen war.
Nur mit Mühe hatte ich mich überwinden können, an den Ort zu fahren, an dem ich stets die schlimmsten Schmerzen meines Lebens hatte ertragen müssen. Angespannt hatte ich die Beerdigung hinter mich gebracht, doch kaum hatten sich die Anwesenden an ihrem Grab aufgestellt, um Abschied von Jenny zu nehmen, hatte ich die Flucht ergriffen. Ich floh vor meinen Kollegen, vor ihren Blicken, vor meinen Schuldgefühlen, egal wohin, ich musste einfach weg von diesem Ort, der mir mein Versagen entgegen zu schreien schien. Die unzähligen Marmorsteine und hölzernen Kreuze lösten einen Strudel von Gefühlen in meinem Inneren aus, die ich nicht kontrollieren konnte und die mich förmlich erdrückten. Deshalb stellte ich mir vor, schon bald in einer kleinen verqualmten Bar zu sitzen, einen Drink vor mir zu haben, um diesen verdammten Tag so schnell wie möglich zu vergessen. Der Gedanke an meine gewöhnliche Art der Entspannung ließ für eine Sekunde einen Schauer über meinen Körper rinnen, konnte ich doch nicht glauben, dass ich so tief gesunken war, bevor ich diese Tatsache verdrängte, denn ich wollte sie einfach nicht wahrhaben.
Mein Weg führte mich quer über den Friedhof, an unzähligen Grabsteinen entlang, bis eine Gestalt in der Ferne meine Aufmerksamkeit auf sich zog und mich beinahe magisch anzuziehen schien. Doch je näher ich ihr kam, desto vertrauter wurden mir ihre Erscheinung, ihre Bewegungen, so dass mich diese Erkenntnis augenblicklich erstarren ließ. Auch sie hielt inne, musterte mich einige Sekunden regungslos, während meine Erinnerungen rasant durch meinen Kopf schwirrten, ohne sich in geordnete Bahnen lenken zu lassen. Diese Begegnung löste die dunklen Gefühle schlagartig ab und verwandelte sie in dieses undefinierbare Kribbeln, das sich unvermittelt in meinem Bauch ausbreitete und das ich so sehr vermisst hatte. Nach einer scheinbaren Ewigkeit, die ich mein Gegenüber nur angestarrt hatte, öffnete ich schließlich meinen Mund, um etwas zu sagen, doch lediglich ein tonloses Krächzen verließ meine Lippen: „Jeanne.“
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Auch hier geht es nach einigem Warten wieder weiter.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß.

LG Claudia


Zum wiederholten Mal glaubte ich, einer Halluzination zum Opfer gefallen zu sein, doch ihr Lächeln, ihre strahlenden Augen wirkten so real auf mich. Ich konnte mich nicht gegen den Zwang wehren, einen Schritt nach dem anderen zu machen, um auf sie zuzugehen und irgendwann erkennen zu müssen, dass sie lediglich ein Trugbild war. Doch je näher ich ihr kam, umso wirklicher schien ihre Gestalt zu werden, jedes Detail ihres Gesichts hatte ich noch so in Erinnerung, als ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Schließlich stand ich vor ihr, konnte beinahe die Wärme ihres Körpers fühlen und blickte ihr schweigend in die Augen, versuchte, darin zu erkennen, ob ich nur träumte. Aber auch in ihnen fand ich nicht die Antwort, nach der ich suchte, erst als sie ihren Mund öffnete und erklärte: „Es ist schön, dich wiederzusehen, Tony.“ Der Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, schien, von Sekunde zu Sekunde größer zu werden, machte mir das Sprechen schier unmöglich, so dass ich sie lediglich schweigend anstarrte. Dies konnte nur eine Illusion sein, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Jeanne diese Worte zu mir sagte, war gleich null, hatte sie mir doch vor wenigen Monaten unmissverständlich klar gemacht, was sie von mir hielt.
„Was tust du hier?“, fragte ich schließlich doch, um meine Neugier zu befriedigen, auch wenn ich mich vermutlich vollkommen lächerlich machte, wenn ich Selbstgespräche führte. Vielleicht wurde ich tatsächlich verrückt, wenn mich bereits eine Erscheinung meiner Ex-Freundin heimsuchte, die jedoch so real erschien, dass ich einfach nicht anders konnte, als es zu glauben. Aber die wunderschöne junge Frau, die in diesem Moment vor mir stand, konnte lediglich eine Wunschvorstellung sein, auch wenn ich gehofft hatte, diese Täuschung meiner Sinne endlich überwunden zu haben. Zuerst bekam ich lediglich ein leises Seufzen zur Antwort, ehe sie erwiderte: „Heute Morgen wurde mein Vater endlich beerdigt. Das FBI hatte seinen Leichnam erst vor wenigen Tagen freigegeben.“ Dass meine Halluzination auf meine Frage reagierte, steigerte die Verwirrung in meinem Inneren noch zusätzlich, hatte ich doch erwartet, dass sie sich damit schließlich in Luft auflösen würde. Doch stattdessen hatte sie wirklich reagiert, noch dazu mit einer Erklärung, die tatsächlich Sinn ergab und nicht nur aus einer meiner Traumvorstellungen zu stammen schien.
Für einen Moment war ich nicht in der Lage, etwas dazu zu sagen, sondern nickte nur wortlos, während ich versuchte zu verstehen, was dies für mich bedeutete. Aber genau bei diesen Überlegungen tauchte erneut diese unsinnige Hoffnung auf, ihre Anwesenheit könnte noch einen anderen Grund haben. Ich wollte mich nicht zum wiederholten Mal in diese Erwartung verrennen, hatte ich doch bereits mehrfach mit den Folgen einer Enttäuschung zu kämpfen gehabt. Auch wenn ich selbst an diesem Desaster Schuld gewesen war, in dem unsere Beziehung geendet hatte, war es dennoch nicht leichter für mich gewesen. Aus diesem Grund wusste ich nicht, ob ich die Kraft finden würde, nun zum dritten Mal verarbeiten zu müssen, wie sie erneut in mein Leben trat, nur um kurz darauf wieder daraus zu verschwinden. Schließlich stellte ich ihr jedoch einfach die Frage, die mir die ganze Zeit auf der Seele brannte: „Warum bist du nach D.C. zurückgekehrt? Nur wegen der Beerdigung?“ Erneut umspielte dieses unwiderstehliche Lächeln ihre Lippen, das ich so sehr vermisst und das mich vom ersten Moment an verzaubert hatte. Wie lange hatte ich dieses Kribbeln nicht mehr gespürt, das nur sie in meinem Inneren auszulösen vermochte?

Es war ziemlich genau vor vier Wochen gewesen, dass sie nach unserer abrupten Trennung erneut in mein Leben getreten war, nur um mich des Mordes an ihrem Vater zu beschuldigen. Bis zu diesem Tag, an dem ich sie nun wiedersah, verstand ich noch immer nicht, was sie dazu bewogen hatte, mir dies anzutun, denn obwohl ich sie verletzt und ihr das Herz gebrochen hatte, hatte sie genau gewusst, dass ich niemals zu solch einer Tat fähig gewesen wäre. Auch wenn ich ihr meine wahre Identität verheimlicht hatte, hatte sie dennoch den Menschen gekannt, der ich gewesen war, den ich nicht hatte vor ihr verbergen können. Aber dieser Mann, der ich gewesen und nach wie vor war, konnte keinen anderen erschießen, egal was dieser getan haben mochte. Vielleicht war dies ihre Art gewesen, mir heimzuzahlen, was ich ihr angetan hatte, auch wenn sie sich auch dadurch nicht hatte besser fühlen können. Eine Lüge mit einer anderen Lüge zu vergelten, hatte ihr ihre Erinnerungen nicht abnehmen können, nicht einmal wenn sie mich dadurch ins Gefängnis gebracht hätte.
Doch im Grunde hatten mir ihre Anschuldigungen den Schmerz verdeutlicht, den ich ihr zugefügt hatte, nur aus diesem Grund hatte ich mich schließlich dazu durchgerungen zu behaupten, nie etwas für sie empfunden zu haben. Auch ich hatte zuerst mit meinem verletzten Stolz zu kämpfen gehabt, denn ihre Unterstellung hatte mich schwer getroffen. Aber ich hatte diese Worte aussprechen müssen, sowohl für mich als auch für sie, das war ich ihr einfach schuldig gewesen. Es war das Einzige gewesen, das ich noch hatte für sie tun können, um ihr zu helfen, mit mir, meinen Lügen und unserer Beziehung endgültig abzuschließen und nach vorn zu blicken. Sie sollte die Chance bekommen, ohne mich ein neues Leben anzufangen und irgendwann eine neue Liebe zu finden, so qualvoll dies für mich auch gewesen war. Mit dieser Tat hatte ich meine Fehler nicht wieder gut machen können, aber ich hatte gehofft, ihr dadurch wenigstens einen kleinen Teil ihres Leides abnehmen zu können. Gleichzeitig hatte ich jedoch auch geglaubt, selbst einen Schlussstrich ziehen und diesen Teil meines Lebens endlich hinter mir lassen zu können.

Ihre sanfte Stimme riss mich aus meinen wirren Gedanken und Erinnerungen, als sie antwortete: „Das ist eine lange und komplizierte Geschichte.“ Ich hasste diese wagen Andeutungen, die im Grunde nichts von der Wahrheit offenbarten und gleichzeitig dennoch deren Bedeutsamkeit verdeutlichten. Doch sie kannte mich gut genug, um zu wissen, dass diese Worte meine Neugier schürten, die mich schließlich überrollen würde, so sehr ich auch dagegen ankämpfte. Schon immer hatte ich mich in Situationen wie dieser nicht lange zurückhalten können und irgendwann meinem Verlangen nachgeben, denn dies lag in der Natur eines guten Ermittlers. Aber diesmal stand ich einem vollkommen anderen Umstand gegenüber, mit dem ich nicht umzugehen wusste, zu viel war zwischen uns passiert, zu viel Schmerz hatte jeder von uns ertragen müssen. Doch war dieser Schmerz noch immer so präsent, dass er mich davon abhalten konnte, dass zu tun, wozu etwas in mir mich drängte?
Obwohl ich meine Gefühle, die ich noch immer nicht vollkommen überwunden hatte, nicht noch einmal diesen Qualen aussetzen wollte, konnte ich nicht anders, als sie schließlich zu fragen: „Willst du mir bei einem Kaffee davon erzählen?“ Noch bevor diese Worte meine Lippen verlassen hatten, bereute ich sie schon, glaubte ich doch, sie damit unter Druck zu setzen und vielleicht zu vertreiben. Dabei wünschte ich mir nichts sehnlicher, als noch einmal Zeit mit ihr verbringen und diese in vollen Zügen genießen zu können, auch wenn mir bewusst sein würde, dass es wohl bei diesen wenigen gemeinsamen Stunden bleiben würde. Im Grunde erwartete ich bereits, eine entsetzte Ablehnung von ihr zu hören, aber ich sollte mich täuschen, denn sie musterte mich weiterhin mit entspannter Miene. Dennoch schien sie, darüber nachzudenken, wie sie auf mein Angebot reagieren sollte, zumindest nahm ich ihr Zögern so wahr, doch ich konnte nicht einfach einen Rückzieher machen.
In meinem Inneren glomm auch weiterhin ein Funken Hoffnung, dass ich eine zweite Chance bekommen würde, ihr zu beweisen, wie viel sie mir bedeutet hatte und noch immer bedeutete. Aber je länger sie schwieg, um so stärker wurde das ungute Gefühl, das in mir aufstieg, von mir Besitz ergriff und mich dazu brachte, nervös von einem Bein auf das andere zu treten. Ich konnte es beinahe nicht glauben, als ich auf mein Verhalten hin ein kaum wahrnehmbares Zucken ihrer Mundwinkel registrierte, das ich fast als die Spur eines Lächelns deutete. „Gern“, erwiderte sie nach einer scheinbaren Ewigkeit tatsächlich mit einem zustimmenden Nicken, so dass sich augenblicklich ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Inneren ausbreitete. Niemals hätte ich erwartet, dass sie meinem Vorschlag tatsächlich zustimmen und den Vormittag gemeinsam mit mir verbringen würde. Nur mit Mühe konnte ich mir ein erleichtertes Grinsen verkneifen, während ich ihr galant meinen Arm reichte, den sie, ohne zu zögern, ergriff und sich von mir über das weitläufige Areal führen ließ.

Vor ziemlich genau einem Jahr hätte ich beinahe alles dafür getan, die Chance zu erhalten, ein letztes Mal mit ihr zu sprechen, die sie mir jedoch nie gewährt hatte. Stattdessen hatte sie mich vor die Wahl gestellt, mein bisheriges Leben zu opfern, um für sie weiterhin der Mensch zu sein, der sie geglaubt hatte, der ich gewesen war. Vermutlich war ihr nicht klar gewesen, dass Anthony DiNardo und Anthony DiNozzo sich sehr ähnlich, vielleicht zu ähnlich gewesen waren, denn mein wahres Ich hatte ich nicht vor ihr verbergen können. War dies zuerst noch aus dem Grund geschehen, meinen Under-Cover-Auftrag erfolgreich auszuführen, hatte ich es schließlich getan, weil ich ihr vertraut und gewollt hatte, dass sie den wahren Tony, wie auch immer sein Nachname gewesen war, gekannt hatte. Vermutlich hatten jedoch auch meine Gefühle, die ich irgendwann nicht mehr hatte unterdrücken können, ein übriges dazu getan.
Und nun, aus heiterem Himmel, stand sie vor mir und offenbarte mir genau diese Chance, die ich mir damals sehnlichst gewünscht hatte und von der ich nicht wusste, ob ich sie noch immer wollte. Nein, das war eine Lüge, denn nur mein Kopf wusste es nicht, mein Herz hatte sich bereits entschieden, als es ihre Gestalt lediglich als einen verschwommenen Schatten am Horizont wahrgenommen hatte. Im Grunde war ich mir im Klaren darüber, was ich mir vermutlich damit antat, denn dadurch manövrierte ich mich erneut unaufhaltsam an den Rand des Abgrunds, an den mich bereits die letzte Begegnung mit ihr gebracht hatte. Was hielt sie diesmal davon ab, überraschend in meinem Leben aufzutauchen, nur um schließlich genauso unerwartet wieder daraus zu verschwinden, ohne dass ich jemals erfahren würde, wohin sie geflohen war?

Während sie neben mir ging, musterte ich sie unauffällig aus dem Augenwinkel und musste feststellen, dass ich beinahe vergessen hatte, wie wunderschön sie doch war. Stets hatte ich mir eingeredet, dass ich lediglich einer Traumvorstellung nachhing, die in der Wirklichkeit jedoch niemals existiert hatte. Aber nun erkannte ich, dass ihr Anblick tatsächlich diese überwältigende Wirkung auf mich ausübte, wie die Erinnerung in meinem Kopf es mir wieder und wieder hatte weismachen wollen. Dieses schwarze eng anliegende Kostüm ließ sie noch graziler und weiblicher als sonst wirken, doch gleichzeitig sah sie einfach umwerfend aus. Ich glaubte, ihre Augen noch niemals so funkeln gesehen zu haben wie vor einigen Sekunden, als mir zum ersten Mal seit Monaten ihr Blick begegnet war. Dennoch konnte ich auch darin erkennen, dass sie in der letzten Zeit viel durchgemacht und dass der Tod ihres Vaters siw sehr mitgenommen hatte.
Ihre Haut war blasser als sonst, ohne jedoch ungesund zu wirken, während ihr Auftreten so selbstbewusst und bestimmt war wie immer. Die streng nach hinten gesteckten Haaren machten Jeanne noch zerbrechlicher, ließen ihr ebenmäßiges Gesicht wie das einer Porzellanpuppe erscheinen. Nur selten trug sie solch elegante Garderobe, war sie doch durch ihren Beruf und auch zu Hause meist eher leger und sportlich gekleidet. Doch ihr ganzes Auftreten an diesem Tag brachte mein Herz dazu, immer schneller und härter gegen meinen Brustkorb zu hämmern, dass ich glaubte, sie müsste es hören. Ihre Gegenwart erweckte die Schmetterlinge in meinem Inneren zu neuem Leben, die ich so lange nicht mehr gespürt und bereits begraben geglaubt hatte. Meine Gefühle standen plötzlich Kopf, dass ich alles andere um mich herum vergaß und meine Umwelt nicht länger wahrnahm, geschweige denn darüber nachdachte, dass meine Teamkollegen möglicherweise mit Sorge auf mein plötzliches Verschwinden reagieren würden.

Als wir langsam über den Friedhof gingen, um zum nahe gelegenen Parkplatz zu gelangen, spürte ich ich ihre Nähe und die Wärme ihres Körpers, die durch mein Jackett drang und die ich so sehr vermisst hatte. Erst in diesem Augenblick wurde mir klar, wie sehr sie mir noch immer fehlte, auch wenn ich mir immer wieder eingeredet hatte, diese ganze Sache längst verarbeitet zu haben. Tief in meinem Inneren hatte ich stets gewusst, dass dies eine Lüge gewesen war, doch ich hatte die vergangenen Monate und diesen verdammten Under-Cover-Auftrag, der mir nichts gebracht hatte, außer unerträglichen Schuldgefühlen und einem gebrochenen Herzen, endlich hinter mir lassen wollen, hinter mir lassen müssen, um nicht endgültig daran zu zerbrechen.
Aber nun war sie wieder hier, und es fühlte sich so unglaublich gut an, dass ich unwillkürlich bereit war, erneut Hoffnung auf eine zweite Chance mit ihr zu schöpfen, ohne dass es mir gelang, dagegen anzukämpfen. Innerhalb von Sekunden war all dies zurück an die Oberfläche gedrungen, was ich versucht hatte, tief in meinem Inneren zu verbergen, um zu verhindern, dass es jemals wieder ans Tageslicht gelangte. Aber ihr so plötzlich wieder gegenüber zu stehen, hatte meine Gefühle für sie erneut aufflammen lassen, die niemals erloschen waren. Irgendetwas musste sie dazu gebracht haben, nach Washington zurückzukehren, und ich wünschte mir, dass ich ein nicht unbedeutender Grund bei dieser Entscheidung gewesen war.

Wir überquerten den kleinen Vorplatz jenseits der hohen Mauer, die den Friedhof von dem Rest der Welt abzuschirmen schien, und gingen auf meinen Mustang zu, der im Schatten eines hohen Ahornbaumes stand. Doch als ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche holen wollte, hielt Jeanne mich zurück und zog mich wortlos weiter an das andere Ende des kleinen Parkplatzes. Nach einigen Metern blieb sie vor einer dunklen Limousine stehen, die mir unangenehm bekannt erschien und umgehend ein beklemmendes Gefühl in meinem Inneren hervorrief. Es war jener Wagen, der René Benoit gehört hatte und dessen Anblick mich umgehend zu jenem Morgen zurückversetzte, als das Unglück meines Versagens endgültig seinen Lauf genommen hatte. In diesem Wagen hatte alles begonnen, die Begegnung mit ihrem Vater, die Explosion, die Gewissheit, dass er mein falsches Spiel längst durchschaut hatte und schließlich die schmerzhafte Trennung von Jeanne.
Aus diesem Grund verspürte ich nicht nur Verwunderung darüber, dass sie die Limousine scheinbar übernommen hatte und nun auch nutzte. Es wollte nicht in das Bild passen, das ich noch immer von der jungen Frau hatte, war sie doch stets ein zurückhaltender und bescheidener Mensch gewesen. Aber gleichzeitig konnte ich die Erinnerungen an jenen verhängnisvollen Tag nicht vergessen, die an diesem Ort nur noch realer zu sein schienen, doch sie forderte mich lachend auf: „Komm schon, Tony! Steig ein!“ Mit diesen Worten verschwand sie umgehend im Inneren, so dass ich ihr zögernd folgte, während ich mir ins Gedächtnis rief, dass mich La Grenouille nun nicht mehr auf einem der teuren Ledersitze erwarten würde. Dennoch war es ein seltsames Gefühl, in dieser Limousine zu sitzen, in der ich zum letzten Mal noch gemeinsam mit Jeanne und ihrem Vater gesessen hatte, kurz bevor mein Netz aus Lügen schließlich vollkommen in sich zusammen gestürzt war.
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Und es geht wieder weiter. Viel Spaß!

LG Claudia


Freitag, 02. Mai 2008
Jeannes Appartement,
Maryland Avenue, Washington D.C.


Die Fahrt zu Jeannes Wohnung verlief schweigend, doch ich dachte nicht darüber nach, was mich erwarten würde, denn mein Inneres wurde vom einen aufgeregten Kribbeln beherrscht, das es mir ohnehin nicht möglich machte, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn die richtigen Worte zu finden. Ich starrte regungslos durch das verdunkelte Seitenfenster nach draußen und beobachtete, wie die Stadt an uns vorbei zu fliegen schien, ohne etwas von meiner Umgebung zu realisieren, während meine Gedanken unaufhörlich um den ereignisreichen Morgen kreisten. Noch immer konnte ich nicht begreifen, was vor wenigen Minuten passiert war, glaubte beinahe, es wäre lediglich ein Wunschtraum gewesen, viel zu schön, um wahr zu sein.
In den letzten Monaten hatte ich versucht, die Zeit, die ich mit ihr verbracht hatte, zu vergessen und in mein altes Leben zurückzukehren, doch wie immer war es nicht so einfach, wie man es sich wünschte. Jeanne hatte mir eine völlig neue Perspektive eröffnet, dass es mir nun nicht mehr möglich war, dies zu vergessen und wieder zu jenem gefühlsunfähigen Menschen zu werden, der ich gewesen war, bevor ich sie getroffen hatte. Es war nicht mehr mein Leben, vielleicht war ich einfach darüber hinaus gewachsen, war endlich, nach so langer Zeit, erwachsen geworden. Jahrelang hatte ich mich treiben lassen, ohne ein wirkliches Ziel zu haben, hatte mich viel zu oft mit Frauen eingelassen, die mir vollkommen egal gewesen waren, ohne mir Gedanken über deren Gefühle zu machen. Erst im Nachhinein war mir klar geworden, dass mir tatsächlich etwas gefehlt hatte, auch wenn ich dies niemals geglaubt noch es hätte erklären können.
Stets hatte ich mir eingeredet, zufrieden mit meinem Leben zu sein, so wie es gewesen war, denn ich hatte immer bekommen, was ich mir gewünscht hatte. Ich war damit aufgewachsen, mir niemals Sorgen um Geld machen zu müssen, hatte mir den Job ausgesucht, der mir wirklich Spaß gemacht hatte. Dass ich außerdem niemals Probleme damit gehabt hatte, Frauen kennen zu lernen und vor allem diese dazu zu bringen, mir vollkommen zu verfallen, war alles gewesen, was mir wichtig gewesen war. Zumindest hatte ich mir dies eingeredet, denn schon immer war die Liebe für mich gleichbedeutend mit Abhängigkeit, Eifersucht und Enttäuschung gewesen. Erst in dem Moment als ich Jeanne begegnet und mir klar geworden war, dass sie für mich mehr gewesen war als nur die Tochter eines Waffenhändlers, die mich zu ihrem Vater hatte führen sollen, hatte ich erkannt, dass ich mir stets etwas vorgemacht hatte. Ich hatte immer geglaubt, diese Gefühle nicht empfinden zu können, nicht für eine feste Beziehung geschaffen zu sein, doch sie hatte mich eines besseren belehrt, hatte mich dadurch zu einem besseren Menschen gemacht. Hatte ich tatsächlich erst diesen verdammten Under-Cover-Auftrag annehmen und durchstehen müssen, um zu erkennen, dass auch ich lieben konnte?

