*PiperHalliwell
500er-Club
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 12: "Abenddämmerung"
Es geht mit einem kleinen Rückblick weiter, der ein paar Fragen beantworten wird.
Wie immer wünsch ich viel Spaß beim lesen!
LG Claudia
Es geht mit einem kleinen Rückblick weiter, der ein paar Fragen beantworten wird.
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Obwohl sich die Sonne unaufhaltsam dem Horizont entgegen senkte, schickte sie noch immer ihre warmen Strahlen auf die Stadt hinab, tauchte diese in ein helles freundliches Licht und ließen die trüben, eisigen Wintermonate vergessen, die nun endgültig hinter uns lagen. Es schien, als wäre die Natur zu neuem Leben erwacht, mit dem sie die Menschen für all das vorangegangene entschädigen konnte. Doch mir blieb nicht die Zeit, diesen Moment in mich aufzunehmen und zu genießen, denn was uns an unserem Ziel erwartete, würde dies lediglich in eine traurige Illusion verwandeln. Ein wunderschöner Tag im Mai, der niemanden auch nur ahnen ließ, was in diesen Minuten an einem abgelegenen und verlassenen Ort in Norfolk diese friedliche Idylle zerstörte.
Als ich aus dem Dienstwagen stieg und die Beifahrertür schwungvoll schloss, ließ ich meinen Blick aufmerksam durch die Umgebung schweifen, die in völlige Stille gehüllt war. Doch diese Tatsache verhieß nichts gutes, eher im Gegenteil war dies die Ruhe vor dem Sturm, der sich unaufhaltsam zu einem tobenden Orkan entwickeln würde. An Tagen wie diesem hasste ich meinen Job als Bundesagent regelrecht, denn sich einem unberechenbaren Feind wie Ari Haswari gegenüber zu sehen, machte einem klar, wie hilflos man trotz bester Ausbildung und scharfer Waffen sein konnte. Dazu kam die Tatsache, dass sich das schlechte Gefühl, das sich gestern Morgen beim Verlassen meines Appartements in meinem Inneren breit gemacht hatte, von Minute zu Minute verstärkte, ohne dass ich mir jedoch darüber im Klaren war, was mich erwarten würde.
Gibbs hatte mir bereits vor Jahren beigebracht, auf meinen Instinkt zu hören, doch bei diesem Fall konnte und wollte keiner von uns so einfach aufgeben. Vermutlich würde er uns in eine Falle locken, zumindest sagte mir dies mein Bauchgefühl, aber dieses Risiko mussten wir eingehen, um diesen Terroristen endlich stoppen zu können. Viel zu oft hatte er uns an der Nase herumgeführt und war uns schließlich doch durch die Lappen gegangen, weil er den Schutz der richtigen Leute genoss. Nichts hatten wir dagegen ausrichten können, dass er als freier Mann das Hauptquartier des NCIS und schließlich die Vereinigten Staaten verlassen hatte. Doch nun bot sich uns die Gelegenheit, diesen Fehler endlich zu korrigieren, und kein Agent unseres Teams würde sich diese Chance unter jedweden Umständen entgehen lassen.
Wir befanden uns in der Nähe des Hafens in Norfolk, auf dem Dach einer leer stehenden Lagerhalle, um den Anschlag, den Ari Haswari gemeinsam mit seiner Kollaborateuren geplant hatte, zu verhindern. Während McGee versuchte, die mit Sprengstoff beladene Drohne mit Hilfe seiner Computertechnik zu stoppen, waren Gibbs, Kate und ich dabei, die Handlanger des Terroristen auszuschalten. Jede Faser unserer Körper war angespannt, während sich unsere volle Aufmerksamkeit auf die Umgebung fokussierte, denn ein einziger Moment der Unachtsamkeit konnte den Tod bedeuten. Ich spürte, wie die Konzentration meiner Kollegen noch weiter anwuchs, während ihre Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren, um keinen der Männer entkommen zu lassen. Einer nach dem anderen wagte sich aus seiner Deckung, um uns unter Beschuss zu nehmen, bevor sie diese Tat mit dem Leben bezahlten.
Gerade als unser Boss und ich unsere Aufmerksamkeit jedoch auf unsere Waffen gerichtet hatten, um diese nachzuladen, ertönte unvermittelt ein alarmierender Schrei: „Schütze!“ Noch ehe einer von uns auch nur reagieren konnten, hatte sich meine Partnerin vor Gibbs geworfen und eine Kugel für ihn abgefangen, um dann unsanft auf dem harten Boden aufzuschlagen. Ohne nachzudenken, feuerte ich wie von Sinnen auf den Terroristen, der versucht hatte, sich von hinten an uns heran zu pirschen, bis dieser schließlich leblos zusammen sank, bevor ich meinen Blick der jungen Frau zuwandte. Doch das Bild, das mich erwartete, war kaum zu ertragen, alles in meinem Inneren zog sich schmerzhaft zusammen, so dass ich umgehend zu ihr eilte.
