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[NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Achtung Kitschalarm!
Hier kommt das neue Kapitel mit dem letzten Brief von Tony.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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20. April 2007 - Washington D.C., USA
Nur selten war Caitlin eine einzige Stunde so endlos lang erschienen wie diese, in der sie auf den Anruf von Leroy Jethro Gibbs wartet. Nachdem sie den Karton mit den Sachen ihres Mannes in den Wagen gebracht hat, geht sie unruhig im Großraumbüro auf und ab, während ihre Gedanken unkontrolliert in die Vergangenheit abschweifen. Ab und zu wirft der ein oder andere Agent einen Blick zu der jungen Frau, doch niemand wagt, sie anzusprechen. Irgendwann reißt sie sich aus ihren Überlegungen los, schaut erschrocken auf die Uhr, läuft dann eilig den Flur zum Büro der Direktorin entlang und betritt nach einem kurzen Klopfen den Raum. Jenny Shepard sitzt hinter ihrem Schreibtisch und blickt ihr freundlich entgegen. Einen Moment später ertönt das Klingeln des Telefons und Cynthia stellt ihrer Chefin den erwarteten Anrufer durch. „Hallo Jethro“, begrüßt sie den Mann am anderen Ende der Leitung freundlich, ehe sie kurz erklärt: „Es tut mir leid, dass ich dich in deinem Ruhestand störe, aber Special Agent DiNozzo wollte dich dringend sprechen.“ Mit diesen Worten reicht die rothaarige Frau den Hörer an die Agentin weiter und verlässt mit einem kurzen Nicken das Büro. „Hallo Gibbs, wie geht es dir?“, fragt diese unsicher den Anrufer. „Kate, du willst mir doch hoffentlich nicht mit diesen unwichtigen Fragen meine Zeit stehlen?“, fragt der ehemalige Agent wie so oft ein wenig gereizt zurück. Wie er es hasst, Zeit zu verschwenden, doch da er weiß, wie schwer die Situation für die junge Frau im Augenblick ist, bemüht er sich dann doch um einen ruhigen Ton. Caitlin holt tief Luft, um sich ein wenig Mut zu machen, ehe sie ihr Anliegen schildert: „Ich brauche deine Hilfe. Du musst zurückkommen. Niemand hier will mir sagen, was mit Tony passiert ist.“ Sie hält kurz inne, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, denn sie will keinesfalls vor ihm Schwäche zeigen. Diesen Moment nutzt der ehemalige Chefermittler, um nachzuhaken: „Wovon zum Teufel redest du? Er ist bei der Explosion ums Leben gekommen, du warst doch dabei.“ Noch immer sucht sie nach den passenden Worten, damit er sie nicht für so verrückt hält, wie McGee es getan hatte, doch dann fährt sie fort: „Ich weiß, es klingt unglaublich, aber ich bin mir sicher, dass mehr hinter dem Anschlag steckt, als sie zugeben wollen. Seit der Beerdigung liegt jeden Sonntag eine weiße und eine rote Rose auf unserer Terrasse, wie ich sie auf seinen Sarg gelegt hatte. Irgendjemand will mir einreden, dass er noch lebt, und ich fange an, es zu glauben.“ So sehr sie sich bemüht, kann sie nun das leise Schluchzen, das ihrer Kehle entrinnt, nicht mehr zurückhalten, und sie fügt mit zitternder Stimme hinzu: „Bitte Gibbs, du musst mir helfen. Ich muss es wissen.“ Am anderen Ende der Leitung ist es für einen Augenblick still, ehe er ruhig und sachlich erklärt: „Kate, du musst endlich akzeptieren, was passiert ist. Ich weiß, der Schock sitzt tief, und alles in dir lässt dich hoffen, dass er zurückkommt, aber das wird nicht passieren. Versprich mir, dass du dir helfen lässt...“, doch sie ignoriert seine Worte und fragt aufgebracht: „Warum warst du nicht auf seiner Beerdigung?“ Nach kurzem Zögern erklärt er knapp: „Ich hatte zu tun.“ Außer sich nach dieser Antwort schreit sie in den Hörer: „Du hattest zu tun? Dein bester Agent, dein Nachfolger und Freund stirbt, und du hattest zu tun? Fahr zur Hölle.“ Ein lautes Geräusch ertönt und Gibbs ruft nach seiner ehemaligen Agentin: „Kate? ... KATE?“ Doch die junge Frau hat einfach den Hörer fallen lassen und ist überstürzt aus dem Büro gelaufen.

Völlig aufgelöst fährt die junge Frau zurück nach Hause und klammert sich die ganze Zeit an den Brief, den sie bei Tonys Sachen gefunden hatte. Sie lässt einfach das Auto in der Einfahrt stehen, öffnet ungeduldig die Haustür und legt ihre Sachen unachtsam im Flur ab. In ihrem Wohnzimmer lässt sie sich auf die Couch fallen und starrt eine kleine Ewigkeit auf das Kuvert, von dem ihr die Schrift ihres Mannes entgegen blickt. Unzählige Gedanken schwirren in ihrem Kopf herum, vermischen sich immer wieder mit den Bildern aus der Vergangenheit. Schließlich erwacht sie aus ihrer Trance, öffnet mit zitternden Händen den Umschlag und faltet vorsichtig den Brief auseinander. Bereits bei ihrem ersten Blick auf die bekannte Handschrift steigen ihr Tränen in die Augen, und sie hat Mühe, etwas durch den Schleier zu erkennen. Sanft streicht sie über das edle Papier, das Tonys letzte Nachricht an sie enthält, ehe sie den Mut fasst und zu lesen beginnt. Mit jedem Wort, über das ihre Augen gleiten, bahnt sich erneut eine Spur der salzigen Flüssigkeit den Weg ihre Wangen hinab, und einzelne Tropfen zieren den Brief.

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AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

ok also das ist ja jetzt mal eindeutig, dass das alles nicht echt war... die Rosen, Gibb's Reaktion, der Brief - wenn das alles nicht vorgetäuscht war, weiß ich auch nicht.
Ich hoffe man erfährt bald mehr über den Auftrag, auch wenn Kate nicht ermitteln soll.
Freu mich schon aufs nächste Kapitel :)

lg syd

PS: ich vermiss deinen Tony-Ava und -Sig :D
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hey syd!

Danke für dein FB.
Es wird noch ne Weile spannend bleiben.
Aber jetzt geht es mit dem neuen Teil weiter.

LG Claudia

PS: Vielleicht küßt mich ja bald die Muse wieder, und ich bastle nen neuen.


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25. April 2007 - Washington D.C., USA

Nachdem ich die ersten Tage nach dem Anschlag wie in Trance verbracht hatte, versuchte ich daraufhin, mich mit sinnlosen Beschäftigungen abzulenken, doch meine Gedanken kreisten in jeder verdammten Sekunde des Tages um die Explosion. Ich wurde von Schuldgefühlen gequält, von Alpträumen heimgesucht, und es gab keine Möglichkeit, ihnen zu entkommen. Deshalb hatte ich damit begonnen, meine Erinnerungen, meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben, in der Hoffnung, meinen Schmerz wenigstens ein klein wenig verarbeiten zu können, doch es verschaffte mir keinerlei Linderung. Im Gegenteil schienen mir die tintenblauen Buchstaben meiner schwungvollen Handschrift nur höhnend entgegen zu grinsen. Statt mir Trost zu spenden, brachten mich die Worte dazu, mich noch weiter in meine Wut hinein zu steigern. Ich begann, Tony dafür zu hassen, dass er einfach gegangen war und mich hier vollkommen allein zurück gelassen hatte. Außerdem hasste ich mich dafür, dass ich ihn nicht aufgehalten hatte und dass durch meine Schuld unser Baby gestorben war. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, mir Sorgen um meinen Mann und unsere Ehe zu machen, anstatt ihn bei seiner Arbeit zu entlasten. Stattdessen hatte ich ihm vorgehalten, zu wenig Zeit für mich zu haben und ihn damit dazu gebracht, sein Leben und das Anderer zu gefährden. Sein letzter Auftrag, der Empfang und dazu noch unser Streit hatten ihn so stark abgelenkt, dass ich für die Sicherheit während der Veranstaltung hätte sorgen müssen, aber ich war nicht für ihn da, als er mich gebraucht hätte. Vielleicht hatte Gibbs damals ja doch Recht gehabt, als er befürchtete, dass unsere Gefühle unsere Arbeit beeinflussen könnten, dass wir andere Entscheidungen treffen würden, wenn es um unseren Liebsten ging. Aber hatte es einen Unterschied gegeben, als wir nur Freunde waren, schließlich war das Team wie eine Familie für uns? Trotzdem begann ich, mich manchmal zu fragen, ob es nicht doch besser gewesen wäre, wenn einer von uns seinen Job aufgegeben hätte. Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, und Tony würde noch leben?

Es hat lange gedauert, doch die Wut auf meinen Mann ist irgendwann verraucht, die Leere in meinem Inneren nicht mehr ganz so tief, und ich kann endlich um ihn weinen. Vielleicht hat mir sein Brief dabei geholfen zu realisieren, dass Tony alles getan hätte, um bei mir zu bleiben, aber in unserem Beruf als Bundesagenten können wir manchmal nicht verhindern, dass wir uns der Gefahr aussetzen. Seine wenigen Worte haben mir erneut gezeigt, wie sehr er mich geliebt hatte, auch wenn wir zuletzt kaum Zeit füreinander hatten. Obwohl mein Zorn vergangen ist, fühle ich mich noch immer nicht besser, die befreiende Wirkung der Tränen will sich bei mir einfach nicht einstellen. Ständig denke ich darüber nach, wie wenig Zeit wir doch gemeinsam als Paar nur verbringen konnten und wie viele Dinge es gab, die ich nun nicht mehr mit ihm erleben würde. Vielleicht sollte ich ja froh darüber sein, dass wir wenigstens unser erstes Weihnachtsfest nach unserer Hochzeit noch gemeinsam hatten verbringen können, ich weiß es nicht. Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich den Frühling, der langsam Einzug hält und mir meine Einsamkeit noch deutlicher macht. Je weiter das Jahr voran schreitet, umso näher kommen die nächsten schmerzhaften Tage, denn in sechs Wochen wäre unser erster Hochzeitstag gewesen, und nur einen Monat später sollte unsere Tochter zur Welt kommen. Doch wenn ich daran denke, habe ich einfach keine Kraft mehr zu trauern, denn ich habe die letzten Wochen und Monate damit verbracht zu toben und zu weinen.
Der Tod meines Ehemannes ist jetzt über drei Monate her, meine Wut ist vergangen, meine Tränen sind versiegt, und in meinem Inneren herrscht nur noch Leere. Alle Erinnerungen habe ich weit von mir geschoben und tief in meinem Gedächtnis vergraben, die Gedanken, mit denen ich mich beschäftige, drehen sich nur noch um mich. Nachdem ich Tonys letzte Worte an mich gelesen hatte, habe ich lediglich noch ein einziges Mal sein Grab besucht. Lange habe ich auf dem Boden gekniet, die zwei Rosen in der Hand, eine weiße und eine rote, und in Gedanken ein letztes Mal mit ihm gesprochen. Ich habe mich entschieden, diesen Teil meines Lebens endgültig abzuschließen und hinter mir zu lassen. Es wird mir nur gelingen, wieder nach vorn zu blicken, wenn ich die Vergangenheit endlich vergesse. Vielleicht versuche ich ja, die Geschehnisse zu verdrängen, indem ich mir einrede, ich hätte es verarbeitet, aber das erste Mal seit langem fühle ich weder die kalte Hand, die sich fest um mein Herz geklammert, noch die Dunkelheit, die sich über meine Seele gelegt hat.

Zum ersten Mal seit Wochen habe ich wieder mit meinen Eltern telefoniert, denn ich hatte nicht einmal mehr dazu die Kraft gefunden. Nach Tonys Beerdigung waren sie hier gewesen, um nach mir zu sehen und mich nach Indianapolis mitzunehmen. Doch ich hatte mich standhaft geweigert, Washington zu verlassen, aber genauso wenig konnte ich sie in meiner Nähe wissen. Nach dem Anschlag hatte ich mich in meine Einsamkeit geflüchtet, ihnen nicht einmal von dem Tod meines Ehemannes erzählt. Bis heute habe ich keine Ahnung, wie sie es erfahren hatten, vermutlich hatte Ducky sie informiert, in der Hoffnung, dass sie mir helfen könnten. Die ganze Zeit über hatte ich nicht einmal den Wunsch verspürt, bei meiner Familie Trost zu suchen, eher im Gegenteil hatte mich ihre Anteilnahme erdrückt. Es war viel zu anstrengend für mich gewesen, ihre Besorgnis zu ertragen und immer wieder zu versichern, dass ich ihre Hilfe nicht brauchte. Doch in letzter Zeit beginne ich, dankbar dafür zu sein, dass es überhaupt noch Menschen in meinem Leben gibt, die sich um mich sorgen. Ich habe erkannt, dass ich sie nicht länger wegstoßen kann, und ich habe den Entschluss gefasst, endlich wieder um ein Stück Normalität zu kämpfen. Ich kann mich nicht ewig verkriechen und vor meinen Gefühlen weglaufen, auch das hat mir Tonys Brief verdeutlicht.
Nachdem ich beschlossen hatte, mein Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken, bin ich auch zum NCIS zurückgekehrt. Da ich vorerst nur im Innendienst arbeiten darf, muss ich mich tagein, tagaus mit alten, von mir und meinen Kollegen bearbeiteten, Akten herumschlagen. Obwohl unserer Behörde einige Agenten fehlen, hat die Direktorin bisher weder einen neuen Leiter noch ein paar Neulinge für unser Team beordert. Auch Tim sitzt den ganzen Tag am Schreibtisch neben meinem und liest sich durch einen Stapel Ordner nach dem anderen. Unser angespanntes Verhältnis hat sich schnell wieder normalisiert, denn schließlich sind wir noch immer ein Team, auch wenn wir nur noch zu zweit sind. Im Gegensatz zu ihm, will ich jedoch schnellstmöglich wieder in den Außeneinsatz, denn die ewige Büroarbeit ist mir auf Dauer zu eintönig. Viel zu leicht können dabei meine Gedanken zu den schmerzhaften Ereignissen der vergangenen Wochen schweifen und mich dabei erneut an meinen Verlust erinnern. Aus diesem Grund verbringe ich einen Großteil meiner Zeit im Fitnessraum und beim Krafttraining, um meine Kondition zu verbessern und damit meine Chancen bei der Tauglichkeitsuntersuchung zu erhöhen.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hey Ihr Lieben!