„Wir sind da“, ihre sanfte Stimme drang an mein Ohr und riss mich aus meinen wirren Überlegungen, so dass ich meinen Kopf zu ihr wandte und ihrem unergründlichen Blick begegnete. Warum nur übte diese Frau eine derart starke Anziehungskraft auf mich aus? Auch nach einem Jahr ohne sie, nach all den Lügen, der Enttäuschung, schien, sich zumindest an dieser Tatsache nicht das geringste geändert zu haben. Für einen Moment gab ich mich einfach hin und verlor mich in ihren wunderschönen Augen, wollte ihre noch immer vertraute Gegenwart noch ein wenig genießen, bevor ich mich einer Aussprache mit ihr oder was auch immer mich erwarten mochte, stellen würde. Obwohl ich noch vor einigen Monaten alles dafür gegeben hätte, die Chance zu erhalten, mich ihr zu erklären, war ich nun unsicherer, als ich erwartet hätte.
Vor allem die lange Zeit, die seitdem vergangen war, hätte meine Gefühle endlich lindern sollen, aber ich hatte sie lediglich verdrängt und mir währenddessen eingeredet, sie überwunden zu haben. Doch anstatt mich mit den Geschehnissen auseinander zu setzen, hatte ich mich in meine Arbeit gestürzt und versucht, all dies zu vergessen. Mein gesamtes bisheriges Leben hatte diese Methode stets funktioniert, bis ich meinen eigenen Verstand vielleicht zu täuschen vermochte, jedoch nicht mein Herz. Im Grunde war es mir von Anfang an klar gewesen, dass dies nicht funktionieren würde, aber ich hatte dennoch krampfhaft daran festgehalten, um mir meines Versagens nicht noch stärker bewusst zu werden. Nicht genug, dass ich meinen Under-Cover-Auftrag vermasselt und nicht bemerkt hatte, dass LaGrenouille schon lange über meine wahre Identität unterrichtet gewesen war, hatte ich mich zu allem Überfluss in meine Zielperson verliebt.
Bestimmt schob ich diese Gedanken weit von mir, denn dies war ein mehr als unpassender Zeitpunkt dafür, ehe ich meinen Blick endlich von ihr löste und die Wagentür öffnete, um auszusteigen. Danach hielt ich ihr die Hand entgegen und zog sie zu mir auf den Bürgersteig, woraufhin sie ein übermütiges Lachen erklingen ließ und sich an meinem Arm festhielt. Einige Sekunden genoss ich ihre Nähe und verharrte in diesem so vertraut erscheinenden Moment, bevor ich die Tür ins Schloss warf und ihr folgte. Erst dann blickte ich mich um, musterte die Gegend, in der wir uns befanden und stellte verwundert fest, dass dies ein vornehmes Wohnviertel nahe des Capitol Hill war. Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben, als Jeanne mich zielstrebig zu einem der teuren Appartementhäuser führte, dessen Eingang uns von einem uniformierten Portier geöffnet wurde, der die junge Frau an meiner Seite freundlich grüßte. Schon wieder eine Tatsache, die ich nicht von ihr kannte und die mich zugegebenermaßen überraschte, war sie doch eigentlich niemand gewesen, der diese Art Exklusivität mochte. Obwohl ich in dieser Welt aufgewachsen war und immer vorgegeben hatte, diesen Reichtum zu lieben, hatte ich stets geglaubt, dass für sie Dinge wie diese unwichtig waren.

Als sich die schweren Türen des Fahrstuhls langsam öffneten, gaben sie den Blick auf ein großzügiges Penthouse frei, das über den Dächern der Stadt lag und dadurch eine atemberaubende Aussicht offenbarte. Ich folgte ihr in den offenen Wohnbereich des Appartements, dessen heller Marmorboden in der Mitte mit schweren Teppichen belegt war, die das Geräusch unserer Schritte schluckten. Neugierig betrachtete ich die aufwendig gearbeiteten Möbel, die, soweit ich beurteilen konnte, antike Sammlerstücke und mit Sicherheit sehr kostbar waren. Diese Umgebung passte eigentlich eher zu René Benoit als zu einer jungen Frau wie ihr, fühlte ich mich doch eher wie in einem Museum als einer Wohnung. Sogar die Decke wies historische Stuckverzierungen auf, die sich durch den gesamten Raum erstreckten und auch in den angrenzenden Zimmern zu finden waren. Aber vor allem die Größe des Appartements ließ mich ungläubig den Kopf schütteln, fand hier doch mindestens eine Großfamilie ausreichend Platz. Während ich noch vor einiger Zeit daran Gefallen gefunden hätte, wollte diese Umgebung für mich überhaupt nicht zu ihr passen, hatte sie doch stets die Gemütlichkeit ihrer Bleibe mehr geschätzt als ein noch so imposantes Penthouse. Auch für mich war es schon lange nicht mehr wichtig gewesen, in einem teuren Haus zu leben, wie ich es in meiner Kindheit gewohnt gewesen war, vor allem wenn man dort allein leben musste.
Ich glaubte, meine Empfindungen würden verrückt spielen, an diesem Ort mit der Frau, für die ich noch immer mehr empfand, als ich eigentlich sollte, aber etwas an diesen Räumlichkeiten behagte mir ganz und gar nicht. Als ich das Appartement einige Zeit verwirrt gemustert hatte, sah ich fragend zu Jeanne, die jedoch lediglich lachte und mich zu der hellen Couch im Wohnzimmer dirigierte, wusste sie meine Miene doch genau zu deuten. Wir ließen uns in die kühlen ledernen Polster sinken, bevor sie schließlich erklärte: „Das Appartement gehörte meinem Vater.“ Diese Worte hatte ich zwar erwartet, dennoch war mir die Gewissheit mehr als unangenehm, mich in den vier Wänden von La Grenouille aufzuhalten. Es war beinahe, als bestünde trotz allem die Möglichkeit, das er jeden Moment durch die Tür treten könnte, eine Möglichkeit, die bei mir eine Gänsehaut und ein äußerst schlechtes Gefühl verursachte. Dieser Mann hatte mich beobachtet, hatte vermutlich von Anfang an von meinem doppelten Spiel gewusst, so dass sich hier erneut diese Unruhe in meinem Inneren ausbreitete, die ich bei unserer ersten Begegnung empfunden hatte. Mir erschien es fast, als könnte ich die Anwesenheit seiner Aura in diesen Räumen wahrnehmen, so als wäre sein Geist noch immer hier, was ich einfach nicht verdrängen konnte.
Die junge Frau neben mir schien jedoch genau zu wissen, was in diesem Moment in mir vorging, weshalb sie hinzufügte: „Er wohnte aber schon immer lieber im Hotel. Da wäre der Service einfach besser. Ich glaube, er hat diese Wohnung, nachdem er sie gekauft hatte, nicht ein einziges Mal betreten. Und da ich mein Appartement aufgegeben hatte, bevor ich nach Gabun ging, habe ich kurzer Hand hier meine Zelte aufgeschlagen.“ Ich nickte schweigend und ließ meinen Blick erneut durch den Raum schweifen, vermutlich, um unbewusst nach versteckten Kameras zu suchen. In dieser Situation konnte ich nichts dagegen tun, denn die Vorsicht, die mich noch immer beherrschte, zwang mich dazu, auch wenn ich im Grunde wusste, dass es vollkommen unsinnig war. Dieser Under-Cover-Auftrag, die ständigen Zusammentreffen mit der CIA und einem der gefährlichsten Waffenhändler der Welt hatte wohl in dieser Beziehung eine Art Verfolgungswahn bei mir ausgelöst. Aber obwohl ich wusste, dass es vollkommen unsinnig war, konnte ich nichts gegen dieses Gefühl tun, das dieser Ort vermutlich noch zu verstärken schien, denn in meinem Magen stieg langsam die Übelkeit auf.

Nach einiger Zeit schluckte ich diese unangenehme Empfindung krampfhaft hinunter und durchbrach das Schweigen, das sich zwischen uns ausgebreitet hatte: „Was hat dich zurück nach D.C. geführt? Nur die Beerdigung deines Vaters?“ Ich sah sie erwartungsvoll an und wartete auf eine Antwort, die mir die Hoffnung ermöglichte, doch noch eine zweite Chance von ihr zu erhalten, so gering diese auch sein mochte. Ihr Blick wurde ernster, und sie ließ ein leises Seufzen über ihre Lippen rinnen, bevor sie erwiderte: „Ich denke, diese Frage kannst du dir selbst beantworten. Was glaubst du, warum ich zurückgekommen bin?“ Mein Blick ruhte unbeweglich auf ihrem Gesicht, versuchte, in ihren unergründlichen Augen zu lesen, doch sie wollten mir nichts verraten, weder, was sie dachte, noch, was sie fühlte. Früher hatte ich geglaubt, dies stets zu wissen, doch nun erschien es mir beinahe, als hätte sich eine unsichtbare Mauer zwischen uns aufgebaut, die ich nicht zu durchdringen vermochte.
Vermutlich stand mehr zwischen uns, als mir klar gewesen war und von dem ich nicht wusste, ob wir es jemals überwinden konnten. Aber womöglich war es nur die Angst, dass der winzige Hoffnungsschimmer in meinem Inneren verglimmen und ich erneut enttäuscht werden könnte, die mich verunsicherte. Unbeweglich blickte ich sie an, ohne eine Erwiderung zu geben, denn ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich in Worte fassen sollte, was in diesem Moment, eigentlich bereits, seit sie vor einer halben Stunde vor mir gestanden hatte, in mir vorging. Ich war normalerweise nicht der Mensch, der Probleme hatte, das auszusprechen, was er dachte, doch die Tatsache, sie so plötzlich wiederzusehen, ihre unerwartete Nähe zu spüren, hatte mich vollkommen aus der Bahn geworfen.
Ich wusste, dass sie eine Antwort von mir erwartete, so dass ich schließlich ein wenig zögernd erklärte: „Ich glaube zu wissen, wieso du hier bist. Aber ich habe Angst, dass es nur Wunschdenken ist, das doch nie in Erfüllung gehen wird. Bitte sag du mir den Grund!“ Erneut breitete sich dieses zauberhafte Lächeln auf ihren Lippen aus, das mich schon immer um den Verstand hatte bringen können, doch dieses Mal lag noch etwas anderes darin, das ich nicht deuten konnte. Mir schien es beinahe, als gäbe es noch so viel mehr, das zwischen uns stand als meine Lügen um meine falsche Identität und meinen geheimen Auftrag, aber es gelang mir nicht, dies einzuordnen. Keine Sekunde wand sie ihren Blick von mir ab, als sie endlich antwortete: „Du bist der Grund, Tony. Der einzige Grund. Aber es gibt etwas, das ich dir verschwiegen habe, verschweigen musste.“

Jeannes Worte verschlugen mir tatsächlich die Sprache, denn hatte sich im ersten Moment noch ein glückliches Kribbeln in meinem Inneren ausgebreitet, war dieses von einer Sekunde auf die andere verschwunden und hinterließ ein unbehagliches Gefühl. Ich wusste nicht, was ich von dieser Offenbarung halten sollte, denn dass es sich bei dieser Sache nicht um einen anderen Mann handelte, war mir von vornherein klar, denn wenn dies der Fall wäre, würde sie sich wohl nicht die Mühe machen, mit mir darüber zu sprechen, außer sie wollte mich dadurch verletzen. Unwillkürlich fragte ich mich, was sie mir zu sagen hatte, denn ihr Verhalten ließ die Spannung in meinem Inneren steigen, während mir bewusst war, dass diese Enthüllung mich vermutlich mehr als nur überraschen würde. Wenn ich daran dachte, wie sie auf meine Lüge reagiert hatte, war es doch eine seltsame Ironie, dass nun sie mir etwas verschwiegen hatte, das eindeutig nicht unwichtig war.
Auch sie versuchte nun, in meinen Augen zu lesen, versuchte, zu erkennen, was in mir vorging, doch genau diese Frage konnte ich mir nicht einmal selbst beantworten. Schließlich atmete sie tief durch und fuhr fort: „Ich will, dass du dir zuerst anhörst, was ich dir zu sagen habe. Die ganze Sache ist kompliziert, also lass mich bitte aussprechen!“ „Jeanne, ich...“ begann ich, aber sie hob abwehrend die Hand, ohne mich weiter reden zu lassen und meinte bestimmt: „Bitte, Tony.“ Daraufhin unterdrückte ich ein leises Seufzen, bevor ich wortlos nickte und mich in den Polstern zurück lehnte, um ihren Ausführungen zuzuhören. Noch einmal blickte sie mir forschend in die Augen, ehe sie begann: „Ich wusste von Anfang an, dass du nicht der warst, für den du dich ausgegeben hattest.“

Diese wenigen Worte schlugen bei mir ein wie eine Bombe, hatte doch Jenny Shepard selbst meine falsche Identität aufgebaut, die mit Sicherheit einer Überprüfung durch eine junge Ärztin standgehalten hätte. Selbst La Grenouille hätte niemals die Wahrheit herausgefunden, hätte er nicht einen Under-Cover-Agenten der CIA in Form von Trent Kort an seiner Seite gehabt. Doch ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass einer der Beiden Jeanne dies verraten hatte, hätte Benoit auf diese Weise doch damit rechnen müssen, dass sie hinter seine Waffengeschäfte kam. Er hatte wissentlich zugelassen, dass ich sie verletzte, während er mich vermutlich nur dazu benutzt hatte, sein krankes Spiel mit unserer Direktorin voranzutreiben. Ich würde wohl niemals erfahren, was seine wahren Beweggründe gewesen waren, geschweige denn, welches Ziel er mit seinem Handeln verfolgt hatte, aber ich würde endlich hören, welche Rolle seine Tochter dabei gespielt hatte.
Ein mächtiger Mann wie La Grenouille wäre doch nicht so naiv gewesen zu glauben, dass er seine Familie aus seinen schmutzigen Geschäfte heraushalten konnte, ohne dass sie etwas ahnten oder dass sie zum Ziel seiner Konkurrenten wurden. So sehr ich auch darüber nachgedacht hatte, hatte ich mir einfach keinen Reim darauf machen können, aber Jeannes Aussage sollte nun alles ändern, auch wenn dies außerhalb meiner Vorstellungskraft lag. Es gelang mir nicht, etwas darauf zu erwidern, während ich verzweifelt versuchte, die wirren Gedanken, die unkontrolliert durch meinen Kopf schossen, in geordnete Bahnen zu lenken und in Worte zu fassen. Aber der jungen Frau schien mein Schweigen Recht zu sein, sicherte es ihr doch meine volle Aufmerksamkeit, ohne durch meine verständnislosen Fragen unterbrochen zu werden. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als still ihrer weiteren Ausführungen zu harren: „Du fragst dich sicher, wieso ich davon wissen konnte. Das ist einfach zu erklären, ich bin Geheimagentin der CIA.“
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Und auch hier gibts mal wieder nen neuen Teil.
Viel Spaß!

LG Claudia


Regungslos starrte ich die junge Frau an, versuchte, ihre Worte zu verstehen, denn ich glaubte, mich verhört zu haben, so unsinnig erschien diese Aussage. Mit allem hatte ich in diesem Moment gerechnet, aber diese Vorstellung war beinahe so absurd, dass ich Mühe hatte, nicht lauthals zu lachen. Aber ein einziger Blick in ihr ernstes Gesicht ließ auch den kleinsten Ton umgehend verstummen, so dass sich eine undefinierbare Emotion in meinem Inneren ausbreitete. Ihre Offenbarung fühlte sich für mich an wie ein Schlag ins Gesicht, immerhin erschienen dadurch all die Qualen, die ich in den vergangenen Monaten durchlitten hatte, vollkommen sinnlos. So musste es sich anfühlen, wenn das eigene Leben durch eine Lüge eines geliebten Mensch gänzlich aus den Fugen geriet, denn ich konnte einfach nicht glauben, dass dies wirklich passierte. Ich hatte stets geglaubt, dass es für sie so gewesen sein musste, doch nun stellte sich diese Vermutung plötzlich als großer Irrtum heraus.
Für einen Moment dachte ich sogar darüber nach, ob dies eine erneute Form ihrer Rache war, mir der sie mich spüren lassen wollte, welchen Schmerz es bereitete, wenn einem klar wurde, dass die große Liebe lediglich ein großer Schwindel gewesen war. Doch im Grunde wusste ich, dass jedes einzelne Wort der Wahrheit entsprach, konnte es förmlich in ihrem Blick lesen, der unbeweglich auf mich gerichtet war. Dennoch ertappte ich mich selbst dabei, wie ich darauf wartete, dass Jeanne in lautes Gelächter ausbrach und erklärte, nur einen üblen Scherz gemacht zu haben, aber nichts dergleichen geschah. Dies alles, die ganze Situation, konnte doch nur ein böser Traum sein, der mir erneut schmerzhaft vor Augen führen wollte, dass ich den einzigen Menschen, der mich wirklich und aufrichtig geliebt hatte, belogen und verletzt hatte. Es war nicht möglich, dass sich in diesem Moment die Realität vor meinen Augen abspielte, denn wenn dies so wäre, wären all mein Leiden, all der Schmerz und die Tränen umsonst gewesen.

Mittlerweile wusste ich, warum Jenny mich all dies hatte durchmachen lassen, und nun, nachdem ein Jahr vergangen war, hatte ich ihr vergeben, auch wenn es dazu bereits zu spät war. Doch damals, als ich mitten in diesem verdammten Auftrag gesteckt hatte und als schließlich mein Netz aus Lügen wie ein Kartenhaus in sich zusammengestürzt war, hatte ich sie tatsächlich verflucht, dass sie mich dafür auserwählt hatte. Je näher La Grenouille mir gekommen war, umso sicherer war ich mir gewesen, dass sie sich die ganze Zeit über blind durch die ihre Wut hatte leiten lassen. Sie hatte ihn um jeden Preis kriegen wollen, ohne dabei Rücksicht auf diejenigen zu nehmen, die bei dieser Jagd vielleicht auf der Strecke blieben. Einer dieser Menschen war ich gewesen, denn ich hatte nicht nur die Liebe meines Lebens verloren, ich hatte auch beinahe mein Leben selbst verloren.
Ja, es war leichtsinnig und unprofessionell gewesen, mich in meine Zielperson zu verlieben, aber Gefühle ließen sich nicht einfach steuern, vor allem nicht, wenn man sie, so wie ich, stets unterdrückt hatte, sie brachen irgendwann an die Oberfläche. Dass dies für gewöhnlich zum unpassendsten Zeitpunkt geschah, hatte diese ganze Situation für mich nur noch auswegloser gemacht, denn ein Zurück hatte es bereits nicht mehr gegeben. So sehr ich mich auch gewehrt hatte, hatte ich nichts dagegen tun können, genauso wenig wie ich meine geheimen Ermittlungen einfach hatte abbrechen können. Ich hatte Jeannes Vertrauen gewonnen und gewusst, dass, wenn ich aufgegeben hätte, ihr wohl nicht so schnell jemand hätte erneut so nah kommen können, wie es mir gelungen war. Ich hatte zwischen meiner Loyalität als Bundesagent und meiner Liebe zu einer Frau gestanden, die ich ohnehin niemals hätte haben können, so dass ich mich, so falsch es vermutlich auch gewesen sein mag, für meinen Job entschieden hatte.
Viellicht war es mir ja nur durch meine Beziehung zu ihr gelungen, ihrem Vater so nahe zu kommen, wie es niemandem zuvor gelungen war, genau wie Jenny es sich erhofft hatte. Doch die Tatsache, dass René Benoit in der Lage gewesen war, meine wahre Identität zu ermitteln, und das nicht erst nach einem Jahr, hatte mir gezeigt, dass der Wunsch nach Rache die Direktorin über Leichen hatte gehen lassen, über die Leichen ihrer eigenen Agenten. Niemals hätte sie einen Under-Cover-Auftrag, der für sie derart wichtig gewesen war, mit solch einer Nachlässigkeit vorbereiten und durchführen dürfen. Es war reine Glückssache gewesen, dass ich heil aus dieser Sache herausgekommen war, wenn man mal von der Tatsache absah, dass mein Herz in tausend Stücke zersprungen war, hatte sie doch nicht absehen können, dass La Grenouille lediglich darauf aus gewesen war, seinen eigenen Kopf zu retten, hätte er mich doch genauso gut umbringen können.

