*PiperHalliwell
500er-Club
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses
So, es geht mit einem neuen Kapitel weiter.
Viel Spaß!
LG Claudia
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LG Claudia
15. Februar 2008 - Washington D.C., USA
Das Schloss klickt leise, als ich die Tür meines Hauses spät an diesem Tag aufschließe, um endlich meinen verdienten Feierabend zu genießen. Nach dem Abschluss eines langwierigen Falls hatte ich mein Team früh aus dem Büro entlassen, und nach einem Besuch auf dem Friedhof, freue ich mich auf meine Couch. Gerade geht die Sonne am Horizont unter und taucht die Umgebung in ein warmes rötliches Licht, das durch das große Wohnzimmerfenster ins Innere fällt. Ich fühle mich einfach nur erschöpft und vollkommen kraftlos, als ich wie in Trance meine Sachen im Flur ablege und mich meiner Jacke und Schuhe entledige. In der Küche angekommen, stelle ich den Wasserkessel auf den Herd, um mir eine Tasse Tee zur Entspannung zu kochen. Langsam gehe ich zu meinem großen weißen Sofa, das in dem Licht beinahe orange schimmert, und lasse mich seufzend darauf nieder. Ich ziehe meine Knie dicht an meinen Körper heran, stütze mein Kinn darauf und schließe dann meine Augen, um alles um mich herum einfach auszublenden.
Langsam scheint sich mein Leben wieder einzupegeln, der Alltag verläuft so ruhig weiter, als wäre nie etwas geschehen, aber dieser Schein trügt. Ich kann genau sehen, wie sehr auch Tim noch immer unter dem Verlust leidet, doch ich habe nicht die Kraft auch noch für ihn stark zu sein. Tag für Tag gebe ich mir alle Mühe, meine Arbeit zu machen und das neue Team zusammen zu halten, doch manchmal fühle ich mich einfach überfordert. Als ich das Angebot der Direktorin annahm, erschien es so einfach, endlich mein normales Leben zurück zu bekommen, doch erst jetzt erkenne ich, welche Anstrengungen dies noch immer bedeutet. Ich versuche, stark zu sein, für mich, für meine Kollegen und irgendwie auch für Tony, aber genau dies zehrt an meinem Körper, der mittlerweile völlig ausgebrannt ist.
In diesen Momenten bricht der ganze Schmerz wieder hervor, die Trauer kehrt zurück an die Oberfläche und scheint mich zu überrollen. Die Minuten verstreichen, meine Umgebung verschwimmt immer mehr, ich höre weder das leise Ticken der Uhr noch das Pfeifen des Wasserkessels in der Küche. Mittlerweile rinnen stumme Tränen meine Wangen hinab, sie lassen sich nicht aufhalten, denn Tony ist nicht da, um sie wieder zu trocknen. Meine Arme schlingen sich noch enger um meinen Körper, ich versuche, die Kälte, die sich plötzlich in meinem Inneren ausbreitet, zu vertreiben. Doch je mehr ich mich bemühe, mich wieder zu beruhigen, desto schlimmer wird es, und die Bilder der Vergangenheit erscheinen erneut in meinem Kopf. Meine Gedanken wandern zurück zu der Zeit, die ich fern von meiner Heimat verbracht hatte und in der ich meine quälenden Erinnerungen weit von mir zu schieben suchte, doch sogar dort hatten sie mich eingeholt.
Mein neues Leben sollte an diesem Tag beginnen, doch in Wahrheit versuchte ich nur, vor meiner Vergangenheit wegzulaufen. Die schwüle Nacht lag tiefschwarz über Ciudad del Este, nicht die kleinste Brise strich durch die Palmen vor den großen Fenstern, um etwas Abkühlung zu verschaffen. Den klaren Himmel zierte keine einzige Wolke, und die schmale Mondsichel wurde von zahllosen funkelnden Sternen umringt, die sich in den dunklen Wellen des Meeres widerspiegelten. Noch immer flimmerte die Luft da draußen vor Hitze, während die Geräusche des Tages nahezu vollständig verstummt waren. Auch im Inneren des Gebäudes, in dem ich mich befand, breitete sich eine gespenstische Stille aus, die lediglich mein leiser Atem durchbrach. Das Großraumbüro um mich herum war vollkommen verlassen und ließ kaum erahnen, dass noch vor wenigen Stunden hier der hektische Büroalltag geherrscht hatte.
Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu, doch ich saß noch immer regungslos im Dunkeln und wartete, worauf konnte ich selbst nicht sagen. Das Einzige, was ich wusste, war die Tatsache, dass ich noch nicht nach Hause wollte, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Washington D.C. war nach wie vor meine Heimat und würde es auch bleiben, egal was passiert war oder wie weit ich davon lief. Alles an diesem Land war so anders, die Menschen, das Wetter, ich fühlte mich hier fremd und allein, sehnte mich fast noch mehr nach meinem alten Leben als zuvor. Doch es war mein eigener Wunsch gewesen, die Vereinigten Staaten für einige Zeit zu verlassen, um Abstand zu gewinnen und endlich vergessen zu können. Ich wünschte mir so sehr, dass dies alles so einfach wäre, aber die schrecklichen Erinnerungen ließen mich nicht mehr los. Sobald ich meine Augen schloss, befand ich mich wieder vor dem 'Army and Navy Country Club', spürte die Erschütterung der Druckwelle, roch den Rauch der Explosion und hörte die aufgeregten Stimmen der Menschen. Diese ganzen Eindrücke hatten sich so tief in meinen Kopf eingebrannt, dass es mir unmöglich war, sie wieder zu vertreiben. Früher hatte ich diese angenehme Stille genossen, die mich umgab, doch in diesem Moment verstärkte sie nur meine Einsamkeit.
Ich versuchte, die bedrückenden Gedanken zur Seite zu schieben, um mich wieder auf meine Arbeit konzentrieren zu können. In diesem Augenblick nahm ich mir vor, mich ab sofort in das Einzige zu vertiefen, das zur Zeit meinem Leben noch so etwas wie einen Sinn gab. Noch einmal atmete ich tief durch, um wieder in die Gegenwart zu gelangen, und als ich meine Augen öffnete, blinzelte ich in das diffuse Licht meiner Schreibtischlampe. Nachdem ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte, blickte ich in das Gesicht meines neuen Kollegen Pablo García, der mich freundlich und zugleich ein wenig besorgt anlächelte. Entgegen meiner Erwartungen versuchte er jedoch nicht, herauszufinden, was mich bedrückte, sondern dirigierte mich nur schweigend zu seinem Wagen, um mich in mein kleines Appartement zu fahren. Es tat mir gut zu wissen, dass es auch fern von meiner Heimat jemanden gab, der sich um mich sorgte, denn bereits am Nachmittag hatte ich festgestellt, dass der junge Agent sehr sympathisch wirkte.
Dieser Mann war der Einzige, mit dem ich während der folgenden Zeit gemeinsame Aufträge ausführte, was ich trotzdem so oft wie möglich vermied, um mich nur auf mich selbst konzentrieren zu müssen. Mit der Zeit wurden wir jedoch zu einem richtig guten Team, und es entwickelte sich so etwas wie Freundschaft zwischen uns. Nach einigen Monaten hatte ich ihm sogar von Tony und dem schrecklichen Anschlag, bei dem er ums Leben gekommen war, erzählt. Ich hatte ihm anvertraut, dass ich die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen wollte, und bei meiner Rückkehr nach D.C. versprach er mir, die Ohren offen zu halten. Es war ein winziger Strohhalm, an den ich mich klammern konnte und der mich schließlich dazu veranlasste, dem Befehl meiner Direktorin zu folgen, denn ich wusste, dass mir durch Pablo eine Verbindung nach Paraguay blieb, die mir vielleicht bei meinen Ermittlungen helfen konnte.
Die Tränenspuren auf meinem Gesicht beginnen, langsam zu trocknen, als ich mich endlich wieder aus meinen Erinnerungen befreie. Plötzlich verstummt das Pfeifen des Wasserkessels, und ich höre erneut das leise Ticken der Uhr, das bis zu diesem Moment übertönt wurde. Diese Geräusche verstärken den Eindruck, mein Kopf würde jeden Moment zerspringen, und ich massiere kurz erschöpft meine Schläfen. Zögernde Schritte schleichen aus der Küche über das Parkett, nähern sich, und nur Sekunden später setzt sich jemand neben mich. Ich spüre Zivas Anwesenheit, die unsicher ihre Hand auf meine Schulter legt und dann einfach schweigend neben mir verharrt. So sehr sehne ich mich nach der Nähe meines Ehemannes und nach seiner Stärke, denn nur er konnte mir in Situationen wie diesen die nötige Kraft geben, die ich im Moment dringend brauche. Kurz schließe ich die Augen, bevor ich beteuere, dass es mir gut geht, mich von ihr löse und schließlich nach oben eile, um in meinem Schlafzimmer zu verschwinden. Dennoch bin ich mir sicher, dass mich dieser Rückschlag auf meinem Weg zurück in mein altes Leben in Zukunft nur noch stärker um ein Stück Normalität kämpfen lässt.