Es geht mit einem neuen Kapitel und einer Entscheidung weiter.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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10. Juli 2007 - Washington D.C., USA
Die Sommersonne brennt an diesem Nachmittag unbarmherzig vom wolkenlosen Himmel und lässt die Hitze noch unerträglicher erscheinen. Lediglich eine sanfte Brise streicht über sie hinweg, doch auch dies verschafft den Anwesenden nicht die erhoffte Abkühlung. Die hohen Bäume, die den Rasen säumen, sind zu weit entfernt, als dass sie auch nur ein wenig Schatten spenden würden. In der weitläufigen Parkanlage in Arlington ist ein kleines Podium aufgebaut, vor dem sich zahlreiche Menschen versammelt haben und nun erwartungsvoll nach vorn blicken. „Ich stehe heute nicht nur hier vor Ihnen, weil ich Agentin des Naval Criminal Investigative Service bin und die Direktorin mich darum gebeten hat. Auch ich habe geliebte Menschen hier verloren, die nicht nur meine Teamkollegen waren, sondern meine beste Freundin und mein Ehemann...“ In ihrem schwarzen Hosenanzug und mit den streng zusammengebundenen Haaren sieht die junge Frau unglaublich blass und zerbrechlich aus. Man sieht ihr an, dass sie jedes einzelne Wort, das ihre Lippen verlässt, eine unglaubliche Kraft kostet, und doch ist die Entschlossenheit in ihrem Gesicht deutlich zu erkennen. Plötzlich hält Caitlin DiNozzo in ihrer Rede inne, und vor ihren Augen, die sie zuvor über das Publikum schweifen ließ, sieht sie erneut die Bilder der Explosion, während im gleichen Moment der Schmerz mit voller Wucht zurückkehrt, den sie versucht hatte zu verdrängen und scheint, sie zu erschlagen. Zurückversetzt in die qualvollen Minuten des Anschlags, erlebt sie ihre Angst und ihre Machtlosigkeit erneut. Ihr Körper ist wie gefesselt, ihr Blick starr auf das trostlose Areal gerichtet, auf dem sich noch vor einigen Monaten das Clubhaus des 'Army and Navy Country Clubs' befand. Es dauert eine kleine Ewigkeit, bis sie ihre Augen abwenden kann, doch die Gefühle, die in ihrem Inneren erneut hervor brechen, gewinnen langsam aber sicher die Oberhand. Sie nimmt die murmelnden Menschen um sich herum wahr, sieht die neugierigen Blicke, die auf sie gerichtet sind, und ist nicht länger in der Lage, Anderen Trost zu spenden. Als sie daraufhin fortfährt, ist ihre Stimme laut und anklagend, der Zettel mit der sorgfältig ausgearbeiteten Ansprache landet auf dem Boden, und statt dessen verlassen Worte der Wut und der Trauer ihren Mund, bevor sie schließlich weinend zusammenbricht. Aus der aufgeregten Menge löst sich schnell ein älterer Mann, der nach vorn aufs Podium eilt und sich ihrer annimmt. Sofort hockt er sich neben die am Boden kauernde Agentin, streicht ihr sanft über die Haare und den zitternden Rücken. Dann nimmt er sie in den Arm und zieht sie vorsichtig auf die Beine, um sie zum Wagen und damit weg von diesem Ort zu bringen. Schon seit einiger Zeit hat er seine Kollegin besorgt beobachtet und befürchtet, dass dies irgendwann passieren würde, doch sie hatte sich nicht von ihm helfen lassen wollen. Er konnte sehen, wie sie ihre Gefühle, ihre Trauer versuchte zu verdrängen, indem sie sie tief in ihrem Inneren vergrub, doch nun sind sie wieder hervor gebrochen und vermutlich stärker als zuvor.

Eine halbe Stunde später hat Dr. Mallard sie nach Hause gefahren, ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht und in ihr Bett gebracht. In der nächsten Zeit wagt er nicht, sie allein zu lassen, doch es gelingt ihm nicht, ihr Trost zu spenden und ihre Tränen zum Versiegen zu bringen. Nur mit Hilfe von Medikamenten ist es der jungen Frau möglich, in der Nacht ein wenig Schlaf zu finden. Erst Tage später hat sie die Energie, sich aufzuraffen und den Zufluchtsort ihres Bettes zu verlassen und nach unten zu gehen. Minutenlang sitzt sie schweigend neben ihrem Kollegen auf dem Sofa und kämpft mit sich, auf der Suche nach Worten. Er bemerkt ihre Unsicherheit, doch er wagt es nicht, sie zu drängen, denn er befürchtet, sie würde sich sonst erneut verschließen. Einige Zeit grübelt sie noch darüber nach, dann beginnt sie, leise zu sprechen: „Ich habe noch immer das Gefühl, als würde ich auf einem Seil über einer bodenlos erscheinenden Schlucht balancieren und könnte jeden Augenblick hinab stürzen. Ich dachte, ich hätte es überwunden, aber jetzt befinde ich mich wieder an dem Punkt, an dem ich nach seinem Tod war. Ich finde den Weg zurück nicht mehr, Ducky. Manchmal denke ich, ich habe keine Kraft mehr zu kämpfen und sollte mich einfach fallen lassen.“ Bestürzt über diese Worte sieht er sie an: „Caitlin! Darüber darfst du nicht eine Sekunde nachdenken. Was glaubst du, würde Tony sagen, wenn er wüsste, dass du einfach dein Leben wegwerfen willst?“ Ein bitteres Lachen erklingt von der jungen Frau: „Welches Leben? Alle Menschen, die ich so sehr liebe sind tot. Mein Mann, unser ungeborenes Kind, meine beste Freundin. Am Anfang, nachdem ich aus meiner Starre erwacht bin, habe ich mir noch eingeredet, wütend auf ihn zu sein, weil er mich allein gelassen hat, aber diese Wut hat den Schuldgefühlen Platz gemacht. Wieso bin ich hier und sie nicht? Warum habe ich nichts dagegen getan? Ich hätte sie doch beschützen müssen.“ Als ihre Stimme versagt, ihr zerbrechlicher Körper erneut von Weinkrämpfen geschüttelt wird, nimmt Ducky sie tröstend in den Arm.

Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hat, richtet sie sich wieder auf und fährt fort: „Eine Zeit lang habe ich mir sogar eingebildet, Tony würde noch leben. Ich weiß nicht, welches Gefühl schlimmer war, das Wissen, dass er tot ist und ich ihn nie wieder sehen werde oder die Möglichkeit, dass er mir das alles absichtlich antun könnte.“ Für einen Moment schließt Kate die Augen und atmet tief ein, ehe sie hinzufügt: „Ich ertrage das alles hier nicht mehr. Die schmerzhaften Erinnerungen verfolgen mich, und ohne einen neuen Sinn in meinem Leben kann ich ihnen nicht entkommen. Ich habe die Direktorin bereits um meine Versetzung gebeten. Die Zulassung zum Außendienst habe ich vor zwei Wochen erhalten, aber hier kann ich einfach nicht mehr arbeiten.“ Die Miene des Mannes neben ihr ist besorgt, als er erklärt: „Du kannst nicht ewig vor deiner Trauer davonlaufen. Wenn du dich nicht endlich damit auseinander setzt und deine Gefühle nur unterdrückst, erleidest du wieder einen Zusammenbruch wie vor ein paar Tagen, und das kann gefährlich sein. Das weißt du. Bitte sei vernünftig, Caitlin.“ Sie schüttelt jedoch energisch den Kopf: „Vernunft und Pflichtbewusstsein haben Tony das Leben gekostet. Mein Entschluss steht fest. Ich brauche endlich einen neuen Sinn in meinem Dasein. Eine Aufgabe, die mich davon abhält durchzudrehen.“ Sie sieht, wie Dr. Mallard schließlich resigniert die Arme sinken lässt, denn er hat verstanden, dass er sie nicht aufhalten kann. Er weiß, dass sie seelisch am Ende ist, obwohl sie dies niemals zugeben würde, auch nicht vor ihrem Kollegen. Als weibliche Bundesagentin hatte sie schon vor vielen Jahren gelernt, stets ein selbstbewusstes Auftreten und niemals Schwäche zu zeigen. Sie hatte ihre Tauglichkeitsuntersuchung für den Außendienst unter allen Umständen bestehen wollen, und dafür waren diese gut trainierten Eigenschaften von großem Vorteil. Den Anderen, sogar ihren Ärzten, konnte sie die Starke vorspielen, doch dieser Mann kennt sie zu lange und zu gut, als dass er nicht wüsste, wie es in ihrem Inneren aussieht. Aber der Pathologe weiß auch, dass es nichts und niemanden mehr gibt, der sie umstimmen könnte, und ein kleiner Funke Hoffnung bleibt, dass es Kate helfen wird, Abstand zu gewinnen.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Mit einem Tag Verspätung, aber es geht weiter.
Werd wohl in Zukunft immer erst Do posten können.
Trotzdem wünsch ich viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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Beinahe vier Jahre ist es her, seitdem das NCIS-Team um Special Agent Leroy Jethro Gibbs meinen Weg gekreuzt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ich Agentin des Secret Service und zuständig für den Schutz des Präsidenten der USA. Ich war zufrieden mit meinem Job und führte eine mehr oder weniger glückliche, wenn auch verbotene, Beziehung mit meinem Kollegen, als ein scheinbar normaler Arbeitstag mein Leben komplett auf den Kopf stellen sollte. Ein Mord an Bord der Air Force One sorgte dafür, dass Gibbs, Tony und Ducky den Fall untersuchten. Die Zusammenarbeit mit dem NCIS war ein ungewohntes Erlebnis: ein mürrischer Chefermittler mit unkonventionellen Methoden, ein italienischer Macho, eine gothikbegeisterte Forensikspezialistin und ein Anekdoten erzählender Pathologe.
Während der Ermittlungen ließ mein Chef mich erfahren, dass das Kompetenzgerangel der verschiedenen Behörden wichtiger war als die Lösung des Falles. Auf Grund dessen war es mir einfach nicht mehr möglich, meinen Beruf wie bisher auszuführen, deshalb, und auf Grund meines Regelbruchs, kündigte ich beim Secret Service, und Gibbs bot mir prompt einen Job in seinem Team an. Bereits bei der ersten Begegnung konnte ich den Zusammenhalt im Team sehen, das für alle Mitglieder fast so etwas wie eine Familie war. Auch ich wurde vom ersten Augenblick an von all meinen neuen Kollegen freundlich aufgenommen, mit Abby verband mich schnell eine tiefe Freundschaft, Gibbs und Ducky hatten mit der Zeit ein beinahe väterliches Verhältnis zu mir, und Tony wurde irgendwann so etwas wie mein großer Bruder. Anfangs hielt ich ihn einfach für einen aufgeblasenen, selbstverliebten Macho, der Angst hatte, dass er bei seinem Boss nicht mehr die erste Geige spielte. Das Schlimmste für mich aber war seine Neugier, denn permanent stöberte er in meinen Sachen oder ging an mein Telefon, um alles über mich zu erfahren. Oft genug hatte ich ihn deswegen angeschrien, doch das schien ihn wenig zu beeindrucken, denn kurze Zeit später hatte er erneut mein Handy in der Hand.
Sobald wir zusammen waren, ob während der Aktenarbeit oder an einem Tatort, hatten wir nichts besseres zu tun, als uns wegen irgendwelcher Kleinigkeiten zu nerven und verbrachten so den größten Teil unserer Zeit damit, uns gegenseitig auf die Palme zu bringen. Auch wenn Gibbs oft genug behauptete, er fühlte sich wie im Kindergarten und uns mindestens ebenso oft mit Kündigung drohte, waren es diese Momente, die die Atmosphäre im Büro auflockerten und uns ein wenig von den teilweise grausamen Fällen ablenkten. Diese Streitgespräche waren es auch, was die Leichtigkeit und Unbeschwertheit unserer Freundschaft ausmachte und die ich vermisst hätte, wenn Tony nicht mehr da gewesen wäre. Denn trotz aller Kabbeleien waren wir Partner und wurden schließlich auch Freunde, die immer uneingeschränkt für einander da waren.

Zum ersten Mal fühlte ich, wie wichtig mir mein Kollege war, als er während unserer Ermittlungen in einem Mordfall entführt wurde. Ich konnte sehen, wie groß die Angst von Abby war, ihn zu verlieren, aber auch mir wurde klar, dass ich alles tun würde, um ihn lebend wieder zu bekommen. Dementsprechend groß war die Erleichterung, als er schließlich erschöpft aber unversehrt wieder vor mir stand. Unsere enge Zusammenarbeit hatte uns zu einem eingespielten Team gemacht, das sich blind auf einander verlassen konnte und im Notfall sein Leben in die Hände des Anderen legen würde.
Doch nicht nur im Dienst war Tony für mich da, er stand mir auch bei, als ich einen Unschuldigen erschossen, der unseren Boss mit der Waffe bedroht hatte. Mein Partner hatte mir angesehen, wie sehr mich diese Sache mitgenommen hatte und welche Vorwürfe ich mir deswegen machte. Er wusste genau, dass ich in die Pathologie gehen würde und fand mich dort auf dem Bogen hockend wie ein Häufchen Elend. Sanft hatte er mich auf die Füße gezogen, in den Fahrstuhl geführt, mich dann nach Hause gefahren und mir seine Hand gereicht, um mir Halt zu geben. Dann saß er neben mir auf meiner Couch, legte seinen Arm um meine Schulter, und ich konnte mich anlehnen. Schweigend schien er darauf zu warten, dass endlich die Tränen aus mir herausbrachen, und ich flüchtete mich schließlich in seine Arme. Er hatte nicht versucht, mich aufzumuntern oder mich abzulenken, er hatte mich nicht dazu gezwungen zu sprechen oder ihm zuzuhören, sondern war einfach nur da. Ich hatte keine Ahnung, warum er es tat, vielleicht hatte er diese Erfahrung auch schon machen müssen, doch ich wagte nicht zu fragen. Die ganze Nacht saß er auf einem unbequemen Sessel in meinem Schlafzimmer, nachdem mich die Ereignisse des Tages bis in meine Träume verfolgt hatten. Seine Anwesenheit hatte mir geholfen, dieses Erlebnis zu verarbeiten, denn ich wusste, dass ich nicht allein mit meinen Schuldgefühlen war. Am nächsten Tag hatte ich ihn gefragt, warum er das für mich getan hatte, und er gestand mir, dass auch er diese Situation schon hatte erleben müssen, doch er wäre damals allein gewesen.

