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[NCIS] Vendetta - Blutige Rache

[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 25: "Asche zu Asche"

Vielen lieben Dank auch hier für dein FB. Ich freue mich immer, wenn auch mal jemand schreibt, daß ihm meine FF gefällt.
Dafür gibts auch gleich ein neues KIapitel. :D

LG Claudia


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Der eisige Wind wirbelt die großen Flocken, die zu tausenden vom grauen Himmel fallen, unaufhaltsam vor sich her, lässt sie nicht zur Ruhe kommen, bis sie sich endlich auf der unberührten Schneedecke niederlassen. Die Erde, die Bäume, sogar die hohe Bruchsteinmauer einige Meter entfernt, alles ist unter einer dicken Schicht der glitzernden Eiskristalle verborgen. Keine Spur zerstört die Vollkommenheit der näheren Umgebung, doch hier an jenem Ort, an dem ich stehe, haben unzählige Schritte die Eiskristalle zertrampelt, die sich auf der Erde ausgebreitet haben. Auf mich wirkt diese Tatsache beinahe wie Frevel, der das sonst so malerische Bild der Winterlandschaft gedankenlos zerstört hat.
Ich würde alles dafür geben, in diesem Moment allein mit ihr zu sein und nicht umringt von all diesen Menschen, die mir genauso fremd sind wie ihr, die nur hier sind, weil die Höflichkeit, der Anstand es verlangen. Wenn ich in ihre Gesichter blicke, sehe ich nur Gleichgültigkeit oder geheuchelte Anteilnahme, die mich meine Hände, die ich tief in den Taschen vergraben habe, zu Fäusten ballen lässt. Dennoch stehe ich hier, lasse dies alles über mich ergehen, auch wenn es bedeutet, sie endgültig loslassen zu müssen, aber wäre ich nicht hier, weiß ich, dass ich es eines Tages bereuen würde, dass sie mir meine Abwesenheit nicht verzeihen würde.
Bereits seit Tagen gelang es der blassen Wintersonne nicht mehr, sich durch die grauen Wolken zu kämpfen, die sich am Himmel unaufhörlich auftürmen. Manchmal erscheint es mir beinahe, als wolle die Natur mit mir meinen Verlust betrauern, weint gemeinsam mit mir um die Liebe meines Lebens, die mir genommen wurde, weint mit den Tränen, die die Kälte in meinem Inneren zu Schnee gefrieren ließ. Wie eine eisige Hand fährt die Winterluft unter meine dicke Jacke, deren Reißverschluss ich bis zu meinem Kinn geschlossen habe, und dringt in jede Pore meiner Haut. Doch die Kälte, die bereits in meinem Inneren herrscht und auch mein Herz zu Eis erstarren ließ, lässt mich nichts davon wahrnehmen.
Ich weiß nicht mehr, wie ich die Kraft gefunden habe, heute Morgen aufzustehen, meinen schwarzen Anzug anzuziehen und hierher zu kommen, zu ihrer Beerdigung. Jede einzelne Bewegung, die ich ausführte, erfolgte vollkommen mechanisch, ohne dass ich auch nur eine Sekunde, die verging, realisierte. Wie gern hätte ich mich in meinem Bett verkrochen, die Decke über den Kopf gezogen, um nichts um mich herum wahrzunehmen. Aber ich weiß genau, dass Kate es mir niemals verzeihen würde, wenn ich in diesem Moment, so schwer es mir auch fällt, nicht für sie da wäre.

„Wir alle wollen uns heute von unserer Kollegin, unserer Freundin, unserer Ehefrau verabschieden. Obwohl Caitlin DiNozzo unsere Welt verlassen hat, hat sie dennoch nicht uns verlassen. In unseren Erinnerungen wird sie für alle Zeiten weiterleben, genauso wie ihre Seele weiterhin über jeden von uns wacht.“ Die Sätze, die dieser Mann von sich gibt, sind so lächerlich, beinahe als verwendete er diese Formulierungen für jede seiner Zeremonien. Ich möchte nach vorn stürmen, ihn anbrüllen, ihm sagen, dass er nicht länger von ihr reden soll, dass er sie nicht kennt, nicht weiß, welch wunderbare Frau sie war. Doch ich bleibe stumm, lasse seine nichtssagenden Worte auf mich hinab rieseln, ohne dass ich ihren wahren Sinn verstehe, verstehen will.
Erleichtert nehme ich irgendwann das Ende dieser absurden Vorstellung wahr und warte ungeduldig darauf, dass sich die Menschenmenge endlich auflöst und den Rückweg in den Schutz der wartenden Autos antritt. So habe ich doch noch die Chance, einige Minuten allein an diesem Ort zu verweilen und die erneute Stille in mich aufzunehmen. Jeden Versuch meiner Kollegen oder eines anderen Besuchers, mit mir zu sprechen, ignoriere ich ohne die kleinste Reaktion, bis einer nach dem anderen aufgibt und schließlich das Areal verlässt. Das knirschende Geräusch des Schnees unter den sich entfernenden Schritten verhallt gedämpft in der Ferne und verdeutlicht mir, dass ich endlich wieder allein bin.
Vorsichtig ziehe ich eine kleine Rose aus meiner Jackentasche, um die sich meine Hand in den letzten endlosen Minuten wie um einen rettenden Anker gekrampft hat. Die Blütenblätter sind mittlerweile vollkommen zerknittert, während das zarte Pflänzchen bereits traurig seinen Kopf hängen lässt. Dennoch trägt die samtene Blume noch immer die gleiche satte dunkelrote Farbe, wie in jenem Moment, als ich sie in einem kleinen Laden aus unzähligen anderen auswählte. Sie strahlte eine solche Vollkommenheit aus, dass ich unwillkürlich die Hand nach ihr ausstreckte, spiegelte sie doch die unbeschreibliche Schönheit meiner Ehefrau wider.
Ich weiß, wie sehr Kate Rosen liebte, so dass ich durch die halbe Stadt fuhr, um mitten im Winter eine von ihnen zu bekommen. Doch dies ist die einzige Möglichkeit, die mir noch geblieben ist, um ihr zeigen zu können, wie sehr ich sie liebe und wie sehr ich sie vermisse. Während ich unbeweglich neben dem gähnenden Loch stehe, den Blick unbeweglich auf das schlichte Holzkreuz gerichtet, löse ich langsam die Anspannung meiner Finger. Unaufhaltsam segelt die kleine Blume nach unten und kommt schließlich auf dem reinweißen Schnee zum Ruhen, auf dem ihr roter Farbton noch stärker zu leuchten scheint.
Als ich meinen Blick wieder hebe, sehe ich in ihre warmen Augen, sehe ihr wunderschönes Lächeln am Horizont strahlen, doch gleichzeitig scheint sie, unendlich weit weg zu sein. Wie gern würde ich meine Hand ausstrecken und ihre zarte Haut unter meinen Fingern spüren können, doch ihr transparentes Abbild wird mir dieses Gefühl niemals ermöglichen. Stattdessen beginnt dieses, langsam zu verblassen, während die dunkelgrauen Wolken erneut in den Vordergrund drängen und ihr Antlitz vertreiben. Meine Tränen, von denen ich bereits geglaubt habe, keine einzige mehr weinen zu können, hinterlassen eine heiß brennende Spur auf meiner Wange gleich der, die ihr Verlust tief in mein Herz gräbt.

Wie lange habe ich wohl an diesem Ort ausgeharrt? Einige Minuten? Eine Stunde? Oder länger? Ich weiß es nicht, denn im Grunde ist es vollkommen egal, ist es egal, was ich tue und wohin ich gehe, denn ich gehe ohne sie. Doch es muss viel Zeit vergangen sein, denn ich spüre meinen Körper kaum noch, in dem sich die Kälte nach oben fraß und scheinbar sowohl meine Muskeln, als auch das Blut in meinen Adern gefrieren ließ. Aber ich setze dennoch meine steifen Glieder in Bewegung, verdränge, so gut es geht, das Ziehen, das sich seit Tagen in meinem Inneren ausgebreitet hat und gehe den schneebedeckten Weg zwischen den Grabsteinen entlang.
Die Eiskristalle knirschen leise unter meinen Sohlen, als ich mechanisch einen Fuß vor den anderen setze, während meine Gedanken unendlich weit weg von diesem Ort geflohen sind. Immer wieder flüchte ich mich in meine Erinnerungen, aber heute gelingt es mir kaum, den Schmerz und die Einsamkeit in meinem Herzen zu vergessen. Unwillkürlich treten erneut die grausamen Bilder der vergangenen Tage vor meine Augen, sehe ich Kate blutend am Boden oder reglos in der Autopsie liegen, bevor zum wiederholten Mal der geschmückte Sarg in dieses gähnende Loch hinab gelassen wird und mein Herz damit in tausend Stücke zerspringt.
Ohne auf meine Umgebung zu achten, trete ich durch das schmiedeeiserne Tor auf die Straße, als mich eine vertraute Stimme aufblicken lässt: „Ich bin für dich da, Tony.“ Es gelingt mir nur zu nicken, denn in meinem Hals hat sich ein riesiger Kloß ausgebreitet, doch ich weiß, dass ich nichts sagen muss, denn er versteht mich auch ohne Worte, das war schon immer so. Wir stehen minutenlang schweigend voreinander, während denn ich ihm sagen will, wie leid mir mein Ausbruch ihm gegenüber tut, aber etwas hält mich davon ab. Der Schmerz, den ich in mir trage, ist so groß, dass ich um mich schlagen möchte und damit Menschen verletzte, die mir wichtig sind. Gibbs streckt mir wieder seine Hand entgegen, doch ich habe nicht die Kraft, auf ihn zuzugehen, bin viel zu sehr in meiner Trauer gefangen.
Während ich noch immer still verharre, scheint es, als könne er meine Gedanken lesen, denn er macht einen Schritt auf mich zu und schließt mich stumm in seine Arme, zuerst zurückhaltend, bevor ich seine feste Umarmung spüre. Zuerst bin ich vollkommen überrumpelt von diesem Verhalten, war mein Boss doch noch nie ein Mann freundschaftlicher Gesten. Aber nach einigen Sekunden schließe ich erschöpft die Augen, lasse mich an seine Schulter fallen und registriere, wie seine Stärke auf mich übergeht. Nur für einen Moment möchte ich alles vergessen, das Gefühl des Verlustes abstreifen und die Ruhe und Kraft finden, die mir fehlen, ich aber so dringend brauche.
 
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AW: [NCIS] Vendetta - Blutige Rache

Hach, ich liebe Gibbs einfach. Es ist völlig unmöglich, diesen Mann nicht zu lieben :) Ich meine, Tony trauert, klar. Aber Gibbs behält trotz allem nen kühlen Kopf und versucht, Tony zu helfen.
Trauriger Teil, gut geschrieben^^ Bin mal gespannt auf die Fortsetzung
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 26: "Mein geliebter Tony!"

Vielen lieben Dank für dein FB.
Ein wenig wird es noch traurig weitergehen, bis Tonys Kampfgeist wieder erwacht.

Ich bin mit diesem Kapitel nicht wirklich zufrieden, aber ich wünsche euch dennoch viel Spaß.

LG Claudia


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Eine angenehme Stille hat mich umhüllt, an diesem Ort, der mittlerweile wohl der einzige ist, an dem ich auch nur einen Bruchteil der Geborgenheit spüre, die bisher unser Haus auf mich ausstrahlte. In ihrer Nähe war dieses Gefühl immer da, doch auch ohne sie war unser gemeinsames Heim schließlich zu einer Zuflucht nach einem schweren Tag geworden. Aber jetzt ist alles anders, denn Kate war fort, für immer, während meine eigenen vier Wände mir schmerzhaft meinen Verlust vor Augen hielten. Jeder einzelne Raum, jedes einzelne Möbelstück erinnert mich an sie, doch diese Erinnerungen sind nicht länger angenehm, sind mittlerweile nur noch qualvoll.
Aus diesem Grund verbrachte ich die letzten Tage und Nächte in einem winzigen Motelzimmer, um die vertraute Umgebung nicht ertragen zu müssen. Das Angebot meiner Kollegen und Freunde, bei einem von ihnen zu wohnen, hatte ich bestimmt abgelehnt, denn ich wollte nur allein sein, niemanden um mich wissen. Sie sollten nicht erfahren, wo ich mich verkrochen hatte, ich wollte weder ihr Mitleid, noch ihre tröstenden Worte hören, die mich nur noch tiefer in dieses schwarze Loch getrieben hätten. Einzig Gibbs gelang es, meinen Aufenthaltsort herauszufinden, ich wusste nicht wie, aber er kannte schon immer Mittel und Wege, um Antworten auf seine Fragen zu bekommen.
Der ungepflegte Kerl, der bei meiner Ankunft hinter der Rezeption gestanden hatte, klopfte nur wenige Stunden später an meine Tür und händigte mir wortlos eine Reisetasche aus. Ich musste nicht hineinsehen, um zu wissen, wer mir meine Sachen gebracht und dafür gesorgt hatte, dass ich zu ihrer Beerdigung nicht in diesem blutverschmierten Anzug gehen musste, den ich noch immer trug. Nachdem ich das Haus meines Bosses überstürzt verlassen hatte, hatte ich bereits vor unserem Heim gestanden, den Schlüssel fest umklammert, doch meine Beine hatten mich einfach nicht zur Tür tragen wollen. Ohne zu überlegen, war ich wieder in mein Auto gestiegen und quer durch die Stadt gefahren, bis ich in einem heruntergekommenen Viertel angehalten hatte. Dieser Ort schien genau der richtige zu sein, denn die Umgebung strahlte genau das aus, wie ich mich in meinem Inneren fühlte - war wie ich vollkommen trostlos und kalt.

