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[NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Es gibt noch immer keine Erlösung für euch.
Trotzdem wünsch ich viel Spaß.

LG Claudia


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23. August 2008 - Washington D.C., USA
Kate hat ihren Kopf erschöpft auf die Brust ihres Mannes fallen lassen, während sie noch immer ihre Hände auf die stark blutende Bauchwunde presst. Während sie ihre gesamte Konzentration nur noch auf auf den leblosen Körper vor sich richtet, hat sie ihre Umgebung vollkommen ausgeblendet. Auch als sich hastige Schritte nähern, registriert sie die Anwesenheit der fremden Person nicht, bis sie plötzlich von zwei starken Armen bestimmt auf die Füße gezogen wird. Vergeblich versucht sie, sich dagegen zu wehren, doch er hält sie bestimmt fest, so dass sie schreit: „Lass mich los, McGee! Ich muss bei ihm bleiben.“ Doch ohne auf ihre Worte einzugehen, schiebt er sie zur Seite, damit die Rettungshelfer, die nach dem jungen Agenten die Treppe nach oben gehastet sind, ihrer Arbeit nachgehen und Tony schnellstmöglich in ein Krankenhaus bringen können. Kaum haben sie sich ein paar Schritte entfernt, gibt sie unvermittelt ihre Gegenwehr auf und bricht weinend in den Armen ihres Kollegen zusammen. Tim streicht ihr immer wieder beruhigend und gleichzeitig ein wenig hilflos über den Rücken, doch ihr ganzer Körper bebt unaufhörlich, während sie immer wieder verzweifelt schluchzt.
Einige Minuten später stürmt auch Gibbs gefolgt von Ziva die Treppe nach oben, als die Sanitäter den verletzten Agenten gerade nach unten bringen wollen. Der Teamleiter wirft einen Blick auf die Trage und ruft aufgebracht: „Verdammt, wieso hat er keine Schutzweste getragen?“ Doch auch seine Kollegen können diese Frage nicht beantworten und sehen lediglich hilflos den Ärzten nach, die bereits aus dem Haus treten. Der Chefermittler fährt sich kurz erschöpft durch die Haare, die Nerven zehrenden letzten Stunden haben auch bei ihm ihre Spuren hinterlassen, bevor er sich an McGee wendet: „Du bringst Kate ins Krankenhaus. Sorg dafür, dass sie sich untersuchen lässt!“ Mit diesen Worten bedeutet er ihm, das Dach zu verlassen, damit die junge Frau endlich von diesem Ort wegkommt und nicht mit ansehen muss, wie sich der Gerichtsmediziner des Leichnams ihres ehemaligen Kollegen annimmt. Eines von Tonys Projektilen hatte den Agenten direkt ins Herz getroffen, so dass dieser beinahe augenblicklich tot war und nun ins Hauptquartier gebracht werden muss. Währenddessen ist Caitlin in einen tranceähnlichen Zustand gefallen und registriert ihre Umgebung nicht länger, so dass sie sich von Tim die Stufen nach unten schieben und dann in seinen Wagen setzen lässt. Gibbs blickt den Beiden seufzend nach, bevor er schließlich zu dem Südamerikaner geht, über den sich der Pathologe bereits gebeugt hat, um ihn zu untersuchen. Die Waffen der Männer sind bereits als Beweismittel gesichert und werden später zur Rekonstruktion der Geschehnisse dienen.

Nachdem Kate die langwierigen Untersuchungen widerstandslos über sich ergehen lassen hat, sitzt sie nun seit über zwei Stunden im Wartebereich des Bethesda Naval Hospitals, ohne dass einer der Ärzte ihr auch nur ein Wort über den Zustand ihres Mannes berichtet. Abby, die unmittelbar nachdem ihre Freundin aus dem Krankenzimmer getreten, auf sie zu gehastet ist und sie fest in die Arme geschlossen hat, weicht nicht eine Sekunde mehr von ihrer Seite. Auch wenn sie ihre Nähe kaum zulässt, hofft die Forensikerin dennoch, dass ihre Anwesenheit ihr wenigstens etwas Kraft geben würde, die sie im Moment so dringend braucht. Noch immer ist sie wie erstarrt und bekommt nichts mit, was um sie herum geschieht, so dass sie auch nicht registriert, wie Ziva wenig später den Raum betritt. McGee geht eilig auf sie zu, um ungestört mit ihr sprechen zu können: „Ist die Tatortsicherung beendet?“ Die Israelin nickt kurz und erklärt dann: „Pablo Garcías Leiche ist bereits in der Gerichtsmedizin. Gibbs ist ins Hauptquartier gefahren, um die Ermittlungen zu leiten. Das FBI hatte die beiden Senatoren bereits gestern vernommen, also hat er mich nach Hause geschickt.“ Für einen Moment schweigt ihr Kollege, doch dann stellt er schließlich die Frage, die ihn nicht loslässt: „Was habt ihr über García herausgefunden?“ Die Angesprochene kann sich ein Seufzen nicht verkneifen, ehe sie knapp erläutert: „Sein wahrer Name ist Frederico Ramón Lorca und stammt aus Kolumbien. Seine Eltern waren Mitglieder der linksgerichteten Guerillabewegung FARC und wurden angeblich von Amerikanern ermordet. Nach diesem Vorfall hat er seine Identität geändert und hat sich der Al Qaida angeschlossen, um Rache an den Ungläubigen zu nehmen.“ Nach diesen Worten herrscht erneut Stille zwischen den Agenten, denn die Geschehnisse der vergangenen Stunden lassen die beiden noch immer nicht los. Schließlich fügt die Israelin jedoch hinzu: „Ich hatte einfach keine Ruhe, also bin ich hergefahren, um nach Kate zu sehen. Wie geht es ihr?“ Der Angesprochene zuckt mit den Schultern und schüttelt den Kopf, ehe er seufzend erwidert: „Ich weiß es nicht. Sie spricht nicht und scheint auch nichts um sich herum mitzubekommen. Nich einmal Abby kommt an sie heran.“
Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, als ein Arzt den Wartebereich betritt und fragt: „Sind sie Mrs. DiNozzo?“ Gerade als die Mossad-Offizierin verneinen will, springt Caitlin hastig auf und geht auf ihn zu: „Das bin ich. Wie geht es meinem Mann? Wird er es schaffen?“ Der Mediziner stellt sich kurz vor und dirigiert sie zu einem Stuhl, ehe er sich neben ihr niederlässt und ernst erläutert: „Das Projektil hat ein Gefäß verletzt und starke innere Blutungen verursacht. Die Operation war schwierig, ist aber ohne Komplikationen verlaufen. Dennoch ist er noch nicht außer Lebensgefahr.“ Entsetzt vernimmt sie seine Worte und hakt dann mit zitternder Stimme besorgt nach: „Was soll das bedeuten, Doktor? Wird er wieder gesund?“ Ein leises Seufzen ist zu hören, bevor er beruhigend seine Hand auf ihren Arm legt und erwidert: „Genaueres kann ich Ihnen noch nicht sagen. Wir müssen abwarten. Die nächsten 24 Stunden sind entscheidend.“ Daraufhin nickt Kate wie in Trance, doch als der Arzt sich verabschieden will, fragt sie tonlos: „Kann ich zu ihm?“ „Ich werde eine Schwester zu Ihnen schicken. Diese wird sie zur Intensivstation begleiten.“ Nach einem kurzen stummen Nicken verschwindet er wieder und lässt die junge Frau mit den auf sie einstürmenden Gedanken allein zurück. Abby hat das Gespräch aus der Ferne beobachtet, doch nun setzt sie sich erneut neben ihre Freundin und nimmt sie einfach fest in den Arm. Erneut fällt die Agentin in eine Starre, die Umgebung verschwimmt vollkommen für sie, während sie ihren Kopf müde an die Schulter der Forensikerin sinken lässt. Tim und Ziva verharren weiterhin auf ihren unbequemen Stühlen, beobachten stumm und hilflos die Szene, die sich ihnen bietet.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit löst sich Kate von ihrer Freundin und streicht kurz über ihr Gesicht, ohne dass dies ihren Tränen daran hindert, weiterhin unaufhörlich ihre Wangen hinab zu strömen. Im Moment ist sie kaum dazu in der Lage ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen, geschweige denn die Geschehnisse der vergangenen Stunden zu verarbeiten. Doch die Angst um ihren Mann hat sich in ihrem Inneren festgesetzt, lässt sie kaum noch normal atmen, während gleichzeitig die Schuldgefühle unaufhaltsam an die Oberfläche dringen. Als sich unvermittelt ein Arm um ihre Schultern legt, schreckt die Agentin aus ihren Gedanken und sieht direkt in Abbys Augen, die sie aufmunternd anblicken. „Tony ist stark“, flüstert die Forensikerin eindringlich und streicht der jungen Frau dabei sanft über den Kopf, bevor sie hinzufügt: „Du darfst ihn nicht aufgeben. Er wird kämpfen, wenn du an ihn glaubst.“ Für einige Minuten starrt Kate schweigend vor sich hin, während sie versucht, dieser Aussage Glauben zu schenken, doch mittlerweile scheint sie, diesen verloren zu haben. Irgendwann wendet sie sich erneut ihrer Freundin zu und erwidert kaum hörbar: „Es ist meine Schuld. Wenn er stirbt, bin ich Schuld.“
 
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AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Ich weiß, das Ende des heutigen Kapitels ist ein wenig fies.
Aber es geht ja in ein paar Tagen schon weiter.
Also, wünsch ich euch viel Spaß.

