AW: La Illusion
Diames
Diames hatte deutlich in Tristans Augen lesen können, dass ihm nicht wohl dabei war Soraya alleine ins Zimmer gehen zu lassen. Natürlich würde Tris jede freie Minute mit der Frau verbringen wollen, die er liebte, vorallem jetzt wo die Krankheit endlich überstanden war. Deswegen nahm sich Diames noch einmal fest vor, Tristan nicht allzu lange aufzuhalten. Sie hatten immerhin noch soviel Zeit alles zu bereden, sich wieder zu finden. Niemand mehr würde sie jetzt auseinanderreissen können. Als sein Bruder ihn bescheiden nannte, grinste Diames, sagte aber nichts mehr darauf.
Ein weiteres Gespräch wäre so oder so nicht mehr möglich gewesen, da die Wasserfeen den Elfen zu sehr ablenkten. Er lächelte von einer Fee zur anderen und blickte ihnen verspielt in ihre kleinen Gesichter. Lustige Erinnerungen kamen ihm in den Sinn und er wollte sie schon Tristan erzählen, doch hielt er inne, als er daran dachte, dass die Wasserfeen es wohl eher weniger lustig empfinden würden, wenn sie erfahren was die Beiden in ihrer Kindheit alles angestellt hatten. Die Feen in ihrer alten Welt hassten es zum Beispiel wenn man ihnen ins Gesicht pustete. Sie verloren dabei die Orientierung, und spuckten ungewollt einen Schwall Wasser, während sie mitten im Flug ins Wasser stürzten und dann schimpfend wieder an die Oberfläch schwimmen mußten.
Tristan und Diames hatten daraus immer einen Wettbewerb gemacht, wer von ihnen die meisten Feen zum Absturz bringen konnte, denn die kleinen bissigen Biester waren in ihrer alten Welt ganz schön flink und mindestens ebenso gemein und hinterhältig. Doch diese drei Exemplare sahen nicht so "gefährlich" aus wie er sie in Erinnerung hatte. Vielleicht waren sie aber auch einfach nur schon aus ihren Kinderschuhen heraussen. Immerhin waren die ausgewachsenen Feen auch in der alten Welt ziemlich vernünftig und hilfsbereit. "Sie haben dich also gefunden?" fragte Diames noch einmal nach und legte seinen Kopf immer schiefer, da es ihm Ciricial gleich tat, bis sie sich aus völlig waagrechten Gesichtern ansahen und Ciricial ins Trudeln kam und hilflos mit ihren kleinen Flügeln schlug um ihr Gleichgewicht wieder zu erlangen.
Diames konnte sich nur mit Mühe ein Auflachen verkneifen und sah zuerst Tristan und dann Ciricial schuldbewußt an. "Entschuldigung" sagte er amüsiert und stupste die kleine Fee mit dem Zeigefinger an einer kitzligen Stelle an, woraufhin sie zu lachen begann und sich den Bauch hielt. "Die Versuchung war einfach zu groß." erklärte er seinen Lausbubenstreich. "Wenigstens hab ich sie nicht angepustet" grinste er noch breiter und sah dann erwartungsvoll zu Tristan, da er sich sicher war, dass er sich daran noch erinnern konnte. Doch dann sah Diames etwas verwirrt zu Tristan, als dieser nicht minder verwirrt hauchte, dass er sich an nichts mehr erinnerte. Diames hörte schlagartig auf mit den Feen herumzualbern und sah besorgt seinen Bruder an.
Er hörte wie er die Feen vorstellte, warf aber vorerst keinen Blick mehr auf die blauen Geschöpfe die sich nun gegenseitig aus schräggelegten Köpfen ansahen und immer wieder in die Tiefe trudelten um sich kurz vor dem Aufprall lachend mit den Flügeln abzufangen. Je länger er Tristan ansah, desto weniger hörte er das Lachen der Feen und bald wußte Diames nicht mehr, ob er die Feen einfach nur zu ignorieren wußte, oder ob sie mittlerweile aufgehört hatten herumzualbern. "Du meinst, du hast deine Herkunft vergessen?" fragte Diames irritiert nach, während er Tris immer noch ansah. Er wollte kein Salz in die Wunde streuen, aber er wollte verstehen, was Tris alles vergessen hatte. Wie konnte man vergessen woher man stammt? "Kann es sein, dass man hier Schrittweise sein altes Leben vergisst?" fragte er und suchte dann nochmal nach den Wasserfeen, die mittlerweile auf der Tischplatte mit einem Wassertropfen spielten.
