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Ich wünsche euch einen wunderschönen dritten Advent.
Ich hoffe, euch wurde allen ein wenig weiße Vorweihnachtszeit beschert.
Aber nun genug geredet, es geht mit Kapitel 14 weiter.
Viel Spaß!
LG Claudia
Während ich noch immer das Foto betrachtete, konnte ich spüren, wie Abbys prüfender Blick auf mir ruhte, die versuchte, herauszufinden, was in diesem Moment in meinem Kopf vorging.
Da ich jedoch kein Wort von mir gab, konnte sie irgendwann ihre Neugier nicht länger zähmen und hakte nach: „Was hast du jetzt vor, Kate?“
Ich hatte ihr bisher nichts von dem Brief erzählt, den ich gestern Abend verfasst hatte, und ich hatte auch nicht vor, dies nachzuholen.
Auch wenn es mir nicht peinlich war, dass mir die Worte dieses Fremden imponiert hatten, - immerhin war sie meine beste Freundin - hielt mich dennoch etwas davon ab, ihr diese Tatsache zu offenbaren.
Was genau ich jetzt tun würde, hatte ich mir jedoch bisher nicht überlegt, immerhin hatte ich keine Ahnung gehabt, was Abby und ich bei unseren jeweiligen Nachforschungen entdecken würden.
Wenn diese Ermittlungen sich mit einem realen Fall befassen würden, wüsste ich, was ich nun zu tun hätte, sodass ich von dieser Routine am besten nicht abweichen sollte.
Sobald ich einen Moment Ruhe vor meinen Kollegen - vor allem vor meinem Partner - hatte, würde ich mich mit diesem Kurier in Verbindung setzen und ihm ein paar Fragen stellen.
Vermutlich sollte ich persönlich mit dem jungen Mann sprechen, immerhin sollte meine Suche nach dem Unbekannten auch weiterhin geheim bleiben.
Als ich dazu ansetzen wollte, die Forensikerin nach der Adresse zu fragen, streckte sie mir bereits einen Zettel entgegen, auf dem in ihrer unverkennbaren Handschrift genau diese Information zu lesen war.
Erneut ließ mich die Tatsache schmunzeln, dass sie stets zu wissen schien, wonach ich - oder auch ein anderer Agent meines Teams - zu fragen beabsichtigte.
Mit einem kurzen Nicken nahm ich das kleine Stück Papier entgegen, faltete es zusammen und ließ es dann vorsorglich in meiner Hosentasche verschwinden.
„Danke, Abby“, flüsterte ich ihr ins Ohr, als ich sie kurz umarmte, um schließlich hastig das Labor zu verlassen und mich auf den Weg zurück in das Großraumbüro zu machen.
Während der unendlich erscheinenden Sekunden, die ich im Fahrstuhl verbrachte, wuchs meine bereits arg strapazierte Ungeduld noch weiter an, denn ich befürchtete, dass Gibbs bereits mit seinem Kaffee zurückgekehrt war.
Als endlich das erlösende 'Pling' ertönte, stürmte ich beinahe nach draußen und beeilte mich, an meinen Schreibtisch zurückzukehren, wo ich mich schweigend auf meinem Stuhl niederließ.
Nachdem ich einige Sekunden in einer zahlreichen Akten geblättert hatte, blickte ich vorsichtig aus dem Augenwinkel zu dem neben mir gelegenen Arbeitsplatz - die vorwurfsvolle Ermahnung meines Bosses vermissend.
Doch entgegen meiner Erwartung sah mir nicht dessen eisblauees Augenpaar entgegen - war der Tisch doch noch immer verwaist, nicht einmal ein leerer Kaffeebecher zeugte von der Anwesenheit unseres Teamleiters.
Deshalb wandte ich meine Aufmerksamkeit meinem Partner zu - von dem ich spürte, dass er mich seit meiner Rückkehr neugierig musterte - und zog fragend eine Augenbraue nach oben.
Aber Tony deutete lediglich mit seinem Kopf in Richtung der oberen Etage, auf der sich das Büro des Direktors befand und zuckte stumm seine Schultern, ehe er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.
Solange ich ihn jedoch prüfend musterte, blickte er nicht wieder von seiner Akte auf, in die er sich schweigend vertieft zu haben schien.
Das Verhalten meines Kollegen verwirrte mich zunehmend, würde er doch normalerweise die Abwesenheit unseres Vorgesetzten dazu nutzen, mich mit neugierigen Fragen zu bombardieren.
Ich fragte mich unwillkürlich, ob er heute Morgen bereits in den Genuss einer schmerzhaften Kopfnuss gekommen war, die ihn endlich hatte verstummen lassen.
Aber gewöhnlich musste Gibbs sich lediglich außer Sicht- und Hörweite begeben, damit die Wirkung seiner erzieherischen Maßnahme augenblicklich verpuffte.
Da ich wohl keine Antwort darauf finden würde, - denn ich beabsichtige nicht, ihn nach dem Grund seines seltsamen Benehmens zu fragen - wandte auch ich mich endlich meiner Arbeit zu, um einer Zurechtweisung meines Bosses zu entgehen.
Schon seit langer Zeit, hatte ich nicht mehr einen derart ruhigen Vormittag erlebt, am dem sich eine angenehme Stille über den Arbeitsbereich unseres Teams gelegt hatte.
Soweit ich mich erinnerte, war dies das letzte Mal geschehen, als DiNozzo bei einem Einsatz angeschossen worden war und Gibbs ihn nach Hause geschickt, weil er sein Gejammer nicht länger ertragen hatte.
Nicht dass Tony ernsthaft verletzt gewesen wäre, viel mehr war er Aufmerksamkeit heischend durch die Korridore des Hauptquartiers gelaufen und hatte jedem - ob er es hatte hören wollen oder nicht - von seiner lebensgefährlichen Verwundung berichtet.
Aber immerhin war sein dicker Verband ein äußerst effektiver Frauenmagnet gewesen, die ihn schließlich auch gebührend bedauert hatten - vermutlich ein weiterer Grund, aus dem unser Boss sich nach ein wenig Ruhe gesehnt hatte.
Obwohl ich nicht leugnen konnte, dass ich mich an seine Scherze - eine ab und an sehr willkommene Unterbrechung dieser eintönigen Arbeit - gewöhnt hatte und diese auch ein wenig vermisste, musste ich dennoch feststellen, dass der Stapel meiner unbearbeiteten Akten bereits auf weniger als die Hälfte zusammen geschrumpft war.
Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte mir nun, dass es Zeit für eine Mittagspause war und ich mich vielleicht auf einen frühen Feierabend freuen konnte - zumindest unter der Voraussetzung, dass das Telefon auf Gibbs' Schreibtisch auch weiterhin schwieg.
Normalerweise sehnte ich mich nach einigen Tagen im Innendienst nach einem Fall, der uns endlich wieder in die Welt hinaus führte, aber bei diesen Temperaturen war ich - und vermutlich auch keiner meiner Kollegen - nicht versessen darauf, einen Tatort untersuchen zu müssen.
Schweigend wandte ich meinen Kopf nach links - in der Hoffnung, ein positives Zeichen auf eine kurze Unterbrechung von unserem Boss zu erhalten.
Doch wie nicht anders zu erwarten, war mir mein Partner zuvor gekommen, - seinen üblichen bettelnden Blick aufgesetzt - sodass Gibbs eine auffordernde Geste machte, die für uns beinahe einem Startschuss gleichkam.
Innerhalb weniger Sekunden hatten wir unsere Wintersachen gegriffen und waren in den Aufzügen verschwunden - McGee in dem hinteren auf dem Weg in Abbys Labor, Tony und ich in dem vorderen, um das Hauptquartier in Richtung des nahe gelegenen Bistros zu verlassen.
Ein wenig verspätet, aber hier kommt Kapitel 15.
Wie immer viel Spaß!
LG Claudia
„Kate, was hälst du davon, wenn ich dich zum Italiener einlade?“
Die Frage meines Partners traf mich vollkommen unerwartet und riss mich aus meinen Gedanken, in die ich wieder einmal dabei war, abzutauchen.
Perplex sah ich ihm in die Augen und stellte verwundert fest, dass er meinem Blick verlegen auswich, während er hastig hinzufügte:
„Ich dachte nur, immerhin haben wir im Moment keinen Fall. Eine Tatsache, die man nutzen sollte. Außerdem habe ich noch etwas gut zu machen.“
Diese Aussage verwirrte mich nur noch mehr, wolle dieses Verhalten doch so gar nicht zu Tony passen, der nun erklärte: „Die Sache mit dem Foto. Ich wollte nochmal sagen, dass es mir leid tut.“
Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass mehr hinter seinem überraschenden Vorschlag steckte, aber wie immer gelang es mir nicht, hinter seine Maske zu blicken.
Dennoch entging mir die Unsicherheit nicht, mit der er ungeduldig auf eine Antwort von mir wartete, die ich ihm noch immer schuldig war.
Für einen Moment war ich geneigt, seine Einladung anzunehmen, doch dann kam mir erneut mein Brief in den Sinn, den ich vor wenigen Minuten eilig in meine Handtasche gesteckt hatte.
Meine Mittagspause hatte ich bereits anderweitig verplant - ein Vorhaben, bei dem wohl keine Zeit für ein Essen bleiben würde, wollte ich pünktlich an meinem Schreibtisch sitzen.
Aus diesem Grund versuchte ich, ihn abzuwimmeln, ohne ihn dabei vor den Kopf zu stoßen: „Die Sache ist vergessen, Tony. Immerhin hatte auch ich meine kleine Rache.
Aber so gern ich deine Einladung auch annehmen würde, muss ich sie leider ausschlagen. Ich bin bereits zum Essen verabredet.“
Nachdem ich zu dieser Ausrede gegriffen hatte, glaubte ich für einen Moment, dass ein dunkler Schatten über das Gesicht meines Partners huschte, ehe dessen Miene sich erneut verschloss und er sich mit einem knappen Nicken schweigend abwandte.
Ich verdrängte den Gedanken, dass ich ihn mit meiner Absage enttäuscht und vielleicht auch ein wenig verletzt hatte, während ich mir ein Taxi heran winkte.
Auf dem Weg zu der Adresse, die Abby mir gegeben hatte, konnte ich nicht verhindern, dass mir Tonys niedergeschlagener Gesichtsausdruck nicht mehr aus dem Kopf ging.
Nur für den winzigen Bruchteil einer Sekunde hatte sich mir offenbart, was in seinem Inneren vorging, doch ich hatte ihn einfach abgewiesen.
Obwohl er es zu genießen schien, mich unablässig zu nerven, konnte ich dennoch nicht leugnen, dass er mir mehr bedeutete als ein Kollege, dass er ein Freund für mich geworden war.
Aus diesem Grund ließ mich die Frage nicht los, was ihn in den letzten Tagen zu beschäftigen schien - war es doch nicht zu übersehen, dass sein Verhalten immer öfter vollkommen untypisch war.