LG Claudia


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23. August 2008 - Washington D.C., USA
Die Aussage ihrer besten Freundin hat die Forensikerin derart schockiert, dass sie für einen Moment unfähig ist, etwas darauf zu erwidern, doch dann ruft sie entsetzt aus: „Das darfst du nicht einmal denken. Du weißt genau, dass es nicht wahr ist.“ Sie blickt der Agentin fest in die Augen, die noch immer stark gerötet sind, auch wenn ihre Tränen mittlerweile versiegt scheinen. Kate schüttelt bestimmt den Kopf, denn sie ist noch immer fest davon überzeugt, dass sie allein die Verantwortung für die Geschehnisse der vergangenen Stunden trägt. Nicht nur, dass ihr Verhalten der letzten Monate beinahe zum Fehlschlagen eines wichtigen Under-Cover-Auftrags geführt hätte, sie hatte ihren eigenen Mann der Willkür eines Maulwurfs der Al Qaida ausgesetzt. Ihr Wunsch nach Rache hatte sie blind werden lassen für das angebrachte Misstrauen eines Agenten, hatte den Südamerikaner im Gegenteil dazu auf seine Spur geführt. Er hatte sie und ihren Verlust ausgenutzt, um an Tony heran zu kommen, denn er wusste, dass dieser seine Frau um jeden Preis schützen würde. Sie war der Köder gewesen, um ihn aus seinem Versteck zu locken, eine Tatsache, die sie trotz aller Warnungen nicht hatte wahrhaben wollen. Was könnte sie nun noch davon überzeugen, dass dies nicht ihre Schuld war?
„Ich kann verstehen, dass du das glaubst“, versucht Abby erneut, ihre Freundin zu beruhigen, denn sie kann das Zittern ihrer Hand zu spüren, so dass sie danach greift, um ihr zu zeigen, dass sie nicht allein ist. Nach einer kurzen Pause fährt sie mit fester Stimme fort: „Pablo García hat dich ausgenutzt. Dich, deinen Schmerz, deine Schwäche. Er hat dich entführt, um Tony dazu zu bringen, seine Tarnung aufzugeben. Dein Mann hätte alles getan, um dich zu schützen. Aber du hast keine Schuld daran.“ Bei dieser Aussage wendet die Angesprochene ihren Kopf ab, denn sie erträgt die Erinnerungen, die diese auslöst, einfach nicht. Doch die Forensikerin gibt nicht auf und bleibt weiterhin hartnäckig: „Kate, sie mich an!“ Nach einem kurzen Zögern kommt die Agentin schließlich der Aufforderung nach und wendet ihren Blick erneut ihrer Freundin zu, die in ihren Augen das verräterische Glitzern neuer Tränen registriert. „Es war nicht deine Schuld“, wiederholt sie aus diesem Grund bestimmt und hakt dann nach: „Hast du verstanden? Tony braucht dich jetzt. Wenn du ihm die Kraft gibst, wird er es auch schaffen.“ Kaum wahrnehmbar nickt die junge Frau nach diesen deutlichen Worten, aber die ersten Tränen beginnen dennoch, ihre Wange hinab zu rinnen, eine salzige Spur darauf hinterlassend. Vorsichtig streckt Abby ihre Hand aus und streicht über das Gesicht ihrer Freundin, bevor sie sie fest in den Arm nimmt und immer wieder beruhigende Sätze flüstert. Erschöpft lässt die Teamleiterin ihren Kopf an die Schulter der jungen Frau sinken, schließt ihre Augen und versucht, tief durchzuatmen.

Zögernde Schritte lassen die Agentin nach einiger Zeit aufblicken, so dass sie eine Krankenschwester den Raum durchqueren und auf sie zusteuern sieht. „Mrs. DiNozzo?“, fragt diese mit leiser Stimme, so dass die Angesprochene mit einem Nicken hastig aufspringt, ehe die junge Frau sie auffordert: „Folgen Sie mir! Ich werde Sie zu Ihrem Mann bringen.“ Die beiden gehen schweigend einen farblosen Korridor entlang, der in das diffuse Zwielicht der voranschreitenden Nacht gehüllt ist, bis sie vor einer Tür inne halten. Mit einem stummen Nicken verabschiedet sich die Schwester von der Chefermittlerin und lässt diese allein zurück, so dass sie nun unsicher verharrt. Als Kate wenig später das kleine Zimmer der Intensivstation betritt und ihren Mann in dem Bett liegen sieht, angeschlossen an unzählige Schläuche und Maschinen, rinnen erneut die Tränen unaufhaltsam über ihre Wangen. Langsam nähert sie sich ihm und setzt sich dann auf den Stuhl neben ihm, immer darauf bedacht, an keines der Geräte zu stoßen. Minutenlang starrt sie ihn einfach nur an, ehe sie sich dazu durchringen kann, seine Hand zu nehmen, die sich eiskalt in ihrer anfühlt. Wenn sie Tony nach seiner Rückkehr aus Mexiko schon kaum noch erkannt hat, ist er nun noch weniger der Mann, in den sie sich vor so langer Zeit verliebt hat. Wie er in diesem riesigen Bett liegt, umgeben von strahlend weißer Bettwäsche, wirkt er so unglaublich zerbrechlich, dass ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft. Seine Haut ist beinahe so blass wie der Stoff des Kopfkissens, während die dunklen Ringe unter seinen Augen von den Sorgen und den vielen durchwachten Nächten der letzten Monate zeugen. Zärtlich streicht sie ihm über die fahle Wange, auf der bereits erste Ansätze von Bartstoppeln zu fühlen sind, die leicht an ihren Fingern kratzen.
Ihre Stimme ist brüchig, als sie nach einiger Zeit beschwörend flüstert: „Bitte, verlass mich nicht wieder! Ich habe dich gerade erst zurückbekommen und konnte nicht einmal glücklich darüber sein. Ich könnte es nicht ertragen, dich noch einmal beerdigen zu müssen. Bleib bei mir, Tony!“ Noch immer ist sie nicht in der Lage, ihre Tränen zu unterdrücken, die auf ihre Finger tropfen, mit denen sie die Hand ihres Mannes umschlungen hält, während leise Schluchzer ihre Kehle verlassen und ihren zerbrechlichen Körper schütteln. Doch schließlich verlangt die Aufregung des Abends ihren Tribut, so dass sie, so sehr sie es auch versucht, sich nicht länger gegen die übermächtige Müdigkeit wehren kann und kurz nach Mitternacht in einen unruhigen Schlaf fällt. Dieser hält jedoch nicht lange an, denn Albträume verfolgen sie, lassen sie schließlich wieder aufschrecken und ängstlich nach den Anzeigen der unzähligen Geräte sehen, die aber für sie nur unbegreifliche Werte wiedergeben. Doch da der Herzmonitor ein gleichmäßiges Piepsen von sich gibt, schließt sie kurz wieder beruhigt ihre Augen und atmet tief durch. Die Stille wird lediglich von diesen unangenehmen Tönen durchbrochen, doch für Kate strahlen diese eine gewisse Ruhe aus, zeigen sie doch, dass ihr Ehemann noch immer am Leben ist. Mit diesem Wissen lehnt sie sich erneut in ihrem unbequemen Stuhl zurück und versucht, sich mit einem unterdrückten Seufzen auf den Lippen ein wenig zu entspannen. Unerwartet lässt sie jedoch ein schriller Ton hochfahren, bevor der ausgelöste Alarm eine Ärztin und mehrere Krankenschwestern in den Raum eilen lässt. Unsanft wird sie von dem Bett weg geschoben, während sich die fremden Menschen um ihren Mann kümmern, so dass sie ängstlich fragt: „Was ist passiert?“ Ohne von ihren hektisch erscheinenden Bemühungen aufzusehen, erwidert die Medizinerin: „Ihr Ehemann hat einen Herzstillstand.“
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Auch auf die Gefahr hin, daß ihr mich steinigt, hier ein neuer Kate-Teil. Viel Spaß!

LG Claudia

PS: Mit diesem Kapitel werde ich mich bei dieser Story erst mal in den Urlaub verabschieden.
Die Fortsetzung gibt es dann erst in 3 oder 4 Wochen.


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31. August 2008 - Washington D.C., USA