Beinahe zwölf Monate lang war ich in diese Sache verstrickt gewesen, die mich beinahe meinen Kopf gekostet hätte, und nun, nach einem weiteren Jahr, tauchte Jeanne wie aus dem Nichts wieder auf, angeblich nur wegen mir, und behauptete, alles wäre nur ein Spiel gewesen? Ich verstand erst jetzt wirklich, wie es sich anfühlte, belogen und hintergangen zu werden, denn es hatte mir förmlich den Boden unter den Füßen weggerissen. Dennoch waren meine Gefühle ihr gegenüber stets echt gewesen, was ich von ihr auch geglaubt hatte, doch nach dem, was ich in den letzten Minuten hatte erfahren müssen, wollte ich dies nicht länger beschwören. Es war anmaßend zu denken, dass meine Lügen weniger schwerwiegend gewesen waren als die ihren, aber im Gegensatz zu ihr hatte ich gewusst, wann die Zeit für die Wahrheit gewesen war.
Die Zusammenarbeit von mir und meinem Team mit Agenten der CIA war nie besonders harmonisch verlaufen, man konnte guten Gewissens sagen, dass ich keinem in dieser Behörde über den Weg traute. Wie konnte ich dann glauben, dass es möglich sein sollte, dass sie wirklich etwas für mich empfunden hatte, dass dies alles nicht nur ein Befehl für sie gewesen und vielleicht noch immer war? „Es tut mir leid, Tony. Ich wollte es dir sagen, als wir uns das letzte Mal sahen. Aber ich durfte es nicht. Mein Auftrag war noch nicht vorbei. Ich weiß, du fühlst dich verraten und...“ Ich lachte ironisch auf und unterbrach sie dadurch in ihren Erklärungsversuchen, so dass sie mich schweigend anblickte, doch in mir gewann langsam die Wut die Oberhand. Im Grunde war die Tatsache, dass sie mir die Wahrheit bis zu diesem Zeitpunkt verschwiegen hatte, für mich bereits eine Antwort auf meine unausgesprochene Frage.
Ihre Worte schienen, alles nur noch schlimmer zu machen, denn so sehr sie mir auch deutlich machen wollte, mich zu verstehen, war dies wohl im Moment nicht möglich, erreichte sie damit eher das Gegenteil von dem, was sie beabsichtigte. Der Zorn in meinem Inneren wurde übermächtig, so sehr ich auch versuchte, diesen zu unterdrücken, so dass ich aufgebracht erwiderte: „Oh nein. Du weißt überhaupt nicht, wie ich mich fühle. Ich habe dich geliebt, Jeanne. Vermutlich liebe ich dich noch immer. Ich weiß es nicht, denn ich habe diese Empfindung, gemeinsam mit dem Schmerz und den Schuldgefühlen tief in meinem Inneren vergraben.“ Keine Sekunde konnte ich länger auf dieser Couch sitzen, so dass ich mich abrupt erhob und begann, wie ein eingesperrtes Tier im Raum auf und ab zu gehen. Nur mit Mühe konnte ich mich unter Kontrolle halten, denn mit jedem einzelnen Wort war die Erinnerung zurückgekehrt, mit jedem einzelnen Wort hatte ich mich zunehmend in Rage geredet.

Während ich versuchte, die Emotionen und die Gedanken in mir zu ordnen, hielt ich plötzlich in meiner Bewegung inne und starrte schweigend aus dem riesigen Fenster. Mein Blick richtete sich ziellos auf die Stadt hinab, deren Hektik sich auch unter der angenehm warmen Nachmittagssonne nicht beruhigen wollte. Eher im Gegenteil schien die Helligkeit, die Menschen nach den schier endlosen Wintermonaten zurück auf die Straße und in ihr Leben zu locken. Ein leises Seufzen entrann meiner Kehle, als mir bewusst wurde, dass auch ich gern in dieses Leben zurückkehren würde, doch war noch vor wenigen Minuten die Hoffnung in mir gewachsen, dass mir dies endlich gelingen würde, war diese nun erneut zunichte gemacht worden. Ich hatte um jeden Preis mit Jeanne und diesem verdammten Auftrag abschließen wollen, doch ihr plötzliches Auftauchen und ihre Offenbarung hatten mich erkennen lassen, dass mir dies in absehbarer Zeit wohl nicht gelingen würde.
Meine leise Stimme durchbrach schließlich die Stille, aber ich brachte einfach die Kraft nicht mehr auf, meine Worte bestimmter von mir zu geben: „Ich habe dir gesagt, dass meine Gefühle nicht echt waren, um dir einen neuen Anfang zu ermöglichen. Um dir die Chance zu geben, unsere Beziehung hinter dir zu lassen und mich zu vergessen.“ Aber was war mit mir, hatte ich keinen Neuanfang verdient? Hatte ich nicht verdient, endlich die Wahrheit zu erfahren? Während ich meine Gedanken aussprach, war stets mein Rücken zu ihr gewandt, denn ich konnte ihr nicht in die Augen blicken, wusste ich doch, dass mich dann meine Gefühle erneut einholen würden. Aber gleichzeitig hatte ich auch Angst, in ihnen die gleichen Empfindungen zu lesen, die ich in meinem Inneren spürte, denn ich war mir nicht im Klaren darüber, ob ich diesen hätte glauben können.
„Tony.“ Das sanfte Flüstern hinter mir und ihre Hand auf meinem Arm ließen mich unwillkürlich zusammen zucken, wusste ich doch nicht, wie ich in diesem Moment mit ihrer Nähe umgehen sollte. Noch immer war mein Verstand damit beschäftigt, ihre unerwartete Rückkehr und ihre schockierende Enthüllung zu verarbeiten, so dass ich nicht in der Lage war, mich sofort mit ihr auseinander zu setzen. „Bitte sieh mich an!“, fügte sie nach einer Weile hinzu, so dass ich mich schließlich umdrehte, denn etwas an ihr brachte mich dazu, diesem Wunsch nachzukommen. Dennoch wich ich ihrem Blick weiterhin konsequent aus, so sehr sie auch versuchte, mich mit diesem gefangen zu nehmen, denn mir war klar, dass ich mich nicht wieder würde daraus befreien können. Ich bemerkte ein resigniertes Nicken, bevor sie fortfuhr: „Ich hatte keine andere Wahl. Gerade du müsstest mich doch verstehen.“

Zuerst glaubte ich, mich verhört zu haben, denn diese Tatsache konnte einfach nicht ihr Ernst sein, hatten diese beiden Dinge in meinen Augen doch absolut nichts gemein. Immer wieder gelang es ihr, dass mir die Worte fehlten, dass ich für einige Sekunden nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, doch dann erwiderte ich kühl: „Aber ich wusste, wann es an der Zeit war, mit offenen Karten zu spielen.“ Damit wandte ich mich unvermittelt ab, denn ich hatte genug von diesem Gespräch, von ihren Erklärungen, ich hatte genug von unserem ganzen Wiedersehen, so sehr anfangs auch die Freude in meinem Inneren überwogen hatte. Nach den vielen Jahren, die ich bereits in meinem Job verbracht hatte, hätte ich mir jedoch im Klaren darüber sein müssen, dass jene Dinge, die man sich sehnlichst wünschte, niemals geschahen. Wenn eine Situation erst derart eskaliert und verfahren war, wie es bei uns der Fall war, konnte nichts und niemand diese Dinge aus der Welt räumen und einen Neuanfang ermöglichen.
Die Resignation, die mit dieser Gewissheit einher ging, breitete sich unaufhaltsam in meinem Inneren aus, so dass ich nur noch von diesem Ort flüchten wollte, der nun auch meine letzte Hoffnung endgültig zerstört hatte. Doch ich hätte wissen müssen, dass sie nicht so einfach locker lassen würde, denn sie hielt mich am Arm fest und meinte: „Ich kämpfte an jedem einzelnen Tag mit mir, mich dir zu offenbaren. Mein schlechtes Gewissen ließ mich nicht mehr in Ruhe.“ Abrupt fuhr ich herum und funkelte sie zornig an, als ich zischte: „So schlecht kann es ja nicht gewesen sein, wenn du mich eiskalt des Mordes an deinem Vater beschuldigen konntest.“ Mein Vorwurf schien, die junge Frau hart zu treffen, doch sie schüttelte bestimmt den Kopf und flüsterte: „Es musste sein. Ich sollte seinen wahren Killer aus der Reserve locken. Es war mein Auftrag.“ Diese Aussage quittierte ich lediglich mit einem verächtlichen Auflachen, ehe ich aufgebracht zurückgab: „Nein, Jeanne. Du verstehst überhaupt nicht, worum es hier geht. Immer, wenn ich mit dir zusammen war, nagten die Schuldgefühle an mir. Ich musste dich belügen, obwohl ich dich liebte. Immer wieder wollte ich dir die Wahrheit sagen, aber ich hatte Angst, dich zu verlieren. Mir ging es schon lange nicht mehr um meinen Job, sondern nur um dich.“
Für einen Moment verharrte ich bewegungslos, wurde erneut von ihren Augen gefangen genommen, deren schwermütiger Ausdruck mich zu fesseln schien. Meine eigenen Worte hallten noch immer in meinem Kopf wider, hatte ich diese Tatsache doch bisher niemals ausgesprochen, noch nicht einmal vor mir selbst eingestanden. Aber ihre Erklärungen hatten mich dazu gebracht, nicht darüber nachzudenken und ihr meine Gefühle zu offenbaren, von denen ich eigentlich nicht länger wollte, dass sie diese erfuhr. Bestimmt riss ich mich von ihrem Anblick los und wandte mich erneut ab, denn ihre Nähe verhinderte noch immer, dass ich fähig war, einen klaren Gedanken zu fassen. Nun verließ ich endgültig das Appartement, wollte diese Begegnung hinter mir lassen, als hätte sie nie stattgefunden, doch als ich den Aufzug betrat und wartete, dass sich die Türen endlich schlossen, erreichte mich ihre sanfte Stimme: „Ich liebe dich auch, Tony. Das habe ich immer getan.“

Wenn ich heute darüber nachdenke, frage ich mich unwillkürlich, warum die Beerdigung ihres Vaters Jeanne scheinbar überhaupt nicht zusetzte. Aber damals verschwendete ich keinen Gedanken daran, war ich doch viel zu sehr damit beschäftigt, ihre plötzlich Rückkehr nach Washington und in mein Leben, zuerst zu genießen und schließlich zu verarbeiten. Ich sehe noch immer ihr Gesicht vor mir, in dem kein Funken jener Trauer zu lesen war, die sie noch bei unserer letzten Begegnung Wochen zuvor bestimmt hatte. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass es kein Zufall sein konnte, dass Jenny und La Grenouille am gleichen Tag auf dem gleichen Friedhof, der noch dazu eine Gedenkstätte für Angehörige der Regierung war, beigesetzt wurden. Immerhin hatte Gibbs mich oft genug gelehrt, dass Zufälle nicht existierten, doch mein Instinkt hatte in dem Moment, als sie vor mir stand, seinen Dienst verweigert, konzentrierte sich nur noch auf diese Frau.
Heute jedoch beschäftigen unzählige Fragen mein Denken, auf die ich keine Antwort finde und vermutlich niemals eine Antwort finden werde. Wieso hätte das FBI die Leiche weiterhin unter Verschluss halten sollen, nachdem Trent Kort längst als sein Mörder feststand? Wieso traf ich sie genau an dem Tag wieder, an dem ich ihr vor zwei Jahren zum ersten Mal begegnet war? War sie selbst es gewesen, die ihre Beziehungen als CIA-Agentin oder vielleicht auch den Einfluss ihres Vaters hatte spielen lassen, um dieses Wiedersehen zu arrangieren? Sie hatte gewusst, dass ich in diesem Moment, zerrissen von meinen Schuldgefühlen wegen Jennys Tod, empfänglich für ihre Nähe sein würde, dass mich die Sehnsucht nach ihr erneut einholen würde. Vermutlich wollte ich diese Möglichkeit damals überhaupt nicht wahrhaben, hätte dies doch bedeutet, dass sie nicht nur meinetwegen zurückgekehrt war. Aber mittlerweile weiß ich, dass dies alles eine Ausrede von ihr war, ein Vorwand, um mich wiederzusehen und um die Chance auf einen Neuanfang mit mir zu erhalten.
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

So, dann gibt es auch hier das letzte Kapitel vor meinem Uralub.
In etwa 3 Wochen geht's weiter. Viel Spaß!

LG Claudia


Montag, 05. Mai 2008
NCIS Headquarter,
Navy Yard, Washington D.C.


Obwohl ich die Geschehnisse des vergangenen Freitags nur noch hatte vergessen wollen, hatten sie mich in jeder Sekunde verfolgt, hatten mich nicht wieder losgelassen. Wieder und wieder waren mir Jeannes Worte durch den Kopf gegangen, während ich mich gefragt hatte, welchen Teil davon ich noch glauben konnte. Obwohl ich genau dieses Gefühl nicht hatte verspüren wollen, hatte ich nicht verhindern können, dass mein Herz bei ihrem Liebesgeständnis unwillkürlich schneller geschlagen hatte, denn genau diese Worte hatte ich die ganzen letzten Monate von ihr hören wollen. Doch nun war alles anders, ihre wahre Identität hatte alles verändert, und ich wusste weder, wie ich damit umgehen sollte, noch ob ich ihr noch vertrauen konnte. Weshalb ihr Verrat für mich schwerer wog, als mein eigener, konnte ich nicht erklären, doch vermutlich lag es daran, dass ich an einem bestimmten Punkt meine Tarnung aufgegeben und ihr die Wahrheit offenbart hatte, auch wenn ich damit meinen Auftrag gefährdet hatte.
Trotz der Tatsache, dass La Grenouille meine Vorhaben vermutlich schon lange zuvor durchschaut hatte, war für Jenny zu diesem Zeitpunkt meine Arbeit noch lange nicht beendet gewesen. Hatte ich mich zuerst noch voll auf meine Ermittlungen konzentriert, hatte genau dieser Eifer im Laufe der Zeit, die ich sie gekannt hatte, nachgelassen. Ich hatte von Anfang an gewusst, worauf ich mich eingelassen hatte, dennoch hatte ich nicht verhindern können, dass meine Empfindungen diesen Plan zu durchkreuzen begonnen hatten. Gleichzeitig hatte ich jedoch noch immer mein Pflichtbewusstsein dem NCIS und der Direktorin gegenüber verspürt, so dass ich nicht darüber nachgedacht hatte, diesen Auftrag aufzugeben und stattdessen meine Lügen weitergelebt hatte.
Aber in jeder einzelnen Minute, die ich mit Jeanne verbracht hatte, vor allem nachdem mir bewusst geworden war, dass ich mich tatsächlich in sie verliebt hatte, hatten mich meine Schuldgefühle heimgesucht. Sie hingegen hatte mir, nachdem sie die Wahrheit erfahren hatte, stets Vorwürfe gemacht und war nicht einmal ehrlich gewesen, als meine Unschuld am Tod ihres Vaters festgestanden hatte. Sie hatte jede Möglichkeit gehabt, mir ihre Identität zu offenbaren, aber sie hatte immer wieder gezögert und mir diese Tatsache verschwiegen, bis es vermutlich zu spät gewesen war. Aus diesem Grund hatte ich mich am Morgen nur mit Mühe aus dem Bett gequält, nachdem mich meine wirren Gedanken in der vergangenen Nacht kaum eine Minute zur Ruhe hatten kommen lassen. Die tiefen Augenringe zierten auch am vorangeschrittenen Vormittag noch immer mein fahles Gesicht, dem die Schlaflosigkeit anzusehen war, denn schließlich war ich mittlerweile kein Teenager mehr, der dies ohne weiteres wegsteckte.

Aber es lag nicht nur daran, dass mein Körper keine Ruhe gefunden hatte, sondern auch an der Tatsache, dass mein Verstand nicht in der Lage gewesen war, auch nur für eine Minute abzuschalten. Ununterbrochen waren meine Gedanken um Jeanne und um den vergangenen Freitag gekreist, so sehr ich mich auch bemüht hatte, war es mir nicht gelungen, sie in geordnete Bahnen zu lenken. Weder konnte ich die Geschehnisse verarbeiten, noch konnte ich sie vergessen, aber was auch immer ich tat, musste ich endlich entscheiden, was diese für mich bedeuteten und vor allem, was ich tun würde. So einfach sich dies jedoch anhörte, war es ganz und gar nicht, denn ich wusste einfach nicht, was ich fühlen sollte, würde ich doch so gern zulassen, dass sie wieder in mein Herz zurückkehrte, das sie vermutlich niemals verlassen hatte. Aber im gleichen Augenblick hatte ich auch Angst, nicht nur davor, sie erneut zu verletzen, sondern viel eher davor, selbst verletzt zu werden. Genau aus diesem Grund hatte ich jahrelang vermieden, dass mir jemand zu nahe kommen konnte, und dann, als ich es zugelassen hatte, wurde genau Befürchtung bestätigt.
Nach allem, was sie mir gebeichtet hatte, wusste ich nicht, ob nun jemals eine Vertrauensbasis zwischen uns aufgebaut werden konnte, immerhin hatten wir beide uns zu oft und lange belogen. Noch immer konnte ich nicht wirklich realisieren, wie diese ganze Katastrophe hatte über mich hereinbrechen können, wie es Jenny gelungen war, mich zu diesem Under-Cover-Auftrag zu überreden. Sie war für mich da gewesen, hatte mich unterstützt, als die neue Situation gedroht hatte, mich zu überfordern und mir über den Kopf zu wachsen. Gibbs hatte völlig unerwartet alles hingeschmissen und mir das Team überlassen, ohne dass ich darauf vorbereitet gewesen wäre, hatte mich praktisch im Stich gelassen. Es war wie ein Schlag ins Gesicht für mich gewesen, dass er einfach gegangen war, immerhin hatte ich ihn stets für unverwundbar gehalten, aber ich hatte erkennen müssen, dass auch er verletzlich war. Vor allem in den ersten Tagen hatte er mir gefehlt, nicht nur als Boss, sondern auch als Freund, war er mir doch immer ein Mentor und Vorbild gewesen, und plötzlich hatte ich ohne ihn klar kommen müssen.

Erst zu diesem Zeitpunkt hatte ich verstehen können, wie viel Verantwortung ich als Chefermittler würde tragen müssen, während ich nicht gewusst hatte, wie ich dies von heute auf morgen allein bewältigen sollte. Doch in diesen für mich so schweren Wochen hatte ich stets auf meine nun direkte Vorgesetzte zählen können, hatte sie mir geholfen, mich in meine neue Rolle einzufinden, wofür ich ihr dankbar gewesen war. Währenddessen hatte mich gleichzeitig des Eindrucks nicht erwehren können, als würden mir meine Kollegen das Leben unnötig schwer machen, als könnten sie mich als ihren neuen Boss nicht akzeptieren. Ich war fünf Jahre lang der ranghöchste Agent und damit Gibbs' rechte Hand gewesen, und nun hatte ich seine Rolle, seinen Posten übernehmen sollen. Auch wenn ich früher in jeder einzelnen Minute seiner Abwesenheit den Teamleiter gemimt hatte, war dies plötzlich eine vollkommen andere Situation für mich gewesen.
Damals hatte es mir noch Spaß gemacht, war doch immer jemand da gewesen, der mir den Rücken gestärkt und mich mit einer unsanften Kopfnuss zurück auf den Boden der Tatsachen geholt hatte. Doch nun war es plötzlich zu bitterem Ernst geworden, denn ich hatte allein entscheiden müssen, hatte allein mein Team zusammenhalten und gleichzeitig auch beschützen müssen. Manchmal hatte ich geglaubt, dass sie mir diese Tatsache verübelt hatte, beinahe als wäre ich Schuld daran gewesen, dass er den Dienst quittiert hatte. Es war eine Sache gewesen, ihn für einige Stunden oder Tage zu vertreten, aber dass plötzlich einer ihrer Kollegen ihr Vorgesetzter hatte sein sollen, war für sie wohl nicht einfach gewesen. Vielleicht hatte es auch nur daran gelegen, dass ausgerechnet ich derjenige gewesen war, dem sie diese Aufgabe vermutlich nicht zugetraut hatten, zumindest hatte es sich für mich immer mehr so angefühlt, wobei mir jedoch auch mein Versagen, als Ziva des Mordes und Hochverrats verdächtigt worden war, nicht geholfen hatte.

Es war eine Zeit gekommen, da ich mich selbst in der Gegenwart meiner Kollegen mehr und mehr allein gefühlt hatte, denn die Familie, die wir einst gewesen waren, schien, nicht mehr zu existieren und langsam zu zerbrechen. Hatte ich noch anfangs gehofft, dass sich diese Situation bald entspannen würde, war ich schließlich eines besseren belehrt worden, hatten sie mich doch weiterhin spüren lassen, dass sie in mir noch immer nicht ihren Vorgesetzten gesehen hatten. Vielleicht war dies auch ein weiterer Grund dafür gewesen, dass ich mich von der Direktorin zu diesen geheimen Ermittlungen hatte überreden lassen, die mir wenigstens für ein paar Stunden die Möglichkeit gegeben hatte, dem allen zu entfliehen. Im Grunde hatte ich diese Momente genossen, in denen ich wieder ich selbst hatte sein können, wenn auch mit einer falschen Identität, doch das war unwichtig gewesen. Während der Zeit, in der ich nur für diesen Auftrag gearbeitet hatte, war endlich der Druck von mir abgefallen, den auch und vor allem ich selbst mir auferlegt hatte, denn die Fußstapfen, in die ich getreten war, waren schwer auszufüllen gewesen.
Ohne jede Vorwarnung hatte Gibbs den NCIS verlassen, hatte mir die Leitung des Teams übertragen und mich mit der gesamten Verantwortung allein zurückgelassen. Aber schlimmer als sein plötzlicher Weggang war seine ebenso unerwartete Rückkehr gewesen, als er ohne ein Wort seinen Platz erneut eingenommen und mich regelrecht zurückgedrängt hatte. Die Empfindungen, die diese Tatsache bei mir ausgelöst hatten, konnte ich noch immer nicht genau einordnen, doch im Grunde hatte mich übergangen und auch überflüssig gefühlt. Ich hatte wirklich keinen Dank erwartet, schließlich kannte ich ihn dafür zu gut, aber dass er meine Arbeit beinahe ignoriert und kein bisschen honoriert hatte, war ziemlich enttäuschend für mich gewesen. Währenddessen waren meine Kollegen überglücklich gewesen und hatten mir damit noch mehr das Gefühl vermittelt, meinem Posten nicht gerecht geworden zu sein und versagt zu haben. So hatte ich weiterhin jede sich bietende Gelegenheit genutzt, meinem Job zu entfliehen, auch wenn dies bedeutet hatte, dass ich nun meinen Boss hatte belügen müssen.

