*PiperHalliwell
500er-Club
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 25: "Asche zu Asche"
Vielen lieben Dank auch hier für dein FB. Ich freue mich immer, wenn auch mal jemand schreibt, daß ihm meine FF gefällt.
Dafür gibts auch gleich ein neues KIapitel.
LG Claudia
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Der eisige Wind wirbelt die großen Flocken, die zu tausenden vom grauen Himmel fallen, unaufhaltsam vor sich her, lässt sie nicht zur Ruhe kommen, bis sie sich endlich auf der unberührten Schneedecke niederlassen. Die Erde, die Bäume, sogar die hohe Bruchsteinmauer einige Meter entfernt, alles ist unter einer dicken Schicht der glitzernden Eiskristalle verborgen. Keine Spur zerstört die Vollkommenheit der näheren Umgebung, doch hier an jenem Ort, an dem ich stehe, haben unzählige Schritte die Eiskristalle zertrampelt, die sich auf der Erde ausgebreitet haben. Auf mich wirkt diese Tatsache beinahe wie Frevel, der das sonst so malerische Bild der Winterlandschaft gedankenlos zerstört hat.
Ich würde alles dafür geben, in diesem Moment allein mit ihr zu sein und nicht umringt von all diesen Menschen, die mir genauso fremd sind wie ihr, die nur hier sind, weil die Höflichkeit, der Anstand es verlangen. Wenn ich in ihre Gesichter blicke, sehe ich nur Gleichgültigkeit oder geheuchelte Anteilnahme, die mich meine Hände, die ich tief in den Taschen vergraben habe, zu Fäusten ballen lässt. Dennoch stehe ich hier, lasse dies alles über mich ergehen, auch wenn es bedeutet, sie endgültig loslassen zu müssen, aber wäre ich nicht hier, weiß ich, dass ich es eines Tages bereuen würde, dass sie mir meine Abwesenheit nicht verzeihen würde.
Bereits seit Tagen gelang es der blassen Wintersonne nicht mehr, sich durch die grauen Wolken zu kämpfen, die sich am Himmel unaufhörlich auftürmen. Manchmal erscheint es mir beinahe, als wolle die Natur mit mir meinen Verlust betrauern, weint gemeinsam mit mir um die Liebe meines Lebens, die mir genommen wurde, weint mit den Tränen, die die Kälte in meinem Inneren zu Schnee gefrieren ließ. Wie eine eisige Hand fährt die Winterluft unter meine dicke Jacke, deren Reißverschluss ich bis zu meinem Kinn geschlossen habe, und dringt in jede Pore meiner Haut. Doch die Kälte, die bereits in meinem Inneren herrscht und auch mein Herz zu Eis erstarren ließ, lässt mich nichts davon wahrnehmen.
Ich weiß nicht mehr, wie ich die Kraft gefunden habe, heute Morgen aufzustehen, meinen schwarzen Anzug anzuziehen und hierher zu kommen, zu ihrer Beerdigung. Jede einzelne Bewegung, die ich ausführte, erfolgte vollkommen mechanisch, ohne dass ich auch nur eine Sekunde, die verging, realisierte. Wie gern hätte ich mich in meinem Bett verkrochen, die Decke über den Kopf gezogen, um nichts um mich herum wahrzunehmen. Aber ich weiß genau, dass Kate es mir niemals verzeihen würde, wenn ich in diesem Moment, so schwer es mir auch fällt, nicht für sie da wäre.
„Wir alle wollen uns heute von unserer Kollegin, unserer Freundin, unserer Ehefrau verabschieden. Obwohl Caitlin DiNozzo unsere Welt verlassen hat, hat sie dennoch nicht uns verlassen. In unseren Erinnerungen wird sie für alle Zeiten weiterleben, genauso wie ihre Seele weiterhin über jeden von uns wacht.“ Die Sätze, die dieser Mann von sich gibt, sind so lächerlich, beinahe als verwendete er diese Formulierungen für jede seiner Zeremonien. Ich möchte nach vorn stürmen, ihn anbrüllen, ihm sagen, dass er nicht länger von ihr reden soll, dass er sie nicht kennt, nicht weiß, welch wunderbare Frau sie war. Doch ich bleibe stumm, lasse seine nichtssagenden Worte auf mich hinab rieseln, ohne dass ich ihren wahren Sinn verstehe, verstehen will.
Erleichtert nehme ich irgendwann das Ende dieser absurden Vorstellung wahr und warte ungeduldig darauf, dass sich die Menschenmenge endlich auflöst und den Rückweg in den Schutz der wartenden Autos antritt. So habe ich doch noch die Chance, einige Minuten allein an diesem Ort zu verweilen und die erneute Stille in mich aufzunehmen. Jeden Versuch meiner Kollegen oder eines anderen Besuchers, mit mir zu sprechen, ignoriere ich ohne die kleinste Reaktion, bis einer nach dem anderen aufgibt und schließlich das Areal verlässt. Das knirschende Geräusch des Schnees unter den sich entfernenden Schritten verhallt gedämpft in der Ferne und verdeutlicht mir, dass ich endlich wieder allein bin.