Die kleine Kapelle am Rande des Friedhofs ist noch immer von der Stille des Morgens umhüllt, denn so früh hat sich noch kein anderer Besucher hierher verirrt. Zahlreiche Bäume verdecken den Blick auf das Gebäude von der Straße und vom Parkplatz aus und verstärken damit die Wirkung der vollkommenen Abgeschiedenheit dieses Ortes. Erste Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die dünnen Nebelschleier, die sich um das alte Gemäuer gelegt haben und erzeugen ein atemberaubendes Lichterspiel. In der vergangenen Nacht hatte es ununterbrochen geregnet, so als hätte der Himmel die Tränen für mich vergießen wollen, die ich schon längst nicht mehr hatte. Die glitzernden Wassertropfen, die nun die Grashalme zieren, funkeln in den unterschiedlichsten Farben und erwecken den Eindruck eines verzauberten Märchenwaldes. Für einige Sekunden stehe ich unbeweglich da und nehme die beinahe unwirkliche Umgebung in mich auf, bevor ich meine Augen schließe und versuche, die Gedanken an das, was mich in den nächsten Stunden erwarten würde, zu verdrängen. Vor beinahe achtzehn Monaten hatte ich schon einmal an diesem Ort gestanden, doch niemals hätte ich zu diesem Zeitpunkt erwartet, dass ich genau die gleichen Qualen noch einmal würde durchmachen müssen. Obwohl ich diesmal nicht in dieses tiefe schwarze Loch gefallen bin, fühle ich in meinem Inneren doch wieder denselben Schmerz, dieselbe Trauer und dieselbe Leere in meinem Herzen, das förmlich zu zerreißen droht. Ich hatte den Menschen, den ich mehr als alles andere auf dieser Welt liebe, schon einmal verloren, und nun, da ich ihn noch nicht einmal richtig wiedergefunden hatte, sollte er mich erneut verlassen haben, doch diesmal würde ich nicht aus diesem Albtraum erwachen. Nach einigen Minuten löse ich mich aus meiner Starre und schiebe die Erinnerung an die Vergangenheit von mir, ehe ich langsam den schmalen Weg entlang gehe. Der Kies knirscht leise unter meinen zögernden Schritten, doch das Geräusch verhallt, als ich das schwere Holzportal öffne und die Kirche betrete.
Vor einem Monat war ich das erste Mal hier und hatte bereits damals, obwohl ich vollkommen am Ende meiner Kräfte war, den eindrucksvollen Innenraum bewundert. Dies war auch der Grund, weshalb ich beschlossen hatte, die Trauerfeier an diesem Ort abzuhalten und nicht wie das letzte Mal auf dem Friedhof. Kurz sehe ich mich in dem wunderschön geschmückten Gotteshaus um, bevor ich andächtig über den schweren Teppich den schmalen Gang nach vorn schreite, meinen Blick starr auf den Fußboden gerichtet, denn ich weiß, was mich neben dem Altar erwarten wird. Doch schließlich habe ich keine andere Wahl und hebe meinen Kopf leicht, so dass meine Augen den schlichten Eichensarg wahrnehmen, der mit der amerikanischen Flagge und zahlreichen Blumen bedeckt ist. Beinahe ehrfürchtig, als könnte ich etwas beschädigen, streiche ich über das helle Holz und fühle erneut die Leere in meinem Inneren, an der Stelle, an der vor kurzem mein Herz wieder einmal in unzählige Stücke zersprungen ist. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich unbeweglich dagestanden habe, als mich das geschäftige Treiben um mich herum aus meinen Gedanken reißt und mich aufsehen lässt. Der Priester kommt langsam auf mich zu und streckt mir seine Hand entgegen, die ich nur zögernd ergreife, bevor er mir erneut sein Beileid ausspricht und sich wieder seinen Vorbereitungen widmet. Mir ist diese Tatsache nur Recht, denn im Moment bin ich nicht in der Lage mit irgendjemandem ein längeres Gespräch zu führen. Aus diesen Grund lasse ich mich auf der Bank in der ersten Reihe nieder, in der Hoffnung, den in wenigen Minuten ankommenden Trauergästen dadurch entgehen zu können.

Es dauert nicht lange, bis sich die schwere Kirchentür erneut öffnet und die gedämpften Schritte mehrerer Personen näher kommen. Ohne meinen Blick von dem Sarg zu nehmen, spüre ich genau, dass es Abby, Tim, Ziva und Gibbs sind, die sich schweigend neben mir niederlassen. Vermutlich hatte ich vor allem meine beste Freundin verletzt, als ich ihr Angebot ein wenig schroff abgelehnt hatte, mich von ihr begleiten zu lassen. Doch zur Zeit habe ich einfach das Gefühl, allein sein zu müssen und die Nähe anderer Menschen nur schwer ertragen zu können. Nun betreten immer mehr Leute die kleine Kapelle, doch außer der Direktorin, die mich kurz begrüßt, versucht glücklicherweise niemand, mich anzusprechen, schirmen mich meine Freunde doch vor allen Trauergästen ab. Nach der Beerdigung werde ich schließlich noch lange genug die Beileidsbekundungen über mich ergehen lassen müssen. Die Dornen der beiden Rosen, dieselben wie ich sie in den letzten Monaten bereits unzählige Male in meinen Händen gehalten hatte, bohren sich unbarmherzig in meine Haut, als sich meine Finger beim Eintreffen des Priesters unweigerlich verkrampfen. Das gedämpfte Gemurmel lässt mich darauf schließen, dass erneut viele Menschen zu dieser Trauerfeier gekommen sind und nun die Bänke in meinem Rücken besetzen.
Ich vernehme die ruhige Stimme des Geistlichen, doch seine Worte dringen nicht durch den dichten Nebel, der mich zu umhüllen scheint. Unwillkürlich beginnt meine freie Hand zu zittern, und ich sehe aus dem Augenwinkel, wie Abby mit sich kämpft, sie einfach festzuhalten, es dann jedoch sein lässt. Ich versuche, mich auf den Monolog des Pfarrers zu konzentrieren, doch seine Rede erscheint mir plötzlich so leer und nichtssagend. Wir hatten sie besprochen, aber obwohl es im Grunde meine Worte sind, die er von sich gibt, erscheint es mir, als rede er über einen mir fremden Menschen. Nachdem er geendet hat, nehme ich wahr, wie sich Jenny Shepard von ihrem Platz erhebt und langsam nach vorn zum Altar tritt. Nach den ersten Sätzen schaltet mein Gehirn ab, denn ich kann die Lobeshymnen, die ihre Lippen verlassen einfach nicht ertragen. Eigentlich hätte ich danach selbst einige Worte über meinen verstorbenen Ehemann sagen sollen, doch in mir hatte sich alles strikt dagegen gewehrt. Ich bin kaum dazu in der Lage, mit meinen Kollegen und Freunden zu sprechen, da kann ich dies erst Recht nicht vor unzähligen wildfremden Menschen.
Eine beinahe unheimliche Stille breitet sich in der Kirche aus, bevor leise Musik erklingt und die Trauergäste sich von ihren Plätzen erheben. Sechs Special Agents des NCIS, ihnen voran Gibbs und Tim, treten nach vorn, nehmen neben dem Sarg Aufstellung, um diesen schließlich nach draußen zum Grab zu tragen. Ich gehe allein hinter ihnen, versuche, die neugierigen Blicke der Anwesenden, die auf mir ruhen, zu ignorieren, bevor mir meine Kollegen, die Direktorin und schließlich die übrigen Gäste folgen. Der Trauerzug schreitet die schmalen Wege zwischen den Grabsteinen entlang, ehe die Männer vor einem gähnenden Loch inne halten. Erneut spricht der Priester ein kurzes Gebet, bevor er ein Zeichen gibt, woraufhin der Sarg langsam in das Grab hinab gelassen wird. Wieder bin ich die Erste, die nach vorn tritt, den Blick in die Tiefe gerichtet, und dann die beiden Rosen hinabfallen lässt, wie jedes Mal eine weiße und eine rote. Ich registriere kaum, wie wenig später auch die anderen Besucher Blumen oder etwas Erde auf das helle Holz fallen lassen und sehe erst auf, als man mir die gefaltete Flagge, die noch vor kurzem den Sarg geziert hat, übergibt. Ich presse das Stück Stoff an mich, als halte ich einen kostbaren Schatz in meinen Händen und hätte Angst, diesen zu verlieren. Nur Sekunden später nehmen die jungen, in Uniform gekleideten Marines, die unseren Gang begleitet haben, neben dem Grab Aufstellung, bevor drei Schüsse aus ihren Gewehren über die Weite des Friedhofs hallen und in der Ferne verklingen.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hallo Ihr Lieben!

Endlich melde ich mich aus meinem Urlaub zurück.
Hab mir zwar ne Erkältung mitgebracht, aber das hält mich nicht davon ab, euch ein neues Kapitel zu bescheren.
Viel Spaß!