Während einer Ermittlung in Paraguay begann die Anziehungskraft zwischen Tony und mir, schließlich stärker zu werden. Noch immer stritten wir uns wegen jeder Kleinigkeit, doch ich konnte förmlich fühlen, wie seine Nähe ein Kribbeln in mir auslöste. Die Funken schienen zwischen uns zu fliegen, doch ich versuchte, dieses Gefühl zu ignorieren und zu unterdrücken. Ich begann, mir einzureden, dass ich mir das alles nur eingeredet hatte, denn Tony war nicht nur einer meiner besten Freunde sondern auch mein Kollege, mit dem ich täglich zusammen arbeiten und dem ich oft genug mein Leben in die Hände legen musste. Schließlich konnte es gefährlich werden, wenn ich mich und meine Emotionen nicht unter Kontrolle hatte und das nicht nur für mich sondern für das gesamte Team.
Die enge Zusammenarbeit ließ jedoch meine Empfindungen zunehmend verrückter spielen, und das Letzte, was ich wollte, war, dem Charme eines italienischen Machos zu verfallen. Doch immer öfter spürte ich dieses Gefühlschaos in meinem Inneren, wenn ich in seiner Nähe war, in meinem Bauch begann es zu kribbeln, und seine Augen zogen mich immer öfter in ihren Bann, aus dem ich mich nur mit Mühe wieder befreien konnte. Ich tat alles dafür, meine Unsicherheit ihm gegenüber zu verstecken und ignorierte mein Herz, das in seiner Gegenwart begann, heftiger zu schlagen als normal.
Tony schien nichts von meinem inneren Kampf mit mir selbst zu bemerken, was ich mit großer Erleichterung feststellte. Mit der Zeit gelang es mir auch ziemlich gut, meine Emotionen zu verdrängen, und nach einer Weile war ich mir sicher, dass es zwischen uns war wie immer. Wir stritten uns weiterhin, und mein Kollege durchsuchte ständig meine Sachen, um an meine Geheimnisse zu kommen. Doch am meisten nervte er mich mit seinem ständigen Gerede über Filme, für jede Situation hatte er einen Vergleich aus einem dieser Streifen, und er genoss es, mich damit auf die Palme zu bringen. Doch genau dadurch legte sich meine Anspannung schließlich, und ich war beinahe froh über diese zur Normalität gewordenen Kabbeleien, denn so konnte ich mir einreden, dass sich an unserem Verhältnis nichts geändert hatte.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hallo Ihr Lieben!

Es geht mit Kates Rückkehr nach Washington weiter.
Die Zeit in Paraguay habe ich absichtlich kurz gehalten, aber dies wird dennoch eine Rolle im weiteren Verlauf spielen.

So, dann wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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10. Januar 2008 - Ciudad del Este, Paraguay
Die junge Agentin, die in dem winzigen Bad eines Appartements irgendwo in Ciudad del Este steht und sich im Spiegel betrachtet, ist nur ein Schatten ihrer Selbst. Die kohlrabenschwarz gefärbten Haare sind kurz geschnitten und spiegeln den Zustand ihrer Seele wider. Der erschreckend dünne und zerbrechlich wirkende Körper steckt in ebenfalls schwarzer Kleidung. Das kalte Wasser, das sie sich seit einigen Minuten über ihr Gesicht laufen lässt, kann den Schlafmangel und die kräftezehrenden Einsätze der letzten Monate nicht wett machen. Die Frau, die ihr mit fahlen, leblosen Augen entgegenblickt, ist schon lange nicht mehr die freundliche, lebenslustige Caitlin DiNozzo, die sie noch vor zwölf Monaten gewesen war. Sie hatte sich diese Haarfarbe zugelegt, um in diesem Land so wenig wie möglich aufzufallen, aber im Grunde war es der Gedanke, dass Tony ihre haselnussbraunen langen Haare so geliebt hatte, der sie vor einem halben Jahr dazu brachte, diese an Selbstverstümmelung grenzende Wandlung ihres Aussehens vorzunehmen, denn die Kate von damals war zusammen mit ihm gestorben und mit ihm begraben worden.
Auch nach dem Zusammenbruch bei ihrer Rede hatte sie sein Grab nicht ein einziges Mal mehr besucht und kurz darauf die Versetzung nach Paraguay erhalten. In den folgenden Monaten erledigte sie die gefährlichsten Aufträge, die sie hauptsächlich durch Südamerika führten, Hauptsache weit genug entfernt von den USA und Washington D.C. Anfangs hatte sie Probleme mit ihrem Einsatzgebiet gehabt, da sie sich nur zu gut an den Fall erinnerte, der sie gemeinsam mit Tony nach Ciudad del Este geführt hatte. Doch weder ihre Aufgaben noch ihre Bleibe hatten irgendetwas mit dem gemeinsam, wie ihre damaligen Ermittlungen ausgesehen hatten. So hatte Kate sich schnell in ihre Rolle als Einzelkämpferin gegen verschiedene terroristische Zellen hinein gefunden. Nur selten wurden ihr andere Agenten zur Seite gestellt, doch ihr war es Recht, ihre Aufträge so oft wie möglich allein zu erledigen. Sogar ihren ersten Hochzeitstag hatte sie im Einsatz verbracht und dabei so verbissen gegen die hervor brechenden Gefühle gekämpft, dass dies beinahe ihr letzter gewesen wäre. Das wichtigste für sie war, ihrem Zuhause und den Erinnerungen an ihn zu entfliehen, und so wurden immer andere winzige Appartements ihr neues Heim.
Doch es gab einen weiteren Grund, der sie dazu getrieben hatte und den außer ihr kein Mensch kannte: Rache. Das war es, was sie ins Dreiländereck zwischen Paraguay, Argentinien und Brasilien geführt und dazu gebracht hatte, ihre Einsätze möglichst allein zu erledigen. Sie hatte verzweifelt jeden noch so kleinen Anhaltspunkt verfolgt, der sie auf die Spur der Terroristen führen könnte, die ihr Leben zerstört hatten, doch sie war ihnen keinen Schritt näher gekommen. Jedes Mal, wenn sie glaubte, einen Hinweis auf die Hintermänner des Anschlags gefunden zu haben, erwies dieser sich wenig später als Sackgasse.
Es grenzt beinahe an ein Wunder, dass sie das letzte halbe Jahr wohlbehalten überstanden hat und doch weiß sie nicht, ob sie froh darüber sein soll, denn die physischen Schmerzen hätten sie vielleicht endlich von den psychischen ablenken können, die sie so verzweifelt zu verdrängen suchte. Eigentlich verspürt sie kein Verlangen, in die USA zurückzukehren, doch dieser Befehl kam von oberster Stelle, und es gibt keine Möglichkeit, diesen zu ignorieren, will sie ihren Job nicht verlieren. Aus diesem Grund bleibt ihr keine andere Wahl, als erneut ihren Koffer zu packen und ihre derzeitige Bleibe diesmal in Richtung Washington zu verlassen. In diesem Augenblick muss sie der Tatsache ins Auge sehen, dass die Zeit gekommen ist, da sie nicht länger vor ihren Erinnerungen davon laufen kann. Mit einem letzten Blick greift sie ihre Sachen und verlässt mit zügigem Schritt das heruntergekommene Appartement, das in den letzten Wochen ihre Bleibe gewesen war, um in ein Taxi in Richtung Flughafen zu steigen.

Während der paar Stunden, die sie im Flugzeug verbringt, denkt Kate darüber nach, was sie wohl bei ihrer Ankunft in Washington erwarten würde. Erfolgreich unterdrückt sie die Gedanken an die Vergangenheit und grübelt über den Grund ihrer Rückbeorderung und ihres bevorstehenden Termins mit der Direktorin. Ihr ist klar, dass der NCIS seit der Explosion unterbesetzt ist, doch sie fragt sich, warum sie so plötzlich und so schnell zurückkehren soll. Schließlich wäre es kein Problem, wenn sie erst in ein paar Monaten um ihre Versetzung bitten und in ein bestehendes Team integriert würde.
Je näher die Maschine jedoch ihrem Ziel kommt, um so weniger lassen sich die Erinnerungen verdrängen. Das Gefühl der Leere und Einsamkeit, das sie in den Wochen nach dem Unglück ständig gespürt hatte, breitet sich immer stärker in ihrem Inneren aus. Ihr ist es, als wäre da erneut diese kalte Hand, die sich um ihr Herz legt, während gleichzeitig die Luft zum Atmen fehlt. Sie hatte gehofft, dass die Schmerzen weniger würden, wäre sie nur lange und weit genug entfernt von ihrer Heimatn. Doch jetzt, da sie dorthin zurückkehrt, holt die Vergangenheit sie wieder ein, und nichts hat sich an dem Schmerz, den sie empfindet, geändert.
Der Washingtoner Winter trägt nicht gerade dazu bei, dass sie ihrer Ankunft erfreut entgegen sieht, denn in den letzten Monaten hatte sie sich an das warme Klima in Paraguay gewöhnt. Wie erwartet ist das Rollfeld des Flughafens mit einer dünnen Schneedecke überzogen, und ein eisiger Wind schlägt ihr entgegen, als sie wenige Stunden später das Flugzeug verlässt, was sie dazu veranlasst, ihre Jacke noch enger um ihren Körper zu schlingen. Die blasse Sonne scheint vom blauen Himmel, der nur von wenigen weißen Wölkchen geziert wird, doch auch diese vermag es nicht, die Agentin zu wärmen. Langsam geht sie die Gangway entlang und reiht sich dann, in dem riesigen Gebäude angekommen, in die Menschenmenge ein, um auf ihre Koffer zu warten und überlegt währenddessen, wohin sie zuerst gehen soll. Das Treffen mit der Direktorin findet erst in zwei Stunden statt, doch, um zuvor nach Hause zu fahren, fehlen ihr eindeutig die Zeit und die Kraft. Sie weiß, wenn sie in ihr gemeinsames Heim zurückkehrt, holen der Schmerz und die Trauer sie wieder vollkommen ein. Obwohl sie sich trotz allem nach der vertrauten Umgebung sehnt, beschließt sie, in ein Café zu gehen, um die Zeit bis zu ihrem Termin zu überbrücken. Vielleicht würde es ihr gelingen, mit einer Tasse des koffeinhaltigen Gebräus die ständige Müdigkeit ein wenig aus ihrem Körper zu vertreiben.
Seufzend lässt sie sich auf einem der Stühle nieder und beobachtet abwesend die Geschäftigkeit der Passagiere, die sich auf dem Weg zu ihrem Flugzeug oder in die Stadt befinden. Es scheint ihr, als würde jeder, der hier eintrifft, bereits von seinen Liebsten erwartet, jeder, der dieses Gebäude wieder verlässt, sehnsüchtig vermisst. Doch sie fehlte in den vergangenen Monaten keinem Menschen, keiner wird sich auf ihre Heimkehr freuen, denn da ist niemand mehr. In ihrem Inneren breitet sich immer stärker das Gefühl aus, dass sie die Einzige ist, die alles verlor, die nun den Rest ihres Lebens allein und einsam meistern muss. Mit diesem Gedanken im Kopf ist es noch unerträglicher, in diese Stadt zurückzukehren, die noch vor einigen Monaten ihre Heimat, ihre Zuflucht, war.
Die Frage des Kellners nach ihren Wünschen lässt sie aufsehen, und wenig später hat die junge Frau eine große Tasse starken Kaffees vor sich stehen. Erneut lässt ihre Überlegungen zu der bevorstehenden Unterhaltung mit ihrer Vorgesetzten schweifen, um nicht an die Rückkehr in ihr Haus zu denken, während sie gedankenverloren an der heißen Flüssigkeit nippt. Erschrocken bemerkt sie nach einer Weile, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist, so dass sie eilig ihre Rechnung begleicht und dann ihren Koffer nimmt. Als sie mit ihrem Gepäck aus dem Flughafen auf die Straße tritt, hält sie eine Weile inne und nimmt sie für einen Moment das typische hektische Treiben der Großstadt in sich auf. Schließlich reißt sie sich aus ihrer Trance, ehe sie in eine der wartenden Taxen steigt, die sie in die Innenstadt bringt.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

sehr spannend. Ich bin sehr gespannt, was Jenny von Kate will. Vielleicht will sie ihr endlich sagen, dass Tony in Wirklichkeit eh noch lebt ^^
ich find die Geschichte übrigens sehr traurig.. nicht nur der Tod von Tony und Abby und dem Baby, sondern auch alles danach. Wie es Kate verändert hat, wie du beschreibst, wie sie sich fühlt, dass sie innerlich tot ist.. umwerfend!

freu mich schon auf den nächsten Teil!

lg syd
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hey syd!

Vielen lieben Dank fürs FB. *freu*
Es gibt wieder einen Rückblick in die Vergangenheit.
Ich will euch ja nicht vorenthalten, wie die Beiden sich gefunden haben.
Viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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02. Mai 2005 - Washington D.C., USA

Der Tag der alles verändern sollte, begann wie jeder andere. Ich traf Tony an diesem Morgen, als er aus dem Aufzug trat, und er 'erfreute' mich, wie so oft, umgehend mit einem seiner Ratschläge. Doch schon wenige Minuten später kam es zur Katastrophe, als er einen mit Pestbakterien verseuchten Brief öffnete und wir uns schließlich auf der Quarantänestation des Bethesda Naval Hospitals wiederfanden. Auch wenn er es nie zugegeben hätte, wusste ich dennoch, dass er Angst hatte, nicht nur um sich. Gegen diese Gefahr konnten wir nicht kämpfen, konnten nichts tun, als abwarten und hoffen, dass alles gut ausgeht. Doch als die Schwester mir erklärte, dass mein Kollege als Einziger infiziert war, zerplatzte dieser Hoffnungsschimmer wie eine Seifenblase.
Es war nicht die Sorge um mein eigenes Leben, die mich verfolgte, sondern das Leiden, das ich in seinen Augen sah und mein Herz beinahe zerspringen ließ. So kam es, dass sich mein Verstand ausschaltete und ich meine Ansteckung vorgab, um bei ihm zu bleiben. Ich wusste selbst nicht wieso, aber ich hatte das Gefühl, ihn nicht allein lassen zu können, und so versuchte ich, ihn mit unseren alltäglichen Kabbeleien von seiner Krankheit abzulenken. Bald wurde sein Zustand immer schlechter, sein Husten stärker, er bekam nur noch schwer Luft, und es gab nichts, was man für ihn tun konnte. In dem Moment, als es schien, dass Tony stirbt und der Arzt mich aus der Quarantänestation schickte, brach plötzlich die ganze Angst, ihn zu verlieren, aus mir heraus. Schluchzend fiel ich Ducky in die Arme und begann, hemmungslos zu weinen.
Die kurz darauf folgende Nachricht, dass der Erreger abgestorben war und Tony wieder gesund würde, erschien mir so irreal. Ich konnte sehen, dass auch er selbst sich bereits aufgegeben hatte, ich hatte es in seinen Augen gelesen, und es hatte mir fast das Herz zerrissen. Doch die Einsicht, dass auch ich resigniert hatte, war noch viel schlimmer für mich, dieser Gedanke war beinahe unerträglich und ließ sich nicht mehr abschütteln. Durch meine Flucht aus der Station hatte ich ihm den letzten Halt genommen und ihn zum Aufgeben gebracht, nur weil ich meine Angst nicht länger unter Kontrolle halten konnte.
Ich sah die zerbrechliche Gestalt meines Partners in diesem weißen Krankenbett liegen, seine Hand um das neue Handy geklammert, sich daran festhaltend wie an einem rettenden Anker. Seine Augen waren mittlerweile wieder geschlossen, denn bereits ein einfaches Blinzeln schien ihn unglaubliche Kraft zu kosten, Kraft, die er dringend benötigte, um seinen geschwächten Körper am Leben zu halten. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden, wollte sicher gehen, dass seine Brust sich noch immer unter seinen angestrengten Atemzügen hob und senkte. Doch diese kleinen, kaum sichtbaren Bewegungen zeigten mir, dass er weiter kämpfen, dass er weiter leben würde. Diese Krankheit, deren Auslöser das scheinbar harmlose Öffnen eines Briefes war, hatte uns bis über unsere Grenzen hinaus gebracht.