Als ich heute Morgen den Friedhof verließ, wollte ich mich erneut in diesem engen Raum verkriechen, doch mein Boss hielt mich davon ab, nahm mich wortlos mit. Und nun sitze ich auf seiner Couch, auf der ich einige Tage zuvor bereits saß, bevor ich davonlief, vor seiner Sorge und meinen Gefühlen. Doch hier zu sein, jemanden neben mir zu wissen, der mich versteht, gibt mir ein kleines bisschen von der Kraft zurück, die mich die Geschehnisse gekostet haben. Ich denke nicht einmal darüber nach, dass gerade er der Mensch sein würde, bei dem ich genau dies finde, der versucht, mir in dieser schweren Zeit beisteht, hätte ich niemals erwartet.
„Werde ich diesen Anblick jemals vergessen?“, durchbreche ich schließlich das Schweigen, das noch immer zwischen uns herrscht, seit wir in seinen Wagen gestiegen sind. Ein unterdrücktes Seufzen ist zu hören, als Gibbs den Kopf schüttelt und erklärt: „Nein. Aber es wird irgendwann leichter, Tony.“ Ich blicke skeptisch in seine stahlblauen Augen, die mir den Unterton seiner Worte bestätigen, denn auch er glaubt nicht daran, scheint es besser zu wissen. Immer fragte ich mich, was es war, das ich in diesen eisigen Seen las, doch nun weiß ich, dass sich darin der gleiche Schmerz über den Verlust seiner Familie verbirgt, den auch ich spüre.
Ein dumpfes Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken, so dass ich verwundert aufsehe, denn bekanntlich ist die Tür zu diesem Haus niemals verschlossen. Mein Vorgesetzter hat sich bereits erhoben und verschwindet, genervt über das Auftauchen dieses ungebetenen Gastes, hastig im Flur. Die Geräusche, die kurz darauf an mein Ohr dringen, verraten mir, dass der Besucher eingetreten ist, so dass ich mich abwartend zurücklehne. Eine bekannte Stimme lässt mich schließlich hellhörig werden, doch ihre Worte kann ich auch mit größter Mühe nicht verstehen. Die Neugier treibt mich dazu, meinen Platz auf dem bequemen Sofa aufzugeben und mich leise den beiden Männern zu nähern, die in eine Diskussion vertieft scheinen, stets darum bemüht, meine Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken.
Die gedämpften Worte des Pathologen lassen mich jedoch schlagartig in meiner Bewegung erstarren: „Du musst es ihm sagen, Jethro.“ Bei ihrem Verhalten ist es mehr als offensichtlich, dass es in dieser Unterhaltung um mich geht, so dass ich ungeduldig auf eine Erwiderung warte: „Er hat bereits seine Frau verloren, Duck. Glaub mir, er würde es nicht verkraften!“ Langsam steigt die Wut in meinem Inneren auf, denn wenn ich etwas nicht ertrage, dann ist es der Versuch, mich vor der Wahrheit beschützen zu wollen. Ich verstehe ihn jedoch kaum, als der Ältere leise zurückgibt: „Du weißt, dass er ein Recht darauf hat. Du kannst es ihm nicht für immer verschweigen. Irgendwann wird er erfahren, dass Kate schwanger war.“

Duckys Worte zogen mir schier den Boden unter den Füßen weg, nachdem ich glaubte, an diesem Ort endlich wieder einen festen Stand gefunden zu haben. Ich kann mich nur undeutlich an die vergangenen Minuten erinnern, alles was ich weiß, ist, dass ich wortlos an den beiden vorbei nach draußen stürmte. Vermutlich steckte in Gibbs' Wagen wie immer der Schlüssel, denn in diesem Moment parke ich seinen dunkelblauen Dodge in der Einfahrt unseres Hauses. Zögernd steige ich aus und gehe Schritt für Schritt näher, um zum ersten Mal seit dem Morgen meines Hochzeitstages die Tür zu öffnen. Diesmal laufe ich nicht davon, wie vor einigen Tagen, sondern trete langsam in den Flur, während ich krampfhaft die Luft anhalte, auf einen schmerzhaften Anblick vorbereitet. Doch entgegen meiner Erwartungen befinden sich die Räume in jenem Zustand, in dem ich sie damals verließ, keine Ballons, keine Girlanden, keine Blumen sind zu sehen.
Erleichtert atme ich auf, als ich feststelle, dass meine Kollegen die Dekoration, die Abby für uns arrangiert hatte, bereits beseitigten. Als ich jedoch das Wohnzimmer betrete, bleibt mein Blick an einem eingepackten Karton mit Schleife hängen, den eine einzelne weiße Rose ziert. Langsam lasse ich mich auf der hellen Couch nieder und starre minutenlang auf das Paket vor mir, ehe ich den Briefumschlag, der darauf liegt, in die Hand nehme. Beinahe zärtlich streiche ich über das glatte Papier, das mein Name in Kates schwungvoller Handschrift ziert und kann mich kaum dazu durchringen, das Kuvert schließlich vorsichtig aufzureißen und die kleine Karte herauszuziehen. Wenn ich darüber nachdenke, dass diese Worte die letzten sein werden, die ich jemals von ihr lesen werde, schnürt es mir die Kehle zu.

Mein geliebter Tony!
Wenn Du diese Zeilen liest, sind wir bereits verheiratet und ich die glücklichste Frau auf dieser Welt.
Doch ich will endlich mein ganzes Glück mit Dir teilen, denn es gibt etwas, das ich Dir bisher verschwiegen habe.
Es ist mir nicht leicht gefallen, dieses Geheimnis zu bewahren, aber dies ist mein Hochzeitsgeschenk für Dich.
Du wirst Vater, Tony. Wir werden in sechs Monaten ein wunderschönes Baby bekommen.
Ich liebe Dich über alles.
Deine Katie
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 27: "Zukunftsträume"

So, es geht mit einem neuen Kapitel weiter.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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Langsam breitet sich die Dämmerung über Washington aus und hüllt den Raum in diffuses Zwielicht, doch ich mache mir nicht die Mühe, das Licht einzuschalten, denn in der Dunkelheit muss ich den Anblick meiner Umgebung wenigstens nicht mehr ertragen. Vor einiger Zeit hat es erneut zu schneien begonnen, doch ich registriere die dicken Flocken kaum, die in einem dichten Treiben vom Himmel fallen und die weiße Decke, mit der die Stadt verhüllt ist, weiter anwachsen lassen. So sehr Kate dieses Wetter geliebt hat, so sehr möchte ich dieses eisige Schauspiel hassen, aber ich bin nicht einmal dazu in der Lage.
Die Stille um mich herum ist unerträglich, scheint mich fast anzuschreien, während ich mich nicht von der Stelle rühre, darauf warte, dass meine Gedanken zurückkehren, doch nichts passiert, in meinem Kopf herrscht die gleiche Stille. Ich lasse alles über mich ergehen, ertrage das Schicksal, das für mein Leben vorher bestimmt war, denn mittlerweile ist es mir egal. Kates Tod, ihr kleines Geheimnis sind in meinem Inneren stets präsent, haben alles andere verdrängt und lassen lediglich Platz für diese unerträgliche Leere, die mich nicht einmal mehr fühlen lässt, dass ich noch immer am Leben bin, dass ich allein auf dieser Welt zurückgeblieben bin.

Eine Ewigkeit sitze ich bereits hier im Wohnzimmer, auf dem Fußboden vor der Couch und starre unbeweglich vor mich hin. Der kleine Karton, der sorgfältig eingewickelt war, liegt mitsamt Schleife und Papier unbeachtet neben mir, während ich den Inhalt des Päckchens in den Händen halte. Ich klammere mich beinahe an die winzigen Schühchen, die ich darin vorgefunden habe und von denen ich nicht glauben kann, das sie einem Menschen passen können. Doch genau in diesen beiden Dingen hätten in sechs Monaten die Füße unserer Tochter oder unseres Sohnes stecken sollen. Dieses Wissen lässt die Bilder erneut an die Oberfläche dringen, Bilder von der Zukunft, einem glücklichen Leben, das ich nun niemals haben werde.
Vor zwei Stunden habe ich noch auf die erlösenden Tränen gewartet, die vielleicht den Kloß in meinem Hals wegspülen würden, der mir die Luft zum Atmen nimmt. Mittlerweile habe ich diese Hoffnung jedoch aufgegeben, denn ich habe nicht einmal mehr die Kraft zu weinen, habe nicht die Kraft zu trauern. Ich spüre nicht einmal mehr den Schmerz, von dem ich glaubte, er würde mich einholen, wenn ich hierher zurückkehre, denn in meinem Inneren herrscht nur noch gähnende Leere, die alles zu verschlingen scheint, jedes Gefühl. Die Frau, die ich mehr geliebt habe als alles andere auf dieser Welt ist tot, mit ihr unser ungeborenes Kind und jeglicher Sinn, den mein Leben vielleicht einmal hatte.

In diesem Moment kommen mir unwillkürlich die Worte meines Eheversprechens in den Sinn, mit denen ich Kate erklärte, wie sehr ich mir eine Familie mit ihr wünsche. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir das glückliche Funkeln, das mit dieser Aussage in ihre Augen trat, nicht erklären, glaubte, es läge an der Aufregung während der Trauung. Doch nun weiß ich es besser, und mit diesem Wissen zieht sich mein Herz noch stärker zusammen, so dass es mittlerweile auf die Größe einer verschrumpelten Rosine geschrumpft sein muss. Trotzdem schlägt es unerbittlich weiter, hält mich in diesem Leben fest, in dem ich nichts mehr habe, wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Wenn ich damals in dieser Kirche bereits gewusst hätte, welches Geheimnis noch auf mich wartet, dann... Ja, was hätte ich dann getan? Dennoch hätte ich das Schicksal nicht aufhalten, hätte die Dinge nicht ändern können, die unabwendbar ihren Lauf nahmen. Seit ich Kate begegnete, begann ich, an solche Dinge zu glauben, und auch jetzt komme ich nicht gegen den Gedanken an, dass all diese Geschehnisse vorherbestimmt waren, unsere Liebe wohl niemals eine Chance hatte. Obwohl wir erfolgreich gegen Gibbs' Regel Nummer 12 kämpften, verloren wir doch schließlich den Kampf um unsere Zukunft.
Trotzdem kann ich nichts dagegen tun, dass ich mich immer wieder frage, was ich hätte tun können, um ihren Tod zu verhindern. Obwohl ich im Grunde meines Herzens weiß, dass ich keine Möglichkeit dazu hatte, quälen mich dennoch ununterbrochen meine Schuldgefühle. Die Tatsache, dass ich hilflos mitansehen musste, wie sie in meinen Armen starb, kann ich nicht so einfach überwinden, denn die Bilder verfolgen mich überall. Egal, ob ich meine Augen schließe, um ein wenig Schlaf zu finden oder ob ich wach bin, sehe ich ständig ihr wunderschönes Gesicht vor mir, aus dem langsam das Leben entweicht. Und genau in diesen Momenten kommt es mir vor, als würde ich auch mein eigenes verlieren, wenn dies nicht schon lange geschehen ist. Auch wenn mein Herz unerbittlich weiter schlägt, ich einen Atemzug nach dem anderen tue, ist dies doch lediglich meine leere Hülle..
Immer mehr fühle ich mich wie eingesperrt in diesem Gefängnis meiner Erinnerungen, dem ich einfach nicht entfliehen kann, so sehr ich es auch versuche. Sie fehlt mir so sehr, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte, so sehr, dass es mir förmlich das Herz in meiner Brust zerreißt. Es hätte nicht passieren dürfen, sie hätte nicht sterben dürfen, nicht bevor sie ihr Leben gelebt und genossen hätte, das noch vor ihr lag, das vor uns beiden lag. Ich wünsche mir so sehr, dass es mich an ihrer Stelle getroffen hätte, mehr als alles andere, denn dann wäre nicht nur Kate noch am Leben, auch unser Kind würde die Chance bekommen, geboren zu werden.

Schließlich halte ich es nicht mehr aus, bewegungslos auf dem Boden zu sitzen und hilflos meinen Gedanken ausgeliefert zu sein, so dass ich aufspringe und ruhelos durch das Haus wandere. Doch auch dadurch finde ich nicht die Ablenkung, die ich so dringend suche, denn mein Kopf will sich einfach nicht abschalten lassen. Seit Tagen habe ich kein Auge mehr zugemacht, so dass mein Körper kaum noch die Kraft hat, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Dennoch gehe ich weiter von einem Raum in den anderen, die mir jedoch nur noch deutlicher die Zukunft vor Augen führen, die ich mir ihr plante und nun niemals erleben werde. Wir beide hatten den Wunsch nach einer Familie, der schon fast in Erfüllung ging, bereits in greifbare Nähe rückte, bevor dieser Traum zerplatzte wie eine Seifenblase.
Manchmal scheint es mir, als wäre es mir einfach nicht vergönnt, länger mit einem Menschen, den ich liebe, glücklich zu sein. Zum ersten Mal fand ich eine Frau, bei der ich das Bedürfnis verspürte, den Rest meines Lebens mit ihr zu teilen, ihr so nahe zu sein wie keinem anderen zuvor, doch dies sollte nicht in Erfüllung gehen. Vielleicht hat mich die Angst vor einem solchen Verlust, dazu gebracht, mich vor meinen Gefühlen, vor der Liebe zu verschließen. Man sagt immer, die Liebe seines Lebens zu verlieren wäre leichter, als sie niemals kennen gelernt zu haben, aber ich weiß nicht, wie mir dieses Wissen Trost spenden soll. Können die glücklichen Momente mit ihr und meine Erinnerungen an sie den unerträglichen Schmerz wettmachen, den ihr Tod zurücklässt? Ich weiß es nicht.

Ich halte dieses Gefühl einfach nicht mehr aus, das mir die Luft zum Atmen nimmt, so dass ich zielstrebig ins Badezimmer gehe und den Inhalt des Spiegelschrankes über dem Waschbecken durchsuche, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass eine Dose nach der anderen über die kalten Fliesen rollt. Doch endlich umschließen meine Finger das kleine Fläschchen, das ich so dringend suche und das noch randvoll gefüllt ist. Mit einem Griff löse ich den Deckel und lasse ihn zu Boden fallen, bevor ich ein paar der weißen Tabletten in meine Handfläche schütte. Für einen Moment mustere ich die kleinen Pillen, bevor ich mich abwende in die Küche gehe, wo ich eine Flasche aus dem Kühlschrank nehme.
Mit einem leisen Zischen entweicht die Kohlensäure, als der Verschluss mit einem Klacken auf die Fliesen fällt und unter den Tisch rollt. Ich lasse die Tabletten auf meine Zunge fallen und spüle sie mit einem großen Schluck Bier hinunter, das unerwartet angenehm in meiner Kehle prickelt. Mittlerweile ist es wie ein Zwang, so dass ich die Flüssigkeit hastig austrinke, woraufhin sich schneller, als erwartet, ein Gefühl der Leichtigkeit in meinem Inneren ausbreitet. Genau das habe ich jetzt gebraucht, denn endlich gelingt es mir, meinen Schmerz und meine Einsamkeit auszublenden, nichts mehr zu spüren, mich einfach von dem undurchdringlichen Nebel umhüllen zu lassen. Ohne darüber nachzudenken, greife ich mir eine weitere Flasche und lasse mich damit auf der Couch nieder, wo ich ungewohnt entspannt in die Polster sinke.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 28: "Verzweifelte Suche nach Vergessen"

Mit dem neuen Kapitel kommt endlich wieder ein wenig Schwung in die Story.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß.

LG Claudia


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Wie so oft in den vergangenen Tagen lässt mich ein schmerzhaftes Dröhnen in meinem Kopf erwachen, dass sich bei dem Blick in das grelle Sonnenlicht noch zu verstärken scheint. Ein gepresstes Stöhnen dringt durch meine zusammengebissenen Zähne, als ich krampfhaft versuche, meinen Oberkörper in eine halbwegs aufrechte Position zu bringen. Wie immer fühle ich mich wie gerädert, was auch die Nacht auf einer zwar modernen aber nicht sehr bequemen Couch nicht besser macht. Das laute Scheppern einer leeren Bierflasche klingelt schmerzhaft in meinen Ohren und lässt den Presslufthammer in meinem Kopf nur noch eifriger seine Arbeit verrichten. Erschöpft lehne ich mich an das Polster in meinem Rücken und gebe meinen Augen die Zeit, sich an die Helligkeit im Raum zu gewöhnen. Mittlerweile habe ich mich beinahe an die Qualen gewöhnt, die mich an jedem verdammten Morgen heimsuchen, an dem ich erneut aufwache. Doch ich brauche den Alkohol, denn nur dadurch gelingt es mir zu vergessen und wenigstens ein paar Stunden, wenn auch nur wenig erholsamen, Schlaf zu finden. Den ganzen Tag über verfolgen mich meine Gedanken, plagen mich die Erinnerungen, so dass ich immer früher eine Flasche in die Hand nehme, um dem zu entfliehen.
Seufzend richte ich mich schließlich auf und schleppe mich dann die Treppe nach oben ins Badezimmer, um mit einer kalten Dusche meine Lebensgeister wenigstens etwas aufzuwecken. Minutenlang stehe ich unter dem Strahl und lasse das eisige Wasser auf meinen Körper hinab prasseln, bis die Kälte auf meiner Haut tausende Nadelstiche auslöst. Auch dies ist zu einem morgendlichen Ritual für mich geworden, denn nur der Schmerz zeigt mir, dass ich noch immer in meinem verdammten Leben gefangen bin. An jedem Abend wünsche ich mir, nicht ein paar Stunden später wieder zu erwachen, doch diese Hoffnung bleibt weiterhin unerfüllt. Schließlich drehe ich mit einem Griff den Hahn zu und nehme ein Handtuch, das ich um meine Hüften schlinge, ehe ich vor den Spiegel trete. Der Blick in mein eingefallenes Gesicht mit den dunklen Ringen unter matten Augen ist eine weitere Tatsache, an die ich mich in den letzten Wochen gewöhnt habe, die beinahe alltäglich für mich geworden ist. Doch als ich heute auf die Uhr an der Wand sehe, fällt mir augenblicklich mein Termin mit der Direktorin ein, die mich vor einer halben Stunde in ihrem Büro erwartete.