LG Claudia


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20. September 2008 - Washington D.C., USA
„Nein. Nein!“ Laut schreiend schreckt Kate aus ihrem grauenhaften Albtraum auf und blickt sich zitternd um, als zwei Arme sie fest an sich ziehen. Wehrlos lässt sie sich an eine schmale Schulter fallen, während sie unbeweglich vor sich hin starrt und noch immer versucht zu verstehen, was gerade geschehen ist. „Hey, es ist alles gut“, flüstert eine weibliche Stimme, die nun ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht, so dass sie fragt: „Abby, was tust du hier? Wo bin ich?“ Die letzten Minuten waren für die junge Frau so real, dass sie nun Mühe hat, sich wieder in der Wirklichkeit zu orientieren und gleichzeitig zu begreifen, dass nichts von alldem wahr ist. „Du bist im Krankenhaus“, versucht ihre beste Freundin, sie deshalb zu beruhigen, hat sie doch den inneren Kampf und die schmerzhaften Erinnerungen der letzten Wochen, die sie noch immer nicht wieder loszulassen scheinen, förmlich spüren können. „Die Ärzte haben Tony zu einer Untersuchung gebracht, und du bist im Wartezimmer eingeschlafen.“ Diese Aussage ergibt für die Agentin keinen Sinn, so dass sie die Forensikerin verständnislos ansieht, weiterhin in den Geschehnissen ihres Traumes gefangen, und dann erklärt: „Aber Tony ist tot. Ich war bei seiner Beerdigung. Ihr alle wart dort. Sie haben mir wieder die Flagge überreicht und dann...“ Bevor sie diese Worte ausgesprochen hat, stockt sie abrupt, denn sie kann ihre Tränen nicht länger unterdrücken, während ihr Körper wieder von heftigen Schluchzern geschüttelt wird, so dass Abby sie erneut in den Arm nimmt und beruhigend flüstert: „Du hast nur geträumt. Er ist ein Kämpfer, und er wird nicht aufgeben. Das hat er bewiesen, als er den Herzstillstand überstanden hat. Die Ärzte haben gesagt, dass er stabil ist und dass das nicht noch einmal passieren wird. Er muss nur aufwachen, und das wird er. Tony liebt dich über alles, er wird dich nicht wieder allein lassen. Aber du darfst ihn auch nicht aufgeben.“
Es dauert einige Zeit, bis die Worte ihrer Freundin zu der jungen Frau hindurch dringen und sie sich der Geschehnisse der vergangenen Wochen wieder bewusst wird. Wochen, die für sie eine Qual waren, beinahe schlimmer als die Zeit nach seinem Tod, musste sie doch diesmal hilflos mitansehen, wie die Tage, die er nun bereits im Koma lag, an ihr vorbeizogen, ohne etwas tun zu können, ohne dafür sorgen zu können, dass es ihm endlich besser ging. Gleichzeitig fühlte sie jedoch noch immer die Angst, ihn wieder verlieren zu können, egal wie viel Mut ihr die Ärzte auch machten, wie oft sie ihr auch beteuerten, sein Zustand würde besser. Tatsache war, dass er auch weiterhin in seiner Bewusstlosigkeit gefangen war, dass es nichts zu geben schien, was ihn dazu bewegen konnte, endlich aufzuwachen. Nachdem sie ihn das erste Mal verloren hatte, verfolgten sie stets die Schuldgefühle, ihn mit seiner Verantwortung allein gelassen zu haben, nichts getan, ihm nicht geholfen zu haben. Doch es nun besser zu machen, wurde ihr verwehrt, denn wieder konnte sie lediglich als passiver Zuschauer mitansehen, was geschehen würde, ohne auch nur die Chance zu haben, einzugreifen. Tag für Tag hatte Kate an seinem Bett gesessen, hatte das getan, was ihr zu tun möglich gewesen war, hatte gehofft und gebetet, auch wenn sie gedacht hatte, ihren Glauben längst verloren zu haben, doch Tony kehrte nicht zu ihr zurück. Niemand konnte ihr sagen, was ihn davon abhielt, aufzuwachen und wie lange es dauern würde, aber sie konnte und wollte ihre Hoffnung nicht aufgeben, dass trotz allem alles gut werden könnte. Je mehr Zeit jedoch verging, umso stärker schrumpfte ihre Kraft, umso größer wurde die Hilflosigkeit, während erneut die Schuldgefühle immer mehr an ihr nagten. Aus diesem Grund macht sie sich bestimmt von ihrer Freundin los, blickt ihr unverwandt in die Augen und schüttelt verzweifelt den Kopf: „Wieso sollte er? Ich habe ihn gehasst dafür, was er mir angetan hat. Ich habe meinen eigenen Ehemann gehasst, Abby. Manchmal habe ich mir sogar gewünscht, dass ich niemals erfahren hätte, dass er noch lebt. Das ist fast so, als hätte ich mir gewünscht, dass er tot ist.“
Die Worte sind unaufhaltsam aus ihr heraus gesprudelt, doch schließlich haben sie sich erneut in ein hoffnungsloses Schluchzen verwandelt, so dass ihre Freundin sich nicht anders zu helfen weiß und energisch antwortet: „Nein. Hör endlich auf damit, Kate! Du weißt, dass das nicht wahr ist. Er hat dir das Schlimmste angetan, was man sich vorstellen kann. Da sind diese Gefühle doch verständlich. Aber trotz allem hast du ihn in jedem Moment tief in deinem Inneren noch geliebt, sonst hätte es dich nicht so aus der Bahn geworfen. Du hast Angst, ihn wieder zu verlieren. Nur deshalb wehrst du dich dagegen, es dir einzugestehen. Aber du musst es tun, egal wie weh es tut.“ Mit diesen Worten nimmt sie die Agentin erneut fest in den Arm, die sich bei dieser Berührung endlich langsam entspannt, so dass ihre Tränen schließlich versiegen. Im Grunde weiß sie, dass ihre Freundin Recht hat, sie kannte sie schon immer viel zu gut, um nicht zu spüren, was in ihr vorging. Dennoch fällt es ihr unglaublich schwer, genau diese Tatsache zuzugeben, wenn auch nur vor sich selbst, denn das würde bedeuten, erneut verletzlich zu sein. In den Monaten, nachdem sie geglaubt hatte, Tony wäre tot, hatte sie alles dafür getan, eine unüberwindliche Mauer um sich herum aufzubauen, durch die weder etwas nach innen noch nach außen dringen konnte. Sie hatte versucht, sich vor Gefühlen zu schützen, vor ihren eigenen genauso wie vor dem Mitleid anderer, und das tat sie im Grunde noch immer. Nur ein einziges Mal hatte sie sich geöffnet, hatte einen Teil von ihrem Schmerz preisgegeben, um am Ende erkennen zu müssen, dass dies sie beinahe das Leben und erneut ihre große Liebe gekostet hatte. Wie soll sie in dieser Situation nur zulasssen, dass ihre Empfindungen Macht über sie erlangen und sie vielleicht wieder in diesen dunklen bodenlosen Abgrund befördern? Die Angst, wieder einen Menschen an sich heran zu lassen und diesen dann erneut zu verlieren, ist einfach zu groß, auch wenn sie niemals auch nur eine Sekunde aufgehört hat, ihren Mann zu lieben.
Als sie sich nach einigen Minuten wieder voneinander lösen, kann Abby in den Augen ihrer Freundin lesen, was sie lesen wollte. Auch wenn diese vielleicht noch nicht dazu im Stande ist, es auszusprechen, weiß sie doch nun dass sie zumindest vor sich selbst zugegeben hat, wie sehr sie Tony noch immer liebt, dass es im Grunde niemals anders war. Diese Gewissheit zaubert ein Lächeln auf die Lippen der Forensikerin, was Kate diese argwöhnisch mustern lässt, aber sie schüttelt lediglich grinsend den Kopf, so dass ihr Gegenüber weiß, dass es keinen Sinn hätte, nachzufragen, würde sie doch ohnehin keine Antwort erhalten. Aus diesem Grund schweigt sie und zieht die junge Frau stattdessen noch einmal kurz an sich, um ihr ein „Danke.“ ins Ohr zu hauchen. Beinahe hat sie danach das Gefühl, dass das freche Grinsen ihrer Freundin noch breiter geworden ist, die daraufhin ausgelassen zurück gibt: „Stets zu Diensten.“ Nun kann sich auch die Agentin ein Lachen nicht mehr verkneifen und stellt erstaunt fest, dass sie zum ersten Mal in den letzten Wochen dieses befreiende Gefühl verspürt, das sie schon gar nicht mehr geglaubt hatte, jemals wieder fühlen zu können. Wie sehr hatte sie es in den vergangenen Monaten vermisst, Abby um sich zu haben, der es immer gelungen war, ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, ihre trüben Gedanken zu vertreiben oder auch ihr in einer ausweglosen Situation Mut zu machen. Als sie jedoch aus dem Augenwinkel eine Krankenschwester sieht, die das Bett mit ihrem Mann zurück in sein Zimmer fährt, ist dieses Lächeln so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen ist, während erneut dieses unbehagliche Gefühl von ihr Besitz ergreift, das sich in der letzten Zeit nicht mehr vertreiben lassen will. Die Forensikerin, die ihrem Blick gefolgt ist, drückt aufmunternd die Hand ihrer Freundin und erklärt bestimmt: „Sei stark und geh zu ihm! Er braucht dich.“
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Wir gehen mit großen Schritten dem Ende entgegen.
Ich wünsch euch wieder viel Spaß.

