*PiperHalliwell
500er-Club
AW: [NCIS] Confessions of a dangerous Mind
So, schon geht es weiter.
Viel Spaß!
LG Claudia
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LG Claudia
Freitag, 09. Mai 2008
Tonys Appartement,
Silver Hill Road, Washington D.C.
Eine Woche konnte so unendlich lang sein, doch ich hatte mir bisher nicht vorstellen können, wie lang fünf Tage, die man allein zu Hause verbringen musste, waren. Noch nie war ich ein Mensch gewesen, der diese Untätigkeit lange ausgehalten hatte, aber gleichzeitig fehlte mir die Energie, um mich meinem erforderlichen Sporttraining zu widmen. Ein einziges Mal war ich in den Park Joggen gegangen, um endlich meinen Kopf frei zu bekommen, hatte sogar den unerträglichen Schmerz in meinem Arm ignoriert. Doch abgesehen von der Tatsache, dass die Schusswunde unangenehm begonnen hatte zu pochen, hatte ich bereits nach einer Viertelstunde aufgegeben, so erschöpft war ich gewesen. Also hatte ich erneut den Platz auf meiner Couch eingenommen, hatte meine Verletzung verflucht und meinen riesigen Fernseher angeschaltet, der sich mittlerweile beinahe im Dauerbetrieb befunden hatte. Stundenlang hatte ich vor dem Monitor gesessen, mir eine DVD nach der anderen angesehen, aber mir war es nicht gelungen, mich auf die Handlung zu konzentrieren. Nicht einmal mein geliebter Magnum hatte verhindern können, dass meine Gedanken wieder und wieder abschweiften, egal wie oft er mit seinem roten Ferrari über den Bildschirm raste.
Trotz meiner körperlichen und seelischen Erschöpfung war es mir nicht gelungen, länger als ein paar Stunden Schlaf zu finden, während die Nacht unendlich zu sein schien. Ich hatte mich wieder und wieder von einer Seite auf die andere gewälzt, doch die Suche nach ein wenig Entspannung war immer mehr zur Qual für mich geworden. Mein Verstand hatte keine Sekunde Ruhe gegeben, ununterbrochen waren meine Gedanken zu meinem Wiedersehen mit Jeanne geschweift und hatten sich nicht davon abhalten lassen, um die Bedeutung ihrer Rückkehr für mich zu kreisen. Noch immer war mein Unterbewusstsein nicht in der Lage gewesen, die Enthüllung ihrer wahren Identität wirklich zu verarbeiten, sodass ich weiterhin versucht hatte, herauszufinden, was dies für mich zu bedeuten hatte. Um endlich wieder schlafen zu können, hatte ich schnell begonnen, mir an jedem Abend mehr als nur ein Glas Rotwein zu gönnen, denn sobald der Alkohol in meinen Kopf gestiegen war, hatte ich endlich abschalten können, zumindest bis zum nächsten Morgen, da meine wirren Gedanken erneut zurückgekehrt waren.
Hatte ich bereits in den vergangenen Monaten die Gesellschaft eines guten Tropfens regelmäßig zu schätzen gelernt, hatte dies in den letzten Wochen noch weiter zugenommen. Wenn ich nicht länger die Kraft hatte, meine Fassade aufrecht zu erhalten, wenn meine Gefühle drohten, mich zu erdrücken, verkroch ich mich und gab mich einmal mehr dem Hochprozentigen hin, der stets griffbereit in meinem Schrank auf mich wartete. Ich weiß nicht, welche Erfahrung es gewesen war, die mich dazu gebracht hatte, weich zu werden und immer den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, vermutlich waren es die Geschehnisse vergangenen Jahre als Ganzes gewesen. Dennoch tat ich es wieder und wieder, auch wenn ich es im Grunde besser wusste, besser wissen müsste. Wie oft sagte man, das man unseren Job, der einem Tag für Tag die Grausamkeit der Menschheit offenbarte, nicht ewig durchhalten würde, aber ich hatte diesen Klischees niemals Beachtung geschenkt. Mittlerweile wurde ich jedoch eines besseren belehrt, auch wenn ich diese Tatsache sogar bis heute weiterhin erfolgreich verdränge, sie einfach nicht wahrhaben will.