Kaum hatten meine Kollegen die Quarantänestation verlassen, trat ich wieder durch die Tür und legte mich zu ihm, um bei ihm sein zu können, froh, ihn nicht verloren zu haben. In dieser Nacht, die ich nur wenige Meter von ihm entfernt verbrachte, schlief ich nicht eine Sekunde. Meine Gedanken wanderten ununterbrochen zu dem Mann, der in dem Bett neben mir lag, und meine Gefühle ließen in meinem Kopf ein unüberwindliches Chaos ausbrechen. Ohne es zu merken, hatte sich für mich unsere freundschaftliche Beziehung in diesen Stunden grundlegend verändert. In dieser Zeit hatte ich mich mehr um ihn gesorgt, als ich es jemals für möglich gehalten hätte, und diese Erkenntnis war ziemlich schockierend für mich. Dieses Erlebnis hatte uns noch näher zusammen gebracht und eine ungeheure Vertrautheit aufgebaut, doch ich versuchte, meine Gefühle für ihn zu verdrängen. Ich durfte es nicht zulassen, dass ich mich in meinen Kollegen Tony DiNozzo verliebte, aber wahrscheinlich war es schon zu spät und seine Krankheit nur der Auslöser gewesen, der meine Empfindungen aus mir herausbrechen ließ.
Ein Seufzer entwich meiner Kehle, als ich mich zum wiederholten Male von einer Seite auf die andere wälzte. Ich stand schließlich auf, ging hinüber zu seinem Bett und setzte mich auf den daneben stehenden Stuhl. Vorsichtig nahm ich seine Hand, die nun wieder eine angenehme Wärme hatte, und strich sanft darüber. Seine leise Stimme, die meinen Namen flüsterte, ließ mich aufschrecken, denn ich hatte nicht bemerkt, dass er aufgewacht war. Also fragte ich ihn besorgt, wieso er nicht schlief und erinnerte ihn daran, dass er sich ausruhen sollte, doch er versuchte, mich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ginge. Die darauf folgende Frage, warum ich bei ihm geblieben wäre, traf mich wie ein Schlag, ich hatte sie erwartet, und doch wusste ich nicht, wie ich darauf antworten sollte. Weil ich nicht anders konnte? Weil sich mein Verstand ausgeschaltet und mein Herz entschieden hatte?
Erneut bohrte er nach dem 'Warum', als er keine Antwort erhielt und fügte hinzu, dass ich mein Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Wenn ich mich infiziert hätte und gestorben wäre, wäre dies allein seine Schuld gewesen. Für einen kleinen Moment hielt er inne und blickte durch das bläuliche Zwielicht in meine nachdenklichen Augen, ehe er gestand, dass er wirklich gedacht hatte, er würde sterben. Er offenbarte mir, dass er mich hatte weinen sehen, als ich hinaus gegangen war und dass er glaubte, noch nie einen Menschen seinetwegen weinen gesehen zu haben. Das hatte ihm beinahe das Herz zerrissen. Er hatte nicht sterben wollen, und er hatte Angst gehabt. Ich hielt weiter seine Hand fest in meiner und gab zu, dass ich die auch hatte, aber nicht davor zu sterben, sondern ihn zu verlieren. Ich erzählte, dass mir war, als wäre da eine innere Stimme, die mir befohlen hatte, bei ihm zu bleiben. Mir war klar geworden, dass er einer der wichtigsten Menschen für mich war. Erneut sah er mir tief in die Augen, und ich hatte Mühe, nicht in dem unbeschreiblichen Grün der seinen zu versinken.
Da ich nach einigen Minuten noch immer keine Antwort bekam, riss ich mich von diesem Anblick los und stand auf, um mich wieder in mein Bett zu legen, als mich seine Stimme inne halten ließ, die mich bat, bei ihm zu bleiben. Nachdem ich mich wieder zu ihm gedreht hatte, richtete er sich vorsichtig auf, sah mich ernst an und erklärte leise, ich wüsste, dass er einfach seine Gefühle nicht sehr gut zeigen könnte. Er hatte nie jemanden sehr nah an sich heran gelassen, weil er im Grunde Angst hatte, diesen wieder zu verlieren. Aber bei mir wäre das anders, denn ich wäre etwas besonderes für ihn und so wichtig wie kein Mensch sonst. Er lächelte mich beinahe schüchtern an, nahm meine Hand in seine und streichelte zärtlich darüber. Ein wenig unsicher fuhr er fort, er wollte unsere Freundschaft nicht zerstören, doch ich legte ihm für einen Augenblick meinen Zeigefinger auf die Lippen, um ihn am Weiterreden zu hindern und erwiderte sein Lächeln. Dann lehnte ich mich nach vorn und näherte mich ganz langsam seinem Gesicht. Ich spürte seinen heißen Atem, der auf meinem gesamten Körper eine Gänsehaut auslöste. Sekunden später berührte ich seine weichen Lippen mit den meinen, es war nur so etwas wie ein kurzer Hauch, und doch war es, als würde mich ein Blitz durchfahren. Gerade, als ich mich wieder von ihm lösen wollte, fuhr er mit seiner Hand durch meine Haare und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Dann zog er mich behutsam wieder zu sich heran und begann, mich zärtlich zu küssen.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hallo meine Lieben!

Es geht mit einem neuen Kapitel in der Gegenwart weiter.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß.

LG Claudia


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10. Januar 2008 - Veracruz, Mexiko
„Sie haben ein Foto von ihr geschickt. Es wurde bei ihrer Ankunft am Flughafen gemacht“, erklärt Gibbs und hält seinem Gegenüber das Stück Papier hin, ehe er hinzu fügt: „Sie ist heute Morgen mit einer Maschine in Washington gelandet.“ Der junge Mann zu dem er gesprochen hat, starrt abwesend auf das Bild in seiner Hand und streicht schließlich vorsichtig darüber. „Sie sieht so anders aus“, flüstert er leise, mehr zu sich selbst gewandt. „Ich erkenne sie kaum wieder. Ihr Aussehen, ihre Haltung, ihr Gesicht, alles wirkt so hart und unnachgiebig. Ihre haselnussbraunen Augen haben immer gestrahlt, und jetzt sind sie nur noch kalt und leer. Was hat sie nur in den letzten Monaten erlebt? Ich habe zugelassen, dass sie sich in diesem fremden Land in Gefahr bringt. Wenn du Jenny nicht dazu überredet hättest, sie zurück zu holen, dann hätte ihr sonst was passieren können.“ Jethro legt ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter und versucht, ihn zu beruhigen: „Aber ihr ist nichts geschehen. Sie ist wieder zu Hause, und es geht ihr gut.“ „Es geht ihr gut?“, fragt er sichtlich aufgebracht zurück. „Hast du sie dir angesehen? Sie wirkt vielleicht nach außen stark, aber ich weiß genau, wie es in ihrem Inneren aussieht. Das ist nicht mehr die fröhliche, lebenslustige Kate, die wir kannten. Sie ist eine gebrochene Frau, und das ist meine Schuld. Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen.“ Der junge Mann lässt sich langsam auf den Fußboden sinken, das Foto noch immer fest umklammert.
„Mit deinen Selbstvorwürfen hilfst du ihr nicht weiter. Wir hatten keine andere Wahl, und das weißt du. Durch unsere Entscheidung war sie in Sicherheit, und jetzt müssen wir dafür sorgen, dass das so bleibt. Ihre Ermittlungen auf eigene Faust in Paraguay haben einigen Staub aufgewirbelt. Die werden versuchen, herauszufinden, was sie weiß und was sie vor hat. Du weißt, dass diese Leute nicht davor zurückschrecken werden, sie zum Schweigen zu bringen, wenn sie keine Ruhe gibt.“ „Nichts leichter als das, Gibbs“, schnauft der Angesprochene verächtlich. „Falls du es vergessen haben solltest, wir sitzen hier in Mexiko. Wie sollen wir bitte von hier aus Kate beschützten?“ Der grauhaarige Agent erwidert sichtlich genervt: „Glaubst du, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht? Officer David wird noch heute nach D.C. fliegen und ab sofort dort für den NCIS arbeiten, in einem Team mit Kate. Director Shepard ist bereits informiert und wird alles Notwendige in die Wege leiten. Das ist die beste Möglichkeit, auf sie aufzupassen. Sie wird uns unverzüglich informieren, falls sie in Gefahr ist. Ziva wird sie davon abhalten, weiterhin die Terroristen zu verfolgen.“ „Nein. Ich werde selbst fliegen. Sie wird sich nicht davon abhalten lassen. Du weißt, wie stur sie ist. Sie wird so lange weitersuchen, bis sie Antworten gefunden hat. Auf mich wird sie hören. Ich kann sie nicht noch einmal in Gefahr bringen“, erklärt der junge Mann und springt entschlossen auf, doch Gibbs hält ihn eisern zurück: „Du wirst hier bleiben. Wir können nicht riskieren, dass unsere Tarnung auffliegt. Wenn das passiert, ist niemand von uns mehr sicher. Du weißt, dass du ihr mit deiner Entscheidung das Leben gerettet hast. Sie hätten sie umgebracht, um dich zum Aufgeben zu bewegen. Es steht zu viel auf dem Spiel, um jetzt aufzuhören. Bitte überlass das Ziva! Durch ihre Ausbildung beim Mossad kann sie Kate am besten beschützen. Sie wird dafür sorgen, dass sie ihren Rachefeldzug aufgibt.“ Nur langsam lässt sich der Jüngere von diesen Worten beruhigen: „Vielleicht hast du Recht. Ich habe einfach Angst um sie. Wenn ihr etwas passiert, würde ich das nicht verkraften.“ „Ich weiß, aber das wird es nicht. Ich verspreche es dir. Ich werde es nicht zulassen. “ „Danke, Gibbs.“ Der Grauhaarige nickt ihm zu und lässt ihn mit seinen Gedanken allein zurück.

Obwohl es noch früher Vormittag ist und die Sonne noch nicht sehr hoch am blauen Himmel steht, herrschen bereits angenehme Temperaturen. Weder die kleinste Wolke noch die sanfteste Brise trüben die Aussicht auf einen warmen Tag mitten im Januar. Die kleine Finca, die sich in einer abgeschiedenen Gegend nahe Veracruz befindet, liegt an einen Höhenzug gebettet, der einen guten Schutz gegen ungebetene Besucher bietet und gleichzeitig den Einblick allzu neugieriger Augen verhindert. Die verlassen wirkenden und bereits ein wenig heruntergekommenen Gebäude erwecken außerdem nicht gerade den Eindruck, als würden hier geheime Ermittlungen geführt. Der ehemalige Teamleiter läuft mit zielstrebigen Schritten einen kahlen Durchgang entlang, bevor er eine schmale Treppe unter das Dach hinauf steigt. Das spärliche Licht der wenigen nackten Glühbirnen erhellt kaum den engen Korridor, durch den er sich danach bewegt. Nur Sekunden später öffnet Gibbs die Tür zu einem großzügigen Raum, der sich beinahe über die gesamte Gebäudelänge erstreckt und in dem eine junge Frau ihr Kampfsporttraining absolviert.
Als sie sein Eintreten bemerkt, beendet sie ihre Übungen, schickt ihren Trainingspartner nach draußen und wendet ihm ihre Aufmerksamkeit zu. „Officer David, Sie werden morgen früh nach Washington fliegen. Ab sofort werden Sie dort als Agentin für den NCIS arbeiten.“, beginnt er, sein Vorhaben zu erläutern, während er sich auf einem der unbequemen Hocker niederlässt und der Israelin dabei zusieht, wie sie ihre Hände von den Verbänden befreit, die diese während des Trainings geschützt haben. Durch sein unbewusstes Schweigen blickt sie von ihrer Tätigkeit auf, so dass er fort fährt: „Sie werden dem Team von Special Agent Caitlin DiNozzo zugeteilt. Ich brauche Sie vor Ort, um sie zu beschützen. Halten Sie sie unter allen Umständen davon ab, weiterhin die Terroristen auf eigene Faust zu verfolgen! Dass Sie dabei diskret vorgehen, versteht sich hoffentlich von selbst. Sie darf keinesfalls Verdacht schöpfen.“ Die junge Frau nickt bei seinen Ausführungen, doch dann sieht sie ihn verwirrt an und fragt: „Und was passiert mit unseren Ermittlungen hier?“ „Den Under-Cover-Auftrag werden wir vorerst allein weiter führen. Das Wichtigste ist jetzt, dass sie für Kates Schutz sorgen. Sollte ihr etwas passieren, würde das unseren Plan und unsere Tarnung gefährden“, erklärt er weiter, worauf sie erneut verstehend nickt: „Ich werde mich um sie kümmern. Gibt es noch irgendetwas, das ich wissen muss?“ „Die Direktorin erwartet Sie morgen Nachmittag im Hauptquartier des NCIS und weist Sie ein. Eine Wohnung sollte schon vorbereitet sein. Ich will, dass Sie mich in der nächsten Zeit über alles auf dem Laufenden halten, vor allem was Agent DiNozzo angeht. Außerdem unterrichten Sie mich über alle Ermittlungen, die ihr Team durchführt.“
In der Zwischenzeit hat die Israelin ihre Trainingsgeräte verstaut und ihre Sachen zusammengepackt, als sie sich nun wieder an den ehemaligen Chefermittler wendet: „In Ordnung, Agent Gibbs. Sie erhalten täglich einen Bericht.“ „Und zwar nur ich. Auch falls irgendwelche Schwierigkeiten auftreten sollten, bin ich der Einzige, der davon erfährt“, weist er die junge Frau noch bestimmt an und fügt auf ihr bekräftigendes Nicken hinzu: „Gut. Ich verlasse mich voll und ganz auf Sie. Und noch etwas. Kate ist nicht nur ein potenzielles Opfer, sie ist auch eine Kollegin und Freundin. Das heißt, diese Sache ist persönlich.“ Bereits im Hinausgehen dreht sie sich noch einmal zu ihm um und erklärt: „Verstanden.“
 
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Hallo Ihr!