LG Claudia


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20. September 2008 - Washington D.C., USA
Die wenigen Schritte, die die Agentin zum Zimmer ihres Ehemannes zurücklegen muss, fallen ihr unglaublich schwer, fallen ihr mit jedem Tag, der voran schreitet, schwerer. War sie anfangs kaum einen Moment von seiner Seite gewichen, nur um dann so schnell wie möglich zu ihm zurückzukehren, ergreift nun, kaum dass sie sich dem kleinen Raum nähert, eine unerklärliche Angst von ihr Besitz. Je länger das Koma andauert und damit ihre Kraft langsam schwindet, umso stärker fürchtet sie die Begegnung mit einem Arzt, der ihr mit versteinerter Miene gegenüber tritt, die nichts nach außen dringen lässt und gleichzeitig dennoch alles verrät. Die mitleidigen Gesichter der Krankenschwestern, die hinter ihrem Rücken zu tuscheln scheinen, sind für sie bereits schwer zu ertragen, doch die Aussicht, dass ihr bei Betreten des Zimmers ein derartiges Gespräch bevorstehen könnte, schnürt ihr beinahe die Luft ab. Es ist seltsam, dass ihre Angst immer größer zu werden scheint, je mehr Zeit vergeht, standen die Prognosen doch noch vor zwei Wochen mehr als schlecht. Ihr Nervenkostüm ist bis zum Zerreißen gespannt, daran konnte nicht einmal die Unterhaltung mit Abby etwas ändern, auch wenn diese ihre Situation zumindest für wenige Minuten vergessen ließ. Mit jedem Schritt, den Kate zurücklegt, beschleunigt sich ihr Puls, während ihr Herz heftig gegen die Rippen hämmert, beinahe als beschleiche sie eine beklemmende Vorahnung. Aber die Tatsache, dass die Ärzte Tony zu einer ungeplanten Untersuchung gebracht haben, kann nichts gutes bedeuten. Was war nur passiert, das ihr verborgen geblieben war und die Mediziner dazu veranlasst hatte? Sogar um Hoffnung in die Möglichkeit zu setzen, dass gute Nachrichten auf sie warten, ist ihre Angst zu groß, am Ende erneut enttäuscht zu werden.
Unsicher betritt die junge Frau das Krankenzimmer ihres Ehemannes, so dass der behandelnde Arzt bei ihrem Erscheinen die Patientenakte schließt und dann mit ruhiger Stimme erklärt: „Guten Tag, Mrs. DiNozzo. Ich muss kurz mit Ihnen sprechen.“ Nach einem kurzen prüfenden Blick auf das Bett wendet sie sich ihm zu und nickt, bevor sie ängstlich fragt: „Wie geht es ihm?“ Ein leises Seufzen ertönt, ehe der Doktor fortfährt: „Darum geht es. Es ist so, ihr Mann ist physisch vollkommen wiederhergestellt. Die Schusswunde ist verheilt, und seine Werte sind stabil. Wir haben heute erneut ein MRT gemacht, das gezeigt hat, dass seine Hirnaktivitäten vollkommen normal sind.“ Bei dieser Aussage blickt Kate ihr Gegenüber verwirrt an und hakt nach: „Was genau wollen Sie damit sagen?“ „Wir können hier nichts mehr für ihn tun. Die Tatsache, dass er nicht aufwacht, liegt eindeutig nicht an seinem Gesundheitszustand. Aus diesem Grund werden wir ihn in eine Einrichtung verlegen, die auf diese Fälle spezialisiert ist.“ Für einen Moment glaubt sie, sich verhört zu haben, doch dann erwidert sie aufgebracht: „Sie wollen Tony in ein Pflegeheim abschieben, wo er von sabbernden und... und...?“ Der Arzt unterbricht jedoch den Redefluss der Agentin und erwidert: „Es tut mir leid, Mrs. DiNozzo. Wir können ihm hier nicht mehr helfen.“ Mit diesen Worten wendet er sich ab, um den Raum zu verlassen, zurück bleibt eine junge Frau, der erneut der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Krampfhaft versucht sie, ihre Tränen zu unterdrücken, als sie sich an das Krankenbett setzt, dennoch zittert ihre Stimme, als sie flüstert: „Tony, hörst du mich? Du musst endlich aufwachen. Sie wollen dich aufgeben. Das darf nicht passieren.“ Erschöpft lässt sie ihren Kopf auf seine Brust sinken, während sie seine Hand in den ihren hält, so als könne sie ihm dadurch den nötigen Halt geben. Mittlerweile gelingt es ihr nicht länger, gegen die Tränen anzukämpfen, die sich in ihren Augenwinkeln gesammelt haben und sich nun lösen. „Bitte Tony, verlass mich nicht wieder!“ Kaum hörbar verlassen diese Worte ihre Lippen, ein verzweifeltes Flehen, das sie bereits so oft ausgesprochen hatte, ohne Erfolg, doch langsam verlässt sie auch das letzte Fünkchen Hoffnung, denn die Kraft zu beten, hatte sie bereits verloren. Ein leises Schluchzen verlässt ihre Lippen, während unaufhörlich Tränen ihre Wangen hinab rinnen, bevor sie schließlich mit rauer Stimme flüstert: „Ich liebe dich doch. Ich liebe dich so sehr.“ Bisher hat sie ihre Angst davon abgehalten, diese Worte wieder auszusprechen, um dadurch nicht erneut verletzbar zu sein. Doch in diesem Moment ist der Drang zu groß, Tony endlich zu sagen, wie viel er ihr noch immer bedeutet und wie sehr sie ihn braucht, sieht sie dies doch als ihre letzte Chance.
Eine gefühlte Ewigkeit starrt die Agentin ihren Ehemann an, doch außer dem regelmäßigen Heben und Senken des Brustkorbes bei jedem seiner Atemzüge registriert sie keine Bewegung. Weiterhin klammern sich ihre Finger um die seinen, während sie krampfhaft versucht, durch ihre Berührungen zu ihm durchzudringen. Für einen Moment holt sie tief Luft, um sich wieder zu sammeln und zu beruhigen, denn das Gespräch mit dem Arzt hatte sie stark aufgewühlt. Ein leichter Druck an ihrer Hand lässt sie jedoch plötzlich aufschrecken, so dass ihr Blick sofort auf ihren Mann fällt und sie feststellt, dass seine Lider beginnen zu flattern. Aber solange sie ihn auch anstarrt, ihn innerlich anfleht, öffnet er dennoch nicht seine Augen, so dass sie sich seufzend in ihrem unbequemen Stuhl zurücklehnt, als sie ein leises Krächzen vernimmt: „Katie?“ Zuerst ist sie sicher, sich seine Stimme wie so viele Male zuvor nur eingebildet zu haben, kann es doch nicht anders sein, aber dann registriert sie ein Blinzeln, bevor er sie tatsächlich ansieht. „Tony! Oh mein Gott, du bist wach. Ist das wirklich wahr?“ Die Erleichterung lässt sie kaum noch normal denken, so dass sie kein vernünftiges Wort mehr herausbekommt, bevor ihr erneut die Tränen über das Gesicht rinnen. Solange hatte sie gehofft und gebetet, dass er endlich aufwachen würde, und nun kann sie ihm tatsächlich wieder in die Augen sehen. In diesem Moment sind all ihre Albträume, ihre Ängste, er könnte sie wieder verlassen, vergessen, während eine Welle des Glücks sie erfasst und mit sich davonträgt. „Du musst... Ein Arzt sollte dich untersuchen“, stottert die Agentin noch immer vollkommen durcheinander und will sich hastig erheben, doch ihr Mann hält sie zurück: „Es geht mir gut. Schließlich konnte ich mich lange genug ausruhen.“ Er bringt sie dazu, sich zu ihm auf die Bettkante zu setzen und hält ihren Blick mit seinen Augen gefangen, um sicher zu gehen, dass die junge Frau vor ihm tatsächlich Realität ist.
„Träume ich immernoch, oder bist du wirklich hier?“, flüstert er irgendwann unsicher und streckt seine Hand nach ihr aus, um ihre Wangen zu trocknen und sich ihrer Anwesenheit zu versichern, als sie mit brüchiger Stimme erwidert: „Ich bin hier. Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre als bei dir.“ Mit diesen Worten lässt sie ihren Kopf erneut an seine Schulter sinken, doch diesmal nimmt er sie fest in den Arm und streicht ihr beruhigend über den Rücken. „Sie wollten dich aufgeben. Sie haben gedacht, dass du nicht wieder aufwachst“, murmelt sie tonlos, so dass Tony ihr versucht zu erklären wie er die vergangenen Wochen erlebt hatte: „Ich habe deine Stimme gehört und deine Anwesenheit gefühlt. Aber ich hatte Angst, dass du verschwindest. Nur aus diesem Grund wollte ich nicht aufwachen. Ich dachte, in meinem Traum bist du wenigstens bei mir.“ Nach dieser Aussage löst sich Kate von ihrem Mann, sieht ihm in die Augen und erwidert bestimmt: „Ich werde nicht gehen. Du wirst mich nicht wieder los.“ Ein leichtes Schmunzeln ziert seine Lippen, als er sie wieder an sich zieht und einen Kuss auf ihre Stirn haucht, bevor sie sich zu ihm ins Bett legt und in seine Arme schmiegt. Immer wieder fährt er mit seiner Hand über ihren Kopf und den Rücken hinunter, bevor er meint: „Habe ich dir schon einmal gesagt, wie wunderschön ich deine braunen Haare finde? Ich bin so froh, dass sie nicht mehr schwarz sind.“ Die Agentin blickt ihm in die Augen, die sie wie schon so oft in ihren Bann ziehen, doch sie verliert sich gern in dem unergründlichen grün, möchte für immer darin versinken. Lange sehen sich die beiden schweigend und bewegungslos an, ehe sie ihm mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht liebevoll über die stoppelige Wange streicht. Dann nähert sie sich langsam seinen Lippen und berührt sie schließlich sanft mit den ihren, so dass sie erneut dieses Kribbeln fühlt, das sie solange vermisst hat. Tony zieht sie noch näher an sich und erwidert diesen ersten Kuss seit über zwanzig Monaten zärtlich, auf dass er ewig dauern möge.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Das Grande Finale beginnt. Es ist in drei Kapitel aufgeteilt und ist Kates Rückblick auf die Monate nach Tonys Verletzung.
Viel Spaß!

LG Claudia


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25. Dezember 2009 - Washington D.C., USA

Den Tag, an dem Tony endlich mit mir nach Hause zurückkehren konnte, hatte ich seit vielen Wochen herbeigesehnt, aber als es nach seinem Krankenhausaufenthalt und einer schier unendlichen Reha schließlich soweit war, packte mich eine ungewohnte Nervosität. Ich konnte mir selbst nicht erklären, warum mich plötzlich dieses seltsame Gefühl beschlich und was genau es war, doch es war da und ließ sich nicht mehr abschütteln. Nach beinahe zwei Jahren, die ich allein verbracht und geglaubt hatte, nie wieder glücklich sein zu können, würde ich tatsächlich mit meinem Ehemann unser gemeinsames Heim betreten. Vielleicht war es die Angst, die von mir Besitz ergriffen hatte, dass ich aus diesem viel zu schönen Traum, in den sich der schlimmste Albtraum meines Leben gewandelt hatte, doch wieder erwachen könnte. Aber nichts dergleichen geschah, noch immer war er bei mir, ich konnte seine Nähe spüren, ihn berühren, um mir sicher zu sein, dass er Realität war. So sehr ich auch versuchte zu vergessen, fühlte ich jedoch sogar in diesen Momenten in einem kleinen Teil meines Herzens weiterhin den Schmerz seines Verlustes, der wohl niemals vollständig verblassen würde. Egal wie viel Zeit auch vergehen würde, die vergangenen Monate hatten tiefe Narben in meiner Seele hinterlassen, die, auch wenn sie langsam heilten, für mich doch immer spürbar bleiben würden. Im Grunde standen wir nun wieder ganz am Anfang, einem Anfang, der uns viel Kraft kosten würde, denn obwohl wir uns bereits so nahe gewesen waren, war von unserer Beziehung nicht viel mehr übrig geblieben als unsere Gefühle füreinander. Aber gleichzeitig wusste ich nicht, ob unsere Liebe, auch wenn sie uns nach all den Geschehnissen wieder zusammen geführt hatte, stark genug war, um die Vergangenheit endgültig hinter uns zu lassen.