Als ich endlich an ihre Tür klopfe, bin ich über eine Stunde zu spät dran, woran auch mein rasanter Fahrstil nichts mehr ändern konnte. Früher waren meine Kollegen diese Unpünktlichkeit von mir gewöhnt, aber seit Kate in mein Leben getreten war, fiel mir das Aufstehen so viel leichter. Ich wollte so wenig Zeit wie möglich ohne sie verbringen, so dass ich die Stunden, die wir gemeinsam bei der Arbeit verbrachten, nutzte. Doch nun, da sie nicht mehr da ist, gibt es nichts, was mich aus meinem Bett treibt, oder wo auch immer mich die Müdigkeit und die Folgen meines übermäßigen Alkoholkonsums übermannten. „Special Agent DiNozzo.“ Die eisigen Worte und der Blick in das abweisende Gesicht meiner Vorgesetzten reißen mich aus meinen wirren Gedanken, so dass ich ihrer stummen Aufforderung hastig nachkomme und mit einem beinahe schüchternen „Madam Director.“ den hellen Raum betrete. Für einen Moment bleibe ich vor dem Schreibtisch stehen, hinter dem sie sich niederlässt, so dass sie bestimmt erklärt: „Setzen Sie sich!“
Schon lange habe ich mich nicht mehr so unwohl gefühlt wie in diesen Minuten, als ich der rothaarigen Frau gegenüber sitze, die mich mit ihren grünen Augen zu durchbohren scheint. Unzählige Vermutungen schießen mir durch den Kopf, weshalb sie mich in ihr Büro bestellte, doch vermutlich sollte ich endlich meinen Dienst wieder antreten. Immerhin waren mittlerweile sechs Wochen seit Kates Tod vergangen, in denen ich mich irgendwo verkroch, nur um niemanden sehen zu müssen. Ein leises Räuspern lenkt meine Aufmerksamkeit erneut auf Jenny Shepard, deren Blick nun deutlich weicher ist, als sie mich fragt: „Wie geht es Ihnen, Tony?“ Beinahe hätte ich laut aufgelacht, denn um dies zu beantworten, musste man mich lediglich ansehen, um zu erkennen, dass ich mit meiner Kraft am Ende war. Doch ich tue, was ich schon früher am besten konnte, setze ein gezwungenes Lächeln auf und erwidere: „Es ist schwer, aber ich komme zurecht.“ Mein Gegenüber nickt auf diese Äußerung lediglich, bevor sie ihr Anliegen erläutert: „Agent Gibbs und Doktor Mallard hatten mich gebeten, Ihnen Zeit zu geben. Aber ich hoffe, Sie verstehen, dass ich beim besten Willen nicht länger auf sie verzichten kann. Ihr Team braucht Sie.“

So unüberlegt diese Worte vermutlich gewählt sind, haben sie mir dennoch einen Schlag ins Gesicht verpasst, denn bis vor wenigen Wochen gehörte Kate genau zu diesem Team. Was kann ich ohne sie schon tun? Sie war meine Partnerin, die beste, die ich jemals hatte und auf die ich mich in jeder erdenklichen Situation blind verlassen konnte. Nicht nur zu Hause wird sie mir fehlen, auch die Arbeit ist ohne sie nicht mehr wie vorher, denn sie war der Ruhepol unter uns Kollegen. Sowohl ihr Können als Profilerin war in jedem Fall von unschätzbarem Wert, doch sie besaß auch die Gabe, sich durch ihre Einfühlsamkeit in Opfer und Angehörige gleichermaßen hineinzuversetzen. Während wir unsere Ermittlerfähigkeiten unter Beweis stellten, war sie das Herz und die Seele des Team, ohne uns jedoch in irgendeiner Weise nachzustehen. Wenn ich nun hierher zurückkehre, hätte ich an jedem verdammten Tag ihren leeren Schreibtisch vor Augen, den wahrscheinlich bald ein wildfremder Agent beziehen wird. Obwohl ich mich nach Ablenkung sehne, um die Geschehnisse wenigstens für einige Stunden vergessen zu können, weiß ich, dass ich sie an diesem Ort nicht finden werde. Dass diese Tatsache bedeutet, dass ich vermutlich nicht mehr lange Special Agent sein werde, ist mir in diesem Moment vollkommen egal.
Die Direktorin interpretiert mein Schweigen jedoch lediglich als stilles Einverständnis, so dass sie schließlich hinzufügt: „Gut. Agent Gibbs erwartet Sie am Montag früh pünktlich an ihrem Arbeitsplatz.“ Ich nehme ihre Anspielung auf mein verspätetes Erscheinen kaum wahr, sondern nicke lediglich, bevor ich mich beinahe mechanisch erhebe und ihr zur Tür folge. Mir fehlt sogar die Kraft, mich gegen ihre bestimmten Anweisungen zu wehren, so dass ich einfach wortlos zustimme, in der nächsten Woche zum NCIS zurückzukehren. Also nehme ich die Hand, die sie mir mit einem freundlichen Lächeln entgegenstreckt und nicke erneut auf ihre Aussage: „Wir sehen uns am Montag, Agent DiNozzo.“ Mit diesen Worten begleitet sie mich nach draußen, doch als ich zielstrebig zum Aufzug gehen will, lässt mich ihre Stimme inne halten und mich zu ihr umdrehen: „Willkommen zurück, Tony.“ Wieder setze ich mein verkrampftes Lächeln auf, dem man die Unaufrichtigkeit bereits aus weiter Entfernung ansehen muss, doch sie scheint dies nicht zu bemerken, oder sie ignoriert es. „Jen.“ Eine weibliche Stimme zieht ihre Aufmerksamkeit auf sich, so dass ich mich hastig abwende, um meinen Weg fortzusetzen, bevor ich in meiner Bewegung erstarre, als ich in glitzernde dunkelbraune Augen blicke.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 29: "Unerwartetes Wiedersehen"

Das Zusammentreffen mit Ziva bringt Tony dazu, sich auf die Suche nach Ari zu machen.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß.

LG Claudia


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Ich hätte nicht geglaubt, dass ich jemals wieder in dieses Gesicht blicken würde, noch dazu hier an diesem Ort, und doch steht sie jetzt vor mir. Die dunkelbraunen Locken fallen ihr wirr in die Stirn, während ihre fast schwarzen Augen mir aufgebracht entgegen funkeln. Ein wenig bin ich über die Tatsache verwundert, dass auch sie offensichtlich nicht erwartet hat, mich zu treffen, doch ich verdränge diesen Gedanken umgehend. Viel wichtiger ist im Moment für mich die Frage, was sie im Hauptquartier des NCIS will und woher sie Jenny Shepard näher zu kennen scheint. Damals, als ich ihr das erste Mal begegnete, war ich nicht dazu in der Verfassung, meine Überlegungen in diese Richtung zu lenken, zu sehr war ich mit meiner Suche nach dem Terroristen beschäftigt.
Unser letztes Treffen, weit ab von diesen Geschehnissen ist mir noch genau in Erinnerung, so wie jedes einzelne ihrer Worte. Nicht nur dass sie meine Entschuldigung annahm, sie erklärte mir, dass sie meine Tat verstehen konnte und mit Sicherheit so gehandelt hätte wie ich. Die Tatsache, dass sie ihre Ausbildung bei einem der besten und auch gefährlichsten Geheimdienste der Welt genoss, unterschied sie jedoch erheblich von mir. Für sie gehört es vermutlich zur Normalität, Menschen auszuschalten, die sich ihren Kollegen, einer Ermittlung oder dem großen Ganzen entgegen stellen. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie genau die Offiziere des Mossad ihr 'Handwerk' erlernen, aber genauso wenig habe ich Mitleid mit ihr. Ihr Leben geht mich nichts mehr an, denn ich entschuldigte mich für mein Handeln, - eine Entschuldigung, die sie akzeptierte - sodass ich mir wünsche, ihr nie mehr begegnen zu müssen, erinnert sie mich doch viel zu stark an die Vergangenheit, die ich so gern vergessen möchte.
Aber auf meine stumme Frage nach dem Grund ihrer Anwesenheit bekomme ich umgehend von der Direktorin persönlich eine Antwort: „Sie beide kennen sich ja bereits. Agent DiNozzo wird ab Montag seinen Dienst bei uns wieder antreten.“ Bei dieser Aussage scheinen sich die Augen der Israelin noch weiter zu verdunkeln, soweit dies überhaupt möglich ist, erschienen sie mir doch bereits wie die tiefste Nacht. Ich unternehme den Versuch, in ihnen zu lesen, was mir jedoch, genau wie damals, misslingt, offenbaren sie doch nichts von ihren Gedanken oder Gefühlen. Währenddessen fährt meine Vorgesetzte unbeirrt fort, ohne auf die Blicke zu achten, mit denen wir einander mustern: „Officer David ist bis auf weiteres als Verbindungsagentin des Mossad zu uns versetzt worden. Ich habe sie Ihrem Team als Verstärkung zugeteilt.“
Diese Worte treffen mich wie ein Blitz, den ich nicht kommen sah, denn alles habe ich vermutet, aber dies erscheint mir mehr als absurd. Mit dieser Frau, Ari Haswaris Führungsoffizier, sollte ich zusammenarbeiten? Während ich ihr weiterhin unbeweglich in die Augen blicke, die sich noch immer nicht von mir abwenden, ist es, als würde ich ihn darin erkennen. Das arrogante Lächeln, der eiskalte Ausdruck in seinem Gesicht, niemals würde ich dieses Bild wieder vergessen können. Auch in der Vergangenheit verfolgten mich die Erinnerungen an den Terroristen, aber in Gegenwart dieser Frau drängen sie unaufhaltsam an die Oberfläche. Bisher kämpfte ich viel zu sehr mit meinem Schmerz, meiner Trauer um Kate, als dass da Platz für andere Gefühle gewesen wäre. Doch genau in diesem Moment erfassen mich die Wut und der Hass erneut mit einer Welle, die mich zu verschlingen droht und mir die Luft zum Atmen raubt.
Schlagartig wird mir klar, dass ich meine Zeit verschwendet habe, anstatt dafür zu sorgen, dass dieser Schweinehund endlich seine gerechte Strafe erhält. Die Muskeln meines gesamten Körpers spannen sich unwillkürlich an, meine Hände ballen sich zu Fäusten, während mein Herz hart gegen meinen Brustkorb hämmert. Ich habe Mühe, mich zurückzuhalten, denn nur zu gerne würde ich den Aufenthaltsort dieses Terroristen augenblicklich aus ihr heraus prügeln. Aber ich versprach es meiner Katie, niemals wieder einen Unschuldigen zu verletzen, sodass ich mich wortlos abwende und in den Fahrstuhl stürme, der in dieser Sekunde endlich seine Türen öffnet. Als ich allein in der kleinen Kabin stehe, atme ich tief durch, versuche, meine Emotionen wieder unter Kontrolle zu bringen, doch unwillkürlich fühle ich mich wie in einem Gefängnis, aus dem ich nicht mehr entkommen kann.

Sogar, als ich bereits in meinem Auto sitze, spüre ich noch immer ihren stechenden Blick in meinem Rücken, der mich zu verfolgen scheint. Doch mittlerweile gelingt es mir wieder, einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen, sodass ich entschlossen den Motor starte, um die Tiefgarage des NCIS zu verlassen. Mein Weg führt mich quer durch Washington, bis ich in einem ruhigen Vorort halte und meinen Blick zu dem gegenüberliegenden Einfamilienhaus schweifen lasse. Die Auffahrt ist noch verlassen, doch wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, wird demnächst dort ein Wagen halten. Gibbs gibt nicht viel von seiner Vergangenheit preis, aber diese eine Tatsache konnte ich vor einiger Zeit in einem unbeobachteten Moment in Erfahrung bringen. Gut, vielleicht belauschte ich ihn bei einem privaten Gespräch, aber dies ist jetzt vollkommen unwichtig, solange es meinem Vorhaben nützt.
Noch immer behalte ich das Haus im Auge, als mich ein Klopfen an der Scheibe des Beifahrerfensters erschrocken herum fahren lässt. „Agent DiNozzo, was zum Teufel tun Sie hier?“, schallt mir die aufgebrachte Stimme des Mannes entgegen, als dieser die Tür geöffnet hat und sich neben mir niederlässt. Auffordernd sieht er mich an, doch ich mache keine Anstalten, auf diese Frage zu antworten, sodass er leise seufzt und seinen Blick nach vorn wendet. Auch ohne dass ich den Grund ausspreche, warum ich ihn vor dem Haus seiner Ex-Frau abpasse, ist er sich darüber im Klaren, dass ich auf der Suche nach Antworten bin. „Diese Sache wird von der Kommission für interne Angelegenheiten untersucht. Und Sie wissen so gut wie ich, dass ich über laufende Ermittlungen keine Auskunft geben darf.“ Diese Floskeln entfachen meinen Zorn erneut, sodass ich aufgebracht fauche: „Spucken Sie endlich aus, was Sie wissen, Fornell!“
Der FBI-Agent mustert mich einige Sekunden eindringlich, scheint, mit sich zu ringen, doch ich weiß, dass er im Grunde genauso wie jedes einzelne Mitglied meines Teams will, dass dieses Schwein ein für alle Mal aufgehalten wird. Dieser Wusch ist vielleicht nicht mit den Gefühlen vergleichbar, die in meinem Inneren toben, aber er ist stark genug, um ihn eine Entscheidung treffen zu lassen. Deshalb berichtet er schließlich: „Angeblich hatte der stellvertretende Direktor noch Pläne mit Haswari. Aus diesem Grund wurde er nicht nach Guantánamo sondern nach Fort Leavenworth gebracht. Bisher deutet alles darauf hin, dass ihm seine Freunde bei der Hamas die Flucht ermöglicht haben. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt. Aber wir vermuten, dass er bereits mit einem falschen Pass über Europa in den Nahen Osten zurückgekehrt ist. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Und jetzt verschwinden Sie hier!“
Seine letzten Worte nehme ich kaum wahr, während sich meine Hände schmerzhaft um das Lenkrad krampfen, um die Wut und die Hilflosigkeit in meinem Inneren unter Kontrolle zu halten. Die Befürchtung, die mich in dem Moment beschlich, als ich vor einer Stunde der Israelin gegenüber stand, hat sich damit als wahr erwiesen. Dass der Schweinehund nicht ruhen würde, bevor er seine Mission nicht zu Ende geführt hatte, stand für mich seit meiner ersten Begegnung mit ihm außer Frage. Ein Mann wie er würde vermutlich einen Weg aus jedem Hochsicherheitsgefängnis dieser Welt finden - die richtigen Kontakte dafür hat er mit Sicherheit. Aus diesem Grund werde ich erst wieder ruhen können, wenn es mir gelungen ist, ihn endgültig aufzuhalten, egal wie lange es dauern wird. In meinem Kopf spinnt sich bereits ein real erscheinendes Szenario zusammen, wie ich ihn aufspüren könnte, um ihn dann endlich auszuschalten. Doch das laute Geräusch der Autotür, die der Agent energisch hinter sich schließt, lässt mich schließlich aus meinen Gedanken fahren.
 
