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Auch in diesem Jahr habe ich wieder eine kleine Weihnachtsgeschichte für euch.
Naja, so klein ist sie nun doch nicht geworden
Aber ich will auch nicht viel reden, sondern wünsche euch einach viel Spaß.
Und einen frohen ersten Advent!
LG Claudia
• Autor: *PiperHalliwell • Titel: “Letters from a Stranger“ • Disclaimer: Alle Charaktere der Serie NCIS sind geistiges Eigentum ihrer Erfinder Donald P. Bellisario und Don McGill und unterliegen dem Copyright von Bellisarius Productions, Paramount Pictures und CBS.
Diese Story dient lediglich zur Unterhaltung, und ich beabsichtige nicht, Geld damit zu verdienen.
Die Hintergrundgeschichten der Charaktere - sofern sie nicht der Wahrheit entsprechen - sind frei erfunden.
Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden und toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. • Genre: Romantik & ein wenig Drama • Charaktere: das Team der zweiten Staffel • Pairing: Lasst euch überraschen! • Inhalt: Die Weihnachtszeit rückt näher, die das Team in diesem Jahr im Hauptquartier verbringen muss.
Doch ein geheimnisvoller Brief durchbricht die Einsamkeit, die Kate - weit ab von ihrer Familie - erfüllt.
Hier kommt auch schon der Prolog für euch. Viel Spaß!
LG Claudia
Liebste Caitlin!
So oft stand ich Dir gegenüber, ohne mich jemals zu trauen, Dich anzusprechen.
Doch während ich kaum den Blick von Dir wenden konnte, schienst Du, mich niemals zu bemerken.
Deshalb wähle ich diesen Weg, bevor mich erneut der Mut verlässt.
Ich habe mich gefragt, was ich mir von diesem Brief erhoffe - ich hoffe, Dein Herz zu öffnen, für mich.
Also versuche ich es, versuche, mich Dir zu erklären.
Bisher habe ich nie an Dinge wie Schicksal geglaubt.
Doch Dir zu begegnen, schien, mir vorherbestimmt zu sein.
Anders kann ich mir die Tatsache, dass ich Dich immer wieder treffe, nicht erklären.
Vielleicht wäre ich mir dieser Tatsache niemals bewusst geworden,
hätte mich nicht für einen winzigen Moment ein Blick aus Deinen wunderschönen braunen Augen gestreift.
Seit diesem Tag begleitet mich stets die Hoffnung, Dich wiederzusehen.
Seit diesem Tag wünschte ich, Du würdest mir nur einen einzigen Augenblick Deine Aufmerksamkeit schenken.
Denn auch wenn es nur ein Augenblick wäre, bliebe mir dieser für immer erhalten.
Dieser Brief soll ein erster Schritt sein, ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Ich hoffe sehr, dass ich mit dieser weißen Calla die Blume gefunden habe, die Du liebst.
Es mag vielleicht abgedroschen klingen, doch als ich Dich das erste Mal sah,
wusste ich, dass Du wie diese Lilie bist - ebenso wunderschön, aber gleichzeitig selbstbewusst und unnahbar.
Für mich bist Du genau das, viel zu schön und selbstsicher,
als dass ich auch nur den Mut finden würde, Dir einfach gegenüber zu treten.
Ich bin sicher, dass auch Du Momente kennst, in denen es anders ist.
Momente, in denen Du Dich nach einem Menschen sehnst, der an Deiner Seite ist.
Einem Menschen, der ich gern wäre.
Vielleicht wird es mir irgendwann möglich sein, Dich anzusprechen.
Dir einfach gegenüber zu treten, Dir meine Hand entgegen zu strecken und mich Dir vorzustellen.
Ich würde Dir sagen, wie sehr es mich freut, Dich kennen zu lernen.
Wie sehr es mich freut, eine so umwerfende Frau wie Dich zu treffen.
Doch bis es soweit ist, bis dieser Tag gekommen ist, bleibt mir nur die Hoffnung auf ein stilles Wiedersehen.
Heute gibt es Kapitel Nummer 1 für euch.
Viel Spaß!
LG Claudia
Die mattschwarze Dunkelheit hüllt die Stadt schon seit einer Zeit ein, hat sich über die reinweiße Schneedecke gelegt, die Straßen und Häuser unter sich begraben hatte.
Unzählige Sterne funkeln hell am wolkenlosen Firmament, umringen die blasse Sichel des Mondes und versprechen eine eisige Winternacht.
Nur die regelmäßig angeordneten Laternen und die erleuchteten Fenster des ruhigen Wohnviertels verströmen ein klein wenig Licht und Wärme.
Die Anwohner haben sich in die wohlige Behaglichkeit ihrer Wohnzimmer zurückgezogen, sodass sich eine beinahe unheimliche Stille in der Umgebung ausgebreitet hat.
Die vergangenen Stunden vor Anbruch des morgigen Weihnachtstages nutzten die Familien, die dieses idyllische Stadtviertel ihr Zuhause nennen, dazu, die letzten Vorbereitungen für das Fest zu treffen.
In einem der großzügigen Häuser erfüllt noch immer der köstliche Duft von frisch gebackenen Plätzchen die Luft, vermischt mit dem intensiven Geruch von Tannennadeln, den der prachtvoll geschmückte Christbaum verströmt.
Im ganzen Haus sind liebevolle Dekorationen aufgestellt, zieren glitzernde Zweige die Wände und stehen unzählige brennende Kerzen auf den Tischen, die ein stimmungsvolles Licht verbreiten.
Leise klingen fröhliche Melodien durch die hell erleuchteten Räume, lediglich übertönt von dem ausgelassenen Lachen zweier Menschen.
Das gedämpfte Läuten der Kirchenglocke dringt aus der Ferne bis in das Innere des gemütlichen Wohnzimmers, als Zeichen für das Ende eines aufregenden Tages voll geschäftigen Treibens.
Auf dem Fernsehbildschirm ist der Abspann eines Weihnachtsmärchens zu sehen und läutet damit die Schlafenszeit für das kleine Kind, das sich in die Sofakissen gekuschelt und gespannt das Geschehen verfolgt hat.
Auch wenn das Mädchen den Blick seiner Mutter noch so konsequent ignoriert, während es angestrengt ein Gähnen zu unterdrücken sucht, ist ihm dennoch klar, dass dieser Versuch erfolglos bleiben wird.
Da es bei einer Diskussion ohnehin den Kürzeren ziehen würde, erhebt es sich schließlich, auf ein bestimmtes Nicken der jungen Frau hin, seufzend.
Die Kleine tapst langsam die Treppe hinauf in der Hoffnung, durch ihr Trödeln das Unausweichliche noch ein wenig hinauszögern zu können.
Doch der Weg in das Obergeschoss des Hauses dauert nicht ewig, sodass sie ihr Kinderzimmer erreicht, um sich ihren kuscheligen Schlafanzug, den tanzende Nikoläuse zieren, anzuziehen.
Danach begibt sie sich in das nebenan liegende Bad, um sich, wie ihre Eltern es ihr beibrachten, sorgfältig die Zähne zu putzen, von denen der ein oder andere bereits verdächtig wackelt.
Erst dann kehrt sie nach unten zurück, denn obwohl sie gewöhnlich in ihrem Bett auf ihre Mutter und ihre Gute-Nacht-Geschichte wartet, liegt ihr im Moment eine wichtige Frage auf dem Herzen, die bereits an vielen Abenden wiederkehrte und nun nicht länger warten kann, gestellt zu werden.
Flink klettert das Mädchen auf die große Couch im Wohnzimmer und kuschelt sich wieder dicht an die junge Frau, die verwundert eine Augenbraue nach oben zieht und nachhakt: „Solltest du nicht im Bett liegen?“
Für einige Sekunden breitet sich eine angenehme Stille im Raum aus, ehe die Kleine, ohne zu antworten, eine Gegenfrage stellt: „Mummy, wo bleibt Daddy?“
An jedem Abend, den er nicht mit ihr verbringen kann, vermisst sie ihn, ist er es doch, der ihren Gute-Nacht-Geschichten die passenden Stimmen verleiht und sie damit immer wieder zum Lachen bringt.
Sie liebt ihre Mutter und möchte auch sie stets an ihrer Seite haben, doch ohne ihn fällt ihr das Einschlafen so viel schwerer als sonst.
Der jungen Frau bricht es jedes einzelne Mal fast das Herz, wenn ihre kleine Tochter diese Worte ausspricht, sie ihr dabei in die traurigen Augen blicken und erklären muss: „Du weißt, dass er noch arbeiten muss, Schatz.“
In letzter Zeit wiederholt sich dieses Ritual sehr oft, viel zu oft für ihren Geschmack, aber sie weiß, wie sehr ihr Mann seinen Job liebt, so anstrengend dieser auch ist und so wenig Zeit für seine Familie auch bleibt.
Trotzdem kann sie es kaum ertragen, ihr kleines Mädchen mit weinerlicher Stimme fragen zu hören: „Aber es ist doch Weihnachten. Wieso muss er immer so lange weg sein?“
Auch sie selbst stellt sich diese Frage immer wieder, vor allem an Abenden wie diesem, an denen der Arbeitstag nicht enden zu wollen scheint.
Sie streicht ihrer Tochter sanft über die Wange mit dem wenig erfolgreichen Versuch, sie zu trösten, als sie erwidert: „Damit er die Feiertage nur mit dir verbringen kann.“
„Ich will hier auf ihn warten“, erklärt die Kleine bestimmt, was ihrer Mutter ungewollt ein Lächeln entlockt, ehe sie ihr einen Kuss auf die Stirn haucht und sie dann fest in den Arm nimmt.
Liebevoll streicht sie ihr über die langen braunen Haare, während sie eindringlich flüstert: „Ich verspreche dir, dass er da ist, wenn du morgen früh aufwachst.“
Das Mädchen nickt zögerlich, denn langsam wird sie immer stärker von ihrer Müdigkeit übermannt, sodass sie keine Kraft hat, länger darüber zu diskutieren.
Vorsichtig nimmt die junge Frau ihre Tochter auf den Arm, die sich sofort an ihr fest klammert und erschöpft den Kopf an ihre Schulter legt.
So gehen die beiden langsam die Treppe nach oben in das farbenfrohe Kinderzimmer, wo sie die Kleine in ihr Bett legt und sorgfältig zudeckt.
Dann lässt sich die Mutter auf der Kante nieder und streicht ihr erneut liebevoll eine Strähne des braunen Haares aus der Stirn, bevor sie einen Gute-Nacht-Kuss darauf haucht.
Als sie sich wieder erheben will, um den Raum zu verlassen und das Mädchen sich seinen Träumen hingeben zu lassen, fragt dieses jedoch mit bettelndem Blick: „Erzählst du mir eine Weihnachtsgeschichte, Mummy?“
Sie kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, ist ihre Tochter doch niemals zu müde, darum zu bitten, genau wissend, dass sie ihr dies nicht verwehren kann.
„Welche möchtest du denn hören, mein Schatz?“, hakt sie nach, während sie sich vorsichtig zu dem Mädchen in das Bett legt, das sich wieder an sie kuschelt.
„Ich will die Geschichte von dir und Daddy hören“, flüstert die Kleine beinahe ein wenig ehrfürchtig, was ihrer Mutter ein Lächeln entlockt.
Obwohl sie erneut herzhaft gähnen muss, wehrt sie sich dennoch krampfhaft gegen die Müdigkeit, liebt sie doch diese spezielle Erzählung ihrer Eltern, die beinahe zu einer weihnachtlichen Tradition geworden ist.
Normalerweise ist in diesem Moment ihr Ehemann an ihrer Seite, um zusammen mit ihr und ihrer Tochter in die Vergangenheit abzutauchen.
Die Tatsache, dass sie sich in diesem Jahr nicht mit ihm an diese Ereignisse erinnern kann, stimmt sie traurig, doch sie ist bestrebt, sich nichts von ihren Gefühlen anmerken zu lassen.
Immerhin liegen die Feiertage vor ihnen, die sie gemeinsam als Familie verbringen werden, und die Vorfreude darauf kann auch dieser vorerst letzte Abend ohne ihn nicht trüben.
Auch wenn die Zeit nicht ausreichen wird, um die vielen versäumten Stunden eines Jahres nachzuholen, ist doch nur wichtig, dass sie das Weihnachtsfest miteinander feiern werden.
Mit leiser Stimme beginnt die junge Frau schließlich jene Geschichte, die beinahe an ein Märchen erinnert: „Es war einmal ein kleines Mädchen, das davon träumte, seinen Traumprinzen zu treffen. Der sie mit seinem Schimmel in sein Märchenschloss entführte.