Bevor ich mich jedoch in meinen Überlegungen verlieren konnte, riss mich das abrupte Bremsen des Taxifahrers aus meiner Trance, der mir damit das Ziel meiner Fahrt mitteilte.
Mechanisch zog ich einen Geldschein aus meiner Handtasche, den ich ihm durch das kleine Fenster der Trennscheibe entgegen streckte, ehe ich mit einem stummen Nicken den Wagen verließ.
Als ich die Tür hinter mir ins Schloss warf, ließ ich meinen Blick an dem riesig erscheinenden Appartementhaus nach oben schweifen, dessen graue Farbe einen tristen Eindruck auf mich machte.
Da Abby herausgefunden hatte, dass der junge Mann seiner Tätigkeit als Kurierfahrer nur nachts nachging, trat ich nun eilig durch die Haustür, die mir ein zuvorkommender Nachbar offen hielt.
Während ich die Stufen in die sechste Etage nach oben stieg, begann mein Herz, immer stärker gegen meinen Brustkorb zu hämmern - was jedoch nur zu einem geringen Teil der Anstrengung zuzuschreiben war.
Viel mehr wuchs die Spannung in meinem Inneren, dass ich nun vielleicht endlich eine Antwort auf meine Frage nach dem geheimnisvollen Unbekannten erhalten würde.
Als ich schließlich den kleinen silbernen Knopf betätigte, der im Inneren der Wohnung einen schrillen Ton auslöste, brachte meine Nervosität meinen Finger tatsächlich dazu, ein wenig zu zittern.
So angestrengt ich jedoch in der Hoffnung auf ein noch so leises Geräusch an der Tür lauschte, musste ich noch einige Male klingeln, bevor gedämpfte Schritte nach draußen drangen.
Ohne Vorwarnung wurde die Tür heftig aufgerissen, sodass ich mich unvermittelt dem nun leichter bekleideten jungen Mann gegenüber sah, der mir vor wenigen Stunden von einem Polizeifoto entgegen geblickt hatte.
Der Ausdruck in seinem Gesicht war nicht erfreut, während seine wirren Haare davon zeugten, dass ich ihn wohl aus dem Schlaf gerissen hatte.
Mein schlechtes Gewissen unterdrückend, dass ich die Tatsache einer hinter ihm liegenden Nachtschicht außer Acht gelassen hatte, hielt ich ihm meinen Dienstausweis unter die Nase und stellte mich vor:
„Special Agent Caitlin Todd, NCIS. Ich habe ein paar Fragen an Sie, Mr. Jones.“
Seine Stirn legte sich nachdenklich in Falten, während er angestrengt zu versuchen schien, meinen Namen einzuordnen und gleichzeitig ein Gähnen zu unterdrücken.
Schließlich hakte er ein wenig besorgt nach: „Ist es wegen des Briefes, den ich zugestellt habe? Bin ich in Schwierigkeiten?
Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass etwas damit nicht stimmt. Aber der Mann machte einen anständigen Eindruck auf mich.“
Hastig unterbrach ich seine Rechtfertigungsversuche, indem ich ihn beschwichtigte: „Es geht um den Brief, aber es sind nur Routinefragen. Keine Sorge. Haben Sie den Umschlag direkt von dem Mann bekommen?“
Mein Gegenüber schüttelte verneinend den Kopf, bevor er berichtete: „Ich wollte gerade meine Schicht antreten, als mich vor unserer Zentrale ein Fremder angesprochen hat.
Er hat mir einen Fünfzig-Dollar-Schein und einen Zettel mit einer Adresse und einem Postfach in die Hand gedrückt. Ich sollte den Inhalt dieses Fachs an diese Adresse bringen. Das war alles.“
Ungläubig hörte ich seinen Ausführungen zu, denn dies hatte ich nicht erwartet, aber gleichzeitig offenbarte sich mir dadurch eine neue Spur, die mich vielleicht an mein Ziel führen würde.
Deshalb fragte ich hoffnungsvoll und auch ein wenig aufgeregt: „Können Sie sich an den Mann erinnern? Können Sie ihn mir beschreiben?“
Doch die Antwort, die ich daraufhin erhielt, ist nicht sehr hilfreich: „Ein Durchschnittstyp. Etwa Mitte dreißig, groß, sportlich. Sein teurer Anzug ist mir aufgefallen. Aber sonst...“
Der Kurierfahrer zuckte mit den Schultern, um seine Worte zu untermauern, sodass ich mir nur mit Mühe ein enttäuschtes Seufzen verkneifen konnte.
Diese Beschreibung könnte im Grunde auf jeden zweiten Mann in Washington D.C. passen - sogar auf DiNozzo würde diese zutreffen, auch wenn ich meinen Partner nicht gerade als Durchschnittstyp bezeichnen würde.
Aber auf jeden Fall half mir diese Aussage bei meiner Suche kein bisschen, sodass mich Abbys Entdeckung auch nicht weiter gebracht hatte.
Als ich mich jedoch verabschieden wollte, hielt ich abrupt inne und sprach den Gedanken aus, der mir unvermittelt durch den Kopf schoss: „Haben Sie den Zettel mit dem Postfach noch?“
Erleichtert registrierte ich ein Nicken meines Gegenübers, der eilig im Inneren des Appartements verschwand und erst Minuten später zurückkehrte.
Aber als Belohnung für meine Geduld überreichte er mir eben jenes Stück Papier, das die gleiche Handschrift zierte wie den Brief meines Unbekannten.
„Vielen Dank für Ihre Hilfe, Mr. Jones“, verabschiedete ich mich nun mit einem Lächeln auf den Lippen und wandte mich Gedanken verloren ab, ohne seine Frage zu registrieren: „Weshalb suchen Sie diesen Mann, Agent Todd?“
Weil ihr so lange warten mußtet, und ich bis Heiligabend die Story gepostet haben will, gibt's gleich noch ein Kapitel.
LG Claudia
Das gedämpfte Licht, das mich umgab, vermittelte eine gemütliche Atmosphäre, untermalt von den leisen Klängen italienischer Musik.
Kurz genoss ich den freien Blick aus dem riesigen Panoramafenster zu meiner linken, vor dem sich der in Dunkelheit gehüllte menschenleere Park erstreckte.
Doch dann wandte ich mich erneut meinem Umfeld zu, sah mich neugierig um und nahm jedes Detail dieser fremden Umgebung wahr.
Obwohl ich den Raum erst vor wenigen Minuten betreten und mich hier niedergelassen hatte, fühlte ich mich von Anfang an in diesem Ort wohl.
Die Gespräche, die an den Nachbartischen geführt wurden, drangen kaum an mein Ohr, konzentrierte ich mich doch nur auf den mir gegenüber sitzenden Mann.
Ich wusste selbst nicht genau, ob mich unter anderem mein schlechtes Gewissen zu diesem Vorhaben bewogen hatte, aber vor allem war es meine gute Laune gewesen, von der ich geglaubt hatte, sie mit einem Freund teilen zu wollen.
Obwohl es mir noch immer nicht gelungen war, die Identität meines geheimnisvollen Fremden zu ermitteln, hatte ich dennoch meinen Brief in seinem Postfach hinterlassen.
Das Wissen, dass ich ihm damit eine Antwort auf seine Zeilen hatte übermitteln können, hatte in meinem Inneren ein Gefühl von Beschwingtheit ausgelöst, das mich an diesem Abend hinaus in das nächtliche Washington getrieben hatte.
Was wäre da nahe liegender, als mit meinem Partner das verpasste Mittagessen nachzuholen und damit meine Absage wieder gut zu machen?
Ich hätte nicht gedacht, dass er sich über meinen Anruf freuen, - und vor allem, dass er so kurzfristig Zeit haben und nicht bereits verabredet sein würde - doch er hatte mich tatsächlich wenig später abgeholt und saß mir nun gegenüber.
Noch vor einigen Wochen hatten wir unsere Mittagspausen fast täglich miteinander verbracht, doch in letzter Zeit waren wir immer öfter getrennte Wege gegangen.
Vielleicht hatte es ein wenig an seinem kleinen Erpressungsversuch mit meinem kompromittierenden Foto der Frühlingsferien gelegen, den ich ihm in meinem Inneren doch länger nachgetragen hatte, als ich es ihm und auch mir selbst hatte eingestehen wollen.
Aber mittlerweile war es an der Zeit, diese unangenehme Erinnerung zu vergessen - wirklich zu vergessen und es nicht nur vorzugeben.
Das Team war meine zweite Familie, - unser aller Familie - zu der auch Tony gehörte, der in den vergangenen zwei Jahren nicht nur meinem Partner sondern auch zu meinem Freund geworden war.
Er war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, - auch wenn er mich viel zu oft mit seinen bissigen Kommentaren auf die Palme brachte - den ich nicht auf Grund eines absurden Streits verlieren wollte.
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass er mittlerweile verstanden hatte, dass er mit dieser Aktion weit über das Ziel hinaus geschossen war.
Vermutlich würde er seine Neugier niemals vollkommen im Zaum halten können, denn diese lag in der Natur eines guten Ermittlers, aber ich glaubte, er würde nun gewisse Grenzen akzeptieren.
„Schön, dass du doch noch Zeit für ein Essen hattest, Katie.“
Bei diesen Worten lächelte er mich so sanft an, dass sich eine unerwartete Wärme in meinem Inneren ausbreitete und auch mir ein Lächeln entlockte.
Ich registrierte nur am Rande, dass er mich mit meinem Spitznamen ansprach, den er gewöhnlich nur benutzte, um mich zu reizen.
Doch diesmal lag in seiner Stimme ein seltsamer, beinahe liebevoller Unterton, dass es mir beinahe angenehm war, auch von ihm so genannt zu werden.
„Ich habe mich gefreut, dass du meine Einladung angenommen hast“, erklärte ich daraufhin und fühlte mich fast wie bei einem Date - die unverkennbare Nervosität breitete sich schleichend in meinem Inneren aus.
Wenn ich es mir genau überlegte, hatte dieser Abend tatsächlich sehr viel Ähnlichkeit mit einem Rendezvous - immerhin hatte Tony darauf bestanden, mich abzuholen.
Aber vermutlich deutete ich zu viel in den angeborenen Charme eines Italieners hinein, während er in diesem Essen nur das sah, was es war - ein Treffen unter Freunden.
Natürlich hätte ich mich auch mit Abby verabreden können, die wahrscheinlich darauf brannte, mehr über die Unterhaltung mit dem Kurierfahrers zu erfahren.
Aber ich hatte das Gefühl gehabt, dass ich bei meinem Partner etwas gut zu machen hatte - und damit dachte ich nicht nur an meine Absage heute Mittag.
„Also sind wir uns ja ausnahmsweise einmal einig. Wir freuen uns über dieses gemeinsame Abendessen“, fasste mein Gegenüber unsere unsinnigen Aussagen zusammen, was mir unwillkürlich ein Lachen entlockte.