AW: [NCIS] Vendetta - Blutige Rache

Also die Story finde ich bisher mit Abstand am besten geschrieben. Tonys Gefühle kommen so gut rüber und man will ihn eigentlich dauernd nur in den Arm nehmen und ihn trösten, denn was er durchmachen muss, wäre für jeden von uns zu viel. Dass er sich sogar zu spät noch zu seinem Termin mit Jenny aufrafft, ist echt bemerkenswert, an seiner Stelle wäre ich wohl einfach auf dem Sofa sitzen gelieben ;)
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 30: "Alle Zeit der Welt..."

Ich freu mich immer, dein FB zu lesen.
Dann ist es nicht so, als würd ich nur mit mir selbst reden. :D
Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, daß die Story im nächsten Teil eine Wendung nehmen wird.
Aber jetzt erstmal zum aktuellen Kapitel. Viel Spaß!

LG Claudia


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Nur weil das FBI nicht dazu in der Lage ist, einen Terroristen zu finden, muss das nicht bedeuten, dass er das Land tatsächlich verlassen hatte. Unsere sporadische Zusammenarbeit mit dieser Bundesbehörde hat mir nicht nur einmal gezeigt, dass die Agenten viel zu überzeugt von sich selbst sind, als dass sie in der Lage wären, ihre eigenen Ermittlungen zu hinterfragen. In all den Jahren, die ich nun in meinem Beruf arbeitete, lernte ich, dass ich mich auf meinen Instinkt verlassen konnte, der mir in diesem Moment sagt, dass Ari Haswari sich noch immer in den Vereinigten Staaten, wahrscheinlich sogar hier in Washington, aufhält. Ich spüre es in meinem Inneren, dass er seine Mission noch nicht zu Ende gebracht hat, dass er seine sadistische Ader weiterhin ausleben wird. Wenn ich es nicht bin, dem es gelingt, ihn aufzuhalten, wird er erst aufgeben, wenn er Gibbs gebrochen hat, sodass es ihm Befriedigung bereiten wird, ihn umzubringen.
Es war das Schlimmste für mich, zusehen zu müssen, wie meine geliebte Katie stirbt und sie dabei in meinen Armen zu halten. Aus diesem Grund werde ich es unter keinen Umständen zulassen, dass er seinen blutigen Feldzug fortsetzen kann und noch weitere Menschen dabei umbringt. Abgesehen davon bekomme ich dann endlich meine Rache, denn ich werde nicht aufgeben, bis er endlich dafür bezahlt, was er ihr angetan hat. Beim letzten Mal machte ich den Fehler, ihn schließlich doch zu verschonen, weil es in meiner Natur liegt, aber diesmal weiß ich es besser und werde keine Rücksicht mehr nehmen. Dabei ist es mir vollkommen egal, ob ich dadurch zum Mörder werden muss, bin ich doch an einem Punkt angelangt, an dem mein Seelenheil und mein Gewissen nicht länger wichtig sind. Nichts und niemand wird mich von meinem Vorhaben abhalten können, weder mein Boss, noch Officer David, die mich von nun an mit Sicherheit nicht mehr aus den Augen lassen wird.
Gibbs wird mir erklären wollen, dass der Tod dieses Terroristen mir meine Frau auch nicht zurückbringen wird, aber auch diese Tatsache ist mir gleichgültig. Ich weiß genau, dass es mir kein Gefühl von Genugtuung bereiten wird, ihn zu töten, aber ich muss meinem Hass, meiner Wut freien Lauf lassen, um nicht zu explodieren. Obwohl meinem Kopf klar ist, dass sein Tod nichts an den Tatsachen ändern wird, ist es dennoch wie ein innerer Zwang, ihn aufspüren zu wollen. In meinem Leben gibt es mittlerweile absolut nichts mehr, was mir auch nur im geringsten wichtig ist, sodass ich auch nichts zu verlieren habe. Vermutlich werde sogar ich der nächste auf seiner Liste sein, doch so sehr ich mir wünsche, endlich wieder bei meiner Frau zu sein, werde ich nicht zulassen, dass er darüber bestimmt, wann ich sterbe. Damit habe ich plötzlich wieder ein Ziel vor Augen, dass ich um jeden Preis erreichen will und wofür ich meine gesamte Kraft benötige. Doch sobald der verdammte Schweinehund tot ist, werde ich bereit sein, mein Dasein endlich loszulassen, das mich in dieser kalten, einsamen Welt festhält.

Zivas Rückkehr ließ meinen Kampfgeist zurück an die Oberfläche drängen, sodass ich meine Trauer und meinen Schmerz zurückstelle und meine Wut die Oberhand gewinnen lasse. Ich verdränge meine Gefühle, indem ich mich verbissen in meine Suche nach Ari Haswari stürze, ohne dass etwas anderes für mich zählt. Die Kraft, die in meinem Inneren zurück geblieben ist, reicht nicht aus, um mich mit meinem Verlust auseinander zu setzen, der mich beinahe hätte zerbrechen lassen. Vielleicht hat mich lediglich die Tatsache, dass ich der Isrealin vollkommen überraschend und unvorbereitet gegenüber stand, dazu gebracht, endlich aus meiner Starre aufzuwachen und meinem Überleben einen Sinn zu geben. Bisher fragte ich mich beinahe ununterbrochen, wieso es Kate an meiner Stelle hatte treffen müssen, doch nun weiß ich, dass ich diesem Umstand nutzen muss, um ihren Tod nicht ungestraft zu lassen.
Noch an jenem Tag, als der Terrorist das erste Mal zuschlug und versuchte, meine Frau zu erschießen, sollten wir erfahren, dass er nicht nur ein Mitglied der Hamas sondern gleichzeitig ein Maulwurf im Dienst des Mossad war. Mit diesem Wissen bin ich mir jedoch auch im Klaren, dass es mehr braucht als einen einfachen Bundesagenten, der auf eigene Faust versucht, diesen Schweinehund aufzuspüren. Aus diesem Grund habe ich alle meine alten Kontakte aktiviert, die nach all den Jahren, die ich mittlerweile im Polizeidienst arbeite, nicht wenige sind. Vielleicht sind sie nicht so effektiv wie die einer Ziva David, aber auch ich habe Mittel und Wege auf mehr oder minder legale Weise an mein Ziel zu kommen. Einige meiner ehemaligen Kollegen und Partner hat es in die verschiedensten Länder und Behörden dieser Welt verschlagen, sodass es nun an der Zeit ist, alte Gefälligkeiten einzufordern.
Doch es gibt noch mehr, was ich tue, um mich auf den Moment vorzubereiten, in dem ich endlich dem Mörder meiner Ehefrau gegenüber stehen werde. Noch nie habe ich derart verbissen trainiert wie in letzter Zeit, nicht einmal um die Fitnesstests während meiner Polizeiausbildung zu bestehen. Seit einigen Tagen stehe ich bereits vor dem Morgengrauen auf, vertreibe die Symptome meines übermäßigen Alkoholgenusses mit einer Tablette und folge dem kürzesten Weg in den nahe gelegenen Park. Da ich vor allem die letzten Stunden der Nacht stets wach auf meiner unbequemen Couch verbringe, ist es unerheblich, ob ich mich schlaflos hin und her wälze oder meine Zeit effektiv nutze. Eher im Gegenteil bin ich davon überzeugt, dass mir diese Tatsache in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft noch zu Gute kommen wird. Aber es ist nicht nur meine Ausdauer, die ich trainiere und fit mache für den Augenblick, der mich noch am Leben hält, sondern auch mein Umgang mit Waffen und die Ausübung verschiedener Kampftechniken. In dieser Beziehung ist mir im Grunde meine neue Partnerin ein Vorbild, die mich dazu inspiriert hat, diesen Weg einzuschlagen, obwohl ich bisher nie sonderlich dafür zu begeistern war.
Auch wenn ich es in meinem Inneren kaum erwarten kann, meine Vergeltung zu bekommen, ist es mir egal, wie lange es letztendlich dauern wird. Ich werde nicht aufgeben, werde ausharren, bis ich ihn endlich gefunden habe, denn nun da es in meinem Leben keinen Sinn mehr gibt, habe ich alle Zeit der Welt. Doch so lange ich dieses Ziel vor Augen habe, werde ich nicht zulassen, dass mich etwas davon abhalten wird, denn nur dadurch kann ich Kates Tod rächen. In gewisser Weise gibt mir genau dieses Vorhaben Kraft, gibt mir die Kraft, weiter zu machen und nicht einfach aufzugeben, wie ich es mir noch vor einigen Wochen wünschte. Mittlerweile glaube ich sogar, meine Gefühle, meine Trauer unter Kontrolle zu haben, auch wenn ich tief in mir weiß, dass dies nicht wahr ist, dass ich all das lediglich verdrängt habe. Doch die Erinnerung ist viel zu schmerzhaft, als dass ich dazu in der Lage wäre, sie zu verkraften oder zu verarbeiten, eine Tatsache, zu der ich nicht fähig bin, würde dies doch bedeuten, ich hätte es akzeptiert. Es erscheint mir im Nachhinein beinahe wie grausame Ironie, dass ich sie im glücklichsten Moment meines Lebens verlor, in dem Moment, als unser gemeinsames Leben endlich beginnen sollte.

Man sagt immer, die Zeit würde alle Wunden heilen und dass es mit jedem Tag leichter würde, doch für mich wird es an jedem Morgen unerträglicher, das Großraumbüro zu betreten und Ziva vor mir zu sehen. Aber als wäre die Tatsache, dass ich von nun an stets mit ihr zusammen arbeiten muss, nicht bereits schlimm genug, blickt sie mir auch noch von ihrem Schreibtisch entgegen. Von dem Schreibtisch, der über zwei Jahre lang Kate gehörte, und für mich auch für immer ihr gehören wird, egal was Gibbs oder die neue Direktorin bestimmen. Dies alles fühlt sich einfach nur falsch an, sollte ich doch, sobald ich meinen Kopf von den Akten hebe, meine Frau mir gegenüber sehen. Aber egal wie oft ich mir erhoffe, in einem Albtraum gefangen zu sein, wird es mir dennoch niemals gelingen, daraus zu erwachen, denn dies ist zu der bitteren Realität meines erbärmlichen Lebens geworden. Ein wenig erfüllt es mich mit Genugtuung, dass auch meine Kollegen die Israelin nicht vorbehaltlos akzeptieren, dass vor allem Abby ihr die Eingewöhnung zusätzlich erschwert. Dabei ist es mir vollkommen egal, dass sie im Grunde keines der Geschehnisse zu verschulden hatte, für mich zählt nur, dass sie, Ari Haswaris Führungsoffizier, den Platz einnehmen soll, der Kate und niemand anderem zusteht.
Oft genug fragte ich mich, wie es mir gelingen sollte, mit Ziva David zusammen zu arbeiten, doch irgendwie scheint es zu weiter zu gehen. Vermutlich funktioniere ich, nach allem was geschah, in meinem Job mittlerweile nur noch mechanisch, handle, ohne mir überhaupt darüber bewusst zu sein. Aber in meinem Kopf ist kein Platz für Selbstzweifel, ist kein Platz für Unsicherheit, zu sehr bin ich auf mein eigentlichen Wunsch nach Rache fixiert. Ich setzte erneut meine Maske auf, die beinahe vergessen schien, mir jedoch bereits viele Jahre gute Dienste geleistet hatte, meine wahren Gefühle vor meinen Mitmenschen zu verbergen. Nach außen hin bin ich wieder genau jener Anthony DiNozzo, der ich noch vor einem Jahr war, auch wenn ich nun in Wahrheit innerlich ein gebrochener Mann bin, der sich an einen winzigen Strohhalm klammert, um nicht endgültig zu ertrinken. Doch ich weiß, dass es außer Kate nur einen Menschen gibt, der hinter meine Fassade blicken und meine wirklichen Empfindungen erkennen könnte.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 31: "Sackgasse"

Hallo meine Lieben!

Ich wünsche euch einen schönen Nikolaus und zweiten Advent.
Zur Feier des Tages gibt es auch ein neues Kapitel mit einer unerwarteten Wendung.
Wie immer wünsch ich viel Spaß!

LG Claudia


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In den letzten Wochen verbrachte ich jede freie Minute damit, endlich Ari Haswari auf die Spur zu kommen und seinen Aufenthaltsort herauszufinden. Die ganze Nacht saß ich im Büro, klapperte meine alten Kontakte und ehemaligen Kollegen ab, ohne jedoch den geringsten Erfolg zu haben. Um für dieses Vorhaben eine klaren Kopf zu haben, rühre ich mittlerweile keinen Tropfen Alkohol mehr an, vergrabe mich in meine Arbeit, um keine Zeit zum Nachdenken zu haben. Da jedoch meine Suche nicht vorangeht, muss ich dringend meine Strategie ändern, aber noch immer fehlt mir ein neuer Plan. Steigerte ich mich bisher noch in meinen Wunsch nach Rache hinein, fühle ich mich nun plötzlich wieder vollkommen hilflos. Zum ersten Mal seit Wochen habe ich das Bedürfnis, ja sogar das Verlangen, unser Haus zu verlassen, also suche ich einen anderen Ort, an dem ich meinen Erinnerungen entfliehen kann. Heute ist mir alles egal, auch wenn ich weiß, dass ich dabei bin, erneut unaufhaltsam abzustürzen, lenke ich meinen Wagen zielstrebig meinem Ziel entgegen. Vielleicht sollte ich mich einfach fallen lassen, nur für einen Abend alles um mich herum vergessen, doch wenn es nur so einfach wäre.
Als ich die gemütliche Bar im Herzen der Stadt betrete, schlägt mir unvermittelt eine Mischung aus Alkohol und Zigaretten entgegen, die ich schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Früher, bevor mir bewusst wurde, dass ich mich in meine Partnerin verliebt hatte, verbrachte ich oft meine Abende hier, die für mich jedoch nie allein endeten. Stets schleppte ich eine dieser naiven Frau ab, folgte ihnen in ihr Bett, nur um sie bereits am nächsten Morgen wieder fallen zu lassen. Nicht eine Sekunde dachte ich über ihre Gefühle nach, genauso wenig wie ich mir die Einsamkeit tief in meinem Herzen eingestand, die ich damit versuchte zu betäuben. Doch selbst mir wurde irgendwann bewusst, dass diese Affären nicht das waren, was ich von meinem Leben erwartete, konnten sie doch nicht die Leere in mir ausfüllen. Es gab nur einen einzigen Menschen auf dieser Welt, dem dies gelungen war und diesen hatte ich verloren, während die gleiche Leere in mein Inneres zurückgekehrt ist. Die Erinnerung an Kate verfolgt mich sogar an diesen dunklen Ort, an den sie sich wohl niemals begeben hätte, sodass ich seufzend den Kopf schüttle, um meine Gedanken zu verdrängen und den Weg zur Theke fortsetze.