Die Jahre zogen ins Land. Das Mädchen wurde älter und hatte mittlerweile unzählige Frösche geküsst, von denen sich jedoch kein Einziger in jenen Traumprinzen verwandelt hatte.“
Als sie erneut Luft holt und fortfahren will, zeigt ihr ein prüfender Blick auf ihre Tochter, dass der Tag doch aufregender war und sie bereits der Schlaf übermannt hat, sodass sie ihr sanft über die Wange streicht und noch einmal die Decke richtet, ehe sie das Licht löscht und den Raum verlässt.
In der Tür verharrt die junge Mutter und betrachtet im Schein der Flurlampe ihre kleine Tochter, die sie an eine schlafende Prinzessin erinnert.
Ein leichtes Lächeln hat sich auf ihre Lippen geschlichen, als sie das Mädchen mustert, das in einen schönen Traum abgetaucht scheint.
Währenddessen schweifen ihre eigenen Gedanken unaufhaltsam zurück in die Vergangenheit, zu dem Moment, an dem die Geschichte, die sie begonnen hat, ihren Anfang nimmt.
Mittlerweile sind einige Jahre verstrichen, doch noch immer scheint es ihr, als wäre es erst gestern gewesen, als sie jenen geheimnisvollen Brief in den Händen hielt, der ihr Leben für immer verändern sollte.
Mit einem leisen Seufzen trat ich durch die sich öffnenden Aufzugtüren, während ich versuchte, die Schneeflocken, die sich in meinem dunklen Mantel und meinen Haaren verfangen hatten, abzuschütteln.
Trotz meines dicken Schals und meiner Handschuhe war es der winterlichen Kälte gelungen, bis auf meine Haut vorzudringen und meinem Körper ein Zittern zu entlocken, sodass ich froh war, dass mich endlich die Wärme des Hauptquartiers umgab.
Während ich zu meinem Schreibtisch ging, schälte ich mich aus meiner mittlerweile feucht gewordenen Jacke, die an einem Haken ihren Platz zum Trocknen fand.
Normalerweise schlenderte ich in dieser Jahreszeit gern durch die Straßen, atmete die eisige Luft ein, in der bereits ein Hauch von Glühwein und Krapfen hing, während die weihnachtlich dekorierten Häuser, ein Lächeln auf meine Lippen zauberten.
Doch in diesem Jahr ließ meine Feiertagsstimmung auf sich warten, immerhin würde ich das bevorstehende Fest mit Bereitschaftsdienst an meinem Schreibtisch über alten Akten verbringen müssen.
Keiner meiner Kollegen war verheiratet oder hatte Kinder, sodass es unser Team war, das an diesen Tagen die Aufgabe übernehmen musste, den Menschen, die für unser Land dienten, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
In meiner obersten Schreibtischschublade lag schon seit Wochen mein Flugticket nach Indiana - nach Hause -, das nun jedoch ungenutzt im Papierkorb landen würde.
Wie sehr hatte ich mich darauf gefreut, das Fest der Liebe mit meiner Familie zu verbringen, hatte ich doch meine Eltern und Geschwister viel zu lange nicht mehr gesehen.
Die Geschenke für sie alle waren bereits in einem meiner Koffer verstaut und warteten darauf, von vor Neugier zitternden Fingern ausgepackt zu werden.
In diesem Moment würde jeder von ihnen erneut zu einem kleinen Kind werden, dessen glänzende Augen die Vorfreude auf den Heiligen Abend widerspiegelten und sogar den Glauben an den Weihnachtsmann wieder erweckten.
Während mein Blick aus dem Fenster auf die in eine reinweiße Schneedecke gehüllte Stadt gerichtet war, hatte ich unwillkürlich die Bilder der vergangenen Jahre vor Augen, der unzähligen fröhlichen Weihnachtstage, von denen ich diesmal keinen einzigen mit meinen Liebsten verbringen würde.
Ich war ein Familienmensch, das war ich schon immer gewesen, und die Aussicht, diese Zeit nicht mit ihnen verbringen zu können, ließ mich unausweichlich melancholisch werden.
Nun hatte ich eine weitere Woche eintönige Büroarbeit und den üblichen Weihnachtsstress vor mir, während ich wusste, dass ich sie alle unglaublich vermissen und mich zu ihnen sehnen würde.
Wie hatte ich auch glauben können, dass die Pflicht uns in diesem Jahr verschonte, dass wir dieses Jahr zu Hause feiern konnten?
Hatte ich zuerst noch Gibbs dafür verflucht, dass wir unsere Feiertage hier verbringen, dass wir vermutlich Schlägereien schlichten und betrunkene Marines aufspüren mussten, hatte ich nun eingesehen, dass ich nichts an dieser Tatsache ändern konnte.
Auch wenn jeder von uns schon lange den Verdacht hegte, dass unser Vorgesetzter das Fest lieber an seinem Arbeitsplatz als zu Hause verbrachte, hatte diese Entscheidung mit Sicherheit nicht in seiner Macht gelegen.
Aber in diesem Moment wollte ich mir nicht den Kopf über die Abneigung meines Bosses bereits gegenüber des Wortes Weihnachten zerbrechen, denn davon würde meine Laune wohl nur noch weiter sinken.
Energisch verbannte ich diese Überlegungen, verstaute meine Sachen in der Schublade und ließ mich dann endlich auf meinem Stuhl nieder, um damit zu beginnen, meine Akten abzuarbeiten.
Erst dabei ließ ich meinen Blick durch meine nähere Umgebung schweifen und stellte verwundert fest, dass noch keiner meiner Kollegen anwesend war.
Meine Augen streiften prüfend die silberne Armbanduhr an meinem Handgelenk, doch diese stand auf Punkt acht, was meine Frage jedoch nicht beantwortete.
Mit einem gleichgültigen Schulterzucken verfolgte ich auch diesen Gedanken nicht weiter, war ich mir doch sicher, dass früher oder später einer nach dem anderen auftauchen würde.
Als ich die Hand nach dem ersten Fallordner ausstrecken wollte, hielt ich erstaunt inne, denn vor mir lagen, von mir tatsächlich unbemerkt, ein Kuvert und eine schneeweiße Calla.
Meine Finger zögerten unwillkürlich, als ich sie nach der Blume ausstrecken wollte, um diese in die Hand zu nehmen und ihre Schönheit zu bewundern.
Ihr unverkennbarer Duft stieg mir in die Nase, dem es augenblicklich gelang, meine negative Stimmung aufzuhellen und mich zu einem verträumten Lächeln zu bringen.
Dies war meine Lieblingsblume, sodass ich mich fragte, wer von dieser Tatsache wusste, denn ich war mir sicher, dass dies kein Zufall sein konnte.
Mein Blick richtete sich unwillkürlich auf den mir gegenüber liegenden Schreibtisch, wäre es doch nicht das erste Mal, dass Tony mich ausspioniert hätte und sein Wissen dann dazu benutzte, mich um den Finger wickeln zu wollen.
Aus diesem Grund fragte ich mich, was es diesmal war, das er verbrochen hatte und womit er einmal mehr meine Nerven bis zum Äußersten strapazierte.
Möglicherweise war diese Aufmerksamkeit jedoch auch als Bestechung gedacht, um mich zu überreden, einen seiner ungeliebten Berichte zu übernehmen.
Doch ich schüttelte bestimmt den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben, denn vermutlich hatte er gar nichts damit zu tun, und ich sollte mich einfach über dieses Geschenk freuen.
Um dies zu beantworten, streifte ich meine Handschuhe über und nahm den Umschlag, dessen edles Büttenpapier mein Name in einer geschwungenen Schrift zierte, den ich verwundert las.
Denn schon als Kind hatten mich meine Eltern lediglich dann Caitlin genannt, wenn sie damit einen gewissen Ernst der Situation hatten demonstrieren wollen, für alle anderen war ich bis heute stets nur Kate gewesen.
Meine Neugier siegte schließlich über diesen Gedanken, sodass ich meinen silbernen Brieföffner nahm und mit diesem vorsichtig das Kuvert öffnete.
Als ich einen Moment später das Papier heraus zog, schlug mein Herz unwillkürlich schneller, während die Nervosität unaufhaltsam von mir Besitz ergriff.
Beinahe ehrfürchtig faltete ich das cremeweiße Blatt auseinander, das mit der gleichen schwungvollen Handschrift versehen war, die meinen Namen auf dem Umschlag zeigte.
Erneut atmete ich tief durch, bevor ich meine Augen andächtig über die geheimnisvollen Zeilen gleiten ließ und deren Inhalt mich gefangen nahm.
Ich las diese Worte noch ein zweites und drittes Mal, prägte sie mir ein, denn obwohl sie so vollkommen ungekünstelt waren, berührten sie mich in einer Weise, die ich nicht erwartet hätte.
Beinahe war es, als würde mich der Verfasser besser kennen, als ich es für möglich gehalten hatte, als wäre er mir näher, als mir bewusst war.
Als ich das Büttenpapier wieder zusammenfaltete, dachte ich unwillkürlich darüber nach, wann ich das letzte Mal den Brief eines heimlichen Verehrers bekommen hatte, doch wenn ich es mir genau überlegte, war es vermutlich während meiner Zeit auf dem College gewesen.
Aber diese Tatsache hatte gleichzeitig ein längst vergessenes Gefühl in mir wach gerufen, ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Bauch entfacht, das mir aber dennoch seltsam fremd erschien.
Obwohl ich den Menschen, der diese Zeilen für mich verfasst hatte, nicht kannte, schien es mir beinahe, als wüsste ich dennoch genau, wer er war, als könnten mir seine Worte sein Inneres offenbaren.
Dennoch konnte ich mich der Frage nicht erwehren, was einen Mann dazu brachte, einer Frau, der er lediglich einige Male begegnet war, - ohne ein Wort mit ihr zu wechseln - einen Brief wie diesen zu schreiben.
Natürlich konnte ich nicht bestreiten, dass ich mich geschmeichelt fühlte, - vermutlich sogar mehr als das - aber diese Ungewissheit blieb.
So sehr ich jedoch darüber nachsann, überwog trotzdem dieses beschwingte Gefühl, das man stets vor dem ersten Date verspürte - die Vorfreude gepaart mit einem gewissen Hauch Nervosität.
In der Vergangenheit war mir kein Glück in meinen Beziehungen vergönnt gewesen, sodass ich nun geneigt war, mich auf dieses aufregende Abenteuer einzulassen.
Bevor ich mich jedoch noch weiter in diesem Gedanken verlieren konnte, weckte das monotone 'Pling' des Fahrstuhls meine Aufmerksamkeit, sodass ich das Papier hastig zurück in das Kuvert schob und dieses in meiner Schreibtischschublade verschwinden ließ.
Um nicht die Neugier meiner Kollegen zu wecken, wandte ich mich meinem Computer zu, den ich eifrig hochfuhr, um mich dann meiner Arbeit zu widmen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Tony mit einem breiten Grinsen im Gesicht und seiner obligatorischen Sonnenbrille auf der Nase, - auf die er, wie ich im Stillen vermutete, wahrscheinlich auch in der Dunkelheit nicht verzichten konnte - Sekunden später den Bereich unseres Teams anstrebte und nach einem prüfenden Blick auf mich seinen Rucksack hinter seinem Schreibtisch auf den Boden fallen ließ.
Innerlich atmete ich erleichtert auf, dass ich geistesgegenwärtig reagiert und den geheimnisvollen Brief hatte verschwinden lassen, wären doch von meinem Partner anderenfalls unangenehme Fragen zu erwarten.
Als er jedoch mit einem auffallend lockeren „Guten Morgen.“ auf den Lippen an meinen Arbeitsplatz trat, ahnte ich bereits, dass ich seiner bohrenden Neugier dennoch nicht würde entgehen können.
Scheinbar hatte ich etwas in meinem Umfeld übersehen, das nun seine Aufmerksamkeit erregt hatte und mich nicht so schnell wieder aus seinen Fängen entkommen lassen würde, denn wenn er etwas konnte, dann war es, hartnäckig zu sein.
Ich zog fragend meine Augenbraue nach oben, als ich ein verwundertes „Guten Morgen, Tony. So pünktlich heute?“, erwiderte, während ich innerlich bereits auf einen seiner nervigen Kommentare wartete.
Dennoch hatte ich mir diese sarkastische Nachfrage einfach nicht verkneifen können, immerhin hatte für gewöhnlich ich unter seinen zumeist bissigen Bemerkungen zu leiden.
„Katie, Katie“, begann er mit einem ironischen Unterton in der Stimme, der mich scharf Luft holen ließ, denn die Art, wie er meinen Spitznamen, den ich aus seinem Mund schon immer gehasst hatte, aussprach, würde mich ansonsten wie so oft auf die Palme bringen.
Sein Grinsen wurde immer breiter, während er seine Hände auf meinem Schreibtisch abstützte, sich mir langsam näherte und mir tief in die Augen sah.