Auch er konnte sich sein typische Grinsen nicht verkneifen, während ich die befreiende Wirkung dieser Situation spürte, die die Anspannung sich in Luft auflösen ließ.
Immerhin waren unsere bisherigen Zusammentreffen - ob innerhalb oder ohne das Team - niemals derart verkrampft verlaufen, dass es nun keinen Grund gab, damit anzufangen.
Um seinem schelmischen Blick auszuweichen, wandte ich meine Aufmerksamkeit endlich der Speisekarte zu, bevor ich in diesem Restaurant, das köstliche Gerichte versprach, verhungerte.
Als ich einige Stunden - ein Drei-Gänge-Menü und einen unweigerlich romantischen Spaziergang unter dem Sternenhimmel des nächtlichen Parks - später in seinem Wagen saß, fühlte ich mich so gut wie lange nicht.
Vermutlich war daran der nicht geringe Genuss eines edlen italienischen Rotweines nicht ganz unschuldig, aber vor allem verdankte ich diese Tatsache dem schönen Abend mit meinem Partner.
Wir hatten uns über die wichtigen und auch unwichtigen Kleinigkeiten unseres Lebens unterhalten können, ohne in verlegenes Schweigen zu verfallen - und ohne dass ich geglaubt hatte, damit nur seine Neugier befriedigen zu müssen.
Ein kleiner Teil in meinem Inneren bedauerte die Tatsache, dass dieser Abend kein Date gewesen war, wünschte ich doch, dass diese auch einmal derart zwanglos verlaufen würden.
Aber im Grunde war das wohl unmöglich, denn dafür kannten Tony und ich uns bereits zu gut, als dass man diese Situationen miteinander vergleichen könnte.
Nichtsdestotrotz hatte ich die vergangenen Stunden genossen, hatte meine Arbeit und sogar meinen unbekannten Briefeschreiber vergessen, der meine Gedanken in den letzten beiden Tagen stets begleitet hatte.
Wem sonst außer meinem Kollegen würde es gelingen, etwas aus meinem Kopf zu vertreiben, das mich sonst kaum losließ?
Das plötzliche Verstummen des Motors ließ mich aufblicken und die vertraute Umgebung erkennen, in der sich mein Appartement befand.
Um mich zu verabschieden, wandte ich mich meinem Partner zu, der mich abwartend musterte und erklärte mit leiser Stimme: „Danke für den wunderschönen Abend, Tony.“
Ein sanftes Lächeln - nicht zu vergleichen mit seinem üblichen Grinsen, sondern viel tiefer und ehrlicher - umspielte seine Lippen, als er erwiderte: „Ich danke dir, Katie.“
Ich konnte es beinahe nicht glauben, aber ich begann, mich an diesen Spitznamen aus seinem Mund zu gewöhnen, sodass ich mich zu ihm lehnte und einen flüchtigen Kuss auf seine Wange hauchte, bevor ich den Wagen verließ.
Seit jenem Tag, als ich meinen Brief in dem Postfach meines geheimnisvollen Unbekannten hinterlassen hatte, waren bereits einige Tage vergangen, ohne dass ich eine Antwort erhalten hatte.
Auch wenn ich mir diese Tatsache nicht eingestehen wollte, war ich darüber enttäuscht - hatte ich mir doch erhofft, wieder von ihm zu hören.
Aber an jedem Morgen, an dem ich erwartungsvoll das Großraumbüro betreten hatte, hatte ich erneut einem leeren Schreibtisch gegenüber gestanden, auf dem ich gewünscht hatte, ein paar kurze Zeilen dieses Mannes vorzufinden.
Stattdessen hatte sich ein neuer Stapel alter Akten auf meinem Arbeitsplatz getürmt, der darauf gewartet hatte, in den nächsten nicht enden wollenden Stunden abgearbeitet zu werden.
Mittlerweile war ich schon fast davon überzeugt, doch einem schlechten Scherz aufgesessen zu sein und mir vergeblich Hoffnung gemacht zu haben.
Vermutlich hatte ich mich mit meiner Suche nach diesem Fremden vollkommen lächerlich gemacht - ganz zu schweigen von meinem Brief, den ich für ihn verfasst hatte.
Dabei hatte ich wie bei jedem anderen Fall auch auf meinen Instinkt als Ermittlerin und Profilerin vertraut, der mich jedoch im Stich gelassen hatte.
Vielleicht hatte ich mich auch nur in dieses Gefühl hinein gesteigert, das dieser Brief in mir ausgelöst hatte - hatte meinen gesunden Menschenverstand ausgeschaltet und mich in meinen Empfindungen verloren.
Genau dies war der Grund, warum man niemals emotional an einen Fall heran gehen sollte - trog diese Tatsache doch stets das Urteilsvermögen.
Mit Schwung warf ich die Fahrertür meines Autos ins Schloss, bevor ich mit zielstrebigen Schritten durch die Tiefgarage zu dem nahe gelegenen Aufzug ging.
Meine gute Laune, die mich in den vergangenen Tagen begleitet hatte, war verflogen, während sich eine Art Schwermut in mir ausbreitete.
Die Aussicht, mich erneut durch Unmengen alter Fälle wühlen zu müssen, verstärkte dieses Gefühl nur noch zusätzlich, sodass ich an diesem Morgen Mühe gehabt hatte, die Energie zu finden, mein kuscheliges Bett zu verlassen.
Wie viel lieber hätte ich den Wecker ausgeschaltet, hätte mir meine warme Decke über den Kopf gezogen, um für die nächsten Stunden an diesem Ort zu verharren.
Da mein Boss jedoch mit Sicherheit kein Verständnis für meine Vorweihnachtsmelancholie hatte, war mir nichts anderes übrig geblieben, als mich in die eisige Winterluft zu begeben.
Also hatte ich mich durch den morgendlichen Berufsverkehr gekämpft und war froh, endlich im Schutz des angenehm temperierten Hauptquartiers angekommen zu sein.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit dem typischen 'Pling', sodass ich in das Innere trat und darauf wartete, nach oben zu fahren.
Doch noch ehe die Kabine sich in Bewegung setzen konnte, drängte sich DiNozzo eilig durch die sich schließenden Metalltüren hindurch und kam, nach Atem ringend, neben mir zum Stehen.
„Guten Morgen, Katie“, begrüßte er mich mit freundlicher Stimme, die mir lediglich ein genervtes Stöhnen entlockte, konnte ich doch nicht verstehen, wie man so früh am Morgen bereits derart gut gelaunt sein konnte.
In diesem Moment störte mich sogar mein Spitzname - obwohl ich wusste, dass er mich damit weder ärgern noch provozieren wollte.
„Was ist los, mit dir? Hast du schlecht geschlafen? Du bist ganz blass“, hakte er daraufhin nach, wodurch ich mich jedoch auch nicht besser fühlte.
Aber der besorgte Unterton in seiner Stimme zeigte mir, dass er sich nur für mein Wohlbefinden interessierte, sodass ich mich zu einem Lächeln zwang und den Kopf schüttelte.
Tony kannte mich mittlerweile gut genug, um mich nicht zu durchschauen und zu wissen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag - genau wie er wusste, dass ich nicht darüber sprechen wollte.
Doch er hatte mit seiner Frage ins Schwarze getroffen, denn ich hatte tatsächlich in den vergangenen Tagen kaum geschlafen - zu viele Dinge waren mir durch den Kopf gegangen.
Immer wieder hatte ich über den Brief und dessen Verfasser nachgegrübelt, hatte versucht, herauszufinden, ob ich diesem zu viel Bedeutung zumaß.
So oft ich mir jedoch die Worte ins Gedächtnis gerufen hatte, war ich dennoch nie zu einem Ergebnis gekommen - hatte weiterhin ein Funke Hoffnung in mir geglommen, eine Antwort von ihm zu erhalten.
Obwohl mein Partner dieses abweisende Verhalten nicht verdient hatte, ließ ich ihn wortlos stehen, sobald die schweren Metalltüren des Aufzugs sich auf unserer Etage öffneten.
Ich versuchte lediglich zu verhindern, dass er erneut nachhaken würde, was mich beschäftigte, denn diese Frage war ich noch nicht einmal im Stande, mir selbst zu beantworten.
Doch wider Erwarten hielt er sich mit seiner Neugier zurück, blickte mir nur schweigend nach, bevor er einen der silbernen Knöpfe betätigte und den Fahrstuhl damit weiterfahren ließ.
Seit unserem gemeinsamen Essen hatte sich wohl doch mehr zwischen uns geändert, als ich wahrhaben wollte, denn ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass dieser Abend für ihn eine größere Bedeutung gehabt hatte, als er haben sollte.
Ehe ich diesen Gedanken jedoch weiter spinnen und eine Antwort auf sein seltsames Verhalten finden konnte, hielt ich abrupt in meiner Bewegung inne.
Prüfend sah ich mich in dem Arbeitsbereich unseres Teams um und stellte fest, dass dieser noch verlassen war, sodass ich näher an meinen Schreibtisch trat.
Auf diesem fand ich - wie bereits eine Woche zuvor - einen cremefarben Umschlag - geziert mit meinem Namen - vor, auf dem eine schneeweiße Calla lag.
Mit zitternden Fingern, die noch immer in meinen gefütterten Lederhandschuhen steckten, nahm ich das Kuvert an mich und betrachtete es eingehend.
Mein Herz hämmerte unrhythmisch gegen meinen Brustkorb, als ich das Papier, das sich im Inneren offenbarte, vorsichtig auseinander faltete.
Nur mit Mühe konnte ich meine Aufregung unterdrücken, die mich in dem Augenblick ergriffen hatte, als dieser Brief in mein Blickfeld gelangt war.
Für mich glichen diese wenigen Tage beinahe einer Ewigkeit, die ich auf diese Worte gewartet hatte - mittlerweile geglaubt hatte, sie niemals zu erhalten.
Die Zeit schien, unendlich langsam zu vergehen- in Erwartung eines bestimmten Momentes - schien fast, stehen zu bleiben und zu verharren.
Doch nun glitten meine Augen gebannt über die wenigen Zeilen, die nur für mich bestimmt waren, die mir diesen unbekannten Menschen ein wenig näher bringen sollten.
Im Grunde verrieten mir seine Worte erneut kaum etwas über den Mann, der er war, aber sie offenbarten mir sein Wesen, zeigten mir seine Empfindungen, seine Einsamkeit, die in seinem Inneren schlummerten - verborgen vor der Außenwelt.
Mir erschien es beinahe, als würde er sich mir öffnen, würde mir etwas anvertrauen, was er normalerweise nie mit einem anderen teilte.
Aber gerade diese Tatsache vermittelte mir das Gefühl, mich in ihm nicht getäuscht zu haben - so fremd er mir auch war, spürte ich doch, seinen Worten Glauben schenken zu können.
Und schon sind wir bei Kapitel 18 angekommen.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß.