Meine Hände zitterten unwillkürlich, als ich den Schlüssel in das Schloss steckte, um die Haustür zu öffnen, doch als ich die Wärme von Tonys Fingern spürte, die sich sanft über die meinen legten, ließ die Anspannung ein wenig nach. Obwohl seine Nähe noch immer ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit in meinem Inneren auslöste, ließ sich jedoch gleichzeitig meine Angst nicht verdrängen, die jeden unserer gemeinsamen Schritte verfolgte. In den vergangenen Monaten hatte ich verzweifelt darum gekämpft, mein normales Leben weiter zu führen, mich damit abzufinden, dass er niemals zu mir zurückkehren würde. Doch nun war er trotz aller Fakten, die auch den winzigsten Funken Hoffnung bereits im Keim erstickt hatten, hier, trat neben mir durch den plötzlich so viel freundlicher erscheinenden Flur unseres Hauses. Wortlos ließ er seinen Blick durch die Räume schweifen, bevor er im Wohnzimmer verharrte, die Augen geschlossen, und das Gefühl des Heimkehrens in sich aufzunehmen schien. Unvermittelt spürte ich, dass mein Herzschlag sich beschleunigt hatte, dass es nicht nur die Angst war, die sich in mir ausgebreitet hatte, sondern dass diese sich mit einem Anflug von Aufregung vermischt hatte. Immerhin war es von Bedeutung nach langer Zeit des Alleinseins, das Haus auf einmal wieder mit einem Mann zu teilen, auch wenn es der eigene war.
Tonys Blick, der den meinen suchte, ließ mich aus meinen Gedanken erwachen, bevor er wortlos nach meiner Hand griff und die Treppe nach oben ging. Aber diese Stille, die uns umgab und sich in den Räumen ausgebreitet hatte, war nicht unangenehm, wussten wir doch trotz aller Ereignisse noch immer, was in unserem Partner vorging, auch ohne dass dieser es aussprach. Aus diesem Grund folgte ich ihm, wollte gemeinsam mit ihm fühlen, wie es war, wieder nach Hause zu kommen - zusammen als Familie. Als wir die erste Tür passierten, sah ich, wie seine Augen die bunten Buchstaben streiften, die ich daran angebracht hatte, während seine Schritte zögerlicher zu werden schienen. Doch ich wusste, dass seine Rückkehr für ihn wohl noch schwerer war als für mich, so dass ich versuchte, ihm Kraft zu geben, indem ich seine Hand fester nahm und mit ihm unser Schlafzimmer betrat. Obwohl es ihm noch immer schwer fiel, darüber zu sprechen, las ich in seinem Blick die Schuldgefühle, die ihn weiterhin quälten, die ihn kaum zur Ruhe kommen ließen. Es wäre jedoch genauso falsch gewesen, ihm zu sagen, dass er nichts für all das konnte, wie ihm die Schuld dafür zu geben. Vermutlich würden wir beide immer mit dem Gefühl leben müssen, unser ungeborenes Kind nicht beschützt haben zu können, auch wenn es wohl irgendwann leichter werden würde. Die Zeit, uns mit den Geschehnisse der vergangenen Monate auseinander zu setzen, würde kommen, aber nun war es wichtiger, wieder zueinander zu finden.
Ich beobachtete Tony, wie er auch durch diesen Raum ging, jeden Winkel in sich aufzunehmen schien, beinahe als wollte er diese Bilder nie wieder vergessen. Gleichzeitig trat jedoch ein nachdenklicher Ausdruck auf sein Gesicht, mit dem er die Dinge musterte, die nach all der Zeit noch immer in den Schränken ruhten. Es erstaunte ihn, dass sich in keinem der Zimmer etwas verändert hatte und sogar seine Sachen noch an ihrem angestammten Platz waren. Aber für mich gehörte dies alles zu unserem Haus, das ich wohl auch aus diesem Grund niemals hatte verkaufen können, denn dies war nun einmal unser Zuhause. Doch genau diese Tatsache enthüllte meinen Schmerz, den ich seit jenem verhängnisvollen Abend in mir getragen hatte und der sich nun unvermittelt in seinen Augen widerspiegelte. Schweigend trat ich auf meinen Mann zu, griff nach seiner Tasche, die er noch immer in seiner Hand hielt und ließ sie unachtsam neben das Bett fallen, ehe ich meine Arme um seinen Körper schlang. Sekunden vergingen, in denen er sich nicht rührte, beinahe erstarrt zu sein schien, bevor er sich an mich klammerte wie an einen rettenden Anker. Ich konnte spüren, wie ein leichtes Zittern durch seinen Körper lief, während er angespannt schluckte, doch die brennenden Tränen ließen sich nicht zurückhalten, suchten nach Erlösung. Im Nachhinein kann ich nicht mehr sagen, wie lange wir verharrten, aber ich weiß, dass wir diese Minuten brauchten, die Nähe des anderen zu spüren und ein wenig von dem nachzuholen, was uns so lange verwehrt war.

Uns beiden war klar gewesen, dass es schwer werden würde, denn wir hatten einen langen, steinigen Weg vor uns, bis wir endlich wieder ein normales Ehepaar sein würden. Dennoch hatte ich nicht erwartet, dass unser Zusammenleben dieses Mal so verkrampft beginnen würde, denn jeder von uns versuchte ständig, auf den anderen Rücksicht zu nehmen. Während ich Tony die Eingewöhnung erleichtern wollte, bemühte er sich immer wieder, mich seinen Fehler vergessen zu lassen, indem er kaum von meiner Seite wich. Aber die Tatsache, dass wir keine verliebten Teenager mehr waren und erst wieder lernen mussten, einander zu vertrauen, machte diese Situation nicht leichter. Ich fühlte mich in seiner Nähe immer stärker eingeengt, während ich jedoch gleichzeitig Angst hatte, ihn vor den Kopf zu stoßen und damit zu erreichen, dass er sich vor mir zurückzog. Die Mauer, die er während seiner Arbeit in Mexiko um sich herum aufgebaut hatte und die ihn vor den grausamen Begleiterscheinungen seines Auftrages hatte schützen sollen, bröckelte nur langsam. Es gelang mir nur schwer, dahinter zu blicken und ihn dazu zu bringen, mir seine Gefühle zu offenbaren, so dass ich schwieg und seine Fürsorge ertrug. Doch vermutlich wollten wir zu schnell zur Normalität zurückkehren, wollten die Geschehnisse endlich hinter uns lassen und nicht mehr daran zurückdenken. Wir mussten beide erst begreifen, dass wir Zeit brauchten, um uns daran zu gewöhnen, nun nicht länger allein sein zu müssen und unseren geliebten Menschen neben uns zu wissen. In den vergangenen Monaten hatten wir versucht, von nun an ohne unseren Ehepartner zu leben, ohne daran zu zerbrechen, Monate, die wir nun nicht einfach vergessen konnten.
Aber neben all den Problemen, die die unerwartete Nähe zueinander mit sich brachte, war die größte Schwierigkeit, die Bewältigung der Vergangenheit, die mich noch immer schmerzte. Die quälenden Bilder verfolgten mich weiterhin, auch wenn ich nun endlich aus diesem Albtraum erwachen und sein vertrautes Gesicht neben mir sehen konnte, wie ich es mir so oft gewünscht hatte. Wenigstens dieses Wissen brauchte ich, half es mir doch dabei, endlich wieder nach vorn zu blicken, so dass ich in der Nacht, die er anfangs im Gästezimmer verbracht hatte, stets seine Nähe suchte. Während ich mich immer wieder seiner Anwesenheit versichern musste, brauchte ich gleichzeitig Raum für mich und meine schmerzhaften Erinnerungen, eine Tatsache, die meine innere Zerrissenheit einmal mehr verdeutlichte. Auch wenn es nicht einfach für mich war, diese schreckliche Zeit zu vergessen, glaubte ich dennoch fest daran, dass unsere Liebe stark genug dafür war, um unsere Vergangenheit zu überstehen. Tony war mein rettender Engel gewesen, der mich aus jeder brenzligen Situation befreit hatte, auch wenn er dafür mehrere Kontinente überwinden musste. Obwohl ich mich in der Zeit, in der ich ihn für immer verloren geglaubt hatte, so sehr dagegen gewehrt hatte, konnte selbst ich das feste Band, das in den letzten Jahren zwischen uns entstanden war, nicht zerstören. Ich Zeit hatte gebraucht, aber irgendwann begriff auch mein Kopf, was mein Herz schon lange wusste, dass er diesen Fehler, den er begangen hatte, um keinen Preis noch einmal wiederholen würde. Diese Tatsache war der Grundstein, mit dem es uns endlich gelingen sollte, das zerstörte Vertrauen wieder neu aufzubauen.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

So, hier kommt das voletzte Kapitel.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß.