Nur mit Mühe konnte ich seinem Blick Stand halten, der mich zu fesseln schien, aber er forderte umgehend meine Aufmerksamkeit, als er fortfuhr: „Die Aussicht, den Morgen mit dir zu verbringen, versüßt mir den ganzen Tag und ist besser als jeder Wecker.“
Diese Worte ließen mich die Augen verdrehen, doch ehe ich eine zynische Antwort zurückgeben konnte, registrierte ich, wie sich der Ausdruck in seinem Gesicht seltsam veränderte, bevor er die Lilie, die noch immer auf meinem Platz lag, in die Hand nahm und prüfend musterte.
Für einen Moment konnte ich meine Gedanken nicht aufhalten, die sich unwillkürlich um die Frage drehten, wie ernst seine Aussage gemeint war.
Im Grunde würde ich mich gern geschmeichelt fühlen, - das musste ich zwangsläufig zugeben - doch die Erfahrung hatte mir gezeigt, dass hinter diesen Worten zumeist der ein oder andere Hintergedanke versteckt war.
Deshalb schob ich diese Überlegungen energisch zur Seite - würde ich doch ohnehin keine Antwort darauf finden und lediglich meine Zeit damit verschwenden.
Dennoch - auch wenn ich es mir nicht gern eingestand - konnte mein Kollege hin und wieder mehr als charmant sein, aber leider überwogen meist jene Momente, in denen er mich bis zum Äußersten reizte.
Es gelang mir nicht, seine Miene zu deuten, war ich doch zu sehr mit dem Ärger auf mich selbst beschäftigt, ihm einen Anlass geliefert zu haben, mich nun für den Rest des Tages zu nerven.
Aber stattdessen legte er die Calla behutsam zurück auf meinen Tisch und murmelte Gedanken versunken: „Die Blume ist wunderschön.“
Während ich ihn noch vollkommen sprachlos anstarrte, wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab und ließ sich auf seinem Stuhl nieder, um sich dann eifrig seiner Arbeit zu widmen.
Es gelang meinem Kollegen nicht oft, mich derart fassungslos stehen zu lassen, - immerhin war ich beinahe unschlagbar darin, ihm zu kontern - doch in diesem Moment war ich einfach perplex.
Mein Blick war noch einige Sekunden bewegungslos auf den mir gegenüber liegenden Schreibtisch gerichtet, aber mein Partner gab weiterhin vor, in eine seiner Akten vertieft zu sein.
Ich wusste, dass seine Gedanken nicht bei diesem alten Fall waren, - dafür durchschaute ich ihn mittlerweile viel zu gut, um dies nicht zu sehen - sondern um etwas anderes kreisten.
Doch obwohl sein Verhalten mehr als seltsam war, zog ich es vor, ihn nicht darauf anzusprechen, denn er würde mir ohnehin lediglich ausweichen und sich wie immer hinter seiner Maske aus idiotischen Witzen verstecken.
Deshalb wandte ich mich ab und überließ ihn seinen angestrengten Überlegungen - was diese auch immer ausgelöst haben mochten, ich wollte es nicht wissen.
Stattdessen beschäftigte ich mich erneut mit dem geheimnisvollen Fremden, der den Brief in meiner Schublade verfasst hatte, und der Möglichkeit, dessen Identität zu ermitteln.
Ich griff entschlossen nach der obersten Akte von dem überdimensionalen Stapel auf meinem Arbeitsplatz und ließ das Kuvert unauffällig darin verschwinden.
Mit einem kurzen prüfenden Blick auf Tony erhob ich mich und ging zielstrebig zu dem hinteren Aufzug, um in das Labor meiner besten Freundin zu gelangen.
„Ich bin bei Abby“, erklärte ich beiläufig, doch auf diese Aussage erhielt ich keine Reaktion, kein Ton war zu hören, nicht einmal der Kopf meines Kollegen wanderte neugierig nach oben.
Und schon sind wir bei Kapitel 4 angekommen.
Viel Spaß!
LG Claudia
Als sich die schweren Türen des Aufzugs hinter mir schlossen, lehnte ich mich für einen Moment an die kühle Metallwand und schloss die Augen.
Dieser Brief hatte etwas in mir ausgelöst, hatte ein Gefühl in meinem Inneren erweckt, das ich nicht definieren konnte, doch das Wissen, von einem fremden Mann begehrt zu werden, war einfach unglaublich.
Viel zu lange hatte ich es vermisst, diese Empfindung zu verspüren, sodass ich sie nun gern genießen wollte - und wäre es auch nur für die wenigen Sekunden in diesem Fahrstuhl.
Vermutlich sollte ich als Bundesagentin ein wenig misstrauischer sein, aber mein Instinkt als Profilerin sagte mir, dass mein unbekannter Briefeschreiber jedes Wort ehrlich meinte.
Dennoch war ich dabei, unsere Forensikerin zu bitten, die Identität dieses Fremden zu ermitteln - auch auf die Gefahr hin, mir damit jegliche Illusion zu zerstören.
Ein Funke Hoffnung blieb jedoch, dass es mir tatsächlich gelingen könnte, den Mann zu finden, nach dem ich mein Leben lang auf der Suche gewesen war.
Die wenigen Zeilen, die ich nur von ihm gelesen hatte, ließen mich trotz allem glauben, dass eine gewisse Verbindung zwischen uns bestand - auch wenn wir uns überhaupt nicht kannten.
Aber vielleicht würde sich diese Tatsache noch ändern, denn ich hatte das Gefühl, dass dies nicht der einzige Brief war, den ich von ihm erhalten würde.
Tief in meine Gedanken versunken, registrierte ich das leise 'Pling' nicht, mit dem sich die Türen des Aufzugs öffneten und den Blick auf das moderne Labor freigaben.
Doch kaum schallte mir die heute besonders ohrenbetäubende Musik entgegen, erwachte ich umgehend aus meiner Starre und beeilte mich, die metallene Kabine zu verlassen.
Schon lange stellte ich mir nicht mehr die Frage, wie man bei dieser Lautstärke arbeiten konnte, sondern betrat den großzügigen Raum und ließ kurz meinen Blick schweifen, bis dieser an einem unkonventionell geschmückten Weihnachtsbaum hängen blieb, der mir unwillkürlich ein Grinsen entlockte.
Eine kleine Tanne - dekoriert mit kohlrabenschwarzen Kugeln, die mit einer Schicht aus samtenem Stoff überzogen schienen, und silbern glänzenden Totenköpfen - thronte mitten auf einem der Tische.
Die winzigen Lampen, die - versteckt zwischen den Zweigen - den Baum erhellten, tauchten diesen gleichzeitig in ein geheimnisvolles, ein wenig gespenstisches Licht, in dem die Augen der Schädel zu leuchten und zum Leben zu erwachen drohten.
Doch dieser Weihnachtsschmuck gab genau das Wesen und die Eigenarten meiner besten Freundin wieder, spiegelte ihre stets überdrehten aber gleichermaßen liebenswerten Verrücktheiten, zu denen sie sich nur zu gern hinreißen ließ.
Der Lärm, der mich noch immer einhüllte, hinderte mich daran, mir länger darüber Gedanken zu machen, sodass ich mich hastig der Anlage näherte und den Regler herunter drehte.
Dieser Handgriff brachte Abby dazu, sich abrupt zu mir umzudrehen, sodass ihre Rattenschwänze bei dieser heftigen Bewegung flogen, und mich aufgebracht anzusehen.
Kaum hatte sie jedoch erkannt, dass ich es war, die es gewagt hatte, ihre geliebte Musik auszuschalten, eilte sie auf mich zu und umarmte mich stürmisch.
Obwohl ich ihre überschwänglichen Begrüßungen gewohnt war, hatte ich dennoch jedes Mal aufs Neue Mühe, mein Gleichgewicht zu halten.
„Toll, dass du mich mal wieder hier unten besuchst, Kate“, begann sie, aufgeregt zu plappern, als sie von mir abgelassen hatte und gab mir nicht die kleinste Chance, sie zu unterbrechen, während sie direkt hinzufügte:
„Es war in den letzten Tagen einfach öde. Ich hoffe, du willst mir mitteilen, dass ihr endlich einen neuen Fall habt. Sonst komme ich noch selbst vor Langeweile um.“
Ihre Worte brachten mich dazu, ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken zu können, das meine Lippen umspielte, doch schließlich bremste ich ihre Ausführungen:
„Tut mir leid, Abby, es gibt noch immer keinen Fall. Aber vielleicht heitert dich ja das hier ein wenig auf.“
Während sie mich enttäuscht ansah, zog ich den Umschlag aus der Akte, die ich in der Hand hielt und legte ihn vor ihr auf den Tisch, sodass sich ihre volle Aufmerksamkeit umgehend auf den Brief konzentrierte.
Ohne den Blick abzuwenden, griff sie intuitiv nach einem Paar Handschuhen und streifte sie sich über, ehe sie das Kuvert ihn die Hand nahm und neugierig begutachtete.
Als sie jedoch meinen Namen auf der Vorderseite entdeckte, wandte sie sich mir erneut zu, eine stumme Frage auf den Lippen, sodass ich ihr auffordernd zunickte.
Es fühlte sich ein wenig seltsam an, dabei zuzusehen, wie ein anderer die Worte las, die für mich bestimmt waren, aber Abby war meine beste Freundin, der ich vermutlich ohnehin davon erzählt hätte - wenn auch vielleicht nicht sofort.
Ich verfolgte gespannt, wie ihre Augen über die Zeilen wanderten, während sich ihre Stirn leicht runzelte, doch sie blieb weiterhin stumm.
Erst nach einer gefühlten Ewigkeit hob sie ihren Blick wieder von dem edlen Büttenpapier, wo dieser dem meinen begegnete, ohne jedoch etwas preiszugeben.
Es gelang mir nicht, ihn zu deuten, darin zu lesen, sodass ich begann, unsicher zu werden und zu glauben, mich tatsächlich in eine Illusion hinein gesteigert zu haben.
Womöglich lachte die Forensikerin innerlich über meine Naivität, diesen Brief ernst zu nehmen und davon überzeugt zu sein, ein ehrlicher Gedanke könnte dahinter stecken.
Seit wann ließ ich mich nur von ein paar romantischen Worten derart einwickeln, dass ich meinen gesunden Menschenverstand und sogar meinen Instinkt als Profilerin vergaß?
Doch diese wenigen Zeilen hatten etwas in mir ausgelöst, sodass ich nicht glauben konnte und nicht glauben wollte, dass sie nicht echt waren.
Im Grunde war ich - trotz meines Berufes - noch immer überzeugt, dass auch mir diese Dinge widerfahren konnten, ohne dass mein Unbekannter dabei Hintergedanken hegte.
Nach einigen Minuten des Schweigens, schien Abby, sich zu entschließen, ihre Überlegungen mit mir zu teilen: „Wow, Kate, du hast wohl einen heimlichen Verehrer.“
Nun schlich sich endlich ein Lächeln auf meine Lippen, hatte ich doch mittlerweile nicht mehr mit einer derart positiven Reaktion gerechnet und schon an meiner Intuition gezweifelt.
Währenddessen war sie jedoch nicht mehr zu bremsen und begann, mich mit Fragen zu bombardieren: „Wie lange bekommst du diese Briefe schon? Hast du eine Ahnung, wer es sein könnte? Wirst du dich mit ihm treffen? Oh Mann, das ist sowas von aufregend.“
„Abby, stopp!“, rief ich lauter, als beabsichtigt, aus, um die junge Frau endlich zum Verstummen zu bringen, denn die Fragen, die ich mir innerlich bereits selbst ununterbrochen stellte und die sie nun aussprach, ließen mich ohnehin kaum noch zur Ruhe kommen.
Doch meine Worte hatten Erfolg, denn sie hielt sofort inne und sah mich mit weit aufgerissenen Augen ungläubig an, sodass ich mich mit einem Seufzen auf den Schreibtischstuhl fallen ließ, von dem sie nur Sekunden zuvor euphorisch aufgesprungen war.
Nach einigen Momenten des Schweigens zuckte ich meine Schultern und gab die einzige Antwort, zu der ich im Stande war: „Ich weiß es nicht.“
Während ich jedoch noch immer über das für und wider nachgrübelte, breitete sich ein wissendes Grinsen auf dem Gesicht meiner besten Freundin aus, die bestimmt nickend feststellte: „Du würdest ihn gern treffen, aber du hast Angst. Hab ich Recht?“
„Nein, das ist es nicht“, erwiderte ich ausweichend und nicht sehr überzeugend, doch ihr Blick brachte mich dazu, schließlich zuzugeben: „Gut, vielleicht habe ich ein wenig Angst. Angst, wieder einmal enttäuscht zu werden.“
Bisher hatte ich sogar mir nur etwas vorgemacht, hatte mir eingeredet, dass ich irgendwann den Richtigen finden würde, aber nach all meinen unglücklich endenden Beziehungen der vergangenen Jahre, hatte ich diesen Glauben beinahe verloren.