Kaum hatte ich mich neben sie gehockt, öffnete unser Boss mit einem Griff ihre Jacke und offenbarte damit das Projektil, das in ihrer schusssicheren Weste steckte. Bei der Erkenntnis, dass sie lediglich ein unangenehmes Hämatom zurückbehalten würde, spürte ich den riesigen Stein zerbröckeln, der sich wie eine eiskalte Hand um mein Herz gelegt und dieses schmerzhaft zusammen gedrückt hatte. Ich konnte meine Erleichterung nicht in Worte fassen, so dass lediglich die Frage über meine Lippen kam: „Alles okay?“ „Au... Ich wurde gerade aus kurzer Entfernung getroffen, DiNozzo. Was glaubst du denn?“ Ihre aufgebrachte Reaktion zeigte mir, dass es ihr gut ging, so dass ich wagte, vorlaut zu erwidern: „Dass du morgen nicht zu deinem Pilates-Kurs gehen wirst?“
Wie bei jedem meiner Sprüche verdrehte sie nur die Augen, ohne darauf zu antworten, als sie sich von unserem Vorgesetzten auf die Füße ziehen ließ, der nun meinte: „Personenschutz ist jetzt überflüssig, Kate.“ Unwillkürlich breitete sich dieses befreiende Gefühl in mir aus, das mich glauben ließ, alles wäre überstanden, so dass ich ihr ein Kompliment aussprach: „Du warst gut.“ Ein skeptischer Blick folgte auf diese Feststellung, aber ich konnte sehen, dass sie sich ein leichtes Lächeln verkneifen musste, während mein Grinsen nur noch breiter wurde. „Zur Abwechslung hat Tony mal Recht.“ Nicht nur ich war für einige Sekunden sprachlos, als diese Aussage Gibbs' Mund verließ, so dass meine Kollegin erstaunt zurückgab: „Wow. Ich dachte, ich würde sterben, bevor...“
Kates Worte drangen wie durch einen dicken Nebelschleier an mein Ohr, doch meinem Verstand wollte es nicht gelingen diese zu verarbeiten, viel zu sehr war dieser damit beschäftigt, sich auf meinen Instinkt zu konzentrieren, der plötzlich Alarm schlug. Meinen Nackenhärchen hatten sich unvermittelt aufgestellt, was mir zeigte, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte, woraufhin ich meinen Blick wachsam über die Umgebung schweifen ließ. Ich glaubte, aus dem Augenwinkel eine Lichtreflexion wahrgenommen zu haben, so dass ich nun angestrengt versuchte, diese einzuordnen und zu lokalisieren. Meine innere Stimme wurde jedoch von einem Bruchteil einer Sekunde zum nächsten lauter und brachte mich dazu, nicht länger nachzudenken, sondern einfach zu handeln.
Ein schriller Schrei ertönte, als ich einen hastigen Schritt tat und meine Partnerin mit mir zu Boden riss, doch dieser wurde von dem lauten Zischen eines Projektils übertönt, das dicht an meinem Kopf vorbeirauschte. Unvermittelt breitete sich ein stechender Schmerz in meiner Schulter aus, als ich auf dem harten Beton aufprallte und Kate unsanft auf mir landete, während ich sie weiterhin fest in meinen Armen hielt. Für einige Momente wurde mir schwarz vor Augen, doch ich ignorierte die aufsteigende Übelkeit und versuchte, mich aufzurichten und zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Als sich jedoch die verschwommenen Schatten wieder zu einem vollständigen Bild zusammensetzten, blickte ich in das kalkweiße Gesicht meiner Kollegin, über das sich eine Spur ihres dunkelroten Blutes zog. Ohne dass mein Unterbewusstsein verarbeiten konnte, was genau passiert war und was dies bedeutete, glaubte ich, das Herz in meiner Brust aussetzen zu spüren.
Ich war wie erstarrt und unfähig, mich zu rühren, sah sie lediglich regungslos an, bevor mir unser Boss die junge Frau einfach aus dem Arm nahm und den Schutz des Treppenaufgangs aufsuchte. „Verdammt DiNozzo, schwing endlich deinen Hintern hierher!“ Erst seinen deutlichen Worten, die lautstark zu mir hinüber wehten, gelang es schließlich, mich aus meiner Trance zu reißen, so dass ich ihm umgehend folgte. Lediglich die glutroten Strahlen der untergehenden Sonne erhellten den heruntergekommenen Raum, den ich nun betrat, und tauchten diesen in ein geheimnisvolles Licht. Aber auch in diesem wirkte Kate noch immer genauso leblos wie zuvor, doch nun sah ich deutlich die blutende Wunde seitlich an ihrem Kopf, auf die Gibbs unermüdlich seine Hände gedrückt hielt, die immer stärker mit der lebenswichtigen Flüssigkeit benetzt wurden, die unaufhaltsam durch seine Finger rann.
Während ich lediglich untätig daneben stand, nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, redete er wieder und wieder auf sie ein, beschwor sie, nicht aufzugeben und um ihr Leben zu kämpfen. Ich hatte Mühe, mich weiterhin auf den Beinen zu halten, die sich anfühlten, als wäre ihnen der Boden, auf dem sie standen, entrissen worden. Doch die Tränen, die heiß in meinen Augen brannten, konnte ich nicht länger aufhalten, so dass sie sich schließlich ihren Weg über meine Wangen bahnten. Erst das durchdringende Geheul der Sirenen ließ mich meinen Blick von dem unwirklich erscheinenden Szenario abwenden und dann nach unten flüchten. Ich fühlte mich so unendlich hilflos, konnte nicht länger beobachten, wie mein Boss um ihr Leben kämpfte, dazu verdammt, mitansehen zu müssen, wie sie sterben würde, so dass ich einmal mehr davon lief.