Er beobachtete die kleinen Gestalten einen Moment, dann sah er aufmunternd Tristan wieder an. "Ich erzähle dir alles was ich weiß, alles was du vergessen hast. Ich werde dich wieder in das Element des Wassers einführen, wenn du das möchtest." schlug er ihm vor und dachte dann noch einmal kurz nach. "Vielleicht haben sie dich hier deswegen gefunden... Vielleicht sind sie deinetwegen überhaupt hier erst erschienen." sagte er und warf einen Blick auf die Wasserfeen. "Um dich daran zu erinnern, wer du bist."
Diames folgte dem Wassertropfen noch einmal in einer Richtung dann lächelte er Tristan wieder an. Er würde es nicht soweit kommen lassen, dass sie ihre Herkunft vergessen. Doch Diames bemerkte, dass Tristan nun etwas anderes auf dem Herzen hatte und der Elf war versucht schon zu erspüren, in welcher Stimmung Tristan plötzlich war, denn irgendwie schien er hastig etwas loswerden zu wollen. Diames lächelte ihn erwartungsvoll an, als er die freudige Nachricht auch schon zu hören bekam. Sie war so leise gesprochen, dass selbst Diames, der mit leisen Worten umgehen konnte, seine Ohren spitzen mußte um sie wirklich wahrnehmen zu können. Und ein bestimmter Teil in seinem Herzen wünschte sich, die Worte von Tristan niemals gehört zu haben.
Dieser Teil in seinem Herzen war auch dafür verantwortlich, dass Diames erst einmal ziemlich Emotionslos und mit dem selben Lächeln wie vorhin Tristan einfach nur anstarrte. Bilder flackerten nach einander in Diames Erinnerungen auf. Avalah, Samantha und wieder die wunderschöne kleine Avalah. "Das, das ist wunderschön. Ich... ich freue mich für dich Tris..." sagte er während die Gedanken und weitere Bilder in seiner Erinnerung auftauchten und einen unglaublichen Schmerz in Diames Herzen auslöste. Natürlich freute er sich für Tristan und auch für Soraya und er hoffte, Tristan dies auch deutlich gemacht zu haben, doch hatte er so lange diese ganzen Erinnerung in eine Truhe verstaut und weggesperrt und noch längst nicht damit abgeschlossen, wie vielleicht sein Bruder.
Es schmerzte ihn so unglaublich dass es nicht Samantha war, die das Kind unter ihrem Herzen trug, es schmerzte so unglaublich dass es nicht Avalah war, deren Ankunft freudig erwartet wurde. Und doch freute er sich gleichzeitig für Tristan dass er eine neue Chance erhalten hatte. Dass er seinen Traum von einer eigenen Familie weiter träumen durfte. "Tristan ich weiß nicht was ich sagen soll,..." sagte er schließlich ehrlich aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Natürlich würde sein Bruder wissen, dass er in diesem Augenblick mit seinen Gedanken fern in ihrer alten Welt war. Das würde er erst gar nicht versuchen müssen zu verheimlichen. Auch waren seine Gedanken bei Navika und das war ein Kapitel das er am liebsten für immer und ewig verschließen würde.
"Ich freu mich wirklich für euch beide so sehr. Lasst es mich wissen, wenn ich irgendetwas für euch tun kann." sagte Diames und stand auf um seinen Bruder umarmen zu können, nicht zuletzt um sich selbst von seinen Gedanken und vorallem an der Erinnerung von Navika abzulenken. Gerade als Diames sich von Tristan löste und noch etwas zu ihm sagte, erschien ein Schatten auf Tristans Gesicht, ausgelöst durch Ethan, der hinter Diames erschienen war.
"Wann wird es denn soweit sein? Darf ich Soraya schon gratulieren, oder sollte ich es noch...." Diames verstummte und wandte sich überrascht zu Ethan um. "Hallo" begrüßte er den Hexer.
(ich hoff es ist ok, dass ich die Feen ein klitzekleines bisschen eingebaut hab. Ich konnte echt nicht widerstehen
Ethan poste ich dann, wenn ich von euch das OK zu meiner PN bekommen hab ^^. Ansonsten editier ich diesen post.)