Ich konnte selbst nicht erklären, warum plötzlich die Hoffnung in meinem Inneren aufkeimte, diesmal könnte es anders sein - was mir meinen Glauben zurückgegeben hatte.
Doch dieser Brief könnte mich womöglich tatsächlich meine Angst vergessen und das Risiko eingehen lassen, diesen mir vollkommen fremden Mann zu treffen.
Natürlich müsste ich, um dies tun zu können, zuerst seine Identität kennen - ein kleines Hindernis, das Abby hoffentlich in der Lage war, aus der Welt zu schaffen.
Immerhin war sie die beste Forensikerin unserer Behörde, für die es mit Sicherheit kein Problem darstellte, auch die winzigste Spur zu finden, um ihn aufzuspüren.
Bevor ich jedoch aussprechen konnte, was mir auf der Seele lag, nahm sie mir meine Frage ab: „Willst du, dass ich herausfinde, wer er ist?“
Zuerst konnte ich lediglich nicken, aber sie wartete weiterhin schweigend, dass ich die Worte aussprach, sodass ich schließlich bestimmt antwortete: „Ja, ich will es wissen.“
Erneut verzogen sich ihre Lippen zu einem breiten Grinsen, bevor sie aufgeregt vor mir hin und her zu tanzen begann und jubelte: „Ich wusste es. Das ist so romantisch.“
Wie immer schaffte es meine Freundin mit ihrem euphorischen Verhalten, mir ein Lachen zu entlocken, obwohl die Spannung in meinem Inneren währenddessen ein leichtes Kribbeln auslöste.
Einige Sekunden noch wirbelte die junge Frau vor mir hin und her, ehe sie mich erneut fest in die Arme schloss - nur um mich dann bestimmt an den Schultern zu packen und aus ihrem Labor zu schieben.
„Und jetzt entschuldige mich, aber ich habe zu arbeiten“, erklärte sie ernst, als sich die automatische Tür mit einem gedämpften Zischen öffnete und ich hindurch trat.
Bevor sie verschwinden konnte, wandte ich mich noch einmal zu ihr um und erinnerte sie: „Die anderen sollen...“ „.. nichts davon erfahren. Ganz besonders nicht Tony. Keine Angst, ich schweige wie ein Grab.“
Mit einem leisen Lachen über dieses gelungene Wortspiel drehte sie sich abrupt um und ließ mich allein zurück, um sich endlich ihren Babys zu widmen.
Mit einem prüfenden Blick auf die Uhr machte ich mich hastig auf den Weg zurück in das Großraumbüro, bevor Gibbs noch die Geduld verlieren und damit seine Laune auf einen neuen Tiefpunkt sinken würde.
Aus diesem Grund hoffte ich, dass sein Koffeinpegel am heutigen Morgen bereits einen ausreichenden Stand erreicht hatte, um auf meine Abwesenheit gelassener als gewöhnlich zu reagieren.
Auch wenn ich kein Anthony DiNozzo mit seiner notorischen Unpünktlichkeit war, wusste ich doch, dass unser Boss in dieser Sache äußerst ungemütlich werden konnte.
Aber immerhin bracht mich meine Eile dazu, meine Gedanken, die sich ununterbrochen um den geheimnisvollen Brief drehten, für einige Minuten zu vergessen.
Als der Fahrstuhl endlich auf meiner Etage hielt, verließ ich diesen hastig und durchquerte zielstrebig den Arbeitsbereich unseres Teams, ohne meinen Vorgesetzten anzusehen, der mittlerweile an seinem Schreibtisch Platz genommen hatte.
Dennoch registrierte ich aus dem Augenwinkel, wie er seinen Kopf hob und seine Brauen missbilligend nach oben zog, sich jedoch eines Kommentars enthielt, lediglich ein genervtes Seufzen von sich gab.
Um eine Zurechtweisung herum gekommen, atmete ich erleichtert auf und ließ mich auf meinem Stuhl nieder, wo ich mich endlich daran machte, meiner Arbeit nachzugehen und die erste Akte aufschlug.
Während ich versuchte, mich in meine Lektüre zu vertiefen und in den alten Fall hinein zu denken, konnte ich deutlich die Augen meines Kollegen auf mir spüren.
So angestrengt ich mich auch bemühte, diese Tatsache zu ignorieren, - war mir doch im Moment nicht nach einer aufreibenden Konversation mit ihm - konnte ich dieses Gefühl nicht abschütteln.
Dieser Mann wusste genau, wie er mir den letzten Nerv rauben konnte, sodass ich ihn mit einem warnenden Blick bedachte, um ihn am Sprechen zu hindern.
Auch wenn ich im Grunde ab und an Gefallen an unseren Wortgefechten fand, hatte ich heute vermutlich nicht genügend Elan, um ihm Paroli zu bieten - zu abgelenkt waren meine Gedanken.
Als ich Tony jedoch in die Augen blickte, lag in dem unergründlichen grün nicht das übliche Funkeln, das ich sonst darin las und das mir nur zu deutlich seine Absicht verriet.
Eher im Gegenteil lag in ihnen ein ungewöhnlich nachdenklicher Ausdruck, den ich nur selten bei ihm wahrnahm und der beinahe ein wenig befremdlich anmutete.
Bereits als er die Lilie auf meinem Platz entdeckt hatte, war sein Verhalten merkwürdig gewesen - eine Tatsache, der ich jedoch normalerweise keine große Bedeutung zumaß.
Aber an diesem Tag erschien er mir fast ein wenig zu schweigsam, denn so hatte ich ihn bisher nicht oft wahrgenommen - meist lediglich in Verbindung mit einem dieser Fälle, die uns auch nach ihrem Abschluss noch lange nicht losließen.
Für einen Moment überlegte ich, ob ich meinen Partner darauf ansprechen sollte, doch in Erwartung einer wie so oft unwirschen Zurückweisung, schwieg ich.
Stattdessen wollte ich mich erneut meiner Arbeit widmen, als mein Blick auf den halbhohen Schrank zu meiner Rechten fiel, auf dem in einer schmalen Vase die weiße Calla stand.
Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben, hatte ich sie doch mit Sicherheit nicht selbst an diesen Platz gestellt, und wandte mich dann erneut dem mir gegenüber liegenden Schreibtisch zu.
Aber mein Kollege war mittlerweile scheinbar angestrengt in seine Akte vertieft, wozu mich ein warnendes Räuspern meines Vorgesetzten nun auch anhielt.
Heute erwartet euch Kapitel Nummer 6.
Wie immer viel Spaß!
LG Claudia
Eine angenehme Ruhe lag über dem Großraumbüro, die sich an diesem Ort nur ausbreitete, wenn der Feierabend Einzug gehalten hatte - oder wie jetzt, wenn meine Kollegen ihre Mittagspause genossen.
Auch der Bereich unseres Teams war verlassen, denn sie alle hatten sich hastig auf den Weg in die Cafeteria oder den nahe gelegenen Coffee-Shop gemacht.
Nur ich war allein zurückgeblieben, hatte mich erneut meinen Gedanken, meinen Träumen hingegeben, die dieser geheimnisvolle Brief in meinem Kopf ausgelöst hatte.
Ich glaubte, zum letzten Mal hatte ich mich als Teenager in einem dieser Tagträume verloren, die stets ein unbeschwertes Lächeln auf meine Lippen zauberten.
Entspannt hatte ich mich in meinem Stuhl zurück gelehnt - den Blick an die farblose Decke gerichtet - und hatte meine Umgebung vollkommen vergessen.
Mittlerweile war meine schlechte Stimmung vollkommen verflogen, waren meine Gedanken, die sich noch heute morgen um das bevorstehende Weihnachtsfest, das ich ohne meine Familie verbringen würde, gedreht hatten, unwichtig geworden.
Das Wissen, dass es da draußen in den Straßen dieser riesigen Stadt, die unter einer weichen Schneedecke versunken waren, einen Menschen gab, dessen Worte - auch wenn ich ihn nicht kannte - mich dennoch derart berührten, ließ ein unerwartetes Glücksgefühl in meinem Inneren wachsen.
„Ich hoffe, du träumst von mir, Katie“, riss mich plötzlich die anzügliche Stimme meines Partners aus meinen Gedanken, der unbemerkt an meinen Schreibtisch getreten war.
In den nicht sehr seltenen Momenten wie diesem entwickelte ich das Bedürfnis, in meine Schublade zu greifen und meine Waffe herauszunehmen.
Vermutlich würde ihn bereits diese Handlung zum Schweigen bringen, doch stattdessen verharrte ich unbeweglich, während er mich weiterhin mit einem zweideutigen Grinsen bedachte.
Nur für eine Sekunde schloss ich meine Augen und atmete tief durch, um ihn nicht - in Ermangelung einer Pistole und um ein Blutbad zu vermeiden - zu erwürgen.
Manchmal wünschte ich mir wirklich, - so amüsant unsere Wortgefechte auch ab und an waren - er würde meine Privatsphäre endlich respektieren, doch diese Hoffnung würde wohl immer vergeblich bleiben.
Egal was ich tat oder sagte, dieser Mann würde auch weiterhin meine Telefongespräche entgegennehmen, meine Handtasche durchwühlen und in meinem PDA herumschnüffeln.
Lediglich eine unsanfte Kopfnuss unseres Vorgesetzten, der uns oft genug einen unreifen Kindergarten schimpfte, würde ihn in seine Schranken weisen - wenn auch nur für die nächsten Stunden, oder eher Minuten.
Schon lange hatte ich meine Versuche aufgeben, herausfinden zu wollen, was für ihn so unglaublich spannend an meinem Leben war.
„Hörst du mich vielleicht hysterisch kreischen?“, konterte ich schließlich mit kühlem Unterton in der Stimme, während ich mich aufrichtete und versuchte, ihn zu ignorieren.
Aber er wäre nicht Anthony DiNozzo, wenn mir dieses Vorhaben so leicht gelingen würde, denn er gab dennoch nicht auf: „Jetzt verletzt du mich aber, Katie. Glaub mir, auch ich habe eine empfindsame Seele!“
Sein Gesichtsausdruck brachte mich beinahe dazu, mich ein wenig schuldig zu fühlen, doch es vergingen nur wenige Sekunden, bis das Grinsen zurückkehrte und ich diesen Gedanken bereute.
Mit seinem Charme schaffte er es immer wieder sogar mich für einen Moment um den Finger zu wickeln - und das wusste er ganz genau.
Ich blickte ihm erneut in die Augen, meine Miene undurchdringlich verschlossen und hakte ungeduldig nach: „Was willst du, DiNozzo?“
Es war offensichtlich, dass es etwas gab, das ihm keine Ruhe ließ, also brachte ich ihn dazu, dies auszusprechen, bevor er mich den Rest des Tages nerven und vielleicht vor Gibbs und McGee mit einer seiner unpassenden Äußerungen herausplatzen würde.
Doch wie immer ließ er sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen, geschweige denn dass er mir meine Frage beantwortete, sondern stattdessen seinen üblichen Hundeblick aufsetzte und selbst eine stellte: „Kann ich meine Lieblingskollegin nicht fragen, was sie beschäftigt?“
Seine Aussage brachte mich dazu, ihn zunehmend aufgebracht zu mustern, während meine Augenbrauen unwillkürlich nach oben wanderten und damit meine wachsende Ungeduld unterstrichen.
„Schon gut“, gab er sich schließlich seufzend geschlagen, während er nach den richtigen Worten zu suchen schien, was nahe legte, dass diese wieder einmal seine Neugier zu befriedigen sollten.
Welches Detail meines Privatlebens würde ihn wohl diesmal derart beschäftigen, dass er sogar dabei war, mich direkt darauf anzusprechen, anstatt in den Tiefen meiner Handtasche nach einer Antwort zu suchen?
Mit einem vernehmlichen Räuspern brach er schließlich beinahe ein wenig kleinlaut das Schweigen, in das er unweigerlich verfallen war: „Ich habe mich nur gefragt, wer dir diese Blume geschickt hat.“
Es gelang mir nicht, meine Überraschung zu verbergen, als ich scharf Luft holte und auffallend angestrengt versuchte, meine Verlegenheit um eine glaubwürdige Antwort zu überspielen.
Aber genau diese Nachfrage hatte ich nicht erwartet, - obwohl ich es hätte sollen - hatte ich doch bereits verdrängt, dass ich derart nachlässig gewesen war, die weiße Lilie auf meinem Schreibtisch zurück zu lassen.
Meine angespannte Geste, mit der ich eine lose Strähne zurück strich, verriet jedem Laien mehr als deutlich meine plötzliche Verunsicherung.