Zu dieser Zeit war Jeanne jedoch uneingeschränkt für mich da gewesen, obwohl sie den wahren Tony nicht gekannt und nicht die geringste Ahnung von meiner Arbeit oder meinen Problemen gehabt hatte. Aber zum ersten Mal hatte ich gelernt, mich einem Menschen zu öffnen, wenn auch nur im übertragenen Sinne, denn die Wahrheit hatte sie nicht erfahren dürfen. Während ich in den ersten Wochen noch versucht hatte, meinen neuen Posten und meinen Under-Cover-Auftrag unter einen Hut zu bringen, hatte ich mich nach Gibbs' Rückkehr aus Mexiko immer stärker von Jenny und auch von Jeanne vereinnahmen lassen. Mit der Zeit hatte ich meine Vorsicht immer mehr vergessen, hatte begonnen, die Tatsache, dass dies alles lediglich eine Lüge gewesen war, zu verdrängen, zu gut hatte es sich mittlerweile für mich angefühlt, als dass ich hatte daran denken wollen, dass es nur meine Aufgabe gewesen war. Obwohl es wieder und wieder Situationen gegeben hatte, in denen ich schmerzhaft daran erinnert worden war, hatte ich dies nicht wahrhaben wollen.
Sie war zu dem Menschen geworden, der mir in einem Leben am nächsten gestanden hatte, der mich gekannt hatte wie kaum ein anderer und der alles über mich gewusste hatte. Ihr hatte ich mich wirklich offenbaren können, wie ich es noch niemals zuvor einem Menschen gegenüber getan hatte, hatte sie mich doch niemals verurteilt. Aber das Wichtigste, das was mich wirklich ausgemacht hatte, hatte ich ihr weiterhin verschweigen müssen, so weh es mir auch getan hatte. Doch ich hatte immer stärker gespürt, wie sehr ich sie gebraucht hatte, denn sie hatte mich verändert, hatte mich dazu gebracht, mich nicht länger vor meinen Gefühlen zu verschließen. Wahrscheinlich hatten auch die Umstände dazu beigetragen, dass ich zugelassen hatte, dass ich mich in sie verliebte, aber ich hatte nicht länger verzichten wollen, egal ob ich damit meinen Auftrag aufs Spiel gesetzt hatte. So oft hatte ich mir gewünscht, dass alles anders gewesen wäre, dass unsere Liebe nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen wäre, aber im Grunde hatte ich stets gewusst, dass diese Hoffnung vollkommen unrealistisch war.

Hatte ich noch in den vergangenen zwei Tagen zu viel Zeit gehabt, um über die Vergangenheit und auch über eine neue Chance für die Zukunft nachzudenken, blieb mir heute Morgen kaum eine Sekunde, um Luft zu holen. Erst im Morgengrauen hatte ich ein wenig Schlaf finden können, so dass mein Wecker mehrere Anläufe gebraucht hatte, um mich aus dem Bett zu bewegen. Wie so oft hatte umgehend die Hektik von mir Besitz ergriffen, mich durch den dichten Berufsverkehr bis zum Hauptquartier begleitet und sollte mich auch in den kommenden Stunden nicht so schnell wieder verlassen. Als ich endlich das Großraumbüro betrat, schien die Frühlingssonne bereits hell durch die riesigen Fenster, während Gibbs mich mit seinem gewohnt gefährlichen Blick bedachte. Für einen Moment wunderte ich mich über die Tatsache, dass er weder ein Wort über meine Verspätung verlor, noch mir eine Kopfnuss verpasste, als er bereits fauchte: „Los geht’s! Du brauchst es dir gar nicht erst gemütlich machen, DiNozzo.“
Ich starrte ihm verwundert nach, wie er hastig an mir vorbei rauschte, ehe ich meine Dienstwaffe, die bereits auf dem Weg in meine Schreibtischschublade war, zurück in das Holster an meiner Hüfte steckte und meinen Rucksack erneut schulterte. In der halben Stunde, die ich zu spät im Hauptquartier eintraf, war offensichtlich schon einer neuer Fall gemeldet worden, den unser Team nun übernehmen sollte. Mir war es jedoch nur Recht, in den Außeneinsatz zu kommen, denn dabei würde ich die Ablenkung bekommen, die ich im Moment bitter nötig hatte, anstatt über alten Akten ins Grübeln zu geraten. Schon immer hatte ich die Ermittlungsarbeit geliebt, die so viel aufregender war, als die nicht enden wollenden Stunden im Büro, die mir gerade heute mit Sicherheit noch unliebsamer geworden wären. Als auch meine Kollegen an mir vorbei eilten, bemühte ich mich, ihnen zu folgen, um mit ihnen in den Fahrstuhl zu gelangen, ehe dieser seine Türen vor meiner Nase schloss.

Der Geduldsfaden meines Bosses war bereits mehr als überstrapaziert, so dass ich es nicht riskieren wollte, ihn zusätzlich zu reizen und seine Laune weiter zu senken, indem ich ihn warten ließ. In letzter Sekunde zwängte ich mich in die enge Kabine und gesellte mich zu den anderen, die mir bereits schadenfroh entgegen blickten, beinahe als erwarteten sie, dass mich demnächst eine Kopfnuss traf. Wenig später ließ ich mich neben Ziva auf dem Befahrersitz des Trucks nieder und warf die Tür hinter mir ins Schloss, als Gibbs auch schon mit quietschenden Reifen aus der Tiefgarage fuhr. Schon lange hatte ich nicht mehr eine solch angespannte Stimmung in diesem engen Wagen gespürt, doch an diesem Tag hatte nicht einmal ich einen frechen Spruch auf den Lippen, um diese aufzulockern. Ich verkniff mir auch die Frage, wohin wir fuhren und was uns dort erwartete, denn im Grunde war es mir egal, die Hauptsache für mich war, dass ich endlich ein wenig Ablenkung bekam.
So saßen wir in der folgenden halben Stunde, die mir wie eine Ewigkeit erschien, schweigend nebeneinander, die Stille lediglich ab und an durchbrochen von einem Rumpeln aus dem Laderaum, gefolgt von einem gedämpften Stöhnen. McGees Stammplatz im hinteren Teil war wie immer unbequem und schmerzhaft, doch ich hatte keine Nerven, mir darüber Gedanken zu machen. Stattdessen lehnte ich meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe, um für einige Minuten abzuschalten und ein wenig Ruhe zu finden, die ich schon heute Nacht vergeblich gesucht hatte. Ich atmete tief durch und schloss meine Augen in der Hoffnung, die Stimme endlich ausblenden zu können, die mich seit Tagen ununterbrochen verfolgte. Noch immer musste ich ununterbrochen an jenes verhängnisvolle Wiedersehen denken und versuchte verzweifelt, mich auf etwas anderes zu konzentrieren und diese Stunden zu vergessen.
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Und ich mach fleißig damit weiter, deine Storys zu lesen ;) Meine Meinung zur Ich-Perspektive kennst du ja langsam; abgesehen davon ist der Beginn eigentlich nicht schlecht, auch wenn es mir persönlich auf den Keks geht, wie Tony reagiert.
Andererseits ist er halt ein ziemlich stolzer Typ, der es nicht so schnell verkraften würde, so hintergangen zu werden, von daher passt seine Reaktion schon zu ihm... Aber wie gesagt, mir geht sie auf den Keks :D
Naja, jetzt bin ich mal gespannt, wie es hier weiter geht^^
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Es freut mich, daß dir auch diese Story gefällt.
Ich glaube aber, daß dir Tony noch ein wenig auf den Keks gehen wird. :D
Trotzdem wünsch ich wieder viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


Montag, 05. Mai 2008
Bladensburg Road North East,
Langdon, Washington D.C.


Nach einiger Zeit hatte ich meine Umgebung vollkommen vergessen, nur das Chaos in meinem Kopf ließ sich nicht abschalten, obwohl sich in meinem Körper mehr und mehr die Erschöpfung ausbreitete. Aus dieser Abwesenheit riss mich jedoch eine Vollbremsung abrupt heraus, aber der Sicherheitsgurt hielt mich glücklicherweise davon ab, gegen die Windschutzscheibe zu prallen, bevor ich unsanft zurück gegen die Lehne meines Sitzes gepresst wurde. Seufzend befreite ich mich von meinem Gurt, öffnete die Tür und schwang meine Beine nach draußen, wo ich mich streckte und tief durchatmete, denn meinem leeren Magen schien dieser Fahrstil heute nicht zu behagen. Aber noch bevor ich mich aus meiner Trance lösen konnte, spürte ich einen unangenehmen Stoß im Rücken, als meine Partnerin mich bestimmt zur Seite drängte, um aus dem Truck zu steigen. Währenddessen war Gibbs bereits auf dem Weg zum Tatort, passierte zielstrebig das Absperrband und rief ungeduldig über seine Schulter: „Braucht ihr eine Extra-Einladung?“
Als auch ich nach hinten eilte, war Ziva bereits dabei, Tim aus seinem Gefängnis zu befreien, der sich stöhnend den Kopf rieb, doch wie immer ignorierte ich sein Gejammer. Ich schnappte mir wortlos meinen Rucksack und ließ meine beiden Kollegen mit der Ausrüstung zurück, die mir aufgebracht nachblickten, denn für eine langwierige Grundsatzdiskussion war ich wahrhaftig nicht in der richtigen Stimmung. Im Moment machte ich mir noch weniger aus angebrachten Umgangsformen, als ich es an anderen Tagen tat, so dass ich nicht darüber nachdachte, dass sie die Koffer allein schleppen mussten. Vor allem von meiner Partnerin würde ich mir in den nächsten Stunden wohl noch eine Moralpredigt anhören dürfen, aber auch diese Tatsache beeindruckte mich nicht. Vielleicht lag es daran, dass mein Kopf sich noch immer mit Jeanne beschäftigte, denn ich hatte meine eigenen Probleme, die mir keine Zeit ließen, mich für die Befindlichkeiten meiner Mitmenschen zu interessieren. Normalerweise war ich nicht so ignorant, dass mich die Stimmung im Team kalt ließ, aber ich konnte mich einfach nicht aus meinen Gedanken befreien.
Auch meiner Umgebung schenkte ich kaum Beachtung, als ich den gleichen Weg einschlug, den mein Boss vor wenigen Minuten entlang gegangen war, realisierte weder die vornehme Gegend, in der wir uns befanden, noch die beinahe pompösen Häuser, die die breite Straße säumten. Als ich die Polizeiabsperrung passierte, vernahm ich hinter mir das leise Keuchen von McGee, während die Israelin hebräische Flüche vor sich hin murmelte, die mit ziemlicher Sicherheit mir galten, ich jedoch konsequent ignorierte. Mittlerweile hatte ich mich viel zu sehr daran gewöhnt, dass mein Verhalten sie immer wieder dazu veranlasste, sich über mich aufzuregen, als dass ich mir darüber Sorgen machen würde. Auch wenn sie mich mit einer ihrer mehr als schmerzhaften Foltermethoden bedrohte, beeindruckte mich dies wenig, hatte ich doch gelernt, mit ihrem Temperament umzugehen. Ich beschleunigte meine Schritte noch zusätzlich, um zu Gibbs aufzuschließen, der bereits die Leiche begutachtete, die ausgestreckt auf einem der weitläufigen Grundstücke, die an die Straße grenzten, lag und eine Schusswunde im Brustbereich aufwies.

Vermutlich trug die Tatsache, dass Ducky bereits vor unserem Team am Tatort eingetroffen war, nicht dazu bei, die Laune meines Vorgesetzten anzuheben, was ich deutlich an dessen versteinerter Miene erkennen konnte. Aus diesem Grund verzichtete ich darauf, abzuwarten, dass er mir wie an anderen Tagen meine Aufgabe zuteilte, so dass ich meinen Block und den Fotoapparat aus meinem Rucksack zog. Da ich ohnehin dankbar für die Ablenkung war, die diese Arbeit mit sich brachte, lenkte ich meine ganze Konzentration auf die Erstellung der Tatortskizze. Schweigend hielt ich mich ein wenig im Hintergrund, jedoch mit gutem Blick auf das Opfer, so dass ich meinen Bleistift auf das Papier setzte und eifrig einen Strich nach dem anderen zeichnete. Währenddessen achtete ich kaum auf meine Kollegen, behielt lediglich meinen Boss im Auge, um über die wichtigsten Erkenntnisse unseres Falls informiert zu sein, wie es sich für einen guten Ermittler gehörte.
Gibbs hatte sich währenddessen auf den Toten konzentriert, der, den starren Blick zum Himmel gerichtet, seine letzte Ruhe auf dem akkurat gemähten Rasen des Vorgartens gefunden hatte und nun beinahe entspannt zu den Füßen unseres Teamleiters lag. Der junge Mann war mit seiner Uniform bekleidet, die noch immer tadellos saß, nicht die kleinste Falte aufwies und vorbildlich gereinigt worden war. Lediglich der beinahe gleichmäßige Blutfleck, der sich auf seiner Brust ausgebreitet und mittlerweile eine braune Kruste angesetzt hatte, störte dieses makellose Bild. Unter seiner trotz allem perfekt sitzenden Kopfbedeckung konnte ich erkennen, dass er sein Haar so sorgfältig kurz geschoren trug, wie alle Männer, die in der US Navy ihren Dienst für ihr Vaterland taten. Wären nicht die leblosen Augen gewesen, die ihren Betrachter unwillkürlich in ihren Bann zogen, hätte man beinahe annehmen können, der Unbekannte würde lediglich schlafen.
Nachdem ich mir ein Bild von unserem Opfer gemacht hatte, schenkte ich meine Aufmerksamkeit jedoch wieder meiner Arbeit und setzte damit fort, eine hilfreiche Tatortskizze anzufertigen. Obwohl mir dies nur leidlich gelingen wollte, meine Linien scheinbar nicht gerade werden wollten, ignorierte ich diese Tatsache und verstaute meinen Block kurz darauf mit einem genervten Seufzen in meinem Rucksack. Das leise Klicken des Auslösers drang an mein Ohr, als Ziva ein Foto nach dem anderen schoss und die nähere Umgebung damit für unsere Ermittlungen festhielt. Ich atmete tief durch und ließ meinen Blick über das Gelände schweifen, beinahe ein wenig unschlüssig, was als nächstes zu tun war. Noch immer herrschte das Chaos in meinem Kopf, während ich nicht verhindern konnte, dass immer öfter die Erinnerung an den vergangenen Freitag zurückkehrte und die Kontrolle über meine Gedanken übernahm. Ich versuchte krampfhaft, mich wieder auf diesen Fall zu konzentrieren, was mir jedoch von Sekunde zu Sekunde schwerer zu fallen schien.

In der Zwischenzeit beobachtete Gibbs, wie sich der Pathologe über den Toten beugte und dann in seinem schwarzen Koffer kramte, aus dem er kurz darauf eine Lebersonde zog, um die Körpertemperatur zu ermitteln. Die Ungeduld unseres Teamleiters war ihm buchstäblich im Gesicht abzulesen, was auch sein bester Freund zu spüren schien, denn er verzichtete wohlweislich auf eine Anekdote aus seinem ereignisreichen Arbeitsleben, die er normalerweise stets zum Besten gab. Schließlich wandte er sich dem Ermittler zu und verkündete sein Ergebnis, nicht ohne jedoch sein Bedauern auszusprechen: „Du hast heute Morgen sicher nicht damit gerechnet, beim Verlassen deines trauten Heims erschossen zu werden. Unser junger Freund starb vor etwa zwei bis drei Stunden. Die Totenstarre hat noch nicht eingesetzt.“ Mit einigen weiteren Griffen begutachtete der Gerichtsmediziner den leblosen Körper, ehe er hinzufügte: „Vermutliche Todesursache ist ein einzelner Schuss ins Herz. Näheres wie immer erst nach der Autopsie.“
Die einzige Antwort, die er darauf erhielt, war ein wortloses Nicken, doch eine Reaktion dieser Art war er bereits gewohnt, obwohl er sich mit Sicherheit im Inneren fragte, was den Teamleiter an diesem Tag dermaßen angespannt werden ließ - zumindest ich hätte es getan, wäre ich nicht noch immer in meinen Überlegungen gefangen. Nachdem er diesen noch einmal prüfend gemustert hatte, wandte er sich seufzend seinem Assistenten zu und bestimmte: „Holen Sie die Trage, Mr. Palmer! Wir wollen ihn nach Hause bringen.“ Auch Ducky hatte seinen Helfer im Griff, der sich eilig auf den Weg zurück zum Truck machte, um der Anweisung seines Vorgesetzten umgehend nachzukommen. Während ich diese Geschehnisse nur am Rand registrierte, war ich erneut in meine Gedanken abgetaucht, die mich nun bereits an einem Tatort einholten und mich damit von meiner Arbeit abhielten. Ich konnte den bohrenden Blick meines Bosses im Rücken spüren, als dessen Stimme wie durch einen dicken Nebelschleier an mein Ohr drang: „McGee, Ziva, seht euch im Haus um!“
Die Israelin rempelte mich unsanft an, als sie sich an mir vorbei drängte, um den schmalen Weg zur Tür entlang zu gehen, und riss mich damit aus meiner Trance. Ich blickte ihr einige Sekunden bewegungslos nach, bis sie im Inneren des Gebäudes und damit aus meinem Sichtfeld verschwunden war, so dass ich mich endlich wieder auf meine Arbeit besann. Noch ehe Gibbs jedoch sein Wort auch an mich richten konnte, packte ich meinen Rucksack und lenkte meine Schritte zum hinteren Teil des Grundstückes, wo ich mich in Ruhe und ohne meine Kollegen im Nacken zu haben, umsehen konnte. Dies war vermutlich der wirkliche Grund, dass ich mich hinter das Haus zurückzog, wo ich nicht permanent den prüfenden Blicken ausgesetzt war und keine Angst haben musste, jeden Moment die Hand meines Vorgesetzten unsanft an meinem Hinterkopf zu spüren, denn eigentlich glaubte ich nicht, dass ich dort einen Hinweis finden würde, der uns auf die Spur des Täters führen würde.

Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass die Sonne an einem Vormittag im Mai schon einmal so drückend auf mich hinab geprasselt war und meine dunkle Tatortkleidung derart aufgeheizt hatte. Im Schatten eines der hohen Bäume, die den Garten säumten, ließ ich meinen Rucksack in Gras fallen und nahm meine Mütze vom Kopf, die zwar meine Augen vor der Helligkeit schützte, aber die Wärme darunter nur noch unerträglicher zu machen schien. Die Hitzewellen, die mich unter meiner Jacke plagten, brachten mich dazu, mich kurz an den mächtigen Stamm in meinem Rücken zu lehnen und tief durchzuatmen. Langsam begann ich, mich zu fragen, ob ich mir dies nur einbildete, ob es mein Verstand war, der mir mittlerweile einen bösen Streich spielte. Meinen Kollegen schienen die Temperaturen überhaupt nichts auszumachen, aber diese Tatsache war noch lange kein Beweis, immerhin war meine Partnerin Israelin, und mein Boss trank auch im Hochsommer Unmengen heißen Kaffee. Ich hingegen hatte seit drei Tagen kaum ein paar Stunden Schlaf gefunden, war vollkommen übermüdet und musste mittlerweile feststellen, dass auch mein Körper zunehmend begann, unter dieser Situation zu leiden.
Doch schlimmer als dies war der Umstand, dass meine Konzentration, die bei meinem Job beinahe wichtiger war als alles andere, immer mehr nachließ. Wieder und wieder schweiften meine Gedanken ab, entfernten sich mit jedem Mal weiter von diesem Ort, während erneut ihre schlanke Gestalt in meinem Blickfeld auftauchte. Wirklichkeit und Realität begannen schon, für mich miteinander zu verschmelzen, sogar mein Verstand war kaum noch dazu in der Lage, dieses Trugbild zu erkennen, auch wenn ich im Grunde wusste, dass es lediglich eine Halluzination war. Mit beiden Händen fuhr ich mir über das Gesicht und dann durch die Haare, die ich damit nur noch stärker durcheinander brachte, als sie es ohnehin schon waren, hatte ich doch am Morgen keine Zeit mehr gefunden, mich meiner Frisur zu widmen. Ich schickte einen Blick zum Himmel, dessen nahezu leuchtendes blau lediglich von einigen schneeweißen Wattewölkchen unterbrochen wurde, die jedoch nicht den Anschein machten, als könnten sie demnächst etwas an diesem für mich unerträglichen Frühlingswetter ändern. Für einen Moment schloss ich meine Augen und atmete noch einmal tief durch, ließ die frische Luft ungehindert durch meine Lungen strömen, bevor ich mein Cap zurück auf meinen Kopf setzte und mich bestimmt von dem Baum löste.

Den Fotoapparat noch immer um meinen Hals, zwang ich mich schließlich dazu, mich wieder auf die Untersuchung der näheren Umgebung des Tatortes zu konzentrieren. Doch diese angestrengten Bemühungen lenkten meine Aufmerksamkeit ab, so dass ich das leise, kaum wahrnehmbare Rauschen der Blätter nicht registrierte, das in jeder Sekunde lauter wurde. Mein Blick war unablässig zu Boden gerichtet, um kein noch so kleines Beweisstück zu übersehen, während ich einen Schritt nach dem anderen tat, stets an der hohen, von Hecken bewachsenen Gartenmauer entlang, um nicht den Überblick zu verlieren. Ich hoffte, wenigstens einen Fußabdruck oder eine unachtsam weggeworfene Zigarettenkippe zu finden, um mich nicht vergeblich dieser Suche gewidmet zu haben und meinen Vorgesetzten nicht noch zusätzlich gegen mich aufzubringen. Obwohl es mir an diesem Tag kaum gelingen wollte, über dessen schlechte Laune nachzudenken, wollte ich dennoch verhindern, doch noch in den Genuss einer schmerzhaften Kopfnuss zu kommen, denn auch diese würde meine wirren Überlegungen mit Sicherheit nicht in die gewünschten Bahnen lenken.
Unvermittelt hielt ich in meiner Bewegung inne, als meine Augen an einem winzigen Stück Stoff hängen blieben, dass sich in einem Zweig der Hecke verfangen hatte. Mittlerweile hatte ich annähernd das gesamte Grundstück umrundet und war fast auf der anderen Seite des großen Hauses angelangt, als ich endlich fündig wurde. Beinahe hatte ich befürchtet, mit leeren Händen zurückkehren zu müssen, aber nun glaubte ich, einer deutlichen Zurechtweisung durch meinen Boss an diesem Tag doch entgehen zu können. Ich ließ mich in die Hocke sinken und zog eine Beweismitteltüte aus meiner Jackentasche, die ich unter den Fetzen hielt, um diesen vorsichtig in das Innere zu streifen, denn ich wollte mir nicht die Mühe machen, eine Pinzette aus einem der Ausrüstungskoffer zu holen. Schließlich hatte ich diese Ziva und McGee überlassen, so dass ich meine Spur unbeaufsichtigt lassen und ins Inneres des Gebäudes gehen müsste. Dieses Vorgehen hätte mir mit Sicherheit eine Kopfnuss und den Spott meiner Kollegen eingebracht, was ich beides unter allen Umständen vermeiden wollte. Zufrieden betrachtete ich schließlich mein Beweisstück, das vorschriftsmäßig in dem kleinen Beutel ruhte, den ich kurz darauf, um eine hinlänglich leserliche Handschrift bestrebt, beschriftete.