LG Claudia


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25. Dezember 2009 - Washington D.C., USA

Wir hatten dafür kämpfen müssen, doch schließlich fanden wir zurück in unser Eheleben und konnten nun endlich genießen, was uns so kurz nach unserer Hochzeit verwehrt geblieben war. Ich kostete jeden einzelnen Moment aus, den ich gemeinsam mit ihm hatte, wusste ich doch, auch wenn ich es gern vergessen würde, wie schnell dies der letzte sein konnte. Doch Tony schien sich damit nicht zufrieden geben zu wollen, denn etwa sechs Monate nachdem er aus dem Koma aufgewacht war, spürte ich eine merkwürdige Unruhe, die von ihm Besitz ergriffen hatte und die von Tag zu Tag zu wachsen schien - und mit ihr meine Angst. Auch wenn er auf meine Nachfragen wieder und wieder versuchte, mich zu beschwichtigen, wusste ich dennoch, dass er ein Geheimnis verbarg, das unvermittelt zwischen uns stand. Die Hilflosigkeit stieg in mir auf, so dass ich mich unwillkürlich in die Zeit vor zweieinhalb Jahren zurückversetzt fühlte, auch wenn sein damaliges Verhalten sich stark zu dem aktuellen unterschied. Er blieb weiterhin ein liebevoller Ehemann, der pünktlich von seiner Arbeit nach Hause zurückkehrte und jede freie Minute mit seiner Frau verbrachte. Obwohl auch unser Beruf dafür sorgte, dass wir einander stets nahe sein konnten, wuchsen meine Zweifel dennoch innerhalb von wenigen Tagen ins Unermessliche, so dass ich die Direktorin aufsuchte. Als ich an diesem Abend ausnahmsweise allein nach Hause fuhr, kreisten meine Gedanken ununterbrochen um dieses Gespräch und ihre Versicherung, dass Tony keinen Under-Cover-Auftrag bearbeitete. So sehr ich mich auch für mein Misstrauen ihm gegenüber verachtete, fiel es mir dennoch schwer, dies zu glauben, zu präsent war noch immer meine Erinnerung.
Mit einem leisen Seufzen auf den Lippen öffnete ich die Tür, nicht wissend, dass mein Mann seinen freien Nachmittag dafür genutzt hatte, eine Überraschung für mich vorzubereiten. Als ich an jenem Freitagabend unser Haus betrat, fühlte ich mich umgehend zu dem Moment vor über drei Jahren zurückversetzt, als er um meine Hand angehalten hatte. Mein Blick schweifte durch den großzügigen liebevoll dekorierten Raum und blieb an einem romantisch gedeckten Tisch hängen, den zwei Kerzen in geheimnisvolles Licht tauchten. Nur mit Mühe schluckte ich den Kloß hinunter, der sich in meiner Kehle gebildet hatte, während mein Herz weiterhin hart gegen meine Rippen hämmerte. Innerhalb von Sekunden waren all meine Zweifel vergessen, wurden sie durch die Aufregung, die unvermittelt von mir Besitz ergriff, verdrängt. Genau wie in meiner Erinnerung trat Tony wenig später mit diesem unwiderstehlichen Lächeln auf mich zu, nahm meine Hand in die seine und blickte mir tief in die Augen, bevor er mir die schönste Liebeserklärung machte, die man sich vorstellen konnte. Diese Worte aus seinem Mund zu hören, besonders nach all den Anstrengungen, die uns die letzten Monate gekostet hatten, machten es mir kaum mehr möglich, die Kontrolle über meine Gefühle zu behalten.
Bereits als er zu sprechen begann, brannte es verräterisch in meinen Augenwinkeln, die ich jedoch tapfer ignorierte, bis er vor mir niederkniete, so dass ich meine Tränen endgültig nicht länger zurückhalten konnte. Für einen Moment glaubte ich, mein Herz würde stehen bleiben, als er dann auch noch eine kleine Schmuckschatulle aus der Hosentasche zog. Doch als ich mir dessen bewusst wurde, verkrampfte ich mich unwillkürlich, während ich erschrocken den Atem anhielt und plötzlich mit meinen Schuldgefühlen zu kämpfen hatte. Bisher hatte ich Tony aus Angst die Tatsache verschwiegen, dass ich seit ein paar Tagen ich meinen Ehering nicht mehr finden konnte, denn egal wie verzweifelt ich auch gewesen war, hatte ich diesen doch nie abgelegt. Kaum spürte ich seine Hand, die nach der meinen griff, entspannte ich mich unbewusst ein wenig, während mein Blick wenig später auf meinen vermissten Ring im Inneren des kleinen Kästchens fiel. Mein Mann gestand mir ein wenig schuldbewusst, dass er sich diesen ausgeliehen hatte, um ihn neu gravieren und zwei kleine Steine links und rechts des größeren einarbeiten zu lassen. Ich hatte jedoch keine Zeit, darüber erleichtert zu sein, als er mich schließlich fragte, ob ich ihn ein zweites Mal heiraten wollte, so dass ich meine Tränen erneut nicht mehr zurückhalten und nur mit einem stummen Nicken antworten konnte.

An unserem dritten Hochzeitstag war es schließlich soweit, wir gaben uns zum zweiten Mal das Jawort, und dieser Tag erschien mir noch schöner und perfekter als der erste. Die Sonne strahlte warm von einem makellos blauen Himmel, während sich die Vögel in den hohen Bäumen niedergelassen hatten und mit ihrem fröhlichen Zwitschern die angespannte Stille des Nachmittags durchbrachen. Eine unerklärliche Aufregung lag in der Luft, doch ich selbst spürte kaum etwas davon, denn in meinem Inneren hatte sich eine angenehme Ruhe ausgebreitet. Vielleicht lag es daran, dass Tony und ich bereits verheiratet waren, aber vor allem wusste ich, dass nun endlich alles gut werden und wir unsere zweite Chance nutzen würden. Auch wenn ich zuvor nie darüber nachgedacht hatte, hatte er in der Erneuerung unseres Eheversprechens die Möglichkeit gesehen, endgültig mit unserer Vergangenheit abzuschließen und nur noch nach vorn zu blicken. Für mich bedeutete diese Zeremonie, auch wenn sie im Grunde nur symbolisch war, unglaublich viel, verdeutlichte sie doch, wie sehr wir uns liebten und dass wir füreinander bestimmt waren. Wir hatten die schlimmste Zeit unseres Lebens überstanden, hatten nach all den Monaten wieder zueinander gefunden und wollten den anderen nie wieder loslassen.
Als ich durch das kurze Gras unseres Gartens schritt, blickte ich in die erwartungsvollen Gesichter, unseres Teams, unserer Freunde, unserer Familie, die diesen Tag genauso mit uns feiern wollten wie meine Eltern und Geschwister. Mit ihnen allen waren die Menschen anwesend, die die wichtigsten in unser beiden Leben waren, ohne die wir den Schmerz jener qualvollen Monate nicht hätten ertragen können. Im Grunde war dieser Tag beinahe wie jener vor genau drei Jahren und doch war gleichzeitig alles anders, nicht nur die Voraussetzungen, die uns dazu gebracht hatten, erneut vor den Pfarrer zu treten. Damals hatte die Aufregung mein Inneres beherrscht, doch dieses Mal hatte ich das Gefühl, die ganze Zeremonie viel bewusster erleben zu können, keine Angst vor der Zukunft mehr haben zu müssen. Auch wenn ich dieses kleine Ziehen nicht als solche wahrgenommen hatte, war die Furcht dennoch da gewesen, hatte mich an jedem Arbeitstag begleitet, von dem einer von uns möglicherweise nicht zurückkehren würde. Doch nachdem ich genau diesen Verlust hatte erleben müssen und nun eine zweite Chance bekam, war diese Angst plötzlich verschwunden. Ich wusste nicht, was ich tun würde, sollte ich dies noch einmal erleben müssen, doch ich wusste, dass ich nicht noch einmal daran zerbrechen würde, dass Tony und ich, egal was passierte, immer wieder zueinander finden würden und wäre es erst nach dem Tod.
Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte ich meinem Ehemann in die Augen, ließ mich von dem unbeschreiblichen grün gefangen nehmen, so dass ich Mühe hatte, die Worte des Pastors zu realisieren. Wir hatten einander die rechte Hand gereicht und beantworteten nacheinander mit fester Stimme, in der völlige Sicherheit lag, dessen Frage. Nun nahm ich das kleine Blatt Papier entgegen, das Abby mir reichte und das mein Eheversprechen enthielt, das ich in den letzten Tagen formuliert hatte. Es war mir schwer gefallen, meine Gefühle in Worte zu fassen - viel schwerer als vor drei Jahren - so viel war mittlerweile geschehen, das nicht nur uns sondern auch unsere Ehe und unser Miteinander geprägt hatte. Dennoch war etwas unverändert geblieben, unsere Liebe zueinander war noch immer so stark wie damals, hatte uns all unseren Schmerz durchstehen lassen und würde niemals vergehen. Die Ewigkeit war eine lange Zeit, aber ich war mir vollkommen sicher, dass es uns beiden vorbestimmt war, diese miteinander zu verbringen. Doch auch Tony sprach diese Empfindung aus, bestätigte die Sicherheit, die auch ich verspürte, wenn ich ihn in meiner Nähe wusste, eine Sicherheit, die für immer andauern sollte. Nun konnten wir tatsächlich in unsere gemeinsame Zukunft gehen, eine Zukunft ohne Geheimnisse, von der wir schon geglaubt hatten, sie niemals erleben zu dürfen.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hier kommt das letzte Kapitel.
Ich wünsche euch noch einmal viel Spaß beim lesen.