Still ermahnte ich mich, ihm meine Gefühle nicht zu zeigen, sodass ich meine Schultern straffte und mich in einem Stuhl ein wenig mehr aufrichtete, um meine Überlegenheit zu demonstrieren.
Meine Stimme war gefährlich leise, um meine Unsicherheit zu verbergen, als ich ihm schließlich auf seine unausgesprochene Frage entgegnete: „Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass es dich absolut nichts angeht, DiNozzo, diese Blume ist von meinem Freund.“
Sein verstehendes Nicken zeigte mir, dass er sich mit dieser Antwort zufrieden gab, ehe er sich endlich abwandte, um sich an seinem Arbeitsplatz niederzulassen.
Eine letzter prüfender Blick auf ihn bestätigte mir, dass er sich seinen Akten widmete und dieses Thema nun hoffentlich auf sich beruhen lassen würde.
Ein wenig erleichtert war ich dennoch, dass meine Ausrede glaubwürdig genug für meinen überaus neugierigen Partner gewesen war und ihn nicht zu weiteren Fragen animiert hatte.
Doch vermutlich hatte ich ihm mit meiner Bestätigung einer Beziehung - die im Grunde überhaupt nicht existierte - mehr über mich offenbart, als er zu hoffen gewagt hatte.
Dennoch war ich mir sicher, dass ich mich dadurch nur noch stärker mit unliebsamen Nachforschungen seinerseits konfrontiert sehen würde - worüber ich mir jedoch erst Gedanken machen würde, wenn es soweit war.
So, damit gibt es hier das letzte neue Kapitel für den heutigen Tag.
Ich wünsche euch noch einen schönen Nikolaus und einen frohen zweiten Advent.
LG Claudia
Die Tatsache, dass mein Partner vorzeitig aus seiner Mittagspause zurückgekehrt war, - saß er doch gewöhnlich meist zu spät an seinem Schreibtisch - um sich dann auch noch seiner Arbeit zu widmen, ließ mich misstrauisch werden.
Hatte ich zuerst noch geglaubt, er wollte meinem Vorwurf, einmal mehr seine Nase in mein Privatleben gesteckt zu haben, aus dem Weg gehen, musste ich nun feststellen, dass er wirklich in seine Akten vertieft schien.
Als würde er ahnen, dass mir seine Anwesenheit mehr als ungelegen kam, tippte er weiterhin angestrengt auf der Tastatur seines Computers, ohne zu wissen, dass ich einen Grund hatte, meine Freizeit im Büro zu verbringen.
Ich hatte die Zeit, ohne unter der Beobachtung meiner Kollegen zu stehen, nutzen wollen, um selbst Informationen über meinen geheimnisvollen Brief und dessen Verfasser herauszufinden.
Jetzt hätte ich die Möglichkeit, in Ruhe Telefongespräche führen und Nachforschungen anstellen zu können, ohne befürchten zu müssen, dass Tony oder Gibbs mir in jeder Sekunde über die Schulter schauen könnten.
Das gedämpfte Geräusch, mit dem sich die Ankunft des Fahrstuhls ankündigte, wäre in dieser Beziehung ein zuverlässiges Frühwarnsystem, um mich auf einen neugierigen Zuhörer aufmerksam zu machen.
Unter den gegenwärtigen Umständen, blieb mir jedoch nichts anderes übrig, als diesen Plan vorerst zu vergessen, um nicht das Interesse meines Partners zu wecken.
Ich war mir sicher, dass er jede Ausrede und jeden Versuch, ihn loswerden zu wollen auf Anhieb durchschauen würde, denn dafür schien er, eine Antenne zu besitzen.
So wenig wie er über sich selbst preisgab, so groß war sein Interesse an seinen Kollegen, das ihn immer wieder dazu brachte, jede unserer Handlungen zu verfolgen.
Sogar wenn er selbst in ein Telefongespräch verwickelt war, gelang es ihm dennoch, jedes Wort, das ich von mir gab, jede meiner Gesten, wahrzunehmen.
Genervt schlug ich die vor mir liegende Akte zu, musste ich doch einsehen, dass ich mein Vorhaben wohl oder übel auf morgen verschieben musste - in der Hoffnung auf mehr Ruhe.
Hätte ich mich nicht in meinen Gedanken verloren, anstatt mich um meine Recherchen zu kümmern, hätte ich vermutlich bereits eine Antwort auf meine Fragen.
Als Bundesagentin lag es mir nun einmal nicht, abwarten zu müssen und nichts tun zu können, aber ich hatte keine Chance, meine privaten Nachforschungen vor meinen Kollegen zu rechtfertigen, ohne mich zu offenbaren.
So blieb mir nur zu hoffen, dass wenigstens Abby die Zeit gefunden hatte, den Brief zu analysieren und mir damit einen Hinweis auf meinen geheimnisvollen Fremden geben konnte.
„Tony, schön dich zu sehen“, riss mich eine unangenehm hohe Stimme aus meinen Überlegungen, sodass ich die junge Frau, zu der diese gehörte, aus dem Augenwinkel musterte.
Eine der Praktikantinnen aus der Aservatenkammer, die perfekt in DiNozzos Beuteschema passte, näherte sich zielstrebig seinem Schreibtisch und verharrte schließlich davor, während ich vorgab, meiner Arbeit nachzugehen.
Im Grunde hatte ich wirklich kein Interesse, seine Frauengeschichten zu verfolgen, doch in mir keimte die Hoffnung, ihn durch sie möglicherweise loswerden zu können.
„Du hast dich schon viel zu lange nicht mehr bei uns blicken lassen“, fügte sie nun mit einem leichten Vorwurf in der Stimme hinzu.
Ich wartete darauf, dass mein Partner wie üblich bei diesen Worten förmlich größer wurde, bevor ich mich unvermittelt in eine seiner Charmeoffensiven hinein versetzt fühlte, die Übelkeit in meinem Inneren auslöste.
Doch diesmal schien seine Verehrerin, vergeblich auf sein typisches strahlendes Grinsen zu hoffen, das mich stets nur die Augen verdrehen ließ, während es den jungen Frauen weiche Knie verursachte.
Langsam beugte sie sich nach vorn, näherte sich meinem Kollegen, der ihren Blick jedoch konsequent ignorierte, und flötete mit schriller Stimme: „Du könntest es aber wieder gut machen.“
Ihr Zustimmung heischendes Kichern ließ mich kaum hörbar aufstöhnen - erinnerte sie mich doch mittlerweile eher an einen geistig zurückgebliebenen Teenager als an die Mitarbeiterin einer Bundesbehörde.
Mühsam verkniff ich mir ein lautes Lachen, während ich beobachtete, wie Tonys Gesichtszüge entglitten, als die junge Frau nun bestimmt erklärte: „Komm! Du kannst es bei einem Kaffee versuchen, wieder gut zu machen.“
Obwohl mir die Tatsache gelegen kam, dass ich damit wieder allein war, wunderte ich mich dennoch, dass er überhaupt nicht erfreut über die Begleitung eines jungen naiven Mädchens zu sein schien.
Vermutlich hatte er sich eher ein romantisches Abendessen vorgestellt, das in sehr viel intimerer Umgebung enden sollte - wie durchschaubar dieser Mann doch war.
Dennoch besann er sich auf sein charmantes Wesen und rang sich ein gequältes Lächeln ab, bevor er sich erhob und mit ihr zum Aufzug ging.
Ohne den Blick von ihr zu wenden, - und vermutlich stets von der Hoffnung auf ein kleines Schäferstündchen begleitet - informierte er mich kurz angebunden: „Wir sind in der Cafeteria.“
Als ob es mich auch nur im Geringsten interessieren würde, wohin er sein neuestes Betthäschen ausführte, auch wenn er es nicht lassen konnte, die ganze Welt und vor allem unser Team daran teilhaben zu lassen.
Aus diesem Grund zeigte ich keine Reaktion auf seine Aussage, sondern ignorierte ihn wie gewöhnlich, wenn er einmal mehr seine Aufreißermasche abzog.
Obwohl er in seltenen Augenblicken durchaus charmant sein konnte, zeigte er mir in diesen Situationen immer wieder, dass er ein Macho war und wohl immer bleiben würde.
Auch wenn es mir für den ersten Moment gefallen würde, derart umworben zu werden, würde ich doch immer spüren, welcher Hintergedanke im Kopf eines Mannes wie DiNozzo ständig präsent war.
Ich fragte mich nicht, ob mein Kollege jemals die wahre Liebe kennengelernt hatte, denn das würde bedeuten, ich würde Interesse an ihm zeigen.
Aber solange es noch junge Mädchen gab, die naiv genug waren, seiner Masche zu erliegen, ihm zu verfallen, bestand diese Gefahr vermutlich nicht.
Ich wünschte es ihm, dass er den Menschen traf, dem es gelang, seinen Schutzwall zu durchbrechen und den erwachsenen Mann zu offenbaren, der er in seinem Inneren war.
Bis es jedoch soweit war, würde ich mich wohl weiterhin mit meinem kindischen Partner herumschlagen müssen, der es darauf anlegte, mir den letzten Nerv zu rauben.
Mit einem energischen Kopfschütteln vertrieb ich die unangebrachten Gedanken an meinen Partner, um mich interessanteren Dingen zu widmen.
Der Mann, der mir den Brief geschrieben hatte, mochte vielleicht nicht annähernd soviel Charme versprühen, wie Tony es tat, aber mit Sicherheit wollte er auch mehr von einer Frau als nur ihren Körper.
Um keine kostbare Zeit zu verlieren, bis meine Kollegen aus ihrer Pause zurückkehrten, griff ich zum Telefonhörer und wählte eine Nummer, die mir hoffentlich weiterhelfen würde.
Während ich dem monotonen Geräusch lauschte und ungeduldig auf das Ertönen einer Stimme wartete, begann mein Herz unwillkürlich, aufgeregt in meinem Brustkorb zu hämmern.
„Special Agent Todd, was kann ich für Sie tun?“
Die Stimme riss mich unvermittelt aus meinen Gedanken an meinen Partner, die im Grunde vollkommen unangebracht waren, ich jedoch nicht hatte verhindern können.
Manchmal konnte ich mir selbst nicht erklären, warum ich mich mit diesen Dingen beschäftigte, die mich nichts angingen, mich lediglich ungehalten werden ließen.
Doch nun hatte ich wichtigere Fragen zu klären, die endlich eine Antwort verlangten, von der ich hoffte, sie von dem jungen Mann am anderen Ende der Leitung zu erhalten.
Mir gegenüber hatte er sich stets sehr hilfsbereit gezeigt, sodass ich glaubte, dass er mir auch in dieser Angelegenheit helfen würde und ich mir seiner Verschwiegenheit sicher sein konnte.
„Ich brauche dringend die Bänder der Überwachungskameras unseres Großraumbüros von heute Morgen, Dean“, erklärte ich ihm freundlich, woraufhin umgehend das Klappern der Tastatur im Hintergrund zu hören war.
Da unser Team das Hauptquartier am gestrigen Tag erst spät am Abend verlassen hatte, war ich mir sicher, dass mein geheimnisvoller Brief erst heute vor Dienstbeginn an seinen Platz gelangt war.
Während ich meinen Blick aufmerksam durch den Raum schweifen ließ, um die Rückkehr meines Partners nicht zu versäumen, fragte mein Gesprächspartner zurück: „Haben Sie einen neuen Fall, Kate?“
Für einen Moment war ich um eine Antwort verlegen, mochte ich ihn doch nicht gern anlügen, bevor ich dennoch erwiderte: „Ja. Und jetzt müssen wir herausfinden, wer uns ein wichtiges Beweismittel zukommen ließ.“
Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, hinterließen sie einen bitteren Nachgeschmack, aber ich konnte nicht riskieren, dass einer meiner Kollegen von meinen Nachforschungen erfuhr.
„Kein Problem. Ich lasse die Aufnahmen sofort zu Ihnen nach oben bringen“, gab er eifrig zurück, was mich erleichtert aufatmen ließ, hatte ich doch beinahe mit weiteren neugierigen Fragen gerechnet.
Aber die Arbeit mit Anthony DiNozzo ließ mich immer öfter vergessen, dass es Menschen gab, die nicht jedes Wort, jede Geste hinterfragen mussten.
„Vielen Dank für Ihre Hilfe, Dean“, verabschiedete ich mich von dem jungen Mann und legte seufzend den Hörer zurück auf die Gabel.
Gewöhnlich versuchte ich stets, mit der Wahrheit an mein Ziel zu gelangen, doch bisher hatte ich noch nie etwas in dieser Art erlebt - und wie DiNozzo sagen würde: besondere Situationen verlangten besondere Maßnahmen.
Im Grunde konnte ich mich nur selten mit seinen befremdlichen Methoden anfreunden, die ihn jedoch – zugebenermaßen - zu einem sehr guten Agenten machten.
