AW: Die Schule der Magie
Chris blickte Nataschas Vater ziemlich niedergeschlagen an, als er dessen Worte hörte. Er konnte einfach nicht glauben, was ihm da gerade erklärt wurde. Sie wollten nur das Beste für Natascha… Wäre es nicht die bittere Wahrheit gewesen, hätte er das ganze wohl für einen Witz gehalten und darüber gelacht, aber so.
„Sie wollen nur das Beste für Natascha? Wissen sie Mylord, das glaube ich euch sogar. Eure Gefühle verraten mir, wie sehr sie ihre Tochter lieben. Doch glauben sie wirklich, dass Niclas das Beste für Natascha ist?“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe nicht das Recht, eure Entscheidung anzuzweifeln, aber ich kann einfach nicht anders. Wenn ihr eure Tochter dazu zwingt, Niclas zu heiraten, befürchte ich, wird sie nie wieder so unbeschwert lachen können, wie sie es auf diesem Bild da tut.“ Er deutete mit seinem Kopf auf das Portrait von Natascha und ihrer kleinen Schwester, welches an der Wand hing.
„Sir, wie sie wissen, waren wir gestern bei dieser Honigschlafblume. Natascha hat mir erzählt, was sie geträumt hat. Sie hat mir erzählt, dass sie zwei Träume gehabt hat. Im zweiten, so sagte sie mir, war sie mit Niclas verheiratet. Er hat ihr die Welt zu Füssen gelegt und ihr alles gegeben, was sie sich vielleicht erträumt hatte. Alles, bis auf eines. Er konnte ihr keine Liebe geben. Sie sagte mir, dass sie sich unendlich leer gefühlt hatte…
Wollen sie wirklich verantworten, dass Natascha innerlich abstumpft und kaum noch Gefühle für empfinden kann?“ Fragend blickte Chris auf und schaute in die Augen des Lords. Die Worte, die er daraufhin zu hören bekam, liessen sein Herz stocken. Sein Blick, mit welchem er den Lord angeschaut hatte, wurde ziemlich ungläubig. „Sie hat was?“ Für einen kurzen Moment blitzte es in seinen Augen entsetzt auf. Das konnte sie doch nicht wirklich getan haben. Oder etwa doch? Nun ja, es war egal. Es dauerte noch ein Weilchen, bis Natascha 19 wird, dauerte es noch über ein Jahr. Zeit genug jemanden zu finden, der sie nicht nur heiraten wollte, um an Macht zu kommen…
„Die beste Wahl in diesem Land?“, fragte er schliesslich, nachdem er sich wieder gefasst hatte. „Ich gebe zu, dass ich auch das nicht beurteilen kann. Doch ich weiss, dass er nicht gut genug ist für ihre Tochter. Vielleicht hätten sie nicht nur in ihrem Land nach dem Besten Ausschau halten sollen. Und vielleicht hätten sie Natascha fragen sollen, bevor sie ihr ohne Vorwarnung eröffnen, dass sie in Kürze jemanden heiraten soll, den sie nicht mag, weil er sich ihr gegenüber immer wie der grösste Idiot benimmt und kein einziges aufrichtiges Wort zu ihr sagen kann. Ich will nicht behaupten, dass Ich der Richtige für ihre Tochter bin, doch wenigstens kann ich von mir behaupten, dass ich sie so sehr liebe, dass ich für sie jederzeit mein Leben geben würde. Sind sie sich sicher, dass Niclas das auch tun würde?“
Er war sich durchaus bewusst, dass er sich gerade im Ton vergriffen hatte und dass diese Worte den Lord einfach provozieren mussten, doch er konnte einfach nicht anders. Er musste einfach einsehen, dass er Natascha ins Unglück stürzen würde, wenn er sie zwingen würde, Niclas zu heiraten.
„Mylord, sie haben gesagt, dass sie nur das Beste für ihre Tochter wollen. Dann hören sie doch darauf, was euer Herz euch sagt. Und denken sie daran, was Natascha euch gesagt hat, als sie erfuhr, dass sie diesen Mann heiraten sollte. Erinnern sie sich an ihre Reaktion. Und dann vergessen sie bitte nicht, dass sich erst nichts mehr ändern lässt, wenn die Hochzeit vorüber ist. Zuvor kann noch alles geändert werden, alles.“