„Hey Tony. Schön dich endlich mal wiederzusehen. Du hast dich ja eine Ewigkeit nicht bei mir blicken lassen.“ Die Stimme des Barmanns und Besitzers dieses Ladens zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, sodass ich meine Lippen zu einem schiefen Grinsen verziehe, das mir jedoch kläglich misslingt. Jason blickt mich durchdringend an und hakt dann wissend nach: „Lass mich raten! Eine Frau ist für deine jämmerliche Erscheinung verantwortlich?“ Er erwartet auf diese Frage keine Antwort, die ich ohnehin nicht in der Lage gewesen wäre, ihm zu geben, sondern wendet sich geschäftig ab. Doch genauso weiß ich, dass er mein Schweigen anders interpretiert, als es tatsächlich begründet ist, schließlich sieht er in mir noch immer den Casanova Anthony DiNozzo. Nur Sekunden später habe ich einen doppelten Whisky vor mir stehen, den ich in einem Zug austrinke, bevor ich das Glas hart auf die Theke stelle und bestimmt erkläre: „Noch einen.“
Während ich mich erschöpft auf einem Barhocker niederlasse, spüre ich den Blick einer dunkelhaarigen Schönheit auf mir, doch ich bin nicht in der Stimmung, ein Gespräch zu führen, geschweige denn etwas, worauf dieses unweigerlich hinauslaufen würde. Seit ich Kate kannte und mir schließlich meiner Gefühle für sie klar wurde, verspürte ich nie wieder das Verlangen oder das Bedürfnis nach einer anderen Frau, und auch jetzt hat sich diese Tatsache nicht geändert, eher im Gegenteil ist mir bereits der bloße Gedanke daran völlig zuwider. Stattdessen widme ich mich der braunen Flüssigkeit, die in dem Glas, das ich in meiner Hand halte, unaufhörlich hin und her schwankt. Ich nehme einen großen Schluck und fühle kurz darauf das Brennen, das dieser in meiner Kehle hinterlässt und sich bis zu meinem Magen zieht. Unwillkürlich breitet sich die Wärme des Alkohols in meinem Inneren aus, die mich darüber hinwegtäuscht, dass mein Herz noch immer zu einem Eisblock erstarrt ist.
Schließlich trinke ich auch den Rest des starken Gebräus, das langsam angenehm meine Sinne vernebelt, sodass ich mich plötzlich vollkommen leicht, beinahe schwerelos fühle. Genau das habe ich am heutigen Abend gebraucht, auch wenn ich nicht geglaubt habe, dass nur zwei Drinks noch immer diese Wirkung auf mich haben, schließlich nutzte ich diese in den vergangenen Wochen mehr als ausgiebig. Ohne ein Wort hat Jason erneut mein Glas gefüllt, in das ich nach einem kurzen Nicken gedankenverloren starre, beinahe als könnte mir die spiegelnde Oberfläche einen Blick in meine Zukunft gewähren. Ich schotte mich von meiner Umgebung ab, will ich doch von keinem der anderen Gäste, vor allem von keiner Frau, angesprochen werden. Alles, was ich will, ist, allein zu sein, so allein, wie man in einer überfüllten Bar mitten in D.C. an einem Samstagabend überhaupt sein kann.

Ein leises Räuspern reißt mich schließlich aus meinen wirren Überlegungen, als sich die junge Frau, die noch bis vor wenigen Minuten von der rechten Seite der Bar zu mir herüber sah, auf dem Hocker neben mir niederlässt. „Tut mir leid, aber ich habe kein Interesse“, erkläre ich abweisend, beinahe schroff, ohne auch nur den Kopf zu heben, was sie zu einem leisen Lachen verleitet, aus dem deutlich der ausgiebige Alkoholgenuss heraus zu hören ist. „Gut. Ich auch nicht“, erwidert sie schließlich leicht undeutlich, sodass ich meinen Blick verwundert zu ihr wende und überrascht zurückgebe: „Officer David. Ich hätte nicht erwartet, Sie hier zu treffen.“ Sie zuckt lediglich schweigend mit den Schultern, während sie Jason mit einer Geste zu verstehen gibt, ihr einen neuen Drink zu bringen. Wenig später steht auch vor ihr ein neues Glas, bis oben gefüllt mit Tequila, stark und mehr als passend für die junge Mossad-Offizierin. Unwillkürlich stelle ich mir die Frage, welchen Kummer sie versucht, darin zu ertränken, doch ich ignoriere sie, denn im Grunde ist es mir egal.
Als ich zum NCIS zurückkehrte, entschuldigte ich mich erneut bei ihr dafür, dass ich auf sie geschossen hatte, was sie für mich unerwartet mit einem Kopfschütteln abtat. Aber es interessierte mich nicht im geringsten, hinter ihre harte Fassade zu blicken und dadurch zu erfahren, was sie dazu veranlasste, mir diesen Angriff zu vergeben. Auch wenn es uns in den letzten Wochen gelang, uns zusammen zu raufen, um gute Arbeit leisten zu können, habe ich dennoch nicht vergessen, wer sie ist. Mein Verstand erinnert mich an jedem einzelnen Tag daran, dass meine neue Partnerin Führungsoffizierin von Ari Haswari war. Obwohl ich bis heute nicht weiß, was genau die beiden für einander bedeuteten, bleibt dennoch stets das Gefühl, dass irgendetwas sie verband. Vielleicht werde ich es erfahren, wenn ich dem Terroristen endlich gegenüber stehen werde, aber vermutlich wird es für immer ihrer beider Geheimnis bleiben.
Schweigend verharren wir nebeneinander, und während ich bewegungslos den Whisky vor mir anstarre, registriere ich am Rande, dass Ziva zwei weitere Gläser leert. Als sie schließlich von ihrem Hocker rutscht, um zur Toilette zu gehen, krallt sie sich schmerzhaft in meine Schulter, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Doch die Schwerelosigkeit, die ich noch vor zwei Stunden in meinem Inneren gespürt habe, hat sich mittlerweile wieder verflüchtigt, da mein dritter Drink noch immer unberührt vor mir auf der Theke steht. Also lege ich seufzend einen Geldschein auf das glatte Holz vor mir und erhebe mich, um einen Arm um die Taille der Israelin zu legen und sie zu meinem Wagen zu bringen. Sie versucht, sich gegen meinen Griff zu wehren, doch schließlich gibt sie nach und folgt mir leicht schwankend, denn die Ausbildung beim Mossad beinhaltete wohl keine dieser ausschweifenden Abende.
Während der kurzen Fahrt durch die nächtlichen Straßen Washingtons blicke ich starr durch die Windschutzscheibe nach draußen, bin ich doch noch immer verwirrt über den Verlauf dieses Abends. Dennoch nehme ich aus dem Augenwinkel wahr, dass sich meine Kollegin an die Beifahrertür gelehnt und den Kopf von mir abgewandt hat. Als ich eine Viertelstunde später vor ihrem Appartement gehalten habe, lege ich erneut meinen Arm um ihren zierlichen aber gleichzeitig durchtrainierten Körper, um sie nach oben zu begleiten. Ein wenig befangen taste ich in ihrer Jackentasche nach dem Wohnungsschlüssel, bis es mir nach einigen Minuten gelingt, die Tür zu öffnen und Ziva in das Innere zu führen. Lächelnd dreht sie sich plötzlich zu mir und blickt mir in die Augen, sodass ich nicht verhindern kann, mich unweigerlich zu fragen, was ich den ihren lese. Doch als wäre dieser ganze Abend nicht bereits seltsam genug, soll es für mich nur noch unangenehmer werden, als sie ihre Lippen unerwartet und hart auf die meinen presst.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 32: "Neue Pläne schmieden"

Schon ist der dritte Advent angebrochen, den ihr hoffentlich mit der nötigen Vorweihnachtsstimmung verbringt.
Wie immer am Sonntag gibt es ein neues Kapitel für euch. Viel Spaß!

LG Claudia


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Mitten in der Nacht stahl ich mich lautlos aus ihren Armen, aus ihrer Wohnung und ließ sie allein zurück, kaum dass sie eingeschlafen war, um endlich nach Hause zu fahren. Nun stehe ich seit einer halben Stunde unter der Dusche, lasse das kochend heiße Wasser auf meinen Körper prasseln und versuche verzweifelt, dieses schmutzige Gefühl loszuwerden. Doch so sehr ich auch schrubbe, wieder und wieder, will es dennoch nicht verschwinden, scheint regelrecht auf meiner Haut zu haften. Ich hasse mich dafür, was ich meiner geliebten Katie damit antat, aber ich hatte einfach keine andere Wahl, wusste mir nicht mehr zu helfen. Ich muss ihn endlich finden, und wenn der Weg zu ihm nur über Ziva führt, werde ich ihn gehen, koste es, was es wolle, denn mein Schmerz kann mittlerweile nicht stärker werden. Warum sie jedoch mit mir schlief, weiß ich nicht, vielleicht war es der Alkohol, die Einsamkeit oder auch beides zusammen, die sie dazu brachten, sich mir hinzugeben, doch ich weiß, dass es der letzte Weg, der einzige Weg ist, diesen Schweinehund zu kriegen.
Noch immer fühle ich ihre Lippen auf meinen, als sie mich mit ihrem fordernden Kuss geradezu überfiel, der mir die Luft zum Atmen nahm. Innerhalb einer Sekunde wich der letzte Rest Alkohol aus meinem Körper, während mein Kopf auf Hochtouren arbeitete, um einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Alles in mir wehrte sich gegen diese Frau, wehrte sich gegen die unvermittelte Nähe zu ihr, mit dem Wissen, was sie damit bezweckte. Doch schließlich wurde mir bewusst, dass die Israelin genau das fehlende Puzzlestück in meinem Plan war, das ich benötigte, um Ari Haswari zu finden. Meine Suche geriet von einer Sackgasse in die nächste, doch der Terrorist blieb verschwunden, schien, sich erneut in Luft aufgelöst zu haben. Wenn es also einen Menschen auf dieser Welt gab, der seinen Aufenthaltsort kannte, der mir diesen nennen konnte, dann war sie es.
Aus diesem Grund versuchte ich, so gut es ging, meine Gedanken und Gefühle auszublenden und mich nur noch auf mein Ziel zu konzentrieren. Obwohl mein Gewissen schrie, dass sie nicht Kate war, dass sie nicht die Frau war, die ich noch immer über alles liebte, obwohl alles in meinem Inneren sich dagegen wehrte, ignorierte ich dies und begann, ihren Kuss ebenso ungestüm zu erwidern, während meine Hände unter ihr Oberteil wanderten. Ungeduldig befreite ich sie von ihrer Kleidung, denn ich wusste, wenn ich einen Moment inne halten und damit meinem Verstand die Möglichkeit geben würde, mein Handeln zu begreifen, hätte ich bereits verloren. Doch so setzte ich meine Bemühungen fort, während ich versuchte, den Weg zum Schlafzimmer zu finden, wo ich sie auf das Bett drückte und mich dann über sie beugte. In den nächsten Minuten tat ich, was ich so viele Jahre lang getan hatte, ich schlief mit dieser nahezu wildfremden Frau, ohne auch nur die geringste Regung in meinem Inneren zu spüren.

Als ich die Brause der Dusche nach einer Ewigkeit zudrehe, fühle ich noch immer den Schmutz des Betrugs auf meinem Körper, doch meine Entscheidung bereue ich trotzdem nicht. Ich habe meine Zeit damit vergeudet, mein Leben wieder auf die Reihe bekommen zu wollen, aber was ich in den letzten Wochen führte, war schon lange kein Leben mehr. Nun muss ich endlich damit beginnen, meinen Wunsch nach Vergeltung in die Tat umzusetzen, und wenn dies dafür nötig ist, dann soll es eben so sein. Den Gedanken an Kate und ihre Reaktion auf mein Handeln verdränge ich energisch, denn nicht einmal sie kann mich im Moment noch von meinem Vorhaben abhalten. Wenn alles vorbei ist, bin ich mir sicher, dass sie mich verstehen und mir auch irgendwann verzeihen wird, doch darüber zerbreche ich mir den Kopf, wenn es soweit ist. Mein Verlangen nach Rache hat meinen Verstand so stark vernebelt, dass alles andere unwichtig erscheint und mich nichts und niemand davon abbringen kann.
Während ich ein Handtuch um meine Hüfte schlinge, überlege ich, wie ich meinen Plan am geschicktesten voran treiben kann, ohne Ziva misstrauisch zu machen. Ich weiß, dass sie die Ausbildung des wohl besten und gleichzeitig auch skrupellosesten Geheimdienstes genoss, eine Tatsache, die ich niemals unterschätzen darf. Vermutlich gelingt es ihr ohne Schwierigkeiten, jeden meiner Gedanken zu erahnen, noch bevor mir dessen selbst bewusst bin. Mit Sicherheit kann ich sie nicht einfach dazu bringen, mich zu ihm zu führen, aber ich werde geduldig sein und auf meine Chance warten. Irgendwann, da bin ich mir sicher, wird sich die Gelegenheit bieten, die mich auf seine Spur führt, auch ohne dass sich die Israelin darüber im Klaren ist. Doch zuerst muss ich mit Bedacht handeln, denn ich habe keine Ahnung, wie sie auf die Geschehnisse des vergangenen Abends reagieren wird.
Um an mein Ziel zu gelangen muss ich positiv denken, denn auch nur der kleinste Selbstzweifel könnte das Ende meines Plans bedeuten. Ich weiß, dass dies vermutlich meine einzige Chance ist, um dem Schweinehund endlich auf die Spur zu kommen, sodass ich alles tun werde, um sie zu nutzen. Mein unwiderstehlicher Charme hat noch jeden zum Erliegen gebracht, sodass ich mir sicher bin, dass es auch ihr nicht anders ergehen wird, die im Grunde auch nichts gegen ihre körperlichen Bedürfnisse ausrichten kann. Bei diesem Gedanken breitet sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus, denn mittlerweile gefällt mir die Vorstellung viel zu gut, eine eiskalte Mossad-Offizierin dazu zu bringen, mir zu verfallen, um zu meinem Ziel zu gelangen. Es hat wirklich seine Vorteile mit gutem Aussehen und großem Selbstbewusstsein gesegnet zu sein, auch wenn ich beides bisher noch niemals für Zwecke wie diesen einsetzte.