Trotzdem hoffte ich, dass mein Partner niemals von dieser Lüge - oder besser Notlüge - erfahren würde, denn diese Tatsache würde er mit Sicherheit nie wieder vergessen und mir mindestens ebenso lange vorhalten.
Immerhin kritisierte ich ihn oft genug, was seinen Umgang mit der Wahrheit anging, sodass er diese Möglichkeit mit Freuden wahrnehmen würde.
Doch ich wusste, dass Abby mein kleines Geheimnis niemals verraten würde, sodass ich lediglich dafür sorgen musste, dass ich ihn nicht misstrauisch machte, sollte er wie so oft seine Nase in meine Angelegenheiten stecken.
Mittlerweile hatte ich gelernt, mein Privatleben so gut wie möglich vor ihm zu verbergen, aber er schien, einen sechsten Sinn für diese Dinge zu haben.
Das leise 'Pling' des Aufzugs riss mich unwillkürlich aus meinen Gedanken, machten diese mich doch im Moment ein wenig übersensibel.
Aber nicht Tony trat - wie ich befürchtet hatte - durch die schweren Metalltüren, sondern ein mir unbekannter Mann, der mir wortlos eine DVD überreichte, deren Empfang ich vorschriftsmäßig quittierte.
Kaum hielt ich ihm das Stück Papier entgegen, nahm er dieses an sich und war so schnell verschwunden, wie er gekommen war.
Ich zuckte jedoch lediglich mit den Schultern und wandte mich stattdessen meinem Computer zu, um mir die Aufnahmen anzusehen, die hoffentlich ein wenig Licht ins Dunkel bringen würden.
Ein letzter prüfender Blick auf meine Umgebung zeigte mir, dass ich noch immer vollkommen allein war, sodass ich mich dem Video widmete, das mittlerweile über meinen Bildschirm flimmerte.
Gebannt starrte ich einige Sekunden von oben auf meinem Schreibtisch, an den - wie erwartet - erst am frühen Morgen jemand herantrat.
Doch als ich näher heran zoomte, erkannte ich lediglich den Büroboten des Hauptquartiers, der dabei war, meine Sendung zuzustellen.
Mit einem genervten Seufzen hielt ich die Aufnahme an und verstaute die DVD danach vorsorglich in meinem Schreibtisch, hatte sie mir doch nicht die Antwort geliefert, die ich mir erhofft hatte.
Ich stand also wieder ganz am Anfang mit meinen Nachforschungen, war meinem geheimnisvollen Briefeschreiber keinen einzigen Schritt näher gekommen.
Bevor ich mich jedoch in meine Überlegungen stürzen konnte, eine neue Möglichkeit zu finden, die Identität dieses Unbekannten zu ermitteln, näherten sich zwei mir allzu bekannte Stimmen, die in eine Diskussion vertieft schienen.
Aus einigen Worten konnte ich heraushören, dass diese sich wie so oft um einen der vielen Streiche drehte, unter denen Tony seinen jüngeren Kollegen nur zu gern leiden ließ.
Im Grunde war auch ich an einer nicht unbeträchtlichen Zahl davon beteiligt gewesen, doch am heutigen Tag war ich nicht dazu aufgelegt, mich einem dieser Vorhaben anzuschließen.
„Was sagst du dazu, Katie?“, wandte sich mein Partner nun an mich, ohne dass ich diesem Gespräch gefolgt wäre - oder auch nur Interesse daran hätte.
Mittlerweile war er vor meinen Arbeitsplatz getreten, stützte seine Hände vor mir auf die Tischplatte und blickte mir forschend in die Augen.
In den seinen konnte ich den Schalk blitzen sehe, doch da war auch etwas anderes, das ich bisher nicht kannte und auch nicht einzuordnen wusste.
Aber ich reagierte nicht auf seine Frage, sondern schüttelte lediglich energisch den Kopf, während ich wütend zischte: „Ich versuche zu arbeiten, DiNozzo. Etwas, was du auch tun solltest.“
Statt diesem Hinweis nachzukommen, setzte er sich jedoch auf meinen Schreibtisch und begann damit, Unordnung in meine Unterlagen zu bringen.
Er kannte mich lange genug, um zu wissen, dass er mich mit diesem Verhalten sehr schnell gegen sich aufbringen konnte, aber anscheinend war genau dies sein Plan.
Ich versuchte angestrengt, ihn zu ignorieren, sodass ich erst bemerkte, dass er sich mit meinem Telefon beschäftigte, als er verwundert nachhakte: „Was wolltest du von der Videoüberwachung, Katie?“
Ein dumpfer Schlag ertönte, als mein Partner unvermittelt eine Kopfnuss verpasst bekam, ehe Gibbs' gefährlich leise Stimme flüsterte: „Du hättest auf Kates Rat hören sollen, DiNozzo.“
Die Schlüssel klapperten leise in meiner Hand, als ich vor meinem Appartement stand und diese in das Schloss steckte, um endlich meinen Feierabend zu genießen.
Mit einem dumpfen Knall fiel die Tür hinter mir zu, bevor ich seufzend meine Tasche abstellte, mich meiner Schuhe und meines Mantels entledigte.
Obwohl ich diesen Tag lediglich mit Akten alter Fälle verbracht hatte, war ich vollkommen erschöpft - war diese Arbeit, verbunden mit den neugierigen Fragen meines Partners, doch beinahe genauso anstrengend wie ein Einsatz im Außendienst.
Alles, was ich mir im Moment wünschte, war ein entspannendes Bad und eine ruhige Nacht ohne den überraschenden Anruf meines Bosses.
Auf dem Weg in mein Schlafzimmer zog ich bereits meinen Pullover über den Kopf, den ich dort auf einen Sessel fallen ließ, bevor diesem auch meine übrige Kleidung folgte.
In einen flauschigen Bademantel gehüllt, betrat ich nur Sekunden später das angrenzende Bad, wo ich den Wasserhahn aufdrehte, sodass ein gedämpftes Plätschern den Raum erfüllte.
Um die Atmosphäre noch ein wenig angenehmer zu gestalten, zündete ich die Kerzen an, die um die Wanne aufgestellt waren und ließ meine Lieblings-CD spielen.
Der Badezusatz, den ich in das warme Wasser gab, verbreitete den Duft exotischer Früchte, den ich so liebte und der die Erinnerung an meinen viel zu lang zurückliegenden letzten Urlaub heraufbeschwor.
Seufzend ließ ich mich in das warme Wasser gleiten, dessen Schaumkrone angenehm meinen Körper streichelte, sodass ich begann, mich langsam zu entspannen.
Der Raum war in ein diffuses Kerzenlicht getaucht, das mich erschöpft meine Augen schließen ließ, während ich meinen Gedanken nachhing.
Noch immer drehten diese sich ununterbrochen um die geheimnisvollen Worte des Briefes, der heute Morgen zusammen mit dieser wunderschönen weißen Lilie auf meinen Schreibtisch gelegen hatte.
Die Frage nach der Identität meines unbekannten Schreibers ließ mich auch weiterhin nicht los, hatte mich bis nach Hause verfolgt.
Dennoch war ich mittlerweile davon überzeugt, dass es mir gelingen würde, herauszufinden, wer hinter dieser romantischen Geste steckte.
Ein wenig hatte ich die Hoffnung, dass es so etwas wie Schicksal war, dass ich diesem Mann begegnet war, dass er mir diese Worte geschrieben hatte.
Auch wenn ich ihn bisher nicht wahrgenommen hatte - zumindest noch nicht - ging mir nichts davon mehr aus dem Kopf, hatte er sich mir damit doch im Grunde offenbart.
Er hatte mir das Gefühl vermittelt, wirklich an mir als Frau interessiert zu sein - nicht nur an der Bundesagentin, die ich den größten Teil des Tages war.
Leise summte ich die Melodie mit, die gedämpft aus den Lautsprechern meines kleinen Radios an mein Ohr drang, während ich mich mit geschlossenen Augen zurück lehnte.
Erst jetzt, als die Anspannung aus meinem Körper wich, spürte ich tatsächlich, wie ermüdend die vergangenen Stunden für mich gewesen waren.
Mich immer wieder vor meinem Partner rechtfertigen zu müssen und mir neue Ausreden einfallen zu lassen, war anstrengender gewesen, als ich erwartet hätte.
Seine Neugier hatte ihn immer wieder neue Fragen stellen und mich nicht einen Moment zur Ruhe kommen lassen, bis Gibbs dieses Theater - wie er es stets bezeichnete - lautstark beendet hatte.
Langsam begann ich, an meinen Fähigkeiten als Profilerin zu zweifeln, wenn es mir nicht einmal gelang, meine heimlichen Recherchen vor DiNozzo zu verbergen.
Vermutlich hatte die bedrückende Aussicht auf ein Weihnachtsfest ohne meine Familie meine Konzentration geschwächt, sodass ich nun nicht mehr in der Lage war, mein Privatleben ausreichend zu schützen.
Währenddessen arbeiteten die Ermittlerfähigkeiten meines Kollegen noch immer auf Hochtouren und ließen ihn umgehend mein Versäumnis wahrnehmen.
Dennoch hoffte ich, dass meine Worte deutlich genug gewesen waren, mit denen ich ihm versucht hatte, klar zu machen - ihm im Grunde gedroht hatte - sich nicht länger in diese Dinge einzumischen.
Als ich endlich meine Augen wieder öffnete, war das Wasser in der Badewanne bereits merklich abgekühlt, während meine Haut begann, langsam zu verschrumpeln.
Seufzend erhob ich mich aus meiner angenehm entspannenden Position, da sich auf meinem Körper mittlerweile eine leichte Gänsehaut ausbreitete.
Eilig griff ich nach dem flauschigen Bademantel, der auf der Heizung gelegen hatte und mich nun mit seiner wohligen Wärme einhüllte.
Mittlerweile fühlte ich mich beinahe wie ein neuer Mensch - waren doch die Strapazen des Tages, das lange Sitzen und Brüten über eintönigen Akten, endlich von mir abgefallen.
Erst in dem Moment, als mein leerer Magen ein deutlich hörbares Knurren von sich gab, fiel mir auf, wie groß mein Hunger war, der nun nachdrücklich verlangte, gestillt zu werden.
Diese Tatsache war kein Wunder, da meine Mittagspause bereits viel zu lange zurücklag und ich seitdem keine Gelegenheit gehabt hatte, etwas zu mir zu nehmen.
Vermutlich fühlte ich mich auch aus diesem Grund derart erschöpft, waren meine Kraftreserven doch mittlerweile mehr als aufgebraucht.
Es wurde Zeit, dass ich dem Abhilfe schaffte, bevor ich müde in die weichen Kissen meines Bettes fallen und hoffentlich ohne unliebsame Störung schlafen würde.
Gut, dass sich in meinem Kühlschrank noch einige Reste meiner Kochkünste vom Wochenende befanden, sodass ich nicht dazu genötigt war, lange in der Küche zu stehen.
Dennoch stocherte ich wenig später lustlos in meinem Essen, war ich doch viel zu sehr in meinen Gedanken gefangen, als dass ich mich darauf hätte konzentrieren können.
Wieder einmal war ich dabei, mir eine Strategie zu überlegen, Antworten auf meine Fragen zu finden, die ich mir seit heute morgen stellte.
Auch wenn diese Worte ein Gefühl von jugendlicher Aufregung in meinem Inneren hervorgerufen hatte - mein Kopf hatte dennoch nicht aufgehört, sich damit zu beschäftigen.
Mein Beruf als Bundesagentin brachte es eben mit sich, dass ich ein gewisses Maß an Misstrauen in mir trug - auch wenn ich im Inneren keinen Zweifel an der Ehrlichkeit meines geheimnisvollen Briefeschreibers hatte.
Was mich jedoch nicht losließ, war die Frage nach dem Grund, der diesen mir völlig fremden Mann dazu veranlasst hatte, diesen zu verfassen.
Vielleicht war ich ja tatsächlich ein wenig langweilig und konservativ, dass ich niemals auf eine derart ausgefallene aber dennoch romantische Idee kommen würde, einem unbekannten Menschen zu schreiben und meine Gefühle zu offenbaren.
Auch wenn ich eigentlich weder schüchtern noch ängstlich war, empfand ich es doch als seltsam, sich so zu offenbaren, ohne den anderen wirklich zu kennen.
Gleichzeitig fühlte ich mich aber mehr als geschmeichelt von seinen Worten, die mich in einer Weise berührt hatten, die es mir unmöglich machte, nicht nach seiner Identität zu forschen.
Ein wenig später als sonst, aber es geht weiter.
Viel Spaß!
LG Claudia
Mittlerweile saß ich in meinem Wohnzimmer auf der Fensterbank, den Kopf an das kühle Glas gelehnt und suchte nach den richtigen Worten - den richtigen Worten an einen mir vollkommen Fremden.