In meine Bemühungen vertieft, vernahm ich nicht das leise Rascheln, das sich mit unbeirrbar näherte, bis mich ein lautes Knacken aus meiner Unaufmerksamkeit riss. Doch es war kein Ast, der unter den Füßen des Unbekannten gebrochen war, dem ich mich unvermittelt gegenüber sah, sondern das metallische Geräusch, das durch die Entsicherung eines Revolvers verursacht wurde. Während ich dem Mann in die kalten braunen Augen starrte, registrierte ich, wie sich sein Finger um den Abzug spannte, aber ich war nicht in der Lage, mich zu bewegen. Weder wollte es mir gelingen, nach meiner eigenen Waffe zu greifen, noch auch nur einen winzigen Ton aus meiner Kehle entfliehen zu lassen. Das Gefühl, das sich innerhalb einer Sekunde in meinem Inneren ausgebreitet hatte, war mir wohl bekannt, doch diesmal hatte ich es durch mein eigenes Verschulden heraufbeschworen. Ich sollte es wirklich besser wissen, wie also hatte ich nur so unvorsichtig und leichtsinnig sein können? Mittlerweile hatte ich schon nicht mehr zählen können, wie oft man mich davor gewarnt hatte, dass vor allem Mörder in den meisten Fällen an den Tatort zurückkehrten, um die Ermittlungen zu beobachten oder auch um sich an ihren Opfern zu erfreuen.
Die Hand meines Gegenübers zitterte kaum merklich, was mir einen eisigen Schauer über den Rücken rinnen ließ, war ich mir doch dessen bewusst, dass er jederzeit die Nerven verlieren konnte. Er erweckte auf mich den Eindruck, dass seine Tat weder geplant noch gut durchdacht gewesen war, denn die Hektik in seinem Inneren schien beinahe greifbar zu sein. So sehr ich mich jedoch bemühte, einige beruhigende Worte zu finden, schien mein Kopf plötzlich wie leer gefegt zu sein, während ich dabei zusehen musste, wie der Fremde immer stärker die Kontrolle über sich verlor. Es war nicht das erste Mal in meinem Job und in meinem Leben, dass ich mir wünschte, heute Morgen in meinem warmen Bett geblieben zu sein, aber in diesem Moment hätte ich alles dafür gegeben. Zwei dicht aufeinander folgende Schüsse hallten laut über das riesige Gelände und verschmolzen zu einem einzigen Knall, dessen Echo schließlich verklang, während es noch immer unangenehm in meinen Ohren dröhnte. Unvermittelt fraß sich ein stechender Schmerz durch meinen Körper, der in jedem einzelnen Muskel zu brennen schien, bevor meine Beine unter mir nachgaben, so dass ich unsanft zu Boden ging. Dunkelheit breitete sich um mich aus, zerrte an mir und verschlang mich schließlich vollkommen, so dass die erlösende Entspannung endlich Besitz von mir ergriff.
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Wirklich gut geschrieben. Viel Innerer-Tony-Monolog während wenig Ermittlung, aber trotzdem so schön formuliert, dass einen das auch gar nicht stört :)
Aber die Stelle ist ja wohl sehr gemeint, um da einfach aufzuhören^^
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Ich finds toll, daß ich endlich wieder einen so fleißigen FB-Schreiber hab.
Es ist schön zu lesen, daß meine Storys so gut angekommen.
Deshalb gehts auch gleich mit einem neuen Teil weiter.
Wie immer viel Spaß!

LG Claudia


Montag, 05. Mai 2008
NCIS Headquarter,
Navy Yard, Washington D.C.


Nicht nur dieses eisblaue Licht sondern auch bedrohliche Stille hatten mich vollkommen umhüllt und schienen mich, beinahe zu erdrücken. Ein unangenehmes Schaudern rann meinen Rücken hinab und verursachte eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper, so dass ich ein Zittern, ausgelöst durch die Kälte in meinem Inneren, kaum unterdrücken konnte. Den Schmerz in meinem Oberarm, den der Streifschuss verursacht hatte, spürte ich kaum noch, denn die Betäubungsmittel ließen diesen verblassen, während sie jedoch mehr und mehr meinen Verstand vernebelten. Aber dieser Zustand sorgte endlich dafür, dass die verworrenen Überlegungen wenigstens für einige Zeit von mir abließen und mir etwas Ruhe gönnten. Obwohl ich mich fühlte, als schwebte ich über dem Erdboden, war ich mir dennoch der ausweglosen Situation bewusst, in der ich mich in diesem Moment befand. Dennoch kostete es mich von Minute zu Minute größere Mühe, klar zu denken, denn die Medikamente schienen sich, auch auf meine erschöpften Kraftreserven auszuwirken.
Meinen Blick starr nach unten gerichtet, erwartete ich das unvermeidliche Donnerwetter, das in jeder Sekunde unweigerlich über mich hereinbrechen musste. Aber nichts geschah, alles, was ich hörte, war das kaum wahrnehmbare tiefe Atmen, während noch immer eine greifbare Spannung in der Luft lag. Selbst diese leisen Geräusche hallten dröhnend in meinen Ohren wider, verdeutlichten die drohende Gefahr, der ich mich ausgesetzt hatte und die diesmal nicht von einer Waffe ausging. Natürlich war es meine Schuld gewesen, dass dieser Kerl mich hatte überraschen und auf mich schießen können, hatte ich mich doch nicht mehr unter Kontrolle gehabt, so dass meine Aufmerksamkeit darunter gelitten hatte. Nun trug ich einen dicken Verband an der Stelle, die vor zwei Stunden das Projektil gestreift und meinen Oberkörper nur mit viel Glück verfehlt hatte. Mein rechter Arm ruhte in einer schwarzen Schlinge, die somit beinahe jede Bewegung verhinderte und dafür sorgte, dass ich den Außeneinsatz vorerst vergessen konnte. Doch ich war mir vollkommen darüber im Klaren, dass diese Tatsache noch das kleinste meiner Probleme sein würde, wenn Gibbs erst mit mir fertig war.

„Verdammt DiNozzo, was ist mit dir los?“ Die gefährliche Stimme meines Bosses riss mich aus meinen Überlegungen, während ich die Erschöpfung, die immer stärker von meinem Körper Besitz ergriff, im gleichen Moment vergaß. Dennoch glaubte ich, eine Spur von Sorge aus seinen Worten und aus der Tonlage, in der er diese von sich gab, heraus zu hören. Auch ohne aufzusehen, schienen mich, seine stechenden Augen zu durchbohren, doch dieser Blick brachte mich lediglich dazu, dass ich noch weniger eine Antwort auf seine Frage fand, so dass ich wortlos meine Schultern zuckte, was mir jedoch lediglich einen unangenehmen Schmerz in meinem Arm einbrachte, der sich in ein beständiges Pochen verwandelte. Mit schmerzverzerrten Gesicht, das ich dennoch versuchte, vor ihm zu verbergen, hob ich schließlich meinen Kopf und stellte mich ihm damit. Ich registrierte, wie die Augenbrauen meines Gegenübers nach oben wanderten und sich dann zusammen zogen, denn ich wusste, dass dies ihn nicht im Geringsten zufrieden stellte.
War er zuerst noch besorgt gewesen, überwog mittlerweile die Ungeduld, was deutlich an seiner Miene abzulesen war, aber ich wich seinem bohrenden Blick erneut aus, denn ich glaubte, er könnte die Antwort bereits in meinen Augen lesen. Krampfhaft dachte ich darüber nach, was ich ihm sagen sollte, denn die Wahrheit ging ihn nichts an, und ich wollte nicht, dass er davon erfuhr. Je länger ich jedoch meine Ausflüchte aus dieser Situation abwog, umso stärker rückten jene Geschehnisse in den Vordergrund, die ich noch immer am liebsten vergessen wollte. Vollkommen in meine Überlegungen versunken, spürte ich plötzlich seine Hand, die mehr als unsanft meinen Hinterkopf traf, so dass dieser nach vorn ruckte. Das war die vermutlich härteste Kopfnuss, die er mir je gegeben hatte, doch ich spürte den Schmerz kaum, der sich in meinem Hinterkopf ausbreitete, während meine Gedanken sich weiterhin nicht davon abhalten ließen, zu meinem Wiedersehen mit Jeanne zu schweifen. Mein von Schmerzmitteln vernebelter Verstand war mir auch keine große Hilfe dabei, mich auf meinen Vorgesetzten zu konzentrieren, dem meine Unaufmerksamkeit mit Sicherheit nicht verborgen geblieben war.

Schließlich hob ich meinen Blick wieder und sah ihn erneut an, doch wir schwiegen uns weiterhin an, beinahe als wüssten wir nicht, was wir sagen sollten. Keiner von uns wollte zugeben, was uns wirklich beschäftigte, doch diese Situation hatte sich in den letzten Monaten immer öfter zwischen uns abgespielt. Im Grunde trugen wir beide noch immer alles unausgesprochen mit uns herum, ich meinen Groll wegen seines unerwarteten Weggangs und seiner genauso abrupten Rückkehr, er seine Enttäuschung über meine Lügen und seine Vorwürfe wegen Jennys Tod. Seit dem Moment, als ich ihm damals, nachdem ich ihren leblosen Körper gefunden hatte, gegenüber getreten war, hatte ich ihm wohl nicht mehr richtig in die Augen sehen können. Meine Schuldgefühle hatten mich beinahe aufgefressen, so dass ich es einfach nicht hatte ertragen können, es im Grunde noch immer nicht konnte. Obwohl er mir versichert hatte, dass es nicht mein Fehler gewesen war, hatte ich dennoch gespürt, dass seine Worte nicht der Wahrheit entsprochen hatten. Etwas in seinem Inneren, und wenn es nur ein winziger Teil gewesen war, hatte mich dafür verantwortlich gemacht, genauso wie ich selbst es im Grunde noch immer tat.
Mittlerweile bekam ich jedoch immer stärker das Gefühl, dass es ihn überhaupt nicht interessierte, was in mir vorging, und ich würde niemals von mir aus mit ihm darüber sprechen, würde niemals vor ihm meine Schwäche eingestehen. Ein genervtes Seufzen entrann seiner Kehle, als Gibbs irgendwann die Geduld verlor und bestimmt erklärte: „Ich will dich in den nächsten Tagen nicht hier sehen. Ich kann keinen Agenten gebrauchen, der mit seinen Gedanken nicht bei der Arbeit ist.“ Für einen kurzen Moment hoffte ich inständig, mich verhört zu haben, aber dies schien, sein voller Ernst zu sein, was mir leider nur zu deutlich klar wurde. Ich hatte damit gerechnet, auf unbestimmte Zeit mein Dasein im Innendienst fristen zu müssen, wo ich mich so lange mit alten Akten beschäftigte, bis deren Staub zu meinem qualvollen Erstickungstod führte. Aber scheinbar war dies in seinen Augen nicht Strafe genug für mich, so dass er mir wegnahm, was mir am wichtigsten war, was ich brauchte, wie andere die Luft zum Atmen, meine Arbeit. Doch diese Tatsache war nicht der einzige Grund, aus dem seine Worte mich dazu brachten, ihn fassungslos anzustarren, als wäre er eine Halluzination. Die Aussicht auf freie Tage ohne Ablenkung behagte mir überhaupt nicht, wusste ich doch, dass ich dann meine Gedanken gar nicht mehr würde kontrollieren können.
Deshalb startete ich einen letzten verzweifelten Versuch, obwohl ich seine Antwort nur zu genau kannte: „Du brauchst mich für diesen Fall, Boss. Und das weißt du.“ Ein leicht ironisches Auflachen hallte von den Metallwänden des Aufzugs wider, während er diesen erneut in Bewegung setzte und erwiderte: „Das Team wird ohne dich nicht zusammenbrechen, DiNozzo. Auch wenn du dies gern hättest.“ Auch wenn ich wusste, dass er im Grunde vollkommen Recht hatte, konnte ich mir diese Tatsache nicht eingestehen, denn ich würde im Moment alles dafür geben, so wenig wie möglich von meiner Zeit allein zu Hause verbringen zu müssen. Doch unter diesen Umständen weiterhin meiner Arbeit als Bundesagent nachzugehen, würde mich vermutlich früher oder später umbringen. Nicht nur dass meine Konzentration unter den Überlegungen, die ununterbrochen durch meinen Kopf schwirrten, litt, auch mein Körper würde den ständigen Schlafmangel wahrscheinlich nicht mehr lange verkraften. Nur deshalb hatte mir ein simpler Streifschuss am Oberarm derart zusetzen können, dass ich sogar für mehrere Minuten mein Bewusstsein verlor. Er blieb mir also zwangsläufig nichts anderes übrig, als die Entscheidung meines Vorgesetzten zu akzeptieren, um seinen Zorn nicht noch stärker zu provozieren und zu hoffen, er würde diese Sache auf sich beruhen lassen, auch wenn ich dies nicht glaubte.

Als sich die Türen des Fahrstuhls öffneten, verließ mein Vorgesetzter diesen zielstrebig, ehe er sich wortlos hinter seinem Schreibtisch niederließ. Ich musste die Blicke meiner Kollegen nicht sehen, um zu wissen, dass die Neugier, endlich zu erfahren, welche Strafe mich erwartete, sie förmlich umbrachte. Nach einem kurzen Zögern folgte ich ihm, um mich ihren zynischen Bemerkungen zu stellen, doch als der Arbeitsbereich unseres Teams in mein Sichtfeld trat, erstarrte ich abrupt in meiner Bewegung, während nur ein Wort wie ein Flüstern über meine Lippen kam: „Jeanne.“ Es gelang mir nicht, meine Überraschung zu verbergen, hatte ich doch nicht erwartet, sie so schnell wiederzusehen, nachdem ich ihr Appartement derart plötzlich verlassen hatte. Aber vor allem der Umstand, sie an diesem Ort anzutreffen, machte meine Situation nur noch unerträglicher, konnte ich doch förmlich die unausgesprochenen Fragen meiner Kollegen hören. Lediglich Gibbs hatte seine Aufmerksamkeit seiner Arbeit gewidmet, obwohl ich mir sicher war, dass ihm dennoch nichts entging, was sich im Großraumbüro ereignete. Gleichzeitig breitete sich jedoch dieser Druck in meiner Brust aus, der mir die Luft zum Atmen nahm, denn ich brauchte mehr Zeit, um mir über meine Empfindungen klar zu werden.
Wenn ich mich zu stark bedrängt fühlte, verschloss ich mich nur noch mehr, und die Tatsache, ihr unerwartet gegenüber zu stehen, schien, mich in die Enge zu drängen. Nur zu gut erinnerte ich mich noch immer an das letzte Mal, als ich ihr an diesem Ort begegnet war, und an die Situation, in der wir uns damals befunden hatten. Aus diesem Grund hatte der Umstand, Jeanne an meinem Arbeitsplatz anzutreffen, zusätzlich einen bitteren Nachgeschmack für mich, beförderte er doch die verdrängten Bilder zurück an die Oberfläche. Erneut hallten ihre Worte in meinem Kopf wider, die die letzten sein sollten, die ich von ihr gehört hatte und die mich seit langer Zeit verfolgten. Vor allem in den ersten Wochen hatte ich sie vermisst, hatte beinahe in jeder Minute des Tages an sie denken müssen, doch irgendwann war es mir gelungen, dies zu unterdrücken. Es wäre gelogen, würde ich behaupten, sie und auch meine Gefühle für sie vergessen zu haben, denn dies war mir nicht möglich gewesen, so sehr ich es auch versucht hatte. Und nun da sie hier vor mir stand, war ihre Rückkehr endgültig Realität geworden, während ich unser letztes Treffen noch mehr oder weniger als Traum hatte abtun können.

Schließlich erlangte ich die Kontrolle über meinen Körper zurück und machte ihr mit einer wortlosen Geste deutlich, dass sie mir hinter die Treppe folgen sollte, so dass sie dieser Bitte nachkam. Ich spürte die neugierigen Blicke meiner Kollegen in meinem Rücken und wusste, dass auch Gibbs sich fragte, weshalb sie hier war. Aber solange ich nicht gezwungen war, ihnen dies zu offenbaren, würden sie die Wahrheit nicht erfahren, musste ich doch zuerst selbst eine Entscheidung treffen. Was danach kommen würde, konnte ich noch immer beschließen, wenn es soweit war, aber ihre wahre Rolle in meinem Under-Cover-Auftrag würde ich auch weiterhin vor ihnen verbergen. Als ich sicher war, außer Hörweite meines Teams zu sein, fragte ich sie ein wenig ungeduldig und abweisend: „Was tust du hier, Jeanne?“ Für einen Moment blickte sie mir schweigend in die Augen, was erneut dieses Kribbeln in meinem Inneren auslöste, das ich nicht unterdrücken konnte, bevor sie ruhig erklärte: „Ich habe ernst gemeint, was ich zu dir gesagt habe, Tony. Ich liebe dich. Das war genausowenig eine Lüge wie bei dir.“
Kurz hielt sie inne und musterte mich prüfend, versuchte, eine Reaktion in meinem Gesicht abzulesen, doch ich hatte selbst keine Ahnung, wie ich reagieren sollte. Deshalb fuhr sie schließlich fort: „Bitte gib mir die Chance, dir zu beweisen, wie viel du mir bedeutest! Lass uns noch einmal von vorn anfangen!“ Genau diese Worte hatte ich vor einem Jahr von ihr hören wollen, aber ich wusste nicht, ob es mittlerweile nicht bereits zu spät dafür war. Im Grunde wusste ich überhaupt nichts mehr, weder was ich denken, noch was ich dazu sagen sollte, zu viel war zwischen uns geschehen. Ich musste mir zuerst darüber klar werden, was ich noch für sie fühlte und vor allem, was ich bereit war, für sie zu fühlen, so dass ich erwiderte: „Du kannst nicht einfach zurückkommen und denken, alles könnte so sein wie früher. Glaub mir, das hab ich schon so viele Male gehofft!“ Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, realisierte ich die Enttäuschung in ihren Augen, die mir einen schmerzhaften Stich ins Herz versetzten, der mich dazu brachte, hinzuzufügen: „Bitte gib mir ein wenig Zeit, Jeanne!“
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Wer meine FFs liest, ist ja bereits mit meinen Rückblicken vertraut.
Also, los geht's mit ein wenig Vergangenheitsbewältigung.
Um den Lesefluß zu erhalten, hab ich auf die grammatikalische Richtigkeit verzichtet und schreib nicht im Past Perfekt.

So genug geredet. Viel Spaß!

LG Claudia


Montag, 20. Januar 2008
NCIS Headquarter,
Navy Yard, Washington D.C.


Das Hauptquartier des NCIS war in dichtes Schneetreiben gehüllt, als ich an diesem Morgen mit meinem Wagen die vereiste Hauptstraße des Navy Yards entlang fuhr. Nur mit Mühe konnte ich diesen unter Kontrolle halten, doch ich verspürte keine Eile, so dass ich meine Geschwindigkeit weiter drosselte, um meinen Weg langsamer als gewohnt fortzusetzen. Es gehörte mittlerweile beinahe zu meinen Angewohnheiten, dass ich es mit der Pünktlichkeit nicht ganz so ernst nahm und mindestens einmal im Monat zu spät zum Dienst erschien, so dass ich es meinem Ruf beinahe schuldig war. Ich ließ meinen Blick über den verlassenen Bürgersteig schweifen, der ausgestorben dalag und nicht erahnen ließ, dass der Arbeitsalltag bereits vor einigen Stunden begonnen hatte, als sich die blasse Morgensonne, hinter einem grauen Wolkenschleier verborgen, aus ihrem nächtlichen Versteck hervor gekämpft hatte. Nach einem kleinen Schleudern meines Autos konzentrierte ich mich jedoch wieder auf die Straße, die mich meinem Ziel näher bringen sollte.
Als ich den Blinker betätigte, um in die Tiefgarage des Hauptquartiers zu gelangen, bremste ich kurz ab, und nach einem erneuten Schlingern lenkte ich meinen Wagen schließlich geradeaus, um diesen am Straßenrand abzustellen. Was genau mich dazu brachte, meinen geliebten Mustang an diesem Tag in einem überdimensionalen Schneehaufen zu parken, konnte ich selbst nicht erklären. Doch ich stieg einfach aus, ohne mir darüber Gedanken zu machen, dass ich am Abend vermutlich eine Schaufel brauchen würde, bevor ich meinen Heimweg würde antreten können. Ich schulterte meinen Rucksack, bevor ich gelassen die wenigen Meter bis zum Eingang durch den knöchelhohen Schnee stapfte, während ich nicht einmal darüber fluchte, dass meine teuren Schuhe unter der Nässe leiden mussen. Stattdessen atmete ich tief die eisige Luft ein, die ein angenehmes Prickeln in meiner Lunge hinterließ, bevor sie in kleinen Wölkchen meinen Mund wieder verließ und nach oben stieg, wo sie sich langsam verflüchtigte.

Die Stille, die sich über der Straße ausgebreitet hatte, hatte eine beruhigende Wirkung auf mich, die ich noch einige Augenblicke auskosten wollte, ehe ich in die gewohnte Hektik des Großraumbüros eintauchen musste. Das seltsame Gefühl, das mich jedoch auf diesen wenigen Schritten begleitete, war bereits in dem Moment dagewesen, als mich das penetrante Klingeln meines Weckers aus dem Schlaf gerissen hatte. Ich konnte nicht erklären, was genau diese Empfindung ausgelöst hatte, vielleicht war es die Jahreszeit, die mich, genau wie die ganze Stadt, in einen Zustand der völligen Entspannung versetzte. Aber das war nicht alles, denn ich spürte schon seit einiger Zeit, dass der Schmerz der Vergangenheit langsam begann, sich in die Schatten einer schlechten Erinnerung aufzulösen. Vielleicht würde es mir nun endlich gelingen, wieder nach vorn zu sehen und die Geschehnisse der letzten zwei Jahre für immer hinter mir zu lassen. So lange hatte ich darum gekämpft, endgültig vergessen und mein altes Leben weiterführen zu können, dass ich es mittlerweile Leid war und nur noch damit abschließen wollte.
Bei genauerem Nachdenken konnte ich feststellen, dass es beinahe eine Art Ausgelassenheit war, die ich in meinem Inneren fühlte, was für mich ein wenig ungewohnt war. Es war so lange her, dass ich zum letzten Mal etwas in dieser Art gespürt hatte, dass ich mich beinahe nicht mehr daran erinnern konnte. Doch als ich an diesem Morgen das Hauptquartier betrat, war meine Laune mehr als beschwingt, so dass ich leise vor mich hin pfiff. Nicht einmal die eisige Kälte, die sich über Washington ausgebreitet hatte und überhaupt nicht mehr verschwinden wollte, konnte daran etwas ändern. Normalerweise hasste ich dieses Wetter, war doch die Temperatur meines Blutes ein paar Grad höher als die gewöhnlicher Amerikaner, so dass ich mich stets nach dem ersten warmen Sonnenstrahl sehnte. Aber an diesem Tag war alles anders, konnte ich sogar den weißen Flocken, die zu tausenden vom Himmel fielen und die Stadt in eine märchenhafte Winterlandschaft verwandelten, etwas abgewinnen.