Ein Zittern rinnt durch meinen Körper, sodass ich vergeblich versuche, meine Decke enger um mich zu schlingen, die jedoch viel zu klein scheint. Es bleibt mir nichts anders übrig, als meine Augen zu öffnen, denn die Kälte, die mich umgibt, würde mich ohnehin nicht wieder einschlafen lassen. Als ich an mir herunter blicke, stelle ich verwundert fest, dass ich lediglich ein Handtuch über mir ausgebreitet habe, das kaum meinen Oberkörper verhüllt. Nach und nach setzt mein Verstand wieder ein, sodass ich mich daran erinnere, dass ich mich kurz auf die Couch setzte, um mich ein wenig zu entspannen, bevor ich zur Arbeit fahren wollte. Die Arbeit. Ein erschrockener Blick auf die Uhr lässt mich genervt stöhnen, denn ich hätte bereits vor zwanzig Minuten an meinem Schreibtisch sitzen müssen. Doch nun ist es auch egal, wann ich im Hauptquartier eintreffe, verspätet habe ich mich ohnehin, sodass ich nach oben gehe, um mir etwas anständiges anzuziehen, denn es gilt, eine Israelin zu beeindrucken und ihr Interesse an mir zu schüren.
Mein Boss mustert mich prüfend, als ich schließlich beinahe eine Stunde zu spät aus dem Fahrstuhl trete, sodass ihm die dunklen Augenringe nicht entgehen, die ich nicht verschwinden lassen konnte. „DiNozzo, mitkommen!“, zischt er gefährlich leise, noch ehe ich die Möglichkeit habe, mich hinter meinem Schreibtisch niederzulassen, sodass ich ihm seufzend in seinen persönlichen Konferenzraum folge. Ich spüre, dass der Blick meiner Kollegin auf mir ruht, doch bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, ihr Verhalten nach dem vergangenen Abend zu beurteilen. Hätte ich ihr jedoch auch nur einen Moment den Kopf zugewandt, wäre ihren Augen begegnet, bin ich mir sicher, hätte ich nur noch mehr unangenehme Fragen zu beantworten. Gibbs benötigt nur einen winzigen verstohlenen Blick, um genau zu spüren, dass etwas zwischen uns vorfiel, was nicht hätte passieren dürfen.
Als der Aufzug seine Türen hinter uns schließt und wenig später in seiner Bewegung inne hält, wende ich meine Aufmerksamkeit meinem Vorgesetzten zu, dessen undurchdringliche Miene in ein eisblaues Licht gehüllt ist. „Hast du gestern Abend getrunken?“, fragt er ohne Umschweife, sodass ich bestimmt den Kopf schüttle und genervt erwidere: „Nein, habe ich nicht. Ich habe nur schlecht geschlafen.“ Ich kann in seinen Augen lesen, dass er meinen Worten keinen Glauben schenkt, bevor er erneut nachhakt: „Wenn es nicht der Alkohol war, der dich wach gehalten hat, was war es dann? Deine heimlichen Nachforschungen?“ Ein wenig verwundert blicke ich ihn an, doch ich hätte wissen müssen, dass einem Jethro Gibbs nichts entgeht, der nun auch erklärt: „Ja, ich weiß davon. Hast du wirklich geglaubt, du könntest es vor mir verbergen?“ Vielleicht trogen mich meine Sinne, und ich war tatsächlich der abwegigen Aussicht erlegen, ich könnte einmal ohne sein Wissen handeln, aber im Grunde wird mich auch dieses nicht davon abhalten.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 33: "Offenbarungen"

Auch an dieser Stelle wünsche ich euch einen schönen vierten Advent.
Wie immer viel Spaß!

LG Claudia


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Mein Boss seufzt leise, als er sich an die kühle Metallwand lehnt, ohne mich dabei jedoch aus den Augen zu lassen, die mittlerweile einen für mich undefinierbaren Ausdruck angenommen haben. Während ich eine Moralpredigt erwartet habe, scheint er, ungewohnt unsicher zu sein, scheint, mit sich zu ringen, was genau er sagen soll. Dieses Verhalten verwirrt mich zunehmend, ist der harte Marine doch normalerweise kein Mann, dem es schwer fällt, die richtigen Worte zu finden, geschweige denn diese auszusprechen. Nach einer gefühlten Ewigkeit durchbricht er jedoch erneut die Stille, die sich um uns ausgebreitet hat: „Tony, bitte tu' dir das nicht an!“ Noch ehe er weiter sprechen kann, unterbreche ich ihn bereits ungeduldig und erkläre bestimmt: „Ich weiß, was mich meine Rache kostet. Aber das ist es wert.“ Es gibt in meinem Leben nichts mehr, was sich zu verlieren lohnt, nicht einmal selbiges, würde mich dieser Verlust doch endlich wieder mit meiner geliebten Katie vereinen.
Er gibt ein leises Seufzen von sich, scheint, darüber nachzudenken, wie er seine Gedanken in Worte fassen soll und erwidert dann: „Aber Vergeltung wird deinen Verlust nicht wiedergutmachen können. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede! Und ich will nicht, dass du denselben Fehler begehst wie ich.“ Für einen Moment vergesse ich meine Wut und blicke ihn fragend an, denn ich habe nicht die geringste Ahnung, was er mir damit sagen will, doch meine Neugierde verlangt nach einer Antwort. Ohne dass ich nachhaken muss, beginnt er schließlich, die ganze Geschichte zu erzählen, die ich nicht von ihm erwartetet hätte, glaubte ich doch immer, dass er stets seine Gefühle kontrollieren könnte. Aber wahrscheinlich musste auch er lernen, dass es Dinge gab, die alles von einer Sekunde auf die andere änderten und einen vollkommen anderen Menschen zurückließen. In den Jahren, die wir beide uns nun kennen, war mir unterbewusst stets klar, dass es etwas gab, dass eine schmerzhafte Vergangenheit gab, die er tief in seinem Inneren verbarg und sie wohl niemals offenbaren würde.
„Als ich dir von meiner Frau und meiner Tochter erzählt habe, habe ich dir einen Teil der Wahrheit verschwiegen. Auch ich konnte ihren Tod nicht akzeptieren, wollte Rache. Ich habe den zuständigen Ermittler dazu gebracht, mir den Namen ihres Mörders preiszugeben. Und dann habe ich ihn aufgespürt und umgebracht. Noch heute spüre ich, wie meine Hände mein Scharfschützengewehr umklammerten, während sich mein Finger um den Abzug spannte. Doch als der Schuss fiel und ihn leblos zu Boden gehen ließ, war der Schmerz in meinem Inneren noch immer vorhanden, noch immer so stark wie zuvor und kein Stück gelindert. Vielleicht sogar noch stärker als zuvor. Ich hatte zwar meine Vergeltung bekommen, doch meine Familie war dennoch tot.“ Seine Stimme beginnt, merklich zu zittern, sodass Gibbs inne hält und kurz schweigend die Augen schließt, um die Bilder der Vergangenheit zu vertreiben.
Während seiner Erzählung hatte er Mühe, mir in die Augen zu blicken, sodass ich förmlich spüren konnte, wie viel Kraft ihn jedes einzelne Wort kostete. Doch nun sieht er mich erneut durchdringend an und fügt bestimmt hinzu: „Sie werden durch seinen Tod nicht zu dir zurückkehren. So sehr du dies auch hoffst, es wird nicht passieren.“ Auch wenn ich mir im Grunde darüber im Klaren bin, will ich diese Tatsache im Moment nicht wahrhaben, sodass die harten Worte aus seinem Mund die Wut in meinem Inneren schüren, sodass ich aufgebracht zurückgebe: „Du hattest acht Jahre mit deiner Frau und deiner Tochter. Trotzdem konntest ihren Tod nicht einfach akzeptieren. Kate und ich hatten nicht einmal einen einzigen Tag gemeinsam. Unser Baby hatte nie die Chance auf die Welt zu kommen. Denkst du wirklich, ich könnte einfach vergessen?“
Wenn es einen Menschen gibt, der weiß, was in meinem Inneren vorgeht, dem es gelingt, hinter meine Maske zu blicken, dann ist es mein Boss. Doch es ist nicht nur die Tatsache, dass er selbst einen solchen Verlust verkraften musste, die ihm dies ermöglicht, er besaß schon immer Fähigkeit, mich zu durchschauen. Er schüttelt verständnisvoll den Kopf, was überhaupt nicht zu ihm passen will, bevor er einen Schritt auf mich zu geht und seine Hand auf meine Schulter legt. Ich spüre den leichten Druck, der von dieser ausgeht, während er mir ernst in die Augen blickt und erwidert: „Bitte sei vorsichtig, Tony! Ich weiß, dass ich dich nicht davon abhalten kann. Aber ich würde es nicht verkraften, auch dich noch an ihn zu verlieren.“ Wie vom Donner gerührt, stehe ich da, sehe meinem Boss dabei zu, wie er mit einem Griff den Aufzug startet und diesen nur Sekunden später verlässt. Es gelingt ihm immer wieder aufs Neue, mich zu überraschen, doch obwohl dieses Wissen einen Hauch von Geborgenheit in meinem Inneren auslöst, können auch diese Worte mich nicht daran hindern, meine Entscheidung in die Tat umsetzen zu wollen.

Als ich an meinen Schreibtisch zurückkehre, sehen mich meine Kollegen fragend an, doch ich schüttle lediglich den Kopf, bevor ich mich auf meinem Stuhl niederlasse. Ich bin nicht in der Stimmung, ihre Neugier zu stillen, genauso wenig wie ich beabsichtige, ihnen den Grund unserer Unterhaltung zu offenbaren. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass vor allem Ziva unter keinen Umständen vorzeitig von meinem Vorhaben erfahren soll, widerstrebt es mir, zuzugeben, was Kates Verlust aus mir gemacht hat. Obwohl ich mir immer wieder einrede, dass ich das Richtige tue, dass Ari Haswari den Tod verdient hat, weiß ich es doch in meinem Inneren besser. Auch wenn vor allem McGee oft unter meinen Sprüchen, unter meinen Streichen zu leiden hatte und ich es niemals zugeben würde, versuchte ich dennoch stets, ihm ein Mentor zu sein, so wie mein Boss es für mich gewesen war. Deshalb will ich nicht, dass er weiß, was ich im Stande bin zu tun, nur um meine Rache zu bekommen, bin ich doch mittlerweile schon lange kein Vorbild mehr.
Ein kurzer Blick zu Gibbs zeigt mir lediglich seinen verlassenen Arbeitsplatz, was mir nahe legt, dass er sich auf den Weg gemacht hat, um einen neuen Kaffee zu besorgen, sodass ich versuche, mich endlich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Doch so oft ich auch die Zeilen in dieser Akte vor mir lese, spuken noch immer seine letzten Worte unaufhörlich durch meinen Kopf, was er vermutlich auch damit beabsichtigt hat. Noch vor einigen Monaten hätte ich viel für diese Offenbarung aus seinem Mund gegeben, hätte sie mir doch gezeigt, wie wichtig ich ihm bin. Aber nach allem, was in den letzten Wochen geschehen ist, kann auch seine Verbundenheit mir nicht dabei helfen, meinen Verlust und meinen Schmerz ungeschehen zu machen. Aus diesem Grund schiebe ich die Erinnerung an unser Gespräch weit von mir und vertiefe mich in die vor mir liegende Akte, sodass ich nicht realisiere, dass mein Boss wenig später das Büro betritt. Nach einem prüfenden Blick auf mich lässt auch er sich hinter seinem Schreibtisch nieder und wendet sich seiner Arbeit zu, ohne auch nur ein einziges Mal den Verdacht aufkommen zu lassen, worum sich unsere Unterhaltung vor einigen Minuten drehte.

Ein Blick auf die Uhr lässt mich genervt den Stift aus der Hand legen und energisch die letzte Akte zuklappen, die ich gerade abgeschlossen habe. Für einen Moment recke ich meine verspannten Glieder, während mein Blick dem meiner Kollegin am gegenüberliegenden Arbeitsplatz begegnet, die ich nun freundlich anlächle. Ziva scheint jedoch, verwirrt über diese Geste zu sein und wendet ihre Aufmerksamkeit erneut ihrer Arbeit zu, auch wenn ich mir sicher bin, dass sie diese bereits erledigt hat. Ich spüre die Augen meines Vorgesetzten auf mir, der dieses Lächeln argwöhnisch zur Kenntnis genommen hat, doch ich ignoriere ihn und erhebe mich, um nach meinen Sachen zu greifen. Mir entgeht das leise Knurren keineswegs, das daraufhin missbilligend seine Lippen verlässt, ehe er bestimmt erklärt: „Feierabend.“ Genau diesem Wort habe ich entgegen gefiebert, ist es doch so etwas wie ein Startschuss, um endlich den ersten Teil meines neuen Plans in die Tat umzusetzen.
Einige Sekunden halte ich inne, doch als die Israelin den Fahrstuhl betritt, folge ich ihr und zwänge mich zwischen den sich schließenden Türen hindurch in das Innere. Sie scheint, sich sichtlich unwohl zu fühlen, mit mir in diesem engen Raum gefangen zu sein, sodass sie versucht, ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen, während sie ungeduldig die Anzeige des Stockwerks fixiert. Ich verzichte jedoch darauf, die Kabine auf ihrer Fahrt in die Tiefgarage anzuhalten, würde ich meine Kollegin damit nur noch stärker in Bedrängnis bringen. Stattdessen blicke ich schweigend auf die Metallwand vor mir und warte auf die Gelegenheit, den Stein endlich ins Rollen zu bringen. Das leise 'Pling' verursacht ein nervöses Kribbeln in meinem Inneren, kommt es doch nun darauf an, die richtigen Worte zu finden. Nachdem sie förmlich vor mir aus dem Aufzug geflohen ist, folge ich ihr zu ihrem Wagen, wo ich sie daran hindere, einfach einzusteigen, indem ich die Tür erneut ins Schloss drücke, während ich nahe vor sie trete.
Nun ist sie gezwungen, sich zu mir umzuwenden, während sie mich zornig anfunkelt, woraufhin ich sie jedoch mit meinem unwiderstehlichen Lächeln bedenke und vorschlage: „Lass uns noch etwas trinken gehen, Ziva!“ Für einen Augenblick sieht sie mich verwirrt an, bevor sie abweisend erwidert: „Ich halte das für keine gute Idee, Tony.“ Die Gedanken, die mir bei ihren Worten durch den Kopf gehen, lasse ich mir nicht anmerken, sondern erkläre bestimmt: „Wir sind beide erwachsene Menschen, die Beruf und Privatleben trennen können. Außerdem haben wir beide keinerlei Verpflichtungen. Oder liege ich da falsch?“ Diese Aussage bringt mein Herz dazu, sich schmerzhaft in meiner Brust zusammen zu ziehen, doch auch dieses Gefühl ignoriere ich und lächle sie weiterhin an, während ich zufrieden ihr Kopfschütteln wahrnehme. In dieser Sekunde weiß ich, dass ich gewonnen habe, dass die Israelin sich meinem Charme nicht länger entziehen kann, sodass ich mich abwende und im Gehen selbstsicher hinzufüge: „In einer Stunde. Gleicher Ort wie gestern.“
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 34: "Ein Leben in der Dunkelheit"

Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Weihnachtsfest.
Jetzt, nachdem der größte Streß vorbei ist, gibt es ein neues Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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Innerhalb der vergangenen Wochen entwickelte ich ein abendliches Ritual, das ich, so sehr ich es auch verabscheute, an jedem einzelnen Tag pflegte. Ich stürzte mich in meine Arbeit, um wenigstens für einige Stunden zu vergessen, was mich antrieb, um zu vergessen, womit ich meine Freizeit verbrachte. Gleichzeitig versuchte ich zu vergessen, dass Gibbs mich kaum noch aus den Augen ließ, dass er jede meiner Bewegungen verfolgte. Aber er wusste so gut wie ich, dass ich es niemals zulassen würde, die Genugtuung über Aris Tod meinem Vorgesetzten zu überlassen. Deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als dabei zuzusehen, wie ich meinen Plan verfolgte, während ich nicht dazu in der Lage war zu realisieren, wie sehr ihn dieses Wissen quälte.
Sobald ich es schließlich geschafft hatte, meine Arbeit hinter mich zu bringen, fuhr ich umgehend nach Hause, um mich für den Ausklang der Nacht umzuziehen. Hatte ich früher jedoch eine kleine Ewigkeit vor dem Schrank und im Badezimmer zugebracht, die jeder Frau Ehre gemacht hätten, war es nun eher zu einer lästigen Pflicht für mich geworden. Aber ich führte mir stets mein Ziel vor Augen, das ich verfolgte, ohne Rücksicht auf Verluste, sodass ich beinahe mechanisch nach meiner Kleidung griff. Mittlerweile hatte ich es gelernt, meinen Kopf bei diesen Handlungen, die ich so sehr verabscheute, auszuschalten, sodass ich nicht länger darüber nachdachte. Nie benötigte ich länger als eine halbe Stunde, bevor ich erneut die Treppe ins Erdgeschoss hinabging und wenig später die Haustür hinter mir ins Schloss fallen ließ.
Man könnte es schon schon beinahe als Flucht bezeichnen, was mich aus meinem früher so gemütlichen Heim hinaus in die kalte dunkle Welt trieb. In den letzten Wochen wurde genau dieses Haus zu einer Art Zwischenstation auf meinem Weg von der Arbeit in eine kleine finstere Bar. Nicht einmal die Nacht verbrachte ich noch in meinen eigenen vier Wänden, sondern kehrte erst im Morgengrauen dahin zurück, um kurz darauf meinen Weg zurück zur Arbeit anzutreten. Genau an diesem Punkt schloss sich der Kreis, begann einer neuer Tag von vorn, der gleichzeitig jedem einzelnen der voran gegangenen glich. Ein Ritual, das ich pflegte in der absurden Hoffnung, endlich den Schweinehund zu finden, der für den Tod meiner Familie verantwortlich war, der mir das Wichtigste in meinem Leben und damit im Grunde auch dieses nahm.