Mein Blick folgte den Schneeflocken, die im sanften Schein der Weihnachtsbeleuchtung zur Erde tanzten und dann in einer samtenen Decke auf den Bäumen, Dächern und Straßen der Stadt zusammen fanden.
Die kahlen grauen Bäume, die noch vor wenigen Monaten üppig belaubt gewesen waren, säumten nun als erstarrte Riesen die Bürgersteige.
Ihre dürren Äste reckten sich unbeweglich in die Höhe, wurden nicht einmal durch den eisigen Wind, der den Schnee vor sich her trieb, zu einer kleinsten Regung veranlasst.
Aus der Ferne drang der gedämpfte Klang der Kirchenglocke an mein Ohr, die bereits Mitternacht schlug und die beruhigende Stille der Nacht durchbrach.
Doch während die Lichter der umliegenden Häuser schon erloschen waren, war ich noch immer hellwach und konnte meine Gedanken nicht zur Ruhe bringen.
Die breite Straße lag mittlerweile vollkommen ausgestorben da - die geschäftige Atmosphäre war einer friedlich anmutenden Ruhe gewichen.
Beinahe glich das Bild, das sich mir bot, einem wunderschönen Wintermärchen, das in mir nun doch ein wenig weihnachtliche Stimmung auslöste.
Obwohl in meiner Wohnung eine wohlige Wärme herrschte, glaubte ich, beinahe die eisige Kälte spüren zu können, die sich auf der Straße ausgebreitet hatte.
Unwillkürlich schlang ich den flauschigen Bademantel, den ich über meinem Nachthemd trug, enger um meinen Körper, während ich ein leichtes Frösteln unterdrückte.
Meine Augen folgten den Schneeflocken, die sich auf die Fensterscheibe legten, auf der Oberfläche schmolzen und als Wassertropfen nach unten rannen, wo sie schließlich aus meinem Blickfeld verschwanden.
Dennoch kreisten meine Gedanken weiterhin unaufhörlich um diesen geheimnisvollen Brief, suchten nach einer angemessenen Antwort darauf.
Ich wusste selbst nicht, was mich dazu gebracht hatte, Stift und Papier zur Hand zu nehmen, um aufzuschreiben, was mich seit heute Morgen nicht mehr losließ.
Hatte ich mich vor einigen Stunden noch nach meinem weichen Bett gesehnt, hatte ich mich - kaum dass ich das Kissen unter meinem Kopf gespürt hatte - unruhig von einer Seite auf die andere gewälzt.
Für einige Zeit hatte ich an die in Dunkelheit gehüllte Zimmerdecke gestarrt, hatte versucht, meine Überlegungen zu vergessen - jedoch ohne Erfolg.
Schließlich hatte ich es aufgegeben, auf den Schlaf zu hoffen, der sich nicht hatte einstellen wollen, hatte meinen Bademantel über das Nachthemd gezogen und war in mein Wohnzimmer zurückgekehrt.
In diesem Raum verharrte ich noch immer, denn während es zuvor so leicht schien, fiel es mir nun unglaublich schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen.
Abgesehen von der Tatsache, dass ich bisher noch nie einen Brief dieser Art an einen mir vollkommen Fremden geschrieben hatte, wusste ich nicht, wie ich mich ausdrücken sollte, ohne diesem Mann mit meinen Zeilen zu nahe zu treten.
Vermutlich dachte ich einfach zu viel über diese Dinge nach - aber ich war eben ein Mensch, der mit dem Kopf entschied, anstatt auf seinen Bauch zu hören.
Vielleicht sollte ich versuchen zu vergessen, worum sich meine Überlegungen ununterbrochen drehten, sollte diese ausblenden und nur schreiben.
Die Worte, die ich heute Morgen gelesen und die mich in den letzten Stunden begleitet hatten, hatten mich in einer Weise berührt, dass ich nun das Gefühl hatte, etwas davon zurückgeben zu müssen.
Es war nicht so, dass ich mich in diesem Moment unsterblich in den Verfasser verliebt hatte - davon würde mich vermutlich mein Kopf abhalten.
Dennoch hatte dieser Mann etwas in meinem Inneren ausgelöst, das ich nicht definieren konnte, von dem ich jedoch wusste, dass ich mich schon lange danach gesehnt hatte.
Dieser Brief hatte eine Empfindung in mir verursacht, die nun - so unbedeutend sie auch auf den ersten Blick schient - stets präsent war und mir diese Worte immer wieder in Erinnerung rief.
Meine Finger strichen beinahe ehrfürchtig über das edle Büttenpapier, das auf meinem Schoß lag und noch immer völlig unbeschrieben war.
Der Stapel Blätter hatte ganz unten in meiner Schreibtischschublade gelegen, hatte ich doch leider eher selten die Zeit, meinen Freunden und Verwandten Briefe zu schreiben.
Auch wenn ich es traurig fand, dass sich die Menschen im elektronischen Zeitalter mittlerweile nur noch auf Telefonate und das Schreiben von E-Mails beschränkten.
So oft ich mir jedoch vornahm, etwas an dieser Tatsache zu ändern, gelang es mir unerfreulicherweise meist nur selten, Zeit dafür zu finden.
Seufzend schloss ich meine Augen, genoss die kühle Fensterscheibe an meiner erhitzten Haut und versuchte, all meine Gedanken auszublenden.
Das Chaos in meinem Kopf schien mittlerweile, vollkommen undurchdringlich zu sein, sodass ich, je länger ich darüber nachsann, nur noch unsicherer und unentschlossener wurde.
Deshalb wollte ich dies alles vergessen, wollte für einige Sekunden meine Umgebung vergessen, mein ganzes Leben hinter mir lassen - wollte lediglich die junge Frau sein, die diesen Mann in ihren Bann gezogen hatte.
In dieser Sache wollte ich nur einmal nicht über Konsequenzen nachdenken, wollte nur das tun, was mein Bauch mir sagte, ohne meinen Kopf entscheiden zu lassen.
Wie von allein wanderte mein Stift schließlich über das edle Briefpapier, hinterließ Zeile um Zeile in meiner üblichen leicht geschwungenen Handschrift.
Es schien mir, tatsächlich zu gelingen, nicht länger darüber nachzudenken, was genau ich schrieb, sondern die Worte einfach fließen zu lassen.
All die Dinge, die mich in den letzten Stunden beschäftigt hatten, gelangten auf das Blatt, ohne dass ich mir vorher überlegte, welchen Eindruck ich damit hinterließ.
Stattdessen gab ich mich dem Gefühl hin, das der Brief des Unbekannten in meinem Inneren ausgelöst hatte, ließ lediglich meine Empfindungen sprechen.
Ich las die Worte, die ich geschrieben hatte, erneut, ließ mir jedes einzelne davon durch den Kopf gehen und war schließlich mit meinen Zeilen zufrieden.
Bevor ich mir diese Sache noch einmal anders überlegen konnte, faltete ich das Blatt Papier vorsichtig zusammen und ließ es dann in das cremefarbene Kuvert gleiten, das ich dann bestimmt verschloss.
Noch immer konnte ich mir nicht erklären, was mich dazu getrieben hatte, aber ich hatte dennoch das Gefühl, mir damit etwas von den Dingen, die mich beschäftigten, von der Seele geschrieben zu haben.
Auch wenn ich nicht wusste, ob ich diesen Brief überhaupt an meinen geheimnisvollen Fremden - sollte ich jemals seine Identität herausfinden - schicken würde, hatte es mir unerwartet gut getan.
Gebannt habe ich Deine Zeilen gelesen, habe jede einzelne in mich aufgenommen.
Doch es ist nicht nur die Frage nach dem Wer, die mich seit heute Morgen nicht mehr loslässt.
Vielmehr sind es deine Worte, die mich in den vergangenen Stunden stets begleitet haben.
Sie haben mich in einer Situation erreicht, in der sie mir gezeigt haben, dass ich nicht allein bin.
Es ist beinahe ein wenig beängstigend, wie gut Du mich zu durchschauen scheinst.
Du findest genau die richtigen Worte, die mir im Gedächtnis bleiben.
Genau wie Du gesehen oder vielleicht auch gespürt hast,
dass eine weiße Calla für mich den Inbegriff einer vollkommenen Lilie, einer vollkommenen Blume darstellt.
Doch ich bin nicht, wie Du mich siehst, wie jeder mich auf den ersten Blick sieht - nicht immer.
Du hast Recht, es gibt Momente, in denen ich unsicher bin, so gut ich es auch vor meinem Gegenüber verberge.
Ich kann nicht immer diese starke Frau sein, die mein Beruf und mein Umfeld verlangen -
sehne mich zuweilen nach jemandem an meiner Seite.
Ich lebe in dieser riesigen Stadt, bin im Grunde niemals für mich, und doch fühle ich mich in bisweilen einsam.
Auch wenn ich nahezu ununterbrochen von meinen Kollegen, meinen Freunden umgeben bin,
vermisse ich dennoch meine Familie, sehne mich nach einem Menschen, der mich versteht.
Vielleicht ist es ja naiv zu glauben, dass Du dieser Mensch sein könntest - irgendwann.
Doch Dein Brief lässt mich, genau das hoffen.
Ich wünschte, Du würdest den Mut finden, Dich mir auch in der Wirklichkeit zu offenbaren.
Dann würde ich erwidern, dass es auch mich freut, einen charmanten Mann wie Dich kennen zu lernen.
Doch bis dahin bleibt mir nur die Hoffnung auf einen weiteren wundervollen Brief.
Und wir sind schon bei Kapitel 12 angekommen.
Wie immer viel Spaß!
LG Claudia
Als ich aus meinem Auto stieg, kämpften sich die ersten Strahlen der blassen Wintersonne hinter dem Horizont hervor und ließen die weiße Schneedecke glitzern.
Ich kniff unwillkürlich die Augen zusammen, während ich für einige Sekunden die eisige Luft in mich aufnahm und den vollkommen erscheinenden Wintermorgen genoss, bevor ich mich in das Innere des Hauptquartiers begeben und den restlichen Tag über den Akten verbringen würde.
Doch ich hatte mich mittlerweile mit der Tatsache abgefunden, dass ich nicht nur diese Woche sondern auch die Feiertage an diesem Ort verbringen musste, der mir so gar nicht festlich erschien.
Obwohl hier auf dem Navy Yard die weihnachtliche Dekoration eher dürftig war, hatte die feierliche Stimmung nun doch langsam Besitz von mir ergriffen.
Vermutlich lag es ja in meinem Wesen, dass ich mich diesem Fest nicht entziehen konnte - zu sehr hatte ich es bereits als Kind geliebt.
Dies waren schon immer besondere Tage für mich gewesen, an denen die gesamte Familie - die man im Verlauf des Jahres vielleicht nicht so häufig hatte sehen können, wie man es gern gewollt hätte - zusammen gekommen war, miteinander gefeiert, miteinander gelacht hatte.
Auch wenn ich gern bei ihnen sein würde, musste und wollte ich meinen Job tun, doch in meinen Gedanken war ich zu Hause in Indiana, am Tisch mit meinen Eltern, meinen Geschwistern.
Gleichzeitig war ich mir jedoch sicher, dass unser Bereitschaftsdienst noch genügend Zeit für eine kleine Feier ließ - auch wenn Gibbs noch so ein Weihnachtsmuffel war, würde zumindest Abby es sich nicht entgehen lassen, für die nötige Stimmung zu sorgen.
Immerhin waren meine Kollegen mittlerweile nicht nur zu meinen Freunden geworden, mein Team war beinahe wie eine zweite Familie für mich.
Sicherlich war es nicht dasselbe, wie zu Hause mit meinen Eltern und Geschwistern zu feiern - es würde anders sein, aber nicht weniger schön und festlich.
Im Grunde mochte ich besonders in diesen Tagen keinen von ihnen an meiner Seite missen, so sehr mich auch der eine oder andere bisweilen nervte.
„Guten Morgen, Katie. Lange Nacht gehabt?“
Kaum hatte ich meinen Gedanken zu Ende gesponnen, als der zweideutige Kommentar meines Partners neben mir ertönte, der unerwartet neben mir auftauchte.
Doch auch meine ausbleibende Antwort hielt ihn nicht davon ab, umgehend weiter zu sprechen, ohne darauf zu achten, dass mich seine Ausführungen nicht im Geringsten interessierten.
„Weißt du, was ich gestern Abend gemacht habe? Ich verrate es dir. Ich habe einen Magnum-Marathon veranstaltet. Ein wenig Weiterbildung muss schließlich ab und zu sein.
Außerdem habt ihr Mädels bei dieser Kälte ohnehin zu viele Klamotten an. Da lohnt sich eine Kneipentour für uns Männer ja kaum noch.“
Es war sicher anstrengend, sich mit derart bedeutenden Problemen herumschlagen zu müssen, die ich jedoch nicht im Geringsten nachvollziehen konnte.