LG Claudia


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25. Dezember 2009 - Washington D.C., USA

Mein Blick war gedankenverloren aus dem Fenster gerichtet und verlor sich in der unendlich erscheinenden Weite des dunkelblauen Ozeans, in dem sich die untergehende Sonne spiegelte. Doch ich nahm nichts von dieser traumhaften Kulisse wahr, die sich vor meinen Augen bot, zu sehr war ich mit den vor mir liegenden Minuten beschäftigt. Tony war zur Toilette verschwunden, so dass in mir erneut die Erinnerungen an die letzten Wochen auflebten, die mich seitdem kaum noch losließen. Dabei war es nicht nur unsere traumhafte Hochzeit, die uns in unseren Flitterwochen in dieses romantische Hotel an der Küste Marylands geführt hatte und die nun meine Überlegungen bestimmte. Es gab etwas, das ich meinem Mann bisher verschwiegen hatte, einerseits weil diese Tatsache ein Gefühl von Furcht in mir auslöste, andererseits weil ich auf den richtigen Moment warten wollte. Es war eine Woche vor unserer Hochzeit gewesen, als mir meine Frauenärztin offenbart hatte, dass ich im vierten Monat schwanger war, eine Tatsache, die ich durch die Aufregung während der Organisation unseres großen Tages niemals für möglich gehalten hätte. Doch dann hatte ich mich seitdem davor gedrückt, meinem Ehemann davon zu erzählen, denn die Erinnerung an Alessandra schmerzte noch immer zu stark und war stets begleitet von der Angst, dass dem Baby erneut etwas passieren könnte.
Ich war noch immer in meine Überlegungen vertieft, als Tony zu dem Tisch zurückkehrte, an dem nun lediglich eine einzelne Kerze unser romantisches Abendessen verriet, und sich mir gegenüber niederließ, so dass ich seine Anwesenheit überhaupt nicht bemerkte. Es war in den letzten Tagen immer wieder vorgekommen, dass meine Gedanken abgeschweift waren, doch an diesem Abend sollte er endlich den Grund erfahren. Aber kaum trafen sich unsere Blicke spürte ich wieder die Unsicherheit in mir aufsteigen, denn auch wenn ich wusste, dass ich nicht mit seiner Ablehnung zu rechnen hatte, machte mir viel mehr die Vorfreude Angst. Vermutlich war dieses Gefühl vollkommen normal, wenn man wie ich gespürt hatte, wie das Baby, das man in sich getragen hatte, starb. Das glückliche Leuchten, das mit meinen Worten in seine Augen trat, ließ dennoch meine Sorge in den Hintergrund treten, während die überschäumende Euphorie meines Mannes auch von mir Besitz ergriff. Während immer wieder die Erinnerungen der Vergangenheit in mir an die Oberfläche gedrängt waren, hatte ich beinahe vergessen, dass diese Nachricht eigentlich ein Grund zur Freude war. Vielleicht hatte mich mein Unterbewusstsein mit dieser Reaktion vor dem Schmerz eines erneuten Verlustes schützen wollen, doch nun konnten wir uns endlich gemeinsam freuen.

Trotz der Tatsache, dass Tony in jeder freien Minute an meiner Seite war und mir Kraft gab, waren die darauf folgenden Wochen und Monate nicht leicht für mich, denn immer war da diese schreckliche Angst in meinem Inneren, die mir keine Ruhe mehr ließ. Als wir aus unseren Flitterwochen zurückgekehrt waren, hatte ich meinen Job gekündigt und mich beinahe in unserem Haus eingeigelt, um nicht zu riskieren, dass unser Baby und ich in Gefahr gerieten. Ich wollte alles dafür tun, nicht noch einmal diesen Schmerz des Verlustes erleben zu müssen, so dass ich mit meiner Übervorsicht immer öfter übertrieb. Doch das Verständnis und der Beistand meines Ehemannes halfen mir schließlich dabei, meine Sorge ein wenig in den Hintergrund treten zu lassen. Vor allem unsere gemeinsamen Spaziergänge im nahe gelegenen Park, auf denen er bestand und die mich zwangen, endlich unser trautes Heim zu verlassen, verdeutlichten mir, dass es keinen Grund gab, Angst zu haben.
Doch noch etwas unterschied diese Schwangerschaft von jener vor zwei Jahren, denn nun war mein Ehemann an meiner Seite, mit dem ich meine Gefühle, und waren sie noch so sprunghaft, teilen konnte. Es war unbeschreiblich, an jedem Abend gemeinsam mit ihm die aktuellen Ultraschallbilder zu betrachten, bei jedem Arzttermin, der noch immer unwillkürlich die Furcht in meinem Inneren an die Oberfläche trieb, seine Hand zu halten. Aufgeregt aber gleichzeitig überglücklich verfolgten wir jede noch so winzige Bewegung, die das Baby in meinem Bauch machte und die vor allem mir zeigte, wie gut es sich entwickelte. Diese Tatsache zu spüren, war für mich so viel wichtiger als jede Beteuerung der Ärztin oder meines Mannes, denn nun konnte ich mir endlich sicher sein. Ich brauchte dieses Gefühl, das meine innere Anspannung dazu brachte, sich endlich ein wenig zu legen, so dass ich die Möglichkeit hatte, die Schwangerschaft genießen zu können. Obwohl die Sorge um unser ungeborenes Kind nicht vollkommen verschwand, lernte ich dennoch, mit ihr umzugehen und mit ihr zu leben. Vermutlich würde ich niemals eine Schwangere wie all die anderen sein, dazu saßen meine Angst und meine Erinnerung zu tief, doch ich befand mich auf dem richtigen Weg.

Viele Wochen sind seitdem vergangenen, Wochen, die so viel Aufregung in sich bargen, aber gleichzeitig unglaublich schnell verstrichen, wie ich es kaum für möglich hielt. Trotz meiner Angst, die mich weiterhin an jedem einzelnen Tag begleitete, auch wenn sie mich nicht länger beherrschte, möchte ich keinen einzigen missen. Neun Monate lang habe ich diese kleine Wesen in mir getragen, habe seinen Herzschlag gehört, habe jede seiner Bewegungen gespürt, war ihm so nah wie niemand sonst, und doch ist das Gefühl, unser Baby nun endlich in meinen Armen halten zu dürfen, unbeschreiblich. All diese Momente habe ich so viel intensiver erlebt, als Tony es konnte, aber nun ist alles vollkommen anders, vollkommen neu - für uns beide. Ich habe mich in das Kissen meines Krankenbettes zurück gelehnt und streiche immer wieder über sein kleines Köpfchen, um mich zu versichern, dass dies die Realität ist. Völlige Stille herrscht in dem kleinen sterilen Raum und hat uns umhüllt, nur durchbrochen von den kräftigen Atemzügen, denen ich glücklich lausche. Müsste ich meine Empfindungen in Worte fassen, es wäre mir nicht möglich, so überwältigend ist jeder einzelne Augenblick, seit ich unser Kind zum ersten Mal gesehen habe, für mich.
Am heutigen Weihnachtstag vor etwa zwei Stunden hat unser Sohn das Licht der Welt erblickt und so die Spekulationen um das Geschlecht unseres Babys beendet. Ich weiß, wie viel Selbstbeherrschung es Tony gekostet hat, bis jetzt auf Gewissheit zu warten, denn seine Neugier ließ ihn in all den Wochen niemals los, doch wir beide waren uns sicher, uns überraschen zu lassen. Die Vorfreude auf dieses kleine Wesen, das unser Leben von Grund auf verändert hat, hat jedoch unser beider mittlerweile arg strapazierte Geduld wieder wett gemacht. Es ist seltsam, denn ich hätte es vor diesem Tag niemals derart erwartet, aber Eltern zu werden, lässt tatsächlich Dinge, die zuvor wichtig waren, plötzlich in den Hintergrund treten, nur noch das Kind zählt. Die Tränen des Glücks trocknen langsam auf meinen Wangen, doch noch immer kann ich meinen Blick nicht von diesem kleinen Wunder abwenden. Es ist vollkommen perfekt mit seinen zehn Fingern, den zehn Zehen, dem zaghaften Lächeln und den strahlenden Augen, die nur blinzelnd unter seinen Lidern hervor blicken und dennoch bereits jetzt an seinen Vater erinnern. Während der vielen Stunden, in denen ich schreckliche Schmerzen ertragen musste, um unser Baby auf die Welt zu bringen, ist er keine Sekunde von meiner Seite gewichen, so hält er auch jetzt noch meine Hand und wacht über uns. Ich kann deutlich den Stolz in seinen Augen erkennen, mit denen er seinen Sohn betrachtet, der ihm zu Ehren den Namen Christopher Antonio DiNozzo trägt.
 
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So, Ihr Lieben!

Mit dem Epilog geht diese FF nun also auch zu Ende.
Ich würde mich freuen, wenn ich noch des ein oder andere FB lesen könnte von denen, die mir die Treue gehalten haben.
Ansonsten, bis zur nächsten Story.

LG Claudia


Epilog
Du musstest in deiner Vergangenheit so viele Schmerzen durchleiden, so viele Tränen vergießen, dass du glaubtest, niemals wieder glücklich werden zu können.
In einem verhängnisvollen Augenblick hattest du alles verloren, was du liebtest und deinem Leben einen Sinn gab.
Dennoch kämpftest du stets weiter, gabst nicht auf, bis es dir gelang, das zurück zu bekommen, was dir gehörte.

Du erkanntest, dass jede Veränderung, war sie auch noch so grausam, nicht umzukehren war.
Doch du gabst dem Menschen, den du am meisten liebtest und der dich dennoch am meisten verletzte, eine zweite Chance.
Es kostete sich eine ungemeine Kraft, aber dir gelang es, in dein normales Leben zurückzukehren.

Die Wunde, die du in diesem schrecklichen Moment erlittest, ist noch immer in deinem Herzen, und auch wenn sie mittlerweile verheilt ist, wird für immer eine Narbe zurückbleiben.
Nicht sichtbar für die Menschen, die dich umgeben, aber du kannst fühlen, dass sie da ist.

Und in bestimmten Momenten, wenn du auf diese Zeit in deinem Leben zurückblickst, dann beginnen die alten Gefühle, wieder zu schmerzen.
Doch diese Momente werden seltener, du hast gelernt, mit der Vergangenheit zu leben, dein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und dein Glück zu genießen.



ENDE
 
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