Aber auch der weitere Verlauf des Abends gestaltete sich immer wieder gleich, indem ich eines der unbekannten Lokale betrat, in dem ich mit Sicherheit nicht Gefahr lief, einen meiner Kollegen zu treffen, und mich mit einem Bier an der Theke niederließ. So verlockend es auch war, sich wie so oft dem Alkohol hinzugeben, um nicht ertragen zu müssen, was ich erneut vorhatte zu tun, konnte ich es nicht riskieren, den entscheidenden Moment zu versäumen. Viel zu lange war ich mittlerweile geduldig, als dass ich all dies nun so einfach aufs Spiel setzen konnte, nur um am Ende doch alles zu verlieren. Deshalb ertrug ich weiterhin mein Handeln, genauso wie mein schlechtes Gewissen, das mich bereits am frühen Morgen erwartete, kaum dass ich begann, den Schlaf aus meinem Bewusstsein zu vertreiben, mich nicht losließ, wenn ich aus ihrem Appartement floh und mich in jeder Sekunde des Tages verfolgte, bis alles von Neuem begann.
Im Grunde findet mein gesamtes Leben nur noch in der Nacht statt, in den Stunden, die ich allein mit Ziva verbringe und förmlich darauf lauere, einen Anhaltspunkt auf Ari Haswaris Aufenthaltsort zu bekommen. Während der Zeit, die ich meiner Arbeit nachgehe, bin ich gewissermaßen nur noch körperlich anwesend, denn mein Geist wandert bereits zu dem bevorstehenden Abend. Jede freie Minute, von denen mir mittlerweile nicht mehr viele bleiben, verbringe ich weiterhin damit, meinen Kontakten nachzugehen, in der Hoffnung auf eine, wenn auch noch so winzige, Spur. Aber tief in meinem Inneren weiß ich, dass er viel zu wachsam ist, dass er genug Freunde hat, als dass es möglich wäre, ihn aufzuspüren. Gleichzeitig ist meine neue Partnerin jedoch viel zu vorsichtig, viel zu misstrauisch, um mich an sich heran zu lassen und mir auch nur ein wenig Vertrauen zu schenken, dazu sitzt ihre Ausbildung zu tief.

In der vergangenen Woche schlug sich unser Team tagelang mit einem überaus bizarren Fall die Nächte um die Ohren, ohne dass wir dem Täter auch nur einen Schritt näher kamen. Obwohl ich vom ersten Moment an wusste, dass es niemand anderer war als Ari Haswari, auf dessen Konto der überaus blutige Mord an einem Marine Offizier ging, dessen Leiche auf dem Navy Yard gefunden wurde, gab es doch keinen Hinweis. Doch ich wusste, dass dieser Mann der einzige war, dem es gelang, die Wachposten zu umgehen und ein Blutbad ohne die kleinste Spur direkt vor unserer Tür zu hinterlassen. Dennoch teilte keiner meiner Kollegen diese Meinung, sodass ich nach dem unweigerlich daraus resultierenden Streit meine Ermittlungen ohne ihre Hilfe, ohne die Zustimmung meines Bosses in diese Richtung lenkte. Aber gerade von Gibbs hatte ich mir mehr erwartet, musste er doch besser als jeder andere wissen, wozu dieser Schweinehund in der Lage war, und dieser Fall schrie förmlich seinen Namen.
Mittlerweile kann ich nicht einmal mehr unterscheiden, ob ich mich lediglich in diese Sache verrannte oder ob an meinem Verdacht tatsächlich etwas wahres war. Ich wünschte mir so sehr, dass er schuldig war, dass mich die Wahrheit im Grunde nicht mehr interessierte, dass ich meine Augen davor verschloss. Doch ich musste einsehen, dass mir auch dieser Umstand nichts brachte, dass dieser Mann weiterhin ein Phantom blieb, das sich erneut in Luft aufgelöst hatte, um im Dunkel der Nacht zu verschwinden und unauffindbar zu bleiben, bis es unvorhersehbar erneut zuschlug. Wenn ich ehrlich bin, ist es vollkommen egal, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege, denn auch diese würde mich ihm keinen Schritt näher bringen. Vielleicht war es auch nur seine Art, mir eine Botschaft zu übermitteln, mir zu zeigen, dass ich zu schwach war, dass es mir niemals gelingen würde, ihn zu fassen.
Aber Ari Haswari hatte schon immer seine Handlanger, die ihm hörig waren und alles für ihn taten, dabei war es egal, ob sie einen bestialischen Mord verübten oder für ihn ins Gefängnis gingen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass keine unserer Spuren zu ihm führte, sondern einen Mann in Verdacht brachte, der keinerlei Motiv zu haben schien. Der einzige Grund, die Tat zu gestehen und dafür verurteilt zu werden, war der Befehl seines Anführers, dessen offenes Ansehen er damit zu genießen glaubte. Doch dieser Schweinehund lässt jeden, auch in seinem nächsten Umfeld, fallen, sobald er ihm nicht länger nützlich sein kann, räumt ihn gegebenenfalls sogar selbst aus dem Weg, um sich seiner endgültig zu entledigen. Vermutlich würde sich an dieser Tatsache auch niemals etwas ändern, denn dazu, das muss ich eingestehen, ist dieser Mann zu charismatisch, als dass Menschen wie unser Verdächtiger sich ihm entziehen könnten.

Heute habe ich zum ersten Mal seit dem Auffinden dieser Leiche die Kraft, einen annähernd klaren Gedanken zu fassen, so sehr verbiss ich mich in diesen Fall. Es war beinahe so, dass ich nichts um mich herum wahrnahm, dass ich nur noch für die Ermittlungen lebte, nicht einmal mehr zum Schlafen nach Hause fuhr. Hatte mich schon zuvor nichts mehr an diesen Ort getrieben, hatte ich nun endlich einen Anlass, ihm vollkommen zu entfliehen. Im Grunde gab ich mich dieser wahnhaften Idee, von der ich besessen schien, gern hin, half sie mir doch zu vergessen, wenn auch nur für eine viel zu kurze Zeit. Doch nun ist es endgültig vorbei, der Fall abgeschlossen, der Täter auf dem Weg nach Fort Leavenworth, während der Bericht vor mir auf dem Schreibtisch nur noch darauf wartet, dass ich meine Unterschrift darunter setze. Mit diesen Buchstaben, die ich schließlich in einer fließenden Handbewegung so unleserlich wie gewöhnlich auf das Papier schreibe, akzeptiere ich endgültig die Tatsache, dass Ari Haswari einmal mehr ungestraft entkommt.
Als ich die Mappe auf den Arbeitsplatz meines Bosses gelegt habe und mich wieder abwende, wandert mein Blick unwillkürlich nach draußen, wird förmlich angezogen von den unzähligen Lichtern der Stadt, über die bereits vor Stunden die Nacht herein brach. Für wenige Sekunden halte ich inne, doch meine innere Unruhe gönnt mir diesen Moment der Stille nicht, sodass meine Augen beinahe mechanisch meine Partnerin streifen. Wieder einmal ist ein Tag vergangen, ist die Zeit gekommen, die mich zu ihr treibt, die mich in ihre Arme treibt, doch in der Hoffnung worauf? Auf Vergessen? Das konnte ich schon lange nicht mehr, nicht einmal der Alkohol konnte dies bewirken. Auf Hoffnung? Die gab ich schon vor langer Zeit auf, verlor sie in dem Moment, in dem ich Kate verlor. Auf Vergeltung? Auch wenn ich beinahe nicht mehr daran glaube, ist dennoch mein blinder Wunsch nach Rache noch immer das Einzige, was mich am Leben hält.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 35: "Ehrliche Worte"

Ein frohes Neues Jahr, euch allen.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß mit dem neuen Kapitel.

LG Claudia


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Als Ziva weit nach Mitternacht die Tür zu ihrer Wohnung öffnet, tritt sie hastig in das Innere, nur um beinahe sofort im Badezimmer zu verschwinden. Ein leises Seufzen kommt über meine Lippen, denn obwohl ich bemerkt habe, dass sie in den letzten Stunden sehr schweigsam war und im Gegensatz zu den vergangenen Abenden kaum etwas trank, bin ich nicht in der Stimmung, sie aufzuheitern. Mit dem Gedanken, dass die Israelin sicher nicht zu den Frauen gehört, die so einfach in Tränen ausbrechen und dann getröstet werden wollen, sehe ich mich ein wenig um. Bisher hatte ich nie die Gelegenheit dazu, denn entweder tasteten wir uns in der Dunkelheit in ihr Schlafzimmer, ohne voneinander abzulassen, oder ich stahl mich bereits in der Dämmerung davon. Ich weiß nicht, wie ich mir die Räume, in denen meine Kollegin lebt, vorgestellt habe, aber als ich die karge Einrichtung eingehend mustere, wird mir klar, dass sie Washington nicht als Heimat betrachtet, wohl niemals betrachten wird.
Keines der Zimmer besitzt eine persönliche Note, die die Bewohnerin erkennen lässt, keine Farbe erhellt die dunklen schweren Möbel, die kein einziges Foto ziert. Obwohl ich in meinem Zuhause die Zeugnisse der Vergangenheit meinen Augen entzog, weil ich ihren Anblick nicht länger ertrug, brachte ich es dennoch nicht über mich, sie in einer Kiste zu verstauen und auf den Dachboden zu bringen. Doch dieses Appartement könnte man beinahe als kahl bezeichnen, noch immer stehen mehrere Kartons in den Ecken, obwohl meine Partnerin bereits seit einigen Wochen in Washington lebt. Es muss auf sie wie eine vollkommen andere Welt wirken, nicht nur oberflächlich, unterscheiden sich doch vor allem die Temperaturen an der Ostküste erheblich von jenen in Israel. Aber auch das gesamte Umfeld ist mit Sicherheit neu für sie, so oft sie in ihrem Leben auch durch beinahe jedes Land dieser Welt reiste, ist es dennoch etwas anderes, womöglich für die nächsten Jahre an diesem Ort zu verweilen.
Noch immer ist sie eine Fremde, sowohl in dieser Stadt, als auch in unserem Team, was sie oft genug zu spüren bekommt, denn würde unsere Direktorin nicht Jenny Shepard heißen, wäre sie vermutlich überhaupt nicht hier, sondern bereits nach Tel Aviv zurückgekehrt. Ich kann nicht umhin, mich unwillkürlich zu fragen, was sie dazu veranlasste, sich als Verbindungsoffizierin zum NCIS versetzen zu lassen, obwohl es im Grunde vollkommen unwichtig für mich ist. Doch etwas musste geschehen sein, das mit Sicherheit in Zusammenhang mit Ari Haswari stand, was sie dazu bewegte, ihrem Land und dem Mossad den Rücken zu kehren, auch wenn sie diesem auf dem Papier noch immer angehört. Mit einem Kopfschütteln vertreibe ich diese Überlegungen, denn ich will nicht über ihre Motivation nachdenken, die sie hierher führte, ist sie doch für mich nicht mehr als ein Mittel zum Zweck.
Sekunden später öffnet sich die Tür des Badezimmers, und die junge Frau tritt heraus, mit einem undefinierbaren Ausdruck im Gesicht. Aber ohne weiter darauf zu achten oder über mein Handeln nachzudenken, gehe ich die wenigen Schritte durch den Raum, bis ich nahe vor ihr stehe, sodass mein Atem über ihre Wange streicht. Ich ziehe sie eng an meinen Körper und presse meine Lippen fordernd auf die ihren, will ich diesen Teil der Nacht doch so schnell wie möglich hinter mich bringen, beinahe als könnte ich mir dadurch einreden, er sei nie geschehen. Aber anders als an den vorangegangenen Abenden versucht sie, sich von mir zu lösen, stößt mich schließlich heftig von sich, sodass ich ihr verwirrt in die braunen Augen blicke, die mich nun genau zu mustern scheinen. Obwohl ich in meinem Inneren genau weiß, dass es mein Verhalten war, das sie an diesen Punkt brachte, will ich es mir noch immer nicht eingestehen. In diesem Moment wird mir jedoch klar, dass ich nicht umhin komme, mir ihr Seelenleben offenbaren zu lassen, will ich nicht meine einzige Verbindung zu Ari Haswari verlieren.