LG Claudia
Liebste Caitlin!
Dein Brief zeigt mir, dass Dich unzählige Fragen beschäftigen, auch wenn Du diese nicht aussprichst.
Fragen, die Dich dazu brachten, mich zu suchen und mir näher zu kommen.
Fragen, die Dich einen Brief an mich schreiben ließen.
Auch wenn ich es stets hoffte, hätte ich doch niemals für möglich gehalten,
Dich mit meinen Worten tatsächlich zu erreichen.
Deshalb möchte ich versuchen, Dir ein paar Antworten zu geben.
Vielleicht bringen mich die nahenden Feiertage dazu, mich nach einem Menschen - dem Menschen - zu sehnen.
Weihnachten ist die Zeit, die man mit seinen Liebsten verbringen sollte, aber wenn man allein ist,
sind diese Tage kaum zu ertragen, führen sie einem doch die Einsamkeit noch deutlicher vor Augen.
Deshalb will ich meine Chance nutzen, diesen Menschen in meinem Leben zu haben.
Es ist erst wenige Tage her, dass ich Dir das erste Mal begegnete.
Und doch habe ich das Gefühl, Dich schon mein Leben lang zu kennen.
Eine junge Frau, die mit offenen Augen in die Welt schaut
und in deren Blick dennoch der verträumter Ausdruck eines kleinen Kindes liegt.
Es mag vielleicht oberflächlich klingen, wenn ich Dir sage,
dass Deine Erscheinung, dass Du mich vom ersten Augenblick, von unserer ersten Begegnung an fasziniertest.
Doch weder ich noch dieses unbekannte Gefühl, das ich für Dich empfinde, sind oberflächlich.
Seit diesem Tag begegnen wir uns an jedem Morgen -
Du auf Deinem Weg zur Arbeit und ich in der Hoffnung, Dich wiederzusehen.
Wir begegnen uns jedoch nicht nur am Morgen, sondern auch in der Nacht - in der Nacht in meinen Träumen.
Dann kann ich endlich wirklich mit Dir sprechen, Dich berühren, Dich küssen.
Muss mich nicht hinter einem Stück Papier verstecken - aus Angst, Dir gegenüber zu treten.
In meinen Träumen bist Du bei mir, doch an jedem Morgen bin ich erneut allein.
Dennoch begleitet mich weiterhin die Hoffnung, diese Träume könnten irgendwann wahr werden.
Während ich die Worte meines geheimnisvollen Fremden zum zweiten Mal las, umspielte unwillkürlich ein leichtes Lächeln meine Lippen.
Ich konnte nicht leugnen, dass ich erleichtert war, dass ich mich in diesem Mann nicht geirrt hatte, dass ich auf meinen Instinkt verlassen konnte.
Bisher hatte es mir nie viel Glück beschert, wenn ich im Privatleben auf mein Gefühl vertraut hatte - war ich doch stets irgendwann enttäuscht und verletzt worden.
Doch mittlerweile wuchs die Hoffnung in mir, dass sich mir mit diesen Briefen eine Chance offenbarte, die vielleicht die eine sein könnte, nach der ich bereits seit langer Zeit auf der Suche war.
Ich versuchte zu verstehen, was diese Zeilen in meinem Inneren auslösten, versuchte zu verstehen, was sie mir bedeuteten, doch es gelang mir nicht.
Die Tatsache, dass er das Leben ähnlich empfand, wie ich es tat, dass er auf der gleichen Suche war, machte mir gleichzeitig Angst und ließ mich ihm dennoch näher fühlen.
Immer wieder stellte ich mir die Frage, wer dieser Mann war, den ich nach seinen Worten täglich traf, aber ich fand keine Antwort darauf.
Es blieb mir nur eine Möglichkeit - ich musste endlich seine Identität herausfinden, musste ihm endlich gegenüber stehen und ihm in die Augen blicken können.
Wie immer platzte das leise 'Pling' des Fahrstuhls in meine Gedanken, das mich eilig den Umschlag in die Tasche meines Blazers stecken und die Lilie in eine Schublade meines Schreibtischs legen ließ.
Wie zu erwarten, war es niemand anderes als DiNozzo, der mich aus meinen Überlegungen riss und mich dazu brachte, hastig alle verräterischen Spuren zu beseitigen, die seine Neugier schüren könnten.
Obwohl ich verwirrt registriert hatte, dass er den Aufzug nicht mit mir verlassen hatte, hatte ich nicht weiter darüber nachdenken wollen, was genau ihn einmal mehr zu diesem seltsamen Verhalten getrieben hatte.
Doch dann hatte der Brief - ohne dass ich selbst dazu beigetragen hätte - unvermittelt meine Laune gehoben, hatte mich meine Melancholie vergessen lassen.
Auch meinem Kollegen würde es nicht gelingen, dieses gute Gefühl wieder zu vertreiben, egal worauf sein ungewohntes Schweigen begründet war.
Aus diesem Grund ignorierte ich seinen verwunderten Blick, mit dem er das versonnene Lächeln in meinem Gesicht registrierte, während ich ihm keine Möglichkeit geben wollte, meine Nerven zu strapazieren.
Stattdessen ließ ich meinen Wintermantel unachtsam auf meinem Stuhl zurück und verließ den Bereich unseres Teams mit einem knappen: „Ich bin bei Abby.“
Noch bevor mein Partner etwas auf meine Worte erwidern konnte, verschwand ich hinter den schweren Metalltüren des Aufzugs auf dem Weg in das Labor meiner Freundin.
Auch wenn ich wusste, dass mein Boss jeden Augenblick mit seinem Kaffee in das Großraumbüro zurückkehren würde, konnte ich nicht bis zu meiner Mittagspause warten.
Etwas in meinem Inneren sagte mir, dass dieser Brief der Hinweis war, den ich brauchte, um endlich den Mann aufzuspüren, der mir diese Zeilen geschrieben hatte.
Irgendeine Spur musste er schließlich an dem Papier hinterlassen haben, und wenn es diese gab, würde die Forensikerin diese auch finden - immerhin hatte sie schon oft unmöglich erscheinendes möglich gemacht.
Die Worten meines Unbekannter hatten mir erzählt, dass ich ihm näher gekommen war - hatten mir glauben gemacht, dass er sich erhoffte, ich würde ihn finden, denn gleichzeitig erklang aus ihnen die Unsicherheit, sich mir in der Realität zu offenbaren.
Obwohl ich keinen Ton von mir gab, als ich durch die automatischen Schiebetüren in den Raum trat, der in ein diffuses Zweilicht getaucht war, hatte meine Freundin mein Eintreffen wahrgenommen.
Sie schien, einen sechsten Sinn für überraschende Besucher in ihrem Labor zu haben - über die sie sich jedoch stets freute, wie sie bereits wiederholt betont hatte.
Aber nicht nur mein Auftauchen hatte sie bemerkt, sie kannte wohl auch den Grund, der mich zu ihr führte, wie sie mir unverzüglich enthüllte:
„Endlich, Kate. Ich dachte schon, du kommst überhaupt nicht mehr. Wie kannst du mich nur so lange zappeln lassen? Du weißt genau, dass ich vor Neugier sterbe.“
Ihre überschäumende Euphorie ließ mich jedoch fragend meine Augenbrauen nach oben ziehen, woraufhin sie mir mit einem frechen Grinsen auf den Lippen erläuterte:
„Seit einer Woche gehe ich morgens als erstes zu deinem Schreibtisch. Ich wollte auf keinen Fall die nächste Botschaft von deinem heimlichen Verehrer verpassen.
Keine Angst, ich habe den Brief nicht angerührt. Das erste Lesen gebührt ausschließlich dir. Aber jetzt will ich unbedingt alles wissen.“
Ihr aufgeregtes Geplapper ließ mich ungläubig den Kopf schütteln und still vor mich hin schmunzeln, was Abbys unbändige Neugier jedoch nur noch stärker anheizte.
Um zu verhindern, dass ihre Unwissenheit sie unermüdlich weiter sprechen ließ, hielt ich ihr schweigend das Kuvert entgegen, sodass sie sich eilig ein Paar ihrer Latexhandschuhe überstreifte.
Dann nahm sie beinahe ehrfürchtig den Umschlag an sich, bevor sie nicht mehr an sich halten konnte und den Brief heraus zog, um jedes Wort in sich aufzunehmen.
Unbeweglich beobachtete ich meine Freundin dabei, wie ihre Augen über das Papier glitten, ohne dass ihre Miene einen ihrer Gedanken erkennen ließ.
Nun war es an mir, zunehmend unruhiger zu werden - wollte ich doch endlich wissen, was sie von dieser Sache, von diesen Zeilen hielt.
„Wow, Kate. Du hast tatsächlich einen geheimnisvollen Verehrer, der sich, in dich verliebt zu haben, scheint“, erklärte sie nüchtern, als sie schließlich ihren Kopf wieder hob.
Diese Worte ließen mich unwillkürlich lächeln, bestätigte sie mir doch damit meine Überlegungen, was Abby jedoch dazu veranlasste, ihre Stirn zu runzeln.
„Ich muss dich wohl nicht fragen, was du über diese Briefe denkst“, gab sie trocken von sich und hatte damit im Grunde - wie so oft - ins Schwarze getroffen.
„Ich kann es in deinen Augen sehen. Sie glitzern, seit du hereingekommen bist. Aber meine Bestätigung hat sie richtiggehend zum Leuchten gebracht“, fügte sie grinsend hinzu.
„Es ist schwer zu erklären, Abby“, begann ich ein wenig unsicher - war ich ich mir doch selbst nicht ganz darüber im Klaren, was die Zeilen dieses Unbekannten für mich bedeuteten.
Aber ich wusste, dass meine beste Freundin nicht locker lassen würde - und dass es mir vermutlich helfen würde, meine Gefühle auszusprechen.
Es war nicht so, dass ich mich in diesen Mann verliebt hatte, - immerhin kannte ich nicht mehr von ihm, als er mir zu offenbaren bereit war - doch ich spürte eine unerklärliche Verbundenheit.
„Seine Worte geben mir das Gefühl, dass er mich versteht. Dass er sieht, wie ich wirklich bin - tief in meinem Inneren. Dass er nicht nur das wahrnimmt, was ich nach außen trage.“
Wir kommen dem Ende immer näher.
Aber jetzt erstmal viel Spaß mit Kapitel 20.
LG Claudia
Normalerweise wünschte ich mir spätestens nach zwei Tagen des Bearbeitens verstaubter Akten endlich wieder in den Außendienst zu kommen und in einem aktuellen Fall ermitteln zu können.
Doch dieses eine Mal hatte ich mir wirklich dringend erhofft, mich auf einen frühen Feierabend freuen zu können, um endlich meine Suche voran zu treiben.
Aber nicht nur dass unser Team in der vergangenen Woche damit beschäftigt gewesen war, den Spuren eines entführten Marines nachzugehen, hatte auch Abby keine Zeit gefunden, sich meines Briefes anzunehmen.