Es gibt wieder mal ein neues Kapitel, das euch in die Vergangenheit führt.
Wie immer wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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27. Mai 2005 - Washington D.C., USA

Bereits zwei Wochen nach Tonys Entlassung aus dem Krankenhaus kam er wieder zur Arbeit, und sofort wurde unser Team erneut vom grausamen Alltag eingeholt, als sich herausstellte, dass Ari Haswari zurückgekehrt war. Unsere Untersuchungen in einem Mordfall hatten uns in kürzester Zeit auf seine Spur geführt, und bei dem Versuch, seinen Sprengstoffanschlag zu verhindern, wurde bei unserem Eintreffen in Norfolk sofort das Feuer auf uns eröffnet. 'Schütze', dieses eine Wort schrie ich lauthals, als ich mich vor meinen Boss warf, um die Kugel eines der Terroristen abzufangen, von denen wir unter Beschuss genommen worden waren und war danach zu zu Boden gegangen. Erschrocken eilten Tony und Gibbs zu mir, doch als sie sahen, dass die Kugel in meiner schusssicheren Weste stecken geblieben war, halfen sie mir erleichtert wieder auf die Beine. Auf das Lob, das meine Kollegen mir aussprachen, antwortete ich überrascht, dass ich dachte, ich würde sterben bevor... Doch noch ehe ich den Satz beenden konnte, hörte ich Tony ein 'Runter' schreien, sah ihn auf mich zu springen, und ich wurde von ihm nach unten gerissen. Im gleichen Moment peitschte ein Schuss durch die Luft, und ich registrierte, wie die Kugel an meinem Kopf vorbei rauschte, bevor wir hart auf dem Beton des Daches aufprallten.
Scheinbar in der selben Sekunde rappelte mein Partner sich bereits wieder auf und drehte sich sofort zu mir, um zu sehen, ob ich verletzt war. Doch auch Gibbs war schon zur Stelle und beugte sich über mich. Entsetzt stellten die beiden fest, dass ich stark aus einer Kopfwunde blutete, was ich jedoch kaum spürte. Tony war schon dabei sein Hemd auszuziehen, um meine Wunde so gut wie möglich zu verschließen, während Gibbs versuchte, den Schützen auszumachen. Er erklärte, sie müssten mich schnell hier wegbringen, ehe er einen zweiten Versuch unternahm und griff unter meinen Arm, während Tony mich auf der anderen Seite stützte. Ich hatte große Mühe, mich aufrecht zu halten und ein Bein vor das andere zu setzen, obwohl ich keinerlei Schmerzen spürte. Als wir im Schutz des Treppenaufgangs ankamen, hatte Gibbs bereits McGee angewiesen, sofort einen Hubschrauber aus dem Bethesda Naval Hospital anzufordern, um mich schnellstmöglich ins Krankenhaus zu bringen. Mittlerweile rang ich verzweifelt nach Atem und konnte meine Augen kaum noch offen halten. Nach einigen Minuten, die sich für mich und meine Kollegen wie Stunden dahin zu ziehen schienen, landete der Hubschrauber auf dem Dach, und Gibbs verließ den Aufgang, um den Sanitätern den Weg zu weisen. Kaum hatten diese mich auf der Trage in den Helikopter gebracht und mit der Notversorgung begonnen, verschwamm die Umgebung um mich herum, und ein schwarzes Loch schien, meinen Körper zu verschlingen.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange die Dunkelheit mich umhüllt hatte, als langsam starke Schmerzen in mein Bewusstsein drangen. Mein ganzer Körper, sogar meine Lider waren bleischwer, und es war mir unmöglich, mich zu bewegen oder die Augen zu öffnen. Wie durch einen dicken Nebel drang eine vertraute Stimme an mein Ohr, doch so sehr ich mich auch bemühte, war es mir unmöglich, die Worte zu verstehen. Ich nahm all meine geschwundenen Kräfte zusammen, um auf mich aufmerksam zu machen, doch es wollte mir nicht gelingen, und ich fiel zurück in das schwarze Nichts. Später konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, was ich in meinem Traumzustand gesehen hatte, aber ich fühlte mich bedrängt und verfolgt. Mein Unterbewusstsein schien etwas zu verarbeiten und ließ mich nicht zur Ruhe kommen, ohne dass ich jedoch klare Bilder erkennen konnte.
Nach einer Ewigkeit begann mein Geist, allmählich wieder aus der tiefen Ohnmacht zu erwachen und die Schwärze um mich herum verwandelte sich in ein warmes behagliches Gefühl. Obwohl ich noch nicht völlig in die Realität zurückgekehrt war, spürte ich die Anwesenheit eines vertrauten Menschen an meiner Seite. Die Wärme, die von der Hand ausging, die meine hielt, löste ein Kribbeln in mir aus und schien mich zurück in die Wirklichkeit zu ziehen. Einen Augenblick später erklang erneut Tonys Stimme, die meinen Namen flüsterte. Ich hatte es immer gehasst, wenn er mich Katie nannte, doch in diesem Moment sagte er das so liebevoll und gleichzeitig besorgt. Er flehte mich beinahe an, endlich aufzuwachen und ihn nicht zu verlassen, weil er mich brauchte. Mit jedem Wort sprach er leiser und als seine Stimme zu versagen drohte, flüsterte er tonlos, dass er mich liebte. Dieser Satz ließ mein Herz für einen Moment aussetzen, und ich fühlte, wie sich die erste Träne den Weg über mein Gesicht bahnte. Ich krächzte kaum hörbar seinen Namen, und sofort fühlte ich seine Hand auf meiner Wange. Ich blinzelte vorsichtig und blickte direkt in diese unglaublich grünen Augen, die mich unverzüglich in ihren Bann zogen, wie sie es schon in der Vergangenheit so oft getan hatten. Erleichtert, weil ich endlich aufgewacht war, lächelte er mich an und küsste mich auf die Stirn.
Das Einzige, was ich von mir geben konnte, war die Frage, was passiert war und wo ich mich befand. Sein Blick wurde ernst, als er mich vorsichtig fragte, woran ich mich als letztes noch erinnern könnte. Daraufhin bemühte ich mich, mir die Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen und konnte undeutliche Bilder vor meinem inneren Auge erkennen, als ich die Kugel für Gibbs abgefangen hatte. Dann sah ich mich wieder stehen, aber Tony riss mich zu Boden, und ich konnte einen Schuss hören, doch danach wurde alles schwarz. Mein Kollege holte tief Luft, schilderte die Ereignisse und dass es Ari war, der auf mich geschossen hatte. Die Kugel hatte meinen Schädelknochen glücklicherweise nur gestreift und keine ernsthaften Verletzungen verursacht, aber ich hatte vier Wochen im Koma gelegen. Als er mein entsetztes und ängstliches Gesicht sah, fügte er hastig hinzu, ich müsste mir keine Sorgen machen. Der Schweinehund wäre tot, denn er hatte dafür gesorgt, dass er mir nie wieder zu nahe kommen würde. Bei dieser Aussage rann eine Träne der Erleichterung über meine Wange, und als Tony mich in den Arm nahm, spürte ich, wie sich mein ganzer Körper langsam entspannte und sich ein Gefühl von Geborgenheit in mir ausbreitete.

In den nächsten Tagen hatte ich meinen Kollegen mehrfach gefragt, was mit Ari passiert war, doch ich hatte nie eine Antwort erhalten, denn er war diesem Thema jedes Mal ausgewichen. Erst als Gibbs mich im Krankenhaus besuchte und ich mit ihm allein war, erfuhr ich endlich, was nach meiner Verletzung passiert war. Ich hatte bereits damit gerechnet zu hören, dass Tony sich in diese Sache hinein gesteigert hatte, und unser Boss bestätigte mir diese Befürchtung. Doch so sehr ich ihn drängte, auch er weigerte sich standhaft, mir die Einzelheiten über die Ermittlungen in diesem Fall zu berichten. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass mein Ermittlerinstinkt als Bundesagentin keine Ruhe gab, aber ich hatte das Gefühl, die Wahrheit kennen zu müssen und ein Recht auf diese zu haben. Doch jeder meiner Kollegen schwieg in Bezug auf dieses Thema beharrlich, lenkte davon ab, wenn die Sprache darauf kam oder wich einer ehrlichen Antwort aus. Obwohl Gibbs mir bereits zu Anfang sehr deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass ich keine Details zum Tod des Terroristen bekommen würde und auch nicht länger einen Gedanken daran verschwenden sollte, konnte ich nichts dagegen tun. Sogar Abby und McGee hielten sich an diese Vereinbarung, so sehr ich sie auch anflehte, so dass sie mir lediglich von weiteren Anschlägen auf das Team und einer jungen Mossad-Offizierin erzählten, die sie bei der Verfolgung des Terroristen unterstützt hatte. Somit hatte ich nie herausgefunden, was genau mit Ari Haswari geschehen war, abgesehen von der Tatsache, dass er nicht mehr lebte. Konnte ich mich in der ersten Zeit auch nur schwer mit dieser Tatsache abfinden, war ich doch der Meinung, ich hätte ein Recht auf die Wahrheit, war es irgendwann nicht mehr wichtig, denn ich hatte überlebt, allein dies zählte.
 
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Hallo Ihr!

Auch hier gibt es ein neues Kapitel für euch.
Viel Spaß beim Lesen und noch einen schönen Sonntag.

LG Claudia


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10. Januar 2008 - Washington D.C., USA
Die Direktorin begrüßt Kate freundlich und erkundigt sich nach ihrem Befinden, als diese am späten Nachmittag ihr Büro betritt. Kaum haben die Beiden sich auf der Couch niedergelassen, kommt Jenny Shepard sofort auf den Grund der Unterhaltung zu sprechen: „Agent DiNozzo, der Anlass, aus dem ich sie hierher gebeten habe, ist Ihr altes Team. Es wird Zeit, dass Sie zu uns zurückkehren und gemeinsam mit Agent McGee wieder in den Außeneinsatz gehen. Unsere Behörde ist noch immer unterbesetzt, und ich kann keinen Mitarbeiter unnötig entbehren. Es wird Ihnen zusätzlich ein neues Mitglied zugeteilt, aber ich möchte, dass Sie die Leitung übernehmen.“ Für einige Augenblicke herrscht Schweigen in dem Raum, bis ihr Gegenüber den Schock überwunden hat und ihre Sprache wiederfindet: „Sie wollen, dass ich Teamleiterin werde? Ich weiß nicht, ob ich das kann. Immerhin war das der Posten meines Mannes.“ Die Erinnerung an ihn lässt sie verstummen und sichtlich gegen die aufsteigenden Tränen kämpfen, doch ehe die Direktorin etwas erwidern kann, klopft es an der Tür, und sie bittet eine junge Frau herein.
„Shalom, Director“, grüßt diese freundlich, worauf Jen die Beiden einander vorstellt: „Guten Abend, Ziva. Ich hoffe, du hattest einen angenehmen Flug. Agent DiNozzo, darf ich Ihnen Officer David vorstellen? Sie ist Verbindungsagentin des Mossad und wird Ihre neue Kollegin.“ Die beiden Frauen schütteln sich die Hand und mustern sich verhalten, als die Direktorin an Caitlin gewandt erklärt: „Ihr Mann hat mich darum gebeten, Sie als seinen Nachfolger einzusetzen. Er hatte großes Vertrauen in Sie und ihre Fähigkeiten. Während Ihrer Arbeit in Paraguay in den letzten Monaten haben Sie mehrfach bewiesen, dass Sie qualifiziert dafür sind. Das Team soll ab nächster Woche wieder einsatzbereit sein. Ich würde Sie also darum bitten, mich in spätestens zwei Tagen über Ihre Entscheidung zu informieren. Agent McGee habe ich bereits über die Veränderungen ins Bild gesetzt.“ Langsam erhebt sich Kate, um sich zu verabschieden: „Vielen Dank für Ihr Angebot, Madam Director. Ich werde darüber nachdenken und Sie über meinen Entschluss unterrichten. Auf Wiedersehen.“ Die drei Frauen reichen sich erneut die Hand, bevor die junge Agentin das Büro wieder verlässt und gedankenverloren die Treppen zum Großraumbüro hinabgeht. Die Möglichkeit, zur Teamleiterin befördert zu werden, kommt für sie genauso überraschend wie unerwartet, denn bisher hätte sie diese niemals in Erwägung gezogen. Solange Tony und sie in einem Team waren, war er ihr Vorgesetzter, doch nun nach seinem Tod ist alles anders, auch was die Besetzung dieses Posten angeht. Die junge Frau verbannt diese Gedanken entschieden, denn dies ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, um eine Entscheidung zu treffen.