Schon lange hatte ich mich nicht mehr so gut gefühlt, denn obwohl mich die Trennung von Jeanne nicht länger an den Rand eines bodenlosen Abgrundes drängte, verschwand dieser bisher dennoch nie ganz aus meinem Blickfeld. Die Weihnachtstage, das Fest der Liebe, hatte ich irgendwie überstanden, auch ohne sie bei mir zu haben, mit ihr zu feiern und einfach ihre Nähe zu spüren. Niemals hatte ich geglaubt, dass sie mir so sehr fehlen könnte, doch mittlerweile hatte ich gelernt, damit umzugehen, hatte gelernt, meine Gefühle für sie zu unterdrücken. Es hatte schon einen Hauch von Ironie, war sie es schließlich gewesen, die mich überhaupt erst dazu gebracht hatte, meine Empfindungen zuzulassen, genau wie sie es gewesen war, die mich erneut zu einem Meister der Verdrängung hatte werden lassen. Vermutlich würde ich sie niemals endgültig vergessen können, aber gleichzeitig wusste ich, dass es mir langsam wieder gelingen würde, nach vorn zu blicken.
An dieser Tatsache waren auch meine Kollegen, meine Familie nicht unschuldig, denn obwohl sie mir meine monatelangen Lügen erst nach einigen Wochen verziehen hatten, waren sie es gewesen, die mir in der für mich wohl schwersten Zeit beigestanden hatten. Mein verpatzter Under-Cover-Auftrag und Jeannes plötzliches Verschwinden hatten mich in eine tiefe Lebenskrise gestürzt, aus der ich mich allein nicht wieder hatte befreien können, im Grunde auch nicht hatte befreien wollen. Ich hatte mich immer stärker von meinen Freunden zurückgezogen, hatte nicht länger an den abendlichen Treffen unseres Teams teilgenommen, hatte mich nur noch vor der Außenwelt verkriechen wollen. Bereits während meiner Beziehung hatte ich sie immer öfter versetzen müssen, auch wenn ich es nicht gewollt hatte, aber ohne sie hatte ich keinen Grund mehr gehabt, mein Appartement zu verlassen.
Nur mit Mühe hatte ich es überhaupt aus dem Bett und zur Arbeit geschafft, so dass ich mit Sicherheit nicht in der Stimmung gewesen war, feiern zu gehen. Dennoch hatten sie nicht aufgegeben, mich dazu zu bewegen, mein Leben auch ohne Jeanne weiterzuführen, so sehr ich sie vor allem am Anfang auch vermisst hatte. Jeder Einzelne meiner Kollegen hatte geahnt, wie es in meinem Inneren ausgesehen hatte, obwohl ich mich ihnen nicht offenbart, es vor ihnen verborgen hatte. Sie hatten mich nicht dazu gedrängt, darüber zu sprechen oder mich wieder in neue Bekanntschaften zu stürzen, sondern hatten mir einfach wortlos gezeigt, dass sie für mich da sein würden, wenn ich sie brauchte. Genau dies war die Normalität gewesen, nach der ich mich in dieser Situation gesehnt hatte, immerhin hatte ich lange genug den Aufregungen meines Under-Cover-Auftrags trotzen müssen.

Doch die Person, die mir seit jenem verhängnisvollen Tag, an dem meine falsche Identität schließlich aufgeflogen war, näher stand als jemals zuvor, war eindeutig Ziva. Obwohl sie mich wieder und wieder hatte spüren lassen, dass sie mein Vertrauensbruch schwer getroffen hatte, war sie dennoch bedingungslos für mich da gewesen. Zuerst war mir ihre ständige Sorge zu viel gewesen, hatte mich eingeengt und bedrängt, doch irgendwann hatte ich verstanden, dass dies ihre Art gewesen war, mir zu helfen. Als ich dies endlich zugelassen hatte, war sie zu dem Menschen geworden, der mir den Halt gegeben hatte, den ich zu diesem Zeitpunkt gebraucht hatte. Auch wenn sie lange gebraucht hatte, mir wirklich zu verzeihen und meine Lügen zu vergessen, war es uns doch gelungen, unsere Partnerschaft wieder zu festigen. Doch mittlerweile waren wir mehr, mehr als Kollegen, wir waren Freunde geworden, die einander auch in schwierigen Lebenslagen beistanden, und dafür war ich dankbar, auch wenn ich es nicht aussprechen konnte.
Ich war noch nie ein Mensch gewesen, der offen seine Gefühle zeigte, genauso wenig wie sie, aber ihr war es schon immer gelungen, mir in die Augen zu sehen und dabei bis in das Innerste meiner Seele zu blicken. Vor ihr konnte auch die Maske, die beinahe mein ganzes Leben lang mein ständiger Begleiter gewesen war, mein wahres ich nicht verstecken. Schon oft hatte ich mich gefragt, wie es ihr möglich war zu erkennen, was ich dachte, was mich belastete, scheinbar noch ehe ich es selbst wusste. Vielleicht war es eine Gabe, vermutlich auch lediglich jahrelange Ausbildung und Training, doch das war im Grunde vollkommen unwichtig, denn es war eine Tatsache, dass sie meine Beteuerungen, es ginge mir gut, von vornherein durchschaut und nicht locker gelassen hatte. Ich hatte meinen Schmerz und meinen Verlust allein verarbeiten wollen, doch sie hatte es nicht zugelassen, hatte mich geradezu gezwungen, darüber zu sprechen, aber dies hatte mich befreit, hatte einen kleinen Teil des Felsbrockens von meinem Herzen genommen. Ziva war, auch wenn ich dies niemals erwartet hätte, die Einzige gewesen, der ich all die Geschehnisse hatte anvertrauen können, anvertrauen wollen.

Der Fahrstuhl entließ mich schließlich mit einem leisen 'Pling' in das Großraumbüro, wo ich mit einem Blick erkannte, dass meine beiden Kollegen bereits an ihren Schreibtischen saßen. Mit meinem typischen Grinsen auf den Lippen betrat ich den Arbeitsbereich unseres Teams und schaute Ziva über die Schulter, die bereits mit ihrer Arbeit beschäftigt war. Es war nichts außergewöhnliches, dass ich der Letzte war, der das Büro, wie so oft auch noch zu spät, betrat. Doch an diesem Morgen hatte mir nicht einmal die Aussicht auf eine von Gibbs' schmerzhaften Kopfnüssen meine Laune trüben können, vor allem da mich, zum ersten Mal seit längerer Zeit, unvermittelt die Idee eines Streichs für unseren Bambino ereilt hatte. Irgendwie hatten mir meine Späße gefehlt, aber mein Verstand war in den vergangenen Wochen und Monaten nur selten dazu in der Lage gewesen, sich etwas auszudenken, was meinem üblichen Niveau entsprach.
Das Bestreben, McGees Finger an seiner Tastatur festkleben zu lassen, hatte zwar nach der mehr als schmerzhaften Trennung von Jeanne kurzzeitig für ein unbedeutendes Zucken meiner Mundwinkel gesorgt, aber dieses Gefühl hatte nicht viel länger als einen winzigen Moment angedauert. An diesem Tag jedoch hatte ich etwas ausgeheckt, das sein Herz für einige Sekunden aussetzen lassen würde, wenn er glauben musste, dass die gesamten Falldateien unseres Teams mit einer unbedachten Bewegung meinerseits zerstört würden. Ich kostete die Angst, die mehr als deutlich in seinem Gesicht stand, voll aus, als sich lediglich eine Wolke Konfetti anstatt einer Tasse Kaffee über seinem Computer ergoss. Zu diesem Zeitpunkt erinnerte ich mich unwillkürlich daran, weshalb ich früher beinahe jede freie Minute damit verbracht hatte, neue Scherze für meine Kollegen und vor allem unser jüngstes Teammitglied auszubrüten. Trotz allem war ich eben tief in meinem Inneren, vielleicht auch nicht ganz so tief, das Kind geblieben, das ich als kleiner Junge immer hatte sein wollen, ohne diesen Drang jemals ausleben zu dürfen.

Aber leider konnte ich meinen Streich und das damit verbundene gute Gefühl kaum genießen, als plötzlich nicht nur die Telefonverbindung sondern auch McGees Computer und alle anderen technischen Geräte unseres Arbeitsbereiches zusammenbrachen. Verwirrt beobachtete ich seine Bemühungen, die Apparate wieder zum Laufen zu bringen, war ich mir doch keiner Schuld bewusst. Er hatte jedoch keine Zeit, sich in seine Hysterie hinein zu steigern, als der Fahrstuhl unerwartet einige FBI-Agenten, allen voran Fornell, zum Vorschein brachte, die umgehend in das Großraumbüro stürmten. Mein lautes Lachen, das ich in dem Moment ausstoßen wollte, als ich meinen Boss sah, wie er mit seiner Tastatur auf den Bildschirm einschlug, blieb mir jedoch bei dem Anblick unserer Anzug tragenden Freunde regelrecht im Halse stecken. Die Gegenwart des Senior Agents hatte bisher noch nie etwas Gutes bedeutet, vor allem wenn er mehr seiner Gefolgsleute um sich geschart hatte, als bei üblichen Fällen, so dass sich umgehend ein mehr als schlechtes Gefühl in meinem Inneren breit machte.
Ich registrierte, wie sich das Gesicht unseres Vorgesetzten innerhalb einer Sekunde undurchdringlich verschloss, während der stechende Blick aus seinen eisblauen Augen sein Gegenüber bewegungslos fixierte. Doch die beiden hatten schon immer großen Gefallen an diesen stummen Duellen gefunden, so dass der Agent unserem Team schließlich unbeeindruckt die Tatsachen entgegen schleuderte. Seine Worte warfen mich derart aus der Bahn, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte, doch die Nachricht, dass die Leiche von La Grenouille am Ufer des Anacostia Rivers angespült worden war, versetzte mir unvermittelt einen heftigen Schlag. Innerhalb eines einzigen Augenblicks drangen die Erinnerungen an die vergangenen Monate, die ich so verzweifelt versucht hatte zu vergessen, erneut an die Oberfläche. Ein Sturm der Gefühle brach in meinem Inneren aus, als ich erfahren musste, dass der Vater meiner Ex-Freundin erschossen worden war, was ich einfach nicht glauben konnte. Doch gleichzeitig mit diesen verwirrenden Empfindungen waren auch meine Schuldgefühle zurückgekehrt, genau wie die Gedanken in meinem Kopf, die sich ununterbrochen um sie drehten.

Die folgenden Stunden, die mich an diesem Tag erwarteten, zogen sich immer weiter in die Länge, wollten überhaupt nicht mehr enden, während ich viel zu viel Zeit hatte, über die Geschehnisse nachzugrübeln. Eingesperrt in dem Beweismittellager unseres eigenen Hauptquartiers, fühlte ich mich wie ein Tier in Gefangenschaft, auch wenn meine äußere Ruhe nichts davon offenbaren sollte, was mich jedoch ungemeine Kraft kostete. Aber wie immer erhielt ich meine Fassade aufrecht, erlaubte niemandem einen Blick dahinter, auch wenn ich wusste, dass es Menschen gab, die mich schon längst durchschaut hatten. Tatenlos musste ich dabei zusehen, wie einer meiner Kollegen nach dem anderen vom FBI in den Verhörraum zitiert wurde, während ich ungeduldig darauf wartete, dass Fornell die Befragungen endlich beendete. Schließlich begann er, mit unübersehbarem Vergnügen, mich in die Mangel zu nehmen, doch obwohl ich nicht länger tatenlos hatte bleiben wollen, versetzten mir seine Fragen einen schmerzhaften Stich ins Herz. So sehr ich auch versuchte, mich hinter meinen lockeren Sprüchen zu verstecken, ließ der Agent nicht locker und bohrte tiefer, riss die Wunden wieder auf, die gerade erst begonnen hatten, langsam zu verheilen. Dass gerade er mich über meine Beziehung zu Jeanne und meine Gefühle für sie ausfragte, war beinahe noch unerträglicher für mich als die Tatsache, einmal mehr unter Mordverdacht zu stehen.
Er wusste ganz genau, und kostete diese Tatsache voll aus, an welcher Stelle er ansetzen musste, um meinen empfindlichsten Punkt, die eine Wunde von vielen, die am meisten schmerzte, zu treffen. Nur mit Mühe konnte ich meine äußere Ruhe noch länger bewahren, um mir nicht anmerken zu lassen, was in meinem Inneren vorging, hätte ich doch am liebsten die Flucht ergriffen. Ich setzte mein Spiel, so gut es ging, fort, auch wenn meine Antworten von Mal zu Mal zögernder und unsicherer wurden, was mir kaum noch gelang, vor ihm zu verbergen, erhielt ich dennoch meine Maske weiterhin krampfhaft aufrecht. Aber als wäre diese ganze Situation nicht bereits schlimm genug, hatte der FBI-Agent jedoch noch immer einen Trumpf im Ärmel, den er mit Freude zückte und mir erklärte, dass ich einmal mehr unter Mordverdacht stand. Unvermittelt hatte ich das Bild des 'gehängten Mannes' vor meinem inneren Auge, die Tarotkarte, die Abby eine Stunde zuvor für mich gezogen hatte und deren Voraussage damit wohl dabei war, sich zu erfüllen. Ich sah mich unvermittelt in einem Déjà Vù gefangen, war ich doch bereits zwei Jahre zuvor schon einmal in beinahe der gleichen Lage gewesen, aber im Gegensatz zu damals würden mich, dessen war ich mir sicher, meine Kollegen diesmal wohl nicht daraus befreien können.
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Ja, fleißiges Feedback... damit hatte es sich leider auch schon wieder, nachdem das neue Semester wieder angefangen hat. Aber ich wollte zumindest sagen, dass ich trotzdem dran bleiben werde, auch wenn vll. nicht immer sofort ein Feedback kommt. Ich komm schon noch dazu, alles nachzulesen ;)

Und zumindest hier bei dieser Story bin ich jetzt auch wieder soweit, also kriegst du mal ein kleines FB^^ Wie immer sehr schön geschrieben; man kann sich wirklich gut in Tony reinfühlen und seine Gefühle etc. nachvollziehen. Es haben sich zwar ein paar Komma-Fehler eingeschlichten ;) aber sonst ist mir nichts großartiges aufgefallen. Von daher mal wieder in großes Lob für ne Story, in die man sich wirklich reinversetzen kann.
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Ich freu mich immer über ein wenig FB, egal wie regelmäßig es kommt.
Leider hapert es damit in diesem Forum immer ein wenig.
Aber ich sehe ja, daß ein paar meine Storys lesen.
Zu der Sache mit den Kommas kann ich nur sagen, daß ich mit denen schon während meiner Schulzeit auf Kiregsfuß stand.
Meine Deutschlehrerin hat sich immer die Haare gerauft. :D

So, jetzt gibt es also das nächste Kapitel für euch.
Damit kündige ich auch wieder mal ne kleine Pause an.
Aber keine Angst, im Januar gehts wieder weiter.
Ich hab ne kleine Weihnachts-FF geschrieben, mit der wird es sonst ein wenig viel.
Bis dahin wünsh ich euch erstmal viel Spaß!

LG Claudia


Sogar heute denke ich noch manchmal darüber nach, wie es hatte passieren können, dass ich innerhalb weniger Stunden in einem kalten winzigen Verhörraum saß, auf der falschen Seite des Tisches wohlgemerkt. Düsteres Zwielicht füllte den Raum aus und hüllte mich ein, während die unerträgliche Stille beinahe dröhnend in meinen Ohren klang. Endlich war ich allein, hatten die bohrenden Fragen ein Ende gefunden, während ich fassungslos zurückgeblieben war und nun verzweifelt versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Bisher war mir niemals aufgefallen, welch eisige Kälte hier, weit ab von der Außenwelt, herrschte, doch nun da ich auf der anderen Seite sitzen musste, ließ diese mich erschaudern. Als Fornell die Tür des Verhörraums hinter sich geschlossen hatte, hatte ich erleichtert aufgeatmet, doch gleichzeitig waren meine verdrängten Empfindungen unaufhaltsam auf mich eingestürmt, ohne dass ich die Chance gehabt hatte, ihnen zu entkommen. Ich hatte das Gefühl, noch immer beobachtet zu werden, nicht abschütteln können, aber ich selbst hatte nur auf die verspiegelte Scheibe blicken können, während mir der dahinter liegende Raum verborgen geblieben war.
Doch auch ohne meine heimlichen Zuschauer sehen zu können, war ich mir vollkommen im Klaren darüber, dass sie mich nicht eine Sekunde aus den Augen lassen würden, so dass ich meinen Kopf resigniert in meine Hände fallen ließ. So sehr ich mich auch bemühte, mir meine Unsicherheit und meinen Schmerz nicht anmerken zu lassen, hatte ich mittlerweile nicht mehr die Kraft, um meine Fassade noch länger aufrecht zu erhalten. Ununterbrochen kreisten meine Gedanken um die Frage, wer dieser geheimnisvolle Zeuge gewesen war, ohne jedoch eine zufriedenstellende Antwort zu finden. Für einen winzigen Moment erwog ich sogar, dass es niemand anderer als Jeanne gewesen war, die mich des Mordes an René Benoit beschuldigt hatte. Doch diese absurde Überlegung schob ich umgehend mit einem bestimmten Kopfschütteln von mir, denn ich konnte nicht glauben, wollte nicht glauben, dass sie dazu fähig war, würde dies doch nur zu deutlich zeigen, wie sehr ich sie verletzt hatte und meine Schuldgefühle weiter wachsen lassen.
Wenn ich jedoch ehrlich zu mir selbst gewesen wäre, hätte ich mir eingestehen müssen, dass sie der einzige Mensch war, der diese Aussage gemacht haben konnte. Tobias hatte sich auf meine drängende Nachfrage hin lediglich in eisiges Schweigen gehüllt, woraufhin ich ihn innerlich noch stärker verflucht hatte, als ich es bis dahin bereits getan hatte. Aber diese quälende Ungewissheit hatte mich schier wahnsinnig gemacht, hatte ich doch nicht herausfinden können, wem ich dieses Desaster tatsächlich zu verdanken hatte. Alles, was er mich hatte erfahren lassen, war die Tatsache gewesen, dass ich dabei beobachtet worden wäre, wie ich La Grenouille auf seiner Yacht eiskalt erschossen hätte. Diese Anschuldigung war derart absurd gewesen, dass ich am liebsten laut gelacht hätte, denn mittlerweile waren meine Nerven bis zum Zerreißen strapaziert gewesen.

Das leise Klappern der Tür riss mich aus meinen wirren Gedanken und ließ mich genervt meinen Kopf heben, erwartete ich doch, nun einem erneuten Verhör mit Fornell ausgesetzt zu sein. Statt mich dem Agenten gegenüber zu sehen, blickte ich jedoch in die vertrauten braunen Augen meiner Partnerin, die lautlos den Raum betreten hatte. Ihre Anwesenheit überraschte mich, denn mit ihr hatte ich als allerletztes gerechnet, aber gleichzeitig wollte ich auch ihre Fragen und Ratschläge nicht hören. Ich hatte mich schon wieder abgewandt, um erneut in meine quälenden Überlegungen zu versinken, als ich ihre sanfte Stimme wahrnahm. „Wie geht es dir, Tony?“, hakte sie vorsichtig nach, so dass ich mir ein sarkastisches Lachen verkneifen musste, denn diese Frage war mehr als unnötig, musste man es mir doch bereits ansehen. Anstatt ihr zu antworten, setzte ich mein typisches Grinsen auf, das meine wahren Gefühle verstecken sollte, und zuckte stumm die Schultern. Aber meine Partnerin kannte mich mittlerweile zu gut, um mein Verhalten nicht zu durchschauen, was mir ein Blick in ihre Augen nur zu klar verdeutlichte.
Ohne ein Wort darüber zu verlieren, legte sie die wenigen Schritte bis zu dem kleinen Tisch zurück und ließ sich dann abwartend auf dem Stuhl mir gegenüber nieder. Still musterte sie mich und gab mir damit die Möglichkeit, ihr von selbst zu offenbaren, was in mir vorging, aber ich schwieg beharrlich. Stattdessen vergrub ich mein Gesicht erneut in meinen Händen, um mir dann seufzend durch die Haare zu fahren, die, meiner Stimmung entsprechend, wirr zu Berge standen. Im Grunde wollte ich in dieser Situation am liebsten mit keinem meiner Kollegen sprechen, zu sehr strengte es mich an, wieder und wieder erklären zu müssen, was ich wusste. Doch die Frage nach dem Menschen, dem ich diese psychische Folter zu verdanken hatte, ließ mich noch immer nicht los, verlangte endlich nach einer Antwort. Aus diesem Grund hob ich schließlich meinen Kopf, sah sie unverwandt an und forderte sie mit kratziger Stimme auf: „Sag mir endlich, was passiert ist!“ Verwirrt musste ich wahrnehmen, dass sie meinem Blick auswich, obwohl die Mossad-Offizier normalerweise sogar Gibbs widerstehen konnte. Diese Reaktion verdeutlichte mir, dass sie versuchte, etwas vor mir zu verbergen, dass sie mit Sicherheit die ganze Wahrheit kannte. Um endlich zu erfahren, was ich wissen musste, griff ich nach ihrer Hand und wiederholte nachdrücklicher: „Bitte, Ziva. Ich muss es wissen.“ Ich registrierte, wie sie tief Luft holte, bevor sie schließlich ein wenig zögerlich erklärte: „Jeanne ist die geheime Zeugin, die dich beschuldigt hat.“

Laut polternd fiel mein Stuhl zu Boden, als ich ungehalten aufsprang, warf mich diese Aussage doch vollkommen aus der Bahn, auch wenn ein Teil von mir dies bereits geahnt hatte. Umgehend begann ich damit, unaufhörlich in dem engen Raum auf und ab zu gehen, der auf mich immer stärker den Eindruck eines viel zu winzigen Käfigs machte. Zu erfahren, dass tatsächlich meine Ex-Freundin dafür verantwortlich gewesen war, dass man mich als Verdächtigen in einem Mordfall verhört und danach hier festgehalten hatte, lag außerhalb meiner Vorstellungskraft. Unvermittelt schlug ich mit meiner Faust hart gegen die Wand, was einen stechenden Schmerz in meiner Hand auslöste, der sich innerhalb weniger Sekunden bis die Schulter zog, während er jedoch jedes andere Gefühl in meinem Inneren betäubte. Mein Atem ging unregelmäßig und stoßweise, als ich schließlich meinen Kopf erschöpft gegen den rauen Beton lehnte, der meine Stirn angenehm kühlte. Alles, was ich wollte, war, dass es endlich aufhörte, aufhörte, mir diesen unerträglichen Schmerz zuzufügen, aufhörte, in mir die Erinnerungen an die Vergangenheit wach zu halten.
In meine wirren Gedanken versunken, spürte ich plötzlich die Hand meiner Partnerin auf meinem Arm, so dass ich mich langsam zu ihr umwandte und ihr in die Augen blickte. „Wieso? Ist das ihre Rache für meine Lügen? Oder glaubt sie wirklich, ich hätte ihren Vater erschossen?“, stellte ich mit unsicherer Stimme die Fragen, auf die mir jedoch auch Ziva keine Antwort geben konnte. Weiterhin sah ich sie an, versuchte, in ihrer undurchdringlich erscheinenden Miene zu lesen, was mir an diesem Tag jedoch nicht gelingen wollte. Mit einem leisen Seufzen fuhr ich mir mit einer Hand über das Gesicht, war ich doch mittlerweile ziemlich am Ende mit meiner Kraft, ehe ich mich zurück auf den harten Stuhl sinken ließ. Auch meine Kollegin ließ sich wieder mir gegenüber nieder, so dass für mich unwillkürlich der Eindruck entstand, dass nun sie das Verhör fortsetzten sollte, so dass ich nachhakte: „Sollst du jetzt ein Geständnis aus mir herausholen?“ Ich konnte selbst nicht sagen, warum ich ihr dieses Vorhaben unterstellte, aber mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass sich alle Menschen, die mir einst nahe gestanden hatten, nun gegen mich wandten.