Aus diesem Grund hatte sich meine Recherche seit diesem Montag, als der Umschlag auf meinen Schreibtisch gelegen hatte, nicht von der Stelle bewegt.
In dem Moment, als die Lösung unseres Falls endlich greifbar gewesen war, hatte sich meine beste Freundin jedoch unverzüglich an die Arbeit gemacht, meinen geheimnisvollen Fremden aufzuspüren.
Während ich noch an meinem Schreibtisch gesessen und versucht hatte, meinen Abschlussbericht zu schreiben, war sie durch ihr Labor gewirbelt - auf der Suche nach jeder noch so winzigen Spur.
Sie hatte wie so oft ihre hochmodernen Maschinen angetrieben, hatte getan, was sie immer tat - auch wenn keiner von uns anderen verstand, was genau dies war.
Aber schließlich war ihr tatsächlich das gelungen, woran ich schon beinahe nicht mehr zu hoffen gewagt hatte - sie hatte einen Namen und eine Adresse für mich gehabt.
Auch wenn es nicht viel gewesen war, was sie mir hatte berichten können, wusste ich doch nun, dass mein unbekannter Briefeschreiber der Sportreporter Travis Taylor aus Seattle war.
Vermutlich hatte ihn eine Reportage nach D.C. geführt, denn seit einem Monat bewohnte er ein Appartement am Capitol Hill - in der Nähe des Coffee-Shops, den ich an jedem Morgen vor der Arbeit besuchte, sodass sich auch die Frage beantwortet hatte, an welchem Ort wir uns regelmäßig begegnet waren.
Nun hatte ich also meinen freien Samstagvormittag genutzt, um endlich diesem Mann gegenüber zu treten, der mich seit zwei Wochen nicht mehr losließ - obwohl ich nicht mehr von ihn kannte als die wenigen Zeilen seiner Briefe.
Doch als hätte sich das Glück gegen mich verschworen, hatte ich an diesem Morgen vergeblich an einer der massiven Holztüren geklopft - hatte lediglich eine neugierige Nachbarin dazu gebracht, aus ihrer Wohnung zu sehen.
Genau diese Frau hatte mich ohne jegliche Erklärung zum Fort Lincoln Cemetery geschickt, durch dessen schmiedeeisernes Eingangstor ich in diesem Moment trat.
Nur wenige Schritte musste ich dem breiten Weg folgen, als mich eine Trauerfeier nahezu magisch anzuziehen schien, sodass ich am Rande stehen blieb und die Ansprache verfolgte.
Erst als der Name des Verstorbenen fiel, verdeutlichte sich mir der Zusammenhang, sodass sich mein Herz schmerzhaft in meiner Brust zusammen zog.
Gebannt folgte ich der Zeremonie, während mein Verstand noch immer versuchte zu verarbeiten, was mein Unterbewusstsein bereits zu wissen schien.
Ohne mich von der Stelle zu bewegen, sah ich jeden einzelnen der Gäste an das Grab treten und etwas hinein fallen lassen - nahm jedoch keinen dieser Menschen tatsächlich wahr.
Stattdessen starrte ich weiterhin auf die zahllosen Blumen, die diesen Teil des Friedhofs zierten, während ein Besucher nach dem anderen diese heilige Stätte verließ.
Nun war ich allein - allein mit meinen Gedanken, mit meinen Fragen, die auch der Blick in das gähnende Loch nicht beantworten konnte, an das mich meine Schritte unwillkürlich geführt hatten.
Doch so nah mich seine Briefe diesem Mann gebracht hatten - dessen überdimensionales Portrait mich zu mustern schien - so fremd war er mir in diesem Moment, an diesem Ort.
Müsste ich nicht so etwas wie Trauer in mir spüren - auch wenn ich ihn im Grunde überhaupt nicht kannte, wenn nur die Briefe ihn für mich nicht zu einem völlig Fremden gemacht hatten?
Doch während ich das matte Holz des Sarges betrachtete, der in einem gähnenden Loch ruhte, fühlte ich lediglich die Leere in meinem Inneren.
Je länger ich in das offene Grab starrte, desto unangebrachter fühlte sich meine Anwesenheit an diesem Ort für mich an - beinahe als würde ich nicht hierher gehören.
Während ich noch versuchte, meine Gedanken zu ordnen, war ich mir plötzlich sicher, dass ich nicht allein war - dass jemand außer mir Abschied nehmen wollte.
Unwillkürlich spürte ich einen Blick auf mir ruhen, einen Blick, der unerklärliche Vertrautheit in meinem Inneren hervorrief - Vertrautheit, die ich an diesem Ort nicht erwartet hätte.
Als ich mich mich zu diesem fremden Menschen umdrehen wollte, hielt ich verwirrt inne, sah ich doch in die unergründlichen Augen meines Partners.
Aber auch an seiner überraschten Miene waren deutlich die Fragen abzulesen, die er mir unmittelbar stellte: „Kate? Was tust du hier?“
Seine Worte ließen mich unwillkürlich schlucken, wusste ich doch nicht, was ich darauf antworten sollte, - vor allem was ich ihm antworten sollte - sodass ich erwiderte: „Ich... weiß es nicht.“
Während ich in angespanntes Schweigen verfiel und angestrengt darüber nachdachte, wie ich dieser Situation entfliehen sollte, war er es, der seine Anwesenheit erklärte.
Er wich beständig meinem Blick aus, als er mit leiser Stimme erzählte: „Travis war einer meiner besten Freunde. Wir kannten uns seit dem Kindergarten und waren zusammen auf dem College.
Seit er nach Seattle gezogen war, hatten wir uns aus den Augen verloren. Erst in den letzten Wochen, als er beruflich in D.C. war, haben wir uns wieder regelmäßig getroffen.“
Ich fürchtete mich beinahe davor, diese Frage zu stellen, doch sie ließ mir keine Ruhe, sodass ich sie aussprach: „Was ist passiert, Tony?“
Auch wenn er es vor mir zu verbergen suchte, spürte ich, dass er mit seinen Gefühlen kämpfte, dass er Mühe hatte, seine Stimme nicht zittern zu lassen:
„Ein Autounfall. Er war sofort tot. Es war vor ein paar Tagen, als wir an diesem Fall saßen. Wir wollten eigentlich ein paar Tage zusammen nach New York fahren.“
Als seine Worte förmlich erstarben, griff ich fast automatisch nach seiner Hand - und als wäre dies vollkommen normal fuhr er fort:
„Ich musste die Beisetzung organisieren. Seine Eltern starben vor einigen Jahren. Er sollte doch neben ihnen beerdigt werden.“
Nun konnte ich die unterdrückten Tränen deutlich in seiner Stimme hören, sodass ich seine Hand ein wenig fester drückte, wofür er dankbar zu sein schien.
„Hast du dich deshalb in den letzten Tagen so seltsam verhalten?“, fragte ich flüsternd, während sich sein Benehmen für mich dadurch zu erklären schien.
Ich hatte diesem kaum Beachtung geschenkt, doch im Nachhinein ergaben seine ständige geistige Abwesenheit, das Ausbleiben seiner üblichen Sprüche plötzlich einen Sinn.
Als er jedoch nur schweigend nickte, setzte ich mich in Bewegung und erklärte bestimmt: „Komm mit, Tony! Ich fahre dich nach Hause.“
Ohne ein einziges Wort des Widerspruchs folgte er mir zu meinem Wagen, ließ sich neben mir auf dem Beifahrersitz nieder und starrte während der kurzen Fahrt stumm aus dem Fenster.
Ich wünsche euch einen schönen vierten Advent.
Es geht mit einem neuen Kapitel weiter.
Viel Spaß!
LG Claudia
Seit jenen Minuten auf dem Friedhof waren mehrere Tage vergangen, - unsere letzten freien Tage vor Weihnachten - die ich rund um die Uhr bei Tony verbracht hatte.
Etwas hatte mir gesagt, dass er nicht allein sein wollte, - auch wenn er es niemals zugegeben hätte - hatte mich dazu gebracht, die letzten Nächte auf seiner Couch zu verbringen - darüber hatte es für mich nicht die kleinste Diskussion gegeben.
Stets versuchte er, mich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging, indem er eine DVD nach der anderen ansah - doch ich konnte spüren, dass er in Wirklichkeit wollte, dass ich blieb.
Mittlerweile war ich sogar beinahe zu einem Experten in Sachen Magnum geworden - auch wenn ich nicht behaupten konnte, jemals ein Fan dieser Fernsehserie zu werden.
Es war so etwas wie eine stille Übereinkunft, dass er meine Sorge akzeptierte - solange ich nicht versuchte, mit ihm über die Geschehnisse zu reden.
Aber wir beide wussten, dass dies nicht ewig funktionieren konnte, dass ich irgendwann versuchen würde, ihn darauf anzusprechen.
Doch genau in diesem Augenblick würde passieren, was immer geschah, wenn man DiNozzo bedrängte - er würde sich hinter seiner undurchdringlichen Mauer verstecken, um seine Gefühle nicht preisgeben zu müssen.
Ich konnte nichts an der Tatsache ändern, dass ich ihm helfen wollte, dass ich nicht tatenlos dabei zusehen konnte, wie er weiterhin stumm litt.
Aus diesem Grund fasste ich schließlich den Entschluss zu versuchen, zu ihm durchzudringen, sodass ich ihm die Fernbedienung aus der Hand nahm und den Bildschirm ausschaltete, über den zum wiederholten Mal an diesem Tag der Abspann seiner Lieblingsserie flimmerte.
Für einen Moment sah er mich aufgebracht an, doch als er meinem Blick begegnete, runzelte er fragend die Stirn - als würde er ahnen, was ich bezweckte.
Dennoch wandte er sich nicht ab, sodass ich aussprach, was mich seit Tagen beschäftigte: „Rede mit mir, Tony! Ich weiß, dass du den Tod deines Freundes nicht so leicht weg steckst, wie du mir glauben machen willst.“
„Was willst du hören, Kate? Dass ich am Tod meines besten Freundes Schuld bin? Dass er mich sogar bis in meine Träume verfolgt?“
Seine wütende Stimme ließ mich kurz zusammen zucken, bevor ich den wahren Sinn seiner Worte begriff, bevor ich begriff, wie sehr es ihn quälte.
Instinktiv legte ich meine Arme um seine Schultern und zog ihn bestimmt an mich, hielt ihn schweigend fest, spürte, wie er sich förmlich an mich klammerte.
Seine Schuldgefühle machten mir ein wenig Angst, aber gleichzeitig war ich froh, dass er sie endlich aussprach, sie nicht länger verdrängte.
Auch wenn ich nicht wusste, wie ich ihm diese Zweifel nehmen konnte, wollte ich für ihn da sein, wollte ihm zeigen, dass er nicht allein war.
Vorsichtig lehnte ich mich ein wenig zurück, während ich seinen Kopf an meine Schulter bettete und beständig durch seine kurzen Haare strich.