Mehrere Monate war sie nicht im Hauptquartier des NCIS, und doch erscheint es ihr, als hätte sich rein gar nichts verändert. Für einige Minuten bleibt sie mitten auf der Treppe stehen und lässt ihren Blick über die ihr vertraute Umgebung schweifen, während die Worte der Direktorin dennoch in ihrem Kopf widerhallen. Wie immer herrscht geschäftiges Treiben, das Stimmengewirr wird ab und an von einem Telefonklingeln unterbrochen, während einige Agenten zwischen den Arbeitsplätzen hin und her eilen. Noch immer in ihre Überlegungen versunken, wendet sie sich schließlich ab und setzt ihren Gang nach unten fort. Eine bekannte Stimme lässt sie auf dem Weg zum Aufzug inne halten und aufsehen: „Kate. Du bist zurück.“ Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage, die ihr Freund und Kollege ausspricht, und sie erwidert lächelnd: „Tim, es ist schön, dich zu sehen.“ Die beiden umarmen sich kurz, und als McGee sich wieder auf seinen Stuhl setzt, lehnt sich die junge Frau an den gegenüber liegenden Schreibtisch und erkundigt sich: „Die Direktorin hat dich bereits über die Neuerungen informiert?“
Für einige Momente hat sie Angst davor gehabt, dass er sie fragen würde, wie es ihr geht, denn das ist eine Frage, die sie nicht einmal in der Lage ist, sich selbst zu beantworten. Konnte sie noch Jenny Shepard bei der Erwiderung darauf ausweichen und ihre wahren Gefühle verbergen, ist sie sich im Klaren darüber, dass er dies durchschauen würde. Aus diesem Grund hat sie ihren Kollegen sofort nach der Arbeit gefragt, woraufhin dieser nickt und erklärt: „Ich bin froh, dass du die Leitung übernimmst. Als sie meinte, ich müsste wieder in den Außendienst, hatte ich schon Angst, sie versetzt mich in ein neues Team.“ „Langsam Tim. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich das Angebot annehme“, unterbricht sie seinen Redefluss, doch er meint bestimmt: „Wir sind doch noch immer Gibbs' Team. Willst du, dass so ein dahergelaufener Paragraphenreiter unser Boss wird und uns dann unseren Job erklärt?“ Bei diesen Worten muss Kate unwillkürlich lächeln, und wenn sie ehrlich ist, hat ihr Kollege Recht mit seiner Äußerung, aber sie würde erst über die Entscheidung nachdenken müssen. Sie hat nicht die Kraft, um sich einfach an den Schreibtisch ihres verstorbenen Mannes zu setzen und so zu tun, als wäre dies vollkommen normal. „Danke für deinen Rat. Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen. Versprochen.“ Damit verabschieden sich die beiden wieder von einander, und die junge Agentin steigt in den Aufzug, um in die Tiefgarage zu gelangen.

Nachdem sie das Hauptquartier des NCIS verlassen hat, ist sie wie in Trance zu ihrem Wagen gegangen, eingestiegen und einfach losgefahren. Tief in ihre Gedanken versunken, hat sie nicht darauf geachtet, wohin ihr Weg sie führt, bis sie vor dem schmiedeeisernen Tor des Friedhofs hält. Es ist die Sehnsucht, die diese Anziehungskraft auf sie ausübt und sie wie eine unsichtbare Hand an diesen Ort geführt hat, dem Ort, an dem sie das Gefühl hat, ihm nah sein zu können. Bereits bei ihrer Ankunft am Flughafen verspürte sie das dringende Bedürfnis, Tonys Grab zu besuchen, deshalb hatte sie dort die Rosen für ihn gekauft. Trotzdem hielt sie die Furcht vor einem erneuten Sturz in das schwarze Loch davon ab, sofort zu ihm zu fahren. In Paraguay, weit weg von Washington, fühlte sie sich wenigstens etwas besser und könnte die Trauer verdrängen, aber wenn sie zu ihm ginge, würde der Schmerz in ihrem Inneren endgültig zurück an die Oberfläche gelangen, und davor hat sie Angst. Doch nach ihrer Unterhaltung mit der Direktorin muss sie mit jemandem sprechen, und obwohl er nicht antworten würde, ist ihr Ehemann der Einzige, den sie hat. Während ihrer Zeit in Südamerika telefonierte Kate ab und an mit Ducky, doch vor ein paar Wochen erzählte er ihr, wie schlecht es seiner Mutter ginge und dass er mit ihr nach Schottland zurückkehrte. Damit war der nächste Mensch, der ihr nahe stand, aus ihrem Leben verschwunden, und McGee der Einzige, der ihr von ihrem Team, ihrer Familie geblieben war.
Eine Ewigkeit sitzt sie bewegungslos in ihrem Auto und starrt durch die Windschutzscheibe ins Leere, während immer neue Erinnerungen in ihrem Kopf auftauchen. Wie in Trance löst sie schließlich in Zeitlupe ihren Sicherheitsgurt, öffnet die Tür und steigt dann aus dem Wagen. Sie erinnert sich noch genau an ihren letzten Besuch an seinem Grab, als sie krampfhaft versuchte, diesen Teil ihres Lebens endgültig abzuschließen. Doch kurz nach diesem Entschluss holte die Trauer sie mit einem heftigen Schlag erneut ein, und sie brach komplett zusammen. Früher fand sie in seiner Nähe immer die Ruhe und Geborgenheit, nach der sie sich in diesem Moment so sehr sehnt. Vielleicht würde ihr die Stille dieses Ortes und jene Nähe, auch wenn sie nur auf mentaler Ebene besteht, eine Antwort auf die Frage bringen, über die sie sich seit einer Stunde den Kopf zerbricht. Zögernd streckt sie ihre Hand nach dem eisigen Griff des Tors aus, während sich die andere wie so oft, wenn sie hierher kommt, um die beiden Rosen krampft. Schritt für Schritt geht sie langsam den breiten schneebedeckten Kiesweg entlang, vorbei an den unendlichen Reihen von Grabsteinen. Je näher sie ihrem Ziel kommt, desto größer wird die Unsicherheit in ihrem Inneren, und doch läuft sie zielstrebig weiter.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hallo Ihr!

Schon wieder ist es Zeit für ein neues Kapitel.
Ich wünsch euch wie immer viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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Insgesamt sechs Wochen, in denen Tony kaum von meiner Seite wich, musste ich im Krankenhaus verbringen, bis ich endlich entlassen wurde. Doch auch danach war er in seiner gesamten freien Zeit für mich da, solange ich zu Hause ausharren musste. Er hatte mir beigestanden, als die Erinnerungen zurückkehrten, mich Nacht für Nacht die Alpträume an Ari und die Ereignisse auf diesem Dach verfolgten. Stets hatte er mich in den Arm genommen und an meinem Bett ausgeharrt, bis ich wieder eingeschlafen war. Manchmal begann ich, mich zu fragen, wie sein Körper das schaffte, der Schlafentzug, die Sorgen, die er sich um mich machte und seine Arbeit. Ich sah den Mann, der, ohne Rücksicht auf seine eigene Gesundheit, in all der Zeit, während ich mich an der Grenze zwischen Leben und Tod befand, und weit darüber hinaus, nicht von meiner Seite gewichen war. Mir wurde klar, dass ich ihn auf keinen Fall wieder verlieren wollte, dass ich es nicht ertragen könnte, ihn nicht länger in meiner Nähe zu wissen. Zu diesem Zeitpunkt begann ich, endlich zu kämpfen, ich wollte mir mein Leben nicht von diesem Terroristen zerstören lassen. Ich war seinem Todesschuss entkommen, und ich würde nicht zulassen, dass er auch nach seinem Tod noch in meinen Gedanken und Ängsten weiter lebte.
Vier Wochen nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus konnte ich den Arzt endlich davon überzeugen, dass ich wieder soweit gesund war, um meinen Job auszuführen, wenn auch vorerst nur im Innendienst. Doch ich war froh, meine Wohnung verlassen zu können, andere Menschen zu treffen und alltägliche Dinge zu tun. Wer wie ich seit Jahren als Bundesagent arbeitete, konnte nicht lange zu Hause sitzen, und so war mir schnell die Decke auf den Kopf gefallen. Auch wenn ich versucht hatte, mich mit Spaziergängen und meiner Physiotherapie abzulenken, lag es einfach nicht in meiner Natur, die Tage ohne sinnvolle Tätigkeit zu verbringen. Zurück in meiner gewohnten Arbeitsumgebung blühte ich förmlich auf, die vergangenen Ereignisse traten in den Hintergrund, und in mein Leben begann, eine gewisse Normalität zurückzukehren. Dazu gehörte auch, dass Tony und ich uns nach der Arbeit zu richtigen Dates trafen, auch wenn wir dies vor unserem Boss und unseren Kollegen verheimlichten. Doch die Ereignisse der letzten Wochen hatten uns verdeutlicht, dass das Leben zu kurz war, um die Chance auf die wahre Liebe verstreichen zu lassen. Wir hatten beide eine Art Nahtod-Erfahrung gemacht, die unsere bis dahin freundschaftliche Beziehung noch weiter vertieft und unsere unterdrückten und verdrängten Gefühle zum Vorschein gebracht hatte.
So sehr wir uns jedoch bemühten, keinen Verdacht aufkommen zu lassen, blieben unsere privaten Treffen nicht lange vor Gibbs verborgen. Als Tony sich während meines Krankenhausaufenthaltes beurlauben lassen und jeden Tag an meinem Bett verbracht hatte, konnte er unseren Boss noch damit beruhigen, dass er Schuldgefühle wegen meiner Verletzung hatte und wieder gut machen wollte, dass ich ihm während seiner Erkrankung mit der Lungenpest beigestanden hatte. Doch die Spannung zwischen uns und die verstohlenen Blicke, die wir nicht verhindern konnten, blieben dem wachsamen Auge des Chefermittlers nicht verborgen. Gemeinsam mit der Tatsache, dass die Unpünktlichkeit seines ranghöchsten Agenten nachgelassen hatte, zog dies eine Unterredung unter vier Augen in seinem 'Besprechungsraum' nach sich. Obwohl Tony ihm erklärte, dass unsere Beziehung ernst und keine Affäre war, verlangte er, diese zu beenden, oder er müsste einen von uns feuern. Seine Sorge um unsere mangelnde Konzentration und die Beeinflussung unserer Arbeit durch unsere Gefühle konnten wir erst nach langen und heftigen Diskussionen ein wenig abschwächen. Schließlich gewährte er uns eine Art Probezeit unter der Bedingung, Berufliches und Privates strikt zu trennen. Doch wir wollten diese Chance nutzen und ihm beweisen, dass wir in der Lage waren, damit umzugehen und dennoch konzentriert zu bleiben. Auch wenn es schwierig war, eine Beziehung mit einem Kollegen zu führen, so konnten wir trotzdem Zeit miteinander verbringen, die uns auf Grund unseres langen Arbeitstages in verschiedenen Teams nicht geblieben wäre.

Unsere Beziehung wurde jedoch komplett durcheinander gebracht, als Gibbs nach einem schweren Unfall überraschend seinen Job kündigte und Tony seinen Posten übergab. Die darauf folgenden Veränderungen waren für unsere Liebe eine harte Prüfung, denn mein Freund nahm seine neue Aufgabe als Teamleiter sehr ernst, und ich hatte das Gefühl, dass wir uns von einander entfernten. Die Zukunft unseres Team lag von nun an allein in seinen Händen, er musste von heute auf morgen unseren Boss ersetzen und uns zusammenhalten. Ich konnte in den nächsten Wochen seine Anspannung spüren und auch verstehen, aber sein betont professionelles Verhalten mir gegenüber war sehr schmerzhaft für mich. Auch ohne dass er es mir sagte, wusste ich, dass er Angst hatte, Angst zu versagen und seinen neuen Anforderungen nicht gerecht zu werden. Deshalb wollte ich ihm so gern helfen, diese schwierige Zeit zu überstehen und sich in die neue Situation hinein zu finden, doch er ließ mich nicht mehr an sich heran, ging immer mehr auf Abstand zu mir und schien sich regelrecht in seiner Arbeit zu vergraben. Ich war mir dessen bewusst, dass ihm unwohl dabei war, mit einer Agentin des Teams, das er gerade übernommen hatte, zusammen zu sein. Trotzdem verletzte mich seine abweisende Haltung mir gegenüber immer mehr, und es schien nichts zu geben, was ich dagegen hätte tun können.
Sogar Abby, die als Einzige von Anfang an von meinen Gefühlen für Tony und von unserer Beziehung wusste, konnte mir keinen Rat geben. Alle Versuche, wieder an ihn heran zu kommen, hatte er sofort abgeblockt, und ich begann, mich sogar in seiner Gegenwart allein zu fühlen. Obwohl ich in seinem Blick erkennen konnte, dass auch er meine Nähe vermisste, begann ich, über die Bitte um eine Versetzung nachzudenken, und nahm mir vor, an diesem Wochenende eine Entscheidung zu treffen. Doch als ich an jenem Freitagabend meine Wohnung betrat, erwartete mich eine Überraschung, die mich vollkommen aus der Bahn warf. Ich ließ meinen Blick durch mein gemütliches Wohnzimmer schweifen, in dem rote Rosen verteilt und Unmengen von Kerzen angezündet waren. Nach einem kurzen Moment der Verwunderung sah ich Tony in einem edlen schwarzen Anzug, mit zwei gefüllten Champagnergläsern in der Hand aus der Küche treten. Mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen stellte er die beiden Kelche auf den kleinen Holztisch und blieb dann vor mir stehen. Für einige Sekunden sah er mir schweigend in die Augen, und ich bekam das Gefühl, in den seinen zu versinken, ein Gefühl, das ich schon so lange nicht mehr gespürt und beinahe vergessen hatte. Als er dann mit seiner warmen Stimme zu sprechen begann, breiteten sich in meinem Inneren unzählige Schmetterlinge aus, als wäre ich ein frisch verliebter Teenager. Bei seinem darauf folgenden Liebesgeständnis liefen stumme Tränen meine Wangen hinunter, während sich ein glückliches Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. Schließlich zog er eine kleine Schatulle mit einem wunderschönen Ring aus seiner Hosentasche, kniete vor mir nieder und bat mich, ihn zu heiraten. Nur mit Mühe konnte ich nach einer kleinen Ewigkeit ein 'Ja.' hauchen und ließ mir den Ring anstecken, dann fiel ich ihm stürmisch um den Hals und küsste ihn. All meine Zweifel und Ängste waren in diesen wenigen Minuten ein für alle Mal verschwunden, und ich hatte erkannt, wie sehr ich diesen Mann liebte und dass ich nicht mehr ohne ihn leben wollte.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hallo Ihr Lieben!