Aus diesem Grund quittierte ich seinen anzüglichen Blick lediglich mit einem genervten Seufzen und meinem obligatorischen Augenrollen, während ich sein freches Grinsen nahezu in meinem Rücken spüren konnte.
Schon lange reagierte ich nicht mehr auf seine schmutzigen Gedanken, die sich mit Sicherheit ausmalten, wie ich mit weniger Kleidung - mit deutlich weniger Kleidung - aussehen würde.
Aber abgesehen von der Tatsache, dass er genau wusste, dass ich es überhaupt nicht mochte, mit seinen Barbekanntschaften gleich gesetzt zu werden, würde ich ihm niemals verraten, wie meine Abendgestaltung am gestrigen Tag ausgesehen hatte.
Ohne weiter auf ihn zu achten, setzte ich unbeirrt meinen Weg fort, durchquerte zielstrebig die Eingangshalle des Hauptquartiers, bevor ich durch die offenen Türen in das Innere des Fahrstuhls trat.
Doch Tony war mir buchstäblich dicht auf den Fersen, während er beharrlich und ohne Unterbrechung auf mich einredete, sodass ich ihn nur mit Mühe ignorieren konnte.
Wie immer war er in seinem Element, wenn er unermüdlich sein Wissen über Filme oder Serien zum Besten geben konnte - egal ob er seinen Gesprächspartner damit auf die Palme brachte oder zu Tode langweilte.
Aber nicht nur ich hatte schon oft den Verdacht gehabt, dass es seine Absicht war, seinen Kollegen mit seinen unbegrenzten Nacherzählungen und Filmzitaten auch noch den letzten Nerv zu rauben.
Als der Aufzug endlich in unserer Etage hielt, atmete ich erleichtert auf und stürmte förmlich nach draußen, um zu meinem Schreibtisch zu gelangen.
Obwohl ich wusste, dass mein Partner es darauf anlegte, mich wie so oft zu nerven, gelang es mir heute nicht, auf dieses Verhalten gleichgültig zu reagieren.
Aber immerhin hielt ihn nun die Anwesenheit unseres Bosses davon ab, seinen nicht enden wollenden Vortrag fortzusetzen und brachte ihn dazu, wenigstens für einige Minuten den Mund zu halten.
Dennoch zog ich es vor, ihn nicht zu beachten, um ihn nicht auf die Idee zu bringen, mich erneut mit aufdringlichen Fragen zu löchern.
Wie jeden Morgen in den vergangenen Tagen schälte ich mich aus meinem dicken Mantel, der mich jedoch nur leidlich vor der eisigen Winterluft geschützt hatte.
Mit einem Griff steckte ich meine Handschuhe in die Jackentasche, aus der daraufhin ein gedämpftes Rascheln ertönte und mir meinen Brief ins Gedächtnis rief, den ich an meinen geheimnisvollen Unbekannten geschrieben hatte.
Ich konnte mir selbst nicht genau erklären, was mich heute Morgen dazu veranlasst hatte, das Kuvert einzustecken und damit das Risiko einzugehen, dass Tony ihn entdecken könnte.
Es war ein vollkommen ungewohntes Gefühl für mich, mit diesem kleinen Stück Papier in der Hand zu haben, wie sich diese Geschichte weiterentwickeln würde.
Während ich wie so oft in der letzten Zeit in meinen Gedanken schwelgte, erhob sich Gibbs lautlos von seinem Stuhl und durchquerte, ohne ein Wort zu verlieren, den Arbeitsbereich unseres Teams.
Erst das leise 'Pling' des Fahrstuhls ließ mich aufblicken und realisieren, dass er das Großraumbüro verlassen hatte und vermutlich auf dem Weg in seinen Coffee-Shop war, um sich seine morgendliche Dosis Koffein zu holen.
Bevor mein Partner jedoch dadurch die Möglichkeit bekam, erneut auf mich einzureden, beschloss ich, diese Chance zu nutzen, Abby in ihrem Labor zu besuchen, ehe unser Vorgesetzter zurückkehrte.
Vielleicht hatte sie in der Zwischenzeit etwas über meinen Brief in Erfahrung bringen können, was mir bisher leider nicht gelungen war.
Vorher zog ich jedoch eilig den Briefumschlag aus meiner Manteltasche und legte ihn die die oberste Schublade meines Schreibtisches, die ich daraufhin vorsorglich verschloss.
Den Schlüssel ließ ich in meiner Hose verschwinden, hängte meine Jacke unachtsam über die Lehne meines Stuhles und machte mich dann auf den Weg zu den hinteren Aufzügen.
Ich verzichtete darauf, meinen Kollegen mitzuteilen, wohin ich ging, da ich Tony den Spaß nicht verderben wollte, sich darüber Gedanken zu machen.
Abgesehen davon war ich mir sicher, dass die beiden mittlerweile nur zu genau wussten, wohin ich nicht nur gelegentlich verschwand, wenn unser Boss außer Sichtweite war.
Bereit für Kapitel Nummer 13?
Los geht's! Und viel Spaß!
LG Claudia
Als ich die geheiligten Räume meiner besten Freundin betrat, schallte mir die übliche Musik in beinahe ohrenbetäubender Lautstärke entgegen, die mich nur mit Mühe den Reflex unterdrücken ließ, mir die Ohren zuzuhalten.
Obwohl ich ihren Geschmack nicht unbedingt teilte und mich auch immer wieder fragte, wie sie bei diesem Lärm arbeiten und sich konzentrieren konnte, lauschte ich diesen Klängen hin und wieder ganz gern.
Doch am heutigen Morgen war ich zu ungeduldig, um diese zu genießen können - ganz abgesehen von der Tatsache, dass der Schlafmangel der vergangenen Nacht meinen Kopf ungewöhnlich schwer machte.
Kurz sah ich zu dem Schreibtisch der Forensikerin, die ihren Blick auf den Computerbildschirm gerichtet hatte, während ihre Finger rasant über die Tastatur wanderten.
Sie schien, in ihre Arbeit vertieft zu sein und mein Auftauchen nicht zu bemerken, zumindest blieb ihre Aufmerksamkeit weiterhin auf den Monitor gerichtet.
Aus diesem Grund streckte ich meine Hand zu dem Lautstärkeregler an der Musikanlage aus und drehte diesen ein wenig herunter, sodass sich eine beinahe angenehme Ruhe über das Labor legte.
Mittlerweile war meine Neugier ins Unermessliche gestiegen, endlich zu erfahren, was mein Brief unter ihren kritischen Augen zu offenbaren gehabt hatte.
„Du kommst genau im richtigen Moment, Kate.“
Da ich wusste, dass diese Worte normalerweise nur für Gibbs bestimmt waren, hielt ich verwundert inne, als ich durch die automatischen Schiebetüren in den Nebenraum getreten war und meine Freundin sah, die sich mir nun erst zuwandte.
Doch dann wuchs in mir die Hoffnung, dass sie tatsächlich etwas herausgefunden hatte, sodass ich zu einer Frage ansetzte, der sie jedoch zuvor kam: „Hast du etwas auf den Überwachungsbändern gefunden?“
Ich schüttelte kurz den Kopf und erklärte resigniert: „Nein. Es war nur Ben, der Bürobote, zu sehen, der den Brief und die Lilie auf meinen Platz gelegt hat.“
Meine Aussage ließ die junge Frau breit grinsen, was mir sagte, dass sie wie immer die Spannung ihres Gegenübers nach oben trieb, ehe sie ihre Entdeckung enthüllte.
Doch bevor ich endlich erfuhr, was sie herausgefunden hatte, hakte sie erneut nach: „Hast du schon mit ihm gesprochen? Konnte er den Mann beschreiben?“
Ich spürte, dass hinter dieser unschuldig erscheinenden Frage etwas verborgen war, aber ich antwortete dennoch geduldig: „Nein. Ich wollte erst zu dir kommen. Ich weiß doch, dass du nicht gern wartest.“
Ihr bestimmtes Nicken signalisierte mir ihre Zustimmung und bestätigte meine Vermutung, dass sie noch etwas in der Hinterhand hatte.
In diesem Moment konnte ich Gibbs' Ungeduld immer besser nachvollziehen, war doch beinahe nichts schlimmer, als von ihr im Ungewissen gelassen zu werden, während ihre Lippen ein zufriedenes Schmunzeln zierte.
Schließlich erlöste sie mich endlich und offenbarte mir ihre Entdeckung, nicht ohne jedoch zuvor die Spannung noch ein wenig anzuheizen: „Ich glaube, diesen Weg kann ich dir ersparen, meine liebe Kate.
Ich habe seine Fingerabdrücke auf dem Kuvert gefunden. Auf der einen Seite den Daumen, auf der anderen Zeige- und Mittelfinger.
Das zeigt, dass er den Umschlag, wie auf dem Video zu sehen, überbracht hat. Aber er hat ihn definitiv nicht geschrieben.“
Diese Worte brachten mich nun wirklich dazu, ein wenig genervt aufzuseufzen, denn diese Vermutung war mir selbst bereits in den Sinn gekommen.
Immerhin kannten wir uns, - wenn auch nur flüchtig - eine Tatsache, die mich mit meinem geheimnisvollen Briefeschreiber mit Sicherheit nicht verband - das sagten mir die Zeilen, die er verfasst hatte.
Viel mehr interessierte mich die Identität dieses Unbekannten, von der ich glaubte, dass Abby etwas darüber herausgefunden hatte und nun die Spannung auskostete.
Aus diesem Grund gab ich ein vernehmliches Räuspern von mir, um sie endlich dazu zu bringen, mit der Sprache herauszurücken.
Diese Geste brachte meine beste Freundin schließlich dazu, mir zu erklären, was sie herausgefunden hatte: „Aber das war noch nicht alles, was ich für dich habe.“
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie für einen Moment auf einen Trommelwirbel wartete und nicht im Geringsten überrascht wäre, würde dieser ertönen.
Als sich diese Hoffnung jedoch nicht erfüllte, fuhr sie mit ihrem Bericht fort: „Ich habe noch weitere Fingerabdrücke außer denen von Ben gefunden.“
Mit dieser Aussage ließ sie eines der typischen Muster auf ihrem Bildschirm erscheinen, unter dem der Ausdruck 'Positive Match' zu lesen war und mir zeigte, dass sie eine Übereinstimmung gefunden hatte.
„Wer ist es?“, fragte ich sie daraufhin knapp und ein wenig ungeduldig, als Abby weiterhin schwieg und scheinbar auf eine Reaktion von mir wartete.
Mit wenigen Tastenklicks brachte sie ihren Computer dazu, ein Foto des Besitzers dieser Fingerabdrücke auftauchen zu lassen, das einen jungen Mann mit kurzen dunklen Haaren und braunen Augen zeigte.
Wenn ich es genau darüber nachdachte, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass er vorbestraft sein sollte, sah er doch nicht so aus, als wäre er dazu im Stande, ein Verbrechen zu begehen.
Mit meiner Berufserfahrung als Bundesagentin und Profilerin glaubte ich, mittlerweile ausreichend Menschenkenntnis zu besitzen, um dies zumeist erkennen zu können - auch wenn die unauffälligsten Menschen nicht selten zu den schlimmsten Dingen fähig waren.
Währenddessen fasste die Forensikerin in wenigen Worten die Akte des jungen Mannes zusammen: „Marvin Jones, 24 Jahre alt.
Wurde vor acht Jahren zweimal wegen des Besitzes von Marihuana verhaftet. Er musste deshalb Sozialstunden ableisten, ist seitdem aber nicht mehr negativ aufgefallen.“
Ich war lediglich in der Lage zu nicken, während ich versuchte, diese Aussage zu verarbeiten und zu begreifen, was diese bedeutete.
Dass dieser Mann mein gesuchter Unbekannter war, erschien mir doch sehr unwahrscheinlich, sodass ich mich fragte, was er mit dem Brief zu tun hatte.
Auch diese Frage bekam ich von Abby beantwortet, die meine Gedanken zu ahnen schien: „Ich glaube nicht, dass er der Verfasser ist.
Seine Fingerabdrücke befanden sich nur außen auf dem Umschlag. Außerdem arbeitet er für einen der führenden Kurierdienste in D.C.“
Ohne etwas gegen diesen Impuls, der sich in mir regte, tun zu können, war ich tief in meinem Inneren doch erleichtert, als ich diese Erklärung hörte.
Nicht dass ich Vorurteile gegen diesen jungen Mann hatte, dennoch glaubte ich nicht, dass er zu solch tief greifenden und ernst gemeinten Worten einer fremden Frau gegenüber fähig war - schien er mir dazu doch ein wenig zu unreif.
Außerdem war ich noch immer fest davon überzeugt, dass die Zeilen dieses Briefes vollkommen ehrlich und aufrichtig verfasst worden waren.
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