Ich hatte nicht geglaubt, dass er meine Nähe zulassen würde, doch ich konnte spüren, wie sein heftiger Herzschlag regelmäßiger wurde, wie er sich langsam entspannte.
Minutenlang verharrten wir schweigend in dieser Position, bis ich seinen tiefen Atem wahrnahm und realisierte, dass er eingeschlafen war.
In den vergangenen Nächten hatte ich ihn immer wieder durch das Appartement streifen hören - hatte jedoch stets gezögert, ihn darauf anzusprechen.
Deshalb hoffte ich, dass ihm ein paar ruhige Stunden vergönnt waren, in denen ihn nicht die Gedanken an seinen verstorbenen Freund verfolgten.
Während Tony ein wenig Schlaf nachholte, hatte ich die Zeit genutzt, um seinen leeren Kühlschrank aufzufüllen - schließlich wollte ich mich nicht ständig von Pizza und Frühlingsrollen ernähren.
Ich war mir darüber im Klaren, dass ich nicht für immer bei ihm bleiben konnte, - das hatte ich auch nicht beabsichtigt - aber bis ihn die Arbeit wieder ablenken würde, sollte ich wohl noch ausharren.
Leise schlich ich mich zurück in das Appartement und verstaute meine Einkaufstüten in den Schränken - in dem Versuch, ihn nicht zu wecken.
Doch als ich einen Blick in das Wohnzimmer warf, sah ich, dass mein Partner sich stöhnend aufrichtete und versuchte, seine steifen Glieder zu strecken.
Nachdem ich mich zu ihm auf das Sofa gesetzt hatte, musterte ich ihn forschend und fragte vorsichtig: „Konntest du ein wenig schlafen?“
Obwohl er nickte, konnte ich sehen, dass er noch immer vollkommen erschöpft war - dennoch beließ ich es dabei und hakte nicht weiter nach.
Stattdessen verharrte ich schweigend, bis Tony schließlich die Stille durchbrach: „Ich bin dir wirklich dankbar, Kate. Aber du musst nicht länger hier bleiben. Die Couch ist doch viel zu unbequem.“
Sein durchschaubarer Versuch, mich loszuwerden, entlockte mir ein Schmunzeln, bevor ich nachdrücklich erklärte: „Mach dir um mich keine Sorgen, DiNozzo! Ich halte das schon aus.“
Meine Aussage brachte ihn tatsächlich dazu, seine Lippen zu einem leichten Lächeln zu verziehen und nachzugeben: „Du hast gewonnen, Katie. Aber dafür musst du mir auch eine Frage beantworten.“
Wenn man Partner bereits wieder in der Lage war, mich aufzuziehen, - und der Unterton, mit dem er meinen Spitznamen aussprach, machte dies nur zu deutlich - besserte sich seine Verfassung wohl doch langsam.
Mit einem auffordernden Nicken brachte ich ihn dazu, fortzufahren: „Warum warst du an diesem Tag auf dem Friedhof? Und wieso hast du an dem Grab gestanden?“
Genau diese Frage hatte ich erwartet und gleichzeitig auch befürchtet, denn nun musste ich ihm die Wahrheit offenbaren, hatte ich doch keine Ausrede gefunden.
Ich setzte mich aufrecht, um ihm in die Augen blicken zu können, während ich versuchte, die ganze Geschichte in wenigen Worten zusammen zu fassen.
„Es ist ein wenig kompliziert. Du erinnerst dich doch sicher an die weiße Calla, die vor einiger Zeit auf meinem Schreibtisch lag?
Sie war nicht von meinem Freund. Genauer gesagt, gibt es keinen Freund. Die Lilie gehörte zu einem Brief von einem - wie Abby sagen würde - heimlichen Verehrer.
Sie war es auch, die mir geholfen hat, die Identität dieses Mannes herauszufinden. Es war dein Freund Travis. Als ich ihn nicht in seinem Appartement angetroffen habe, hat mich eine Nachbarin auf den Friedhof geschickt.
Das ist die Erklärung für meine Anwesenheit. Ich wusste nichts von seinem Tod. Ich war im Grunde zufällig da.“
Nach meinen Worten sog Tony hörbar Luft ein, bevor er sich abrupt erhob und begann, unruhig im Raum auf und ab zu gehen, sodass ich zunehmend unsicherer wurde.
Ich hatte unwillkürlich das Gefühl, etwas falsches gesagt zu haben - ohne genau zu wissen, welchen Teil meiner Aussage er wohl missverstanden hatte.
„Das kann einfach nicht sein. Solche Zufälle kann es einfach nicht geben. Ich meine, Gibbs prägt uns das schließlich seit Jahren immer wieder ein.“
Langsam machte mir das unverständliche Murmeln, gefolgt von einem ironischen Auflachen meines Partners ein wenig Angst - ergab es für mich doch noch immer keinen Sinn, was genau ihn dermaßen aus der Bahn geworfen hatte.
So, jetzt bring ich mal ein wenig Licht ins Dunkel.
Aber nur einen winzigen Strahl.
Viel Spaß!
LG Claudia
Obwohl ich endlich den Grund für dieses seltsame Verhalten erfahren wollte, hielt ich mich dennoch zurück, um Tony nicht zu bedrängen - hoffte ich doch, er würde sich mir offenbaren.
Sein eindringlicher Blick jagte mir unwillkürlich einen eisigen Schauer über den Rücken, als er schließlich kaum hörbar flüsterte: „Die Briefe waren von mir.“
Aber kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, wich er meinen Augen aus, die ihn fragend musterten - war ich doch nicht in der Lage, etwas zu erwidern.
„Kate, glaub mir! Ich wusste nicht, dass du es bist. Sonst hätte ich niemals...“, versuchte er sich zu erklären, - ohne dass es einen Sinn für mich ergab - bevor er abrupt verstummte.
Meine Hand zitterte leicht, als ich sie an sein unrasiertes Kinn legte - ihn damit zwang, mich anzusehen - und energisch nachhakte: „Was hattest du damit zu tun, DiNozzo?“
Ich konnte die Verlegenheit meines Partners förmlich spüren, als er sich räusperte und dann endlich erklärte: „Travis erzählte mir, dass er eine Frau getroffen hatte, aber zu schüchtern war, sie anzusprechen. Er überredete mich dazu, ihr in seinem Namen zu schreiben.
Ich hatte schon in der High School keine Probleme, Mädchen anzusprechen. Im Gegensatz zu ihm. Und daran hatte sich nie etwas geändert.“
Angestrengt versuchte ich, diese Aussage zu verarbeiten, während ich unbeweglich neben ihm verharrte - nicht einmal in der Lage war, meiner inneren Unruhe nachzugeben und durch den Raum zu gehen.
Als ich schließlich etwas auf seine Worte erwiderte, war es nicht die Wut, die aus mir sprach, sondern die Enttäuschung - die Enttäuschung über sein Verhalten, die Enttäuschung über den unechten Verehrer.
„Wieso? Wie konntest du mir das antun? War das die Rache für meine Fotomontage? Sogar für dich ist das einer neuer Tiefpunkt, DiNozzo.“
Mit jedem einzelnen meiner Vorwürfe traf ich ihn, verletzte ihn, so wie ich es auch beabsichtigt hatte - doch es fühlte sich nicht gut an, nicht so wie es sollte.
Ich wollte, dass er spürte, was er mir mit dieser Lüge angetan hatte - doch auch dies konnte meine grundlose Hoffnung nicht wieder gut machen.
Unwillkürlich fragte ich mich, ob es ihm Spaß bereitet hatte, mir diesen Streich zu spielen und dabei zuzusehen, wie ich mich einem unerfüllbaren Traum hingab.
Auch wenn ich tief in meinem Inneren wusste, dass ich ihm Unrecht tat, glaubte ich für einen kurzen Moment, dass er meine Einsamkeit, meinen Wunsch nach dem einen Menschen in meinem Leben ausgenutzt hatte, um sich zu belustigen.
Ich konnte ihn einfach nicht länger in meiner Nähe ertragen - führte mir seine Anwesenheit doch noch deutlicher vor Augen, dass ich einem seiner dummen Scherze erlegen war.
Alles was ich wollte, war, endlich weg zu kommen, - von diesem Ort und von ihm - aber als ich mich hastig erheben wollte, griff er nach meiner Hand und hielt mich zurück.
„Kate, hör mir bitte zu!“, flehte er mich beinahe an, sodass ich den Unterton seines schlechten Gewissens heraushören konnte - eine Tatsache, die mich mit Genugtuung erfüllte.
Nur aus diesem Grund gab ich ihm die Chance, sich und sein kindisches Verhalten zu entschuldigen - innerlich gespannt auf seine mit Sicherheit wenig glaubhafte Erklärung.
Obwohl ich mich fragte, warum ich dies überhaupt tat, musste ich nur kurz in seine Augen blicken, um ihm tatsächlich nachzugeben.
So stark ich glaubte, in Bezug auf diesen Mann zu sein, so schwach konnte er mich in Wirklichkeit machen - genau wie beinahe jedes andere weibliche Wesen auf dieser Welt.
Nur mit Mühe unterdrückte ich ein genervtes Seufzen, da ich mittlerweile immer aufgebrachter wurde - nicht nur auf ihn, sondern auch auf mich, weil ich dabei war, ihm seinen charakterlosen Streich zu vergeben.
Stattdessen sollte ich meine Aufmerksamkeit auf meinen Kollegen richten, der dabei war, mir eine vermutlich mehr als unglaubwürdige Ausrede zu präsentieren.
„Ich habe diese Briefe für meinen besten Freund geschrieben“, begann er, sich eindringlich vor mir zu rechtfertigen, während sein Blick den meinen festhielt.
Ich konzentrierte mich darauf, weiterhin wütend auf ihn zu sein, doch seine Worte machten mir dies zunehmend schwerer: „Aber trotzdem war jedes Wort, das ich geschrieben habe, wahr.“
Bevor es ihm gelang, mich mit dieser Aussage einzuwickeln, schüttelte ich bestimmt den Kopf und löste mich aus seinem Griff, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen.
In seiner Nähe wollte es mir kaum noch gelingen, einen klaren Gedanken zu fassen - eine Tatsache, die ich dringend ändern musste.
Als ich mich jedoch erhob, tat Tony es mir gleich, sodass ich mich abrupt zu ihm umwandte und drohend fauchte: „Stopp! Wage es nicht, mir zu folgen, DiNozzo!“
Meine Worte schienen zu wirken, denn kaum hatten diese meine Lippen verlassen, hielt er umgehend in seiner Bewegung inne und sah mir schweigend nach.
Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken, der mir durch den Flur folgte, bis ich endlich die Tür des Badezimmers hinter mir geschlossen hatte.
Diesen Moment der Ruhe, den ich nur für mich hatte, brauchte ich, um die Gedanken in meinem Kopf zu ordnen, die mittlerweile ein verworrenes Geflecht gebildet hatten.