Es geht mit einem neuen Kapitel weiter.
Ich würde mich wirklich mal wieder über ein wenig Zuspruch freuen. :(
Ansonsten wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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10. Januar 2008 - Washington D.C., USA
Schneeflocken fallen lautlos und sanft vom Himmel, glitzern leicht in den Strahlen der untergehenden Wintersonne und finden schließlich ihren Weg zu Boden, wo sie das weitläufige Gelände mit einer rötlich schimmernden Schicht verdecken. Alles unter sich begrabend, wird die weiße Decke nur von wenigen Fußspuren einer einzelnen Person unterbrochen. Winzige Eiskristalle lassen sich lautlos auf dem schwarzen Mantel der jungen Frau nieder, kleine Wolken ihres warmen Atems steigen in der kalten Luft nach oben. Das leise Knirschen des Schnees unter ihren Schuhsohlen durchbricht die Stille des klaren Winterabends und verstummt schließlich, als sie ihre zögerlichen Schritte inne halten lässt. Bewegungslos starrt sie auf den weißen Stein aus Marmor und lässt ihre müden Augen über die glänzenden Metallbuchstaben gleiten, nachdem sie diese sanft von den weißen Flocken befreit hat. Langsam geht sie in die Knie, ohne sich darum zu kümmern, dass der Schnee kalt und nass durch ihre Hose dringt.
Die unzähligen schmerzhaften Erinnerungen, vor denen sie sich fürchtete, kehren beim Anblick des Grabes schlagartig zurück. Unbewusst krampfen sich ihre Finger noch enger um die beiden Rosen in ihrer Hand und lassen die Dornen sich tief in ihre Haut bohren. Auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass ihr Ehemann bei diesem schrecklichen Anschlag ums Leben gekommen war, und obwohl Wut und Trauer nachgelassen haben, fühlt sie noch immer diesen Schmerz tief in ihrem Herzen. So stark und selbstbewusst sie bei ihrer Rückkehr auch war, so unsicher und verwirrt fühlt sie sich jetzt. Hat sie tatsächlich einen neuen Sinn in ihrem Dasein gefunden? Ein neues Ziel in dem Leben, von dem dachte, es hätte gemeinsam mit seinem geendet, wäre mit ihm begraben worden? Vor Fremden spielt sie die Starke, die ihre Trauer überwunden hat, doch keiner von ihnen weiß, wie es in ihrem Inneren aussieht. Niemand ahnt, wie sehr sie sich im letzten Jahr nach ihm sehnte, hoffte, all die Geschehnisse wären ein böser Traum gewesen, und er würde wieder neben ihr liegen, sobald sie die Augen öffnete.

Nachdem sie minutenlang schweigend auf den weißen Grabstein gestarrt hat, schließt sie die Augen und versucht für einen Moment, alle Gedanken und Gefühle aus ihrem Kopf zu verbannen. Das erste Mal seit langer Zeit findet sie an diesem Ort, in seiner Nähe, wirklich die Ruhe und den Frieden, die sie so dringend braucht. Plötzlich fällt es ihr unglaublich leicht, über ihre Ängste zu sprechen, und die Worte sprudeln aus ihrem Mund: „Erst jetzt, da ich wieder hier bin, wird mir klar, wie sehr du mir gefehlt hast und wie sehr ich es vermisst habe, hierher zu kommen. Nur in deiner Nähe zu sein und mit dir sprechen zu können, gibt mir Kraft. Vielleicht hat der Abstand zu all dem mir doch geholfen. Ich habe aufgehört zu kämpfen und bin trotzdem nicht in dieses tiefe schwarze Loch gefallen. Ich denke nach wie vor in jeder einzelnen Sekunde des Tages an dich, aber ich habe deinen Tod endlich akzeptiert. So lange hoffte ich, es ungeschehen machen zu können. Ich kann es nicht. Zuerst war ich einfach nur wütend auf dich, dass du mich, dass du uns einfach im Stich gelassen hast. Doch irgendwann habe ich mir die Schuld an allem gegeben. Ich weiß nicht, ob es nun Schicksal war, aber mir ist klar geworden, dass ich es nicht hätte verhindern können. Weder hätte ich dich davon abhalten können, dein Leben für unschuldige Menschen zu riskieren, noch hätte ich unser Baby retten können.“
Unter den geschlossenen Lidern treten einzelne Tränen hervor, die an den langen braunen Wimpern hängen bleiben und leicht im Sonnenlicht glitzern, ehe sie über die blassen Wangen rinnen, auf die weiße Schneedecke tropfen und ein Loch hinein schmelzen. Ihre eisigen Finger streichen über ihr Gesicht, um die zurückgelassenen Spuren zu trocknen, und nach einem letzten leisen Schluchzen fährt sie fort: „Director Shepard hat mir deinen Posten als Teamleiterin angeboten. Vermutlich wusstest du das schon, denn du hast mich schließlich vorgeschlagen. Ich kann es noch immer nicht fassen. Du warst dir wohl sicher, dass ich das schaffen würde. Ich glaube, du hattest mehr Vertrauen in mich, als ich es zur Zeit selbst habe.“ Ein unsicheres und zugleich trauriges Lachen verlässt ihre Kehle, bevor sie ihre Augen wieder öffnet und sich erhebt. Langsam dreht sie sich um, geht einige Schritte und lässt sich auf der Bank unter der schneebedeckten Eiche nieder.

Eine halbe Stunde sitzt Kate reglos da und starrt in die Ferne, ohne die einsetzende Dunkelheit oder die winterlichen Temperaturen zu registrieren. Irgendwann reißt sie sich jedoch aus ihrer Bewegungslosigkeit los und realisiert das Zittern ihres Körpers, in dem sich die Kälte des anbrechenden Abends ausbreitet. Vorsichtig streckt sie ihre steifen Glieder und erhebt sich schließlich langsam von der Bank, um noch einmal zum Grab hinüber zu gehen. Der Besuch bei ihm hat ihr wirklich dabei geholfen, ihre Gedanken zu ordnen, und sie erklärt: „Vielleicht sollte ich das Angebot wirklich annehmen. Ich kann nicht länger davor weg laufen, und ich brauche endlich ein neues Ziel in meinem Leben. Lange Zeit hatte ich mir eingeredet, dies in Paraguay zu finden, aber das war nur Einbildung. Ich habe mich in meine Rachegedanken hineingesteigert und gehofft, ich würde alles andere vergessen. Auch wenn das die erste Zeit funktioniert hat, sind dennoch die Erinnerungen irgendwann zurückgekehrt.“ Nach diesen Worten verfällt sie in Schweigen, denkt erneut über das letzte Jahr und ihre derzeitige Situation nach. Es scheint, als hätte sie sich die Dinge endlich von der Seele reden können, die sie so lange schon belasten.
Die Anspannung in ihrem Körper hat sich mittlerweile gelegt, so dass sie nun die Augen schließt, ihren Kopf nach hinten lehnt und dem sanften Rieseln der Schneeflocken lauscht. An diesem Ort findet sie genau die Ruhe nach der sie noch vor wenigen Stunden so verzweifelt gesucht hatte. Schon immer schaffte es Tony, sie in jeder nur erdenklichen Lage zu beruhigen, ihr Sicherheit zu vermitteln, und dies gelingt ihm auch jetzt noch. Denn obwohl sein Körper nicht mehr in ihrer Nähe ist, fühlt sie doch seine Anwesenheit, die Gegenwart seiner Seele. Noch einmal atmet sie tief durch, nimmt die eisige Winterluft in sich auf, ehe sie wieder vor dem Grabstein in die Hocke geht und erklärt: „Auch wenn ich meine Familie verloren habe, muss ich weiterleben. Außerdem kann ich unser Team nicht im Stich lassen, oder das was davon noch übrig ist. McGee hat Recht, ich darf nicht zulassen, dass irgendein karrieregeiler Agent unsere Arbeit kritisiert.“ Die Stimme der jungen Frau ist mittlerweile fest und bestimmt, denn sie scheint neuen Lebensmut gefunden zu haben. Ein letztes Mal haucht sie einen Kuss auf ihre Finger und streicht vorsichtig über den Grabstein, ehe sie sich verabschiedet: „Ich werde jetzt gehen, Tony. Ich verspreche, dass ich dich ab sofort wieder regelmäßig besuchen werde. Ich liebe Dich.“ Erneut durchbricht das Geräusch des knirschenden Schnees unter ihren nun wieder sicheren und bestimmten Schritten die Stille dieses Winterabends, bevor dieses langsam leiser wird und schließlich ganz verstummt. Nur eine weiße und eine rote Rose, zurückgelassen auf der weißen Schneedecke, erinnern an den einsamen Besuch von Caitlin DiNozzo an der letzten Ruhestätte ihres Ehemannes.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hallo Ihr alle!

Sind denn hier nur noch Schwarzleser unterwegs?
Das ist ja wirklich deprimierend.
Naja, hier kommt das nächste Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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11. Januar 2008 - Washington D.C., USA

Eine einzige Begegnung hatte mein Leben völlig auf den Kopf gestellt, ohne dass ich es merkte, denn erst viel später wurde mir klar, wie viel dieser Mann für mich verändert hatte. Als wäre ein toter Petty Officer an Bord der Air Force One nicht schon schlimm genug, lief mir nur wenig später der größte Macho, den die Welt je gesehen hatte, über den Weg. Bereits bei unserer ersten Begegnung zogen mich seine unwahrscheinlich grünen Augen in ihren Bann, aus dem mich jedoch einer seiner Sprüche sofort wieder befreite. Wenn mir zu diesem Zeitpunkt jemand erzählt hätte, dass dieser italienische Aufreißer mir innerhalb der nächsten zwei Jahre mein Herz stehlen würde, ich hätte ihn für vollkommen verrückt erklärt. Doch so abwegig es auch ist, genauso war es passiert, dieser Mensch wurde zum wichtigsten Bestandteil meines Lebens.
In dieser ersten Zeit unserer Zusammenarbeit hatte er es jedoch oft genug geschafft, mich an den Rande des Wahnsinns zu treiben, sei es durch seine sexistischen Sprüche, seine neugierigen Fragen oder auch seine ewige Schnüffelei in meinen privaten Sachen, ganz zu schweigen von den endlosen Erzählungen über seine scheinbar unerschöpflichen Filmkenntnisse oder die ebenso unendlichen Frauenbekanntschaften. Doch irgendwann hatte ich die Chance, den wahren Anthony DiNozzo kennenzulernen, der sich nur zu gern hinter der Fassade des vorlauten Frauenhelden versteckte, aber tief in seinem Inneren ein unglaublich liebenswerter und einfühlsamer Mann war. Man musste ihn nur dazu bewegen, einmal seine Maske fallen zu lassen, die er um jeden Preis aufrecht zu erhalten suchte, um einen Blick dahinter und auf die zerbrechliche Seele werfen zu können.
Später hatte er mir einmal erzählt, dass seine nach außen so behütet wirkende Kindheit alles andere als die heile Welt für ihn war. Schon als kleiner Junge musste er den Verlust seiner Mutter verkraften, die bei einem Autounfall ums Leben kam, als er gerade fünf Jahre alt war. Doch während andere Familien nach einer solchen Tragödie noch stärker zusammen wuchsen, hatte sich sein Vater in der Arbeit vergraben und immer öfter dem Alkohol hingegeben. Ab diesem Zeitpunkt gab es niemanden mehr in seinem Leben, der für ihn da war oder ihm die Liebe gab, die er gebraucht hätte. Viel zu schnell musste er daraufhin erwachsen werden, ohne nocheinmal das Gefühl von Nähe und Wärme erleben zu dürfen.
In dem Moment, als ich in sein Leben getreten war, begann die Mauer, die er zu seinem eigenen Schutz um sich herum aufgebaut hatte, jedoch zu bröckeln, ohne dass er dies je zugegeben hätte. Aber schließlich wurde er zu meinem Fels in der Brandung, meiner starken Schulter zum Anlehnen und meinen Halt in schwierigen Zeiten, er war einfach immer da. In seiner Gegenwart fühlte ich mich stets beschützt und geborgen, ich wollte ewig neben ihm sitzen, seine Nähe fühlen und einfach nur mit ihm schweigen. So unglaublich es auch scheint, wenn man über Anthony DiNozzo spricht, doch erst durch ihn habe ich erfahren, was wahre, unendliche Liebe ist. In der kurzen Zeit, die ich ihn nur kannte, zeigte er mir, wie sehr dieses Gefühl einen Menschen verändern, ihn dazu bringen kann, endlich seine Maske aus Coolness und dummen Sprüchen fallen zu lassen und er selbst zu sein.
Deshalb war sein Verlust für mich kaum zu ertragen und tut in meinem Herzen nach wie vor weh, doch ich weiß, dass der Schmerz, auch wenn ich ihn ewig spüren werde, irgendwann nachlassen wird. Ich sehe noch so oft sein Gesicht vor mir, sein Lächeln, seine Augen, manchmal glaube ich, seine Stimme zu hören, und dann weiß ich, dass er weiterhin bei mir sein wird, obwohl ich ihn nicht mehr sehe und fühle. Trotz allem bin ich unendlich dankbar, dass dieser Mann, wenn auch nur für kurze Zeit, in meinem Leben war, dass er mich geliebt hat und ich ihn noch immer lieben darf.

Ich glaube, noch immer Tonys Worte während unserer Hochzeit hören zu können, mit denen er mir versicherte, wie sehr er mich liebte und dass er mich nie wieder allein lassen würde. Seine Augen strahlten mir in diesem Moment aufgeregt entgegen, und seine Lippen zierte ein unendlich glückliches Lächeln. In mir breitete sich ein unbeschreibliches Glücksgefühl aus und durchströmte meinen gesamten Körper, als er mir den Ehering über den Finger schob und mich dann zärtlich küsste. Dieser sanfte Kuss vor unseren Freunden war wie ein Versprechen, dass wir beide bis in alle Ewigkeit zu einander gehören würden.
Er hatte unsere gemeinsame Zukunft geplant, ein Haus für uns und unsere Familie gekauft, unser gemeinsames Leben konnte endlich beginnen. Wir hatten einander gefunden und festgehalten, doch viel zu schnell hatten wir uns wieder verloren, wurden brutal auseinander gerissen. Wir wollten unser restliches Leben miteinander verbringen, unsere Zukunft genießen, die so weit erschien und doch am Ende so unendlich klein war. Die Familie, die wir beide uns gewünscht hatten, war so greifbar gewesen, bevor der Traum zerplatzt war wie eine Seifenblase.
Seit ich wieder in Washington bin, habe ich jede Menge Zeit, um nachzudenken, viel zu viel davon, Zeit, die Tony und ich nicht hatten. Nicht einmal sechs Monate waren uns gemeinsam als Ehepaar geblieben, und doch war es die schönste Zeit in meinem Leben. Aber hier und jetzt scheint das alles so unendlich weit entfernt, als wäre es ein vollkommen anderes Leben gewesen. Einmal mehr wird mir klar, dass wir unser Leben wie im Zeitraffer verbracht haben, ein seltsamer Vergleich, doch meinem filmfanatischen Ehemann hätte er sicher gefallen. Wir hatten uns versprochen, einander zu lieben, bis dass der Tod uns scheidet, doch dieser Moment hatte daran nichts geändert, denn ich werde ihn noch weit darüber hinaus lieben.
Doch jetzt endlich, ein ganzes Jahr nach Tonys Tod, habe ich die Hoffnung gefasst, dass ich mein Leben allein weiter führen kann, ohne ihn, irgendwie. Ich habe einen neuen Weg gefunden, den ich nun einschlage, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wohin er mich führen wird. Die Trauer und den Schmerz werde ich immer tief in meinem Herzen spüren, aber jetzt bin ich mir fast sicher, dass ich nicht noch einmal daran zerbrechen werde. Er war die Liebe meines Lebens, und ich liebe ihn noch immer über alles, genauso wie ich unsere Tochter noch immer liebe und es auch immer tun werde. Trotzdem ist es Zeit, endlich wieder nach vorn zu blicken und weiter zu gehen, denn ich bin nicht mehr allein, ab sofort werde ich wieder ein Team um mich haben. Vielleicht ist es nicht das gleiche wie damals, denn wichtige Menschen fehlen, aber ich weiß, dass wir irgendwann zu einer Einheit werden.
Lange genug bin ich vor allem geflohen, vor meinen Gefühlen, vor denen, die mir helfen wollten und habe mich in meinem Rachefeldzug verloren. Wohin hatte mich das Ganze gebracht? Keinen einzigen Schritt bin ich voran gekommen, bin nur noch tiefer in meiner Einsamkeit versunken, doch das will ich nicht mehr. Ich werde niemals aufgeben, solange ich die Mörder meines Mannes nicht gefunden habe, aber genauso werde ich wieder ein Leben führen, das diese Bezeichnung verdient, auch wenn ich im Moment nicht weiß wie.
Noch immer herrscht diese unendliche Leere in meinem Inneren, so viele Tränen habe ich um ihn geweint, bis keine einzige mehr aus meinen Augen rinnen wollte, einfach keine mehr da war. Doch ich werde darum kämpfen, denn ich weiß, dass Tony gewollt hätte, dass ich ohne ihn weiter lebe, und auch wenn dieser Weg lang und steinig wird, weiß ich, dass ich es schaffen werde.
 