So oft und so ausgiebig ich jedoch über meine Situation und meine Gefühle grübelte, gelangte ich dennoch zu keinem Ergebnis, schien einer Entscheidung keinen Schritt näher zu kommen. Alles in meinem Inneren wollte ihr die Chance geben, um die sie mich bat, aber gleichzeitig spürte ich die Angst vor dem erneuten Schmerz, dem erneuten Verlust. Nur mit Mühe war es mir gelungen, die Scherben meines Herzens, die ich, wie ich geglaubt, selbst verursacht hatte, wieder zu kitten. Ich hasste die Tatsache, mich so schwach zu fühlen und war unter keinen Umständen dazu bereit, dies noch einmal durchmachen zu müssen. Nachdem ich nun jedoch wusste, dass ich nicht der Einzige gewesen war, der ein ganzes Jahr lang, und in ihrem Fall sogar noch Monate darüber hinaus, eine Lüge gelebt hatte, konnte ich nicht länger nachvollziehen, ob diese Chance überhaupt noch im Bereich des Möglichen lag. Würden wir einander jemals vertrauen können?
Ich hatte Jeanne in nahezu jedem Augenblick unserer Beziehung vertraut, während ihr von Anfang an klar gewesen war, dass ich nicht der war, für den ich mich ausgegeben hatte. Aus diesem Grund fragte ich mich, ob sie mir jemals geglaubt hatte, ob sie meine Empfindungen, mein Liebesgeständnis für das gehalten hatte, was sie gewesen waren, die Wahrheit, während ich noch immer nicht genau wusste, ob ich den ihren tatsächlich vertrauen konnte. Doch konnte ein Neuanfang, eine zweite Chance, tatsächlich funktionieren? So oft ich mir diese Frage auch stellte, konnte ich dennoch nicht glauben, dass wir jemals von vorn beginnen und ein normales Paar werden würden. Die Zweifel an einem neuen Glück mit ihr wuchsen in meinem Inneren immer weiter, egal wie sehr ich mich nach ihr sehnte, konnte ich diese nicht ausblenden. Wenn ich mich nun mit dem Wissen um ihre wahre Identität ein zweites Mal auf sie und diese Beziehung einlassen würde, konnte dies lediglich in einem Desaster enden.
Das Wiedersehen mit ihr hatte mir jedoch gleichzeitig verdeutlicht, dass ich sie noch immer vermisste, dass sie noch immer nicht aus meinen Gedanken verschwunden war, auch wenn ich versucht hatte, sie daraus zu verbannen. Bereits seit Tagen kämpften in meinem Inneren mein Herz und mein Verstand einen aussichtslosen Kampf, den keiner von beiden gewinnen konnte. Die Monate nach dem Ende unserer Beziehung waren so schwer für mich gewesen, dass ich vernünftig sein wollte, aber dazu liebte ich sie noch immer zu sehr. Mittlerweile fehlte mir die Kraft, mich gegen meine Gefühle zu wehren, ich wollte nur ein wenig Ruhe, und wenn ich diese lediglich für ein paar Minuten haben könnte. Doch wenn ich mich nicht mit Hilfe des Alkohols buchstäblich in den Schlaf trinken würde, könnte ich wohl nicht einmal in der Nacht die ersehnte Entspannung finden.
Langsam bekam ich den Eindruck eines Déjà-Vus, hatte sich die erste Zeit nach unserer Trennung in genau dieser Weise abgespielt. Erneut wich ich meine Problemen aus, anstatt mich mit ihnen auseinander zu setzen und endlich eine Entscheidung zu treffen, aber dies fiel einfach zu schwer. Es war schon eine seltsame Ironie, dass ausgerechnet die Tatsache, dass Jeanne in mein Leben zurückzukehren schien, eine Wiederholung dieser Dinge verursachte. Damals hatte ich nur mit großer Mühe in mein altes Leben zurückgefunden, war die junge Frau doch zu diesem Zeitpunkt zu meinem Halt, zu meinem festen Bezugspunkt geworden. Ohne meine Freunde, meine Familie wäre mir dies wahrscheinlich nicht gelungen, denn sie hatten mir trotz all meiner Lügen beigestanden. Hatte ich anfangs noch befürchtet, dass sie mir diese monatelange Geheimniskrämerei nicht verzeihen konnten, wurde ich schließlich eines besseren belehrt. Obwohl Gibbs mir eine Lehre erteilt hatte und vor allem Ziva einige Zeit geschmollt hatte, hatten all meine Kollegen zu mir gestanden.