Noch immer konnte ich nicht glauben, was sich vor wenigen Sekunden nur ein paar Räume weiter abgespielt, was ich zu hören bekommen hatte.
Die Hoffnung, dass ich aus diesem bizarren Traum, der sich mehr und mehr zu einem Albtraum zu entwickeln schien, erwachte, hatte ich bereits aufgegeben.
Wieso hatte ich auch geglaubt, endlich dem Mann begegnet zu sein, der vielleicht zu dem einen, dem wichtigsten in meinem Leben werden könnte?
So erfolgreich ich auch in meinem Beruf gewesen war, hatte sich dies doch bisher immer gegenteilig auf mein Privatleben übertragen.
Je weiter nach oben ich auf der Karriereleiter gestiegen war, umso weniger Glück schien ich, in Liebesdingen zu haben - und daran hatte sich bis heute nichts geändert.
DiNozzo hatte es geschafft, mir diese Tatsache einmal mehr allzu deutlich vor Augen zu führen, während ich versucht hatte, sie zu ignorieren.
In mir wuchs immer stärker das Gefühl, dass meine Hoffnung auf ein wenig Glück in einem Meer aus unzähligen Scherben zu meinen Füßen lag.
Und schon kommt hier Kapitel 23.
Ich wünsche wie immer viel Spaß.
LG Claudia
Mit einem Griff drehte ich den Wasserhahn auf und ließ mir das eisige Nass über die Hände rinnen, bevor ich mit diesen über mein Gesicht fuhr.
Doch die erfrischende Wirkung zeigte mir lediglich, dass ich nicht - wie erhofft - schlief und endlich aus diesem Traum erwachen würde.
Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass die letzten Nächte, die ich mit meinem Partner zur Trauerverdrängung vor dem Fernseher verbracht hatte, an mir gezehrt hatten.
Die dunklen Ringe erzählten von dem fehlenden Schlaf, während jener Stunden, in denen ich dabei zugesehen hatte, wie er seinen Schmerz tief in sich vergraben hatte.
Nun war es an mir, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, immerhin litt er noch immer unter dem Verlust seines besten Freundes - auch wenn er sich diese Tatsache niemals eingestehen würde.
Doch trotz all meiner Wut, die ich nach wie vor in meinem Inneren spürte, stellte ich mir auch weiterhin die Frage, was Tony dazu gebracht hatte, diese Briefe zu schreiben.
Sollte ich mich wirklich nach all der Zeit in meinem Partner geirrt und er mir diesen gemeinen Streich in voller Absicht gespielt haben?
Wenn ich ehrlich war, glaubte ich im Grunde nicht an diese Möglichkeit - kannte ich ihn doch mittlerweile viel zu gut, um zu wissen, dass er niemals so weit gehen würde.
Nun blieb mir nur eines, ich musste mich ihm und meinen Fragen endlich stellen - ich musste ihm die Chance geben, sich mir zu erklären.
Leise öffnete ich die Tür des Badezimmers und schlich mich beinahe nach draußen, als mein Kollege mit zwei Gläsern in der Hand aus der Küche trat.
Wortlos ließen wir uns erneut nebeneinander auf dem Sofa nieder, während ich einen Schluck Wasser trank, das er mir stumm entgegen hielt.
Ich konnte die Unsicherheit meines Kollegen förmlich spüren, aber er machte keine Anstalten, sich Luft zu machen und seine Gedanken auszusprechen - kämpfte er doch weiterhin still mit sich.
Mittlerweile war das Schweigen, das uns umgab, fast unerträglich, sodass ich es schließlich brach, indem ich an dem Punkt fortsetzte, an dem wir vor ein paar Minuten angekommen waren.
Diese Frage hatte mich nicht losgelassen, sodass ich ihm seinen Widerspruch vorhielt - ohne wirklich eine Frage zu stellen: „Du hast diese Frau niemals getroffen. Du hast einer vollkommen Fremden geschrieben.“
Erst als ich den Anfang gemacht hatte, schien auch er, endlich aus seiner Trance zu erwachen und erklärte mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen:
„Travis hat sie als umwerfende Frau mit wunderschönen braunen Augen und einem atemberaubenden Lächeln beschrieben.“
„Wie schmeichelhaft“, erwiderte ich sarkastischer, als ich beabsichtigt hatte - wusste ich doch nicht, ob ich diese Worte als Kompliment ansehen sollte oder nicht.
„Kate, du verstehst das nicht. Bei seinen Worten hatte ich unwillkürlich ein Bild vor mir“, unterbrach er mich umgehend in meinem Unmut.
Aber mich brachte diese Aussage lediglich dazu, verwirrt den Kopf zu schütteln, wusste ich doch weder, wie ich diese verstehen, noch was ich davon halten sollte.
Aus diesem Grund stellte ich ihm genau diese Frage, um endlich zu begreifen, was er mir sagen wollte: „Was meinst du damit?“
„Ich habe dein Gesicht gesehen, Katie“, flüsterte er ohne Vorwarnung, sodass es mir beinahe den Atem raubte und mir die Sprache verschlug.
Erst nach unendlich erscheinenden Minuten gelang es mir, etwas darauf zu erwidern, so leer meine Worte auch waren: „Ich... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.“
Wenn ich schon bisher nicht gewusst hatte, wie ich auf seine Enthüllungen reagieren sollte, war ich nun vollkommen fassungslos - und auch ein wenig verunsichert.
Ich konnte fühlen, - und auch in seinen Augen lesen - dass seine Erklärung der Wahrheit entsprach - und doch erschien es mir so unrealistisch.
„Zuerst habe ich gehofft, meine Gefühle würden verschwinden, wenn ich sie aufschreiben würde. Aber sie waren kein bisschen verblasst.
Ich weiß, dass Calla-Lilien deine Lieblingsblumen sind. Deshalb war ich ein wenig erschrocken, gerade an diesem Tag eine davon auf deinem Schreibtisch vorzufinden.
Ich hatte sie für Travis besorgt. Passend zu meinen Worten. Aber im Grunde waren sie für dich, genau wie die Briefe. Ich war nur zu feige, sie dir zu geben.
Ich hatte Angst, dass ich damit alles kaputt mache, dass ich damit unsere Freundschaft zerstöre“, fuhr er schließlich fort, seine Gefühle auszusprechen, was ihm sichtlich schwer fiel.
Mittlerweile konnte ich nicht einmal mehr entscheiden, ob ich mir wünschte, es gewusst zu haben, ob ich mir wünschte, er hätte sich mir früher offenbart.
Immerhin waren wir noch immer Partner - und ich hatte weder eine Ahnung, wie ich mit diesem Geständnis umgehen sollte, noch wie ich für ihn fühlte.
„Du hättest es mir sagen sollen, Tony“, bekräftigte ich dennoch mit leiser Stimme - und ich meinte es vollkommen ehrlich.
Meine Worte ließen ihn lächeln, doch ich konnte sehen, dass es nicht bis in seine Augen vordrang, während er erklärte: „Als wir zusammen essen waren, wollte ich dir alles beichten. Aber dann habe ich doch gekniffen.“
Es wollte so gar nicht zu meinem Kollegen passen, dass er nicht aussprach, was er dachte - doch im Grunde hatte er seine Gefühle schon immer lieber für sich behalten.
Dennoch begriff ich auch weiterhin nicht, wie diese ganze Sache diesen Verlauf hatte nehmen, wie die Briefe eines Unbekannten zu dieser Wendung hatten führen konnten.
„Willst du mir wirklich erzählen, das alles wäre Zufall gewesen?“, hakte ich nun ungläubig nach, was ihm lediglich ein Kopfschütteln entlockte.
Für einen kurzen Moment glaubte ich, dass er zögerte, die Antwort auszusprechen, bevor er es schließlich doch tat:„Nein. Ich würde es als Schicksal bezeichnen.“
Mit dieser Aussage hatte ich nun am allerwenigsten gerechnet, denn Tony war für gewöhnlich kein Mensch, der sich mit diesen Dingen beschäftigte.
„Seit wann glaubst du an Schicksal, DiNozzo?“, fragte ich deshalb ein wenig belustigt, doch er blickte mich weiterhin ernst an und flüsterte: „Seit ich dich kenne.“
Ich konnte noch immer nicht glauben, in welche Richtung sich dieses Gespräch entwickelt hatte, doch in mir brannten so viele Fragen, die gestellt werden wollten.
Also begann ich, die für mich in diesem Moment wichtigste auszusprechen: „Was war mit Travis? Hatte er sich in mich verliebt?“
Für einige Sekunden schien mein Partner, mit sich zu ringen und mit einer Antwort zu zögern, bevor er erklärte: „Er hatte sich in dein äußeres Erscheinungsbild verliebt. Er kannte dich nicht. Nicht so wie ich.“
„Das ist doch total verrückt“, gab ich aufgewühlt zurück, während mich nun endgültig nichts mehr an diesem Ort zu halten schien, sodass ich abrupt aufsprang.
„Kate, warte!“, ließen mich seine Worte tatsächlich inne halten, aber ich wandte mich nicht zu ihm um, sodass er mich aufforderte: „Sieh mich an!“
Seine eindringliche Stimme brachte mich dazu, seiner Bitte nachzukommen, mich zu ihm umzudrehen und ihm in die Augen zu blicken, deren unergründliches grün ich bisher noch nie derart bewusst wahrgenommen hatte - mich nun jedoch unvermittelt gefangen nahm und zu hypnotisieren schien.
Zögernd trat er auf mich zu, streckte seine Hand nach mir aus, die er vorsichtig an meine Wange legte und zärtlich darüber strich - eine Berührung, die eine Gänsehaut auf meinem Körper auslöste.
Seine folgenden Worte erreichten mich lediglich wie ein sanfter Windhauch, der leise durch die Bäume rauschte - und doch trafen sie mich mitten ins Herz.
„Ich meine es ernst. Nicht nur diese Briefe. Ich meine es ernst mit dir. Meine Gefühle sind... Vielleicht sind sie wirklich vollkommen verrückt, aber sie sind echt.“
Hier kommt das letzte Kapitel.
Morgen zum Heiligabend gitb's den Epilog.
Aber jetzt viel Spaß!
LG Claudia
„Hey“, ertönt seine vertraute Stimme hinter ihr und lässt ihre Finger inne halten, die beinahe zärtlich über eine kleine hölzerne Kiste streichen, deren verblichene Oberfläche mit einer dünnen Staubschicht bedeckt ist.
Seine Anwesenheit lässt sie ein wenig erschrocken registrieren, wie lange sie an diesem Ort, versunken in ihre Erinnerungen, ausgeharrt hat.
Die Tatsache, dass er zu Hause ist, lässt sie darauf schließen, dass einige Stunden vergangen sind und wahrscheinlich bereits der Weihnachtsmorgen angebrochen ist.
