AW: Die Schule der Magie
Gelände
Als Natascha sich an ihn kuschelte, lehnte er seinen Kopf etwas gegen den ihren. Es war schön so mit ihr im Schnee zu sitzen, auch wenn ihr Gespräch sich um ein Thema drehte, das nicht wirklich schön war. Am liebsten wäre es ihm gewesen, einfach so mit ihr da zu sitzen, und die glitzernde Schneelandschaft zu betrachten...
"Und du? Was willst du?", erkundigt sich Chris, als Natascha ihm davon erzählte, dass ihre Eltern wollten, dass sie die Schule verliess. "Und was meinst du damit, deine Verantwortung zu tragen?" Er hatte mal wieder keine Ahnung, um was es schon wieder ging, doch langsam hatte er sich an das gewöhnt. Wenn sie es ihm erzählen wollte, würde sie es tun. Wenn nicht, dann würde er das genau so akzeptieren...
"Ich weiss, aber irgendwie hab ich mir in den Kopf gesetzt, dass ich immer für dich da sein will. Und das hat heute ja wohl definitiv nicht geklappt." Er lächelte leicht und strich ihr zärtlich durchs Haar. "Ich hab dich einfach so unheimlich lieb gewonnen in den letzten Tagen", flüstert er ihr dann noch zu, bevor er wieder in Schweigen verfiel.
Als Natascha ihn dann jedoch fragte, weshalb er traurig war, löste er sich leicht von ihr und blickte sie überrascht an. "Traurig? Wieso meinst du... Ich glaub ich muss mich noch etwas daran gewöhnen, dass du das jetzt auch kannst", erklärt er schliesslich mit einem Lächeln und lenkte etwas ab. Doch dann fielen ihm Tia's Worte wieder ein. Es hilft, wenn man darüber spricht. Er war sich zwar nicht sicher, ob das jetzt der Richtige Zeitpunkt war, doch wenn er jetzt nicht darüber sprach, würde er es wohl nie tun...
Und so löste er sich nun ganz von Natascha, schlang seine Arme um die Knie und blickte für einen Augenblick schweigend in die Ferne, bevor er leise zu erzählen begann.
"Ich muss seit heute Morgen immer wieder an meine Mum denken. Diese ganze Katastrophe hat Erinnerungen wach gerufen, die ich lieber für immer vergessen hätte...
Es gibt da ein paar Dinge, die du noch nicht weisst... Meine Mum kam früher am Morgen immer in mein Zimmer und hat mich aus dem Bett gescheucht, wenn ich mal wieder nicht auf meinen Wecker hören wollte. Sie war meistens schon vor dem Morgengrauen auf den Beinen. Sie sagte immer, die Morgenstunden wären die schönsten des Tages.
Eines Tages wachte ich ungewöhnlich früh auf und konnte nicht mehr einschlafen. Also stand ich auf und schaute nach Mum. Doch sie war einfach nirgends zu finden. Und dabei ging sie Morgens nie weg. Höchstens mal in den Garten, aber da war sie auch nicht.
Also ging ich sie zusammen mit Lucky suchen... Und fand sie schliesslich auch. Aber ich kam zu spät. Sie lag in einem dunklen Hinterhof, den ich ohne Lucky gar nicht erst bemerkt hätte, in einer riesigen Blutlache..." Während er sprach, blickte er starr in die Ferne. Er konnte Natascha jetzt einfach nicht anschauen. "Ich konnte einfach nichts mehr für sie tun, sosehr ich das auch wollte, es gab nichts, dass ich hätte machen können. Und das schlimmste war, ich war davon überzeugt, dass das meine Schuld gewesen ist. Wenn ich sie früher gefunden hätte.
Mein Dad, der seine Geschäftsreise natürlich gleich abgebrochen hat, als er es erfahren hat, hat mir am Anfang genau auch dieses Gefühl übermittelt. Er konnte mir nicht mal mehr in die Augen schauen. Wochenlang glaubte ich, er wäre wütend auf mich, weil ich mein Versprechen, während seiner Abwesenheit auf Mum aufzupassen, nicht hatte halten können... Ich zog mich zurück und verliess kaum noch mein Zimmer. Nicht nur, weil ich Dad nicht über den Weg laufen wollte, sondern auch, weil ich die Menschen nicht mehr ertragen konnte. Ich wusste damals ja noch nichts von meinen empathischen Kräften...
Aber irgendwann wollte mir Dad dann mal gründlich den Kopf zurechtrücken und versuchte mir klar zu machen, dass ich nichts damit zu tun hatte. Er erzählte mir, dass meine Mum eine Hexe gewesen ist, und dass auch ich diese Fähigkeiten hätte und ich deshalb weg müsse. Etwa zwei Wochen später bin ich dann hier gelandet. Nur... Sein Versuch mich über seine unendliche Trauer aufzuklären, war ziemlich schief gelaufen..."