Meine Worte trafen sie sichtlich, denn ihre Miene verhärtete sich noch weiter, während ihre Augen mir nun beinahe schwarz entgegen funkelten. Dennoch brachte ich kein Wort über die Lippen, denn mittlerweile war ich kaum noch dazu in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich registrierte, dass ihr bereits eine aufgebrachte Erwiderung auf der Zunge lag, aber ein genauer Blick auf meine zusammengesunkene Erscheinung ließ sie tief durchatmen, bevor sie bestimmt erklärte: „Mach dich nicht lächerlich, DiNozzo!“ Im Grunde wusste ich, dass ich ihr Unrecht getan hatte, denn sie würde niemals glauben, dass ich einen Mord begehen könnte, geschweige denn würde sie dem FBI helfen, mich zu verhören. Wir waren seit nunmehr fast drei Jahren Partner und hatten unser Gegenüber in diesen Dingen beinahe besser gekannt als uns selbst. Aus diesem Grund war es fast unverzeihlich, dass ich ihr die Absicht unterstellt hatte, mich zu hintergehen und gegen mich zu ermitteln, aber in diesem Moment hatte ich nicht darüber nachgedacht, nicht darüber nachdenken können. Deshalb senkte ich entschuldigend den Kopf, woraufhin ein leises Seufzen über ihre Lippen kam und sie dann erklärte: „Du weißt so gut wie ich, dass du niemals einen Menschen umbringen könntest. Genausowenig wie ich diese absurden Anschuldigungen glauben würde.“
Noch immer war der zornige Unterton in ihrer Stimme deutlich heraus zu hören, auch wenn sie versuchte, weiterhin ruhig zu bleiben, was jedoch nicht in ihrer Natur lag. Für sie war Vertrauen der wichtigste Teil einer Partnerschaft, und die Tatsache, dass ich ihr dieses nicht entgegen gebracht hatte, machte ihr weiterhin sichtbar zu schaffen, auch wenn sie dies wohl niemals zugegeben hätte. Doch sogar nach all den Monaten stand dieser verdammte Under-Cover-Auftrag nach wie vor zwischen uns, so dass ich erneut feststellen musste, dass meine Lügen mich weit mehr gekostet hatten als die Frau, die ich über alles geliebt hatte. Aber vermutlich war ich mittlerweile derjenige, der an allen anderen Menschen gezweifelt und sie aus diesem Grund immer öfter von mir gestoßen hatte. „Es tut mir leid.“ Diese Worte kamen nur flüsternd über meine Lippen, aber ich konnte registrieren, dass sie genau dies hören wollte. Schon vor einigen Monaten hatte ich feststellen müssen, dass für sie Gibbs' Regel keine Gültigkeit hatte, und ich hatte ihr diese Bitte um Verzeihung geschuldet. Für einige Sekunden blickte sie mir schweigend in die Augen, bevor sie nach einem kurzen Nicken hinzufügte: „Jenny hat sie befragt.“

Diese Aussage brachte mein Herz dazu, für einen Moment auszusetzen, ehe es kurz darauf heftig gegen meinen Brustkorb hämmerte, als hätte es aus seinem Gefängnis ausbrechen wollen. Zuerst glaubte ich, mich verhört zu haben, doch meine Kollegin blickte mir weiterhin unbeirrt in die Augen, so dass ich wusste, dass dies die Wahrheit war. Unwillkürlich fragte ich mich, was unsere Direktorin damit bezweckt hatte, hatte es für Jeanne doch vermutlich wie Hohn erscheinen müssen, von dem Menschen befragt zu werden, die mich damit beauftragt hatte, ihr das Herz zu brechen. Auch wenn ich allein die Entscheidung getroffen hatte, diesen Einsatz anzunehmen und sie immer wieder zu belügen, hatte Jenny mich doch erst dazu gebracht, in das Leben der jungen Frau zu treten. Es gelang mir nicht, auch nur ein Wort zur Erwiderung über die Lippen zu bringen, stattdessen sah ich Ziva auffordernd an, so dass sie schließlich fortfuhr: „Jen hat sie dazu gebracht, ihre Falschaussage zurück zu nehmen. Sie hat zugegeben, dass sie in dieser Nacht nicht am Hafen war und demzufolge auch nicht gesehen haben kann, wie du auf La Grenouille geschossen hast.“
Damit gab sie mir endlich die Bestätigung, dass alles eine Lüge gewesen war, denn mittlerweile hätte ich diese beinahe selbst geglaubt, so oft hatte ich darüber nachgedacht. Doch die Frage, die mich gequält hatte, ob dies die Rache meiner verletzten Ex-Freundin gewesen war, konnte auch meine Partnerin mir nicht beantworten. Noch immer starrte ich sie schweigend an, während mein Verstand krampfhaft versuchte, diese ganzen Ereignisse zu verarbeiten, aber das Chaos wollte sich weiterhin nicht lichten. Erschöpft ließ ich schließlich meinen Kopf zurück in die Hände sinken, während ich kaum hörbar murmelte: „Jetzt haben sie zwar keinen Beweis für meine Schuld mehr, aber auch keinen für meine Unschuld.“ Inzwischen konnte ich mich des Gefühls nicht länger erwehren, vollkommen am Ende zu sein und ganz unten am Boden zu liegen, ohne die kleinste Hoffnung zu haben. Aber genau dies war meine Strafe, denn ich hatte das ungeschriebene Gesetz ignoriert, sich niemals in einen Under-Cover-Auftrag zu verlieben, stattdessen hatte ich mich immer tiefer in diesen Schlamassel hinein ziehen lassen. Diese Tatsache hatte mich sogar dazu gebracht, immer öfter an meiner Arbeit zu zweifeln, so sehr ich diese auch immer geliebt hatte, doch nach den Geschehnissen der vergangenen Monate hatte ich mich gefragt, ob ich überhaupt noch in der Lage gewesen war, meinem Beruf in der Art auszuführen, wie dieser es erforderte.

Eigentlich hätte ich erleichtert sein sollen, nachdem Ziva mir mitgeteilt hatte, dass ich entlastet worden war, doch eher im Gegenteil fühlte ich mich danach nur noch miserabler. So angestrengt ich auch immer wieder darüber nachdachte, konnte ich mir die Frage nach Jeannes Motivation einfach nicht beantworten. War es lediglich ihr Wunsch nach Vergeltung gewesen, der sie mich des Mordes an ihrem Vater hatte beschuldigen lassen? Hatte diese Unterstellung nun mich zerstören sollen, so wie ich es damals mit ihr getan hatte? Hätten der Verlust meines Job und meine unweigerlich darauf folgenden Jahre im Gefängnis ihren Schmerz tatsächlich aufwiegen und ihr Genugtuung verschaffen können? Vielleicht verdiente ich es in ihren Augen wirklich, dieses Leid zu spüren, aber im Grunde hatte ich bereits genug Qualen ertragen müssen, als ich sie verloren hatte. Die junge Frau war die Liebe meines Lebens gewesen, und doch hatte ich sie eiskalt belogen und hatte sie monatelang hintergangen. Aber meine Gefühle hatte ich nicht kontrollieren können, hatte sie nicht auf Dauer unterdrücken können, bis sie schließlich an die Oberfläche gedrungen waren.
Was hatte mich nur dazu gebracht, mich auf dieses Schmierentheater einzulassen? Hatte ich lange Zeit Jen die Schuld an meiner Misere, meinem gebrochenem Herzen gegeben, war mir doch mittlerweile klar geworden, dass ich allein die Verantwortung dafür zu tragen hatte. Aber genau dies wollte mir nicht gelingen, denn mein Schmerz war noch immer viel zu präsent, als dass ich die Tatsachen so einfach hätte akzeptieren können. Deshalb wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass ich die letzten beiden Jahre vergessen könnte, so als hätte es sie niemals gegeben, aber diese Hoffnung würde niemals in Erfüllung gehen. Vermutlich würden mich die Erinnerungen an mein Versagen und an meinen Verlust den Rest meines erbärmlichen Lebens verfolgen, so abgedroschen dies auch klingen mochte. „Tony? Tony.“ Die durchdringende Stimme meiner Partnerin riss mich abrupt aus meinen wirren Gedanken an die Vergangenheit, so dass mein Kopf nach oben schnellte. Beinahe erschrocken blickte ich sie an, woraufhin sie mir eindringlich in die Augen sah und mit Nachdruck hinzufügte: „Du bist entlastet, Tony. Es ist vorbei.“
 
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind

Hallo meine Lieben!

Wie versprochen, habe ich im neuen Jahr diese Story wieder ausgegraben.
Nach der weihnachtlichen Pause geht's nun regelmäßig weiter.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und würde mich über FB freuen.

LG Claudia


Oh ja, es war wahrhaftig endgültig vorüber, aber nicht nur mein Aufenthalt als Verdächtiger in diesem Verhörraum war damit vorbei. In diesem Moment wurde mir diese Tatsache noch bewusster, traf mich mit voller Wucht und drückte mich erneut zurück zu Boden. Ich hatte genau gewusst, wie unsinnig es gewesen war, sich an diese absurde Hoffnung zu klammern, doch meine Gefühle hatten mich dazu getrieben. Vielleicht hatte ich sie für einige Zeit ausblenden können, aber es war nur eine Frage Zeit gewesen, bis diese Taktik nicht länger würde funktionieren können. Dieser Moment war nun gekommen, an dem ich mich unweigerlich der Wahrheit stellen musste, ihr nicht mehr entkommen konnte, egal wie weit ich auch davongelaufen wäre. Wieder und wieder hallte das Echo von Zivas Worten in meinem Kopf wider, sodass es mich beinahe wahnsinnig machte, doch ich konnte es nicht nicht ausblenden. Aus diesem Grund versuchte ich, meinen Verstand auf andere Gedanken zu bringen und fragte deshalb: „Hat Gibbs schon eine Spur zum Täter?“
Das Verlangen nach Gerechtigkeit wurde immer übermächtiger, denn dies war das Einzige, das ich nun noch für Jeanne tun konnte. Es war mir egal, was sie mir mit ihrem Vorwurf angetan und was dieser mich beinahe gekostet hatte, ich würde alles dafür tun, den wahren Mörder ihres Vaters zu finden, damit sie wenigstens mit dieser Situation abschließen konnte. Ich blickte meiner Partnerin forschend in die Augen, in denen ich deutlich lesen konnte, dass sie innerlich mit sich kämpfte, ob sie tatsächlich auf diese Frage antworten sollte. Doch ihre Reaktion verdeutlichte mir unwillkürlich, dass sie den Schuldigen bereits gefunden hatten und dass mir ihre Erklärung mit Sicherheit nicht gefallen würde. Nach einigen Sekunden, die mir unendlich erschienen, erwiderte sie schließlich zögernd: „Die CIA hatte die Liquidierung von La Grenouille beschlossen.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, glaubte ich, mir würde die Luft wegbleiben, während gleichzeitig ein unbändiger Zorn begann, in mir zu brodeln.
Ohne dass sie etwas hätte hinzufügen müssen, war mir auf Anhieb klar, welcher ihrer Agenten dafür verantwortlich gewesen war, wer diesen Auftrag ausgeführt hatte. Wie in Trance erhob ich mich von meinem Stuhl und ging zielstrebig zur Tür, auf meinen Lippen lediglich das kaum hörbare Zischen eines Namens: „Kort.“ Noch ehe ich den Raum verlassen konnte, packte Ziva mich unsanft am Arm, um mich zurückzuhalten und mich gleichzeitig zu zwingen, sie anzusehen. Sie blickte mir eindringlich in die Augen und erklärte dann bestimmt: „Tony, bitte tu nichts, was du später bereuen wirst!“ Es hatte in meinem Leben so viel gegeben, vor allem in den letzten beiden Jahren, was ich nunmehr bereute, aber dazu würde dies zweifellos nicht gehören. Ich konnte ein gequältes Auflachen nicht unterdrücken, als ich mich von ihr löste und sarkastisch zurückgab: „Das werde ich mit Sicherheit nicht.“

Ohne mich noch einmal umzusehen, verließ ich den engen, dunklen Raum, stürmte förmlich nach draußen, sodass Ziva nichts blieb, als mir schweigend zu folgen, mit mir den kahlen Flur entlang zu hasten, während der Zorn in meinem Inneren immer weiter nach oben kochte und darauf wartete, sich zu entladen. Ich registrierte kaum, wie wir den Aufzug betraten und nur Sekunden später wieder verließen, so tief war ich in meine blinde Wut versunken. Der ziehende Schmerz in meiner Brust breitete sich immer weiter aus, entfachte ein Feuer in mir, das dabei war, um sich zu greifen und das ich nicht aufhalten konnte, nicht aufhalten wollte. Erst als wir im Großraumbüro angekommen waren, nahm ich meine Umgebung wieder wahr, sodass mein Blick sofort auf Trent Kort fiel, der dabei war, das Hauptquartier auf dem schnellsten Weg zu verlassen. Ohne dass mein Verstand diese Tatsache überhaupt verarbeiten konnte, stürzte ich mich auf den Agenten, stieß ihn unsanft an die Wand, während ich meinen Unterarm schmerzhaft gegen seine Kehle presste, sodass er lediglich ein Röcheln von sich gab.
„Er war nicht nur ein Waffenhändler, sondern auch jemandes Vater“, schleuderte ich ihm wütend entgegen, während sich innerhalb einer Sekunde meine rechte Hand zur Faust ballte, bevor diese mit voller Wucht gegen sein Kinn prallte, seinen Kopf zur Seite rucken ließ. In seinem Blick konnte ich die Wut lesen, der er nur zu gern freien Lauf gelassen hätte, doch ich hatte keine Angst vor ihm, es war mir vollkommen egal, wie gern er sich für diesen Hieb revanchieren wollte. Seine Finger verkrampften sich bereits, um jeden Moment zuschlagen zu können, während er seine Kiefer angespannt aufeinander presste, sodass ich beinahe glaubte, das Knirschen seiner Zähne hören zu können. Noch ehe er jedoch die kleinste Regung ausführen konnte, nahm ich eine Bewegung in meinem Rücken wahr, als Ziva hinter mir auftauchte, sodass er umgehend inne hielt. Ein letztes Mal starrte er mir für einige Sekunden in die Augen, sodass ich seine Verachtung förmlich herauslesen konnte, bevor er hastig den Rückzug antrat. Ein wenig enttäuscht registrierte ich diese Tatsache, denn den Schmerz seiner Faust in meinem Gesicht zu spüren, hätte mich wenigstens von meinen Gefühlen, von meinen Gedanken abgelenkt.

Sobald Trent Kort jedoch den Fahrstuhl betrat, blieb ich erneut allein mit meinen Überlegungen, die ununterbrochen um Jeanne kreisten, zurück, vor denen ich nicht länger entkommen konnte. Mir war bewusst, dass ich die Sache mit ihr ein für alle Mal zu Ende bringen musste, aber genau dies fiel mir so unendlich schwer. Ich war es ihr schuldig, ihr die Möglichkeit zu geben, endlich mit mir und unserer Beziehung abzuschließen, egal wie ich mich dabei fühlte. Denn ich wusste genau, dass es ihr nur auf diese Weise gelingen konnte, ein neues Leben ohne mich zu beginnen und mich für immer zu vergessen. Doch um ihr die beste Chance auf einen Neuanfang zu geben, würde ich dafür sorgen müssen, dass ihre Liebe zu mir in Hass umschlug, so groß der Schmerz in diesem Moment auch für uns beide gewesen wäre. Der Zeitpunkt war gekommen, an dem ich mich ihr stellen musste, ihr, all meinen Erinnerungen an die Vergangenheit und an unsere Beziehung.
Aber genau dieses Vorhaben ließ sich so viel schwerer in die Tat umsetzen, als ich diesen Entschluss in meinem Kopf gefasst hatte, denn im Grunde konnte ich es nicht ertragen, sie endgültig zu verlieren. Unbeweglich richtete ich meinen Blick zum Aufzug, dem Jeanne sich mit einem Agenten näherte, ohne ihren Kopf auch nur eine Sekunde in meine Richtung zu wenden. Wieder einmal fesselte mich ihre atemberaubende Erscheinung förmlich, auch wenn ihr die Trauer und der Schmerz der Vergangenheit deutlich anzusehen waren, sodass ich nicht zu der kleinsten Reaktion fähig war, sondern regungslos verharrte. Es gelang mir nicht, mich aus meiner Starre zu befreien, während die wirren Gedanken unaufhaltsam durch meinen Kopf schossen. „Komm, sei ein Mann, Tony!“, vernahm ich plötzlich Zivas eindringliche Stimme neben mir, was mir jedoch lediglich ein bestimmtes Kopfschütteln entlockte, ohne dass ich mich von der Stelle rührte.
Im Grunde fiel es mir noch immer zu schwer, sie endlich los zu lassen, doch diese Tatsache wollte ich weder vor mir selbst geschweige denn vor meiner Kollegin zugeben, sodass ich wie gewöhnlich nur einen Teil meiner wahren Gefühle offenbarte. „Sie hat mich für einen Mörder gehalten“, brachte ich durch meine zusammengepressten Zähne hervor, während mein Atem zunehmend unregelmäßiger wurde. Noch immer war es mir unmöglich zu glauben, dass meine Ex-Freundin tatsächlich denken konnte, dass ich dazu fähig gewesen wäre, ihren Vater umzubringen. In gewisser Weise spürte ich gleichzeitig auch die Enttäuschung in meinem Inneren, dass sie mich dazu gebracht hatte, sogar selbst das Vertrauen in meine Rechtschaffenheit zu verlieren. Dennoch wollte ich sie nicht so einfach gehen lassen, konnte sie nicht so einfach gehen lassen, wollte mich an der Hoffnung festhalten, eine neue Chance zu erhalten, die jedoch niemals in Erfüllung gehen würde. Meine Partnerin ließ dennoch nicht locker, sondern wiederholte nun energischer: „Wer ist hier der Böse? Komm, sei ein Mann. Geh hin und sag ihr, was sie hören sollte!“

In meinem Inneren wusste ich genau, dass sie Recht hatte, denn im Grunde machte ich mir lediglich etwas vor, nur um mir nicht eingestehen zu müssen, dass ich vollkommen versagt hatte. Noch immer wandte ich meinen Blick nicht von Jeanne ab, während ich einige Sekunden zögerte, ehe ich schließlich langsam zu ihr ging. Bei jedem einzelnen Schritt spürte ich Zivas Blick in meinem Rücken, der auch weiterhin auf mir ruhen blieb, mich nicht aus den Augen ließ. Freundlich bat ich den jungen Mann, der sie nach unten begleiten sollte, uns für eine Weile allein zu lassen, um in Ruhe mit ihr sprechen zu können. Es fiel mir schwer, wusste ich doch nicht, was ich sagen sollte, während ihr unübersehbarer Zorn meine Unsicherheit nur verstärkte, sodass ich begann, belanglose Worte von mir zu geben: „Hey. Tut mir leid, dass du in die Sache mit reingeraten bist...“ Nur mit Mühe konnte ich ihr in die Augen sehen, denn ich hatte Angst, was ich darin würde lesen können, welchen Schmerz ich würde darin erkennen können. Noch bevor ich meinen Satz zu Ende führen konnte, unterbrach sie mich direkt und hakte nach: „War irgendetwas davon echt, Tony?“
Ich konnte hören, wie ihre Stimme bei diesen Worten leicht zitterte, konnte es förmlich spüren, nahm wahr, wie sie mich erwartungsvoll ansah und auf eine ehrliche Antwort hoffte. Genau diese Frage musste kommen, ich war darauf vorbereitet, und doch traf sie einen Teil von mir vollkommen überraschend, sodass ich sie lediglich stumm anstarren konnte. Obwohl ich wusste, was ich sagen sollte, sagen musste, brachte ich dieses eine Wort einfach nicht über meine Lippen. In meinem Inneren kämpften, wie man immer so schön sagte, mein Herz und mein Verstand gegen einander, auch wenn der Gewinner von vornherein feststand. Nur mit Mühe konnte ich ihrem Blick Stand halten, denn dieser ließ meine Emotionen verrückt spielen, sodass es mich noch größere Überwindung kostete, dieses eine Wort auszusprechen, was nötig war, endlich ausgesprochen zu werden.
Noch immer zögerte ich, bis ich meinen Kopf schließlich entscheiden ließ, sodass ich tief durchatmete und ihr antwortete: „Nein.“ Sie schien, die Unsicherheit in meiner Aussage nicht zu registrieren, vielleicht nicht registrieren zu wollen, denn so erhielt sie die Chance, auf die sie gewartet hatte, um endlich mit mir abzuschließen. Vermutlich war auch in ihrem Inneren stets die Hoffnung vorhanden gewesen, dass meine Gefühle trotz allem real gewesen waren, und die sie davon abgehalten hatte, mich wirklich zu hassen. Doch in dem Moment, als ich dieses eine Wort ausgesprochen hatte, war der Schmerz unübersehbar in ihre Augen getreten, sodass sich auch mein Herz quälend zusammen zog. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten, als sie sich abrupt abwandte, um den Aufzug zu betreten, bevor sie mich durch die sich schließenden Türen ein letztes Mal anblickte und mir mit zitternder Stimme erklärte: „Wär ich dir doch nie begegnet.“