Doch sie verlor sich in den Gedanken an jene Geschehnisse, die sie nicht nur ihre Umgebung sondern auch die Zeit vergessen ließen.
Während die junge Frau ihrem Ehemann stumm in die Augen sieht, hakt dieser ein wenig verwundert nach: „Was tust du hier oben, Katie?“
Sie lässt ihren Blick durch den Raum schweifen, der in ein diffuses Licht getaucht ist, während sich hinter den winzigen Fenstern die Dunkelheit abzeichnet.
Um die altersschwache Glühbirne, die nur an einem losen Kabel von der Decke herab hängt, tanzen unzählige Staubpartikel, die die Luft erfüllen.
Nur selten betritt sie diesen Ort, wo zahlreiche ihrer Erinnerungen lagern. doch heute hatte sie das Bedürfnis, eine von ihnen - vermutlich die wichtigste - hervor zu suchen.
Ein leises Seufzen rinnt über ihre Lippen, als sie sich daran erinnert, was sie überhaupt dazu brachte, sich auf die Suche nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu machen.
Es fällt ihr sichtlich schwer, etwas darauf zu erwidern, will sie doch sein schlechtes Gewissen, das ihn ohnehin quält, nicht noch weiter zu verstärken.
An jedem Morgen kostet es ihn große Überwindung, das Haus zu verlassen, wenn er weiß, dass er erst am späten Abend dahin zurückkehren wird - nach einem weiteren Tag, den seine Familie ohne ihn verbringen musste.
Auch ihr bricht es immer wieder das Herz, ihre Tochter den Vater vermissen zu sehen, aber sein Job gehört genauso zu seinem Leben, wie er einmal zu dem ihren gehörte, bevor ihr kleines Mädchen sie kürzer treten ließ.
Doch er kennt sie lange genug, um zu wissen, was sie beschäftigt, sodass er sich seine Frage selbst beantwortet: „Es war wieder Zeit für die Weihnachtsgeschichte.“
„Wir können es heute Abend nachholen, Tony. Zusammen“, versucht die Agentin, ihn zu beruhigen, während er sich erschöpft durch die Haare fährt.
In seinen Augen ist deutlich ein Gefühl von Schuld zu lesen, auch wenn er keine andere Wahl hatte, als Gibbs' Befehl Folge zu leisten - immerhin hatte das Team einen Fall zu lösen.
Kate tritt näher an ihren Mann heran und streicht sanft über dessen Wange, die deutliche Bartstoppeln zieren, bevor sie ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen haucht.
Als sie sich wieder von ihm gelöst hat, fügt sie schmunzelnd hinzu: „Unser Tag war viel zu anstrengend, als dass Lynne mehr als den Anfang der Geschichte gehört hätte, bevor sie eingeschlafen ist.“
Erst diese Aussage bringt ihn dazu, darüber zu lächeln und sich endlich auf den bevorstehenden Weihnachtstag zu freuen, an dem die Arbeit so weit weg wie möglich sein wird.
Wortlos nimmt er seiner Frau die kleine Holzkiste ab, greift dann nach ihrer Hand, um den stickigen Dachboden zu verlassen.
Erst auf ihren fragenden Blick hin erklärt er mit leiser Stimme: „Lass uns nach unten gehen! Ich habe den Weihnachtsbaum noch gar nicht bewundert.“
Während sie den Weg in die Küche fortsetzt, hält er vor einer der Türen inne und betrachtet den farbenfrohen Schriftzug, der diese ziert und den Namen ihrer Tochter bildet - Anna Lynne.
Zögernd streckt er die Hand nach der Klinke aus und drückt diese leise nach unten, um sein kleines Mädchen nicht aufzuwecken.
Es ist beinahe zu einem Ritual geworden, dass er sich an jedem Abend, an dem er erst spät aus dem Hauptquartier nach Hause kommt, vergewissert, dass sie tief schläft und träumt.
Jedes einzelne Mal muss er sich von diesem Anblick losreißen, genießt er es doch, seine Prinzessin zu sehen und ihr einen sanften Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn zu hauchen.
Als die Kleine sich jedoch im Schlaf bewegt, verlässt er ihr Kinderzimmer wieder, sind es doch nur noch wenige Stunden, bis er sie wieder in den Arm nehmen und mit ihr lachen kann.
Während er die Treppe nach unten geht, lockert er endlich die Krawatte, die viel zu eng um seinen Hals sitzt, bevor er sich dieser und seines Jacketts entledigt.
Alles, was er sich in diesem Moment wünscht - an diesem Abend, der kein Ende zu nehmen schien - ist, sich zu seiner Frau auf die Couch zu setzen, um die Ruhe und ihre Nähe zu spüren.
Auch sie als Ehepaar nehmen sich viel zu selten die Zeit, ihre Zweisamkeit zu genießen und einfach mit ihrem Partner zu schweigen - zu hektisch ist zumeist der Alltag.
Aus diesem Grund fasste er den Entschluss, die Feiertage für diese Dinge zu nutzen, die das Jahr über immer öfter viel zu kurz kommen.
Schweigend blicken die beiden wenig später in die prasselnden Flammen, die in dem offenen Kamin lodern und beinahe eine hypnotisierende Wirkung haben.
Der Rotwein, der in zwei Gläsern vor ihnen auf dem Tisch steht und von dem sie lediglich wenige Schlucke getrunken haben, verstärkt bereits dieses Gefühl der vollkommenen Entspannung.
Dies ist genau die Situation, nach der der Agent sich in den endlosen Stunden im Hauptquartier gesehnt hat - die Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
Der Gedanke an seine Ehefrau und seine kleine Tochter, auf die an diesem Tag eine Weihnachtsüberraschung warten würde, erfüllt ihn mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl.
Bevor ihn die Müdigkeit völlig übermannen kann, greift er nach der kleinen Holzkiste, die mittlerweile unbeachtet auf dem Fußboden neben dem Sofa steht.
Beinahe ehrfürchtig hebt er den Deckel an und blickt in das Innere, in dem die Zeugen der Vergangenheit - ihrer gemeinsamen Vergangenheit - ruhen.
„Was wird das?“, fragt die junge Frau daraufhin neugierig, die Handlungen ihres Mannes verfolgend, der jedoch lediglich wortlos den Kopf schüttelt, während ein Lächeln seine Lippen ziert.
Vorsichtig nimmt er einen Umschlag aus dem Kästchen, bevor er das darin befindliche Stück Papier entnimmt und sorgfältig auseinander faltet.
Erst dann sieht er sie wieder an, um sie dann mit flüsternder aber gleichzeitig eindringlicher Stimme aufzufordern: „Schließ deine Augen!“
Verwirrt wandern ihre Brauen nach oben, doch ein bittender Blick ihres Mannes lässt sie seinem Wunsch nachkommen, um sich auf sein Vorhaben einzulassen.
Kaum atmet sie tief durch, konzentriert er sich auf die Zeilen, die das cremefarbene Blatt zieren und die er nun leise beginnt, vorzulesen.
Während sie seinen Worten lauscht, fühlt sie sich unwillkürlich in die Vergangenheit zurück versetzt, beinahe als würde sie diesen Brief in ihren Händen halten und zum ersten Mal lesen.
Doch auch heute - nachdem einige Jahre vergangen waren, sie eine romantische Hochzeit gefeiert und eine wunderschöne Tochter bekommen hatten - sind ihre Gefühle noch immer die gleichen.
Dieser Moment erscheint ihr einfach perfekt - die Nähe ihres Ehemannes, seine warme Stimme, die sie in eine ihrer schönsten Erinnerungen abtauchen lässt.
Als er schließlich verstummt und das Papier zusammen faltet, öffnet sie langsam die Augen, nur um in die seinen zu blicken, die sie sofort gefangen nehmen.
Das strahlende grün ist so tiefgründig wie in dem Moment, als sie ihm das erste Mal begegnete - aber mittlerweile sind sie für sie nicht mehr unergründlich.
„Frohe Weihnachten, Katie. Ich liebe dich“, flüstert der junge Mann seiner Frau ins Ohr, während seine Stimme eine Gänsehaut auf ihrem Körper verursacht.
Es scheint beinahe, als würde die Zeit still stehen, würde inne halten, um diesen einen kurzen Moment mit diesen beiden Menschen zu genießen.
Ihre Herzen schlagen nur noch füreinander, schlagen gemeinsam im gleichen Takt, während die Welt um sie herum zu verstummen scheint.
„Ich liebe dich auch, Tony“, haucht sie an seinen Lippen, die sich den ihren nähern, um seine Worte zu besiegeln, um mit einem zärtlichen Kuss seine Gefühle zu bekräftigen.
Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest.
Laßt euch reich beschenken und verbringt ein paar besinnliche Stunden mit euern Liebsten.
Zum Abschluß meiner kleinen Weihnachts-FF gibt es heute den Epilog für euch.
Wie jeden Tag wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und würde mich über ein kleines FB freuen.
VlG Claudia
Meine liebste Katie!
Niemals hätte ich geglaubt, dass ich Dir je einen Liebesbrief schreiben würde -
einen Brief, den Du auch wirklich erhalten solltest.
Doch diese Zeilen, die ich hier verfasse, beinhalten nichts anderes als meine Gefühle für Dich.
Ich bin nicht besonders gut darin, diese auszusprechen.
Auf den ersten Blick erscheint es mir sogar noch schwerer, dies alles aufzuschreiben -
mit dem Wissen, dass Du meine Worte dieses Mal tatsächlich lesen würdest.
Aber in Wahrheit fällt es mir viel leichter, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.
Seit beinahe zwei Jahren arbeiten wir zusammen, sitzen uns täglich gegenüber
und legen unser Leben in die Hände des anderen.
Aber ich habe viel zu lange gebracht, um zu begreifen, dass Du mehr für mich bist - viel mehr.
Erst die Tatsache, dass Du stets in meinen Gedanken bist, sie gefangen hälst, ließ mich die Wahrheit erkennen.
Und doch habe ich noch länger gezögert, sie mit Dir zu teilen.
Ich hoffe, nicht zu lange.
Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, Dir meine Gefühle früher zu gestehen.
Ein Teil von mir glaubte, es wäre einfacher zu schweigen, als Dich vielleicht zu verlieren.
Doch in Wahrheit war ich nur ein Feigling, der Angst hatte, seine große Liebe würde sich erfüllen.
Der Angst davor hatte, seinen Traum auch endlich zu leben.
Aber meine Sehnsucht nach ein wenig Glück war schließlich stärker.
Irgendwann hätte ich den Mut gefunden, mich Dir zu offenbaren - die Briefe waren lediglich der erste Schritt.
Und dann hieltest Du sie tatsächlich in den Händen, konntest meine Gefühle für mich lesen.
Ich glaube noch immer, dass es Schicksal war, dass meine Worte ihren Weg in Dein Herz gefunden haben.
Dass wir auf diese Weise die Chance bekommen haben, zueinander zu finden.
Und ich bin unendlich dankbar dafür.
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