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AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

So Ihr Lieben!

Auch hier geht es schon wieder weiter.
Diesaml gibts ein etwas längeres Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen und FB nicht vergessen!!!

LG Claudia


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15. Januar 2008 - Washington D.C., USA
„Guten Morgen, Officer David“, begrüßt Kate am Montagmorgen ihre neue Kollegin, als diese aus dem Fahrstuhl tritt und sich zu ihrem Schreibtisch begibt. „Guten Morgen, Agent DiNozzo“, antwortet die Angesprochene mit einem kurzen Nicken und lässt sich geschafft auf ihrem Stuhl nieder. „Ich hoffe, Sie haben sich schon ein wenig eingelebt?“, fragt die neue Chefermittlerin weiter und mustert die junge Frau, die seufzend erwidert: „Das kann ich wirklich nicht behaupten. Das Appartement, das man mir zugeteilt hat, ist die reinste..., wie sagt man, Brechbude?“ „Sie meinen Bruchbude“, verbessert Caitlin schmunzelnd, woraufhin Ziva nickend fortfährt: „Ja genau, eine Bruchbude. Die Heizung funktioniert auch nicht richtig. Das ganze Wochenende habe ich nach einer vernünftigen Wohnung gesucht. Erfolglos.“ Bei diesen Worten fährt sie sich genervt durch die dunklen Locken, die ihr dennoch widerspenstig in die Stirn fallen und lehnt sich dann erschöpft zurück. Obwohl ihr Körper schon immer gut mit wenig Schlaf zurecht kam, waren die letzten Tage doch ziemlich anstrengend und zehrten an ihren Kräften.
„Sie können doch einfach bei mir wohnen. Mein Haus ist groß genug, und ein Gästezimmer habe ich auch.“ Die Israelin sieht die Teamleiterin für einen Moment überrascht an und erklärt dann: „Das ist sehr freundlich, aber ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände machen. Ich werde schon etwas finden.“ „Das kommt überhaupt nicht in Frage. Das Haus ist für mich allein sowieso viel zu groß. Außerdem ist es viel zu leer, und ich bin froh, wenn ich etwas Gesellschaft habe. Also, keine Widerrede.“ Noch immer ist sie sich unsicher, ob sie den Vorschlag ihrer Vorgesetzten annehmen soll, doch diese Gelegenheit, in ihrer Nähe zu sein, kann sie sich einfach nicht entgehen lassen. „Toda. Vielen Dank, Agent DiNozzo“, erklärt die junge Frau deshalb ein wenig erleichtert. „Das ist wirklich kein Problem. Und bitte, nenn mich doch Kate. Schließlich bist du ab jetzt so etwas wie meine Mitbewohnerin“, erwidert ihr Gegenüber lachend, und Ziva nickt zustimmend.
Ein leises 'Pling' lässt die Beiden kurz darauf aufsehen, als sich die Aufzugtüren erneut öffnen und das dritte Teammitglied das Büro betritt: „Guten Morgen.“ „Guten Morgen, Tim“, antwortet die Chefermittlerin freundlich und fügt hinzu: „Darf ich dir deine neue Kollegin vorstellen? Das ist Officer Ziva David. Sie ist unsere Verbindungsagentin vom Mossad. Ziva, das ist Special Agent Timothy McGee.“ Die Israelin steht eilig auf, geht auf den jungen Mann zu und streckt ihm die Hand entgegen, die er ein wenig verunsichert ergreift. „Freut mich“, erklärt sie daraufhin, doch er nickt nur wortlos und mustert sein Gegenüber verhalten, um sich ein Bild von ihr zu machen. Während noch darüber nachdenkt, was er von der jungen Frau halten soll, reißt ihn jedoch bereits die Stimme seiner Vorgesetzten aus seinen Überlegungen, die erklärt: „Nehmt gleich eure Sachen! Unser erster Fall wartet bereits.“

Der restliche Tag vergeht wie im Flug, und Kate ist zufrieden mit ihrer neuen Kollegin, obwohl Ziva in Sachen Ermittlungsarbeit noch einiges zu lernen hat. Vor allem ihr aufbrausendes Temperament erinnert immer wieder an ihre Herkunft und Ausbildung, doch die Chefermittlerin ist sich sicher, dass sich die junge Frau schnell eingewöhnen wird. Auch McGee scheint sich gut mit ihr zu verstehen, nachdem sich die erste Unsicherheit ihr gegenüber gelegt hat. Vermutlich wird es nicht von heute auf morgen gelingen, doch die drei Agenten, so verschieden sie auch sind, werden sich ohne Zweifel zu einem hervorragenden Team zusammenwachsen, schließlich sind es die unterschiedlichen Charaktere und Fähigkeiten, die dessen Stärke ausmachen.
Die Chefermittlerin hatte die vergangenen Tage dazu genutzt, die Akte der Israelin ausgiebig zu studieren und war von ihren Leistungen beeindruckt. Hatte sie im ersten Moment, als die Direktorin ihr die Job anbot, kaum etwas anderes wahrgenommen als ihre Gedanken, die chaotisch durch ihren Kopf wirbelten, hatte sie schließlich das Bedürfnis ihre neue Agentin kennenzulernen. Zugegeben, anfangs war sie ziemlich skeptisch, dass sich die Mossad-Offizierin gut in das Team einfügen wird, schließlich war diese eher zur Einzelkämpferin ausgebildet worden, die wenig Erfahrung mit Ermittlungsarbeit hatte. Doch Caitlin erinnerte sich nur zu gut an ihre eigenen Anfänge beim NCIS zurück, die für die ehemalige Secret Service Agentin eine große Umstellung bedeutet hatten. Genau wie Gibbs, der damals ihr Potenzial gesehen hatte, war sie nun bereit, Ziva die Chance zu geben, sich als Agentin des NCIS zu beweisen, und sie war sich sicher, dass sie mit dieser Einschätzung richtig lag.

Erneut lässt sie ihren Blick zu den Schreibtischen ihrer Kollegen schweifen, die sich in ihre Akten vertieft haben und genießt für einen Moment die Ruhe des Großraumbüros an diesem Abend. Schließlich schaltet sie mit einem Griff die Lampe an ihrem Arbeitsplatz aus und erklärt bestimmt: „Es ist spät. Macht Schluss für heute!“ Schmunzelnd beobachtet Kate, wie die beiden Agenten eilig ihre Computer herunterfahren und dann nach ihren Rucksäcken greifen, um wenig später im Fahrstuhl zu verschwinden. Dieses Ritual erinnert sie an die Vergangenheit, auch wenn sie damals stets auf der anderen Seite gestanden und ungeduldig auf das Zeichen zum Feierabend gewartet hatte.
Doch alles in allem war der vergangene Tag ein positiver Einstieg in ihren neuen Posten als Teamleiterin, und sie hat keinen Grund, ihre Entscheidung zu bereuen. Trotzdem ist sie sich darüber im Klaren, dass noch ein weiter Weg vor ihr liegt, bis sie auch nur annähernd die Erfahrung eines Leroy Jethro Gibbs haben wird. Es ist eine große Verantwortung, die nun auf ihren Schultern ruht und die es ab sofort für sie zu bewältigen gilt. Langsam wird ihr bewusst, wie Tony sich damals gefühlt haben musste, als er unerwartet diese Aufgabe übertragen bekam. Und trotz aller Schwierigkeiten hatte er sie mit Bravour gelöst, und genau das wird sie auch tun, das hat sie sich fest vorgenommen, denn sie wird nicht aufgeben. Es war ihr verdammt schwer gefallen, sich an den Schreibtisch zu setzen, der für sie wohl immer ihrem Ehemann gehören wird, doch wenn sie für einen Moment die Augen schließt, scheint es ihr, als würde sie hier noch immer seine Stärke umgeben, die ihr die Kraft für ihren neuen Job verleiht.

Am Abend nach ihrem ersten Arbeitstag fährt Caitlin wie immer auf den Friedhof, um das Grab ihres Mannes zu besuchen. So schwer es ihr in der Vergangenheit gefallen war, diesen Weg zu gehen, so stark zieht es sie nun, seit sie aus Paraguay zurückgekehrt ist, zu ihm. Es tut ihr einfach gut, in seiner Nähe sein zu können und ihm von den Geschehnissen des vergangenen Tages zu erzählen. Endlich, nach so langer Zeit, hat sie es geschafft, wieder vor dem weißen Stein stehen zu können, ohne in Tränen auszubrechen oder das Gefühl zu haben, vollkommen am Ende mit ihrer Kraft zu sein. Sie spürt die Anwesenheit seines Geistes, es scheint ihr, als würde er ihr zuhören, und in manchen Augenblicken hat sie sogar das Gefühl, eine Antwort wahrnehmen zu können. Genau dies hat sie in den letzten Monaten so vermisst, denn dieses Ritual hat etwas beruhigendes für sie und gibt ihr die Kraft für jeden neuen Tag. So unrealistisch es auch ist, scheint dieser Ort, sie ihm näher zu bringen und ihr dabei zu helfen, weiterhin einen Schritt nach dem anderen zurück in die Normalität zu machen.
Obwohl es noch nicht lange her war, dass sie sich dazu entschlossen hatte, das Angebot der Direktorin anzunehmen, geht es ihr so gut wie lange nicht, und sie ist zuversichtlich, dass sie es nun schaffen würde, neu zu beginnen. Endlich scheint es, als könnte sie die Vergangenheit, auch wenn sie noch immer schmerzt, akzeptieren und einen neuen Abschnitt in ihrem Leben beginnen. Ein wenig stolz ist die junge Frau auf sich, und als sie schließlich den Friedhof verlässt, fühlt sie sich doch das erste Mal seit über einem Jahr befreit.

„Sehr gut, Officer David“, ertönt die Stimme von Leroy Jethro Gibbs durch das Telefon, der erklärt: „Da sie nun bei Kate wohnen, können Sie rund um die Uhr für ihren Schutz sorgen. Versuchen Sie, ihr Vertrauen zu gewinnen. Vielleicht erfahren Sie Einzelheiten über ihre Ermittlungen in Paraguay. Dieses Wissen wäre sehr wichtig für uns, um sie besser schützen zu können.“ Die junge Frau am anderen Ende der Leitung fährt sich seufzend durch ihre dunklen Haare und erwidert: „Ich habe jahrelange Erfahrung in meinem Job. Sie können sich also darauf verlassen, dass ich alles tun werde, um meinen Auftrag auszuführen.“ „Das weiß ich. Genau aus diesem Grund habe ich Sie für diesen Job ausgesucht. Und genau deshalb sind Sie jetzt in Washington.“ Nach diesen Worten ist das Gespräch abrupt beendet, so dass die Israelin aus dem Auto steigt, um zu ihrem neuen Heim zu gehen.
Caitlin hatte ihr im Büro einen eigenen Schlüssel gegeben, und so öffnet sie jetzt neugierig die Tür des großen modernen Hauses. Ihren Koffer, den sie zuvor noch aus ihrer alten Wohnung geholt hat, in der Hand betritt sie den Flur und schaltet das Licht an. Einen Moment wundert sie sich, dass ihre Kollegin noch nicht da ist, als sie ein Motorengeräusch und kurz darauf das Schlagen einer Autotür vernimmt. Wenig später kommt auch Kate herein und nimmt die junge Frau mit nach oben, um ihr das Gästezimmer zu zeigen.
Nachdem Ziva ihre wenigen Sachen ausgepackt und im Schrank verstaut hat, geht sie wieder nach unten ins Wohnzimmer. „Was hälst du davon, wenn ich als Dankeschön, weil ich bei dir wohnen kann, etwas koche?“, fragt sie ihre Gastgeberin, die lachend erwidert: „Normalerweise sehr viel, aber ich bin nicht zum Einkaufen gekommen. In meinem Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Wir sollten das verschieben und statt dessen Pizza bestellen.“ Zustimmend nickt die Israelin, woraufhin die junge Frau seufzend erklärt: „Eigentlich ernähre ich mich ziemlich gesund. Mein Mann hat wohl doch auf mich abgefärbt.“
Nach einer halben Stunde steht der Lieferant vor der Tür, und Minuten später haben es sich die beiden Frauen mit ihrem Essen auf dem Sofa gemütlich gemacht. „Was hast du eigentlich in Südamerika gemacht?“, durchbricht Ziva nach einer Weile das Schweigen, doch ihre Kollegin antwortet nur abweisend: „Nichts besonderes. Ich habe einige Auslandseinsätze für den NCIS durchgeführt.“ Die Israelin seufzt kaum hörbar, doch sie hatte auch nicht geglaubt, dass Kate ihr bereitwillig darüber Auskunft geben würde. Dennoch wird es wohl schwieriger werden, als erwartet, ihr Vertrauen zu gewinnen und etwas über ihre Nachforschungen in Paraguay herauszufinden. Leider ist es nicht gerade ihre Stärke, sich mit fremden Menschen anzufreunden, doch sie wird ihren Auftrag ausführen, schließlich hatte sie dies beim Mossad gelernt.
 
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