Vorsichtig ziehe ich eine kleine Rose aus meiner Jackentasche, um die sich meine Hand in den letzten endlosen Minuten wie um einen rettenden Anker gekrampft hat. Die Blütenblätter sind mittlerweile vollkommen zerknittert, während das zarte Pflänzchen bereits traurig seinen Kopf hängen lässt. Dennoch trägt die samtene Blume noch immer die gleiche satte dunkelrote Farbe, wie in jenem Moment, als ich sie in einem kleinen Laden aus unzähligen anderen auswählte. Sie strahlte eine solche Vollkommenheit aus, dass ich unwillkürlich die Hand nach ihr ausstreckte, spiegelte sie doch die unbeschreibliche Schönheit meiner Ehefrau wider.
Ich weiß, wie sehr Kate Rosen liebte, so dass ich durch die halbe Stadt fuhr, um mitten im Winter eine von ihnen zu bekommen. Doch dies ist die einzige Möglichkeit, die mir noch geblieben ist, um ihr zeigen zu können, wie sehr ich sie liebe und wie sehr ich sie vermisse. Während ich unbeweglich neben dem gähnenden Loch stehe, den Blick unbeweglich auf das schlichte Holzkreuz gerichtet, löse ich langsam die Anspannung meiner Finger. Unaufhaltsam segelt die kleine Blume nach unten und kommt schließlich auf dem reinweißen Schnee zum Ruhen, auf dem ihr roter Farbton noch stärker zu leuchten scheint.
Als ich meinen Blick wieder hebe, sehe ich in ihre warmen Augen, sehe ihr wunderschönes Lächeln am Horizont strahlen, doch gleichzeitig scheint sie, unendlich weit weg zu sein. Wie gern würde ich meine Hand ausstrecken und ihre zarte Haut unter meinen Fingern spüren können, doch ihr transparentes Abbild wird mir dieses Gefühl niemals ermöglichen. Stattdessen beginnt dieses, langsam zu verblassen, während die dunkelgrauen Wolken erneut in den Vordergrund drängen und ihr Antlitz vertreiben. Meine Tränen, von denen ich bereits geglaubt habe, keine einzige mehr weinen zu können, hinterlassen eine heiß brennende Spur auf meiner Wange gleich der, die ihr Verlust tief in mein Herz gräbt.
Wie lange habe ich wohl an diesem Ort ausgeharrt? Einige Minuten? Eine Stunde? Oder länger? Ich weiß es nicht, denn im Grunde ist es vollkommen egal, ist es egal, was ich tue und wohin ich gehe, denn ich gehe ohne sie. Doch es muss viel Zeit vergangen sein, denn ich spüre meinen Körper kaum noch, in dem sich die Kälte nach oben fraß und scheinbar sowohl meine Muskeln, als auch das Blut in meinen Adern gefrieren ließ. Aber ich setze dennoch meine steifen Glieder in Bewegung, verdränge, so gut es geht, das Ziehen, das sich seit Tagen in meinem Inneren ausgebreitet hat und gehe den schneebedeckten Weg zwischen den Grabsteinen entlang.
Die Eiskristalle knirschen leise unter meinen Sohlen, als ich mechanisch einen Fuß vor den anderen setze, während meine Gedanken unendlich weit weg von diesem Ort geflohen sind. Immer wieder flüchte ich mich in meine Erinnerungen, aber heute gelingt es mir kaum, den Schmerz und die Einsamkeit in meinem Herzen zu vergessen. Unwillkürlich treten erneut die grausamen Bilder der vergangenen Tage vor meine Augen, sehe ich Kate blutend am Boden oder reglos in der Autopsie liegen, bevor zum wiederholten Mal der geschmückte Sarg in dieses gähnende Loch hinab gelassen wird und mein Herz damit in tausend Stücke zerspringt.
Ohne auf meine Umgebung zu achten, trete ich durch das schmiedeeiserne Tor auf die Straße, als mich eine vertraute Stimme aufblicken lässt: „Ich bin für dich da, Tony.“ Es gelingt mir nur zu nicken, denn in meinem Hals hat sich ein riesiger Kloß ausgebreitet, doch ich weiß, dass ich nichts sagen muss, denn er versteht mich auch ohne Worte, das war schon immer so. Wir stehen minutenlang schweigend voreinander, während denn ich ihm sagen will, wie leid mir mein Ausbruch ihm gegenüber tut, aber etwas hält mich davon ab. Der Schmerz, den ich in mir trage, ist so groß, dass ich um mich schlagen möchte und damit Menschen verletzte, die mir wichtig sind. Gibbs streckt mir wieder seine Hand entgegen, doch ich habe nicht die Kraft, auf ihn zuzugehen, bin viel zu sehr in meiner Trauer gefangen.
Während ich noch immer still verharre, scheint es, als könne er meine Gedanken lesen, denn er macht einen Schritt auf mich zu und schließt mich stumm in seine Arme, zuerst zurückhaltend, bevor ich seine feste Umarmung spüre. Zuerst bin ich vollkommen überrumpelt von diesem Verhalten, war mein Boss doch noch nie ein Mann freundschaftlicher Gesten. Aber nach einigen Sekunden schließe ich erschöpft die Augen, lasse mich an seine Schulter fallen und registriere, wie seine Stärke auf mich übergeht. Nur für einen Moment möchte ich alles vergessen, das Gefühl des Verlustes abstreifen und die Ruhe und Kraft finden, die mir fehlen, ich aber so dringend brauche.