Der schrille Ton der Türklingel riss mich aus meinen Nerven zehrenden Gedanken, sodass ich, trotz der späten Stunde, froh über die damit verbundene Ablenkung war. Als ich mich von meiner Couch erhob, entfuhr mir ein gequältes Stöhnen, denn wieder einmal hatte ich meinen bandagierten Arm vergessen, der jede unbedachte Bewegung mit Schmerzen rächte. Die Medikamente, die Ducky mir gegeben hatte, nachdem er die Schusswunde desinfiziert und verbunden hatte, lagen unberührt in der obersten Schublade meiner Kommode, neben meiner Waffe. Obwohl ich diese Qualen nur schwer ertrug, was ich niemals zugeben würde, vor allem nicht vor meinen Kollegen, lenkten sie mich doch ein wenig von meinen Überlegungen ab, die ohnehin zu keinem Ergebnis führen würden. Es gab Augenblicke, in denen ich mich förmlich darauf konzentrierte, in denen ich dieses Gefühl des Schmerzes geradezu heraufbeschwor, um alles andere zu vergessen. Ich wusste, dass ich eine Entscheidung treffen musste, dass ich mich dem nicht entziehen konnte, aber je mehr ich mich unter Druck setzte, umso schwieriger wurde es.
Doch nun freute ich mich über die Aussicht auf einen Besucher und hoffte, nicht in wenigen Sekunden einen Vertreter vor mir zu sehen, denn dieser würde mit Sicherheit in Zukunft einen großen Bogen um dieses Haus machen. Als ich zur Tür schlurfte, warf ich einen kurzen Blick in den Spiegel im Flur und musste bei meinem Anblick innerlich den Kopf schütteln. Meine Haare standen genauso wirr zu Berge, wie die Gedanken durch meinen Kopf spukten, während meine Jogginghose und mein Shirt mittlerweile stark zerknittert waren. Unter meinen Augen zeichneten sich dunkle Schatten ab, die von den durchwachten Nächten erzählten, in denen ich die Stunden verzweifelt damit zugebracht hatte, abzuschalten und ein wenig Ruhe zu finden. Ich verdrängte diese Überlegungen entschieden, denn wer auch immer vor meiner Tür stand, würde sich wohl kaum darüber beschweren.
Nachdem das Klingeln mich erneut aufschreckte, beeilte ich mich, meinem Besucher zu öffnen, sodass ich unvermittelt in die braunen Augen meiner Partnerin blickte. Sie vor mir zu sehen, hatte ich nicht erwartet, aber ich hätte damit rechnen müssen, dass ihre Neugier sie früher oder später vor meine Tür treiben würde. Ich konnte verstehen, dass meine ewigen Lügen sie damals verletzt hatten, hatte sie dadurch doch glauben müssen, dass ich ihr nicht vertraut hatte. Dennoch fragte ich mich bereits seit längerer Zeit, warum sie sich permanent Sorgen um mich gemacht hatte, was sie dazu gebracht hatte, zu glauben, dass ich erneut an Lungenpest erkrankt war. Gut, ich musste zugeben, dass meine ständigen geheimnisvollen Telefonate mit dem Krankenhaus sie hatten auf diesen Gedanken bringen müssen. Aber vermutlich hatte ich diese Tatsache einfach verdrängt und nicht verstanden, dass sie lediglich die Beruhigung gebraucht hatte, dass es mir gut gegangen war. Immer wieder hatte mich in den vergangenen Monaten deswegen das schlechte Gewissen geplagt, aber mittlerweile wusste ich, dass unser Vertrauen wiederhergestellt war.
Der Blick, der mir in diesem Moment begegnete, war nahezu undefinierbar, doch ich glaubte, einen Funken Sorge in ihren Augen zu lesen. Doch diese Tatsache löste in meinem Inneren ein warmes Gefühl aus, denn mir wurde wieder einmal bewusst, wie gut es tat, Freunde zu haben. Normalerweise war ich nicht begeistert, wenn Menschen sich zu sehr für meine Angelegenheiten interessierten, aber heute kam mir ihr Besuch gerade recht. Auch wenn ich ihr Auftauchen lediglich dazu benutzte, meiner Entscheidung entfliehen zu können, dachte ich dennoch nicht weiter darüber nach, sondern erfreute mich einfach an dieser Ablenkung. Ich schenkte ihr ein freundliches Lächeln, bevor ich zur Seite trat, um sie in mein Appartement zu lassen und erklärte: „Schön, dich zu sehen, Ziva. Vielleicht kannst du meine Langeweile vertreiben.“ Als Antwort erhielt ich lediglich ein selbstsicheres Grinsen, ehe sie mich wortlos stehenließ und zielstrebig mein Wohnzimmer durchquerte, wo sie es sich auf der Couch gemütlich machte.