Kaum hatten sich die schweren Metalltüren des Aufzugs hinter ihr geschlossen, begannen, unzählige Fragen durch meinen Verstand zu rasen. Meine innere Stimme schrie lautstark nach ihr, rief wieder und wieder, dass all meine Gefühle vollkommen echt, dass sie die Liebe meines Lebens war. Meine Entscheidung in die Tat umzusetzen war unendlich schwer gewesen, doch nun damit leben zu müssen, erschien mir beinahe unmöglich. Vor allem die Gewissheit, dass Jeanne mich nun tatsächlich hasste und sich wünschte, mich niemals kennengelernt zu haben, war für mich kaum zu ertragen. Trotz meines Auftrags, trotz all meiner Lügen hatte ich die gemeinsamen Monate mit ihr nicht missen wollen, denn sie war die erste Frau gewesen, die ich aufrichtig geliebt hatte, noch immer liebte. Doch nun hallten ununterbrochen ihre Worte in meinem Kopf wider, hatten sich regelrecht in meine Erinnerung eingebrannt, sodass ich sie wohl niemals wieder würde vergessen können. Genauso wenig wie ich ihre schwache erstickte Stimme und den verletzten Ausdruck in ihren farblosen Augen jemals würde verdrängen können.
Die Mauer, hinter der ich mein Herz in den letzten Monaten erneut verborgen hatte, war so dick gewesen, dass ich beinahe vergessen hatte, dass ich überhaupt eines besessen hatte, aber in dem Moment, als ich ihr zum letzten Mal gegenüber getreten war, war diese endgültig in sich zusammengebrochen und hatte lediglich einen Haufen Schutt hinterlassen. Der heutige Tag hatte alles wieder zurück an die Oberfläche befördert, hatte mir beinahe die Luft zum Atmen genommen, während unsere Begegnung mich zurück in dieses tiefe schwarze Loch geschleudert hatte, das mir nur zu bekannt war. Ich hatte geglaubt, Jeanne und meine Gefühle für sie vergessen oder wenigstens verdrängt zu haben, doch als ich unerwartet in diesen Schlamassel geraten war und sie kurz darauf wieder vor mir gestanden hatte, war mir schlagartig klar geworden, dass dies lediglich Wunschdenken gewesen war.
Zeit meines Lebens war ich ein Meister darin gewesen, mir und den Menschen um mich herum etwas vorzuspielen, um nicht zeigen zu müssen, wie es tatsächlich in meinem Inneren ausgesehen hatte, um es nicht einmal mir selbst eingestehen zu müssen. Aber mittlerweile hatte ich ich diese Gabe verloren, konnte mich nicht einmal mehr meine Maske schützen, die wohl schon seit Kindertagen mein ständiger Begleiter war. Vielleicht hatte sie Recht gehabt mit ihren letzten Worten, denn auch in mir hatte sich der Glaube festgesetzt, dass ich ohne diesen verdammten Under-Cover-Auftrag dieses unerträgliche Leid niemals hätte spüren müssen. Je länger dieser Schmerz mich gequält hatte, um so mehr hatte ich verdrängt, hatte verdrängen wollen, dass ich lediglich durch sie die wahre Liebe kennen gelernt hatte, denn um diesem Schmerz zu entgehen, würde ich dies nur zu gern vergessen.

Ich konnte es nicht länger ertragen, diese Qualen raubten mir beinahe den Verstand, sodass ich kurzerhand zu Gibbs' Arbeitsplatz ging und mich auf dessen Stuhl niederließ. Das Hauptquartier war mittlerweile in vollkommene Dunkelheit gehüllt, die lediglich das Licht der kleinen Lampe auf dem Schreibtisch durchbrach. Doch die Stille, die sich in dem Großraumbüro ausgebreitet hatte, erschien mir beinahe unerträglich, hallte sie doch dröhnend in meinem Kopf wider und schuf damit Platz für meine inneren Dämonen. Bisher hatte ich es noch niemals erlebt, dass etwas, oder besser jemand, dazu im Stande gewesen war, meine mühsam aufgebaute Fassade zum Einsturz zu bringen. Meinen Gefühlen für Jeanne war dies gelungen, jenen Gefühlen, die ich mittlerweile so stark verfluchte, sie um jeden Preis vergessen wollte. Um diese endlich zu vertreiben, und wenn auch nur für wenige Minuten, hätte ich in diesem Moment wohl alles getan, sodass ich mich unwillkürlich der einfachsten Lösung bediente. Mit einem Griff öffnete ich die untere Schublade und nahm den kleinen Flachmann heraus, der unter einem Stapel alter Akten verborgen war.
Ich hatte lange genug mit meinem Boss zusammengearbeitet, um ihn zu kennen, um zu wissen, dass er seinen Schmerz, seine Einsamkeit nicht selten mit einem Schluck Hochprozentigen vertrieb, der stets in einem der Fächer ruhte. Als ich dieses weiter durchsuchte, entdeckte ich zusätzlich eine nahezu volle Flasche Bourbon, die ich ich vor mir auf den Tisch stellte. Für einige Sekunden betrachtete ich, Gedanken versunken, die Gravur auf dem silbernen Flachmann, strich mit meinen Fingern beinahe ehrfürchtig über das Projektil, das darin stecken geblieben war, bevor es meinem Vorgesetzten das Leben hatte kosten können. Damals, als wir von dem Tod seiner Familie erfahren hatten, war sein Schmerz für mich schwer verständlich gewesen, hatte sein Schweigen über diesen Verlust mich tief getroffen. Aber mittlerweile konnte ich wenigstens einen Bruchteil, wenn auch nur einen winzigen, von dem nachvollziehen, was in ihm vorgegangen war, denn obwohl Jeanne noch am Leben war, fühlte es sich für mich nun beinahe an, als wäre sie gestorben, würde ich sie doch niemals wiedersehen.
Mit diesem Gedanken griff ich entschlossen nach der Flasche, schraubte langsam den Deckel ab und setzte sie dann an meine Lippen, um einen großen Schluck zu nehmen. Die dunkelbraune Flüssigkeit brannte heiß in meiner Kehle, bevor ich spüren konnte, wie die Wärme hinab in meinen Magen rann, wo sie versuchte, die Kälte in meinem Inneren zu vertreiben. Aber ich war wohl mittlerweile innerlich zu Eis erstarrt, sodass auch ein weiterer Zug des hochprozentigen Getränks nichts daran ändern konnte. Dennoch hielt mich diese Tatsache nicht davon ab, dem Drang zu vergessen zu widerstehen, denn dieser war viel zu übermächtig, als dass ich diese Möglichkeit nicht sofort ergriffen hätte. Als ich die Flasche unsanft zurück auf den Schreibtisch stellte, war der Inhalt bereits ein beträchtliches Stück geschrumpft, während der Alkohol langsam begann, angenehm meinen Verstand zu vernebeln. Ich spürte unwillkürlich die Leichtigkeit meiner Glieder, während die bislang unentwegt in meinem Kopf kreisenden Gedanken endlich verstummten.
 
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Hallo Ihr Lieben!

Da mein PC zur Zeit ein wenig spinnt, geht es erst heute weiter.
Trotzdem wünsche ich euch wie immer viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


Endlich hielten die Stimmen in meinem Kopf inne, die mich bisher ununterbrochen gequält hatten, während mein Verstand langsam begonnen hatte, sich auszuschalten. Ich konnte spüren, dass ich erneut dabei war, in eine tiefe Krise abzustürzen, in jenen Abgrund zu fallen, aus dem ich mich gerade mit großer Mühe befreit hatte. Doch ihr unvermittelt gegenüber zu stehen, in ihre wunderschönen grünen Augen zu blicken, hatte meine Gedanken und Gefühle dazu gebracht, wieder in meinem Inneren zu brodeln, sodass ich Mühe hatte, sie unter Kontrolle zu halten. Ihre Nähe zu spüren, hatte mich innerhalb von Sekunden in unsere gemeinsame Zeit zurückversetzt, obwohl ich versucht hatte, mich dagegen zu wehren und in der Gegenwart zu bleiben. Dennoch hatte ich mich irgendwie dazu zwingen können, dieses eine, wenn auch nur für sie bedeutende, Wort über meine Lippen zu bringen, das mich jedoch beinahe zerrissen hatte. Auch wenn meine Aussage an Jeanne einen Schlussstrich unter unsere Beziehung hatte setzen sollen, war diese Tatsache noch immer nicht in mein Unterbewusstsein vorgedrungen, schmerzte mein Herz doch auch weiterhin. Mein Kopf wusste, dass diese Entscheidung die richtige gewesen war, aber dieser hatte schon seit langer Zeit keine Gewalt mehr über den Rest meines Körpers.
Mittlerweile drang diese Erkenntnis jedoch, genau wie alles andere um mich herum, nur noch durch einen Watteberg zu mir durch, realisierte ich weder meine Situation, noch meine Umgebung wirklich. Aus diesem Grund nahm ich auch meine Partnerin nicht wahr, die wohl schon einige Sekunden vor dem Schreibtisch stand und mich prüfend musterte. Obwohl ich ihre lautlosen Bewegungen gewohnt war, sie mich mittlerweile nicht einmal mehr aus der Fassung bringen konnten, hatte sie mich dieses Mal tatsächlich überrascht, denn meine Reaktion ließ mit zunehmendem Alkoholpegel massiv zu wünschen übrig. Ich konnte ihren Blick auf mir spüren, der mich förmlich durchbohrte, bevor er weiter wanderte und an der angebrochenen Flasche, an die sich meine Hand förmlich geklammert hatte, hängen blieb. Seufzend schloss ich meine Augen, erwartete bereits ihre Moralpredigt, die jedoch ausblieb, während sie stattdessen beinahe ungerührt erklärte: „Jenny ist auf dem Weg zum Flughafen. Vance wird in den nächsten Wochen ihren Platz einnehmen. Wo ist Gibbs?“
Nur mit Mühe konnte ich ihrer Aussage folgen und diese verarbeiten, als ihre Frage mich dazu brachte, die Worte in meinem Kopf zu einer Antwort zu formen. In diesem Moment war es mir vollkommen egal, wo sich mein Vorgesetzter heute Abend aufhielt, nur um sie möglichst schnell wieder loszuwerden, erwiderte ich schließlich emotionslos: „Vermutlich wie in jeder Nacht bei seinem Boot.“ Sie machte jedoch keine Anstalten, mich endlich allein zu lassen, sodass ich ein wenig eindringlicher hinzufügte: „Du solltest nach Hause gehen, Ziva. Es ist spät.“ Alles, was ich wollte, war, meine Ruhe zu haben, denn ihre Anwesenheit erdrückte mich nahezu, doch ich hatte nicht die Kraft, aufzustehen und das Hauptquartier zu verlassen, wusste ich doch in meinem Unterbewusstsein, in meinem Appartement meinen Erinnerungen noch weniger entfliehen zu können. „Ich werde dich ganz bestimmt nicht deinem Kummer überlassen, DiNozzo.“ Ihre Stimme war leise, aber dennoch nachdrücklich, sodass ich mir darüber im Klaren war, dass sie niemals locker lassen und notfalls den Rest dieser beschissenen Nacht an diesem Ort verbringen würde. Sie hatte schon immer bis tief in mein Innerstes, in meine Seele blicken können, so gut ich die Wahrheit auch vor meinen Kollegen, vermutlich sogar vor mir selbst, versteckt hatte.

Auch an diesem Tag war es nicht anders, wusste und spürte sie, dass ich vollkommen am Ende war, dass meine Kraft, mit der ich mich mühsam aufrecht gehalten hatte, nunmehr erschöpft war. Seit die Beziehung mit Jeanne zerbrochen war, hatten wir uns näher gestanden als je zuvor, woran sich auch in den vergangenen Monaten nichts geändert hatte. Mittlerweile kannte sie mich lange genug, um meine Äußerungen zu ignorieren, denn ich war schon immer zu stolz gewesen, um Hilfe anzunehmen, geschweige denn darum zu bitten. Widerstandslos ließ ich mich von ihr von dem Schreibtischstuhl ziehen, bevor sie mich davon abhielt, nach der halbvollen Flasche zu greifen, die noch immer auf dem Tisch stand, während die Tropfen der dunkelbraunen Flüssigkeit auf der Platte von meiner verzweifelten Suche nach Vergessen erzählten. Stattdessen führte sie mich schweigend, aber dennoch bestimmt, zum Aufzug, der bereits Sekunden nach ihrem Druck auf den silbernen Kopf seine schweren Türen öffnete. Ich trat vor ihr in die Kabine, bevor ich mich seufzend an die kühle Wand lehnte, die Augen schloss und flüsterte: „Bitte lass mich allein, Ziva! Ich brauche deine Hilfe nicht.“
Noch im selben Moment, kaum dass ich diese Worte ausgesprochen hatte, spürte ich, wie sie sich mir abrupt näherte, unsanft ihre Hand um meinen Unterkiefer legte und mich damit zwang, sie anzusehen. Ihr eindringlicher Blick drang tief in mein Innerstes vor, doch der Alkohol hatte meine Empfindungen in einen angenehmen Rausch versetzt, dem ich mich nur zu gern hingeben wollte, sodass ich mich nicht rührte. Hatte mein vernebelter Verstand mich zuerst noch davon abgehalten, ihr Verhalten allzu ernst zu nehmen, brachte mich etwas in ihrer Erscheinung nunmehr dazu, inne zu halten. Ich war unwillkürlich wie erstarrt, sah ihr lediglich stumm in die tiefbraunen Augen, nicht in der Lage, mich auch nur das kleinste Stück zu bewegen. Etwas darin hatte mich förmlich gefesselt, doch im Grunde wollte ich nicht dagegen kämpfen, ließ einfach zu, darin zu versinken. Regungslos registrierte ich, wie sich ihr Gesicht dem meinen näherte, während ihr Blick mich noch immer hypnotisierte, ehe sie bedrohlich zischte: „Nur zu, DiNozzo! Stoß auch noch den letzten Menschen von dir, der dir helfen will!“
Als ich nicht auf ihren Vorwurf reagierte, ließ sie langsam ihre Hand sinken, während ich ihr weiterhin in die funkelnden Augen sah, ihr in die Augen sehen musste. Der Genuss einer beinahe halben Flasche Bourbon hatte meinen Verstand schon lange dazu gebracht, sich auszuschalten, sodass ihre Nähe meine Hormone nun endgültig die Kontrolle über meinen Körper übernehmen ließ. Doch ich wollte mich nicht länger dagegen wehren, wollte nicht länger stark sein, mich verstecken, sondern wollte stattdessen endlich loslassen, wollte vergessen. Innerhalb einer Sekunde packte ich Ziva und zog ihren zierlichen Körper an mich, während ich meine Lippen energisch auf die ihren presste. Nachdem sie im ersten Moment versuchte, sich meiner Berührung zu widersetzen, gab sie schneller auf, als auch mein klarer Verstand vermutlich erwartet hätte, meinem bestimmten Griff zu entkommen und erwiderte schließlich meinen Kuss. Energisch forderte meine Zunge Einlass, den sie mir jedoch erst nach einiger Überzeugungsarbeit gestattete, sodass ich die ihre spüren konnte, die mich ungeduldig empfing. Ihre heißen Lippen auf den meinen zu spüren, ließ die Leidenschaft in meinem Inneren entbrennen, sodass ich endlich alles um mich herum vergaß.

Verlangend presste ich mich an sie, bis sie unsanft an die Metallwand des Fahrstuhls stieß, doch ich konnte und wollte meine Erregung nicht länger unterdrücken. Gleichzeitig fühlte ich jedoch, dass auch meine Partnerin sich nicht länger zurückhalten konnte, sich meinen Berührungen völlig hingab. Ich ließ meine Hände ungeduldig über ihren Körper wandern, bevor diese unter ihr Oberteil glitten und ihr dieses über den Kopf zogen. Langsam wanderten meine Lippen ihren Hals bis zu ihrem Dekolleté hinab, während ich spürte, dass sie es genauso genoss, wie ich selbst es tat. Dennoch versuchte sie weiterhin, ihr Stöhnen zu unterdrücken, versuchte, ihre Gefühle vor mir zu verbergen, doch ich konnte sehen, dass die Leidenschaft mittlerweile auch von ihr Besitz ergriffen hatte. Ihre Haut unter meinen Fingern zu spüren, die sich so weich anfühlte, war unbeschreiblich, sodass ich unwillkürlich meine Augen schloss und mich nur noch auf diese Empfindungen konzentrierte.
Es war mir kaum mehr möglich, mich noch länger zurückzuhalten, aber ich wollte dies alles genießen, wollte meine Umwelt, meine Probleme so lange wie möglich vergessen. So unfair es auch war, Zivas Sorge auszunutzen, konnte ich nun nicht länger klar denken, konnte keine Rücksicht auf die Gefühle meiner Kollegin nehmen. Schon immer hatte eine gewisse Anziehungskraft zwischen uns bestanden, der wir beide erwartungsgemäß irgendwann einfach nicht mehr widerstehen konnten, war diese Tatsache doch unausweichlich. So lange hatten wir uns zurückgehalten, hatten diesen Impuls unterdrückt, die sprühenden Funken ignoriert, bis diese schließlich in einer gewaltigen Explosion, im wahrsten Sinne des Wortes, gipfelten. Mittlerweile blieb jedoch auch sie nicht mehr untätig, sondern zog mein Hemd mit einem Ruck aus der Hose und ließ ihre Fingernägel über meine Brust kratzen. Der leichte Schmerz, den ich bei dieser Berührung verspürte, machte mich nur noch mehr an, sodass ich ein leises Keuchen von mir gab, während ich meine Lippen erneut fordernd auf die ihren presste.
Jede einzelne ihrer Berührungen fühlte ich so intensiv auf meiner Haut, wie ich niemals geglaubt hätte, es zu können, aber sie schien genau zu wissen, was sie tat und was ich wollte. Ungeduldig machte sie sich an meinem Gürtel zu schaffen, bevor sie meine Hose öffnete und unvermittelt ihre Hand hinein gleiten ließ. Ihre Berührungen brachten mich dazu, meine Kontrolle über mich selbst endgültig zu verlieren, sodass ich ihre Jeans förmlich von ihrem Körper riss, bevor ich mit einem Griff ihren schwarzen Spitzen-BH öffnete, von dem ich niemals geglaubt hätte, dass meine Kollegin überhaupt einen solchen besaß. Die Leidenschaft, die in mir entbrannt war, brachte mich beinahe um den Verstand, war sie doch so vollkommen anders als früher, vollkommen anders als... Genervt schüttelte ich unmerklich meinen Kopf, um diesen absurden Gedanken zu verdrängen, tat ich dies alles doch im Grunde nur, um sie zu vergessen, sodass ich meine Lippen ungeduldig nach unten wandern ließ, was meine Partnerin mit einem lauten Stöhnen quittierte.

Obwohl ich im Grunde genau wusste, dass das, was ich, was wir in diesem Moment im Begriff waren zu tun, vollkommen falsch war, verspürte ich nicht den kleinsten Zweifel. Ich genoss ihre Nähe und ihre Berührungen viel zu sehr, war viel zu erregt, als dass ich unser Spiel an dieser Stelle hätte beenden können oder es auch nur hätte beenden wollen. Die Tatsache, dass ich diesen beschissenen Tag um jeden Preis endlich vergessen wollte, war jedoch nicht das einzige Motiv für mein Handeln. Ziva war seit jeher für mich wie eine verbotene Frucht, die ich mittlerweile seit beinahe drei Jahren direkt vor meiner Nase hatte, ohne dass ich sie auch nur ein einziges Mal hatte kosten dürfen. Doch sie war so unglaublich verlockend, dass ich der Versuchung wohl nicht ewig widerstehen konnte, ihren offensichtlichen Reizen zu erliegen und mich regelrecht über sie her zu machen. Dafür hatte lediglich ein winziger Auslöser gefehlt, der die Spannungen, die zwischen uns geherrscht hatten, dazu brachte, sich zu entladen und zu einer heißen Nacht mit ihr zu führen.
Wir beide waren tatsächlich dabei, eine der heiligsten Regeln, nicht nur unseres Bosses sondern auch in unserem Beruf, zu brechen, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, wie falsch unser Verhalten war. Dennoch wusste ich genau, zumindest soweit dies mein Verstand in dieser Nacht noch zuließ, dass ich es nicht bereuen würde, auch wenn es wohl niemals eine Wiederholung geben würde, aber dies war mir vollkommen egal, wollte ich sie doch einfach nur spüren und meinem Verlangen freien Lauf lassen. Es gab nunmehr nur noch zwei Kleidungsstücke, die mich von genau dieser Erfüllung eines meiner heißesten Träume trennte, sodass ich meine Hände zu ihren Hüften wandern ließ, um sie endlich von ihrem Slip zu befreien. Ihre Haut fühlte sich so seidig unter meinen Fingern an, sodass ich nicht genug von ihr bekommen konnte und meine Hände ununterbrochen über ihren Körper gleiten ließ.
Gleichzeitig befreite auch Ziva mich von meinen Boxershorts, während ihre Lippen erneut verlangend die meinen suchten, bevor sie hinab wanderten und ihre Zunge meine Brustwarzen erkundete. Ihre Küsse brannten heiß auf meiner Haut, schürten das Feuer in meinem Inneren nur noch weiter, sodass ich glaubte, sie würde mich irgendwann dazu bringen zu verglühen. Für einige Sekunden genoss ich leise keuchend ihre Liebkosungen, um sie dann erneut unsanft an die kühle Metallwand des Aufzugs zu pressen. Mittlerweile konnte ich mich nicht länger zurückhalten, wollte sie endlich ganz spüren, sodass ich sie ruckartig anhob, um kurz darauf ihre Beine um meinen Hüften zu spüren. Bei meinem ersten Stoß klang ihr heiseres Stöhnen in meinem Ohr, während sie sich mir entgegen bäumte und ihre Hände sich beinahe schmerzhaft in meinen Po krallten, was meine Bewegungen jedoch nur noch hemmungsloser werden ließ...
 
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