Zögernd strecke ich meine Hand aus, streiche die Strähnen ihres Haares zur Seite, die ihr wirr ins Gesicht fallen und hake leise nach: „Was ist los mit dir, Ziva?“ Mit geschlossenen Augen genießt sie einige Sekunden meine Berührung und schüttelt den Kopf, ohne jedoch meine Frage zu beantworten. Schweigend nehme ich wahr, wie sie mit sich selbst ringt, bevor sie flüstert: „Können wir uns heute einfach nur ein wenig unterhalten?“ Dieses Verhalten verwirrt mich zunehmend, scheint es doch überhaupt nicht zu ihr passen zu wollen, aber ich komme dennoch ihrem Wunsch nach, führe sie zu ihrer Couch, bevor ich mich neben ihr niederlasse und nachhake: „Worüber willst du reden?“ „Ich weiß es nicht“, gibt sie lediglich zurück, bevor sie mich erneut ansieht und mich dann mit leiser Stimme bittet: „Erzähl mir von Kate!“ Diese wenigen Worte treffen mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht, sodass ich sie entsetzt anstarre, nicht dazu fähig, mich zu bewegen oder gar ihr zu antworten.
Nach einigen Sekunden ist sie es, die endlich das Schweigen bricht: „Ich weiß, dass du glaubst, Ari hätte sie erschossen. Sag mir, wieso!“ Was war nur passiert, dass sie diese Fragen stellt, beinahe, als wolle sie mich verstehen? Ich will meine Erinnerungen nicht mit ihr teilen, weder jene an Kate noch jene an den schlimmsten Moment meines Lebens. Doch es bleibt mir nichts anderes übrig, als auf ihr kleines Spiel einzugehen, sodass ich gespielt gelassen mit den Schultern zucke, ehe ich mich schließlich dazu durchringe zu erwidern, ohne verhindern zu können, dass meine Stimme leicht zittert: „Es gab etwas, das er in ihr gesehen hat. Zuerst wollte er Gibbs damit quälen, aber sie hat auch etwas in ihm ausgelöst. Etwas, das ihn dazu gebracht hat, so zu handeln.“ Diese Worten fallen mir unendlich schwer, wollen kaum über meine Lippen kommen, doch wenn ich nicht riskieren will, meinen Plan vor meinen Augen sich in Luft auflösen zu sehen, muss ich sie aussprechen.
Erneut breitet sich Stille zwischen uns aus, doch ich frage mich, wohin dieses Gespräch führen soll, was sie dazu veranlasste und was sie sich davon verspricht. Will sie mich verstehen? Oder ihn verstehen? Obwohl ich mir wünsche, von diesem Ort verschwinden zu können, verharre ich dennoch, denn ich weiß genau, was damit verbunden ist. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich nun über jeden meiner Schritte noch eingehender nachdenken muss, will ich sie nicht mit einer unüberlegten Handlung vor den Kopf stoßen. Doch meinem Verstand will es kaum gelingen, das Chaos zu ordnen, das sich in den vergangenen Tagen nur noch undurchdringlicher darin ausgebreitet hat als bereits zuvor. Nach einer Ewigkeit hebt die Israelin ihren Blick, den sie bisher starr auf den Fußboden gerichtet hat und flüstert kaum hörbar: „Er hat mir damals gesagt, dass er Rache will. Dafür, dass du auf mich geschossen hast.“
Obwohl sie damit nur bestätigt, was ich eigentlich bereits weiß, hole ich tief Luft, muss diese Aussage erst verarbeiten, denn jetzt gibt es nicht mehr den kleinsten Zweifel an seiner Schuld. Dass sie endlich ausgesprochen hat, was ich in meinem Inneren im Grunde wusste, hat mich jedoch stärker getroffen, als ich erwartet hätte. Es ist nicht nur die Wut auf diesen Schweinehund, die mich übermannt, es sind auch die Verzweiflung und der Schmerz über den Verlust meiner Ehefrau, die damit wieder an die Oberfläche dringen. Ihr Tod war nicht nur die Rache für Zivas Verletzung, nicht vordergründig, es war die Rache für Kates Überleben, er hatte es zu Ende bringen und mich damit gleichzeitig vernichten wollen. Mit ihrer Rettung brachte ich nicht nur seinen perfiden Plan zum Scheitern, sondern schürte auch noch zusätzlich seine Wahnvorstellungen, die damit einen neuen Höhepunkt erreichten. Es war für ihn wie eine Sucht, Herr über Leben und Tod zu sein und mit jeder einzelnen seiner Handlungen darüber zu bestimmen, ob er sein Opfer lediglich quälte oder endgültig vernichtete.
Ich erhebe mich abrupt und beginne, unruhig im Raum auf und ab zu gehen, während ich meine Überlegungen laut ausspreche: „Er hat ihr an unserem Hochzeitstag ins Herz geschossen. Das war seine Botschaft an mich. Es ist noch nicht zu Ende.“ Die junge Frau sitzt noch immer regungslos auf dem Sofa, sieht mich nachdenklich an und fragt dann: „Du glaubst, er will als nächstes dich umbringen?“ „Ich weiß es, Ziva.“ Es ist noch immer seltsam in welche Richtung sich dieser Abend entwickelt hat, aber dennoch habe ich die Hoffnung, dass ich sie schließlich aus der Reserve locken könnte und Einzelheiten erfahren würde. Ihre Stimme reißt mich jedoch aus meiner Grübelei: „Wenn er das wollte, wieso hat er es noch nicht getan?“ Ich kann mir ein verächtliches Auflachen nicht verkneifen, denn gerade sie müsste diesen Schweinehund doch besser kennen, müsste ihn durchschauen können. Aber als sie mich noch immer fragend anblickt, erläutere ich sein Vorgehen mit einer mir passend erscheinenden Metapher: „Weil er wie ein sadistischer Kater ist, der die Maus in Sicherheit wiegt und erst dann zuschlägt, um sie zu quälen, bevor er sie schließlich langsam tötet.“
 
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[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 36: "Todessehnsucht"

Es gibt ein neues Kapitel für euch.
Viel Spaß!

LG Claudia


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Der kleine Raum ist nahezu in Finsternis gehüllt, lediglich die kleine Stehlampe neben der dunklen Couch schenkt ein wenig Licht, dessen diffuse Strahlen die Augen meiner Kollegin glänzen lassen. Mir erscheint es beinahe, als verberge sie hinter dem dunklen braun unzählige Tränen, die daran gehindert wurden, vergossen zu werden. Die Mauer, die die Mossad-Offizierin um sich herum errichtet hat, ist unüberwindlich und lässt nicht den Hauch einer Gefühlsregung hindurch, weder nach drinnen, noch nach draußen. Genau diese undurchdringliche Fassade erinnert mich schmerzlich an mich selbst, denn nur einem einzigen Menschen gelang es bisher, mein wahres Ich zu erkennen. Bevor ich Kate begegnete, verschloss ich mich und meine Empfindungen, aus Angst, verletzt zu werden, aus Angst vor dem Mitleid, das ich nicht ertragen hätte. Aber sie musste mich nur ansehen, um zu wissen, was in mir vorging, um zu spüren, welche Geschehnisse der Vergangenheit mich quälten.
Sie war es auch, der ich mich schließlich offenbarte, ohne die Furcht vor Ablehnung, vor dem Verlassen werden fühlen zu müssen. Doch was brachte es mir? Nichts als Trauer, Schmerz und Schuldgefühle; Schuldgefühle darüber, genau diesen einen, den wichtigsten Menschen nicht beschützt zu haben. Sie zerreißen mich noch immer, denn so sehr ich auch versuche, sie in meinem Inneren zu verbergen, sind sie bei diesem Gespräch erneut an die Oberfläche gedrungen. Die Frau, von der ich glaubte, sie würde mich niemals verlassen, ist fort, würde niemals zu mir zurückkehren, und ich bin noch immer nicht in der Lage, bin nicht bereit, diesen Schmerz zu ertragen, zu akzeptieren. In mir wächst der Wunsch wegzulaufen, endlich zu vergessen, aber das Verlangen nach Rache brennt stärker, zwingt mich dazu, nicht einfach aufzugeben, denn das Ziel ist nicht mehr weit, das kann ich spüren.
Ich wende meinen Blick von der Israelin ab und trete an das große Fenster, das mir einen Blick über das nächtliche Washington gewährt. Die Lichter der Stadt spiegeln sich in den großen Tropfen wider, die der warme Frühlingsregen mit einem leisen Trommeln unaufhörlich an die Scheibe prasseln lässt. Dieses Bild strahlt eine ungeahnte Ruhe auf mich aus, denn hier oben weit ab von dem fortwährenden Lärm ist nichts mehr von der noch immer betriebsamen Hektik zu spüren. Würde ich ihn irgendwo da draußen finden? Die Suche nach ihm in dieser unendlichen Weite aus Betonriesen und Kulturdenkmälern ist wie die Suche nach einer Nadel in einem Heuhaufen. Doch während man sich an der Nadel stechen kann, sollte man sie jemals finden, kann einen die Begegnung mit ihm das Leben kosten. Aber wenn es soweit kommen sollte, dann weiß ich, dass ich bereit bin zu sterben, denn es gibt nichts mehr, dass mich noch länger auf dieser Welt hält. Meine Katie war diese Welt, sie war alles für mich, aber gemeinsam mit ihr habe ich auch den Willen zu leben verloren, der nur noch von dem Wunsch nach Vergeltung aufrecht erhalten wird.

„Wieso stellst du mir all diese Fragen, Ziva? Bist du bereit, mir zu vertrauen und mir zu helfen?“ Meine Frage durchbricht plötzlich die wohltuende Stille, die sich in dem kleinen Appartement ausgebreitet hat, während ich noch immer regungslos nach draußen in den Regen starre. Auch ohne ihr in die Augen zu sehen, kann ich spüren, wie sie mit sich kämpft, wie sie nach den richtigen Worten sucht, denn die Spannung, die sich unwillkürlich in diesem Raum aufgebaut hat, ist für mich beinahe greifbar. Sollte ich tatsächlich endlich am Ziel sein? Sollte ich endlich die Antwort erhalten, nach der ich so lange schon suche? „Ich habe meine kleine Schwester Tali durch einen Hamas-Selbstmord-Attentäter verloren“, beginnt sie nach einigen Minuten des Schweigens, ohne mir wirklich eine Antwort zu geben, und ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass ihre Stimme leicht zittert. „Sie war sechzehn und die Beste von uns. Tali hatte Mitgefühl.“
Das ist nicht erste Leidensgeschichte, die ich in den letzten Wochen zu hören bekam, doch mittlerweile löst sie keine Regung mehr in meinem Inneren aus, denn ich bin taub für das Leiden der anderen, spüre nur noch mein eigenes. Eher im Gegenteil fühle ich die Enttäuschung, ja sogar Wut in mir aufsteigen, ließen doch die vergangenen Minuten erneut einen winzigen Funken Hoffnung in meinem Inneren aufglimmen. „Eine rührende Anekdote“, gebe ich deshalb ein wenig abfällig zurück, doch ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass meine Worte sie treffen. Vielleicht ist es ein wenig Absicht, aber einem anderen Menschen Schmerz zuzufügen, lindert dennoch nicht meinen eigenen, lässt ihn weiterhin in meinem Inneren brennen. Auch das tiefe Durchatmen ermöglicht es mir kaum, meine Empfindungen unter Kontrolle zu bringen, weiß ich doch nur zu genau, dass ich, so schwer es mir fallen und so falsch es nicht nur in meinen Ohren klingen mag, etwas tröstendes sagen muss, um nun nicht alles zu verlieren.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen“, erkläre ich schließlich und wende mich ihr zu, um ihr zum ersten Mal seit endlosen Minuten wieder in die Augen zu sehen. Aber sie weicht meinem Blick nicht aus, begegnet ihm unnachgiebig, während sie bestimmt erwidert: „Doch, das wolltest du. Ich war nach Talis Tod genauso drauf wie du. Ich wollte nichts weiter als Rache.“ „Bist du deshalb zum Mossad gegangen?“, frage ich sie, um ein wenig zu ihrer Motivation vorzudringen, aber sie gibt lediglich zurück: „Da war ich schon lange, bevor Tali gestorben ist. Das ist...“ „Familientradition?“, beende ich ihren Satz, doch sie schüttelt energisch den Kopf und verbessert mich: „Israelisches Pflichtgefühl.“ Ja sicher, auch der Mossad ist nichts anderes als die Mafia, eine große glückliche Familie, gegen die man sich nur niemals stellen sollte. Ich frage mich, was eine junge Frau dazu bringt, diesen Weg einzuschlagen, sodass ich meinen Gedanken ausspreche: „Sei ehrlich! Wer hat dich angeworben? Dein Vater? Dein Bruder?“ Ein beinahe spöttisches Lächeln ziert ihre Lippen, als sie erneut den Kopf schüttelt und dann erklärt: „Ich mache das freiwillig, Tony.“

In den letzten Minuten spüre ich immer deutlicher, wie die ganze Sache mir zu entgleiten droht, ohne dass ich es verhindern könnte. Treibt sie hier ein Spiel mit mir? Hat sie mich und meinen Plan von Anfang an durchschaut? Oder ist es nur ein Test? So lange ich sie auch schweigend mustere, versuche, in ihren Augen zu lesen, werde ich dennoch nicht schlau aus ihr, scheint sie, mir, egal wie nah ich ihr in den vergangenen Wochen körperlich gekommen sein mag, noch immer vollkommen fremd zu sein. Es war nicht nur dieser Fall, der dieses Verhalten provozierte, etwas war passiert, das sie aus der Bahn warf, doch sie verbirgt dies nun so geschickt vor mir, dass ich mich frage, ob ich es mir lediglich einbilde.
Während ich versuche, das Chaos in meinem Kopf wieder zu ordnen, fasse ich den Entschluss, einen letzten verzweifelten Versuch zu starten: „Bitte vertrau mir, Ziva! Dieser Mann ist nicht der, für den du ihn hälst. Wenn er unschuldig wäre, hätte er keinen Grund gehabt, aus dem Gefängnis zu fliehen.“ Ihr Gesicht zeigt keine Regung, verrät mir nichts über ihre Gedanken, bis sie schließlich nachhakt: „Du verlangst von mir, einen Offizier des Mossad zu verraten?“ Ihre Worten lassen mich erkennen, dass es vermutlich nichts gibt, dass sie von meinem Vorhaben überzeugen könnte, dass ihr Pflichtgefühl zu stark ist, um die Wahrheit zu akzeptieren. „Nein. Du sollst nur einen Maulwurf der Hamas ausliefern“, beginne ich zu erklären, doch sie blickt mich noch immer skeptisch an, sodass ich hinzufüge: „Du sollst ihn zu mir führen. Wenn er der ist, der du glaubst, wird er nicht kommen.“
Die Israelin schweigt beharrlich, scheint, mit sich zu ringen, aber anstatt mir eine Antwort zu geben, meint sie schließlich: „Der Wunsch nach Rache frisst dich regelrecht auf, hindert dich daran, Kates Tod zu akzeptieren.“ Diese Aussage bringt mich dazu, mich nur mit Mühe zurückhalten zu können, denn jedes meiner Worte, jede meiner Handlungen könnte das Ende bedeuten. Doch ich habe kein Interesse, einer Psychoanalyse meiner Kollegin zuzuhören, sodass ich mich wortlos abwende und nach meiner Jacke greife, die ich unachtsam über die Lehne ihres Sessels warf. Als ich jedoch meine Hand nach der Türklinke ausstrecke, lässt mich ihre eindringliche Stimme innehalten: „Aber da ist noch mehr. Ich kann es spüren. In dir brennt die Sehnsucht nach dem Tod. Du willst Ari nicht nur finden, um ihn zu töten. Du hoffst genauso, er würde dich töten. Dich von deinem Schmerz erlösen. Du willst dein Leben beenden, aber um es selbst zu tun, hast du nicht den Mut.“
Meine Finger krampfen sich angespannt um die metallene Klinke, doch der Schmerz, den dies verursacht, dringt nicht bis in mein Bewusstsein vor. Der Zorn, der in meinem Inneren brodelt, der seit ihrem Tod niemals erloschen ist, steht kurz davor, sich mit einer gewaltigen Explosion endlich Luft zu machen. Vielleicht hat sie Recht damit, dass ich mir nichts mehr wünsche, als Kate endlich folgen zu können, wo auch immer sie nun ist. Doch die Behauptung, dass ich zu feige wäre, meinem Leben ein Ende zu setzen, entspricht einfach nicht den Tatsachen, denn zuerst muss ich das zu Ende bringen, was ich angefangen habe. Ich drehe mich erneut zu der jungen Frau um, sehe ihr bestimmt in die Augen und erwidere bemüht beherrscht: „Du kennst mich nicht, Ziva.“ Mit diesen Worten wende ich mich abrupt ab, verlasse zielstrebig das Appartement und lasse die Tür mit einem lauten Knall hinter mir ins Schloss fallen.
 
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