Nur mit Mühe verkniff ich mir ein Lachen, als ich sie so selbstverständlich und abwartend dort sitzen sah, ehe ich die Tür schloss und ihr dann folgte. Unwillkürlich stieg mir der Duft der frischen Pizza in die Nase, die auf dem Tisch abgestellt hatte und mir verdeutlichte, wie leer mein Magen mittlerweile war, der wie auf Kommando ein unüberhörbares Knurren von sich gab. Sie musste keine Hellseherin sein, um zu wissen, dass ich seit Tagen nicht mehr richtig gegessen hatte und nun alles für eines meiner Leibgerichte tun würde. Immerhin kannte sie mich gut genug, um zu verstehen, dass ich stets gern und reichlich aß, doch sobald ich von Problemen gequält wurde, schmeckte mir auch das beste Mahl nicht mehr. Nach den Tagen, die ich nun angestrengt grübelnd und unfreiwillig fastend in meiner Wohnung verbracht hatte, war ich nun jedoch bereit, dies für einige Zeit zu vergessen und ihre mitgebrachten Köstlichkeiten zu genießen.
Ich ging in die Küche, um zwei Gläser und eine Flasche Rotwein, die schon als Schlaftrunk auf dem Schrank bereitstand, zu holen und schenkte uns ein. Nachdem ich ihr eines gereicht hatte, ließ auch ich mich auf dem Sofa nieder, lehnte mich seufzend in den Polstern zurück und trank die dunkle Flüssigkeit in einem Zug aus. Als ich das Glas unsanft auf dem Tisch abstellte, um dieses erneut zu füllen, konnte ich ihren prüfenden Blick in meinem Rücken spüren, doch wider Erwarten schwieg sie. Stattdessen erhob sie sich, bevor die angespannte Stille uns erdrückte, und ging zu meinem überdimensionalen DVD-Regal, wo sie durch meine Sammlung stöberte, bis sie einen Film fand, der ihr zu gefallen schien. Mit einem Griff schob sie diesen in den Player, ließ sich dann erneut neben mir nieder und fasste nach der Fernbedienung, um den Film zu starten. Bereits als die ersten Bilder über den Bildschirm flimmerten, zog ich verwundert die Augenbrauen nach oben und blickte meine Partnerin fragend an, die grinsend erklärte: „Ich dachte, du könntest ein wenig Aufheiterung gebrauchen. Und du sagst mir doch immer, dass dies ein Klassiker ist, den ich unbedingt endlich sehen muss, um euch Amerikaner zu verstehen.“ Nur mit Mühe verkniff ich mir ein Lachen, denn die Tatsache, dass sie mit mir tatsächlich 'James Bond jagt Dr. No' ansehen wollte, zeigte mir, dass sie mit allen Mitteln versuchte, mich aufzumuntern.
In den letzten Jahren hatte ich meine Kollegen, vor allem Ziva, beinahe Tag für Tag mit meinen Filmvergleichen und Zitaten genervt, sodass ich gedacht hatte, sie hatte jedes Mal sofort abgeschalten. Doch stattdessen hatte sie meinen ständigen Begeisterungsstürmen tatsächlich zugehört und sich diese scheinbar auch noch gemerkt. Oft genug hatte ich davon geschwärmt, dass Sean Connery, der beste 007 und Ursula Andress das heißeste Bond-Girl aller Zeiten gewesen war. Aus diesem Grund war genau dieser Film die beste Taktik, um mich auf andere, auf bessere Gedanken zu bringen, sodass ich ein riesiges Stück Pizza nahm und mich dann entspannt zurück lehnte. Mein Wohnzimmer war in ein freundliches Licht getaucht, das durch das Panoramafenster ins Innere drang und meine Möbel in ein warmes orange färbte. Ein Blick nach draußen zeigte die Hektik, die Washington noch immer in Atem hielt, von der man in meinem Appartement jedoch nichts mehr spürte. Diese Räume waren mein Zufluchtsort, an den ich mich stets zurückziehen konnte, egal wie chaotisch, wie nervenaufreibend die Stadt da draußen wieder einmal war.
Nur zu gern ließ ich es zu, in die fremde Welt auf dem Bildschirm abzutauchen, ließ mich von meinem heimlichen Helden förmlich mitreißen. Schon immer hatte ich sein wollen wie James Bond, vermutlich war dies auch einer der Gründe gewesen, dass ich mich dem Polizeidienst verschrieben hatte. Aber natürlich waren es auch die tollen Spielzeuge gewesen, die er stets zur Verfügung gehabt hatte und die mich von Anfang an fasziniert hatten. Ich liebte meinen Job als Bundesagent, doch ein paar dieser technischen Geräte würden meinen Arbeitsalltag mit Sicherheit noch besser machen. Aber wahrscheinlich wäre Gibbs dann endgültig aufgeschmissen, hatte er doch schon Mühe, sein Handy zu benutzen, von einem PDA gar nicht zu reden. Mein Boss war eben noch ein Ermittler der alten Schule, dem ich gern und oft nacheiferte, immerhin war er eine Art Mentor für mich, auch ohne eine C4-Granate, getarnt als Kugelschreiber oder ein Feuerzeug mit integrierter Kamera.